Börteboot

Börteboot
Börteboote beim Ausbooten (2010)
Modell eines historischen Börtebootes

Beim Helgoländer Börteboot (auf Helgoland auch Rudder) handelt es sich um ein circa zehn Meter langes und drei Meter breites Boot aus massivem Eichenholz mit einem Tiefgang von circa einem Meter. Das Börteboot ist circa acht Tonnen schwer. Es wird zum Personentransport im Sommer („Ausbooten“) zwischen den auf der Helgoländer Reede ankernden Seebäderschiffen und der Landungsbrücke eingesetzt.

Während der Sommersaison durften die Seebäderschiffe (mit Ausnahme der auf der Cuxhaven-Route verkehrenden Helgoland) nicht im Hafen von Helgoland anlegen. In der Wintersaison dagegen durfte das durch die Reederei Cassen Eils betriebene Fährschiff aus Cuxhaven, das dann die einzige regelmäßige Schiffsverbindung zum Festland darstellt, im Südhafen anlegen. Ganzjährig durfte zudem der Katamaran Halunder Jet, der über keine Helgoland-Pforte verfügt, über die Passagiere zwischen Bäderschiff und Börteboot umsteigen, im Hafen festmachen. Bestrebungen, die Börte-Pflicht für Seebäderschiffe abzuschaffen, wurden lange durch die Helgoländer abgewiesen, da diese in der Börte eine wichtige Einnahmequelle sehen.[1] Seit 2020 wurde wegen der Coronasituation auf das Ausbooten verzichtet.[2] Nach Auslaufen der Coronamaßnahmen wurde das Ausbooten bisher nur noch für Kreuzfahrtschiffe angeboten[3]. (Stand August 2023)

Im Börteboot finden 40–50 Passagiere während der kurzen Fahrt vom Seebäderschiff zur Insel Platz. Des Weiteren werden die Boote auch noch zum Fischen und Hochseeangeln eingesetzt.

Die Bauweise der Börteboote ist für Holzboote eine Besonderheit – während die oberen Plankengänge (meist die vier oberen, vom Süllrand nach unten gezählt) in Klinkerbauweise erstellt sind, ist das darunter befindliche Unterwasserschiff in Kraweelbeplankung gebaut. Börteboote haben einen innenliegenden Dieselmotor und sind relativ stark motorisiert – sie erreichen leicht Rumpfgeschwindigkeit, was im Betrieb gut beobachtet werden kann.

Der heutige Typ des Börtebootes wurden ab 1952, dem Jahr der Wiederbesiedlung Helgolands nach dem Zweiten Weltkrieg, gebaut; die derzeit im Einsatz befindlichen Boote vorwiegend in den 1960er und 1970er Jahren.[4][5] Die meisten Nachkriegsboote wurden auf der Bootswerft Hatecke in Freiburg/Elbe gefertigt, die seit den 1930er Jahren Börteboote baut und auch Ausbesserungsarbeiten an den Booten durchführt.[6][5] Weitere Nachkriegsboote entstanden auf der Mews-Werft in Cuxhaven, der Dodegge-Werft in Neuhaus/Oste, der Kremer-Werft in Elmshorn, der Bootswerft Schwarz in Haseldorf, der Döscher-Werft in Cuxhaven, der Kröger-Werft auf Helgoland sowie auf der Werft von Hans Martin Hatecke, die ebenso wie die Bootswerft Hatecke in Freiburg/Elbe ansässig war.[7]

Seit 2014 existiert der Verein zum Erhalt der Helgoländer Börteboote, dessen Ziel es ist, die Helgoländer Börteboote in ihrem jetzigen Zustand zu erhalten.[8] Die Kapitäne der Börteboote verfolgten das Ziel, ihre Boote als Weltkulturerbe anerkennen zu lassen, wofür sie öffentlichkeitswirksame Aktionen durchführten; u. a. fuhren zehn Börteboote über die Nordsee, die Elbe und mehrere Kanäle bis nach Berlin, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.[9] Im Dezember 2018 wurde die Helgoländer Dampferbörte schließlich ins Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.[10][11]

Literatur

  • Frank Botten: Helgolands Börteboote - Von der Schaluppe zum Rudder. Verein zum Erhalt Helgoländer Börteboote, Helgoland 2019, ISBN 978-3-9818390-7-4.
  • Wolfram und Sabine Schwieder: Zukunftsprojekt Tradition. Immaterielles Kulturerbe. Nach der Konvention der UESCO, München 2021, S. 260–265.
  • Holger Bünning: Das Buch der Helgoländer Börte. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2018, ISBN 978-3-89876-933-4.
  • Eigel Wiese: Hummer, Gäste & Meer. In: Deutsche Seeschifffahrt, Heft 11/2010, S. 68, Storck-Verlag, Hamburg 2010, ISSN 0948-9002.

Weblinks

Commons: Börteboote – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

  1. Eckhard-Herbert Arndt: Börteboote nahmen Kurs Museumshafen. In: Täglicher Hafenbericht vom 6. Januar 2015, S. 4.
  2. Das Helgoländer Börteboot
  3. https://www.helgoland.de/traditionelles-ausbooten-2-0-der-mv-maud-tanz-der-helgolaender-dampferboerte/.
  4. Börteboot-Tabelle von Eike Holst, Rudder, Archiv der Helgoländer Börteboote, abgerufen am 9. September 2012.
  5. a b Opas „Helgoländer“ ist einfach unverwüstlich, Hamburger Abendblatt vom 5. März 2011, abgerufen am 9. September 2012.
  6. Helgoländer Rudder-Datenbank, Rudder, Archiv der Helgoländer Börteboote, abgerufen am 9. September 2012.
  7. Frank Botten: Helgolands Börteboote, Helgoland 2019, S. 60
  8. Der Verein und dessen Ziele, Verein zum Erhalt der Helgoländer Börteboote, abgerufen am 4. Mai 2016.
  9. Börteboote aus Helgoland erreichen Berlin. dpa-Meldung Süddeutsche Zeitung, 3. Oktober 2018, abgerufen am 25. August 2020.
  10. Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe: Helgoländer Dampferbörte
  11. Börteboote jetzt Weltkulturerbe, Artikel im focus, 11. Dezember 2018