Niijima Yae

Fotografie von Niijima Yae

Niijima Yae (jap. 新島 八重; * 1. Dezember 1845 als Yamamoto Yae (山本 八重) bzw. Yamamoto Yaeko (山本 八重子); † 14. Juni 1932 in Kyōto) war eine japanische Samuraitochter, Schützin, konvertierte Christin, Gelehrte und Krankenschwester, die während der Edo- bis Shōwa-Zeit lebte.

Leben

Herkunft

Yamamoto Yae wurde in Aizu-Wakamatsu im Fürstentum Aizu als 5. Kind und 3. Tochter von Yamamoto Gonpachi(1809-1868), einem Lehrmeister für Artellieriewesen und Samurai, und seiner Frau Saku Yamamoto (1809-1896) in den Hoshina-Matsudaira-Klan geboren.[1] Sie hatte fünf Geschwister, von denen drei im Kindesalter starben. Ihr verbleibender älterer Bruder Kakuma (1828-1892) war ein Samurai und Erzieher, ihr zweiter Bruder Saburō Yamamoto (1848-1868) war ebenfalls ein Samurai, der bereits mit 20 Jahren infolge einer Schussverletzung bei der Schlacht von Toba-Fushimi, der ersten großen Schlacht des Boshin-Krieges, starb.[2] 1865, im Alter von 19 Jahren, heiratete Yae den Samurai und Gelehrten der Hollandkunde Shōnosuke Kawasaki (1836-1875), der an der Klan-Schule Nisshinkan (日新館) als Lehrer tätig war.

Boshin-Krieg

Im Zuge des Boshin-Krieges (1868–1869) wurde am 6. Oktober 1868 die Burg Aizu-Wakamatsu angegriffen. Nach einer einmonatigen Belagerung ergab sich der Klan den kaiserlichen Truppen. Yae half mit ihrem Spencer-Gewehr bei der Verteidigung der Burg.[3] Auch andere Aizu-Frauen aus Samuraifamilien kämpften nicht als Teil der offiziellen Truppen. Besonders berühmt ist Nakano Takeko, die eine Truppe mit Naginata trainierter Kämpferinnen anführte. Zum Zeitpunkt der Kapitulation schnitzte Yae mit einer Haarnadel ein Waka (japanisches Gedicht) in die Wand des Sannomaru der Burg.[2]

Yaes Vater wurde außerhalb der Burg in der Schlacht am Ichino-Damm getötet. Yaes Ehemann ließ sich während des Boshin-Krieges von ihr scheiden.[2]

Leben in Kyōto

Yae und ihr zweiter Ehemann Niijima Jō kurz nach der Hochzeit

Nach dem Krieg zog Yae 1871 nach Kyōto. Am 18. Oktober 1875 verlobte sie sich mit dem zwei Jahre älteren, ehemaligen Samurai Niijima Jō. Jō war 1875 aus Amerika zurückgekehrt, wohin er 1864 heimlich ausgereist war und unter dem Namen Joseph Hardy Neesima als erster Japaner in Übersee eine akademische Auszeichnung erhielt. Nachdem Yae am 2. Januar 1876 von J. D. Davis getauft wurde, heirateten Jō und sie am nächsten Tag als erstes japanisches, christliches Paar in Kyōto.[4] Jō gründete 1875 die Englisch-Schule der Dōshisha (Dōshisha Eigakko) mit acht Studenten.[5] Beide führten eine glückliche Ehe. Yae unterstützte Jō, der sich bei der Etablierung seiner christlichen Schule Widerstand durch Shintō-Priester und buddhistischen Mönchen gegenüber sah. In einem Brief an einen amerikanischen Freund lobte dieser Yaes Mitmenschlichkeit. Außenstehende kritisierten Yae dagegen manchmal aufgrund ihres starken und eigenständigen Charakters.[6] Jō starb am 30. Januar 1890. Erst nach seinem Tod wurde seine Schule als Dōshisha-Universität anerkannt.[7]

Yae baute nach seinem Tod einen im westlichen Stil gehaltenen Raum ihres Hauses in einen Teeraum um, den sie Jakuchu-An (Laube der Einsamkeit) nannte.[8] Sie wurde unter dem Namen Niijima Sochiku zu einer Meisterin der Japanischen Teezeremonie.[6]

Arbeit als Krankenschwester

Niijima Yae am 3. März 1932, drei Monate vor ihrem Tod

Wenige Monate nach dem Tod ihres Ehemanns, am 26. April 1890 und im Alter von 44 Jahren, wurde Niijima Yae Mitglied des Japanischen Roten Kreuzes. Das Rote Kreuz begann 1890 mit der Ausbildung von Krankenschwestern, darunter auch Niijima Yae, nachdem 1886 das erste Krankenhaus in Tokio fertiggestellt wurde.[9]

Während des Ersten Japanisch-Chinesischer Krieges (1894–1895) war sie vier Monate als Krankenschwester in Hiroshima stationiert. Nach dem Krieg unterrichtete sie andere Krankenschwestern. Als 1904 der Russisch-Japanischer Krieg (1904–1905) begann, meldete sie sich freiwillig als Krankenschwester für die Kaiserlich Japanische Armee. Sie arbeitete für zwei Monate in einem Krankenhaus in Osaka.

Letzte Jahre und Tod

1907 spendete Yae ihren Wohnsitz in der Teramachistraße, an dem sie bis zu ihrem Tod lebte, an die Dōshisha.[10][11] Niijima Yae starb am 14. Juni 1932 im Alter von 86 Jahren an einer akuten Gallenblasenentzündung. Ihre Beisetzung erfolgte am 17. Juni und wurde von der Dōshisha-Universität übernommen.[12] Das Grab befindet sich im Stadtbezirk Sakyō-ku in Kyōto. Der Niijima-Wohnsitz und die sich darin befindenden Möbel wurden 1985 als Kulturgut der Stadt Kyōto ausgezeichnet und 1992 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[13][14]

Ehrungen

Datei:Yamamoto Niijima Yae Statue.jpg
Eine Bronze-Statue Niijima Yaes steht seit 2013 vor der Burg Aizu-Wakamatsu

1928 erhielt sie anlässlich der Krönung Hirohitos eine Auszeichnung für ihren allgemeinen Einsatz für Japan. Darüber hinaus wurde sie für ihre Verdienste zweimal mit dem Orden der Edlen Krone (6. und 7. Klasse) ausgezeichnet.

Am 7. September 2013 wurde an der Burg Aizu-Wakamatsu eine von dem Bildhauer Kentaro Hashimoto entworfene Bronze-Statue Niijima Yaes enthüllt, die durch Spenden finanziert wurde.[15]

Darstellungen in Literatur und Film

Über Niijima Yae gibt es mehrere Romane, Mangas und Fernsehserien. 2013 machte die das ganze Jahr zur besten Sendezeit laufende Taiga-Dorama-Serie Yae no Sakura ihre Lebensgeschichte in Japan einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Ihre Hauptfigur wurde in der 50-teiligen Serie von Haruka Ayase dargestellt.[16][15]

Literatur

  • Niijima Yae: Hansamu na joketsu no shougai – The Life History of Yae Neesima, ISBN 978-4473038395
  • Michael Schneider: Niijima (geborene Yamato) Yae (1845-1932). In: Hubert Kolling (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegschichte. Who was who in nursery history. Band 9. hpsmedia, Hungen 2020, ISBN 3-86126-628-8, S. 136–138 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 19. Januar 2021]).
Commons: Niijima Yae – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. The Tea of Neesima Yae 2. Abgerufen am 12. September 2021 (englisch).
  2. a b c 新島八重の生涯 ― 進取と矜持 (The Life History of Yae Neesima). (PDF; 4,7 MB) Dōshisha-Universität, S. 10, abgerufen am 12. September 2021 (japanisch).
  3. Rogers, Lisa. A Legacy of Innovation and Perceptions of Young Japanese Women. 同志社女子大学学術研究年報= Annual reports of studies 67 (2016): 9-17.
  4. 新島八重の信仰 (The Christian Faith of Niijima Yae). (PDF; 862 KB) Abgerufen am 12. September 2021 (japanisch).
  5. Neesima's Residence. (E-Book) The Doshisha, S. 3, abgerufen am 12. September 2021 (japanisch, englisch).
  6. a b Characteristics. Dōshisha-Universität, abgerufen am 13. September 2021 (englisch).
  7. Founding Spirit and Joseph Hardy Neesima. The Doshisha, abgerufen am 12. September 2021 (englisch).
  8. Neesima's Residence. (E-Book) The Doshisha, S. 10, abgerufen am 12. September 2021 (japanisch, englisch).
  9. History Japanese Red Cross Society. Japanisches Rotes Kreuz, abgerufen am 12. September 2021 (englisch).
  10. Neesima's Residence. (E-Book) The Doshisha, S. 14, abgerufen am 12. September 2021 (japanisch, englisch).
  11. Neesima's Residence. (E-Book) The Doshisha, S. 15, abgerufen am 12. September 2021 (japanisch, englisch).
  12. 新島八重の生涯 ― 進取と矜持 (The Life History of Yae Neesima). (PDF; 4,7 MB) Dōshisha-Universität, S. 13, abgerufen am 12. September 2021 (japanisch).
  13. Neesima's Residence. (E-Book) The Doshisha, S. 2, abgerufen am 12. September 2021 (japanisch, englisch).
  14. Neesima's Residence. Kyoto Museums, abgerufen am 13. September 2021 (englisch, japanisch).
  15. a b Yae Niijima's bronze statue completed at Tsuruga Castle. Fukushima Minpo News, 8. September 2013, abgerufen am 4. Juli 2021 (englisch).
  16. Yae no Sakura. IMDB, abgerufen am 1. Juli 2021 (englisch).