Klemmbach

Klemmbach
Klemmbach in Niederweiler

Klemmbach in Niederweiler

Daten
Gewässerkennzahl DE: 2334
Lage Schwarzwald

Oberrheinische Tiefebene


Baden-Württemberg


Baden

Flusssystem Rhein
Abfluss über Rhein → Nordsee
Quellhöhe 1114 m[1]
Gewässerteilung in Müllheim in die Neuenburger und Hügelheimer RunseKoordinaten: 47° 48′ 34″ N, 7° 36′ 45″ O
47° 48′ 34″ N, 7° 36′ 45″ O

Länge 20,3 km[2] (mit Neuenburger Runs)
Einzugsgebiet 64,176 km²[2] (mit Neuenburger Runs)
Neuenburger Runs
Ursprung Gewässerteilung des Klemmbachs in Müllheim
47° 48′ 34″ N, 7° 36′ 45″ O
Mündung in Neuenburg am Rhein in den Oberrhein
47° 49′ 5″ N, 7° 32′ 55″ O

Hügelheimer Runs
Ursprung Gewässerteilung des Klemmbachs in Müllheim
47° 48′ 34″ N, 7° 36′ 45″ O
Versickerung im Wald zwischen Zienken und Grißheim
47° 51′ 29″ N, 7° 34′ 24″ O

Der Klemmbach (von „Klemm“, gleichbedeutend zu „Klamm“) ist ein Bach im südlichen Markgräflerland.

Seine Quellen liegen am Wohnplatz Sirnitz der Gemeinde Müllheim im Markgräflerland (1114 m) beim Weiher- (1143 m) und Raukopf (1071 m) am Pass zwischen den Südschwarzwald-Gipfeln Belchen (1414 m) und Blauen (1165 m).[3]

Geographie

Verlauf

Der Klemmbach hat eine Länge von 20,1 km und ist damit einer der bedeutenderen Bäche im südwestlichen Schwarzwald. Er ist Teil des Flusswasserkörpers 30 mit den Abschnitten -01 und -03[4] und durchfließt im Klemmbach- bzw. Weilertal das FFH-Gebiet 8311-241.[5] Sein Lauf ist heute in den Ortsteilen Badenweilers Schweighof und Oberweiler, im Stadtgebiet von Müllheim mit seinem Teilort Niederweiler sowie in der Stadtlage Neuenburg wie im Verlauf der beiden Runse weitgehend gefasst und begradigt. Die Westrampe des Sirnitzpasses orientiert sich grob am Verlauf des Flusses.

Die Gewannbezeichnungen Grien und Steingärten im Stadtgebiet von Müllheim deuten auf früher hier vorhandene erheblich breitere kiesige Geröllflächen hin;[6] die Gewannbezeichnungen Sterchele und Kleinfeldele auf die früheren Verrieselungsflächen für die Abwässer Müllheims in seiner Müllheimer Unterstadt.

Die Hauptfließrichtung des Klemmbachs ist von Ost nach West: Am westlichen Ende der Stadt Müllheim wird er am „Teilstock“ von 1833 in den Hügelheimer (rechts) und den Neuenburger Runs (links; siehe Abschnitt Runse) geteilt, Hinweis auch auf frühere Wiesenbewässerungen in der Rheinebene. Die Letztere wird auch weiterhin als Klemmbach bezeichnet (Topographische Karte 1:50.000).[7] Seit der Rheinbegradigung um 1850 unter der Planung des Ingenieurs Johann Gottfried Tulla[8] fließt der Klemmbach nach Verdolung im Stadtgebiet Neuenburg am Rhein (230 m) unter der Bahnstrecke Müllheim–Mulhouse sowie der Bundesstraße 378 hindurch in das „Wuhrloch“ im nordwestlichen Teil der Stadt.

Wuhrloch Neuenburg am Rhein

Dieses „Wuhrloch“ ist ein Überbleibsel eines Rhein-Kolks aus der Zeit, als Neuenburg noch direkt am Rhein lag. Dort versickert ein Teil des Zuflusses. Der Überlauf des ehemaligen Kolks führt nach Verdolung unter der Bundesautobahn 5 und dem Rheinseitendamm hindurch kurz nach Rheinkilometer 199 beim Wasserstrassen- und Schifffahrtsamt Freiburg, Außenstelle Neuenburg (bzw. Bauhof der Stadt Neuenburg), zum Auslaufbauwerk an der Flanke des ostseitigen Damms zum Altrhein hin. Im Rahmen des Projekts Neuenburg zum Rhein wurden bei den Planungen zur Ausrichtung der baden-württembergischen Landesgartenschau 2022 in Neuenburg Überlegungen angestellt, diese Verdolung wieder offenzulegen;[9] tatsächlich wurde in diesem Zusammenhang die Umgebung des Wuhrlochs neu gestaltet, der Auslauf neu hergerichtet und sein Verlauf überquerbar gemacht.

Der Hügelheimer Runs versickert zwischen Neuenburgs Ortsteilen Zienken und Grißheim in der Kiesaue des Uferwalds am Altrhein.

Zuflüsse

Karte Newenburg am Rhein (Neuenburg am Rhein) von Matthäus Merian aus der Topographia Germaniae, ca. 1660: Das Badwaßer von Badenweiler läuft durch die Stadt und das Niderthor bei der Mühl in den Rhein

Direkte Zuflüsse von der Quelle zur Gewässerteilung:

  • Sirnitzer Graben (links)
  • Lampertseckgraben (links), östlich von Badenweiler-Schweighof
  • Langengraben (rechts), östlich von Schweighof
  • Dübelinsgraben (links), östlich von Schweighof
  • Kohlplatzgraben (links), östlich von dem Schweighof
  • Eselsgraben (rechts), östlich von Schweighof
  • Altensteinbach (links), in Schweighof
  • Holderbach oder Holderbächle (rechts), in Schweighof
  • Stürzenbrunnbächle (rechts), in Schweighof
  • Steinenbrunnenbächle (links), in Schweighof
  • Burbergbächle (links), in Schweighof
  • Kalkmättlebächle (rechts), in Schweighof
  • Vogelbach (links), in Badenweiler-Oberweiler
  • Glasbach (links), in Oberweiler
  • Krebsenbach (links), in Oberweiler
  • Seltenbach (links), am Ortseingang Niederweilers von Badenweiler her
  • Rammisbächle (links), in Niederweiler, aus dem Lipburger Tal, fällt bei ausbleibenden Niederschlägen schnell trocken.
  • Warmbach (links), in Müllheim, im Müllheimer Eichwald teilweise gespeist von unterirdischem warmem Wasser gleichen Ursprungs wie die Thermalquelle Badenweilers

Hochwasservorsorge

Zwischen Niederweiler und Müllheim befindet sich ein Hochwasserrückhaltebecken, das so genannte Tritschlerbecken (nach dem gleichnamigen ehemaligen Sägewerk am Nordufer).[10] Rückhaltevolumen derzeit ca. 80.000 m³. Dies soll in den nächsten Jahren durch Auskofferung, Dammerhöhung und Erweiterung auf 180.000 m³ „ertüchtigt“ werden.

Wirtschaft und Verkehr

Fischerei

Hauptfischarten sind Regenbogenforellen, Bachforellen, Barsche sowie Rotaugen.[11]

Fischereirechte:
In Müllheim ehemals herrschaftliches Lehen eines lokalen Burgherrn (Rosenburg), zeitweise auch des Amtmann W. L. von Habsperg. Danach bis 1848 seitens des großherzoglichen Domänenärars durch Verpachtung; im Jahre 1853 durch Zahlung von 49 Gulden und 12 Kreuzern an die Stadtgemeinde abgetreten. Diese verpachtet seither die Fischerei.[6]

Wasserkraftnutzung

Die Wasserkraft des Klemmbaches wurde schon früh vielfach wirtschaftlich genutzt u. a. für den Betrieb mehrerer Mühlen zur Getreideverarbeitung, Sägerei und Gipszerkleinerung.

Runse (alemannisch: Runzen)

Runse sind von Menschen künstlich für eine gemeinschaftliche wirtschaftliche Nutzung (z. B. Be- oder Entwässerung, Mühlbetrieb, Energiegewinnung) angelegte Wasserläufe, siehe auch Runzgenossenschaft.

An dem Neuenburger Runs befindet sich am Ortseingang Neuenburg eine modellhafte Renaturierung mit Überschwemmungsflächen.

Der Hügelheimer Runs dient besonders zur Entlastung des Klemmbachs bei Hochwasser in seinem westlichen Unterlauf Richtung Neuenburg, dem auch so genannten Neuenburger Runs. Dieser Hügelheimer Arm unterquert in seinem Verlauf nordwestlich Müllheims die Rheintalstrecke der Deutschen Bahn; das dortige Durchlassbauwerk stellt im Hochwasserfall wegen des begrenzten Durchflussvolumens einen Engpass dar, sodass im Vorfeld weite Ackerflächen zwischen dem Müllheimer Teilort Hügelheim, der dort verlaufenden Bundesstraße 3 und dem Bahndamm als Überflutungs- und Retentionsflächen ausgewiesen sind. Für ihre Unterhaltung, Pflege, Sicherung der Leistungsfähigkeit und die Lösung evtl. auftretender technischer Problem ist der Wasser- und Bodenverband Hügelheimer Runs zuständig. Er wurde 1969 als Nachfolger der 1935 gegründeten Hügelheimer Runs-Wasser-Genossenschaft ins Leben gerufen. Die Aufgabe teilen sich aktuell (2010) die Anliegergemeinden Müllheim (69 % Anteil), Neuenburg und Buggingen (je 15 %) sowie Auggen (1 %). Die Amtszeit für den Verbandsvorsitz beläuft sich auf fünf Jahre; die Verbandsversammlung wählt jeweils auch den Stellvertreter. Die Aufsichtsbehörde ist das Landratsamt; dieses prüft auch die jeweiligen Jahresrechnungen. Für das Jahr 2011 sind keine Investitionen vorgesehen.[12]

Brücken

In Schweighof und unterhalb vier, in Oberweiler und unterhalb ebenfalls vier, in Niederweiler drei, in Ortslage Müllheim zehn (2009), westlich der Bundesstraße 3 weitere drei (in Ortslage Neuenburg verdolt).

Bilder flussabwärts

Historische Darstellungen

Siehe auch

Weblinks

Commons: Klemmbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ermittelt mit https://www.mapcoordinates.net/de
  2. a b Daten- und Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise)
  3. alemannische-seiten.de: Klemmbach (25. Februar 2018)
  4. Regierungspräsidium Freiburg: K 1.1 Flusswasserkörper und Seewasserkörper OG@1@2Vorlage:Toter Link/www.rp-freiburg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 591 kB)
  5. Regierungspräsidium Freiburg: K 3.2 Wasserabhängige NATURA 2000 – Gebiete@1@2Vorlage:Toter Link/www.rp-freiburg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 573 kB)
  6. a b Geschichte der Stadt Müllheim im Markgräflerland, Nachdruck, 1988, einer Originalausgabe von A. J. Sievert, 1886, mit Nachtrag der Jahre 1884 bis 1987 von J. Helm, Verlag August Schmidt, Inh. Ewald Schmidt, Müllheim, Baden, ISBN 3-921709-15-6, S. 78
  7. Daten- und Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
  8. Neuenburg am Rhein: „Eine Stadt geht zum Rhein“. (PDF) Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl und Stadt Neuenburg am Rhein, S. 6, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Februar 2014; abgerufen am 7. Mai 2017.
  9. Andrea Drescher: Neuenburg: Landesgartenschau 2022: Rheingärten statt Gewerbepark. Badische Zeitung, 3. August 2011, abgerufen am 7. Mai 2017.
  10. Regierungspräsidium Freiburg: K 2.1 Signifikante Abflussregulierung (Memento des Originals vom 20. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rp-freiburg.de (PDF; 786 kB)
  11. Fisch-Hitparade: Klemmbach im Markgräflerland
  12. Volker Münch: Müllheim: Ein Bach zur Entlastung bei Hochwasser. Badische Zeitung, 6. Dezember 2010, abgerufen am 7. Mai 2017.
  13. „Alsatia Landgraviatus, cum Suntgoia et Brisgoia“, commons:File:"Alsatia Landgraviatus cum Suntgoia et Birsgoia - Ger. Mercatore auctore" (22070535369).jpg
  14. „Superioris Alsatia; Brisgaiae et Sundgaviae“, Superioris Alsatiae nec non Brisigaviae et Suntgaviae geographica tabula, in qua subjacentia territoria distincte ostenduntur, ex conatibus - Nicolai Visscher - btv1b8592642t.jpg
  15. „Haute et Basse Alsace, Suntgaw, Brisgaw, Ortenau et le marquiset de Bade“, Haute et Basse Alsace, Suntgaw, Brisgaw, Ortenaw et le Marquisat de Bade avec les divers Routes et Passages des Montagnes et Forests Noires, pour entrer en Souabe - Par N. de Fer... - btv1b84952817.jpg
  16. „Alsatia Superior Et Inferior“, Alsatia superior et inferior. III tabula delineata; cum finitimis episcopatibus, ducatibus, principatibus, et marchionatibus, abbatiis, comitatibus, urbibus, olim imperialibus et aliis civitatibus - exhibita per... - btv1b530294655.jpg
  17. „Provincia Brisgoia“, Provincia Brisgoia - btv1b530409555.jpg