Reichenbach (Wassertrüdingen)

Reichenbach
Koordinaten:49° 2′ N, 10° 33′ OKoordinaten: 49° 2′ 4″ N, 10° 32′ 36″ O
Höhe: 426 m ü. NHN
Einwohner:45 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung:1. Juli 1971
Postleitzahl:91717
Vorwahl:09832
Reichenbach zwischen Wörnitz und Oettinger Forst
Reichenbach zwischen Wörnitz und Oettinger Forst

Reichenbach ist ein Gemeindeteil der Stadt Wassertrüdingen im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).

Geografie

Das Dorf liegt von Acker- und Grünland umgeben am Südufer der Wörnitz etwa 4 km westlich von Wassertrüdingen. Im Osten wird die Flur Höllfeld genannt. 1 km südöstlich erhebt sich der Dürrenbuck (497 m ü. NHN) im Waldgebiet Forst. Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Stahlhöfe (0,7 km südwestlich), nach Aufkirchen (3,1 km nordwestlich) und die Kreisstraße AN 47 kreuzend nach Wassertrüdingen (4 km östlich).[2]

Geschichte

813 erscheint in Aufkirchener Kirchenbüchern bereits der Name eines Hermanus de Rychen, was wohl abgeleitet "von Reichenbach" heißt. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird Reichenbach 1261, aufgrund einer Zeugenaussauge von Heinricus de Reichenbach. Zu diesem Zeitpunkt existierte offenbar bereits das Reichenbacher Schloss.

Der Rittersitz Reichenbach

„Reichenbach, Richenbach oder Rychenbach war uralter Rittersitz und besaß ein festes Haus. Dieses lag zwischen Dörfchen und Wernitz, dort, wo sich heute schöne Wiesen breiten.“... „Das Schloß bestand nach einer Beschreibung eines alten Röckinger Saalbuches aus Wohnhaus (Schloß), Viehhaus, Stadel, Zwinger, Hof, Vorhof und Gärten, die von Mauern umgeben waren, Kapelle, Baumgarten und Hag. In das Innere führten zwei Tore. Das eine öffnete sich auf die Wörnitz, das andere auf das Dörfchen zu.“[3]

Etwa ab 1400 war das Adelsgeschlecht der „von Seckendorff“ in Reichenbach vorherrschend, wobei das Schloss immer wieder die Besitzer wechselte. Zu den Besitzgütern der Herren von Reichenbach gehörten eine Reihe von Weihern zwischen Reichenbach und Fürnheim, sowie Güter in Fürnheim, Opfenried und Dambach, Stahlhof, sowie die beiden Goschenhöfe und viele Wäldereien. Außerdem hatten die Herren von Reichenbach bis 1257 die alleinige Dorfherrschaft in Fürnheim, was ein Amtshaus, den Kirchweihschutz und vogteiliche Rechte beinhaltete. Ab 1470 gab es in der naheliegenden Schlosskapelle eine eigene Kaplanei, die aber nach der Reformation ab 1531 nicht mehr weiter besetzt wurde. Reformation und 30-jähriger Krieg ließen das Schloss verwaisen und schließlich verfallen. Aus dem Jahre 1687 wird berichtet, dass die Steine des baufälligen gewordenen Schlosses auf Anordnung nach Wassertrüdingen zur Reparatur des dortigen Schlosses abtransportiert wurden. Letzter Hinweis auf das Schloss war bis ins 19. Jahrhundert der sog. „Schlossbuck“, ein Wall der vom Ortsrand Richtung Wörnitz führte und vermutlich als Zufahrt zum südöstlichen Schlosstor diente.

Ab dem 18. Jahrhundert

Die Fraisch über Reichenbach war umstritten. Sie wurde sowohl vom ansbachischen Oberamt Wassertrüdingen als auch vom oettingen-spielbergischen Oberamt Aufkirchen beansprucht. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft wurde vom ansbachischen Verwalteramt Röckingen und dem Oberamt Aufkirchen gemeinsam ausgeübt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Reichenbach 17 Anwesen und ein Gemeindehirtenhaus. Grundherr über alle Anwesen war das Fürstentum Ansbach (Verwalteramt Auhausen: 1 Anwesen; Verwalteramt Röckingen: 1 Ziegelhütte, 3 Höfe, 1 Gütlein, 5 Häuser, 1 Haus mit Brau- und Schankrecht, 1 Schmiede, 1 Bäckerei, 1 Kaplaneihaus).[4][5]

1806 kam Reichenbach an das Königreich Bayern. Mit dem Gemeindeedikt wurde der Ort 1809 dem Steuerdistrikt und der Ruralgemeinde Fürnheim zugeordnet.[6] Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Reichenbach, zu der Forsthöfe und Stahlhöfe gehörten.[7][8] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Mediatuntergericht Aufkirchen zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Oettingen (1850 bis 1919 Rentamt Wassertrüdingen, 1919 in Finanzamt Wassertrüdingen umbenannt, 1932–1973 Finanzamt Gunzenhausen, seit 1973 Finanzamt Ansbach). Die Verwaltung und Gerichtsbarkeit ging 1819 auf das Herrschaftsgericht Oettingen diesseits der Wörnitz über, von 1820 bis 1848 war das Herrschaftsgericht Mönchsroth zuständig, das 1848 in eine Gerichts- und Polizeibehörde umgewandelt wurde, die 1850 erlosch. Von 1850 bis 1879 lag die Gerichtsbarkeit beim Landgericht Wassertrüdingen, von 1879 bis 1956 war das Amtsgericht Wassertrüdingen zuständig, von 1956 bis 1970 das Amtsgericht Gunzenhausen und von 1970 bis 1973 das Amtsgericht Dinkelsbühl, das seit 1973 eine Zweigstelle des Amtsgerichtes Ansbach ist. Die Verwaltung übernahm 1862 das neu geschaffene Bezirksamt Dinkelsbühl (1939 in Landkreis Dinkelsbühl umbenannt). Mit der Auflösung des Landkreises Dinkelsbühl im Jahr 1972 kam Reichenbach an den Landkreis Ansbach.[9] Die Gemeinde hatte 1961 eine Gebietsfläche 2,242 km².[10] Im Zuge der Gebietsreform wurde diese am 1. Juli 1971 nach Wassertrüdingen eingemeindet.[11]

Bodendenkmäler

In der Gemarkung Reichenbach gibt es zwei Bodendenkmäler.

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Reichenbach

Jahr181818401852185518611867187118751880188518901895190019051910191919251933193919461950195219611970
Einwohner138141129140127112104991041041111031021081049898998812110810210189
Häuser[12]26242424212021
Quelle[13][14][14][14][15][16][17][18][19][20][14][14][21][14][14][14][22][14][14][14][23][14][10][24]

Ort Reichenbach

Jahr001818001861001871001885001900001925001950001961001970001987
Einwohner82877981687693776245
Häuser[12]18191617161716
Quelle[13][15][17][20][21][22][23][10][24][1]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 331 (Digitalisat).
  2. Reichenbach im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  3. Scherrbacher, Der Rittersitz Reichenbach
  4. T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 453.
  5. Johann Bernhard Fischer: Reichenbach. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 384 (Digitalisat). (= J. K. Bundschuh, Bd. 4, Sp. 461.) Hiernach gab es 14 Untertansfamilien.
  6. T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 535.
  7. T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 541.
  8. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 77 (Digitalisat). Hiernach soll auch Linkersbaindt zur Gemeinde gehört haben.
  9. T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 574f.
  10. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 763 (Digitalisat).
  11. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 448.
  12. a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  13. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 74 (Digitalisat). Für die Gemeinde Reichenbach zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Forsthöfe (S. 26), Linkersbeunt (S. 55) und Stahlhöfe (S. 88).
  14. a b c d e f g h i j k l Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 168, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  15. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1005–1006, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  16. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 157 (Digitalisat).
  17. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1172, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 61 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 176 (Digitalisat).
  20. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1104 (Digitalisat).
  21. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1170 (Digitalisat).
  22. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1207 (Digitalisat).
  23. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1039 (Digitalisat).
  24. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 172 (Digitalisat).