„Latinerkriege“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Etruscan civilization map-de.png|mini|Mittelitalien um 500 v. Chr.]]
Als '''Latinerkriege''' werden die Kriege [[Römische Republik|Roms]] gegen die benachbarten [[Latiner|latinischen Städte]] bezeichnet.
Unter dem Begriff '''Latinerkriege''' versteht man zwei kriegerische Konflikte zwischen der
[[Römische Republik|Römischen Republik]] einerseits und einem [[Latiner|Bund latinischer Städte]] andererseits. Beide Konflikte endeten zugunsten Roms, wodurch dieses seinen Einfluss und sein Territorium auf der [[Apenninen-Halbinsel]] ausdehnen konnte. Damit legte es einen wesentlichen Grundstein zur Errichtung des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]].


==Erster Latinerkrieg==
== Erster Latinerkrieg (um 498–493 v. Chr.) ==
Der erste Latinerkrieg war der erste Versuch [[Rom]]s, seinen Einflussbereich über die römische Stadtgrenze hinweg auszudehnen. Er brach [[498 v. Chr.]] aus und endete [[493 v. Chr.]], indem Rom die [[Autonomie]] der Latinerstädte anerkannte. Allerdings behielt Rom im [[Krieg]] die Oberherrschaft über das verbündete [[Heer]].


Der [[Latinerbund]] war ein Bündnis von etwa 30 Städten, Dörfern und Stämmen auf der Apenninen-Halbinsel, das im 6. Jahrhundert v. Chr. gegründet wurde. Um das Jahr 498 v. Chr. geriet das Bündnis mit der [[Römische Republik|Römischen Republik]] in einen Krieg, in dem es wahrscheinlich darum ging, die Vormachtstellung der Stadt Rom aufzuheben. Die Kriegshandlungen bestanden im Wesentlichen in gegenseitigen Raubzügen. Der eigentliche Anlass, der zum Ausbruch der offenen Feindseligkeiten führte, ist nicht überliefert. Lediglich bei [[Titus Livius]] findet sich der Hinweis, dass der Regent von [[Tusculum]], ''Octavius Mamilius'', die Latinerstämme gegen die Römische Republik angestachelt hatte. Ein Sieg des Latinerbundes sollte die Rückkehr seines vertriebenen Schwiegervaters [[Lucius Tarquinius Superbus]] nach Rom ermöglichen.<ref>Titus Livius, ''ab urbe condita'' 2,18,2.</ref> Den Höhepunkt der Auseinandersetzung bildete die [[Regillus lacus|Schlacht am Regillus Lacus]], welche vielleicht auch nur legendär gewesen ist, da es keine gesicherten Augenzeugenberichte gibt. Lediglich die von Livius und von [[Dionysios von Halikarnassos|Dionysios]] überlieferten im [[homer]]ischen Stil gehaltenen Erzählungen über den Schlachtverlauf sind vorhanden.<ref>[[Robert Maxwell Ogilvie|Robert M. Ogilvie]]: ''Das frühe Rom und die Etrusker''. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1983, S. 103–105.</ref> Es gelten sowohl die Jahre 509 und 496 als auch 493 v. Chr. als mögliches Datum der Schlacht. In ihr besiegte, nach römischer Überlieferung, das römische Heer die Aufgebote der latinischen Städte [[Lavinium]] und Tusculum. Daraufhin endete der Krieg mit einem Friedensvertrag (''→ [[Foedus Cassianum]]''), in welchem sich Rom mit dem Latinerbund verbündete. Möglich wäre auch, dass Rom als führendes Mitglied in den Bund aufgenommen wurde. Nähere Bestimmungen des Vertrages regelten die gemeinsame Verteidigung unter einem römischen Feldherrn und die Aufteilung der Beute.
==Zweiter Latinerkrieg==
Auslöser dieses Krieges war ein Aufstand der 30 Republiken der [[Etrusker]] und [[Latiner]] gegen die Vormachtstellung Roms innerhalb des [[Latinerbund]]es, welches mit der Verlegung des Bundesheiligtums von [[Alba Longa]] auf den [[Aventin]] zur neuen Hauptstadt dieses Bundes wurde.


== Zweiter Latinerkrieg (340–338 v. Chr.) ==
Daraufhin erklärte Rom zusammen mit den verbündeten [[Samniten]] den Latinern den Krieg. So wurden die Latiner [[340 v. Chr.]] in der [[Schlacht von Sinuessa]] und [[338 v. Chr.]] in einer Seeschlacht besiegt und der Latinerbund aufgelöst. Die in der Seeschlacht erbeuteten Schiffsschnäbel zierten fortan die Rednertribünen ([[Rostra]]) auf dem [[Forum Romanum]].


Rom wurde innerhalb des Latinerbundes bald zur Vormacht und bestimmte dessen Politik. Seit 343 v. Chr. befand sich der Stadtstaat mit seinen Bundesgenossen im [[Samnitenkriege|Ersten Samnitenkrieg]], als es unter den Latinern zu Bestrebungen nach mehr Gleichberechtigung und Unabhängigkeit gegenüber Rom kam. Im Jahre 340 v. Chr. forderte eine latinische Delegation die Gründung eines gemeinsamen Staates, in dem die latinischen Bundesgenossen gleichberechtigt am römischen Senat beteiligt werden sollten. Als die Römer dies ablehnten, kam es zum Kriegsausbruch.
Rom ging als Sieger aus diesem Krieg hervor und unterwarf die Latiner. Es dehnte sein Einflussgebiet dabei auf über 6.000 km² aus, wobei nicht alle eroberten Städte das römische Bürgerrecht erhielten.


Rom beendete schnell den Krieg gegen die [[Samniten]] und verbündete sich mit ihnen. Zunächst drangen die Latiner in die Region [[Samnium]] ein. Doch bereits im folgenden Jahr 339 v. Chr. erlitten sie in der [[Schlacht am Vesuv]] eine Niederlage. Ein Jahr später besiegten die Römer das latinische Heer 338 v. Chr. in der [[Schlacht von Trifanum]]. Anschließend ging das römische Heer zur Offensive über und eroberte die einzelnen latinischen Städte, welche teils romanisiert (Erhalt des [[Römisches Bürgerrecht|römischen Bürgerrechtes]]) und teils zu Kolonien der Stadt wurden. Aus dem eroberten Territorium (ca. 6.000 km²) ging später die Provinz [[Latium]] hervor.
Das in diesem Krieg eroberte Gebiet wurde zum Kern der Provinz [[Latium]] und somit des [[Imperium Romanum]].

== Literatur ==
* [[Jochen Bleicken]]: ''Geschichte der römischen Republik.'' 2. Auflage, Oldenbourg, München 1982, S. 118–119.
* [[Adrian Goldsworthy]]: ''Die Kriege der Römer.'' Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 2001, ISBN 3-89488-136-4.
* Marian Helm: ''Kampf um Mittelitalien. Roms ungerader Weg zur Großmacht'' (= ''[[Hermes (Zeitschrift)|Hermes]] Einzelschriften.'' Band 122). Franz Steiner, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-515-13113-1.
* [[Theodor Mommsen]]: ''Römische Geschichte.'' Band 1, Berlin 1854.
* [[Robert Maxwell Ogilvie|Robert M. Ogilvie]]: ''Das frühe Rom und die Etrusker'' (dtv-Geschichte der Antike). Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1983, ISBN 3-423-04403-9; engl. Originalausgabe: Robert M. Ogilvie: ''Early Rome And The Etruscans'' (Fontana History Of The Ancient World). Collins & Sons, 1976.

== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Antike (Krieg)]]
[[Kategorie:Kriege Roms]]
[[Kategorie:Kriege Roms]]
[[Kategorie:Konflikt (5. Jahrhundert v. Chr.)]]
[[Kategorie:Konflikt (4. Jahrhundert v. Chr.)]]
[[Kategorie:1. Jahrtausend v. Chr.]]
[[Kategorie:Latiner]]

Aktuelle Version vom 9. August 2022, 20:39 Uhr

Mittelitalien um 500 v. Chr.

Unter dem Begriff Latinerkriege versteht man zwei kriegerische Konflikte zwischen der Römischen Republik einerseits und einem Bund latinischer Städte andererseits. Beide Konflikte endeten zugunsten Roms, wodurch dieses seinen Einfluss und sein Territorium auf der Apenninen-Halbinsel ausdehnen konnte. Damit legte es einen wesentlichen Grundstein zur Errichtung des Römischen Reiches.

Erster Latinerkrieg (um 498–493 v. Chr.)

Der Latinerbund war ein Bündnis von etwa 30 Städten, Dörfern und Stämmen auf der Apenninen-Halbinsel, das im 6. Jahrhundert v. Chr. gegründet wurde. Um das Jahr 498 v. Chr. geriet das Bündnis mit der Römischen Republik in einen Krieg, in dem es wahrscheinlich darum ging, die Vormachtstellung der Stadt Rom aufzuheben. Die Kriegshandlungen bestanden im Wesentlichen in gegenseitigen Raubzügen. Der eigentliche Anlass, der zum Ausbruch der offenen Feindseligkeiten führte, ist nicht überliefert. Lediglich bei Titus Livius findet sich der Hinweis, dass der Regent von Tusculum, Octavius Mamilius, die Latinerstämme gegen die Römische Republik angestachelt hatte. Ein Sieg des Latinerbundes sollte die Rückkehr seines vertriebenen Schwiegervaters Lucius Tarquinius Superbus nach Rom ermöglichen.[1] Den Höhepunkt der Auseinandersetzung bildete die Schlacht am Regillus Lacus, welche vielleicht auch nur legendär gewesen ist, da es keine gesicherten Augenzeugenberichte gibt. Lediglich die von Livius und von Dionysios überlieferten im homerischen Stil gehaltenen Erzählungen über den Schlachtverlauf sind vorhanden.[2] Es gelten sowohl die Jahre 509 und 496 als auch 493 v. Chr. als mögliches Datum der Schlacht. In ihr besiegte, nach römischer Überlieferung, das römische Heer die Aufgebote der latinischen Städte Lavinium und Tusculum. Daraufhin endete der Krieg mit einem Friedensvertrag (Foedus Cassianum), in welchem sich Rom mit dem Latinerbund verbündete. Möglich wäre auch, dass Rom als führendes Mitglied in den Bund aufgenommen wurde. Nähere Bestimmungen des Vertrages regelten die gemeinsame Verteidigung unter einem römischen Feldherrn und die Aufteilung der Beute.

Zweiter Latinerkrieg (340–338 v. Chr.)

Rom wurde innerhalb des Latinerbundes bald zur Vormacht und bestimmte dessen Politik. Seit 343 v. Chr. befand sich der Stadtstaat mit seinen Bundesgenossen im Ersten Samnitenkrieg, als es unter den Latinern zu Bestrebungen nach mehr Gleichberechtigung und Unabhängigkeit gegenüber Rom kam. Im Jahre 340 v. Chr. forderte eine latinische Delegation die Gründung eines gemeinsamen Staates, in dem die latinischen Bundesgenossen gleichberechtigt am römischen Senat beteiligt werden sollten. Als die Römer dies ablehnten, kam es zum Kriegsausbruch.

Rom beendete schnell den Krieg gegen die Samniten und verbündete sich mit ihnen. Zunächst drangen die Latiner in die Region Samnium ein. Doch bereits im folgenden Jahr 339 v. Chr. erlitten sie in der Schlacht am Vesuv eine Niederlage. Ein Jahr später besiegten die Römer das latinische Heer 338 v. Chr. in der Schlacht von Trifanum. Anschließend ging das römische Heer zur Offensive über und eroberte die einzelnen latinischen Städte, welche teils romanisiert (Erhalt des römischen Bürgerrechtes) und teils zu Kolonien der Stadt wurden. Aus dem eroberten Territorium (ca. 6.000 km²) ging später die Provinz Latium hervor.

Literatur

  • Jochen Bleicken: Geschichte der römischen Republik. 2. Auflage, Oldenbourg, München 1982, S. 118–119.
  • Adrian Goldsworthy: Die Kriege der Römer. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 2001, ISBN 3-89488-136-4.
  • Marian Helm: Kampf um Mittelitalien. Roms ungerader Weg zur Großmacht (= Hermes Einzelschriften. Band 122). Franz Steiner, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-515-13113-1.
  • Theodor Mommsen: Römische Geschichte. Band 1, Berlin 1854.
  • Robert M. Ogilvie: Das frühe Rom und die Etrusker (dtv-Geschichte der Antike). Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1983, ISBN 3-423-04403-9; engl. Originalausgabe: Robert M. Ogilvie: Early Rome And The Etruscans (Fontana History Of The Ancient World). Collins & Sons, 1976.

Einzelnachweise

  1. Titus Livius, ab urbe condita 2,18,2.
  2. Robert M. Ogilvie: Das frühe Rom und die Etrusker. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1983, S. 103–105.