Görlitz

Wappen Deutschlandkarte
Görlitz
Deutschlandkarte, Position der Stadt Görlitz hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 9′ N, 14° 59′ OKoordinaten: 51° 9′ N, 14° 59′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Görlitz
Höhe: 199 m ü. NHN
Fläche: 67,22 km2
Einwohner: 56.724 (31. Dez. 2007)[1]Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 844 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 02826–02828
Vorwahl: 03581
Gemeindeschlüssel: 14 2 63 000Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Stadtgliederung: 10 Stadt- und 8 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Untermarkt 6/8
02826 Görlitz
Website: www.goerlitz.de
Oberbürgermeister: Joachim Paulick (parteilos)
Görlitz, Stadtansicht mit Peterskirche und Vogtshof

Görlitz (polnisch Zgorzelec, obersorbisch Zhorjelc) ist die östlichste Stadt Deutschlands und Kreisstadt des Landkreises Görlitz. Die sechstgrößte Stadt des Freistaates Sachsen liegt in der Oberlausitz an der Lausitzer Neiße, die hier seit 1945 die Grenze zu Polen bildet. Der östlich der Neiße gelegene und wesentlich kleinere Teil der Stadt wurde durch die Grenzziehung in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg abgetrennt und bildet seitdem die eigenständige polnische Stadt Zgorzelec.

Da in der Region Oberlausitz-Niederschlesien keine Stadt allein die Ansprüche an ein Oberzentrum erfüllt, wurden Görlitz, Bautzen und Hoyerswerda von der sächsischen Landesplanung zu einem Oberzentralen Städteverbund zusammengeschlossen, der in Funktionsergänzung die Aufgaben eines Oberzentrums erfüllt.

Görlitz blieb im Zweiten Weltkrieg von Zerstörungen fast völlig verschont, weswegen es mit 3500 größtenteils restaurierten Baudenkmälern eines der besterhaltenen historischen Stadtbilder in Deutschland aufweist und das größte bestehende Flächendenkmal Deutschlands bildet. Die Stadt ist Mitglied der Euroregion Neiße.

Geografie

Geografische Lage

Die 2004 eröffnete Fußgängerbrücke von Görlitz nach Zgorzelec

Görlitz liegt in der niederschlesischen Oberlausitz am westlichen Ufer der Neiße, die hier durch die Ausläufer des böhmisch-lausitzischen Grenzgebirges den Ostrand der Lausitzer Platte durchbricht. Es bildet den Übergang zwischen der nördlich gelegenen Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und dem südlichen gelegenen Lausitzer Bergland. Die ehemaligen Stadtteile am rechten (östlichen) Flussufer bilden seit der Grenzziehung von 1945 zwischen Sowjetischer Besatzungszone und der Volksrepublik Polen beziehungsweise der endgültigen Festschreibung der Staatsgrenze 1990 die polnische Stadt Zgorzelec. Görlitz und Zgorzelec als polnische Schwesterstadt verstehen sich als eine Europastadt.

Die höchste Erhebung des Görlitzer Stadtgebiets, die Landeskrone, liegt 420 m ü. NN, die niedrigste Stelle der Stadt befindet sich an der Neiße bei 185 m ü. NN.

Der 15. Meridian östlicher Länge, an dem sich die Zeitzone der Mitteleuropäischen Zeit orientiert, durchquert die Stadt. Dies hat zur Folge, dass die Mitteleuropäische Zeit außerhalb der Sommerzeit mit der astronomischen Ortszeit von Görlitz übereinstimmt. Die Stadt liegt auf 51°09' nördliche Breite. Das Ausdehnungsgebiet erstreckt sich 19,4 km von Nord nach Süd und 7,3 km von Ost nach West.

Als nächstgrößere Städte findet man Cottbus etwa 80 km nordwestlich, Dresden etwa 90 km westlich und Legnica (deutsch Liegnitz), etwa 80 km östlich von Görlitz. Die Einwohnerzahl der Stadt überschritt 1949 durch die vielen Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten die Grenze von 100.000, wodurch Görlitz zur Großstadt wurde. Bis zum Jahre 1989 sank die Einwohnerzahl auf 75.000 ab. Dieser Trend setzte sich seither – auch wegen der Arbeitsmarktlage – fort, sodass die Einwohnerzahl von Görlitz im Jahre 2006 bei etwa 57.000 (siehe Einwohnerentwicklung von Görlitz) lag.

Siehe auch: Liste der Landschaften in Sachsen und Liste der Gewässer in Sachsen

Geologie

Während des Tertiärs bildeten sich in abflusslosen Senken Moorwälder. Überflutungen und das Absterben von Pflanzen sowie die daraus resultierenden Ablagerungen führten zur Bildung von Braunkohlebecken wie dem in Berzdorf. Zu jener Zeit war die Region vulkanisch sehr aktiv, was man an den Basalt- und Phonolithkuppen wie der Landeskrone sieht.

Der geologische Untergrund im Görlitzer Gebiet besteht aus Lausitzer Grauwacke im Norden. Diese setzt sich aus Biotit, grauem Quarz und hellem Feldspat zusammen. Sie zeigt sich in Schichten aus feinkörniger Grauwacke und dichten Grauwackenschiefern. Im Süden des Stadtgebietes bestimmt Ostlausitzer Granodiorit. Die Grenze zwischen den verschiedenen Untergrundarten verläuft im Bereich Ochsenbastei, Neißstraße, Peterstraße, Heiliges Grab bis über Girbigsdorf. An der Obermühle beginnt die Einengung der Neiße, die vom harten Granodiorit verursacht wird. Der Übergang zwischen Grauwacke und dem Granodiorit ist an verschiedenen Stellen nachzuvollziehen. Unterhalb der Stadtmauer an der Uferstraße ist die Beeinflussung der Grauwacke durch das Tiefengestein direkt sichtbar. Dies zeigt sich durch Cordierit-Körnchen sowie Biotit-Blättchen. Unterhalb der Peterskirche ist die anstehende Grauwacke sichtbar. [2]

Stadtgliederung

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Gliederung der Stadt (Landskronsiedlung fehlt, da sie zu klein zur Darstellung ist)


Das Stadtgebiet von Görlitz ist in zehn Stadtteile und acht Ortsteile gegliedert. Die Stadtteile sind historisch gewachsen, durch Ansiedlung der Vertriebenen nach 1945 entstanden oder wurden als vorher selbstständige Gemeinden oder Gemarkungen bis 1952 eingegliedert. Acht Ortsteile wurden erst bei der jüngsten Gemeindereform in den 1990er Jahren der Stadt zugeschlagen und liegen räumlich vom Kernstadtgebiet entfernt.

Stadtteile sind die Altstadt, Biesnitz, Innenstadt, Klingewalde, Königshufen, Nikolaivorstadt, Rauschwalde, Landskronsiedlung, Südstadt und Weinhübel (bis 1937: Posottendorf-Leschwitz).

Ortsteile sind unter anderem Hagenwerder (hieß bis 1936: Nikrisch), Tauchritz, Schlauroth, Kunnerwitz, Klein Neundorf, Ludwigsdorf, Deutsch-Ossig und Ober-Neundorf.

Umland

Die nachfolgenden Gemeinden grenzen an Görlitz:

Niesky Rothenburg
Schöpstal Neißeaue
Markersdorf Zgorzelec Lubań
Schönau-Berzdorf Ostritz
Löbau Zittau

Bis auf Zgorzelec und Lubań liegen alle angrenzenden Gemeinden dem Landkreis Görlitz an. Westlich begint der Landkreis Bautzen. Bis Bautzen sind es etwa 50 km. Cottbus liegt etwa 90 km nordwestlich.

Nahe gelegene deutsche Großstädte sind Dresden (100 km westlich), Leipzig (200 km nordwestlich) und Berlin (220 km nördlich). 150 km östlich liegt Breslau (Wrocław) in Polen und 160 km südlich befindet sich die tschechische Hauptstadt Prag..

Klima

Klimadiagramm von Görlitz[3]

Die durchschnittliche Lufttemperatur in Görlitz beträgt 8,2 °C, der jährliche Niederschlag 657 Millimeter.

Über das Jahr herrscht durchschnittlich eine Höchsttemperatur von 23 °C und eine Tiefsttemperatur von −4 °C. Im Schnitt ergibt sich die höchste Niederschlagsmenge im August mit 73 Millimetern, während der Februar mit rund 38 Millimetern der trockenste Monat ist. Der Juli weist mit rund 7 Stunden täglich die längste Sonnenscheindauer auf. Der Dezember hingegen bringt es durchschnittlich nur auf 1 Stunde und 45 Minuten pro Tag. [4]

Geschichte

Ansicht der Stadt von Osten, 1575

Hauptartikel: Geschichte von Görlitz

Im 6. und 7. Jahrhundert siedelten sich slawische Stämme in Mitteleuropa an. Im heutigen Stadtgebiet waren es wohl die Besunzane. Aus dieser Zeit stammen Funde von Keramik aus der heutigen Nikolaivorstadt und der östlichen Altstadt. Archäologische Funde im Stadtgebiet beweisen allerdings dessen Besiedlung schon in der Jungstein- bzw. Schnurkeramikzeit von 2300–1800 vor Christus. Zwischen 1300 und 1100 v. Chr. stammen Funde von Brandbestattungen. Ebenso wurden Kupfer- und Bronzemünzen aus der Spätrömischen Kaiserzeit von 150 bis 375 geborgen. Im Jahr 1881 barg man im Pontekanal eintausendeinhundert Sachsenpfennige. [5]

Ende des 10. Jahrhunderts unterwarf der meißnische Markgraf Gero unter anderem diesen Stamm. Das Gebiet wurde immer wieder zum Konfliktherd zwischen Böhmen, Polen und dem Heiligen Römischen Reich. Görlitz wurde 1071 erstmals als Ort erwähnt. 1253 fällt die Oberlausitz an die Askanier, die 1263 die östliche Oberlausitz als Land Görlitz als eigenen Verwaltungsbezirk vom Land Bautzen trennen. König Johann von Luxemburg und Kaiser Karl IV. statteten es mit Münzrecht, Salzgerechtigkeit und der niederen Gerichtsbarkeit aus. Das Straßenrecht folgte. Im Jahre 1339 erhält Görlitz das Stapelrecht für Waid. 1367 erhält sie das Braurecht.

Görlitz gehörte zur Markgrafschaft Oberlausitz und gründete am 21. August 1346, zusammen mit Bautzen, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau, den Oberlausitzer Sechsstädtebund. Die Stadt lag und liegt an einem alten Handels- und Jakobsweg. Zu Zeiten des Heiligen Römischen Reiches hieß er Via Regia, jetzt Hohe Straße. Ab 1377 war Görlitz Zentrum des Herzogtums Görlitz, das Karl IV. für seinen siebenjährigen Sohn Johann gründete. Nach dessen Tod 1396 wurde es wieder aufgelöst.

Ende des 14. Jahrhunderts stand die Stadt im Zenit ihrer wirtschaftlichen und politischen Macht. 1479 bis 1490 ist der ungarische König Matthias Corvinus Landesherr. 1490 ergeht an die Bürger der Aufruf, Arbeitskräfte zum Bau eines Großen Rondells vor dem Budissiner Tore bereitzustellen. Der später so genannte Kaisertrutz schützte noch Jahrhunderte den westlichen Stadtausgang. Ab 1520 wurde die Reformation eingeführt.

Die Stadt wurde 1546 Mitglied des Schmalkaldischen Bundes. Durch den darauf folgenden Schmalkaldischen Krieg, war die Stadt 1547 vom Oberlausitzer Pönfall betroffen. Görlitz verlor die hohe Gerichtsbarkeit in und um die Stadt sowie sämtlichen Landbesitz, außerdem die freie Ratskür und wurde zu einer Krondomäne. Jedoch konnten in den folgenden Jahren viele Besitzungen und Privilegien wieder zurückgekauft werden, die Macht der Städte in der Oberlausitzer Ständerepublik war jedoch zugunsten des Landesherrn und der großen Adelsgeschlechter gebrochen.

Datei:Kupferstich goerlitz 1650.gif
Görlitz um 1650 als Kupferstich von Matthäus Merian

Im Dreißigjährigen Krieg erlitt sie schwere Schäden. Im Siebenjährigen Krieg, litt die Stadt erneut in der Schlacht von Moys unter den Kämpfen. Der Lieblingsgeneral Friedrichs des Großen, Hans Karl von Winterfeldt, kam dabei ums Leben. 1563 übergab der letzte Mönch der Franziskaner das Kloster der Stadt mit der Auflage, dort ein Gymnasium einzurichten. Zwei Jahre später wurde das Gymnasium Augustum im ehemaligen Kloster eröffnet. 1623, während des Dreißigjährigen Krieges, wurde Görlitz Hauptquartier des böhmischen Königs Friedrich von der Pfalz. Es wurde von kaiserlichen Truppen unter Wallenstein beschossen und erstürmt. 1635 kam die Stadt zum Kurfürstentum Sachsen. Im Zuge seiner Rußlandfeldzüge besuchte Napoleon I. die Stadt.

Im 18. Jahrhundert wurde hier die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften gegründet, die später zur größten bürgerlichen Gesellschaft ihrer Art in Deutschland heranwuchs; ihre erlesenen Bestände sind erhalten und wurden nach 1945 in die dafür neu gegründete Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften übertragen. Am 1. Juni 1816 wurde Görlitz als Folge der Beschlüsse des Wiener Kongresses in die preußischen Provinz Schlesien eingegliedert. Dort wurde die Stadt Sitz des gleichnamigen Kreises innerhalb des Regierungsbezirks Liegnitz. 1833 wurde das preußische Stadtrecht eingeführt und Gottlob Ludwig Demiani erster Oberbürgermeister der Stadt Görlitz. Bereits am 1. September 1847 erhielt Görlitz einen Bahnanschluss nach Dresden und wurde zeitgleich über eine Zweigbahn mit Berlin und Breslau verbunden. 1882 wurde eine Pferdebahn in Betrieb genommen. Ein Schienennetz und die Umstellung auf die Straßenbahn folgten in den Jahren darauf.

Am 31. Dezember 1867 eröffnete die Berlin-Görlitzer Eisenbahn-Gesellschaft ihre Strecke vom Görlitzer Bahnhof in Berlin. Am 1. Juli 1873 wurde Görlitz ein eigener Stadtkreis, blieb aber weiterhin Sitz des Landkreises Görlitz. 1916 ließ sich in Görlitz das 4. griechische Armeekorps unter Oberst Chatzopoulos freiwillig internieren und knüpfte in der Folge auch familiäre Bindungen zur einheimischen Bevölkerung.

1905 fand die Niederschlesische Gewerbeausstellung in der drei Jahre vorher fertig gestellten Oberlausitzer Ruhmeshalle statt. Zwischen 1936 und 1937 begann die NS-Regierung damit, die slawischen Namen aus dem Alltag zu tilgen. Die Gemeinde Posottendorf-Leschwitz wurde in Weinhübel umbenannt, aus Nickrisch wurde Hagenwerder. Am 9. November 1938, in der Reichspogromnacht, began man auch in Görlitz mit der Inhaftierung und Vertreibung der jüdischen Gemeinde. Jedoch blieb die Görlitzer Synagoge größtenteils unversehrt. Der Versuch diese anzuzünden misslang. Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Auch das Infanterie-Regiment 30 Görlitz/Lauban nahm von Beginn an am Krieg teil. Es wurde in Polen, Belgien, Frankreich und der Sowjetunion eingesetzt.

Im Jahre 1944 errichtete die Waggon- und Maschinenbau AG in Görlitz ein Nebenlager des KZ Groß-Rosen, das KZ Biesnitzer Grund. Im Februar 1945 wurden circa 1400 Häftlinge für drei Wochen in das 35 Kilometer entfernte Rennersdorf evakuiert, von wo aus sie im März desselben Jahres wieder nach Görlitz abkommandiert wurden, um Panzersperren zu errichten und Schützengräben auszuheben. Nachweislich wurden im Nebenlager Görlitz über 400 jüdische Häftlinge aus Ungarn, Polen, Tschechien und Russland ermordet oder starben an Krankheiten und Entkräftung.

Hotherturm, Vogtshof und die Türme der Peterskirche

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Görlitz geteilt (Oder-Neiße-Grenze). Der östlich der Neiße gelegene Teil der Stadt ist seitdem polnisches Staatsgebiet und heißt Zgorzelec. Die östlich der Neiße ansässige Bevölkerung wurde ab 21. Juni 1945 zwangsausgesiedelt. Die Stadtverwaltung beschloss die Ausgesiedelten weiterhin als Görlitzer anzusehen und nicht als Vertriebene. Die bei Deutschland verbliebene Stadt wurde dem Land Sachsen zugeordnet, welches jedoch 1952 aufgelöst wurde. Danach gehörte die Stadt zum Bezirk Dresden.

1975 begann die Soziale Wohnraumförderung in Görlitz und die Neubaugebiete Königshufen und Rauschwalde entstanden. Die Bausubstanz der Görlitzer Alt- und Innenstadt verfiel zusehends. Ende der 1980er Jahre wurden Bohrungen in die Fassaden gesetzt, um Sprengungen vorzubereiten.

Nach der Wiedervereinigung zog die Stadt das Interesse zahlreicher Investoren auf sich. Es gibt in Deutschland nur sehr wenige in ihrer Einwohnerzahl (2007: 58 000; seit ein paar Jahren mehr Zu- als Wegzug) mit Görlitz vergleichbare Städte, die eine solche Dichte von gut erhaltenen Baudenkmälern verschiedener Epochen aufweisen können. Der Bau- und Rekonstruktions-Boom durch zahlreiche Investoren führte, befördert durch großzügige Fördermaßnahmen des Staates und der EU, zu einer Art Goldgräberstimmung, von der das Stadtbild von Görlitz profitieren konnte. Der anhaltende Bevölkerungsschwund machte sich allerdings auch in dieser Region bemerkbar. Obwohl das Angebot an bezahlbarem Wohnraum im Zentrum der Stadt beträchtlich ist, konzentrieren sich die Einwohner vorrangig in den Neubaugebieten, wie Görlitz-Königshufen. Heute stehen immer noch fast 35 Prozent der Gebäude in der Innenstadt leer. 1989, kurz vor dem Ende der DDR, gab es fast 5500 leerstehende Wohnungen, wobei die Ursache damals im stetigen Verfall und der Unbewohnbarkeit ganzer Straßenzüge begründet lag. Die verwaiste Innenstadt ist unter anderem eine Hypothek des ehemaligen sozialistischen Wohnungsbauprogramms, das, zentralistisch geplant und angeordnet, die vorhandene städtische Bausubstanz dem Verfall preisgab. Genauso negativ wird von vielen Experten die Wohnungsbaupolitik nach der Wende gesehen, die stark auf die Förderung von neuen Eigenheimstandorten abzielte und den zukünftigen Wohnraumbedarf in ostdeutschen Städten völlig überschätzte. So wurden und werden auch aktuell in Görlitz verschiedene Einfamilienhausstandorte erweitert. Im Zuge des Stadtumbaues wird versucht gegenzusteuern und die Innenstadtbereiche wieder zu beleben.

Ebenfalls nach der Wiedervereinigung beider deutschen Staaten wurde der Freistaat Sachsen wiedererrichtet und Görlitz eine kreisfreie Stadt im neu gebildeten Regierungsbezirk Dresden. Im Zuge der Kreisreform 1994 ging der Landkreis Görlitz im neuen Niederschlesischen Oberlausitzkreis auf. Görlitz selbst wurde zunächst Kreissitz, nach einer Landesverfassungsklage, die sich gegen den gleichzeitigen Status als kreisfreie und Kreisstadt richtete, verlor es den Kreissitz an Niesky.

Im Verlauf der sächsischen Kreisgebietsreform 2008 wurden der Niederschlesische Oberlausitzkreis, die kreisfreie Stadt Görlitz sowie der Landkreis Löbau-Zittau am 1. August 2008 zum Landkreis Görlitz fusioniert. Kreissitz wurde Görlitz. Damit entfiel der Status kreisfreie Stadt, Görlitz bekam jedoch den Titel Große Kreisstadt.[6][7][8]

Religionen

Außenansicht der Lutherkirche mit Lutherdenkmal

Die Stadt ist Sitz eines katholischen Bischofs für das Bistum Görlitz und eines evangelischen Regionalbischofs für den Sprengel Schlesische Oberlausitz der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Die Reformation fasste um 1525 Fuß. Seit dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts war Görlitz eine rein lutherische Stadt. Wie alle Lausitzer Lutheraner gehörten die Görlitzer keiner Landeskirche an, sondern die Stadt verwaltete ihre Kirchenangelegenheiten selbst. Die evangelisch-lutherische Frömmigkeit in Görlitz wurde Ende des 17. Jahrhunderts stark vom Pietismus beeinflusst. Ab 1815 gehörte die Stadt zu Preußen und ihr Kirchenwesen wurde in die unierte evangelische Kirche Preußens eingeordnet.

Als Reaktion auf die vom preußischen Staat zwangsverordnete Union zwischen der lutherischen Kirche und der reformierten Tradition entstand die evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche in ganz Preußen. In Görlitz wurde daher die Evangelisch-Lutherische Heilig-Geist-Kirchengemeinde gegründet, die heute zum Kirchenbezirk Lausitz der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche gehört. Durch die Wahl des derzeitigen Gemeindepfarrers Gert Kelter zum Propst des Sprengels Ost der SELK am 27. Januar 2007 ist Görlitz Sitz der Propstei Ost der Altlutheraner geworden.

Ansicht des Altars in der Dreifaltigkeitskirche

Ansonsten war die Stadt Teil der schlesischen Provinzialkirche der evangelischen Landeskirche, deren Sitz sich seinerzeit in Breslau befand. Infolge der Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg (Oder-Neiße-Grenze) verblieb nur noch ein kleiner Teil des Gebiets der schlesischen Provinzialkirche bei Deutschland und kam zur Sowjetischen Besatzungszone. Das frühere Görlitzer Stadtgebiet östlich der Neiße wurde zur Stadt Zgorzelec zusammengefasst. Die dort ansässige, meist evangelische deutsche Bevölkerung wurde 1945–1947 zwangsausgesiedelt. Die an ihrer Stelle neu angesiedelte Stadtbevölkerung war meist römisch-katholisch, so dass die Bevölkerung des zur Stadt Zgorzelec umgewandelten Görlitzer Stadtgebiets seit etwa 1947 mehrheitlich katholisch ist.

Die Kirchenleitung unter Bischof Ernst Hornig musste 1946 Breslau verlassen und siedelte nach Görlitz um. So wurde Görlitz 1947 Sitz einer Landeskirche, die zunächst den Namen Evangelische Kirche von Schlesien behielt, 1968 jedoch ihren Namen in Evangelische Kirche des Görlitzer Kirchengebiets ändern musste und 1992 ihren gegenwärtigen Namen Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz erhielt. Zum 1. Januar 2004 ging diese Landeskirche in der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz auf. Seither ist Görlitz Sitz des (vierten) Sprengels dieser neuen Landeskirche. Innerhalb dieses Sprengels gehören die Kirchengemeinden der Stadt Görlitz zum gleichnamigen Kirchenkreis.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zogen vermehrt wieder römisch-katholische Gläubige in die Stadt und gründeten ab 1853 wieder eigene Pfarrgemeinden. Sie gehörten zum Erzbistum Breslau. Als dessen Gebiet nach dem Zweiten Weltkrieg infolge der Grenzziehung geteilt wurde, bildete der westlich der Neiße bei Deutschland verbliebene Teil des Bistums Breslau zunächst das Erzbischöfliche Amt Görlitz. Hieraus entstand über die 1972 gebildete Apostolische Administratur Görlitz zum 8. Juli 1994 das heutige Bistum Görlitz innerhalb der neu errichteten Kirchenprovinz Berlin, dessen Kathedrale die 1898 erbaute St. Jakobuskirche wurde. Innerhalb des Bistums Görlitz gehören die Pfarrgemeinden der Stadt Görlitz, St. Hedwig und Hl. Kreuz, zum gleichnamigen Dekanat.

Daneben gibt es in Görlitz auch freikirchliche Gemeinden der Baptisten, der Siebenten-Tags-Adventisten, der Pfingstler, der Evangelisch-methodistischen Kirche und des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland.

Weitere Religionsgemeinschaften sind die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen), die Zeugen Jehovas, die Neuapostolischen Kirche und eine Gemeinde des Apostelamts Jesu Christi.

Seit einigen Monaten erst gibt es in Görlitz wieder eine jüdische Gemeinde die, noch am Anfang ihres Bestehens, sieben Mitglieder zählt. Die Gemeinde ist bereits vom Zentralrat der Juden in Deutschland und dem sächsischen Landesrabbiner Dr. Almekias-Siegl anerkannt worden und verhandelt derzeit mit der Stadtverwaltung über die Rückübertragung der Synagoge auf der Otto-Müller-Straße.

Eingemeindungen

Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden im Jahr 1925 Rauschwalde im Jahr 1929 Moys (polnisch: Zgorzelec-Ujazd)nach Görlitz eingemeindet. Nach dem Krieg folgten 1949 Weinhübel und Klingewalde und im Jahr 1952 Biesnitz. Nach der Wende folgten am 1. Januar 1994 Deutsch-Ossig und am 1. März Hagenwerder/Tauchritz sowie Schlauroth. Als letzte kamen im Jahr 1999 (1. Januar) noch Kunnerwitz mit Klein Neundorf, Ludwigsdorf mit Ober-Neundorf sowie Teile der Gewerbegebiete der Gemeinde Schöpstal (Girbigsdorf und Ebersbach) hinzu.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerdichte der Görlitzer Stadt- und Ortsteile

Hauptartikel: Einwohnerentwicklung von Görlitz

1949 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Görlitz vor allem durch die zahlreichen Flüchtlinge und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Gleichzeitig erreichte die Bevölkerungszahl der Stadt mit 101.742 auch ihren historischen Höchststand. Bis 1988 war ein Bevölkerungsrückgang auf 77.609 Einwohner zu verzeichnen. Seit der Wende in der DDR verlor die Stadt durch Abwanderung und Geburtenrückgang etwa ein Viertel der Bevölkerung.

Am 31. Dezember 2006 betrug die Amtliche Einwohnerzahl für Görlitz nach Fortschreibung des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen 57.111 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern). Seit 1949 ist das ein Rückgang um 44 Prozent. Mit einem weiteren Rückgang der Bevölkerung wird gerechnet. So prognostiziert das Statistische Landesamt für das Jahr 2020 eine Bevölkerungszahl für Görlitz von 46.400.

Diese Prognose gilt jedoch als umstritten, denn seit zwei Jahren verzeichnet Görlitz mehr Zu- als Abwanderer, wobei jeder Zehnte der 2000 Neubürger über 60 Jahre alt ist. Bei den Senioren gilt die Stadt durch ihr Ambiente, ihre Kultur sowie die geringen Lebenshaltungskosten als beliebter Ruhesitz. Die Rentner stammen dabei größtenteils aus den alten Bundesländern. [9][10]

Görlitz und die polnische Nachbarstadt Zgorzelec haben zur Zeit zusammen rund 91.000 Einwohner, davon leben rund 33.000 in Zgorzelec.

Politik

An der Spitze der Stadt ist seit 1282 ein Bürgermeister bezeugt. Später gab es auch einen Rat. Der Bürgermeister wechselte jährlich. Nach dem Übergang an Preußen wurde die preußische Städteordnung eingeführt. Rat und Bürgermeister blieben bestehen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Amt des Oberbürgermeisters eingeführt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt und nach dem Zweiten Weltkrieg bestand ein „Rat der Stadt“ beziehungsweise die Stadtverordnetenversammlung, die nach den in der DDR geltenden Regelungen gewählt wurde.

Nach Wende und dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland 1989/1990 wurde das zunächst als Stadtverordnetenversammlung, nunmehr als Stadtrat bezeichnete Gremium wieder frei gewählt. Vorsitzender dieses Gremiums war zunächst ein besonderer Vorsitzender. Heute ist der Oberbürgermeister Vorsitzender des Stadtrats. Der Stadtrat wählte anfangs auch den Oberbürgermeister. Seit 1994 wird der Oberbürgermeister jedoch direkt von den Bürgern gewählt.

Görlitz ist Sitz eines Amtsgerichts und eines Landgerichts sowie des Landrats.

Stadtrat

Sitzverteilung der Görlitzer Bürgerschaft

Die Stadtvertretung Görlitz besteht aus 38 Abgeordneten. Im Stadtrat sind zur Zeit folgende Fraktionen/Parteien vertreten:

Partei Sitze
Bürger für Görlitz 13
CDU 10
Die Linke 8
SPD 2
FDP 2
Bündnis 90/Die Grünen 1
DSU 1
parteilos 1

Für die Bürger für Görlitz hat Dr. Rolf Weidle, für die CDU Michael Hannich und für die Linke Thorsten Ahrens den Fraktionsvorsitz inne.

Bürgermeister und Oberbürgermeister von Görlitz

Hauptartikel: Liste der Bürgermeister von Görlitz

Die Stadt Görlitz hatte im Laufe ihrer Geschichte viele Bürgermeister, von denen einige das Stadtbild bleibend veränderten.

Bartholomäus Scultetus war ab 1592 sechsmal in Folge Bürgermeister von Görlitz, so wie vor ihm, 1474, Georg Emmerich. Beide haben maßgeblich an der Geschichte der Stadt mitgewirkt und ihre Spuren hinterlassen. 1833 bis 1846 war Gottlob Ludwig Demiani der erste Oberbürgermeister der Stadt Görlitz. Er sorgte für einen wirtschaftlichen Aufschwung und brachte Görlitz in die Reihe der großen preußischen Städte. Von 1906 bis 1927 bekleidete Georg Snay das Amt des Oberbürgermeisters. Er eröffnete die städtische Bibliothek.

Im Jahr 1945 übernahm Walter Oehme kommissarisch das Amt des Oberbürgermeisters. Im November desselben Jahres fiel er einer Intrige zum Opfer und musste das Amt wieder abtreten.

Seit 2005 ist Joachim Paulick Oberbürgermeister von Görlitz.

Wappen

Wappen
Wappen

Das Wappen der Stadt Görlitz zeigt in von Gold und Rot gespaltenem Schild, links vorn, im goldenen Feld einen doppelköpfigen schwarzen Adler, rechts hinten, im roten Feld auf silbernem Schildfuß stehend ein doppelschwänziger weißer Löwe mit goldener Krone, goldenen Klauen und blauer Zunge. Der Löwe hält mit der rechten Vorderpranke, der linksgewendete Kopf des Adlers mit dem Schnabel eine goldene Kaiserkrone, halb im goldenen, halb im roten Feld.

Der Schild trägt einen silbernen Stechhelm mit rotem Adlerflug und rotweißen Helmdecken, im Adlerflug steht wieder der weiße/silberne, gekrönte Löwe der linken Schildhälfte. Adlerflug und Helmdecken sind mit goldenen Lindenblättern bestreut. Die Stadtflagge ist weiß-rot mit aufgelegtem Wappen.

Das Wappen wurde am 29. August 1433 von Kaiser Sigismund der Stadt Görlitz verliehen. Damit erhielt die Stadt eine besondere Auszeichnung, als Zeichen seiner Anerkennung der Dienste der Stadt Görlitz im Hussitenkrieg, weil die Verleihung eines Wappens seinerzeit mit ungewöhnlichen Kosten verbunden war. Der Adler steht für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, der Löwe für Böhmen. Der Adler weist auf die Stadtanerkennung durch den Kaiser und der Löwe auf die Landeszugehörigkeit zu Böhmen hin, bevor Görlitz 1635 an Sachsen und 1815 an Preußen fiel.

Weiterhin führt die Stadt Görlitz ein Stadtsignet, das aus dem Wappenschild des Wappens von 1433 besteht.

Städtepartnerschaften

Görlitz unterhält seit 1971 Städtepartnerschaften zu Amiens in Frankreich und Molfetta in Italien. Im Jahr 1980 kamen Zgorzelec in Polen und 1981 Nový Jičín (Neutitschein) in Tschechien hinzu. Die jüngste Partnerschaft ist seit 1990 die mit Wiesbaden in Hessen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Blick auf die Türme der Peterskirche

Görlitz besitzt eine der am besten erhaltenen Altstädte Mitteleuropas.

Görlitz und Zgorzelec, die polnische Schwesterstadt, verstehen sich als eine Europastadt. Für das Jahr 2010 bewarben sie sich gemeinsam als Europäische Kulturhauptstadt. Dazu war eines der Schwerpunktprojekte in der Bewerbungsschrift die Entwicklung eines neuen Zentrums, des sogenannten „Brückenparks“. Entlang der Neiße werden beiderseits Objekte wie z. B. die Stadthalle, die Synagoge, die Hochschule und auf dem östlichen Neißeufer die Oberlausitzer Ruhmeshalle architektonisch zusammen mit weiteren Ideen zu einem Gesamtentwurf entwickelt. In mehreren Sommerprojekten haben sich bereits Studierende aus beiden Ländern Gedanken dazu gemacht. Es soll eine Art „Laboratorium“ entstehen, in dem europäisches Denken und Handeln erprobt werden kann.

Der Studiengang Kultur und Management an der Hochschule Zittau/Görlitz (FH) sowie viele engagierte Bürger und Unternehmen der Region unterstützten die verbindende Idee der Kulturhauptstadt-2010-Bewerbung von Görlitz. Ein sichtbares Zeichen dieser Unterstützung sind die fünf Flaggen, die auf der Landeskrone wehen. Zur Kulturhauptstadt 2010 wurde Essen gewählt, Görlitz erreichte den zweiten Platz. Jurymitglieder betonten, dass die Entscheidung äußerst knapp war. In Essen wurde öffentlich die Einbindung einiger Görlitzer Projekte in das Kulturhauptstadt-Projekt vorgeschlagen. Durch ihre Bewerbung und das dahinterstehende Konzept erreichten Görlitz und Zgorzelec aber dennoch eine beträchtliche Steigerung ihres Bekanntheitsgrades im In- und Ausland.

Bauwerke

Görlitzer Eisenbahnviadukt über die Neiße

Görlitz überstand den Zweiten Weltkrieg fast ohne Zerstörungen und besitzt eine Altstadt mit zahlreichen historischen, teilweise denkmalgeschützten Bauwerken. Die Altstadt und die Nikolaivorstadt sind überwiegend von Bebauung aus dem Mittelalter sowie aus der Zeit der Renaissance und des Barock geprägt. Die Innenstadt ist ein Gründerzeitviertel mit vollständig geschlossenen Gründerzeit- und Jugendstil-Straßenzügen. Görlitz ist die Stadt mit den meisten separat geschützten Denkmälern in Deutschland. Hinzuweisen ist auf die Peterskirche sowie den Ober- und Untermarkt mit ihren Renaissancefassaden. So befindet sich in Görlitz der Schönhof, erbaut 1526 durch Wendel Roskopf d. Ä., das älteste bürgerliche Renaissancegebäude Deutschlands. Auch aus neuerer Zeit existieren einzigartige Bauwerke: Das Görlitzer Hertie-Warenhaus am Demianiplatz, direkt neben der Frauenkirche gelegen, ist heute das einzige historische Kaufhaus seiner Epoche in Deutschland, das die wechselnden Moden und vor allem den Zweiten Weltkrieg ohne erhebliche Veränderungen überstanden hat (und daher auch das einzige mehrgeschossige Hertie-Kaufhaus ohne Rolltreppen). Es wurde 1912–1913 als „Grand Bazar zum Strauß“ nach Plänen des Architekten Carl Schumanns errichtet, der die Fassade 1897–1904 nach dem damals gängigen Vorbild des Berliner Kaufhauses Wertheim von Alfred Messel gestaltete. Im Jahre 1984 wurde das Gebäude rekonstruiert. Auf dem Untermarkt 22 ist der sogenannte Flüsterbogen über dem Eingangstor besonderer Anziehungspunkt für Touristen.

Blick auf den Untermarkt aus einem der Hallenhäuser
Typisches Haus der Görlitzer Altstadt (alte Ratsapotheke auf dem Untermarkt)

Görlitz trägt den inoffiziellen Namen „Stadt der Türme“. Diese Bezeichnung stammt von den erhalten gebliebenen Türmen, die einst zur Stadtwallanlage gehörten. Dazu zählen der Dicke Turm/Frauenturm, der Nikolaiturm sowie der Reichenbacher Turm. In der Nähe des Reichenbacher Turms befindet sich die Kaisertrutz. Diese gehörte ebenso zur Befestigungsanlage der Stadt und wurde 1490 erbaut. Wie der Kaisertrutz gehört auch die Ochsenbastei zur mittelalterlichen Stadtbefestigung. Im Mittelalter diente sie als Zwinger. Heute ist sie eine Grünanlage im barocken Stil und mit Wasserspielen und Ornamentbeeten gestaltet. Das älteste nichtkirchliche Gebäude der Stadt ist das Waid- und Renthaus. Es war der Aufbewahrungsort und Stapelplatz für die Tuchfärbepflanze Waid aus dem 15. Jahrhundert. Heute ist es Sitz des Fortbildungszentrums für Handwerk und Denkmalpflege e. V.

In der Neißstraße befindet sich das Biblische Haus, dessen Fassade aus Sandstein mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament versehen ist. Dort befindet sich auch die „Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften“. Erwähnenswert sind die Langen Lauben mit Hallenhäusern. 1906 wurde mit dem Bau einer Musikhalle für die Schlesischen Musikfestspiele begonnen. Diese wurde 1910 als Stadthalle eröffnet. Seit 1. Januar 2005 ist sie auf Grund von Sanierungsbedarf geschlossen. Ein privater Investor wird gesucht.

In den Jahren 1844 bis 1847 entstand der Neißeviadukt mit Material aus den Königshainer Steinbrüchen. 1855 wurde das Blockhaus zu militärischen Zwecken an dessen Brückenkopf errichtet. Die Ratsapotheke mit den beiden Sonnenuhren von Scultetus wurde 1558 im Stil der Renaissance überformt. 1876 entstand die Görlitzer Stadtbibliothek mit dem Ziel das Volk zu bilden und das gesammelte Wissen zu verbreiten. Damals hatte sie ihren Sitz in der Annengasse. Ab 1905 entstand der Bibliotheksbau im Jugendstil auf der Jochmannstraße. Das Rathaus mit Verkündigungskanzel und Justitia-Standbild ist Zeuge vieler baulicher und stilistischer Veränderungen. Im 14. Jahrhundert wurde es erstmals von der Verwaltung bezogen. Erst um das Jahr 1900 wurden die letzten Umbauarbeiten abgeschlossen.

Die Scultetus-Sternwarte bietet seinen Besuchern einen Blick in die Sterne. Unter der 8 m großen Kuppel des Planetariums ist Platz für 40 bis 60 Besucher. Das etwa 3000 m² große Gelände verfügt über zwei Beobachtungsstationen mit abfahrbaren Dächern. Im Zuge der Konsolidierung des städtischen Haushalts laufen zurzeit Verhandlungen, den Erhalt der Sternwarte durch einen Trägerverein zu ermöglichen.

Am 20. Oktober 2004 wurde die Altstadtbrücke wiedereröffnet. Sie dient als Fußgängerüberweg nach Polen.

Sakralbauten

Die Dreifaltigkeitskirche am Obermarkt

Hauptartikel: Kirchen in Görlitz

Im Jahre 1349 wurde die Sühnekirche „Unserer Lieben Frauen“ errichtete , die 1429 in den Hussitenkriegen zerstört wurde. Als Ersatz dafür entstand 1473 am gleich Platz die Frauenkirche. Bis 1831 war dieser spätgotische Bau von einem Friedhof umgeben. Die Silhouette von Görlitz wird besonders durch die Türme der Peterskirche geprägt. Sie ist die größte spätgotische Hallenkirche Sachsens. Ihre beiden Türme und ihre imposante fünfschiffige Halle machten sie zu einem Wahrzeichen der Stadt. Die Kathedrale St. Jakobus ist Sitz des Bistum Görlitz. Sie ist im neogotischen Stil errichtet worden. Ein Jahr später, 1901, wurde die Lutherkirche geweiht und wurde so die erste evangelische Kirche nach der Reformation. Besonders auffällig sind ihre reich verzierten Fenster. In den Jahren zwischen 1234 und 1245 wurde vor den Toren der Stadt die Dreifaltigkeitskirche errichtet. Die Mönche des Franziskanerordens nutzten sie Anfangs als Kloster. 1715 wurde sie der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet und dient als evangelisches Gotteshaus. Einer der bedeutendsten Sakralbauten der Stadt ist die Synagoge. Sie wurde von 1909 bis 1911 erbaut. Diese ist die einzige in Sachsen, die die Pogromnacht 1938 unzerstört überstanden hat. Die Synagoge ist heute eine Stätte der Begegnung und des Lernens. Kurzzeitig wurde sie auch wieder als Gotteshaus benutzt. Von erheblicher kunsthistorischer Bedeutung ist der Nachbau des Heiligen Grabes von Jerusalem von 1504. Es stellt gemeinsam mit dem nachgebildeten Kreuzweg auch heute noch eine beliebte Pilgerstätte dar.

Theater

Das Theater Görlitz wurde 1851 am Demianiplatz erbaut und 1927 erweitert. Gerhart Hauptmann (1862–1946), der Literaturnobelpreisträger, war häufiger Gast in Görlitz und bis 1988 Namenspatron des Theaters. 2002 wurde der Zuschauerraum rekonstruiert und mit einer modernen Technik ausgestattet, die auch simultane Übersetzungen zulässt. Seit September 2002 ist auch die ursprünglich der Altstadt zugewandte Nordfassade wieder hergestellt. Das Theater ist immer wieder Austragungsort von Uraufführungen, die eigens dafür geschrieben wurden. Gemeinsam mit der Neuen Lausitzer Philharmonie werden Werke aller Genres (Oper, Operette, Musical, Ballett, Schauspiel) aufgeführt.

Das Görlitzer Theater tauscht seine Inszenierungen mit denen der Schauspielbühnen in Bautzen und Zittau aus, so dass in allen drei Städten neben den Philharmonischen Konzerten auch ein komplettes Dreispartenprogramm mit Musiktheater, Ballett und Schauspiel angeboten wird.

Neben dem großen Haus, das auch „Kleine Semperoper“ genannt wird, bespielt das Theater seit 1999 eine kleinere Studiobühne, das „Apollo“. Diese Spielstätte wird seit Januar 2005 auch im Rahmen der Veranstaltungsreihe Synagoge im Apollo vom Förderkreis Görlitzer Synagoge e. V. genutzt.

Eine weitere Besonderheit bietet das Theater in der Europastadt Görlitz/Zgorzelec an: In Kooperation mit dem Theater Jelenia Góra (Teatr Jeleniogórski) gibt es eine polnischsprachige Abonnementsreihe sowie mit dem „Görlitzer Mittwoch“ ein Forum im Apollo, das die deutsch-polnische Annäherung und den Gedankenaustausch fördert.

Museen

Naturkundemuseum am Marienplatz
Firmenlogo von Ernst Herbst&Firl, Kamerafabrik, Fotomuseum Görlitz

Hauptartikel: Görlitzer Museen

Görlitz bietet eine Vielzahl von Museen aus verschiedenen Fachrichtungen. Dabei wird das Spektrum von Historie bis Moderne genauso abgedeckt wie Kunst und Natur. Die „Städtischen Sammlungen für Geschichte und Kultur“, bestehend aus der Oberlausitzschen Bibliothek der Wissenschaften, dem Ratsarchiv und dem Kulturhistorischen Museum Görlitz, umfasst mehrere Gebäude und bietet eine Vielzahl von Kunstwerken und Kulturschätzen aus der Region. Das Staatliche Museum für Naturkunde ging aus der „Ornithologische Gesellschaft zu Görlitz“ hervor und beschäftigt sich in erster Linie mit der Geologie. Es werden auch Fachbereiche der Biologie aufgegriffen und Informationen dargeboten. Im Schlesische Museum zu Görlitz kann man seit 2006 auf 1.000 Jahre schlesische Geschichte zurückblicken. Mit dem Schaufelradbagger Nr. 1452, einem Tagebau-Bagger, und der Ausstellung zur „Geschichte des Braunkohlen-Abbaues im Tagebau Berzdorf von 1835 bis 2000“ im Bahnhof Hagenwerder wurde ein „Technisches Denkmal“ gesetzt. Das Görlitzer Museum der Fotografie, unter der Regie der Gesellschaft für das Museum der Fotografie Görlitz e.V., bietet einen Einblick in die Geschichte und Kunst des Fotografierens.

Gedenkstätten

Im Jahre 1988 wurde an der Synagoge Otto-Müller-Straße 3 zur Erinnerung an die jüdischen Opfer der Shoa sowie an die Verwüstung des Gotteshauses bei den Novemberpogromen 1938 eine Gedenktafel angebracht. Ein Mahnmal auf dem Jüdischen Friedhof an der Biesnitzer Straße erinnert an 323 KZ-Häftlinge aus dem Außenlager Biesnitzer Grund des KZ Groß-Rosen. Für die italienischen Militärinternierten, die während des Zweiten Weltkrieges Opfer von Zwangsarbeit wurden, wurde ein Gedenkstein auf dem Städtischen Friedhof errichtet. Die Gedenktafel am linken Flügel des Landratsamtes Postplatz 18 erinnert an kriegsmüde Wehrmachtssoldaten und Zivilpersonen, die im Frühjahr 1945 ermordet wurden. Das Denkmal aus dem Jahre 1948 am Wilhelmsplatz (zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Platz) ist allen Opfern des Faschismus gewidmet. Eine weitere Tafel erinnert an der ehemaligen Tuchfabrik Hossner, an der Neiße im Stadtteil Weinhübel, an die Opfer eines 1933 dort eingerichteten Konzentrationslagers. Für den antifaschistischen Künstler Johannes Wüsten, der 1943 in Brandenburg-Görden ermordet wurde, sind Gedenktafeln an den Häusern Johannes-Wüsten-Straße 7 und 23 sowie Porträtbüsten in der Ständigen Ausstellung der Kunstsammlungen und in der Schule seines Namens angebracht worden. Die Gedenktafel am Haus Bismarckstraße 32 erinnert an den sozialdemokratischen Politiker Rudolf Breitscheid, der 1944 im KZ Buchenwald ums Leben kam. An seinem Geburtshaus Konsulstraße 1, ist für den antifaschistischen Gewerkschafter Kurt Steffelbauer, der 1942 in Berlin-Plötzensee ermordet wurde, eine Tafel angebracht worden. Eine weitere Gedenktafel erinnert an den kommunistischen Widerstandskämpfer Herbert Balzer, der 1945 von SS-Männern ermordet wurde. Sie befindet sich am Haus James-von-Moltke-Straße 7.

Musik

Zusammen mit der Hochschule für Kirchenmusik finden in der schlesischen Oberlausitz Orgelkonzerte statt. So sind unter anderem auch die Görlitzer Kirchen besondere Aufführungsorte, an denen die restaurierten Orgeln zum Einsatz kommen. Mit dem „Bach-Chor“ werden bemerkenswerte chorsinfonische Konzerte aufgeführt. Das Orchester der Neuen Lausitzer Philharmonie ist eines der bedeutendsten Einrichtungen der Region Oberlausitz/Niederschlesien. Es bietet Kammer- und Sinfoniekonzerte und ist Teil aller Inszenierungen des Theaters Görlitz. Ein besonderer Schwerpunkt bildet die Musik der Sorben. Die Landskron Herolde entstanden 1996 zur 925-Jahre-Feier der Stadt Görlitz. Sie bilden einen Zug mit Görlitzer Fanfarenmusik zu festlichen Anlässen.

Görlitzer Oldtimer-Parkeisenbahn

Aufgrund einer Idee des Ingenieurs Eulitz im VEB KEMA wurde für die Kinder der Stadt Görlitz die elfte Pioniereisenbahn der DDR unter Verwendung einer Nachbildung der ersten Deutschen Eisenbahn, die am 7. Dezember 1835 ihre Jungfernfahrt von Nürnberg nach Fürth bestritt, des Adlers im Schmalspurbahnformat erbaut. Am 1. Juni 1976 nahmen etwa 70 Görlitzer Schüler unter Leitung der Herren Eulitz und Beckmann die Tätigkeit in der neuen Arbeitsgemeinschaft des Pionierhauses auf. Für die Eisenbahntechnische Unterstützung stellte die Deutsche Reichsbahn in den ersten Jahren immer wieder Kollegen zur Unterstützung frei. Von 1975 bis 1990 wurden die Lokführer von der DR aus dem BW Görlitz gestellt.

Parks

Der Görlitzer Naturschutz-Tierpark ist ein anspruchsvoll gestaltetes, naturnahes Ensemble. In verschiedensten, zum Teil durch die Besucher begehbaren Gehegen leben über 500 Tiere wie kleine Pandas, Fischotter oder Yaks. Mit seiner fünf Hektar großen Fläche gehört er zu den kleineren Zoos in Deutschland. Im Jahr 2007 feierte der Park seinen 50. Geburtstag und konnte erstmals seit zehn Jahren mehr als 100.000 Besucher verzeichnen.[11]

Nahe bei Görlitz liegt die Kulturinsel Einsiedel. Sie ist eine gelungene Verbindung von Kunst, Kultur und Natur. Auf dem detailliert gestalteten Abenteuerspielplatz finden sich Tunnel, Klettergerüste und ein großes Piratenschiff. Im Jahr 2005 eröffnete auch ein Hotel auf der Kulturinsel. Es besteht aus mehreren Baumhäusern in acht bis zehn Metern Höhe.

In der Nähe der Stadthalle befindet sich der Stadtpark. Er bietet weitläufige Grünflächen, Blumenbeete, einen großen Holzspielplatz und den Meridianstein für den 15. Grad östlicher Länge.

Naturdenkmäler

Die Landeskrone, das Wahrzeichen von Görlitz, ist ein 420 Meter hoher Basaltkegel. Von der Landeskrone hat man einen weiten Blick über das Lausitzer Bergland bis hin zum Zittauer Gebirge und bei guter Sicht bis zum Riesengebirge mit der Schneekoppe. Auf dem Südgipfel steht die 13 m hohe Bismarcksäule, zu Ehren von Fürst Otto von Bismarck, der Ehrenbürger der Stadt Görlitz ist, und am Aussichtsturm wehen fünf Flaggen als Gruß zur Unterstützung der Bewerbung von Görlitz/Zgorzelec zur Kulturhauptstadt Europas 2010, die jedoch erfolglos blieb.

Sport

Seit 2004 findet Ende Mai der Europamarathon als Lauf durch zwei Länder mit den Strecken: Marathon; Halbmarathon für Skater; Läufer; Rollstuhlfahrer/Handbiker; 2008 auch für Tretrollerfahrer; sowie zehn Kilometer und fünf Kilometer für Läufer; statt. 2008 fand bereits zum 73. Male des Radrennen „Rund um die Landeskrone“ statt. Der „Herbstlauf in den Berzdorfer Halden“ ist ein Crosslauf, der seit 1997 veranstaltet wird. Seit 1978 findet jedes Jahr am 31. Dezember der „Görlitzer Silvesterlauf“ auf dem Sportplatz „Eiswiese“ statt. Dabei geht es weniger um Sieg oder Niederlage als viel mehr darum den Willen zu zeigen, fit ins neue Jahr zu starten.

Regelmäßige Veranstaltungen

Muschelminnabrunnen am Postplatz
Schönhof

In Görlitz finden das ganze Jahr über verschiedene Feste und Großveranstaltungen statt. Bedeutendste kulturelle Veranstaltung dürfte das Altstadtfest sein. Jährlich findet das Sommertheater auf dem Görlitzer Untermarkt, also in historischer Kulisse statt. 2004 wurde das erste Historienspiel „Der verräterischen Rotte Tor. Tuchmacheraufstand zu Görlitz 1527.“ aufgeführt und begründete somit das Sommerthetaer auf dem Görlitzer Untermarkt. „Die Pulververschwörung und das Heilige Grab zu Görlitz“ wurden 2005 und 2006 vorgetragen. Dieses Historienspiel von Hermann Rueth verarbeitet die Legende um den Förderer des Heiligen Grabes, Georg Emmerich. Das Stück „Jakob Böhme und die Pest zu Görlitz“ wurde 2007 und 2008 aufgeführt. Das Schauspiel von Herrmann Rueth mit der Musik von C. M. Wagner stellt den Schuster und Mystiker Jakob Böhme in den Mittelpunkt des dritten Stückes der Görlitzer Historienspiel-Reihe.

Den Auftakt der Veranstaltungen bilden im Februar die Filmtage und der Opernball. Im März findet die Musiknacht und das Frühlingsfest des Naturschutz-Tierparks mit dem traditionellen Mistkarrenrennen statt. Im Frühling gibt es dann am 19. April den Internationaler Denkmaltag. Im April findet auch noch das Dreiland-Kurzfilm-Festival mit Beiträgen aus Deutschland, Polen und Tschechien statt. Im Mai folgen die Jazztage, das Muschelminna-Fest, das Storchenfest im Naturschutz-Tierpark und die Görlitzer Orgelnacht. Im Sommer gibt es neben der Oldtimer-Eisenbahn, im Juni, das Campus Open Air, am 21. Juni Fête de la musique, am 3. Sonntag im Juni den Tag der offenen Sanierungstür, das Brauereifest der Landskronbrauerei, die Schlesischen Musikfeste (alle 2 Jahre), das Internationale Spielleutetreffen (alle 2 Jahre), das Collegium PONTES Görlitz-Zgorzelec-Zhorelec und den Erlebnistag am Berzdorfer See. Im Juli folgen der Schlesische Tippelmarkt, die Musikveranstaltung 15° – Rock an der Brücke. Beendet werden die Sommerveranstaltungen mit dem Internationalen Straßentheaterfestival „ViaThea“ und dem Altstadtfest

Im September gibt es die Niederschlesischen Kulturtage, den Tag des offenen Denkmals, die Lange Nacht der Museen und die Internationale Sommerschule der Künste. Im Spätherbst folgen im November die Görlitzer Rocknacht und die Verleihung des Internationalen Brückepreises. Beendet wird das Veranstaltungsjahr mit dem Görlitzer Christkindelmarkt.

Kulinarische Spezialitäten

Görlitz bietet schlesische Küche und Spezialitäten aus der Region. Ein typisches Gericht aus Schlesien ist das Schlesische Himmelreich, ein Fleischgericht mit Backobst. Die schlesische Wellwurst, rustikale Kesselsülze oder pfannengebratene Landleberwurst gehören zu den lokalen Wurstspezialitäten. Auch eine Vielzahl regionalen Gebäcks wird angeboten. Schlesischer Mohnkuchen sowie Schlesischer Butterdrückstreuselkuchen, aber auch die so genannte Liegnitzer Bombe gehören zum Angebot mancher Bäckereien.

Wirtschaft und Infrastruktur

Ansässige Unternehmen

Lausitzbahn in Hagenwerder. Die Connex Sachsen GmbH hat ihren Sitz in Görlitz.

In Görlitz ist eine Reihe von Unternehmen ansässig. Dazu gehören in erster Linie: Bombardier Transportation GmbH (ehemals Waggon- und Maschinenbau AG, VEB Waggonbau Görlitz), die heute alle Doppelstockwagen für die Deutsche Bahn liefert. Die Siemens AG hat in Form ihres Geschäftsbereiches Power Generation (Turbinenbau) hier ihren Hauptsitz. Die MAXROI Graphics GmbH ist ein Druckhaus mit über 100 jähriger Tradition. Sie entstand aus der City-Druck GmbH, welche bis 1992 der Treuhand gehörte. Weiter sind die Landskronbrauerei, die LausitzbahnConnex Sachsen GmbH und der Erfinder der Liebesperlen, die Süßwarenfabrik Rudolf Hoinkis GmbH überregional bekannt. Die twenty4help Knowledge Service GmbH betreibt in Görlitz mehrere Call Center. Grund für diese Entwicklung sind zum einen die günstigen Konditionen in der Stadt und der relativ hochdeutsche Sprachgebrauch der ansässigen Bevölkerung. Im Jahr 2008 gründe die Kölner Firma Software Quality Systems AG in Görlitz einen weiteren Standort. [12] Die Koramic Dachprodukte GmbH & Co. KG (vormals F. v. Müller Dachziegelwerke GmbH & Co. KG) ist ein bundesweit operierendes Unternehmen zur Herstellung und Vertreibung von Tondachziegeln. Die Veolia Verkehr GmbH (Verkehrsgesellschaft Görlitz GmbH & Stadtwerke Görlitz AG (Kommunaldienstleistungen)) betreibt in Görlitz die Connex Sachsen GmbH. Der Connex Express befährt Verbindungen in ganz Sachsen.

Medien

Ein lokales Fernsehprogramm sendet „Euroregional TV“. Mit einem Studio ist der Hörfunksender Radio Lausitz vertreten. MDR 1 Radio Sachsen betreibt ein Korrespondentenbüro.

In Görlitz erschien als Tageszeitung ab dem 3. Mai 2004 die „Görlitzer Allgemeine“ (GA). Bereits am 16. Juni musste die Ausgabe wieder eingestellt werden. Damit bleibt die Sächsische Zeitung (SZ) die einzige Tageszeitung in der Stadt. Die SZ unterhält eine Lokalredaktion in Görlitz. Als Anzeigenblätter erscheinen der „Wochenkurier“ und der „Niederschlesische Kurier“.

Im Senfkorn-Verlag Görlitz erscheint die Monatszeitschrift „Schlesien heute“.

Bis Juni 2004 erschien im Neisse Verlag „Soda – Kulturjournal im Länderdreieck“. Im selben Verlag, der seinen Sitz seit 2006 in Dresden hat, erscheint seit 2004 die deutsch-polnische Zweimonatszeitschrift für Kultur und Geschichte „SILESIA NOVA“.

Journalisten aus der Region gründeten im Oktober 2003 den deutsch-polnischen „Presseclub Görlitz/Zgorzelec“.

Verkehr

Görlitzer Bahnhofshalle im Jugendstil
Vorderansicht des Görlitzer Hauptbahnhofs

Eisenbahn

Görlitz ist mit seinem Bahnhof auch ein wichtiger Eisenbahnknoten. Die Stadt liegt an der Kreuzung der Bahnlinien Dresden–Breslau (seit 1847) und BerlinCottbus–Görlitz–ZittauLiberec (Reichenberg). Auf der Strecke Berlin–Görlitz verkehren Züge seit 1867 auf der Görlitzer Bahn. Der Streckenabschnitt Görlitz–Zittau wurde 1875 eröffnet und trägt auch den Namen Neißetalbahn. Auf dem Görlitzer Stadtgebiet liegen mit Görlitz-Rauschwalde, Görlitz-Weinhübel und Hagenwerder noch drei weitere Bahnhöfe.

Seit 1976 fährt die frühere Pioniereisenbahn und heutige Görlitzer Oldtimer Parkeisenbahn in einem Freizeitgelände südöstlich der Stadtkerns.

ÖPNV

Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) betreibt die Verkehrsgesellschaft Görlitz GmbH zwei Straßenbahnlinien mit einer Gesamtlänge von 16,1 km und acht Stadtbuslinien mit einer Gesamtlänge von 52,4 km, darunter eine Linie im grenzüberschreitenden Verkehr mit einer Gesamtlänge von 4,8 km.

Straßenverkehr

Durch das nördliche Stadtgebiet von Görlitz führt die A 4 ErfurtDresden–Görlitz, die jenseits der Neiße als polnische A4 über Breslau zur ukrainischen Grenze weiterführt. Ferner führen die B 6 und die B 99 durch das Stadtgebiet.

Das Stadtzentrum ist stark befahren. Selbst engste Gassen werden befahren und zum Parken verwendet. Bereits 2006 begann die Stadt damit, die Altstadt vom Verkehr zu befreien. So ist der Untermarkt nun nicht mehr frei befahrbar. Die Neißstraße, die vorher über die Weberstraße als Abkürzung nach Königshufen und Klingewalde genutzt wurde, wurde mit Pollern abgetrennt und ist nur noch in eine Richtung befahrbar. Der Verkehrsstrom fließt seit dem über Schützenstraße und Uferstraße. Die Verkehrsbeschilderung in Görlitz wird oft kritisiert. So gelten viele Zeichen als überflüssig und verwirrend. Auf dem Obermarkt sind viele dieser Beispiele zu finden. In Reiseführern und Broschüren zur Stadt sind diese meist durch Bildbearbeitung entfernt worden. Am Bahnhof und dem City Center Frauentor sind zur Entlastung der innerstädtischen Parksituation mehrstöckige Parkhäuser errichtet worden. Die einzige große Fußgängerzone befindet sich auf der Berliner Straße, auf der sich die Straßburg-Passage als Durchgang zum Willhelmsplatz befindet.

Flugverkehr

Der Görlitzer Flugplatz, der 1925 eröffnet wurde, befindet sich am nordwestlichen Stadtrand unmittelbar an der neu gebauten Ortsumgehung der B 115. Er verfügt über eine 750 Meter lange Graspiste. Dieser Platz wird vom ortsansässigen Segelflugverein genutzt. Mit angebotenen Rundflügen kann man die Stadt Görlitz, das Zittauer Gebirge und das Lausitzer Bergland aus der Luft betrachten.

Ungefähr 30 Kilometer nördlich der Stadt befindet sich der Flugplatz der Stadt Rothenburg. Er soll künftig große Bedeutung als Fracht- und Kurierflughafen gewinnen. Mit einer Rollbahnlänge von 2500 m kann er für Flugzeuge mit einem Start- und Landegewicht bis zu 14 Tonnen. genutzt werden. Die Nutzung des Görlitzer Flugplatzes ist für Flugzeuge bis 5,7 Tonnen und Hubschrauber möglich.

Seit dem Schuljahr 1999/2000 gibt es für Schüler des städtischen Gymnasiums die Möglichkeit, parallel zum Abitur eine Pilotenausbildung zu absolvieren. Ergänzt wird das Angebot durch Rundflüge mit Motor-, Segel- und Ultraleichtflugzeugen vom Görlitzer Flugplatz aus.

Bildung

Hochschulen

Das Annengymnasium in der Innenstadt

Am 13. Juli 1992 wurde Görlitz mit Gründung der Hochschule Zittau/Görlitz (FH), auch University Of Applied Sciences, Hochschulstadt. Es haben sich internationale Netzwerke gebildet, womit Görlitz als internationaler Bildungsstandort weit über seine Grenzen hinaus wirkt.

Ferner gibt es in Görlitz eine „Hochschule für Kirchenmusik“, die 1927 in Breslau und 1947 in Görlitz als Evangelische Kirchenmusikschule neu gegründet wurde. Sie befand sich bislang in Trägerschaft der Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz und wurde durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst staatlich anerkannt. Die Schließung der Kirchenmusikschule im Jahre 2008 zugunsten der Berliner Kirchenmusikschule ist beschlossen.

Das Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen mit Sitz in Haus Klingewalde ist Träger des Collegium PONTES Görlitz-Zgorzelec-Zhorelec, eines trinationalen Wissenschaftskollegs zur Erforschung aktueller Probleme der EU-Integration, und der Internationalen Sommerschule der Künste Görlitz-Zgorzelec-Zhorelec.

Andere Bildungseinrichtungen

Der Berufsschulkomplex Ossietzkystraße (Berufsbildende Schulen Christoph Lüders, unterteilt in Berufliches Schulzentrum für Wirtschaft und Soziales Görlitz sowie Berufliches Schulzentrum für Technik Görlitz) ist eines der modernsten Zentren der beruflichen Bildung in Sachsen und kann bis zu 3000 Schüler aufnehmen. Das Augustum-Annen-Gymnasium ist eine musisch-künstlerisches Schule. Es ist zum einen in der Annenschule am Marienplatz Ecke Steinstraße untergebracht. Zum anderen im alten Kloster der Benediktiner. Das Joliot-Curie-Gymnasium befindet sich auf dem Willhelmsplatz. Es ging aus der 1779 gegründeten Luisenschule hervor. Es war eine reine Mädchenschule, an der bis 1945 das Abitur ablegt werden konnte. Die größte Mittelschule in Görlitz ist die Fischmarktschule. Auch sie war einst eine Mädchenschule und wurde 1833 in Betrieb genommen. Daneben gibt es in Görlitz das Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege, die DenkmalAkademie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und die private Bildungseinrichtung MultiMediaPark, die im November 2001 mit Unterstützung des Arbeitsamtes gegründet wurde und Angebote zum Umgang mit Neuen Medien macht. Außerdem gibt es in Görlitz alle üblichen Arten von allgemeinbildenden und beruflichen Schulen und zwei berufliche Schulzentren. Diese sind das Bildungszentrum für informationsverarbeitende Berufe und die DPFA Akademiegruppe. Letztere betreibt seit 2006 eine freie Grundschule, die so genannte Regenbogenschule. In ihr wird zweisprachig, deutsch und polnisch, unterrichtet.

Persönlichkeiten

Hauptartikel: Liste der Persönlichkeiten der Stadt Görlitz

Söhne und Töchter der Stadt

Der Görlitzer Philosoph und Mystiker Jakob Böhme

Die Stadt Görlitz war Geburts-, Wohn- oder Schaffensort vieler Persönlichkeiten.

Der wohl bekannteste Sohn der Stadt ist Jakob Böhme (1575–1624), Philosoph und Mystiker. Böhme lebte als Schuhmacher am östlichen Neißeufer. Sein Erstlingswerk Aurora oder Morgenröte im Aufgang erlangte weltweit Beachtung.

Wendel Roskopf, war als Ratsbauherr an der Gestaltung der Altstadt beteiligt. Der Schönhof am Untermarkt gilt als sein bedeutendstes Bauwerk.

Die erste Landkarte der Oberlausitz stammt aus Görlitz. Sie wurde vom ehemaligen Bürgermeister und Astronomen Bartholomäus Scultetus erstellt. Scultetus gilt als einer bedeutendsten Kartographen des mitteldeutschen Raumes. Er war es auch, der das zwölfteilige Zifferblatt am Görlitzer Rathaus einführte.

Samuel Gottfried Geyser war Pädagoge und evangelischer Theologe. Er hatte den mathematischen Lehrstuhl der Universität Kiel inne an der er auch zum Professor der Theologie wurde. Sein Vater Gottfried Geyser war in Görlitz ein Theologe gewesen.

Agnete Fingerin war eine Pilgerin und wird noch oft mit dem Bau des Heiligen Grabes in Görlitz in Verbindung gebracht. Offiziell konnte dies nie bestätigt werden.

Hildegard Burjan war Ordensgründerin und christlichsoziale Politikerin, und wird voraussichtlich im Herbst 2008 selig gesprochen.

Alexander May war ein größtenteils für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auftretender Schauspieler und Drehbuchautor.

Bekannte Görlitzer aus dem aktuellen Zeitgeschehen sind Torsten Gütschow, Hans-Jürgen Dörner, Heiko Scholz, Jens Jeremies sowie Michael Ballack. Alle fünf sind oder waren international erfolgreiche Fußballer. Ballack ist Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft.

Ein weiterer berühmter Görlitzer ist der Handballer Lars Kaufmann. Zur Zeit spielt er beim Bundesligisten TBV Lemgo und wurde Anfang 2007 mit der Deutschen Handball Nationalmannschaft Weltmeister.

Ehrenbürger

Otto von Bismarck sowie Paul von Hindenburg wurden als ehemaliger Reichskanzler bzw. Reichspräsident zu Ehrenbürgern berufen. 1910 erhielt auch Bolko Graf von Hochberg diese Ehrung. Er war es, der die Görlitzer Stadthalle erbauen ließ und das Schlesische Musikfest ins Leben rief.

Der ehemalige Oberbürgermeister Wiesbadens, Achim Exner, sowie sein Nachfolger, Hildebrand Diehl, wurden aufgrund ihrer Verdienste für Görlitz zu Ehrenbürgern erklärt. Auch Professor Dr. Gottfried Kiesow, der Initiator des Görlitzer Fortbildungszentrums für Handwerk und Denkmalpflege e.V., und Professor Dr. Hans Nadler verdienten sich durch den Erhalt der historischen Altstadt sowie vieler Denkmäler die Ehrung. Der 2007 verstorbene frühere Apostolische Administrator von Görlitz (1972–1994), Bernhard Huhn wurde 1996 zum Ehrenbürger ernannt.

Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen

Hedwig von Andechs ist die Schutzpatronin der Stadt Görlitz. Die gebürtige Kitzingerin war Herzogin Schlesiens.

Georg Emmerich, ein Görlitzer Tuchmacher, gilt als Stifter des Heiligen Grabes, das eine Nachbildung der Grabeskirche darstellt.

Am 23. Mai 1813 residierte Napoleon, Feldherr der französischen Streitkräfte, am Obermarkt. Seine Unterkunft wurde später nach ihm benannt.

Die Muse Goethes, Wilhelmine Herzlieb oder kurz Minna genannt, starb in der Görlitzer Nervenheilanstalt von Dr. Karl Ludwig Kahlbaum. Eine Siedlung wurde nach ihr benannt.

Sonstiges

Vereine

Görlitz hat ein lebendiges Vereinswesen mit über hundert eingetragenen Vereinen aus den Bereichen Sport, Traditionspflege, Kirche, Natur und Umwelt, Jugend, Bildung, Kultur, Sozial sowie Wirtschaft und Technik. Der bekannteste Görlitzer Sport- und Fußballverein ist der „NFV Gelb-Weiß Görlitz 09“, der derzeit in der Landesliga Sachsen spielt. Im Bereich der Kultur ist die „DenkmalAkademie e. V.“ zu nennen. Das „Görlitzer Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege e.V.“, welches seinen Sitz im ehemaligen Waidhaus hat, ist ebenso in der Pflege und Erhaltung der historischen Altstadt aktiv. Die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz e.V. ist ein historisch begründeter Verein. Dieser Verein sammelt und verwahrt das Wissen der Oberlausitz. Der Verein „Berzdorf–Oberlausitz e. V.“ hat sich im Oktober 2001 in Görlitz gegründet. Ziel des Vereins ist es die Geschichte des Tagebau Berzdorf der Nachwelt zu erhalten.

Altstadtmillion

Görlitz hat einen unbekannten Gönner, der seit 1995 jedes Jahr im März über einen Münchener Anwalt genau 1.000.000 DM überweisen ließ. Im Laufe der Jahre entstand in der Stadt der Begriff Altstadtmillion. Auch nach der Umstellung auf den Euro kam das Geld (jetzt 511.500 Euro) regelmäßig, nun schon zum 14. Mal. Aber der Begriff Altstadtmillion blieb. Die Altstadtstiftung verwaltet das Geld und das Kuratorium für Maßnahmen der Denkmalpflege vergibt es an Bauherren und Institutionen. Seit 2004 werden die so geförderten Objekte mit einer Plakette gekennzeichnet.

Internationaler Brückepreis

Die Europastadt Görlitz/Zgorzelec verleiht jährlich den mit 2500 Euro dotierten Internationalen Brückepreis. Sie ehrt damit seit 1993 Persönlichkeiten, die sich mit ihrem Lebenswerk Verdienste bei der Völkerverständigung in Europa erworben haben. Preisträger sind unter anderem Günter Grass oder der ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf.

Pensionopolis

Den Beinamen „Pensionopolis“ bekam Görlitz schon im 19. Jahrhundert, als es vor allem von preußischen Beamten als Alterssitz genutzt wurde. Diese Entwicklung macht sich auch jetzt wieder bemerkbar. Pensionäre verlegen ihren Wohnsitz in die Görlitzer Altstadt. Gründe hierfür sind die ruhige Lage, die kulturelle Vielfalt der Stadt bei überschaubarer Größe, die bis zu 20 Prozent geringeren Lebenshaltungskosten und die günstigen Mieten. Bis 2007 zogen bereits über 1.000 Senioren in die Stadt. Im Görlitzer Rathaus ist eine Mitarbeiterin mit dem Versenden von Infopaketen beschäftigt, die mehr Rentner für die Stadt interessieren sollen.[13]

Filmstadt Görlitz

Auf Grund der unversehrten Altstadt ist Görlitz ein beliebter Drehort für Filme in historischer Kulisse.[14] Bereits 1980 wurde „Der Gevatter Tod“, ein Märchenfilm basierend auf gleichnamiger Vorlage, in Görlitz gedreht. Unter der Regie von Radu Gabrea entstand 1993 das Liebesdrama Rosenemil. Die kurz zuvor restaurierte Fassade des Görlitzer Warenhauses bot auch hier einen historischen Eindruck. 2002 wurde Görlitz zum Paris des 19. Jahrhunderts im Film In 80 Tagen um die Welt. Der historische Ziegelbau der Landskronbrauerei diente als New Yorker Hafen. Die Filmstudios Babelsberg wählten die Stadt auch zum Schauplatz für die Verfilmung des Romans „Der Vorleser“. Kate Winslet spielt darin die Hauptrolle. Für diesen Film wurden mehrere Straßenzüge gesperrt und der gesamte Straßenbahnfahrplan angepasst. Görlitz mimt Heidelberg im Jahr 1950.[15] Im Juli 2008 besichtigte Quentin Tarantino den Reichenbacher Turm und verschaffte sich einen Eindruck von Görlitz. Er befindet sich in den Planungen zu einer Neuverfilmung des 1978 veröffentlichten Kriegsfilm Ein Haufen verwegener Hunde. [16] Brad Pitt hat bereits für die Rolle des Lt. Aldo Raine, einem skalpierenden Nazijäger, zugesagt. [17] Der Film wird den Titel Inglorious Bastards tragen. [18]

Breitbandnetz

Görlitz wurde nach der Wiedervereinigung an das Netz der Deutschen Telekom angeschlossen. Das Netz wurde modernisiert und so wurden in vielen Teilen der Stadt Glasfaserleitungen gelegt. Die Telekom versprach sich davon eine bessere und modernere Nutzung im Osten Deutschlands sowie eine leichtere Erweiterbarkeit für folgende Technologien. Ende der 1990er-Jahre traten die ersten Probleme auf. Das immer populärer werdende ADSL war in Görlitz kaum verfügbar. Grund hierfür war, dass die Leitungen aus Glasfaser bestehen und nicht wie von der Technik verlangt, aus Kupfer. Im Jahr 2005 bewarb sich Görlitz als erste Stadt beim T-City-Wettbewerb der Telekom und kam im Januar 2007 in die Runde der letzten Zehn. Der Wettbewerb sollte die Nutzung des modernen Glasfasernetzes mittels VDSL ermöglichen. Seit Juli 2007 ist Görlitz an das Breitbandnetz von Kabel Deutschland angeschlossen. Bereits im Jahr 2006 war bekannt, dass Kabel Deutschland einen Vertrag mit der „Wohnungsbaugesellschaft Görlitz“ abgeschlossen hatte. Seither treibt die Telekom den Ausbau ihres Kupfernetzes in der Stadt voran. Görlitz gehört zusammen mit allen Mitbewerbern des T-City-Wettbewerbs dem „Netzwerk der Zukunftsstädte“ an.[19]

Zipfelbund

Zusammen mit den Gemeinden Selfkant, Oberstdorf und List auf Sylt bildet Görlitz den Zipfelbund. Dieser Bund ist keine politische Organisation, sondern eine, am 3. Oktober 1999 in Wiesbaden gegründete, Partnerschaft zur Belebung des Tourismus. Wer es binnen vier Jahren schafft, alle diese Orte nachweisbar zu bereisen, wird mit einem Geschenkkorb geehrt. Dieser enthält Spezialitäten aus allen teilnehmenden Regionen.

Siehe auch

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Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung
  2. Reiseführer Oberlausitz - Görlitz - Geologie und Landschaft
  3. Deutscher Wetterdienst, Normalperiode 1961–1990
  4. Klima-, Niederschlags- und Temperaturdiagramme der Stadt Görlitz
  5. Reiseführer Oberlausitz - Görlitz - Geschichte
  6. Pressemitteilung des Sächsischen Ministeriums des Innern zur Verwaltungsrefom
  7. Neugliederungsvorschlag des Sächsischen Ministeriums des Innern
  8. Gesetzesvorlage des Sächsischen Landtages zur Kreisreform 2008
  9. Görlitz, beliebter Ruhesitz bei der älteren Generation
  10. Der Osten als Migrationszone für gut betuchte Rentner
  11. Tierpark Görlitz: 50 Jahre alt und trotzdem fit
  12. Görlitzer Anzeiger SQS eröffnet erste ostdeutsche Filiale
  13. Pensionopolis als Chance für Görlitz
  14. Filme, die in Görlitz gedreht worden sind und noch gedreht werden
  15. Dreharbeiten zum Vorleser legen Straßenbahn lahm
  16. Süddeutsche Zeitung: Tarantino besichtigt Görlitz
  17. Tarantino plant Kriegsfilm in der Lausitz
  18. Tarantino sucht Komparsen für Inglorious Bastards
  19. Offizielle Seite des Netzwerks der Zukunftsstädte

Literatur

  • Amtsblatt der Kreisfreien Stadt Görlitz, 14. Dezember 2004.
  • Andreas Bednarek: Die städtebauliche Entwicklung von Görlitz im 19. Jahrhundert. Stadtverwaltung, Görlitz 1991 (Schriftenreihe des Ratsarchivs der Stadt Görlitz, Bd. 15).
  • Andreas Bednarek: Streifzüge durch Görlitz. 2. Auflage. Sutton, Erfurt 2000, ISBN 3-89702-018-1.
  • Andreas Bednarek, Hans-Jürgen Treppe: Historisches Warenhaus Karstadt, Görlitz. 2. Auflage. Schnell und Steiner, Regensburg 2002, ISBN 3-7954-5935-4.
  • Görlitz. In: Meyers Konversationslexikon. 4. Auflage. 1888/89, Bd. 7, S. 524.
  • Michael Guggenheimer: Görlitz. Schicht um Schicht. Lusatia, Bautzen 2004, ISBN 3-936758-12-3.
  • Ernst Heinz Lemper: Görlitz. 3. Auflage. Seemann, Leipzig 1972; erweiterte Neuauflage unter dem Titel Görlitz. Eine historische Topographie. Oettel, Görlitz 2001, ISBN 3-932693-63-9.
  • Theodor Neumann: Geschichte von Görlitz. Remer, Görlitz 1850.
  • Doris und Jürgen Sieckmeyer: Görlitz. Das Tor zum Osten. Wienand, Köln 1995, ISBN 3-87909-474-8.
  • Erich Keyser (Hrsg.): Nordostdeutschland. Kohlhammer, Stuttgart 1939 (Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte, Band 1).