„Bocholt“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|befasst sich mit der deutschen Stadt Bocholt(hinter Aachen) die zweitgrößte deutsche Stadt an der | WEST = [[Isselburg|Stadt Isselburg]]<br />([[Kreis Borken]])Das Klima des [[Niederrheinisches Tiefland|Niederrheinischen Tieflandes]] ist ein gemäßigtes mit deutlich maritimem Einfluss, sodass die Winter sehr mild und die Sommer mäßig warm ausfallen. Im langjährigen Mittel gibt es jährlich nur zwölf Schneedeckentage, rund 50 Frosttage und nur zehn Eistage (Dauerfrosttage). Es gibt außerdem rund 34 Sommertage (Tagesmaximum 25 °C oder mehr) und sechs bis sieben heiße Tage (30 °C oder mehr) im Mittel. Im langjährigen Mittel 1981 bis 2010 liegt die Lufttemperatur bei 10,5 °C und es fallen rund 812 mm Niederschlag.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bocholtwetter.de/die-wetterstation/ | titel=Die Wetterstation | zugriff=2015-01-13}}</ref> | |||
{{Dieser Artikel|befasst sich mit der deutschen Stadt Bocholt. Die gleichnamige Gemeinde in Belgien siehe unter [[Bocholt (Belgien)]].}} | |||
Stadt der der dichter Künstler und bärtigen arschlocher gillte abid April nelli | |||
{{Infobox Gemeinde in Deutschland | |||
|Art = Stadt | |||
|Wappen = DEU Bocholt COA.svg | |||
|Breitengrad = 51/50/12/N | |||
|Längengrad = 6/36/39/E | |||
|Lageplan = Bocholt in BOR.svg | |||
|Bundesland = Nordrhein-Westfalen | |||
|Regierungsbezirk = [[Regierungsbezirk Münster|Münster]] | |||
|Kreis = Borken | |||
|Höhe = 25 | |||
|Fläche = 119.40 | |||
|PLZ = 46361–46399 | |||
|Vorwahl = 02871 ''(außer Suderwick)'' 02874 ''(Suderwick)'' | |||
|Kfz = BOR, BOH | |||
|Gemeindeschlüssel = 05554008 | |||
|NUTS = DEA34 | |||
|LOCODE = DE BHT | |||
|Gliederung = 13 Stadtteile | |||
|Adresse = Berliner Platz 1<br />46395 Bocholt | |||
|Website = [http://www.bocholt.de/ www.bocholt.de] | |||
|Bürgermeister = [[Peter Nebelo]] | |||
|Partei = SPD | |||
}} | |||
Die '''Stadt Bocholt''' ([[niederdeutsch]]: ''Bokelt'') liegt im westlichen [[Münsterland]] im Nordwesten des Bundeslands [[Nordrhein-Westfalen]] und ist die [[Große kreisangehörige Stadt|mit Abstand größte Stadt]] des [[Kreis Borken|Kreises Borken]] im [[Regierungsbezirk Münster]]. | |||
Außerdem ist Bocholt (hinter Aachen) die zweitgrößte deutsche Stadt an der deutsch-niederländischen Grenze. | |||
== Geographie == | |||
=== Geographische Lage === | |||
Bocholt gehört politisch und kulturhistorisch zum westlichen [[Münsterland]], landschaftlich jedoch bereits zum [[Niederrheinisches Tiefland|Niederrheinischen Tiefland]]. Während der Westteil der Stadt mit einer Höhenlage zwischen 15 und 25 Metern über Normalnull dem Naturraum ''[[Alte Issel|Isselebene]]'' zugeordnet wird, gehört der Osten (Stadtteile Barlo, Stenern und Biemenhorst mit bis 48 m ü. NN) zum Naturraum ''Niederrheinische Sandplatten'' und markiert den fließenden landschaftlichen Übergang zum [[Westmünsterland]]. | |||
Die Stadtgrenze ist im [[Norden]] zugleich die Staatsgrenze zu den [[Niederlande]]n, im Südwesten zugleich die Grenze zum [[Kreis Wesel]] und somit auch die Grenze zum [[Regierungsbezirk Düsseldorf]]. Ebenso bildet sie die Grenze zwischen dem [[Landschaftsverband Westfalen-Lippe]], dem Bocholt über den Kreis Borken angehört, und dem [[Landschaftsverband Rheinland]]. Durch Bocholt fließt die [[Bocholter Aa]]. | |||
=== Ausdehnung des Stadtgebiets === | |||
Die Gesamtfläche des Stadtgebietes beträgt rund 119 Quadratkilometer, wovon 65,9 % landwirtschaftlich genutzt werden. 6,7 % sind Waldfläche, 1,8 % Wasserfläche, 2,1 % Erholungs- und Grünanlagen, 15,9 % Hof- und Gebäudeflächen, 6,9 % Straßen, Wege und Plätze und 0,8 % sonstige Flächen. | |||
=== Gliederung === | |||
[[Datei:DEU Amt Liedern-Werth COA.svg|miniatur|100px|Wappen des ''Amtes Liedern-Werth'' (1948–1975)<ref>[http://wiki-de.genealogy.net/Amt_Liedern-Werth_(Kreis_Borken) Artikel ''Amt Liedern-Werth (Kreis Borken) im Portal ''GenWiki''], abgerufen am 30. März 2013</ref> mit der ehemaligen [[Bockwindmühle]] von Spork als Symbol]] | |||
Bocholt ist laut Hauptsatzung in sieben Stadtbezirke unterteilt: Mitte, Nordost, Ost, Südost, Südwest, West, Nordwest.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bocholt.de/fileadmin/DAM/Fachbereich_10/Dokumente/Ortsrecht/bocholt_rathaus_ortsrecht_0101.pdf | titel=Ortsrecht der Stadt Bocholt | zugriff=2015-01-13}}</ref> | |||
Für statistische Zwecke unterteilt die Stadt Bocholt das Stadtgebiet in 32 Bezirke. Das Gebiet der Stadt Bocholt in den Grenzen von 1975 wird als „Bocholt alt“ bezeichnet. Darunter sind insgesamt zentrale 21 Bezirke zusammengefasst. Die weiteren 11 Bezirke, vormals Verwaltungsgebiet des ''Amtes Liedern-Werth'', sind in alphabetischer Reihenfolge [[Barlo]], Biemenhorst, Hemden, Holtwick, Lankern, Liedern, Lowick, [[Mussum]], Spork, [[Stenern]], [[Suderwick]].<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bocholt.de/intabox/medienarchive/fb11/11_statistische_bezirke_uebersichtsplan.pdf | titel=Übersichtsplan | zugriff=2015-01-13}}</ref> | |||
=== Nachbargemeinden === | |||
{{Nachbargemeinden | |||
| NORD = [[Aalten|Gemeinde Aalten]]<br />([[Provinz Gelderland]]) | |||
| NORDOST = [[Winterswijk|Gemeinde Winterswijk]]<br />([[Provinz Gelderland]]) | |||
| WEST = [[Isselburg|Stadt Isselburg]]<br />([[Kreis Borken]]) | |||
| OST = [[Rhede|Stadt Rhede]]<br />([[Kreis Borken]]) | |||
| SUED = [[Hamminkeln|Stadt Hamminkeln]]<br />([[Kreis Wesel]]) | |||
}} | |||
<br style="clear:both" /> | |||
=== Klima === | |||
[[Datei:Klimadiagramm Bocholt Stadt.png|mini|Klimadiagramm Bocholt Stadt]] | |||
Das Klima des [[Niederrheinisches Tiefland|Niederrheinischen Tieflandes]] ist ein gemäßigtes mit deutlich maritimem Einfluss, sodass die Winter sehr mild und die Sommer mäßig warm ausfallen. Im langjährigen Mittel gibt es jährlich nur zwölf Schneedeckentage, rund 50 Frosttage und nur zehn Eistage (Dauerfrosttage). Es gibt außerdem rund 34 Sommertage (Tagesmaximum 25 °C oder mehr) und sechs bis sieben heiße Tage (30 °C oder mehr) im Mittel. Im langjährigen Mittel 1981 bis 2010 liegt die Lufttemperatur bei 10,5 °C und es fallen rund 812 mm Niederschlag.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.bocholtwetter.de/die-wetterstation/ | titel=Die Wetterstation | zugriff=2015-01-13}}</ref> | |||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
=== Mittelalter === | === Mittelalter === | ||
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Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Bocholt zur [[Britische Besatzungszone|Britischen Besatzungszone]]. Die Militärverwaltung richtete in dem vormaligen Kriegsgefangenenlager ein [[DP-Lager]] ein, zur Unterbringung so genannter [[Displaced Person]]s. Die Mehrzahl von ihnen waren ehemalige [[Zwangsarbeit]]er aus [[Polen]], [[Estland]], [[Litauen]] und [[Jugoslawien]]. Da viele DPs eine [[Displaced Person#Repatriierung|Repatriierung]] in den kommunistischen Machtbereich ablehnten und eine Auswanderung nach Übersee anstrebten, existierte das DP-Lager Bocholt noch bis Anfang der 1950er Jahre und war damit eines der letzten Lager in Westfalen. Später ging die Verwaltung auf das NRW-Sozialministerium über. Im Folgenden wurden Flüchtlinge des Kalten Krieges untergebracht: 1956 Ungarn, später DDR-Flüchtlinge. | Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Bocholt zur [[Britische Besatzungszone|Britischen Besatzungszone]]. Die Militärverwaltung richtete in dem vormaligen Kriegsgefangenenlager ein [[DP-Lager]] ein, zur Unterbringung so genannter [[Displaced Person]]s. Die Mehrzahl von ihnen waren ehemalige [[Zwangsarbeit]]er aus [[Polen]], [[Estland]], [[Litauen]] und [[Jugoslawien]]. Da viele DPs eine [[Displaced Person#Repatriierung|Repatriierung]] in den kommunistischen Machtbereich ablehnten und eine Auswanderung nach Übersee anstrebten, existierte das DP-Lager Bocholt noch bis Anfang der 1950er Jahre und war damit eines der letzten Lager in Westfalen. Später ging die Verwaltung auf das NRW-Sozialministerium über. Im Folgenden wurden Flüchtlinge des Kalten Krieges untergebracht: 1956 Ungarn, später DDR-Flüchtlinge. | ||
Der Wiederaufbau in der Mitte des 20. Jahrhunderts gelang sehr rasch, was vornehmlich dem rasanten Wirtschaftsaufschwung der 1950er und 1960er Jahre zu verdanken war. Die Bocholter Textilindustrie konnte nur anfänglich an diesem | Der Wiederaufbau in der Mitte des 20. Jahrhunderts gelang sehr rasch, was vornehmlich dem rasanten Wirtschaftsaufschwung der 1950er und 1960er Jahre zu verdanken war. Die Bocholter Textilindustrie konnte nur anfänglich an diesem Aufschwungkokainmassaker. Im Zuge der [[Kommunale Neugliederung|kommunalen Neugliederung]] 1975 stieg die Einwohnerzahl durch Eingemeindung von zehn Umlandgemeinden von ca. 49.000 auf ca. 65.000; die Fläche wuchs von 18,4 km² auf 119,4 km².<ref>{{Literatur | Autor = Martin Bünermann, Heinz Köstering | Titel = Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen | Jahr = 1975 | Verlag = Deutscher Gemeindeverlag | Ort = Köln | ISBN = 3-555-30092-X }}</ref> Infolge dieser Erweiterung konnten der ''Industriepark Bocholt'' als weiträumiges Industriegebiet südwestlich der bebauten Stadtfläche im Stadtteil Mussum eingerichtet und das Krankenhaus aus dem Stadtkern ausgelagert werden. | ||
Trotz erfolgreichen Wiederaufbaus und wirtschaftlichen Ausbaus konnte die Stadt ihre zentrale Stellung im Umland nicht beibehalten. Die Bahnverbindungen wurden bei Ausbau des Straßenverkehrsnetzes in den 1960er und 1970er Jahren bis auf die [[Rheinschiene]]nanbindung nach [[Wesel]] stillgelegt, die Kreisfreiheit ging 1975 verloren, was u. a. das Aus des „BOH-Kennzeichens“ nach sich zog. Aufgrund einer Änderung der [[Fahrzeug-Zulassungsverordnung]] 2012 und einer Entscheidung des Kreistages vom 6. Dezember 2012 können [[Fahrzeughalter]] seit dem 1. Februar 2013 unabhängig von Ihrem Wohnort aber wieder das alte [[Liste der Kfz-Kennzeichen in Deutschland|BOH- oder ein BOR- oder AH-Kennzeichen]] auswählen. Mit der [[Privatisierung]] von [[Deutsche Bundesbahn|Bundesbahn]] und [[Deutsche Bundespost|Bundespost]] in den 1990er Jahren wurden Bahnhof und Postamt zurückgestuft, das Gewerbegericht wurde verlegt. Durch die Fertigstellung eines Justizzentrums für Arbeits- und Amtsgericht sowie Staatsanwaltschaft Ende 2006 konnte der drohende Abzug der Justizbehörden abgewendet werden. | Trotz erfolgreichen Wiederaufbaus und wirtschaftlichen Ausbaus konnte die Stadt ihre zentrale Stellung im Umland nicht beibehalten. Die Bahnverbindungen wurden bei Ausbau des Straßenverkehrsnetzes in den 1960er und 1970er Jahren bis auf die [[Rheinschiene]]nanbindung nach [[Wesel]] stillgelegt, die Kreisfreiheit ging 1975 verloren, was u. a. das Aus des „BOH-Kennzeichens“ nach sich zog. Aufgrund einer Änderung der [[Fahrzeug-Zulassungsverordnung]] 2012 und einer Entscheidung des Kreistages vom 6. Dezember 2012 können [[Fahrzeughalter]] seit dem 1. Februar 2013 unabhängig von Ihrem Wohnort aber wieder das alte [[Liste der Kfz-Kennzeichen in Deutschland|BOH- oder ein BOR- oder AH-Kennzeichen]] auswählen. Mit der [[Privatisierung]] von [[Deutsche Bundesbahn|Bundesbahn]] und [[Deutsche Bundespost|Bundespost]] in den 1990er Jahren wurden Bahnhof und Postamt zurückgestuft, das Gewerbegericht wurde verlegt. Durch die Fertigstellung eines Justizzentrums für Arbeits- und Amtsgericht sowie Staatsanwaltschaft Ende 2006 konnte der drohende Abzug der Justizbehörden abgewendet werden. | ||
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=== Ehrungen für die Stadt Bocholt === | === Ehrungen für die Stadt Bocholt === | ||
* 1972 Verleihung der [[Ehrenfahne]] durch den [[Europarat]] in Straßburg als Anerkennung für das europäische Engagement der Stadt Bocholt; Ehrenbezeichnung „Gemeinde Europas“. | * 1972 Verleihung der [[Ehrenfahne]] durch den [[Europarat]] in Straßburg als Anerkennung für das europäische Engagement der Stadt Bocholt; Ehrenbezeichnung „Gemeinde Europas“. | ||
* Florian calaj ist mein Nachname ich hab ein arschloch voller schlagsahne|BUND]]-Projektes „Umweltentlastung durch mehr Radverkehr“ verliehen. | |||
* 1991 Verleihung der [[Ehrenplakette]] durch den Europarat. | |||
* 1993 Verleihung des [[Europapreis]]es durch den Europarat. | |||
* 2004 und 2005 – Verleihung des Titels: „Virtuelles Rathaus Münsterland“ | |||
* 2005 Verleihung des „European Energy Award“ | |||
* 2005 – Gewinn des Titels „Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands“ unter 100.000 Einwohnern. Der Titel wird im Rahmen des vom Umweltbundesamt geförderten [[Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club|ADFC]]/[[Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland|BUND]]-Projektes „Umweltentlastung durch mehr Radverkehr“ verliehen. | |||
* 2006 Verleihung des Titels „Virtuelles Rathaus NRW 2006“ | * 2006 Verleihung des Titels „Virtuelles Rathaus NRW 2006“ | ||
* 2009 Klimakommune der Zukunft – Verleihung durch das Land NRW | * 2009 Klimakommune der Zukunft – Verleihung durch das Land NRW | ||
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¹ Volkszählungsergebnis | |||
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Version vom 20. März 2015, 13:49 Uhr
{{Dieser Artikel|befasst sich mit der deutschen Stadt Bocholt(hinter Aachen) die zweitgrößte deutsche Stadt an der | WEST = Stadt Isselburg
(Kreis Borken)Das Klima des Niederrheinischen Tieflandes ist ein gemäßigtes mit deutlich maritimem Einfluss, sodass die Winter sehr mild und die Sommer mäßig warm ausfallen. Im langjährigen Mittel gibt es jährlich nur zwölf Schneedeckentage, rund 50 Frosttage und nur zehn Eistage (Dauerfrosttage). Es gibt außerdem rund 34 Sommertage (Tagesmaximum 25 °C oder mehr) und sechs bis sieben heiße Tage (30 °C oder mehr) im Mittel. Im langjährigen Mittel 1981 bis 2010 liegt die Lufttemperatur bei 10,5 °C und es fallen rund 812 mm Niederschlag.[1]
Stadt der der dichter Künstler und bärtigen arschlocher gillte abid April nelli
Geschichte
Mittelalter
In den Annales regni Francorum aus dem 8. und 9. Jahrhundert wurde Bocholt als „Bohholz“ erstmals erwähnt.[2] Der Ort erhielt 1222 Stadtrechte nach Münsterschem Vorbild durch Dietrich III. von Isenberg, den Bischof von Münster.[3] Bocholt wird traditionell als „Buchenholz“ gedeutet. Auf diese Etymologie deuten die mittelalterlichen Stadtsiegel hin, die als sogenannte redende Siegel sämtlich einen Baum als Siegelbild zeigen, der auf dem Stadtsiegel von 1302 eindeutig als Buche zu identifizieren ist. Von Einheimischen wird die Stadt auf plattdeutsch „Bokelt“ genannt. Der Wahlspruch eingefleischter Bocholter lautet (auf Bocholter Plattdeutsch): „Nörgens bäter as in Bokelt“ (Nirgends besser als in Bocholt).
Im Mittelalter wuchs die Siedlung um eine Anfang des 9. Jahrhunderts gegründete „Urpfarre“ und einen bischöflichen Haupthof an einem Übergang über die Aa. Die Stadterhebung diente der Sicherung der fürstbischöflichen Macht im Westen des Bistums. Die Entwicklung der Stadt verlief gut, im 14. Jahrhundert musste das befestigte Stadtgebiet erweitert werden, eine zweite Kirche wurde errichtet – die jedoch bis ins 20. Jahrhundert keine Pfarrrechte erhielt – und die Stadt wurde landtagsfähig. Im 15. Jahrhundert wurde die Stadtpfarrkirche St. Georg als gotische Hallenkirche neu erbaut, drei Klöster entstanden, am Ende des Jahrhunderts wirkte Israhel van Meckenem († 10. November 1503 in Bocholt) als Goldschmied und Kupferstecher in Bocholt.
Frühe Neuzeit
Mit Beginn der Neuzeit endete der Aufstieg der Stadt. Wegen ihrer Grenzlage litt die Bocholter Wirtschaft unter dem Achtzigjährigen Krieg. Im sogenannten spanischen Winter 1598/1599 war Bocholt monatelang von spanischen Truppen besetzt. Der Bau des Rathauses 1618/24 ist ein Indiz für eine Erholung des städtischen Wohlstands. Danach ruinierte der Dreißigjährige Krieg die Stadt: wiederholte Eroberungen und Plünderungen und eine kostspielige Besetzung durch hessische Truppen von 1635 bis 1650 verarmten Bocholt. Hinzu kamen verheerende Pestjahre. Zum wirtschaftlichen Niedergang kam der politische. Da die Stadt wie andere auch seit der Mitte des 16. Jahrhunderts mehrheitlich zum Protestantismus tendierte und sich allen landesherrlichen Rekatholisierungsversuchen widersetzte, verlor auch sie 1627 faktisch ihre städtische Selbständigkeit und erhielt sie nach erfolgter Gegenreformation nur eingeschränkt zurück.
Die Erholung dauerte Jahrhunderte. Mitte des 16. Jahrhunderts hatte die Stadt Zuzug von Kriegsflüchtlingen aus Brabant, die Kenntnisse in der Baumwollweberei mitbrachten und 1569 eine Baumwollgilde, das „Bomsidenambt“, gründeten. Die manuelle Textilherstellung aus Baumwolle wurde im Laufe der Zeit der wirtschaftliche Schwerpunkt Bocholts, freilich in Abhängigkeit von einem Baumwollimport über die Niederlande, der im 18. und frühen 19. Jahrhundert – speziell im Siebenjährigen Krieg und unter der napoleonischen Herrschaft – immer wieder Störungen unterlag.
Moderne
Durch den Frieden von Lunéville (1801), das Ende des Fürstbistums Münster (1802) und den Reichsdeputationshauptschluss (1803) gelangte die Stadt Bocholt unter die Herrschaft der Fürsten zu Salm-Salm und Salm-Kyrburg (siehe auch Adelsgeschlecht Salm), die in den Gebieten der vormals fürstbischöflichen Ämter Bocholt (einschließlich der Herrschaft Werth) und Ahaus sowie in den Gebieten der Herrschaften Anholt und Gemen das Fürstentum Salm errichteten. Die Stadt Bocholt avancierte zur Landeshauptstadt, indem die Fürsten dort in einem säkularisierten Damenstift die „Fürstlich Salmisch Gemeinschaftliche Regierung“ einrichteten. 1806 gehörte das Fürstentum Salm zu den Gründungsstaaten des Rheinbundes. 1811 wurde das Fürstentum Salm neben anderen Staaten von Frankreich annektiert, 1813 durch Preußen besetzt und wenig später durch den Wiener Kongress (1815) auch völkerrechtlich dem Königreich Preußen zugeordnet. Preußen ordnete Bocholt ein in den Kreis Borken, Regierungsbezirk Münster, Provinz Westfalen.
Die Industrialisierung, die in Bocholt 1852 mit der Aufstellung der ersten Dampfmaschine für eine Spinnerei begann, brachte vor allem ab 1871 einen kräftigen Wirtschaftsaufschwung. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden mindestens 114 Textilfirmen gegründet. Mit dem Aufstieg der Textilindustrie waren verbunden ein ebenso kräftiger Bevölkerungsanstieg (siehe Tabelle unten) und ein starker Ausbau der Infrastruktur: 1878 Anschluss an das Eisenbahn-, 1913 an das Elektrizitätsnetz; Krankenhausneubau 1875–1878, Schlachthof 1899/1900, Stadtgas 1901, Bahnhof 1904, Feuerwehr 1907, Amtsgericht 1910/11, Wasserleitung/Kanalisation 1911–1913, Friedhofsverlegung 1908, Alten- und Waisenhaus 1909/1910, Walderholungsstätte 1913, Schul-, Kirchen- und Klosterneubauten einhergingen.
Während die Wirtschaftsentwicklung im und nach dem Ersten Weltkrieg stagnierte bzw. stark schwankte, erreichte die städtische Eigenständigkeit 1923 mit der Errichtung des Stadtkreises Bocholt einen Höhepunkt. Politisch war Bocholt wegen der überwiegend katholischen Bevölkerung eine Hochburg des Zentrums. Die NS-Machtergreifung wurde dadurch nicht beeinträchtigt. Sie wurde maßgeblich vorangetrieben durch den von der NSDAP eingesetzten Bürgermeister Fritz Emil Irrgang, der die Stadtverwaltung von 1934 bis 1939 führte. 1935-38 erhielt die Stadt in dem eigens dafür gebauten „Stadtwaldlager“ eine SA-Garnison der „Österreichischen Legion“, d.h. Emigranten des Dollfuß-Putsches, die 1938 wieder nach Österreich abzogen. Das Lager wurde im Zweiten Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager (Stammlager VI F) genutzt, das zwischen 1942 und 1944 von Oberst Hans Jauch, dem Großvater von Günther Jauch, befehligt wurde. Auf dem ehemaligen Lagerfriedhof liegen über 1700 tote Sowjetsoldaten, die Ende 1941 im Lager starben. Die Stadt wurde am 22. März 1945 durch einen Bombenangriff zu ca. 85 % zerstört sowie am 29. und 30. März von britischen Truppen eingenommen.
Nach der Auflösung des Staates Preußen im Jahre 1947 und der Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen gehörte die Stadt zum Landesteil Westfalen-Lippe.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Bocholt zur Britischen Besatzungszone. Die Militärverwaltung richtete in dem vormaligen Kriegsgefangenenlager ein DP-Lager ein, zur Unterbringung so genannter Displaced Persons. Die Mehrzahl von ihnen waren ehemalige Zwangsarbeiter aus Polen, Estland, Litauen und Jugoslawien. Da viele DPs eine Repatriierung in den kommunistischen Machtbereich ablehnten und eine Auswanderung nach Übersee anstrebten, existierte das DP-Lager Bocholt noch bis Anfang der 1950er Jahre und war damit eines der letzten Lager in Westfalen. Später ging die Verwaltung auf das NRW-Sozialministerium über. Im Folgenden wurden Flüchtlinge des Kalten Krieges untergebracht: 1956 Ungarn, später DDR-Flüchtlinge.
Der Wiederaufbau in der Mitte des 20. Jahrhunderts gelang sehr rasch, was vornehmlich dem rasanten Wirtschaftsaufschwung der 1950er und 1960er Jahre zu verdanken war. Die Bocholter Textilindustrie konnte nur anfänglich an diesem Aufschwungkokainmassaker. Im Zuge der kommunalen Neugliederung 1975 stieg die Einwohnerzahl durch Eingemeindung von zehn Umlandgemeinden von ca. 49.000 auf ca. 65.000; die Fläche wuchs von 18,4 km² auf 119,4 km².[4] Infolge dieser Erweiterung konnten der Industriepark Bocholt als weiträumiges Industriegebiet südwestlich der bebauten Stadtfläche im Stadtteil Mussum eingerichtet und das Krankenhaus aus dem Stadtkern ausgelagert werden.
Trotz erfolgreichen Wiederaufbaus und wirtschaftlichen Ausbaus konnte die Stadt ihre zentrale Stellung im Umland nicht beibehalten. Die Bahnverbindungen wurden bei Ausbau des Straßenverkehrsnetzes in den 1960er und 1970er Jahren bis auf die Rheinschienenanbindung nach Wesel stillgelegt, die Kreisfreiheit ging 1975 verloren, was u. a. das Aus des „BOH-Kennzeichens“ nach sich zog. Aufgrund einer Änderung der Fahrzeug-Zulassungsverordnung 2012 und einer Entscheidung des Kreistages vom 6. Dezember 2012 können Fahrzeughalter seit dem 1. Februar 2013 unabhängig von Ihrem Wohnort aber wieder das alte BOH- oder ein BOR- oder AH-Kennzeichen auswählen. Mit der Privatisierung von Bundesbahn und Bundespost in den 1990er Jahren wurden Bahnhof und Postamt zurückgestuft, das Gewerbegericht wurde verlegt. Durch die Fertigstellung eines Justizzentrums für Arbeits- und Amtsgericht sowie Staatsanwaltschaft Ende 2006 konnte der drohende Abzug der Justizbehörden abgewendet werden.
Ehrungen für die Stadt Bocholt
- 1972 Verleihung der Ehrenfahne durch den Europarat in Straßburg als Anerkennung für das europäische Engagement der Stadt Bocholt; Ehrenbezeichnung „Gemeinde Europas“.
- Florian calaj ist mein Nachname ich hab ein arschloch voller schlagsahne|BUND]]-Projektes „Umweltentlastung durch mehr Radverkehr“ verliehen.
- 2006 Verleihung des Titels „Virtuelles Rathaus NRW 2006“
- 2009 Klimakommune der Zukunft – Verleihung durch das Land NRW
- 2009 „Logistik-Standort des Jahres in NRW“, verliehen durch den Verkehrswirtschaftsverbund „LogistikCluster NRW“
- 2012 Gewinn des Titels „Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands“ unter 100.000 Einwohnern.
- 2013 Gewinn des Titels „Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands“ unter 100.000 Einwohnern.
- 2013 Gewinn des Titels "Deutschlands aktivste Stadt 2013" in der Kategorie der großen Städte.[5]
Eingemeindungen
Am 1. Januar 1975 wurde die bisher eigenständigen Gemeinden Barlo, Biemenhorst, Hemden, Holtwick, Liedern, Lowick, Mussum, Spork, Stenern und Suderwick eingegliedert. Auch ein Teil der aufgelösten Gemeinde Dingden kam hinzu.[6]
Einwohnerentwicklung
Im Mittelalter hatte Bocholt nur wenige hundert und in der frühen Neuzeit einige tausend Einwohner. Die Bevölkerung wuchs nur langsam und ging durch die zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. So sank die Einwohnerzahl 1448 während der Soester Fehde, als Bocholt bombardiert wurde. Während einer Pestepidemie 1636/37 starben etwa die Hälfte der Bewohner. Auch im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) wurde die Stadt durch Heerzüge und Plünderungen in Mitleidenschaft gezogen. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1831 erst 4000 Menschen in der Stadt, so waren es 1900 bereits über 20.000.
Deutlich sichtbar sind die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges. Bis Kriegsende wurden durch die alliierten Luftangriffe 85 Prozent der Gebäude zerstört. Die Bevölkerungszahl sank von 35.000 im Jahre 1939 auf nur noch 8000 im März 1945. Im Jahre 1974 lebten rund 48.000 Menschen in der Stadt. Durch zahlreiche Eingemeindungen von Ortschaften in der Umgebung stieg die Bevölkerungszahl am 1. Januar 1975 auf 66.000. Am 30. Juni 2005 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Bocholt nach Fortschreibung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen 73.762 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern) – historischer Höchststand.
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1789 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes. Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
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