„Reden gegen Catilina“ – Versionsunterschied

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==Bedeutung für die Rhetorik==
==Bedeutung für die Rhetorik==
Die ''Reden gegen Catilina'', die im Gegensatz zu vielen anderen Reden Ciceros bis heute vollständig überliefert wurden, haben seinen Ruf als bedeutendstem römischen [[Redekunst|Redner]] begründet. Sie gelten als ein Meisterwerk antiker Rhetorik; berühmt geworden sind insbesondere die Anfangsworte der ersten Rede: „''Quo usque tandem abutere, Catilina, patientia nostra?''“ (Wie lange willst du unsere Geduld noch missbrauchen, Catilina?).
Die ''Reden gegen Catilina'', die im Gegensatz zu vielen anderen Reden Ciceros bis heute vollständig überliefert wurden, haben seinen Ruf als bedeutendstem römischen [[Redekunst|Redner]] begründet. Sie gelten als ein Meisterwerk antiker Rhetorik; berühmt geworden sind insbesondere die Anfangsworte der ersten Rede: „''Quo usque tandem abutere, Catilina, patientia nostra?''“ (Wie lange willst du unsere Geduld noch missbrauchen, Catilina?). Allerdings nimmt man an, dass Cicero die Reden, bevor er sie herausgab, wahrscheinlich unter politischem (popularem) Druck, verändert hat.


==Authentizität==
==Authentizität==

Version vom 22. Mai 2006, 21:58 Uhr

Ciceros Rede gegen Catilina - Gemälde von Cesare Maccari von 1888

Bei den Reden gegen Catilina (lat.: Orationes In Catilinam) handelt es sich um vier Reden, die der römische Philosoph, Schriftsteller und Consul Marcus Tullius Cicero im Jahre 63 v. Chr. gegen den Senator Lucius Sergius Catilina gehalten hat. Cicero ging es dabei um die Aufdeckung, Verfolgung und Bestrafung der zweiten Catilinarischen Verschwörung, einem Umsturzversuch Catilinas und seiner Anhänger gegen die Römische Republik.

Inhalt

Vorgeschichte

Die Verschwörung des Catilina begann im Jahr 63 v. Chr.. Er hatte einen Putsch geplant und wollte die Macht über Rom an sich reißen. Zu diesem Zweck hatte er Manlius beauftragt, ein Heer für ihn aufzustellen. Am Abend (6. November) vor seiner Abreise zu Manlius ruft Catilina seine Anhänger in Rom zusammen und beauftragt die Senatoren L. Vargunteius und C. Cornelius mit der Ermordung Ciceros. Dieser erfährt davon und kann das Attentat voraussagen. Dementsprechend finden die beiden Männer anderntags das Haus bewacht vor und müssen unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen.

1. Rede (am 8. November 63 v. Chr. vor dem Senat)

Cicero beruft nun den Senat im Tempel des Jupiter Stator (am Fuß des Palatins) ein. Zur Überraschung aller nimmt auch Catilina an dieser Versammlung teil. Cicero informiert den Senat über das missglückte Attentat, doch Catilina spielt den Unschuldigen. Das veranlasst Cicero, Catilina in einer improvisierten Rede zu entlarven und ihm den eindringlichen Rat zu geben Rom zu verlassen.

2. Rede (am 9. November 63 v. Chr. vor dem Volk)

Am Tag darauf hält Cicero, nach der mittlerweile erfolgten Flucht Catilinas aus Rom, seine zweite Rede gegen ihn. Vor dem Beginn einer Senatssitzung, in der über das weitere Vorgehen beraten werden soll, tritt er vor das Volk und teilt diesem das Geschehen aus seiner Sicht mit. Insbesondere bringt er Beweise vor, dass Catilinas Anhänger in der Stadt noch aktiv sind und einen Putsch vorbereiten: Ciceros Leute waren kurz vorher bei einem inszenierten Überfall am Pons Milvius in den Besitz von Schreiben gekommen, mit denen Catilinas Anhänger den Allobrogern den Erlass von Schulden in Aussicht gestellt hatten, wenn diese sich am Putsch beteiligten.

3. Rede (am 3. Dezember 63 v. Chr. vor dem Volk)

Am 3.Dezember hält Cicero dann seine dritte Rede gegen Catilina: Auf dem Forum informiert er das Volk über die Ergreifung und das Geständnis der Anhänger Catilinas. In der Folge wird im Senat darüber diskutiert, ob die inhaftierten Verschwörer mit dem Tod oder nur mit lebenslanger Haft bestraft werden sollen; die Entscheidung wird vertagt.

4. Rede (am 5. Dezember 63 v. Chr. vor dem Senat)

In der zwei Tage später gehaltenen vierten und letzten Catilinarischen Rede fasst Cicero noch einmal die Meinungen zusammen und dringt auf eine schnelle Entscheidung, zumal am Vortag Befreiungsversuche durch Klienten angezettelt worden waren.

Auf maßgebliche Agitation Catos entscheidet sich der Senat schließlich gegen das Votum Caesars für die Todesstrafe.

Literarische Einordnung

Schriftliche Herausgabe

Im Jahr 60 v. Chr., also drei Jahre nach den Ereignissen, gab Cicero die Reden in schriftlicher Form heraus, indem er sie in einem Brief an seinen Freund Atticus schickte, mit der Bitte, sie zu verbreiten. Die schriftliche Aufzeichnung der Reden und deren Veröffentlichung brachte mit sich, dass über die Verschwörungen ungewöhnlich viel, aber nur vom Standpunkt der Sieger aus berichtet wurde, später z. B. von den Geschichtsschreibern Sallust und Plutarch. Das führte zur einseitigen Darstellung Catilinas als Bösewicht, andererseits auch zur Überbewertung seiner Taten in Bezug auf den Wechsel von Roms republikanischer Staatsform zum Kaisertum.

Bedeutung für die Rhetorik

Die Reden gegen Catilina, die im Gegensatz zu vielen anderen Reden Ciceros bis heute vollständig überliefert wurden, haben seinen Ruf als bedeutendstem römischen Redner begründet. Sie gelten als ein Meisterwerk antiker Rhetorik; berühmt geworden sind insbesondere die Anfangsworte der ersten Rede: „Quo usque tandem abutere, Catilina, patientia nostra?“ (Wie lange willst du unsere Geduld noch missbrauchen, Catilina?). Allerdings nimmt man an, dass Cicero die Reden, bevor er sie herausgab, wahrscheinlich unter politischem (popularem) Druck, verändert hat.

Authentizität

Trotz des zeitlichen Abstands werden die schriftlichen Fassungen der Reden als authentisch betrachtet: Cicero verfügte nicht nur über ein enormes Gedächtnis, sondern war als Redelehrer auch in der Mnemotechnik geschult. Da gerade Worte von derartiger politischer Tragweite im Gedächtnis des Auditoriums haften geblieben sein dürften, konnte sich Cicero überdies ein Abweichen vom ursprünglichen Redetext nicht leisten. Überdies kann davon ausgegangen werden, dass sich Cicero über die Kernpunkte seiner Reden bereits bei ihrer Abhaltung Notizen gemacht hat. Die beiden im Senat gehaltenen Reden schließlich dürften auch stenografisch festgehalten worden sein.