„Queerfeindlichkeit“ – Versionsunterschied

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'''Queerfeindlichkeit''' (seltener '''Queerphobie''') ist eine soziale [[Aversion]] (Abneigung) oder [[Aggression|Aggressivität]] (Feindseligkeit) gegen [[queer]]e oder als solche wahrgenommene Personen, deren Identität und Lebensweisen wobei queer als Gesamtheit der von der [[Heterosexualität]] abweichenden [[sexuelle Orientierung]]en, [[nichtbinäre Geschlechtsidentität|nichtbinären]] oder vom Geburtsgeschlecht nicht übereinstimmenden [[Geschlechtsidentität]]en verstanden wird. Queerfeindlichkeit ist Ober- und Sammelbegriff für die Unterphänomene [[Homophobie]], [[Biphobie]], [[Lesbophobie]] und [[Transphobie]]. Selbst ist Queerfeindlichkeit ein Unterfall von [[gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit|gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit]].
'''Queerfeindlichkeit''' (seltener '''Queerphobie''') ist eine soziale [[Aversion]] (Abneigung) oder [[Aggression|Aggressivität]] (Feindseligkeit), die sich gegen [[queer]]e oder als solche wahrgenommene Personen, sowie deren Identität und Lebensweisen richtet. Hierbei wird queer als Gesamtheit der von der [[Heterosexualität]] abweichenden [[sexuelle Orientierung|sexuellen Orientierungen]] und allen [[nichtbinäre Geschlechtsidentität|nichtbinären]] oder vom Geburtsgeschlecht nicht übereinstimmenden [[Geschlechtsidentität]]en verstanden.
Queerfeindlichkeit ist ein Ober- und Sammelbegriff für zum Beispiel die Unterphänomene [[Homophobie]], [[Biphobie]], [[Lesbophobie]] und [[Transphobie]].
Queerfeindlichkeit selbst ist ein Unterfall von [[gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit|gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit]].


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Mit der abnehmenden Fokussierung auf [[Homosexualität]] und Homophobie bei der Betrachtung der Abneigungen und Feindseligkeiten gegen Personen des [[LGBT]]-Spektrums findet auch der Begriff Queerfeindlichkeit als inklusivere Bezeichnung zunehmend in der Öffentlichkeit Verwendung – insbesondere, wenn eine Unterteilung nicht notwendig ist.<ref>{{Internetquelle |url=https://ldz-niedersachsen.de/nano.cms/glossar |titel=Queerfeindlichkeit |werk=Landes-Demokratiezentrum Niedersachsen |abruf=2022-11-27}}</ref>
Mit der abnehmenden Fokussierung auf [[Homosexualität]] und Homophobie bei der Betrachtung der Abneigungen und Feindseligkeiten gegen Personen des [[LGBT]]QIA+-Spektrums findet auch der Begriff Queerfeindlichkeit als inklusivere Bezeichnung zunehmend in der Öffentlichkeit Verwendung – insbesondere, wenn eine Unterteilung nicht notwendig ist.<ref>{{Internetquelle |url=https://ldz-niedersachsen.de/nano.cms/glossar |titel=Queerfeindlichkeit |werk=Landes-Demokratiezentrum Niedersachsen |abruf=2022-11-27}}</ref>


Queerfeindlichkeit richtet sich gegen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, gegen [[Schwule]], [[Lesbe]]n, [[Bisexualität|Bisexuelle]], [[Transgender|trans-]] und [[Intersexualität|intergeschlechtliche]], [[Asexualität|asexuelle]] sowie andere queere Personen. Sie kann sich auch gegen Einrichtungen dieser Personengruppen richten oder solchen Personen und Einrichtungen, die diese unterstützen. Queerfeindliche Personen sind oft Vertreter der [[Heteronormativität]] und des [[Heterosexismus]]. Queerfeindlichkeit kann [[Stereotypisierung]] und [[Diskriminierung]], Abwertung und Ablehnung von queeren Personen bis hin zu [[Gewalt]] gegen diese beinhalten.<ref>{{Internetquelle |autor=Ariane Wolf |url=https://www.bpb.de/themen/islamismus/dossier-islamismus/344718/frauen-und-queerfeindlichkeit/ |titel=Frauen- und Queerfeindlichkeit |werk=[[Bundeszentrale für politische Bildung]] |abruf=2022-11-27}}</ref>
Queerfeindlichkeit richtet sich gegen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, gegen [[Schwule]], [[Lesbe]]n, [[Bisexualität|Bisexuelle]], [[Transgender|trans-]] und [[Intersexualität|intergeschlechtliche]], [[Asexualität|asexuelle]] sowie andere [[Queer|queere]] Personen. Sie kann sich auch gegen Einrichtungen dieser Personengruppen richten oder gegen Personen und Einrichtungen, die diese unterstützen. Queerfeindlichkeit kann [[Stereotypisierung]] und [[Diskriminierung]], Abwertung und Ablehnung von queeren Personen bis hin zu [[Gewalt]] gegen diese beinhalten.<ref>{{Internetquelle |autor=Ariane Wolf |url=https://www.bpb.de/themen/islamismus/dossier-islamismus/344718/frauen-und-queerfeindlichkeit/ |titel=Frauen- und Queerfeindlichkeit |werk=[[Bundeszentrale für politische Bildung]] |abruf=2022-11-27}}</ref>

Queerfeindlichkeit ist die oft auf Heteronormativität basierende Bekämpfung, Herabwürdigung oder Anfeindung queeren Lebens.<ref>{{Literatur |Autor=Julian Sehmer |Titel=Queerfeindliche Subjektivierung und familiale Desidentifikation. Zur (Un)Möglichkeit freiwilliger Zustimmung zu Konversionsbehandlungen |Sammelwerk=Jahrbuch erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung |Band=18. Jahrgang |Verlag=Verlag Barbara Budrich |Datum=2022 |DOI=10.3224/84742621.08 |Seiten=119}}</ref>


== Queerfeindliche Straftaten in Deutschland ==
== Queerfeindliche Straftaten in Deutschland ==
Gewalttaten, Übergriffe und Anfeindungen sind für Betroffene eine erhebliche Belastung und schränken ihre Freiheit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ein.
2021 verzeichnete die Polizeiliche Kriminalstatistik Deutschland im Bereich [[Hasskriminalität]], Unterthemenfeld Sexuelle Orientierung, 870 [[Straftat (Deutschland)|Straftaten]], davon 164 Gewaltdelikte mit 154 [[Körperverletzung (Deutschland)|Körperverletzungen]]. Die Zahl der Gewaltdelikte stieg im Vergleich zu 2020 um 44 Prozent. Im Unterthemenfeld Geschlecht/Sexuelle Identität wurden 340 Straftaten verzeichnet, davon 57 Gewaltdelikte, 42,5 Prozent mehr als 2020, mit 51 Körperverletzungen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/nachrichten/2022/pmk2021-factsheets.pdf?__blob=publicationFile&v=2 |titel=Politisch motivierte Kriminalität im Jahr 2021: Bundesweite Fallzahlen |werk=[[Bundesministerium des Innern und für Heimat]] |datum=2022-05-10 |abruf=2022-11-26}}</ref> Die Opferberatungsstelle [[Maneo]] berichtet für 2021 hingegen allein in [[Berlin]] von 731 Fällen von Drohungen, Beleidigungen und Angriffen gegen queere Personen, davon 30 Prozent (entspricht 219 Fällen) Körperverletzungen (entspricht 219 Fällen). Zudem ist von einer hohen [[Dunkelziffer]] von bis zu 90 Prozent auszugehen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/05/berlin-uebergriffe-homosexuelle-transsexuelle-opferberatung-maneo-report.html |titel=Opferberatungsstelle beklagt fehlende Daten der Berliner Polizei |werk=[[rbb]] |datum=2022-05-16 |abruf=2022-11-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.berlin.de/polizei/_assets/aufgaben/praevention/straftaten_lsbti.pdf |titel=Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LSBTI): Konzept und Tätigkeitsbericht der Ansprechpersonen für LSBTI |werk=[[Polizei Berlin]] |datum=2018-01 |abruf=2022-11-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.queer.de/detail.php?article_id=42697 |titel=Mehr queerfeindliche Delikte in Berlin als bisher bekannt |werk=[[queer.de]] |datum=2022-07-22 |abruf=2022-11-27}}</ref>

Die [[Bundesregierung (Deutschland)|deutsche Bundesregierung]] verfolgt mit dem Aktionsplan ''Queer leben'' das Ziel, queere Personen vor Gewalt und Übergriffen zu schützen und Opfer besser zu unterstützen. Die [[Statistisch|statistische]] Erfassung von Übergriffen soll verbessert werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bmfsfj.de/resource/blob/205126/857cb513dde6ed0dca6759ab1283f95b/aktionsplan-queer-leben-data.pdf |titel=„Queer leben“ – Aktionsplan der Bundesregierung für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt |werk=[[Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt]] |hrsg=[[Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend]] |datum=2022-11-04 |abruf=2022-11-26}}</ref>

=== Statistiken ===

==== Polizeilich erfasste Delikte gegen die sexuelle Orientierung von 2013 bis 2023 ====
Die Daten entstammen der [[Polizeiliche Kriminalstatistik (Deutschland)|Polizeilichen Kriminalstatistik Deutschland]]. Unter dem Bereich [[Hasskriminalität]] wird dort das Unterthemenfeld "Sexuelle Orientierung" erfasst. Nach der Definition des KPMD-PMK wird unter jenem Unterthemenfeld "sexuelle Orientierung" "das Begehren für bestimmte Geschlechtspartner" gezählt.<ref name=":0">Politisch motivierte Kriminalität - Bundesweite Fallzahlen 2023</ref> Somit werden beispielsweise hetero-, homo-, bi-, pansexuelle, sowie (weitere) queere Ausprägungen erfasst.
{| class="wikitable"
|+Anzahl der polizeilich erfassten Delikte gegen die sexuelle Orientierung in Deutschland von 2013 bis 2023<ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/nachrichten/2022/pmk2021-factsheets.pdf?__blob=publicationFile&v=2 |titel=Politisch motivierte Kriminalität im Jahr 2021: Bundesweite Fallzahlen |werk=[[Bundesministerium des Innern und für Heimat]] |datum=2022-05-10 |abruf=2022-11-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://de.statista.com/statistik/daten/studie/870110/umfrage/polizeilich-erfasste-delikte-gegen-die-sexuelle-orientierung-in-deutschland/ |titel=Delikte gegen die sexuelle Orientierung 2023 |sprache=de |abruf=2024-07-03}}</ref>
!Jahr
!Anzahl gesamt
!Entwicklung
gesamt
!Anzahl Gewaltdelikte
!Entwicklung Gewaltdelikte
!Körperverletzung
|-
|2013
|240
|
|50
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|2014
|184
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|37
|
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|2015
|222
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|54
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|2016
|316
|
|81
|
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|-
|2017
|313
|
|74
|
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|2018
|351
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|97
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|2019
|576
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|151
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|
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|2020
|578
| +0,35%
|114
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|
|-
|2021
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| +50,52%
|164
| +44%
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|2022
|1.005
| +15,52%
|227
|
|213
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|2023
|1.499
| +49,15%
|288
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|}
In den zehn Jahren zwischen 2013 und 2023 hat sich die Anzahl der polizeilich erfassten Delikte gegen die sexuelle Orientierung in Deutschland mehr als versechsfacht.

==== Polizeilich erfasste Delikte gegen die geschlechtsbezogene Diversität ====
Die Daten entstammen der [[Polizeiliche Kriminalstatistik (Deutschland)|Polizeilichen Kriminalstatistik Deutschland]]. Seit Juni 2023 wird in die Strafgesetze zu Hasskriminalität (§ 46 StGB) das Unterthemenfeld "Geschlechtsbezogene Diversität" gezählt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/hasskriminalitaet-gegen-queere-menschen-wird-zukuenftig-besser-geahndet-227514 |titel=Hasskriminalität gegen queere Menschen wird zukünftig besser geahndet |datum=2023-06-23 |sprache=de |abruf=2024-07-03}}</ref> Zu den "Geschlechtsspezifischen" Beweggründen werden nun solche Motive erfasst, die sich gegen die [[Transgeschlechtlichkeit|trans]]- oder [[Intergeschlechtlichkeit|intergeschlechtliche]] Identität des Opfers richten.
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|+Anzahl der polizeilich erfassten Delikte gegen die geschlechtsbezogene Diversität in Deutschland bis 2023<ref name=":1" />
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|2022
|417
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|2023
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==== Weitere erfasste queerfeindliche Straftaten ====

===== 2021 =====
Berlin:

2021 verzeichnet die Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) allein in [[Berlin]] 456 queerfeindliche Straftaten, davon 110 Gewaltdelikte.<ref>{{Literatur |Autor=Albrecht Lüter et al. |Titel=Berliner Monitoring: Trans- und homophobe Gewalt |Hrsg= |Ort=Berlin |Datum=2022 |ISBN=978-3-00-073808-1 |Online=https://www.lsbti-monitoring.berlin/wp-content/uploads/Monitoring-trans-und-homophobe-Gewalt_2022_barrierefrei.pdf}}</ref> Die Opferberatungsstelle [[Maneo]] berichtet für 2021 hingegen von 731 Fällen von Drohungen, Beleidigungen und Angriffen gegen queere Personen, davon 219 Körperverletzungen (30 Prozent). Zudem ist von einer hohen [[Dunkelziffer]] von bis zu 90 Prozent auszugehen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/05/berlin-uebergriffe-homosexuelle-transsexuelle-opferberatung-maneo-report.html |titel=Opferberatungsstelle beklagt fehlende Daten der Berliner Polizei |werk=[[rbb]] |datum=2022-05-16 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20220517060801/https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/05/berlin-uebergriffe-homosexuelle-transsexuelle-opferberatung-maneo-report.html |abruf=2022-11-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.berlin.de/polizei/_assets/aufgaben/praevention/straftaten_lsbti.pdf |titel=Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LSBTI): Konzept und Tätigkeitsbericht der Ansprechpersonen für LSBTI |werk=[[Polizei Berlin]] |datum=2018-01 |abruf=2022-11-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.queer.de/detail.php?article_id=42697 |titel=Mehr queerfeindliche Delikte in Berlin als bisher bekannt |werk=[[queer.de]] |datum=2022-07-22 |abruf=2022-11-27}}</ref>

Deutschlandweit:

Vom BMI verzeichnete für 2021 im Unterthemenfeld Geschlechtliche/Sexuelle Identität 340 Straftaten, davon 57 Gewaltdelikte, 42,5 Prozent mehr als 2020, mit 51 Körperverletzungen.<ref name=":1" />

==== Dunkelziffer ====
Die Dunkelziffer wird hoch eingeschätzt.<ref name=":2">{{Internetquelle |autor=MrWissen2go |url=https://www.youtube.com/watch?v=05_ErqrLcvE |titel=Schläge wegen sexueller Orientierung: Steigende Gewalt gegen LSBTI |datum=2024-06-29 |abruf=2024-07-03}}</ref>

Betroffenen fehlt teilweise das Vertrauen in die Polizei. Sie fürchten unter anderem, nicht ernst genommen zu werden.<ref name=":2" /> Einige schrecken davor zurück, ihren Klarnamen in der Anzeige vorkommen zu lassen, da dies weitere Aggressionen mit sich bringen könnte.<ref name=":2" /> Ein weiterer Grund sei, dass Betroffene nicht über gezielte Anlaufstellen (auch bei der Polizei) Bescheid wüssten.<ref name=":2" />

Es wird aber auch angenommen, dass die letzten Jahre durch unter anderem Aufklärung und Anlaufstellen mehr Straftaten ins Hellfeld gerückt seien.<ref name=":2" />

== Demographie straftatenbegehender Personen ==

=== Politische Einstellung ===
Die häufigsten Gruppen, die im Jahre 2023 queerfeindliche Straftaten verübten, sind laut des [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamtes]] der Phänomenbereich "PMK -sonstige Zuordnung-" (942 Delikte gegen die "Sexuelle Orientierung“ und 563 Delikte gegen die „Geschlechtsbezogene Diversität“), sowie der Phänomenbereich "PMK -rechts-" (455 Delikte gegen die "Sexuelle Orientierung“ und 238 Delikte gegen die „Geschlechtsbezogene Diversität“).<ref name=":0" /> Der stärkste Anstieg war im Phänomenbereich "PMK -ausländische Ideologie-" zur verzeichnen.<ref name=":0" />


Queerfeindliche Personen sind oft Vertreter der [[Heteronormativität]] und des [[Heterosexismus]].

=== Alter ===
Es wird beobachtet, dass zunehmend junge Menschen queerfeindliche Ausrichtungen haben.<ref name=":2" />


=== Geschlecht ===
2021 wurden allein in [[Berlin]] 456 queerfeindliche Straftaten verzeichnet, davon 110 Gewaltdelikte.<ref>{{Literatur |Autor=Albrecht Lüter et al. |Hrsg= |Titel=Berliner Monitoring: Trans- und homophobe Gewalt |Ort=Berlin |Datum=2022 |ISBN=978-3-00-073808-1 |Online=https://www.lsbti-monitoring.berlin/wp-content/uploads/Monitoring-trans-und-homophobe-Gewalt_2022_barrierefrei.pdf}}</ref>
Straftaten werden überwiegend von Männern verübt.<ref name=":2" />


=== Sozial ===
Gewalttaten, Übergriffe und Anfeindungen sind für Betroffene eine erhebliche Belastung und schränken ihre Freiheit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ein. Die [[Bundesregierung (Deutschland)|deutsche Bundesregierung]] verfolgt mit dem Aktionsplan ''Queer leben'' das Ziel, queere Personen vor Gewalt und Übergriffen zu schützen und Opfer besser zu unterstützen. Die statistische Erfassung von Übergriffen soll verbessert werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bmfsfj.de/resource/blob/205126/857cb513dde6ed0dca6759ab1283f95b/aktionsplan-queer-leben-data.pdf |titel=„Queer leben“ – Aktionsplan der Bundesregierung für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt |werk=[[Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt]] |hrsg=[[Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend]] |datum=2022-11-04 |abruf=2022-11-26}}</ref>
{{Zitat
|Text=Was eben noch auffällig ist, ist das diese Gewalttäter häufig das Gefühl haben, sie handeln jetzt nicht als Einzelperson, sondern [als gäbe es] eine ganze Gruppe, die sie unterstützt.
|Autor=Mathias Kauff
|Quelle=Schläge wegen sexueller Orientierung: Steigende Gewalt gegen LSBTI - MrWissen2go
}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Aktuelle Version vom 4. Juli 2024, 09:57 Uhr

Queerfeindlichkeit (seltener Queerphobie) ist eine soziale Aversion (Abneigung) oder Aggressivität (Feindseligkeit), die sich gegen queere oder als solche wahrgenommene Personen, sowie deren Identität und Lebensweisen richtet. Hierbei wird queer als Gesamtheit der von der Heterosexualität abweichenden sexuellen Orientierungen und allen nichtbinären oder vom Geburtsgeschlecht nicht übereinstimmenden Geschlechtsidentitäten verstanden.

Queerfeindlichkeit ist ein Ober- und Sammelbegriff für zum Beispiel die Unterphänomene Homophobie, Biphobie, Lesbophobie und Transphobie.

Queerfeindlichkeit selbst ist ein Unterfall von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.

Beschreibung

Mit der abnehmenden Fokussierung auf Homosexualität und Homophobie bei der Betrachtung der Abneigungen und Feindseligkeiten gegen Personen des LGBTQIA+-Spektrums findet auch der Begriff Queerfeindlichkeit als inklusivere Bezeichnung zunehmend in der Öffentlichkeit Verwendung – insbesondere, wenn eine Unterteilung nicht notwendig ist.[1]

Queerfeindlichkeit richtet sich gegen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, gegen Schwule, Lesben, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche, asexuelle sowie andere queere Personen. Sie kann sich auch gegen Einrichtungen dieser Personengruppen richten oder gegen Personen und Einrichtungen, die diese unterstützen. Queerfeindlichkeit kann Stereotypisierung und Diskriminierung, Abwertung und Ablehnung von queeren Personen bis hin zu Gewalt gegen diese beinhalten.[2]

Queerfeindlichkeit ist die oft auf Heteronormativität basierende Bekämpfung, Herabwürdigung oder Anfeindung queeren Lebens.[3]

Queerfeindliche Straftaten in Deutschland

Gewalttaten, Übergriffe und Anfeindungen sind für Betroffene eine erhebliche Belastung und schränken ihre Freiheit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ein.

Die deutsche Bundesregierung verfolgt mit dem Aktionsplan Queer leben das Ziel, queere Personen vor Gewalt und Übergriffen zu schützen und Opfer besser zu unterstützen. Die statistische Erfassung von Übergriffen soll verbessert werden.[4]

Statistiken

Polizeilich erfasste Delikte gegen die sexuelle Orientierung von 2013 bis 2023

Die Daten entstammen der Polizeilichen Kriminalstatistik Deutschland. Unter dem Bereich Hasskriminalität wird dort das Unterthemenfeld "Sexuelle Orientierung" erfasst. Nach der Definition des KPMD-PMK wird unter jenem Unterthemenfeld "sexuelle Orientierung" "das Begehren für bestimmte Geschlechtspartner" gezählt.[5] Somit werden beispielsweise hetero-, homo-, bi-, pansexuelle, sowie (weitere) queere Ausprägungen erfasst.

Anzahl der polizeilich erfassten Delikte gegen die sexuelle Orientierung in Deutschland von 2013 bis 2023[6][7]
Jahr Anzahl gesamt Entwicklung

gesamt

Anzahl Gewaltdelikte Entwicklung Gewaltdelikte Körperverletzung
2013 240 50
2014 184 37
2015 222 54
2016 316 81
2017 313 74
2018 351 97
2019 576 151
2020 578 +0,35% 114
2021 870 +50,52% 164 +44% 154
2022 1.005 +15,52% 227 213
2023 1.499 +49,15% 288 268

In den zehn Jahren zwischen 2013 und 2023 hat sich die Anzahl der polizeilich erfassten Delikte gegen die sexuelle Orientierung in Deutschland mehr als versechsfacht.

Polizeilich erfasste Delikte gegen die geschlechtsbezogene Diversität

Die Daten entstammen der Polizeilichen Kriminalstatistik Deutschland. Seit Juni 2023 wird in die Strafgesetze zu Hasskriminalität (§ 46 StGB) das Unterthemenfeld "Geschlechtsbezogene Diversität" gezählt.[8] Zu den "Geschlechtsspezifischen" Beweggründen werden nun solche Motive erfasst, die sich gegen die trans- oder intergeschlechtliche Identität des Opfers richten.

Anzahl der polizeilich erfassten Delikte gegen die geschlechtsbezogene Diversität in Deutschland bis 2023[6]
Jahr Anzahl gesamt Entwicklung

gesamt

Gewaltdelikte
2022 417 82
2023 854 +104,8%

Weitere erfasste queerfeindliche Straftaten

2021

Berlin:

2021 verzeichnet die Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) allein in Berlin 456 queerfeindliche Straftaten, davon 110 Gewaltdelikte.[9] Die Opferberatungsstelle Maneo berichtet für 2021 hingegen von 731 Fällen von Drohungen, Beleidigungen und Angriffen gegen queere Personen, davon 219 Körperverletzungen (30 Prozent). Zudem ist von einer hohen Dunkelziffer von bis zu 90 Prozent auszugehen.[10][11][12]

Deutschlandweit:

Vom BMI verzeichnete für 2021 im Unterthemenfeld Geschlechtliche/Sexuelle Identität 340 Straftaten, davon 57 Gewaltdelikte, 42,5 Prozent mehr als 2020, mit 51 Körperverletzungen.[6]

Dunkelziffer

Die Dunkelziffer wird hoch eingeschätzt.[13]

Betroffenen fehlt teilweise das Vertrauen in die Polizei. Sie fürchten unter anderem, nicht ernst genommen zu werden.[13] Einige schrecken davor zurück, ihren Klarnamen in der Anzeige vorkommen zu lassen, da dies weitere Aggressionen mit sich bringen könnte.[13] Ein weiterer Grund sei, dass Betroffene nicht über gezielte Anlaufstellen (auch bei der Polizei) Bescheid wüssten.[13]

Es wird aber auch angenommen, dass die letzten Jahre durch unter anderem Aufklärung und Anlaufstellen mehr Straftaten ins Hellfeld gerückt seien.[13]

Demographie straftatenbegehender Personen

Politische Einstellung

Die häufigsten Gruppen, die im Jahre 2023 queerfeindliche Straftaten verübten, sind laut des Bundeskriminalamtes der Phänomenbereich "PMK -sonstige Zuordnung-" (942 Delikte gegen die "Sexuelle Orientierung“ und 563 Delikte gegen die „Geschlechtsbezogene Diversität“), sowie der Phänomenbereich "PMK -rechts-" (455 Delikte gegen die "Sexuelle Orientierung“ und 238 Delikte gegen die „Geschlechtsbezogene Diversität“).[5] Der stärkste Anstieg war im Phänomenbereich "PMK -ausländische Ideologie-" zur verzeichnen.[5]


Queerfeindliche Personen sind oft Vertreter der Heteronormativität und des Heterosexismus.

Alter

Es wird beobachtet, dass zunehmend junge Menschen queerfeindliche Ausrichtungen haben.[13]

Geschlecht

Straftaten werden überwiegend von Männern verübt.[13]

Sozial

„Was eben noch auffällig ist, ist das diese Gewalttäter häufig das Gefühl haben, sie handeln jetzt nicht als Einzelperson, sondern [als gäbe es] eine ganze Gruppe, die sie unterstützt.“

Mathias Kauff: Schläge wegen sexueller Orientierung: Steigende Gewalt gegen LSBTI - MrWissen2go

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Queerfeindlichkeit. In: Landes-Demokratiezentrum Niedersachsen. Abgerufen am 27. November 2022.
  2. Ariane Wolf: Frauen- und Queerfeindlichkeit. In: Bundeszentrale für politische Bildung. Abgerufen am 27. November 2022.
  3. Julian Sehmer: Queerfeindliche Subjektivierung und familiale Desidentifikation. Zur (Un)Möglichkeit freiwilliger Zustimmung zu Konversionsbehandlungen. In: Jahrbuch erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung. 18. Jahrgang. Verlag Barbara Budrich, 2022, S. 119, doi:10.3224/84742621.08.
  4. „Queer leben“ – Aktionsplan der Bundesregierung für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. In: Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 4. November 2022, abgerufen am 26. November 2022.
  5. a b c Politisch motivierte Kriminalität - Bundesweite Fallzahlen 2023
  6. a b c Politisch motivierte Kriminalität im Jahr 2021: Bundesweite Fallzahlen. In: Bundesministerium des Innern und für Heimat. 10. Mai 2022, abgerufen am 26. November 2022.
  7. Delikte gegen die sexuelle Orientierung 2023. Abgerufen am 3. Juli 2024.
  8. Hasskriminalität gegen queere Menschen wird zukünftig besser geahndet. 23. Juni 2023, abgerufen am 3. Juli 2024.
  9. Albrecht Lüter et al.: Berliner Monitoring: Trans- und homophobe Gewalt. Berlin 2022, ISBN 978-3-00-073808-1 (lsbti-monitoring.berlin [PDF]).
  10. Opferberatungsstelle beklagt fehlende Daten der Berliner Polizei. In: rbb. 16. Mai 2022, archiviert vom Original; abgerufen am 26. November 2022.
  11. Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LSBTI): Konzept und Tätigkeitsbericht der Ansprechpersonen für LSBTI. In: Polizei Berlin. Januar 2018, abgerufen am 26. November 2022.
  12. Mehr queerfeindliche Delikte in Berlin als bisher bekannt. In: queer.de. 22. Juli 2022, abgerufen am 27. November 2022.
  13. a b c d e f g MrWissen2go: Schläge wegen sexueller Orientierung: Steigende Gewalt gegen LSBTI. 29. Juni 2024, abgerufen am 3. Juli 2024.