329. Infanterie-Division (Wehrmacht)

329. Infanterie-Division

Truppenkennzeichen der 329. Infanterie-Division
Truppenkennzeichen
AktivDezember 1941 als Sicherungs-Division 329 bis 8. Mai 1945 (Kapitulation)
StaatDeutsches Reich NS Deutsches Reich
StreitkräfteWehrmacht
TeilstreitkraftHeer
TypInfanterie-Division
GliederungSiehe Gliederung
AufstellungsortGroß-Born
SpitznameHammerdivision
Motto„hart und entschlossen, gläubig und froh, tapfer und treu“
Zweiter WeltkriegKrieg gegen die Sowjetunion
Kesselschlacht von Demjansk
Kesselschlacht von Cholm
Abwehrschlacht bei Newel
Gegenangriff bei Ērgļi
1.–6. Kurlandschlacht
AuszeichnungenNennung im Wehrmachtbericht (16. März 1944, 18. Juli 1944 und 21. September 1944)
Kommandeure
Liste derKommandeure

Die 329. Infanterie-Division war ein Großverband des Heeres der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Ursprünglich wurde sie im Winter 1941 als eine von vier Sicherungs-Divisionen zur Unterdrückung von möglichen Aufständen in Deutschland (Unternehmen Walküre) aus Ersatz- und Ausbildungseinheiten aufgestellt.

Am 15. Dezember 1942 wurde der Verband in 329. Infanterie-Division umbenannt und wählte als Truppenkennzeichen einen von einem Blitzstrahl überlagerten Hammer. Ihr Spitzname wurde dementsprechend ebenfalls „Hammer“.

Geschichte

Aufstellung

Die Division wurde im Dezember 1941 auf dem Truppenübungsplatz Groß Born aus Truppenteilen im Wehrkreis VI (Münster) aufgestellt.

Verlegung an die Ostfront

Der Verband gelangte ab Februar 1942 in den Einsatz an der Ostfront.

Kessel von Cholm / IR 553

Das Infanterie-Regiment 553 wurde auf dem Marsch abgezweigt und per Lufttransport in den Kessel von Cholm zur Verstärkung der dort eingeschlossenen deutschen Truppen geflogen.

Die übrigen Teile der Division traten nach Eintreffen an der Front im Bereich der 16. Armee zum Unternehmen Brückenschlag an, dem Entsatzangriff der Stoßgruppe Seydlitz für die im Kessel von Demjansk eingeschlossenen II. und X. Armeekorps. Die Division wurde anschließend an verschiedenen Abschnitten des Frontvorsprungs eingesetzt. Im November 1942 wurde sie mit dem Grenadier-Regiment 553 wieder vereinigt. Nach Räumung der zur „Festung Demjansk“ erklärten Stadt Anfang 1943 nahm sie an den Abwehrkämpfen südlich des Ilmensees im Raum Staraja Russa teil. Im November 1943 wurde die Division in den Raum Newel verlegt, nachdem sowjetische Truppen hier die deutsche Front durchbrochen hatten. Zusammen mit der 81. Infanterie-Division sollte sie die abgerissene Verbindung zur Heeresgruppe Mitte wiederherstellen.

Panther-Stellung

Im Februar 1944 begann der Rückzug auf die Panther-Stellung im Raum Pustoschka.

Die Rückzugskämpfe infolge der sowjetischen Operation Bagration führten die Division im Sommer 1944 über Sebesch, Ludza, Rēzekne, Ļaudona bis in den Raum Ērgļi, wo sie gegen die vorstoßenden sowjetischen Truppen im Rahmen des Unternehmens Doppelkopf einen letzten erfolgreichen Gegenangriff führte.

Kurland

Über Jaunpils bezog die Division schließlich den Raum Auce (Autz) – Saldus (Frauenburg) im Kurland-Kessel.

Kapitulation

Als einer der wenigen noch kampffähigen Großverbände der Wehrmacht am 8. Mai 1945 im als Teil der Heeresgruppe Kurland kapitulierte.

Unterstellung

DatumKorpsArmeeHeeresgruppe
Dezember 1941OKH
Januar 42MarschverlegungNord
März 42X.16. Armee
Juli 42II.
März 43X.
April 43Höhne
Juni 43X.
Dezember 43VIII.
April 44II.
Juli 44X.
August 4418. Armee
Oktober 44XXXVIII.Armeeabteilung Grasser
November 44Armeeabteilung Kleffel
Dezember 4416. Armee
Februar 45Kurland

Einsatzräume

Im Einzelnen nahm die Division im Rahmen der Heeresgruppe Nord (später Heeresgruppe Kurland) an folgenden Operationen teil[1]:

ZeitraumBemerkungRaum
Dezember 1941BereitstellungGroß-Born
Februar 1942AnmarschBiałystok, Grodno, Vilnius, Dünaburg, Pskow, Dno
Februar bis November 1942nur Inf. Rgt. 553Cholm
März 1942Bereitstellungsraum „Stoßgruppe von Seydlitz“Sataroje, Sapoloseje, Dreckowo, Luchino, Tscherenzow, Zamoschze-Kalinow
21. März 1942Angriff „Stoßgruppe von Seydlitz“Oschedsna, Tschuchnowo, Wystawka, Artemjewo
25. März bis 18. April 1942Angriff „Stoßgruppe von Seydlitz“Potschze-Potschje, Ssokolowo, Lowatj-Ufer
April bis Juni 1942StellungsraumTjurikowo – Waretschtje – Kortschewka – Ilowez – Ssokolowo – Stiefelwald – Welikoj – Sselo – Goruschka
Juni/Juli bis November 1942StellungsraumSW Strelizy
September 1942„Unternehmen Höcker“ (nur I.R. 551 und 552)Südl. Ssutschan-Sumpf
Ende September 1942„Unternehmen Michael“ (nur I./I.R. 551 und 10./A.R. 329)Südl. Frontabschnitt an Redja-Lowatj
Mitte Oktober 1942„Unternehmen Puszta“Larinka-Höhengeländes bei Strelizy
Ab 12. November 1942VerlegungKoloma, Ignatizy, Demjansk, Mamajewtschina
Ab 18. November 1942 bis Februar 1943StellungsraumWelje-See – Dunajewschtschina – Issakowo – Suchaja – Wotischi – Kirillowschtschina
Ab 14. Februar 1943Räumung Brückenkopf DemjanskWiderstandslinien I – VIII
Ende Februar bis Mai 1943StellungsraumLowatj südostwärts Gluchaja Goruschka, Porussja bei Kriwawitzy, Karkatschewo, Ljachnowo, Redja bei Wjaski, Werewkino, Koslowo
ab 10. Mai 1943AuffrischungsraumWestl. des Ilmensees
ab 24. Mai 1943StellungsraumStaraja Russa (ausschl.) – Schimsk
ab November 1943RiegelstellungNewel, Enge zwischen Ruddo- und Uschtscho-See
ab 21. November 1943StellungsraumStraße Pustoschka – Newel von westlich Belonssowa – Nordwestrand Ruddo-See – Nordspitze Uschtscho-See
März 1944„Pantherstellung“Welikaja-Mündung – Bystroje-See – Wald ostwärts Kotowa – Ostrand Worssina – l km ostwärts Norkino – Frolowo – Star. Pustoschka – Mitte Dolossy-See – Dolossy – Novosselje – Nesterowo – l km ostwärts Rasgulina
Juli 1944„Reiherstellung“Rückzug beiderseits Pustoschka
Juli 1944„Lettlandstellung“südlich Sebesch über Malkowo, Bhf. Sawarnja nach Osten vorbiegend, dann nach Norden verlaufend über Lewnowo und Borki
Juli 1944Lagarinka-Sebesch – Nasarowo – Rubanowo – ostwärts Jeremkono – Grumady – südlich Kyskowo
Sebesch, Ludza, Rēzekne, Ļaudona bis in den Raum Ērgļi
Juli 1944„Rosittenstellung“Ļaudona
August 1944Stellungsraumostwärts und südlich Bērzaune
August 1944StellungsraumVerlegung über Odziena über Irši in Raum Sausieja westlich Ērgļi, Brückenkopf an der Ogre
August 1944StellungsraumRaum Sausieja westlich Ērgļi, Brückenkopf an der Ogre
September 1944Rückzug„Schwanenburgstellung“ – „Wendenstellung“ – „Segewoldstellung“ – „Tukkumstellung“
Oktober 1944AuffrischungAuce
November 1944Stellungsraum„Brunhildenstellung“
November 1944SammelraumRaum Brocēni, nordostwärts Frauenburg
November 1944Stellungsraumnordostwärts Ezere – südostwärts Kursīši
Februar 1945StellungsraumFrontverlängerung über Jegles hinaus nördlich Dangas bis in Höhe Pampaļi
bis 8. Mai 1945StellungsraumPlanki – Kini – Ratinieky Kesteri – nördlich Striki

Gliederung

Die Division führte im Zuge ihres Einsatzes zahlreiche Umgliederungen und Erweiterungen durch. Unter anderem wurden nach schweren Verlusten im September 1944 das Grenadier-Regiment 553 aufgelöst und stattdessen Teile der 21. Luftwaffen-Felddivision als „Luftwaffen-Regimentsgruppe 21“ eingegliedert. Bereits im Herbst 1943 war sie zu einer „Division neuer Art 44“ umgruppiert worden. Im Wesentlichen bildeten 1942–1945 folgende Verbände den Kern der Division:

Kampftruppen

  • Infanterie-/Grenadier-Regiment 551
  • Infanterie-/Grenadier-Regiment 552
  • Infanterie-/Grenadier-Regiment 553, 1944 ersetzt durch Luftwaffen-Regimentsgruppe 21
  • Panzerabwehr-Abteilung 329
  • Schnelle Abteilung/Füsilier-Bataillon 329
  • Aufklärungsabteilung 329
  • Sturmgeschütz-Kompanie 329 (Sommer 1944)

Kampfunterstützungstruppen

Führungstruppen

Versorgungstruppen

Kommandeure

DienstgradNameDatum
GeneralleutnantHelmuth Castorf30. Dezember 1941
OberstBruno Hippler7. März 1942
OberstJohannes Mayer22. März 1942
GeneralleutnantPaul Winter9. August 1943
GeneralleutnantJohannes MayerSeptember 1943
Oberst d.R.Werner Schulze16. Juli 1944
GeneralleutnantKonrad Menkel20. Oktober 1944
Generalmajor d.R.Werner Schulze1. Januar 1945
GeneralleutnantKonrad MenkelMai 1945

Träger des Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes

NameAuszeichnungDatumDienststellungBemerkung
Mayer, JohannesRitterkreuz13. September 1941Oberst, Kdr. I.R.501
Eichenlaub (453.)12. April 1944Generalleutnant, Kdr. 329. I.D.
Schwerter (89.)23. August 1944Generalleutnant, Kdr. 329. I.D.
Schulze, WernerRitterkreuz16. März 1942Major d.R., Btl. Kdr. I.R. 510
Eichenlaub (557.)23. August 1944Oberst d.R., Kdr.G.R. 551
Klein, HermannRitterkreuz25. April 1944Oberleutnant d.R., Rgt.Adj. G.R. 551
Eichenlaub (567.)23. August 1944Hauptmann d.R.vermisst seit 18. August 1944
Söchting, FritzRitterkreuz16. April 1943Gefreiter, 3./Schnelle Abt. 329
Rinke, Karl-EberhardRitterkreuz28. April 1943Oberleutnant, Kp.Chef G.R. 552
Schulz-Lepel, Karl-HeinzRitterkreuz13. September 1943Oberleutnant, Kp.Chef G.R. 552
Drees, Karl-HeinzRitterkreuz25. Februar 1944Gefreiter, 14. (Pz.Jäg.)/G.R. 552
Doering, ErnstRitterkreuz16. März 1944Rittmeister, Kdr. Füs. Btl. 329
Müller, GünterRitterkreuz19. August 1944Hauptmann, Btl.Kdr. G.R. 551gefallen am 23. August 1944 bei Tukums/Lettland
Granitza, BrunoRitterkreuz21. September 1944Hauptmann, Batteriechef A.R. 329am 8. Mai 1945 bei der Kapitulation bei Saldus-Goldingen/Lettland von den sowjetischen Truppen erschossen
Beutner, ManfredRitterkreuz30. September 1944Major und Führer einer Kampfgruppe
Janz, SiegfriedRitterkreuz5. November 1944Obergefreiter und Gruppenführer 1./Jg.Rgt. 42 (L)
Klos, OttoRitterkreuz9. Dezember 1944Hauptmann, Kdr.Füs.Btl. 329im Bereich der 21. Luftwaffen-Felddivision
Podrassa, ReinholdRitterkreuz31. Januar 1945Unteroffizier, Zugführer 3./G.R. 551
Wiese, HubertRitterkreuz5. Mai 1945Oberst, Kdr. G.R. 552

Gedenken

Das 1961 als Gedenkstätte gestaltete "Ehrenmal" der Division befindet sich auf dem Waldfriedhof Lauheide bei Handorf zwischen Münster und Telgte. Die Anlage erhielt im Januar 2019 größere Beachtung, als rund 50 Neo-Nazis sie für ein "Heldengedenken" nutzten. Als Reaktion erstattete die Stadt Münster Strafantrag und kündigte an, auch die auf dem Friedhof liegenden "Ehrengräber" von NS-belasteten Personen wie Fritz Schmidt und Gerhard Glokke überprüfen zu wollen.[2]

Literatur

  • Haupt, Werner: Demjansk – Ein Bollwerk im Osten, Bad Nauheim 1963.
  • Haupt, Werner: Heeresgruppe Nord, Bad Nauheim 1967.
  • Haupt, Werner: Kurland 1944/45 – die vergessene Heeresgruppe, Friedberg 1979.
  • Haupt, Werner: Leningrad, Wolchow, Kurland, 1976.
  • Pape, Klaus: 329. Infanterie-Division: Cholm – Demjansk – Kurland, Scherzers Militaer-Verlag, ISBN 3-938845-10-4.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 9: Die Landstreitkräfte 281–370. Biblio-Verlag, Bissendorf 1974, ISBN 3-7648-1250-8.

Einzelnachweise

  1. Klaus Pape, 329. Infanterie-Division: Cholm – Demjansk – Kurland, Scherzers Militaer-Verlag, ISBN 3-938845-10-4.
  2. Martin Kalitschke: Nazi-Aufmarsch in Lauheide. Westfälische Nachrichten, 31. Januar 2019, abgerufen am 3. Februar 2019.