„Moritz Mitzenheim“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Bundesarchiv_Bild_183-H0110-0009-001,_Eisenach,_Begegnung_mit_Kirchenvertretern.jpg|thumb|250px|Mitzenheim (2.v.l.) 1969 bei einer Begegnung mit Parteifunktionären in Eisenach]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-H0110-0009-001, Eisenach, Begegnung mit Kirchenvertretern.jpg|mini|Mitzenheim (2. v. l.) 1969 bei einer Begegnung mit Funktionären verschiedener Parteien in Eisenach.]]
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'''Hartmut Moritz Mitzenheim''' (* [[17. August]] [[1891]] in [[Hildburghausen]], † [[4. August]] [[1977]] in [[Eisenach]]) war von 1945 bis 1970 [[Landesbischof]] der [[Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen|Evangelisch-Lutherischen Landeskirche von Thüringen]]. Er war wegen seines Eintretens für ein Verständigung mit den staatlichen Institutionen der DDR innerhalb der evangelischen Kirche umstritten.
'''Hartmut Moritz Mitzenheim''' (* [[17. August]] [[1891]] in [[Hildburghausen]]; † [[4. August]] [[1977]] in [[Eisenach]]) war von 1943 bis 1945 Vorsitzender der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft in Thüringen<ref>Erich Stegmann: ''Der Kirchenkampf in der Thüringer Evangelischen Kirche 1933–1945. Ein Kapitel Thüringer Kirchengeschichte.'' Berlin 1984, {{DNB|850416930}}, S. 67.</ref> und von 1945 bis 1970 [[Landesbischof]] der [[Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen|Evangelisch-Lutherischen Landeskirche von Thüringen]]. Er war wegen seines Eintretens für eine Zusammenarbeit mit den staatlichen Institutionen der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] innerhalb der evangelischen Kirche umstritten.


== Leben und Wirken ==
Mitzenheims Vater war Oberstudienrat und Organist. Nach dem Studium der [[Theologie]] in [[Universität Leipzig|Leipzig]], Berlin, [[Friedrich-Schiller-Universität Jena|Jena]] und Heidelberg wurde Mitzenheim 1914 ordiniert. Nach 1916 war er nacheinander Pfarrer in Wallendorf, Saalfeld sowie schließlich von 1929 bis 1945 in Eisenach. 1943 wurde er Vorsitzender der [[Lutherische Bekenntnisgemeinschaft|Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft]] in Thüringen; im Mai 1945 Landesoberpfarrer, ab Dezember Landesbischof. 1947/48 nahm er am von der [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]] initiierten [[Deutscher Volkskongress|Deutschen Volkskongress]] als Delegierter Teil.
Seine Eltern waren Heinrich und Anna (geb. Luther) Mitzenheim. Der Vater war Oberstudienrat, Organist und Chormeister. 1911 legte er die Reifeprüfung auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt ab. Nach dem Studium der [[Theologie]] in [[Universität Leipzig|Leipzig]], [[Humboldt-Universität zu Berlin#Friedrich-Wilhelms-Universität|Berlin]], [[Friedrich-Schiller-Universität Jena|Jena]] und [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Heidelberg]] wurde Mitzenheim im September 1914 ordiniert. Nach 1916 war er nacheinander Pfarrer in [[Wallendorf (Neuhaus am Rennweg)|Wallendorf]], [[Saalfeld/Saale]] sowie schließlich von 1929 bis 1945 in Eisenach. Daneben war er Dozent am „Neulandhaus“, der Weiterbildungsstätte des [[Neulandbund]]es, einer [[Rechtskonservatismus|rechtskonservativen]], später „[[Protestantismus|protestantisch]]-[[völkisch]]en Bewegung“ (Carsten Dippel).<ref>Michael Haspel, Leiter der [[Evangelische Akademie#Evangelische Akademie Thüringen|Evangelischen Akademie Thüringens]]: „Nach 1945 muss das der Kirche bewusst gewesen sein [d.&nbsp;h. die Geschichte des Neulandhauses], weil der dann amtierende Bischof Mitzenheim in den 20er und 30er-Jahren auch als Dozent am Neulandhaus tätig war. Wann es quasi vergessen wurde, ist im Moment nicht nachzuvollziehen. Heute ist es so, dass viele sagen, wir wussten gar nichts von dieser Geschichte. Einige sagen, wir wussten was, aber es ist schwierig, eine solche Tradition eines solchen Namens zu ändern, wo ganz viele Leute ganz positive Erinnerungen daran haben.“ Zit.&nbsp;n. Carsten Dippel: ''Neulandbewegung vor 100 Jahren. Wegbereiter des Nationalsozialismus'' (s. Weblinks).&nbsp;–<br />„Moritz Mitzenheim, Thüringens umstrittener Bischof zu [[Walter Ulbricht|Ulbricht]]-Zeiten, schlug 1947 sogar vor, eine Stiftung zu Ehren [[Guida Diehl]]s zu gründen.“ (Carsten Dippel).</ref> 1943 wurde er Vorsitzender der [[Lutherische Bekenntnisgemeinschaft|Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft]] in Thüringen, die der [[Usurpation]] der Kirche durch die [[Deutsche Christen|Deutschen Christen]] widerstanden hat; im Mai 1945 [[Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen#Landesoberpfarrer, Landesbischöfe und Kirchenpräsidenten seit 1920|Landesoberpfarrer]], ab Dezember Landesbischof. Als im Herbst 1945 das ehemalige [[Konzentrationslager Buchenwald]] als Speziallager Nr. 2 in der [[Sowjetische Besatzungszone|SBZ]] mit politischen Gefangenen und verdächtigen Personen von der sowjetischen Militärverwaltung belegt wurde, war Mitzenheim die letzte Hoffnung vieler Familienangehöriger. Im Dezember 1949 predigte er für die in Buchenwald Internierten, im Lager wurde kirchliche Literatur verteilt.<ref>[[Bodo Ritscher]]: ''Spezlager<!-- sic! als Abkürzung für Speziallager --> Nr. 2 Buchenwald. Zur Geschichte des Lagers Buchenwald 1945 bis 1950.'' Gedenkstätte Buchenwald, Weimar-Buchenwald 1993, {{DNB|930913604}}, S.&nbsp;139–144 (Abschnitt Chronik); 2., überarb. Auflage, ebenda 1995, {{DNB|944656374}} ({{Google Buch | BuchID=t0u3AAAAIAAJ | Hervorhebung=Mitzenheim | Linktext=eingeschränkte Vorschau}}).</ref>
1955 bis 1961 gehörte er dem [[Evangelische Kirche in Deutschland|Rat der EKD]] an.
1947/48 nahm er am von der [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]] initiierten [[Deutscher Volkskongress|Deutschen Volkskongress]] als Delegierter teil. Mitzenheim war Ehrenmitglied der [[Christlich-Demokratische Union Deutschlands (DDR)|CDU der DDR]]. 1955 bis 1961 gehörte er dem [[Evangelische Kirche in Deutschland|Rat der EKD]] an. Im Jahre 1964 traf er sich mit [[Walter Ulbricht]] auf der [[Wartburg]]. Er gehörte zu den Unterzeichnern des ''[[2. Stockholmer Appell zur Beendigung des Wettrüstens und für die Einberufung einer Weltrüstungskonferenz|2. Stockholmer Appells zur Beendigung des Wettrüstens und für die Einberufung einer Weltrüstungskonferenz]]'' (1976).<ref>Vgl. Stadt Eisenach, Urania, 2004, S. 96.</ref>
Er betrieb die Politik des sogenannten „[[Thüringer Weg (Kirchenpolitik)|Thüringer Weges]]“, der – im Gegensatz zu den meisten übrigen ostdeutschen Landeskirchen – [[Loyalität|loyal]] zum SED-Staat war.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Gerhard Besier]] |url=https://www.welt.de/print-welt/article655102/Die-Kirche-gehorsamer-Diener-des-Staates.html |titel=Die Kirche, gehorsamer Diener des Staates. IM „Ingo“ oder Der besonders forsche Weg der Thüringischen Landeskirche in die Arme der Staatssicherheit |werk=[[Die Welt]] |datum=1996-09-11 |abruf=2012-11-07}}</ref> Mitzenheim war deshalb ein wichtiger Ansprechpartner der DDR-Regierungsstellen und wurde 1961 mit dem [[Vaterländischer Verdienstorden|Vaterländischen Verdienstorden]] in Gold ausgezeichnet. 1971 erhielt er die Ehrenspange zu diesem Orden.<ref>''[[Neues Deutschland]].'' 16. September 1971, S.&nbsp;3.</ref> Daneben pflegte er Kontakte zu den Kirchen der [[Ostblock]]staaten. Hierfür wurde er 1959 von der [[Russisch-Orthodoxe Kirche|Russisch-Orthodoxen Kirche]] mit den [[Orden des Heiligen Wladimir|Wladimir-Orden]] ausgezeichnet. Er war Mitglied der [[Christliche Friedenskonferenz|Christlichen Friedenskonferenz]] (CFK).


Während einer Predigt<!--im Jahr … in …--> ging er auf die eigene Charakterisierung durch seine Kritiker ein mit den Worten:
Er betrieb die Politik des sogenannten [[Thüringer Weg]]s, der, im Gegensatz zu den meisten übrigen Ostdeutschen Landeskirchen, konsequent loyal zum SED-Staat blieb. Mitzenheim war deshalb ein wichtiger Ansprechpartner der ostdeutschen Mächtigen. Daneben pflegte er gute Kontakte zu den Kirchen der osteuropäischen Bruderstaaten. Hierfür wurde er 1959 von der russisch-orthodoxen Kirche mit den [[Wladimir-Orden]] ausgezeichnet.


{{Zitat
Mitzenheim war Dr. hc. der Theologie der Universitäten von Jena (1947), Bratislava (1962) und Warschau (1974).
|Text=Man nennt mich einen ‚roten Bischof‘. Das ist recht so. Denn es gibt auch ein ‚[[Deutsches Rotes Kreuz|Rotes Kreuz]]‘ – und das bringt Hilfe!
|ref=<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Peter Franz (Autor)|Peter Franz]] |Titel=Hinter der Mauer und doch frei. Ein NachLeseBuch von DDR-Christen |Verlag=GNN-Verlag |Ort=Schkeuditz |Datum=1997 |ISBN=3-929994-96-8 |Seiten=14}}<br />{{Literatur |Autor=Ludwig Danielczik |Titel=Damals im Advent. Kindheitserinnerungen an die Nachkriegsjahre 1945 bis 1949 |Auflage=1. |Verlag=Pro BUSINESS |Ort=Berlin |Datum=2018 |ISBN=978-3-96409-005-8 |Seiten=97 |Fundstelle=Stichwort: ''Mitzenheim, Hartmut Moritz'' |Online={{Google Buch |BuchID=Xx1vDwAAQBAJ |Seite=97 |Hervorhebung=Man nennt mich einen roten Bischof |Linktext=Vorschau}}}}</ref>}}


Mitzenheim war [[Ehrendoktor|Dr. h.&nbsp;c.]] der Theologie der [[Friedrich-Schiller-Universität Jena|Universitäten von Jena]] (1947), [[Comenius-Universität Bratislava|Bratislava]] (1962) und [[Universität Warschau|Warschau]] (1974).
Die Straße in [[Eisenach]], die zum Sitz des ev. Landesbischofs in der Eichel-Streiberschen Villa führt, ist nach ihm benannt.

Die Straße in Eisenach, die zum ehemaligen Sitz des evangelischen Landesbischofs in der Eichel-Streiberschen Villa führt, ist nach ihm benannt. Auch seine Geburtsstadt [[Hildburghausen]] hat eine „Doktor-Moritz-Mitzenheim-Straße“. Das Haus der Begegnung in [[Finsterbergen]] neben der [[Dreifaltigkeitskirche (Finsterbergen)|Dreifaltigkeitskirche]] trägt ebenfalls seinen Namen; er hatte 1959 dort drei Turmglocken geweiht.

== Darstellung Mitzenheims in der bildenden Kunst der DDR ==
* [[Hans Jüchser]]: ''Bildnis Landesbischof Dr. D. Mitzenheim'' (Öl, 1968)<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bildindex.de/document/obj30128961 |titel=Bildnis Landesbischof Dr. D. Mitzenheim {{!}} Hans Jüchser {{!}} Bildindex der Kunst & Architektur – Bildindex der Kunst & Architektur – Startseite Bildindex |abruf=2023-01-27}}</ref>

== Publikationen (Auswahl) ==
* ''Geschichte der Familie Mitzenheim.'' 1. Teil: ''Bis zur Einwanderung in Thüringen.'' Max Hense, Eisenach 1933, {{DNB|366880381}}.
* ''Geschichte der Familie Mitzenheim.'' 2. Teil: ''Von der Einwanderung in Thüringen bis zur Gegenwart.'' Max Hense, Eisenach 1935, {{DNB|36688039X}}.<ref>3. Teil, 1941. Nicht näher ausgeführte Angabe nach Vierhaus, 2007, S. 131, und v. Hintzenstern, 1994; bei [[Deutsche Nationalbibliothek|DNB]] und [[WorldCat]] allerdings nicht nachgewiesen.</ref>
* ''Gottes gute Gaben. Die 10 Gebote Kindern erläutert.'' Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1951; 3. Auflage. Ebenda 1963, {{DNB|453412769}}.
* ''Gottes wunderbares Wirken. Kinderbriefe über den christlichen Glauben.'' Illustrationen: [[Hans Wiegandt]]. Evangelische Verlagsanst, Berlin 1963; 3. Auflage, ebenda 1968, {{DNB|457611790}}.
* ''Unser Martin Luther. Thüringer Lutherbüchlein.'' Hrsg. von der Pressestelle der Evang.-Luth. Kirche in Thüringen. Evangelische Verlagsanst, Berlin 1970, {{DNB|457611812}}.


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{NDB|17|592|593|Mitzenheim, Moritz|[[Herbert von Hintzenstern]]}}
* {{NDB|17|592|593|Mitzenheim, Moritz|[[Herbert von Hintzenstern]]|11873427X}} ([https://www.deutsche-biographie.de/gnd11873427X.html#ndbcontent Volltext mit Links]).
* Ernst Köhler<!--welcher? s. BKS-->: ''D. M. Mitzenheim. Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Thüringen.'' In: ''Christlicher Hauskalender.''<!--11. Jg. Hrsg. vom Landeskirchenrat der Thüringer Evangelischen Kirche, Eisenach. Wartburg-Verlag, Weimar--> 1956,<!--{{DNB|014593785}},--> S. 47–49.<!--Das ist die bibliographisch wahrscheinlichste Angabe, die am Buch selbst geprüft werden müsste, weshalb vorerst nur hidden-->
* {{BBKL|m/mitzenheim}}
* Landeskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen (Hrsg.): ''Domine dirige me in verbo tuo. Festschrift zum 70. Geburtstag von Landesbischof D. Moritz Mitzenheim.'' Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1961, {{DNB|450978354}}.
* ''Mitzenheim, Moritz.'' In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): ''Deutsche Biographische Enzyklopädie'' (DBE). Band 7: ''Menghin – Pötel.'' 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. K.&nbsp;G. Saur/Walter de Gruyter, München 2007, ISBN 978-3-11-187289-6, S. 130 f., {{URN|nbn:de:101:1-201607307363}} ({{Google Buch | BuchID=F2hXVQJ1Gf8C | Seite=130 | Hervorhebung=Mitzenheim | Linktext=Vorschau}}).
* {{WWW-DDR|id=moritz-mitzenheim|lemma=Mitzenheim, Moritz|autor=[[Ehrhart Neubert]]|band=2|idNum=2348}}
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629174014/http://www.bautz.de/bbkl/m/mitzenheim.shtml|archivedate=29. Juni 2007<!--abgerufen am 5. Juli 2016 -->|autor=[[J. Jürgen Seidel]]|artikel=MITZENHEIM, Moritz|band=5|spalten=488–490, letzte Aktualisierung: 25. Juni 1998}}
* Stadt Eisenach, Urania Kultur- und Bildungsverein Gotha e.&nbsp;V. (Hrsg.): ''Eisenacher Persönlichkeiten. Ein biografisches Lexikon.'' Rhino-Verlag, Weimar 2004, ISBN 3-932081-45-5, S. 95–96.
* Michael Weise: ''Eisenachs Sonderstellung für die evangelische Kirche im Nationalsozialismus. Eine lokal- und kirchenhistorische Untersuchung.'' In: ''[[Zeitschrift für Thüringische Geschichte]].'' Band 77, 2023, S. 167–195, insb. S. 185–195.
* Erich Stegmann: ''Der Kirchenkampf in der Thüringer evangelischen Kirche 1933–1945. Ein Kapitel Thüringer Kirchengeschichte.'' Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1984, {{DNB|850416930}}.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{PND|11873427X}}
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|11873427X}}
* Carsten Dippel: [https://www.deutschlandfunk.de/neulandbewegung-vor-100-jahren-wegbereiter-des.886.de.html?dram%3Aarticle_id=358504 ''Neulandbewegung vor 100 Jahren. Wegbereiter des Nationalsozialismus.''] In: ''[[Deutschlandfunk#Werktägliche Magazine|Deutschlandfunk]].'' Sendereihe ''Tag für Tag.'' 28. Juni 2016 {{Webarchiv |url=http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2016/06/28/die_voelkisch_nationalistische_neulandbewegung_der_dlf_20160628_0944_ff1d83a5.mp3 |text=(MP3; 7,1&nbsp;MB; 7:34&nbsp;min) |wayback=20160628090612}}. In: ''dradio.de,'' abgerufen am 9. Oktober 2017 (zu [[Guida Diehl]], „Vorkämpferin der Deutschen Christen“ [Sylvia Lange], zum [[Neulandbund]] und zur fehlenden Aufarbeitung in der DDR unter Moritz Mitzenheim, Landesbischof und ehemaliger Dozent am „Neulandhaus“ in Eisenach).

== Einzelnachweise ==
<references />


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Aktuelle Version vom 30. Mai 2024, 11:19 Uhr

Mitzenheim (2. v. l.) 1969 bei einer Begegnung mit Funktionären verschiedener Parteien in Eisenach.
Ehrengrab auf dem Eisenacher Hauptfriedhof.

Hartmut Moritz Mitzenheim (* 17. August 1891 in Hildburghausen; † 4. August 1977 in Eisenach) war von 1943 bis 1945 Vorsitzender der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft in Thüringen[1] und von 1945 bis 1970 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche von Thüringen. Er war wegen seines Eintretens für eine Zusammenarbeit mit den staatlichen Institutionen der DDR innerhalb der evangelischen Kirche umstritten.

Leben und Wirken

Seine Eltern waren Heinrich und Anna (geb. Luther) Mitzenheim. Der Vater war Oberstudienrat, Organist und Chormeister. 1911 legte er die Reifeprüfung auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt ab. Nach dem Studium der Theologie in Leipzig, Berlin, Jena und Heidelberg wurde Mitzenheim im September 1914 ordiniert. Nach 1916 war er nacheinander Pfarrer in Wallendorf, Saalfeld/Saale sowie schließlich von 1929 bis 1945 in Eisenach. Daneben war er Dozent am „Neulandhaus“, der Weiterbildungsstätte des Neulandbundes, einer rechtskonservativen, später „protestantisch-völkischen Bewegung“ (Carsten Dippel).[2] 1943 wurde er Vorsitzender der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft in Thüringen, die der Usurpation der Kirche durch die Deutschen Christen widerstanden hat; im Mai 1945 Landesoberpfarrer, ab Dezember Landesbischof. Als im Herbst 1945 das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald als Speziallager Nr. 2 in der SBZ mit politischen Gefangenen und verdächtigen Personen von der sowjetischen Militärverwaltung belegt wurde, war Mitzenheim die letzte Hoffnung vieler Familienangehöriger. Im Dezember 1949 predigte er für die in Buchenwald Internierten, im Lager wurde kirchliche Literatur verteilt.[3] 1947/48 nahm er am von der SED initiierten Deutschen Volkskongress als Delegierter teil. Mitzenheim war Ehrenmitglied der CDU der DDR. 1955 bis 1961 gehörte er dem Rat der EKD an. Im Jahre 1964 traf er sich mit Walter Ulbricht auf der Wartburg. Er gehörte zu den Unterzeichnern des 2. Stockholmer Appells zur Beendigung des Wettrüstens und für die Einberufung einer Weltrüstungskonferenz (1976).[4] Er betrieb die Politik des sogenannten „Thüringer Weges“, der – im Gegensatz zu den meisten übrigen ostdeutschen Landeskirchen – loyal zum SED-Staat war.[5] Mitzenheim war deshalb ein wichtiger Ansprechpartner der DDR-Regierungsstellen und wurde 1961 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold ausgezeichnet. 1971 erhielt er die Ehrenspange zu diesem Orden.[6] Daneben pflegte er Kontakte zu den Kirchen der Ostblockstaaten. Hierfür wurde er 1959 von der Russisch-Orthodoxen Kirche mit den Wladimir-Orden ausgezeichnet. Er war Mitglied der Christlichen Friedenskonferenz (CFK).

Während einer Predigt ging er auf die eigene Charakterisierung durch seine Kritiker ein mit den Worten:

„Man nennt mich einen ‚roten Bischof‘. Das ist recht so. Denn es gibt auch ein ‚Rotes Kreuz‘ – und das bringt Hilfe!“[7]

Mitzenheim war Dr. h. c. der Theologie der Universitäten von Jena (1947), Bratislava (1962) und Warschau (1974).

Die Straße in Eisenach, die zum ehemaligen Sitz des evangelischen Landesbischofs in der Eichel-Streiberschen Villa führt, ist nach ihm benannt. Auch seine Geburtsstadt Hildburghausen hat eine „Doktor-Moritz-Mitzenheim-Straße“. Das Haus der Begegnung in Finsterbergen neben der Dreifaltigkeitskirche trägt ebenfalls seinen Namen; er hatte 1959 dort drei Turmglocken geweiht.

Darstellung Mitzenheims in der bildenden Kunst der DDR

Publikationen (Auswahl)

  • Geschichte der Familie Mitzenheim. 1. Teil: Bis zur Einwanderung in Thüringen. Max Hense, Eisenach 1933, DNB 366880381.
  • Geschichte der Familie Mitzenheim. 2. Teil: Von der Einwanderung in Thüringen bis zur Gegenwart. Max Hense, Eisenach 1935, DNB 36688039X.[9]
  • Gottes gute Gaben. Die 10 Gebote Kindern erläutert. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1951; 3. Auflage. Ebenda 1963, DNB 453412769.
  • Gottes wunderbares Wirken. Kinderbriefe über den christlichen Glauben. Illustrationen: Hans Wiegandt. Evangelische Verlagsanst, Berlin 1963; 3. Auflage, ebenda 1968, DNB 457611790.
  • Unser Martin Luther. Thüringer Lutherbüchlein. Hrsg. von der Pressestelle der Evang.-Luth. Kirche in Thüringen. Evangelische Verlagsanst, Berlin 1970, DNB 457611812.

Literatur

Commons: Moritz Mitzenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Erich Stegmann: Der Kirchenkampf in der Thüringer Evangelischen Kirche 1933–1945. Ein Kapitel Thüringer Kirchengeschichte. Berlin 1984, DNB 850416930, S. 67.
  2. Michael Haspel, Leiter der Evangelischen Akademie Thüringens: „Nach 1945 muss das der Kirche bewusst gewesen sein [d. h. die Geschichte des Neulandhauses], weil der dann amtierende Bischof Mitzenheim in den 20er und 30er-Jahren auch als Dozent am Neulandhaus tätig war. Wann es quasi vergessen wurde, ist im Moment nicht nachzuvollziehen. Heute ist es so, dass viele sagen, wir wussten gar nichts von dieser Geschichte. Einige sagen, wir wussten was, aber es ist schwierig, eine solche Tradition eines solchen Namens zu ändern, wo ganz viele Leute ganz positive Erinnerungen daran haben.“ Zit. n. Carsten Dippel: Neulandbewegung vor 100 Jahren. Wegbereiter des Nationalsozialismus (s. Weblinks). –
    „Moritz Mitzenheim, Thüringens umstrittener Bischof zu Ulbricht-Zeiten, schlug 1947 sogar vor, eine Stiftung zu Ehren Guida Diehls zu gründen.“ (Carsten Dippel).
  3. Bodo Ritscher: Spezlager Nr. 2 Buchenwald. Zur Geschichte des Lagers Buchenwald 1945 bis 1950. Gedenkstätte Buchenwald, Weimar-Buchenwald 1993, DNB 930913604, S. 139–144 (Abschnitt Chronik); 2., überarb. Auflage, ebenda 1995, DNB 944656374 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Vgl. Stadt Eisenach, Urania, 2004, S. 96.
  5. Gerhard Besier: Die Kirche, gehorsamer Diener des Staates. IM „Ingo“ oder Der besonders forsche Weg der Thüringischen Landeskirche in die Arme der Staatssicherheit. In: Die Welt. 11. September 1996, abgerufen am 7. November 2012.
  6. Neues Deutschland. 16. September 1971, S. 3.
  7. Peter Franz (Hrsg.): Hinter der Mauer und doch frei. Ein NachLeseBuch von DDR-Christen. GNN-Verlag, Schkeuditz 1997, ISBN 3-929994-96-8, S. 14.
    Ludwig Danielczik: Damals im Advent. Kindheitserinnerungen an die Nachkriegsjahre 1945 bis 1949. 1. Auflage. Pro BUSINESS, Berlin 2018, ISBN 978-3-96409-005-8, S. 97, Stichwort: Mitzenheim, Hartmut Moritz (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Bildnis Landesbischof Dr. D. Mitzenheim | Hans Jüchser | Bildindex der Kunst & Architektur – Bildindex der Kunst & Architektur – Startseite Bildindex. Abgerufen am 27. Januar 2023.
  9. 3. Teil, 1941. Nicht näher ausgeführte Angabe nach Vierhaus, 2007, S. 131, und v. Hintzenstern, 1994; bei DNB und WorldCat allerdings nicht nachgewiesen.