„Taifun Cobra“ – Versionsunterschied

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Der '''Taifun Cobra''' war ein [[tropischer Wirbelsturm]], der am 18. Dezember 1944 während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] die [[Fast Carrier Task Force|Task Force 38]] der [[United States Pacific Fleet|US-Pazifikflotte]] unter Admiral [[William F. Halsey|Halsey]] etwa 200 Seemeilen östlich der Philippinen schwer traf. Durch den Sturm kenterten drei [[Zerstörer]], mehrere Schiffe wurden zum Teil schwer beschädigt. Insgesamt kamen 790 Seeleute ums Leben, 80 wurden verletzt. Diese schweren Verluste führten zur Gründung der heute als [[Joint Typhoon Warning Center]] operierenden gemeinsamen meteorologischen Abteilung von Marine und Luftwaffe der Vereinigten Staaten.
Der '''Taifun Cobra''' war ein [[tropischer Wirbelsturm]], der am 18. Dezember 1944 auf die [[Fast Carrier Task Force|Task Force 38]] der [[United States Pacific Fleet|US-Pazifikflotte]] unter Admiral [[William F. Halsey|Halsey]] östlich der Philippinen traf. Durch den Sturm kenterten drei [[Zerstörer]], mehrere Schiffe wurden zum Teil schwer beschädigt. Insgesamt kamen 790 Seeleute ums Leben, 80 wurden verletzt. Diese schweren Verluste führten zur Gründung der heute als [[Joint Typhoon Warning Center]] operierenden gemeinsamen meteorologischen Abteilung von Marine und Luftwaffe der Vereinigten Staaten.


== Ausgangssituation ==
== Ausgangssituation ==
Nach der amerikanischen Landung auf [[Mindoro]] am 15. Dezember zog Admiral Halsey nach drei Tagen schwerer Luftangriffe und Küstenbeschießungen auf Stellungen der [[Kaiserlich Japanische Armee|japanischen Armee]] auf Mindoro und [[Luzon]] die [[Fast Carrier Task Force|Task Force 38]] zur Betankung der Schiffe zurück. Die Treibstoffübergabe sollte außerhalb der Reichweite japanischer Flugzeuge in der [[Philippinensee]] etwa 200 Seemeilen vor der Küste Luzons stattfinden. Die TF 38 bestand aus sieben [[Flugzeugträger]]n der [[Essex-Klasse]], sechs [[Leichter Flugzeugträger|leichten Trägern]], acht [[Schlachtschiff]]en, darunter die [[USS New Jersey (BB-62)|''USS New Jersey'']], Halseys Flaggschiff, vier schweren und elf leichten [[Kreuzer (Schiffstyp)|Kreuzern]] und 50 Zerstörern. Die meisten Schiffe in Halseys Verband, besonders die Zerstörer, welche die schnellen Träger drei Tage lang mit Höchstgeschwindigkeit begleitet hatten, besaßen nur noch geringe Treibstoffvorräte, teilweise waren die Tanks nur noch zu 15 % gefüllt. Den benötigten Treibstoff sollte ein Verband aus zwölf Flottentankern der 3. US-Flotte liefern, die von drei Schleppern, fünf Zerstörern und zehn [[Geleitzerstörer]]n sowie fünf [[Geleitflugzeugträger]]n mit Reserveflugzeugen unter dem Kommando von Captain Jasper T. Acuff begleitet wurden.
Am 15. Dezember 1944 hatte die [[Schlacht um Mindoro|amerikanische Landung]] auf [[Mindoro]] begonnen. Nach dreitägigem Einsatz vom 14. Dezember bis zum 16. Dezember zog Admiral Halsey die [[Fast Carrier Task Force|Task Force 38]] (TF&nbsp;38) zur Betankung der Schiffe zurück. Die Treibstoffübergabe sollte außerhalb der Reichweite japanischer Flugzeuge in der [[Philippinensee]] etwa 170 Seemeilen (320 km) vor der Küste [[Luzon]]s stattfinden. TF&nbsp;38 bestand aus sieben [[Flugzeugträger]]n der [[Essex-Klasse (1942)|''Essex''-Klasse]], sechs [[Leichter Flugzeugträger|Leichten Trägern]], acht [[Schlachtschiff]]en&nbsp;– darunter die ''[[New Jersey (Schiff)|New Jersey]]'', Halseys Flaggschiff&nbsp;–, vier [[Schwerer Kreuzer|Schweren]] und elf [[Leichter Kreuzer|Leichten Kreuzern]] sowie 50 [[Zerstörer]]n. Die meisten Schiffe in Halseys Verband, besonders die Zerstörer, welche die schnellen Träger drei Tage lang mit Höchstgeschwindigkeit begleitet hatten, verfügten nur noch über geringe Treibstoffvorräte, teilweise waren die Tanks nur noch zu 15 % gefüllt. Den benötigten Treibstoff sollte Task&nbsp;Group&nbsp;30.8, bestehend aus zwölf Flottentankern, zehn [[Geleitzerstörer]]n sowie fünf [[Geleitflugzeugträger]]n unter Captain Jasper T. Acuff liefern.<ref>Morison: ''The Liberation of the Philippines.'' (= ''History of United States naval operations in World War II. Band XIII.'') Little Brown, Boston 1975, S. 57–60.</ref><ref>Drury, Clavin: ''Halsey's typhoon.'' Atlantic Monthly Press, London 2006, S. 76, 115.</ref>


== Entstehung des Sturms ==
== Entdeckung ==
In seiner Anfangsphase glitt der Taifun mit den [[Passatwinde]]n durch die [[Innertropische Konvergenzzone|Doldrums]] nach Westen und vermied jeden Kontakt mit allem, was ihn hätte entdecken können. Als er sich dem [[Äquator]] näherte, wendete er und bewegte sich mit 15 Knoten (28 km/h) in nordwestlicher Richtung auf [[Ulithi (Atoll)|Ulithi]] zu. Gegen Mitternacht des 16. Dezember erhielt die ''USS Chandeleur'' von einer [[Martin PBM|Martin PBM Mariner]] eine Meldung über starke Bewölkung, Gewitter und Windgeschwindigkeiten von mehr als 65 Knoten (120 km/h) an einer Position etwa auf 13° N, 132° O, 217 Seemeilen (400 km) südöstlich von TF&nbsp;38. Kurz darauf ging eine weitere ähnliche Meldung ein. Auf der Grundlage dieser beiden Meldungen gab die ''Chandeleur'' über Funk eine Wetterwarnung an Halsey heraus. Es dauerte jedoch über neun Stunden, bis die Warnung Halsey erreichte.<ref>Buckner: ''Sea Cobra.'' Lyons Press, Guilford 2007, S. 94f.</ref><ref>Drury, Clavin: 2006, S. 103.</ref>
Die ersten Meldungen über den aufziehenden Sturm erreichten den Wetterdienst der [[United States Navy]] am 14. Dezember, als ein Pilot etwa 60 Seemeilen südöstlich von [[Samar]] eine „tropische Störung“ meldete. Aufgrund des schnelle Vormarsches der Amerikaner im Pazifik war der Ausbau des Wetterstationennetzes ins Hintertreffen geraten, so dass der Sturm in den folgenden Tagen nicht mehr verfolgt werden konnte. Commander G. F. Kosco, der zuständige meteorologische Offizier an Bord des Flaggschiffs ''New Jersey'', vermutete den Sturm am frühen Nachmittag des 17. Dezember etwa 450 Seemeilen östlich des Verbands.


== 17. Dezember ==
== 17. Dezember ==
[[Datei:USS Langley (CVL-27) during Typhoon Cobra, December 1944.jpg|mini|Der leichte Flugzeugträger [[USS Langley (CVL-27)|USS ''Langley'']] rollt schwer im Sturm]]
[[Datei:USS Langley (CVL-27) during Typhoon Cobra, December 1944.jpg|mini|Der Leichte Flugzeugträger [[USS Langley (CVL-27)|USS ''Langley'']] rollt schwer im Sturm]]
Am Morgen des 17. Dezembers gegen 10:00 Uhr traf Task Force&nbsp;38 mit den Tankern zusammen und begann trotz [[Beaufortskala|Windstärke 8]] und sehr unruhiger See mit der Treibstoffübernahme. In kurzer Zeit häuften sich jedoch die Berichte über Schwierigkeiten bei dem Versuch, Treibstoff aufzunehmen. Die Treibstoffschläuche mehrerer Tanker rissen und es kam zu mehreren Beinahekollisionen. Aus Sorge um seine Flotte gab Halsey gegen 13:10&nbsp;Uhr den Befehl zum Abbruch der Betankung. In Übereinstimmung mit Commander [[George F. Kosco]], dem Schiffsmeterologen, der einen Sturm in 350 Seemeilen (640 km) südöstlich der Flotte vermutete, beorderte Halsey den Verband zum zweiten Treffpunkt weiter nordwestlich, wo am nächsten Morgen die Betankung der Schiffe fortgesetzt werden sollte. Während die Flotte in westnordwestlicher Richtung fuhr, begann TF&nbsp;38 den sich langsamer bewegenden Taifun zu überholen. Die See beruhigte sich dadurch etwas, was Halsey in der Illusion bestärkte, sich vom Sturm zu entfernen.<br />Zwischen 14:00 und 15:00&nbsp;Uhr erhielt er jedoch schließlich die Meldung der ''Chandeleur'', die das Zentrum des Sturms bei 13 Grad Nord und 132 Ost feststellte. Dementsprechend wurde das nächste Rendezvous an einem Punkt gewählt, der weitgehend westlich lag. Gegen 22:30&nbsp;Uhr erfuhr Halsey, dass es für die meisten seiner Schiffe unmöglich war, bis zum Morgen die letzte Rendezvous-Position zu erreichen. Halsey ordnete daher erneut eine Kursänderung an, die auf halber Strecke zwischen der ersten und der zweiten überarbeiteten Rendezvous-Position lag. Damit brachte er den Schiffsverband genau in den Kurs des Sturms, der sich nur 100 Seemeilen (190 km) südöstlich befand und an Kraft und Geschwindigkeit gewann.<ref>Calhoun: ''Typhoon, the other Enemy.'' Naval Institute Press, Annapolis 1981, S. 34, 43.</ref><ref>Drury, Clavin: 2006, S. 117f.</ref><ref>Buckner: 2007, S. 101, 107, 109, 111.</ref>
Am Morgen des 17. Dezembers traf Halseys TaskForce mit den Tankern zusammen und begann sogleich mit der Treibstoffübernahme. Trotz [[Beaufortskala|Windstärke 8]] und sehr unruhiger See konnten einige Schiffe erfolgreich Treibstoff übernehmen, so wurden in drei Stunden etwa 26 Tonnen Treibstoff vom Tanker [[USS Manatee (AO-58)|''USS Manatee'']] zur [[USS Maddox (DD-731)|''USS Maddox'']] gepumpt. Die Versuche der ''New Jersey'', die Zerstörer [[USS Spence (DD-512)|''USS Spence'']] und [[USS Hunt (DD-674)|''USS Hunt'']] zu betanken, scheiterten, da die Treibstoffschläuche rissen und die Schiffe in der rauher werdenden See zu kollidieren drohten. Gegen Mittag wurden auch die Versuche aufgegeben, die Reserveflugzeuge auf die Flottenträger zu fliegen, da die Flugzeuge auf den in der schweren See stampfenden Trägern nicht mehr landen konnten. Zwei Piloten, die sich gegen 15 Uhr noch mit ihren [[Grumman F6F|F6F Hellcat]] in der Luft befanden, erhielten den Befehl, die Flugzeuge aufzugeben und per Fallschirm auszusteigen.

Um 12 Uhr 51 brach Admiral Halsey die Betankungsversuche ab und beorderte den Verband zum zweiten Treffpunkt weiter nordwestlich, wo am nächsten Morgen die Betankung der übrigen Schiffe abgeschlossen werden sollte. Damit brachte er den Schiffsverband genau in den Kurs des Sturms, der sich nicht, wie vom meteorologischen Offizier vermutet, in 450 Seemeilen Entfernung, sondern nur 120 Seemeilen südöstlich befand und an Kraft und Geschwindigkeit gewann.

In der Nacht behielt der Schiffsverband seinen Nordwestkurs bei, es gab keine Anzeichen dafür, dass er direkt in den Wirbelsturm steuerte, da weder der Wind stärker wurde noch das [[Barometer]] auffällig fiel. Der Treffpunkt für das Betankungsmanöver am nächsten Morgen wurde noch zweimal verlegt, in der Hoffnung, ruhigere See vorzufinden, führte den Verband aber dann auf Nordkurs genau in den Taifun.


== 18. Dezember ==
== 18. Dezember ==
[[Datei:USS Santa Fe (CL-60) during Typhoon Cobra, December 1944.jpg|mini|Blick über das Vorschiff des Kreuzers [[USS Santa Fe (CL-60)|USS ''Santa Fe'']] während einer 35°-Rolle nach Steuerbord]]
[[Datei:USS Santa Fe (CL-60) during Typhoon Cobra, December 1944.jpg|mini|Blick über das Vorschiff des Kreuzers [[USS Santa Fe (CL-60)|USS ''Santa Fe'']] während einer 35°-Rolle nach Steuerbord]]
In den frühen Morgenstunden des 18. Dezembers mehrten sich die Anzeichen für den aufziehenden Sturm. Um 05:00&nbsp;Uhr meldete die ''New Jersey'' Windgeschwindigkeiten von 38 Knoten. (70 km/h). TF&nbsp;38 befand sich nur etwa 87 Seemeilen vor dem Sturm. Admiral Halsey zusammen mit seinem Stab entschloss sich, nach Süden in einen vermeintlich ruhigeren Bereich des Sturmes zu steuern und so bald wie möglich mit dem Tanken zu beginnen. Um 7:00&nbsp;Uhr morgens wurde mit dem Tankvorgang begonnen. Nach kurzer Zeit erhielt Halsey jedoch die Nachricht, dass unter den gegebenen Wetterbedingungen die Betankung unmöglich sei. Um 08:20&nbsp;Uhr, die Windgeschwindigkeit lag bei 43 Knoten (80 km/h), funkte Halsey an MacArthur, dass er nicht in der Lage sei, dem Sturm auszuweichen und ihn daher am 19. Dezember nicht unterstützen könne. Bald darauf trafen die ersten Schadensmeldungen ein. Um 09:00&nbsp;Uhr wurde die mangelhafte Seetauglichkeit der Leichten Flugzeugträger der Independence-Klasse deutlich. Alle waren stark ins Rollen geraten. Sieben Flugzeuge der [[USS Cowpens (CVL-25)|''USS Cowpens'']] (CVL-25) wurden über Bord gespült, außerdem brach ein Feuer aus, das aber schnell gelöscht werden konnte. Auf der ''San Jacinto'' (CVL-30) hatte sich ein Flugzeug auf dem Hangardeck gelöst und dabei sieben andere Flugzeuge schwer beschädigt. Am schlimmsten erwischte es die [[USS Monterey (CVL-26)|''USS Monterey'']] (CVL-26), als um 9:11&nbsp;Uhr durch ein Zusammenstoß zweier F6F Hellcat ein schweres Feuer ausgelöst wurde, das erst gelöscht werden konnte, nachdem bereits drei Matrosen getötet und viele weitere verletzt worden waren. 18 Flugzeuge wurden durch das Feuer zerstört oder über Bord gespült und weitere 16 Flugzeuge wurden schwer beschädigt.
In den frühen Morgenstunden des 18. Dezembers mehrten sich die Anzeichen für den aufziehenden Sturm, das Barometer fiel und der Wind steigerte sich auf 30 [[Knoten (Einheit)|Knoten]]. Halsey ließ sich von seinen Meteorologen eine neue Prognose über den Sturm anfertigen, diese lag aber um etwa 90 Seemeilen falsch. Der Bericht veranlasste ihn zu einer Kehrtwende, um die Schiffe in einen vermeintlich ruhigeren Bereich des Sturmes zu steuern. Mit 15 Knoten dampfte der Verband nun nach Süden. Um 7 Uhr morgens wurde noch ein Versuch unternommen, einige Schiffe zu betanken, der starke Wind von 34 Knoten und der schwere Seegang machten das aber unmöglich. Das setzte sich bis etwa 10 Uhr so fort, da Halsey die Luftunterstützung für die Truppen auf Mindoro unbedingt liefern wollte. Der Sturm wurde jedoch immer stärker, gegen 10&nbsp;Uhr lag die Windgeschwindigkeit bei bis zu 43&nbsp;Knoten, als das Barometer rasch zu fallen begann.


Die ''Spence'', ein Zerstörer der Fletcher-Klasse, die bereits am 17. Dezember erfolglos versucht hatte, aufzutanken, wurde angewiesen, TG&nbsp;30.8 zu begleiten, um bei der ersten Gelegenheit Treibstoff aufzunehmen. Da die Ballasttanks nicht geflutet waren, begann das Schiff stark nach Backbord zu kränken. Wasser drang durch die Ventilatoren ein und verursachte einen Kurzschluss; kurz darauf brach die Stromversorgung zusammen. Um 11:10&nbsp;Uhr, die ''Spence'' hatte bereits eine Schlagseite von fast 50 %, kenterte das Schiff und ging mit 317 Besatzungsmitgliedern unter. 23 Matrosen und ein Offizier wurden von Schiffen in der Nähe gerettet. Um 11:00&nbsp;Uhr befand sich der Zerstörer [[USS Hull (DD-350)|''USS Hull'']] unter dem Kommando von Lieutenant Commander J.A. Marks in ernsten Schwierigkeiten. Das Schiff war zu 70 % mit Treibstoff gefüllt, hatte aber keinen Salzwasserballast in die Tanks aufgenommen. Außerdem hatte die ''Hull'' als älterer Zerstörer der Farragut-Klasse über 500 Tonnen zusätzliche Waffen und Ausrüstung an Bord, was sie kopflastig machte. Der Wind hatte eine Stärke von 100 Knoten (185 km/h) erreicht. Durch das starke Rollen von bis zu 70 Grad nahm die ''Hull'' immer mehr Wasser auf bis sie schließlich gegen Mittag mit 202 Besatzungsmitgliedern kenterte und sank.<ref>{{Internetquelle|autor=Samuel J. Cox|url=https://www.history.navy.mil/about-us/leadership/director/directors-corner/h-grams/h-gram-039/h-039-2.html |titel=Typhoon Cobra—The Worst Natural Disaster in U.S. Navy History, 14–19 December 1944 |werk=Naval Heritage and History Command |datum=2019-12-26 |abruf=2024-04-19}}</ref>
Die ''Spence'', die gegen 8 Uhr noch eine Treibstoffübernahme von der ''New Jersey'' versucht hatte, geriet in schweres Schlingern und Rollen, da die Ballasttanks nicht geflutet waren und das Schiff dadurch hoch im Wasser lag. Gegen 11&nbsp;Uhr rollte sie hart nach Backbord, die Elektrik fiel aus und das Ruder blockierte. Nach einer weiteren schweren Rollbewegung kenterte die ''Spence'' kurz nach 11&nbsp;Uhr und sank mit 317 Besatzungsmitgliedern an Bord. 23 Matrosen und ein Offizier wurden von Schiffen in der Nähe gerettet.

Eine halbe Stunde später nahm der Zerstörer [[USS Monaghan (DD-354)|''USS Monaghan'']], der sich noch näher am Zentrum des Sturms befand, Wasser durch die Schornsteine auf, als das Schiff ebenfalls schwer rollte. Dadurch fiel die Maschine aus und das Schiff lag antriebs- und steuerlos in den meterhohen Wellen. Kurz vor Mittag kenterte sie dann nach Steuerbord, fast die gesamte Mannschaft ging mit dem Schiff unter, nur sechs Mann konnten gerettet werden.

Ebenfalls gegen 11 Uhr kenterte der Zerstörer [[USS Hull (DD-350)|''USS Hull'']] in schweren, teilweise 110&nbsp;Knoten schnellen Winden und versank mit 202 der 264 Mann an Bord.

Gegen Mittag gewann der Sturm weiter an Kraft, die durchschnittliche Windgeschwindigkeit lag bei über 70 Knoten, in Böen wurden bis zu 120 Knoten gemessen. Das Barometer fiel auf 907 mbar.

Um kurz nach 9 Uhr brach auf dem leichten Flugzeugträger [[USS Monterey (CVL-26)|''USS Monterey'']] ein Feuer aus, nachdem sich auslaufendes Flugbenzin aus beschädigten Flugzeugen entzündet hatte. In waghalsigen Aktionen wurden die brennenden Flugzeuge über Bord geworfen. Das gleiche geschah um kurz vor 11&nbsp;Uhr auf dem Träger [[USS Cowpens (CVL-25)|''USS Cowpens'']] sowie kurz nach 12&nbsp;Uhr auf dem Geleitträger [[USS Cape Esperance (CVE-88)|''USS Cape Esperance'']]. Die Feuer konnten jedoch durch die Deckmannschaften der Träger gelöscht werden.


== Folgen ==
== Folgen ==
Als der Taifun im Laufe des Nachmittags abflaute und das Wetter sich besserte, wurden die Schäden deutlich, die er angerichtet hatte. Drei Zerstörer waren gesunken, die übrigen Schiffe waren zum Teil schwer beschädigt, nahezu alle Radar- und Funkantennen sowie alles, was sich an Deck befunden hatte, war vom Sturm fortgerissen worden. Auf den Flugzeugträgern gingen etliche Flugzeuge über Bord, auch die Aufklärungsflugzeuge vieler Kreuzer und Schlachtschiffe wurden fortgerissen. Insgesamt 122 Flugzeuge waren verlorengegangen und 24 weitere so schwer beschädigt, dass sie verschrottet werden mussten.<ref>[http://www.history.navy.mil/faqs/faq102-4d.htm Naval Historical Center]</ref> 790 Seeleute starben in dem Sturm, die meisten mit den gesunkenen Zerstörern, aber auch auf anderen Schiffen. 80 Besatzungsmitglieder wurden zum Teil schwer verletzt.<ref>[http://www.history.navy.mil/faqs/faq102-4c.htm Naval Historical Center]</ref> Neun Schiffe, darunter ein Kreuzer und drei leichte Träger, wurden so schwer beschädigt, dass sie zu längeren Reparaturen das Dock aufsuchen mussten. 19 weitere Schiffe wurden leicht beschädigt.<ref name="Nimitz">{{cite web |publisher=Naval Historical Center|url=http://www.history.navy.mil/faqs/faq102-4b.htm|title=Pacific Typhoon, 18 December 1944: Admiral Nimitz's Pacific Fleet Confidential Letter on Lessons of Damage in Typhoon|date=2001-04-10|accessdate=2009-11-06|language=Englisch}}</ref>
Als der Taifun im Laufe des Nachmittags abflaute und das Wetter sich besserte, wurden die Schäden deutlich, die er angerichtet hatte. Drei Zerstörer waren gesunken, die übrigen Schiffe waren zum Teil schwer beschädigt; nahezu alle Radar- und Funkantennen waren zerstört und alles, was sich an Deck befunden hatte, war vom Sturm fortgerissen worden. Auf den Flugzeugträgern gingen etliche Flugzeuge über Bord, auch die Aufklärungsflugzeuge vieler Kreuzer und Schlachtschiffe wurden fortgerissen. Insgesamt 122 Flugzeuge waren verlorengegangen und 24 weitere so schwer beschädigt, dass sie verschrottet werden mussten.<ref>{{cite web |publisher=Naval Historical Center|url=https://www.history.navy.mil/research/library/online-reading-room/title-list-alphabetically/p/pacific-typhoon-18-december-1944/aircraft-losses-suffered-by-third-fleet-17-18-december-1944-compiled-from-official-sources.html|title=Aircraft Losses Suffered by Third Fleet, 17-18 December 1944, Compiled From Official Sources|accessdate=2018-10-03|language=Englisch}}</ref> 790 Seeleute starben in dem Sturm, die meisten mit den gesunkenen Zerstörern, aber auch auf anderen Schiffen. 80 Besatzungsmitglieder wurden zum Teil schwer verletzt.<ref>{{cite web |publisher=Naval Historical Center|url=https://www.history.navy.mil/research/library/online-reading-room/title-list-alphabetically/p/pacific-typhoon-18-december-1944/personnel-casualties-suffered-by-third-fleet-17-18-december-1944-compiled-from-official-sources.html|title=Personnel Casualties Suffered by Third Fleet, 17-18 December 1944, Compiled from Official Sources|accessdate=2018-10-03|language=Englisch}}</ref> Neun Schiffe, darunter ein Kreuzer und drei Leichte Träger, wurden so schwer beschädigt, dass sie zu längeren Reparaturen das Dock aufsuchen mussten. 19 weitere Schiffe wurden leicht beschädigt.<ref name="Nimitz">{{cite web |publisher=Naval Historical Center|url=https://www.history.navy.mil/research/library/online-reading-room/title-list-alphabetically/p/pacific-typhoon-18-december-1944/admiral-nimitzs-pacific-fleet-confidential-letter-on-lessons-of-damage-in-typhoon.html|title=Pacific Typhoon, 18 December 1944: Admiral Nimitz's Pacific Fleet Confidential Letter on Lessons of Damage in Typhoon|date=2001-04-10|accessdate=2018-10-03|language=Englisch}}</ref>

In den nächsten drei Tagen wurden trotz immer noch schweren Seegangs und starker Winde noch 92 Überlebende aus dem Meer gefischt.

Admiral [[Chester W. Nimitz]] schrieb: „It was the greatest loss that we have taken in the Pacific without compensatory return since the First Battle of Savo.“ (Es war der größte Verlust ohne Ausgleich, den wir im Pazifik seit der [[Schlacht vor Savo Island|ersten Schlacht von Savo]] erlitten haben.)<ref name="Nimitz" />


In den nächsten drei Tagen wurden trotz immer noch schweren Seegangs und starker Winde noch 92 Überlebende aus dem Meer gefischt. Admiral [[Chester W. Nimitz]] schrieb: „It was the greatest loss that we have taken in the Pacific without compensatory return since the First Battle of Savo.“ (Es war der größte Verlust ohne Ausgleich, den wir im Pazifik seit der [[Schlacht vor Savo Island|ersten Schlacht von Savo]] erlitten haben.)<ref name="Nimitz" />
In die Literatur ging der Taifun durch [[Herman Wouk]]s berühmten Roman ''[[Die Caine war ihr Schicksal]]'' ein, in dem es durch die Ereignisse während des Taifuns zu einer [[Meuterei]] kommt.<ref>[http://www.aoml.noaa.gov/hrd/tcfaq/J4.html ''Atlantic Oceanographic and Meteorological Laboratory: FAQ, What fictional books, plays, poems, and movies have been written involving tropical cyclones?''] Stand: 8. Januar 2010</ref>
In die Literatur ging der Taifun durch [[Herman Wouk]]s berühmten Roman ''[[Die Caine war ihr Schicksal]]'' ein, in dem es durch die Ereignisse während des Taifuns zu einer [[Meuterei]] kommt.<ref>[http://www.aoml.noaa.gov/hrd/tcfaq/J4.html ''Atlantic Oceanographic and Meteorological Laboratory: FAQ, What fictional books, plays, poems, and movies have been written involving tropical cyclones?''] Stand: 8. Januar 2010</ref>


Die schweren Verluste, die der Taifun den US-Streitkräften zugefügt hatte, führten schließlich zum Aufbau von Wetterstationen auf den Karolineninseln und im weiteren Kriegsverlauf auch in Manila sowie auf Iwo Jima und Okinawa. Hinzu kamen auch Einrichtungen auf Guam und in Leyte.<ref>{{cite web |publisher=Naval Historical Center|url=http://www.history.navy.mil/faqs/faq102-4.htm|title=Typhoons and Hurricanes: Pacific Typhoon, 18 December 1944|date=2001-04-10|accessdate=2009-11-06|language=Englisch}}</ref> Daraus ging 1959 das [[Joint Typhoon Warning Center]] hervor, das seinen Sitz zunächst auf Guam hatte und im Jahr 2000 an seinen heutigen Standort nach Honolulu verlegt wurde.
Die schweren Verluste, die der Taifun den US-Streitkräften zugefügt hatte, führten schließlich zum Aufbau von Wetterstationen auf den Karolineninseln und im weiteren Kriegsverlauf auch in Manila sowie auf Iwo Jima und Okinawa. Hinzu kamen auch Einrichtungen auf Guam und in Leyte.<ref>{{cite web |publisher=Naval Historical Center|url=https://www.history.navy.mil/content/history/nhhc/research/library/online-reading-room/title-list-alphabetically/p/pacific-typhoon-18-december-1944.html|title=Typhoons and Hurricanes: Pacific Typhoon, 18 December 1944|date=2001-04-10|accessdate=2018-10-03|language=Englisch}}</ref> Daraus ging 1959 das [[Joint Typhoon Warning Center]] hervor, das seinen Sitz zunächst auf Guam hatte und im Jahr 2000 an seinen heutigen Standort nach Honolulu verlegt wurde.


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur
* C. Raymond Calhoun: ''Typhoon, The Other Enemy: The Third Fleet and the Pacific Storm of December 1944.'' Naval Institute Press, Annapolis 1981, ISBN 0-87021-510-8.
| Autor=Samuel Eliot Morison
* Robert Drury, Tom Clavin: ''Halsey's Typhoon: The True Story of a Fighting Admiral, an Epic Storm, and an Untold Rescue.'' Atlantic Monthly Press, London 2006, ISBN 0-87113-948-0.
| Titel=The Liberation of the Philippines: Luzon, Mindanao, the Visayas 1944–1945
| Reihe=History of United States naval operations in World War II
| BandReihe=XIII
| Verlag=Little Brown
| Ort=Boston
| Datum=1975
| OCLC=1149421696
| Sprache=en}}
* {{Literatur
| Autor=Raymond Calhoun
| Titel=Typhoon, The Other Enemy: The Third Fleet and the Pacific Storm of December 1944.
| Verlag=Naval Institute Press
| Ort=Annapolis
| Datum=1981
| ISBN=0-87021-510-8
| Sprache=en}}
* {{Literatur
| Autor=Melton F. Buckner
| Titel=Sea Cobra
| Verlag=Lyons Press
| Ort=London
| Datum=2007
| ISBN= 9781592289783
| Sprache=en}}
* {{Literatur
| Autor=Robert Drury, Tom Clavin
| Titel=Halsey's Typhoon: The True Story of a Fighting Admiral, an Epic Storm, and an Untold Rescue
| Verlag=Atlantic Monthly Press
| Ort=London
| Datum=2006
| ISBN=0-87113-948-0
| Sprache=en}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==

* {{Commonscat|Typhoon Cobra (1944)|Taifun Cobra}}
{{Commonscat|Typhoon Cobra (1944)|Taifun Cobra}}
* [http://www.desausa.org/typhoon_of_1944.htm Bericht bei der Detroyer Escort Sailors Association] (engl.)
* [http://www.desausa.org/typhoon_of_1944.htm Bericht bei der Detroyer Escort Sailors Association] (englisch)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />

[[Kategorie:Tropischer Wirbelsturm (Pazifischer Ozean)|Cobra]]
[[Kategorie:Tropischer Wirbelsturm (Pazifischer Ozean)|Cobra]]
[[Kategorie:Pazifikkrieg]]
[[Kategorie:Naturkatastrophe 1944]]
[[Kategorie:Naturkatastrophe 1944]]
[[Kategorie:Pazifikkrieg]]
[[Kategorie:Philippinensee]]
[[Kategorie:Philippinensee]]
[[Kategorie:Kobra als Namensgeber]]

Aktuelle Version vom 28. Juni 2024, 08:13 Uhr

Taifun Cobra
Radaraufnahme des Taifuns am 18. Dezember 1944
Radaraufnahme des Taifuns am 18. Dezember 1944
Radaraufnahme des Taifuns am 18. Dezember 1944
Entstehung 17. Dezember 1944
Auflösung 18. Dezember 1944
Spitzenwind-
geschwindigkeit
220 km/h (140 mph) (Böen)
Niedrigster Luftdruck ≤ 907 hPa (mbar)
Tote 790 US-Soldaten, übrige unbekannt
Sachschäden Unbekannt
Betroffene
Gebiete
Philippinensee
Saisonübersicht:
Pazifische Taifunsaisons 1940–1944

Der Taifun Cobra war ein tropischer Wirbelsturm, der am 18. Dezember 1944 auf die Task Force 38 der US-Pazifikflotte unter Admiral Halsey östlich der Philippinen traf. Durch den Sturm kenterten drei Zerstörer, mehrere Schiffe wurden zum Teil schwer beschädigt. Insgesamt kamen 790 Seeleute ums Leben, 80 wurden verletzt. Diese schweren Verluste führten zur Gründung der heute als Joint Typhoon Warning Center operierenden gemeinsamen meteorologischen Abteilung von Marine und Luftwaffe der Vereinigten Staaten.

Ausgangssituation

Am 15. Dezember 1944 hatte die amerikanische Landung auf Mindoro begonnen. Nach dreitägigem Einsatz vom 14. Dezember bis zum 16. Dezember zog Admiral Halsey die Task Force 38 (TF 38) zur Betankung der Schiffe zurück. Die Treibstoffübergabe sollte außerhalb der Reichweite japanischer Flugzeuge in der Philippinensee etwa 170 Seemeilen (320 km) vor der Küste Luzons stattfinden. TF 38 bestand aus sieben Flugzeugträgern der Essex-Klasse, sechs Leichten Trägern, acht Schlachtschiffen – darunter die New Jersey, Halseys Flaggschiff –, vier Schweren und elf Leichten Kreuzern sowie 50 Zerstörern. Die meisten Schiffe in Halseys Verband, besonders die Zerstörer, welche die schnellen Träger drei Tage lang mit Höchstgeschwindigkeit begleitet hatten, verfügten nur noch über geringe Treibstoffvorräte, teilweise waren die Tanks nur noch zu 15 % gefüllt. Den benötigten Treibstoff sollte Task Group 30.8, bestehend aus zwölf Flottentankern, zehn Geleitzerstörern sowie fünf Geleitflugzeugträgern unter Captain Jasper T. Acuff liefern.[1][2]

Entdeckung

In seiner Anfangsphase glitt der Taifun mit den Passatwinden durch die Doldrums nach Westen und vermied jeden Kontakt mit allem, was ihn hätte entdecken können. Als er sich dem Äquator näherte, wendete er und bewegte sich mit 15 Knoten (28 km/h) in nordwestlicher Richtung auf Ulithi zu. Gegen Mitternacht des 16. Dezember erhielt die USS Chandeleur von einer Martin PBM Mariner eine Meldung über starke Bewölkung, Gewitter und Windgeschwindigkeiten von mehr als 65 Knoten (120 km/h) an einer Position etwa auf 13° N, 132° O, 217 Seemeilen (400 km) südöstlich von TF 38. Kurz darauf ging eine weitere ähnliche Meldung ein. Auf der Grundlage dieser beiden Meldungen gab die Chandeleur über Funk eine Wetterwarnung an Halsey heraus. Es dauerte jedoch über neun Stunden, bis die Warnung Halsey erreichte.[3][4]

17. Dezember

Der Leichte Flugzeugträger USS Langley rollt schwer im Sturm

Am Morgen des 17. Dezembers gegen 10:00 Uhr traf Task Force 38 mit den Tankern zusammen und begann trotz Windstärke 8 und sehr unruhiger See mit der Treibstoffübernahme. In kurzer Zeit häuften sich jedoch die Berichte über Schwierigkeiten bei dem Versuch, Treibstoff aufzunehmen. Die Treibstoffschläuche mehrerer Tanker rissen und es kam zu mehreren Beinahekollisionen. Aus Sorge um seine Flotte gab Halsey gegen 13:10 Uhr den Befehl zum Abbruch der Betankung. In Übereinstimmung mit Commander George F. Kosco, dem Schiffsmeterologen, der einen Sturm in 350 Seemeilen (640 km) südöstlich der Flotte vermutete, beorderte Halsey den Verband zum zweiten Treffpunkt weiter nordwestlich, wo am nächsten Morgen die Betankung der Schiffe fortgesetzt werden sollte. Während die Flotte in westnordwestlicher Richtung fuhr, begann TF 38 den sich langsamer bewegenden Taifun zu überholen. Die See beruhigte sich dadurch etwas, was Halsey in der Illusion bestärkte, sich vom Sturm zu entfernen.
Zwischen 14:00 und 15:00 Uhr erhielt er jedoch schließlich die Meldung der Chandeleur, die das Zentrum des Sturms bei 13 Grad Nord und 132 Ost feststellte. Dementsprechend wurde das nächste Rendezvous an einem Punkt gewählt, der weitgehend westlich lag. Gegen 22:30 Uhr erfuhr Halsey, dass es für die meisten seiner Schiffe unmöglich war, bis zum Morgen die letzte Rendezvous-Position zu erreichen. Halsey ordnete daher erneut eine Kursänderung an, die auf halber Strecke zwischen der ersten und der zweiten überarbeiteten Rendezvous-Position lag. Damit brachte er den Schiffsverband genau in den Kurs des Sturms, der sich nur 100 Seemeilen (190 km) südöstlich befand und an Kraft und Geschwindigkeit gewann.[5][6][7]

18. Dezember

Blick über das Vorschiff des Kreuzers USS Santa Fe während einer 35°-Rolle nach Steuerbord

In den frühen Morgenstunden des 18. Dezembers mehrten sich die Anzeichen für den aufziehenden Sturm. Um 05:00 Uhr meldete die New Jersey Windgeschwindigkeiten von 38 Knoten. (70 km/h). TF 38 befand sich nur etwa 87 Seemeilen vor dem Sturm. Admiral Halsey zusammen mit seinem Stab entschloss sich, nach Süden in einen vermeintlich ruhigeren Bereich des Sturmes zu steuern und so bald wie möglich mit dem Tanken zu beginnen. Um 7:00 Uhr morgens wurde mit dem Tankvorgang begonnen. Nach kurzer Zeit erhielt Halsey jedoch die Nachricht, dass unter den gegebenen Wetterbedingungen die Betankung unmöglich sei. Um 08:20 Uhr, die Windgeschwindigkeit lag bei 43 Knoten (80 km/h), funkte Halsey an MacArthur, dass er nicht in der Lage sei, dem Sturm auszuweichen und ihn daher am 19. Dezember nicht unterstützen könne. Bald darauf trafen die ersten Schadensmeldungen ein. Um 09:00 Uhr wurde die mangelhafte Seetauglichkeit der Leichten Flugzeugträger der Independence-Klasse deutlich. Alle waren stark ins Rollen geraten. Sieben Flugzeuge der USS Cowpens (CVL-25) wurden über Bord gespült, außerdem brach ein Feuer aus, das aber schnell gelöscht werden konnte. Auf der San Jacinto (CVL-30) hatte sich ein Flugzeug auf dem Hangardeck gelöst und dabei sieben andere Flugzeuge schwer beschädigt. Am schlimmsten erwischte es die USS Monterey (CVL-26), als um 9:11 Uhr durch ein Zusammenstoß zweier F6F Hellcat ein schweres Feuer ausgelöst wurde, das erst gelöscht werden konnte, nachdem bereits drei Matrosen getötet und viele weitere verletzt worden waren. 18 Flugzeuge wurden durch das Feuer zerstört oder über Bord gespült und weitere 16 Flugzeuge wurden schwer beschädigt.

Die Spence, ein Zerstörer der Fletcher-Klasse, die bereits am 17. Dezember erfolglos versucht hatte, aufzutanken, wurde angewiesen, TG 30.8 zu begleiten, um bei der ersten Gelegenheit Treibstoff aufzunehmen. Da die Ballasttanks nicht geflutet waren, begann das Schiff stark nach Backbord zu kränken. Wasser drang durch die Ventilatoren ein und verursachte einen Kurzschluss; kurz darauf brach die Stromversorgung zusammen. Um 11:10 Uhr, die Spence hatte bereits eine Schlagseite von fast 50 %, kenterte das Schiff und ging mit 317 Besatzungsmitgliedern unter. 23 Matrosen und ein Offizier wurden von Schiffen in der Nähe gerettet. Um 11:00 Uhr befand sich der Zerstörer USS Hull unter dem Kommando von Lieutenant Commander J.A. Marks in ernsten Schwierigkeiten. Das Schiff war zu 70 % mit Treibstoff gefüllt, hatte aber keinen Salzwasserballast in die Tanks aufgenommen. Außerdem hatte die Hull als älterer Zerstörer der Farragut-Klasse über 500 Tonnen zusätzliche Waffen und Ausrüstung an Bord, was sie kopflastig machte. Der Wind hatte eine Stärke von 100 Knoten (185 km/h) erreicht. Durch das starke Rollen von bis zu 70 Grad nahm die Hull immer mehr Wasser auf bis sie schließlich gegen Mittag mit 202 Besatzungsmitgliedern kenterte und sank.[8]

Folgen

Als der Taifun im Laufe des Nachmittags abflaute und das Wetter sich besserte, wurden die Schäden deutlich, die er angerichtet hatte. Drei Zerstörer waren gesunken, die übrigen Schiffe waren zum Teil schwer beschädigt; nahezu alle Radar- und Funkantennen waren zerstört und alles, was sich an Deck befunden hatte, war vom Sturm fortgerissen worden. Auf den Flugzeugträgern gingen etliche Flugzeuge über Bord, auch die Aufklärungsflugzeuge vieler Kreuzer und Schlachtschiffe wurden fortgerissen. Insgesamt 122 Flugzeuge waren verlorengegangen und 24 weitere so schwer beschädigt, dass sie verschrottet werden mussten.[9] 790 Seeleute starben in dem Sturm, die meisten mit den gesunkenen Zerstörern, aber auch auf anderen Schiffen. 80 Besatzungsmitglieder wurden zum Teil schwer verletzt.[10] Neun Schiffe, darunter ein Kreuzer und drei Leichte Träger, wurden so schwer beschädigt, dass sie zu längeren Reparaturen das Dock aufsuchen mussten. 19 weitere Schiffe wurden leicht beschädigt.[11]

In den nächsten drei Tagen wurden trotz immer noch schweren Seegangs und starker Winde noch 92 Überlebende aus dem Meer gefischt. Admiral Chester W. Nimitz schrieb: „It was the greatest loss that we have taken in the Pacific without compensatory return since the First Battle of Savo.“ (Es war der größte Verlust ohne Ausgleich, den wir im Pazifik seit der ersten Schlacht von Savo erlitten haben.)[11] In die Literatur ging der Taifun durch Herman Wouks berühmten Roman Die Caine war ihr Schicksal ein, in dem es durch die Ereignisse während des Taifuns zu einer Meuterei kommt.[12]

Die schweren Verluste, die der Taifun den US-Streitkräften zugefügt hatte, führten schließlich zum Aufbau von Wetterstationen auf den Karolineninseln und im weiteren Kriegsverlauf auch in Manila sowie auf Iwo Jima und Okinawa. Hinzu kamen auch Einrichtungen auf Guam und in Leyte.[13] Daraus ging 1959 das Joint Typhoon Warning Center hervor, das seinen Sitz zunächst auf Guam hatte und im Jahr 2000 an seinen heutigen Standort nach Honolulu verlegt wurde.

Literatur

  • Samuel Eliot Morison: The Liberation of the Philippines: Luzon, Mindanao, the Visayas 1944–1945 (= History of United States naval operations in World War II. Band XIII). Little Brown, Boston 1975, OCLC 1149421696 (englisch).
  • Raymond Calhoun: Typhoon, The Other Enemy: The Third Fleet and the Pacific Storm of December 1944. Naval Institute Press, Annapolis 1981, ISBN 0-87021-510-8 (englisch).
  • Melton F. Buckner: Sea Cobra. Lyons Press, London 2007, ISBN 978-1-59228-978-3 (englisch).
  • Robert Drury, Tom Clavin: Halsey's Typhoon: The True Story of a Fighting Admiral, an Epic Storm, and an Untold Rescue. Atlantic Monthly Press, London 2006, ISBN 0-87113-948-0 (englisch).
Commons: Taifun Cobra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Morison: The Liberation of the Philippines. (= History of United States naval operations in World War II. Band XIII.) Little Brown, Boston 1975, S. 57–60.
  2. Drury, Clavin: Halsey's typhoon. Atlantic Monthly Press, London 2006, S. 76, 115.
  3. Buckner: Sea Cobra. Lyons Press, Guilford 2007, S. 94f.
  4. Drury, Clavin: 2006, S. 103.
  5. Calhoun: Typhoon, the other Enemy. Naval Institute Press, Annapolis 1981, S. 34, 43.
  6. Drury, Clavin: 2006, S. 117f.
  7. Buckner: 2007, S. 101, 107, 109, 111.
  8. Samuel J. Cox: Typhoon Cobra—The Worst Natural Disaster in U.S. Navy History, 14–19 December 1944. In: Naval Heritage and History Command. 26. Dezember 2019, abgerufen am 19. April 2024.
  9. Aircraft Losses Suffered by Third Fleet, 17-18 December 1944, Compiled From Official Sources. Naval Historical Center, abgerufen am 3. Oktober 2018 (englisch).
  10. Personnel Casualties Suffered by Third Fleet, 17-18 December 1944, Compiled from Official Sources. Naval Historical Center, abgerufen am 3. Oktober 2018 (englisch).
  11. a b Pacific Typhoon, 18 December 1944: Admiral Nimitz's Pacific Fleet Confidential Letter on Lessons of Damage in Typhoon. Naval Historical Center, 10. April 2001, abgerufen am 3. Oktober 2018 (englisch).
  12. Atlantic Oceanographic and Meteorological Laboratory: FAQ, What fictional books, plays, poems, and movies have been written involving tropical cyclones? Stand: 8. Januar 2010
  13. Typhoons and Hurricanes: Pacific Typhoon, 18 December 1944. Naval Historical Center, 10. April 2001, abgerufen am 3. Oktober 2018 (englisch).