„Pferdetheater“ – Versionsunterschied

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Die Pantominen waren einst der Hauptteil von großen Zirkusveranstaltungen und Ausstattungsstücken.
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Das '''Pferdetheater''', die '''Rosskomödie''' oder das '''Hippodrama''' ist eine Spielart des [[Melodram (Theater)|Melodrams]]. Vor allem in Abenteuer- und [[Ausstattungsstück]]en, die man einst [[Spektakelstück]] nannte, wurden im 18. und 19. Jahrhundert Massenszenen mit Pferden auf der Bühne gezeigt, um ihren Sensationswert zu steigern. Dabei verbanden sich [[Theater]] und [[Zirkus]]. Als Stoffe beliebt waren [[Schlacht]]en, auch aktuelle Ereignisse wie der [[Sturm auf die Bastille]] 1789.
Das '''Pferdetheater''', die '''Rosskomödie''' oder das '''Hippodrama''' ist eine Spielart des [[Melodram (Theater)|Melodrams]]. Vor allem in Abenteuer- und [[Ausstattungsstück]]en, die man einst [[Spektakelstück]] nannte, wurden im 18. und 19. Jahrhundert Massenszenen mit Pferden auf der Bühne gezeigt, um ihren Sensationswert zu steigern. Dabei verbanden sich [[Theater]] und [[Zirkus]]. Als Stoffe beliebt waren [[Schlacht]]en, auch aktuelle Ereignisse wie der [[Sturm auf die Bastille]] 1789.


Als einer der ersten führte dies der Londoner Zirkuspionier [[Philip Astley]] seit den 1770er-Jahren in sogenannten [[Pantomime]]n mit vorwiegend historischen Themen vor. Das Pferdetheater wurde von den Pariser [[Boulevardtheater]]n unter [[Pixérécourt]] übernommen. Auch vornehmere Bühnenereignisse wie die [[Grand opéra]] wurden dadurch beeinflusst. Das [[Theater an der Wien]], um 1800 eines der modernsten deutschsprachigen Theater, hatte viele Rosskomödien im Repertoire. Für Dressurakte stellten sich oft Angehörige der [[Kavallerie]] zur Verfügung. Formationsreiten und [[Voltigieren]] konnten in diesem Zusammenhang zur Anwendung kommen.
Als einer der ersten führte dies der Londoner Zirkuspionier [[Philip Astley]] seit den 1770er-Jahren in sogenannten [[Pantomime]]n mit vorwiegend historischen Themen vor.<ref>Zur zeitgenössischen Verwendung des Begriffs Pantomime im Zusammenhang mit Astley siehe Jeffrey Richards: ''The Golden Age of Pantomime: Slapstick, Spectacle and Subversion in Victorian England'', Bloomsbury, London 2015, S. 241ff. ISBN 978-1-78076-293-7</ref> Das Pferdetheater wurde von den Pariser [[Boulevardtheater]]n unter [[Pixérécourt]] übernommen. Auch vornehmere Bühnenereignisse wie die [[Grand opéra]] wurden dadurch beeinflusst. Das [[Theater an der Wien]], um 1800 eines der modernsten deutschsprachigen Theater, hatte viele Rosskomödien im Repertoire. Für Dressurakte stellten sich oft Angehörige der [[Kavallerie]] zur Verfügung. Formationsreiten und [[Voltigieren]] konnten in diesem Zusammenhang zur Anwendung kommen.


Im [[bildungsbürger]]lichen Theater wurden [[Tiere auf der Bühne]] hingegen gering geschätzt. Im 20. Jahrhundert ging das Pferdetheater in das Genre des [[Mantel-und-Degen-Film]]s und in den [[Western]] über.
Im [[bildungsbürger]]lichen Theater wurden [[Tiere auf der Bühne]] hingegen gering geschätzt. Im 20. Jahrhundert ging das Pferdetheater in das Genre des [[Mantel-und-Degen-Film]]s und in den [[Western]] über.
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*Arthur Hartley Saxon: ''Enter Foot and Horse: A History of Hippodrama in England and France''. New Haven: Yale Univ. Press 1968.
*Arthur Hartley Saxon: ''Enter Foot and Horse: A History of Hippodrama in England and France''. New Haven: Yale Univ. Press 1968.
*David Bradby, Louis James, Bernard Sharratt (Hrsg.): ''Performance and Politics in Popular Drama: Aspects of Popular Entertainment in Theatre, Film and Television (1800–1976).'' New York: Cambridge Univ. Press 1980. ISBN 0521227550
*David Bradby, Louis James, Bernard Sharratt (Hrsg.): ''Performance and Politics in Popular Drama: Aspects of Popular Entertainment in Theatre, Film and Television (1800–1976).'' New York: Cambridge Univ. Press 1980. ISBN 0521227550

== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Theatergenre]]
[[Kategorie:Theatergenre]]

Version vom 28. Februar 2019, 14:18 Uhr

Ein "Hippodrama" in Astley's Amphitheatre London

Das Pferdetheater, die Rosskomödie oder das Hippodrama ist eine Spielart des Melodrams. Vor allem in Abenteuer- und Ausstattungsstücken, die man einst Spektakelstück nannte, wurden im 18. und 19. Jahrhundert Massenszenen mit Pferden auf der Bühne gezeigt, um ihren Sensationswert zu steigern. Dabei verbanden sich Theater und Zirkus. Als Stoffe beliebt waren Schlachten, auch aktuelle Ereignisse wie der Sturm auf die Bastille 1789.

Als einer der ersten führte dies der Londoner Zirkuspionier Philip Astley seit den 1770er-Jahren in sogenannten Pantomimen mit vorwiegend historischen Themen vor.[1] Das Pferdetheater wurde von den Pariser Boulevardtheatern unter Pixérécourt übernommen. Auch vornehmere Bühnenereignisse wie die Grand opéra wurden dadurch beeinflusst. Das Theater an der Wien, um 1800 eines der modernsten deutschsprachigen Theater, hatte viele Rosskomödien im Repertoire. Für Dressurakte stellten sich oft Angehörige der Kavallerie zur Verfügung. Formationsreiten und Voltigieren konnten in diesem Zusammenhang zur Anwendung kommen.

Im bildungsbürgerlichen Theater wurden Tiere auf der Bühne hingegen gering geschätzt. Im 20. Jahrhundert ging das Pferdetheater in das Genre des Mantel-und-Degen-Films und in den Western über.

Literatur

  • Arthur Hartley Saxon: Enter Foot and Horse: A History of Hippodrama in England and France. New Haven: Yale Univ. Press 1968.
  • David Bradby, Louis James, Bernard Sharratt (Hrsg.): Performance and Politics in Popular Drama: Aspects of Popular Entertainment in Theatre, Film and Television (1800–1976). New York: Cambridge Univ. Press 1980. ISBN 0521227550

Einzelnachweise

  1. Zur zeitgenössischen Verwendung des Begriffs Pantomime im Zusammenhang mit Astley siehe Jeffrey Richards: The Golden Age of Pantomime: Slapstick, Spectacle and Subversion in Victorian England, Bloomsbury, London 2015, S. 241ff. ISBN 978-1-78076-293-7