„Cuy“ – Versionsunterschied

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Klare Abgrenzung zwischen Cuy und normalen Meerschweinchen und Entstehungsgeschichte der hierzuland Cuy genannten Tiere. Mit Quellen.
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{{Dieser Artikel|beschreibt eine besonders große Art von Meerschweinchen, weitere Bedeutungen siehe [[Cuy (Begriffsklärung)]].}}
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Version vom 7. August 2022, 21:44 Uhr

Cuy
Cuy-Haltung in einer Küche in Peru
Cuy gegrillt in Ecuador
Cuy-Gericht in Ecuador
Cuy al horno (Cuy aus dem Ofen), Peru

Unter Cuy (aus dem Quechua Quwi für Meerschweinchen) oder Riesenmeerschweinchen beziehungsweise seltener Cobayo (aus der Tupi-Sprache) werden im deutschsprachigen Raum besonders große Formen des Hausmeerschweinchens (Cavia porcellus) verstanden, die auf Import-Tiere aus kommerziellen südamerikanischen Zuchtlinien zurückgehen. Es handelt sich bei Cuys aber nicht um eine eigene Rasse von Meerschweinchen. Da in Südamerika (aber auch anderen europäischen Ländern) unter der Bezeichnung Cuy (beziehungsweise Cobayo) alle Meerschweinchen – vor allem verschiedene (Unter-)Arten der Wildmeerschweinchen (Cavia aperea) – verstanden werden, kommt es immer wieder zu Verwechslungen. In Südamerika selbst werden die Riesenmeerschweinchen cuy mejorados (d.h. "verbessertes Meerschweinchen") beziehungsweise cuyes de la crianza comercial genannt, die normalwüchsigen Meerschweinchen hingegen criollos.[1]

Beschreibung

Cuys kommen, ebenso wie die normalwüchsigen Hausmeerschweinchen, ursprünglich aus Südamerika. Dort begannen ab den 1960er Jahren wissenschaftliche Institute, namentlich die nationale agrarwissenschaftliche Universität La Molina, mit dem Versuch, größere Meerschweinchen zu züchten.[2] Dies diente dem Zweck, die dortzulande bereits traditionell zur Fleischerzeugung als Masttiere gehaltenen Meerschweinchen unter ökonomischen Aspekten (schnelles Größenwachstum, Vermehrungsfreude und Futterverwertung) zu optimieren. Diese Ansätze verfolgte das 1978 gegründete staatliche peruanische Instituto National de Innovatión Agraria (inia) im Rahmen nationaler Zuchtprogramme weiter. Im Ergebnis entstanden im Laufe der Jahrzehnte die bislang vier verschiedenen kommerziellen Zuchtlinien Peru (2004), Andina (2005), Inti (2013) und zuletzt Kuri (2021).[3] Cuys gibt es in ihrem Herkunftsland hauptsächlich in den Rassen Glatthaar oder Crested in heller Farbe oder Farbkombinationen, da Fleischkörper mit dunkler Haut als unästhetisch gelten. Die in Deutschland, allerdings nicht zum Verzehr, sondern aufgrund ihres beeindruckenden Erscheinungsbildes, vereinzelt gezüchteten Cuys stammen von importierten Tieren aus Südamerika ab. Es gibt sie hierzulande inzwischen in fast allen Rassen und Farben, die auch bei den normalwüchsigen Meerschweinchen üblich sind. Sie lassen sich nicht (mehr) auf eine der konkreten Zuchtlinien von inia zurückführen.

Der größte Unterschied zu den normalwüchsigen Meerschweinchen besteht also in ihrem Gewicht und in ihrem Verhalten. Während normale Hausmeerschweinchen im Alter von acht Wochen zumeist um die 400 g wiegen [4] und mit etwa einem Jahr ausgewachsen sind und dann als Weibchen zumeist zwischen 700 und 1200 g und als Böckchen zwischen 800 und 1600  g erreichen,[5] erreicht ein Cuy der peruanischen Zuchtlinie Kuri das Gewicht von 1000 g bereits im Alter von acht Wochen.[6] Das Erwachsenengewicht von männlichen Cuy wird überwiegend mit 2-2,5 kg angegeben, jenes von unbelegten Sauen mit 1,5 kg.[7] Ein Gewicht von 2,5 kg reicht, um im Herkunftsland der Cuy als Sieger aus Gewichtswettbewerben hervorzugehen [8] Abweichend davon heißt es in einer Veröffentlichung von inia, dass Böcke im Alter von 24 Monaten ein Gewicht von 2,8 kg erreichen könnten, hierbei scheint es sich aber um Ausnahmen zu handeln.[9] Noch seltener erreichen einzelne Böcke ein Gewicht von knapp über 3 kg;[10] Vielfach wird ohne Quellenangabe behauptet, dass Cuy vielfach ein Gewicht von bis zu 4 kg erreichen können. Entsprechende Belege sucht man hingegen vergebens, inbesondere auch die Angabe darüber, ob es sich in solchen Fällen nicht um hochschwangere Sauen kurz vor ihrer Niederkunft handelte.

Die Tragzeit ist wie beim Hausmeerschweinchen mit 68–73 Tagen für ein Säugetier dieser Größe sehr lang. Die Wurfgröße variiert zwischen 1 und 8 Tieren (zumeist 3-4), das Geburtsgewicht liegt, abhängig von der Wurfgröße, zumeist bei 80–250 g pro Jungtier.

Die ersten importierten Cuy wurden nur etwa 2–3 Jahre alt. Aufgrund ihrer Herkunft setzen sie bei reichlicher Ernährung und mangelnder Bewegung sehr schnell Fett an, was ihr Herz-Kreislaufsystem und ihre Leber beeinträchtigen kann. Nutzt man hier als Halter aber seine Einflussmöglichkeiten, so kann auch ein Cuy durchaus 5 Jahre oder älter werden.

Nutztier

Meerschweinchen werden in der Andenregion in Peru, Bolivien, Ecuador und Kolumbien gegessen. In Peru werden bis zu 65 Millionen Meerschweinchen im Jahr verzehrt, von denen aber nur ein Bruchteil Cuys sind. Die meisten verzehrten Meerschweinchen in Peru haben ein Gewicht von 500 bis 600 Gramm, es handelt sich also um Criollos.[11] Das Gewicht, mit dem Cuy ihrer Verwertung zugeführt werden, liegt hingegen bei einem Kilogramm.[12] Nicht nur für die ländliche Bevölkerung sind Meerschweinchen eine Alltagsspeise und ein wichtiger Proteinlieferant. Geschmacklich liegt es zwischen Hühnchen und Schwein, es hat keinerlei Wildgeschmack, aber eine ausgeprägte Kruste. Ein traditionelles Rezept ist Cuy chactado.

Heimtier

Als Kuscheltiere eignen sich Cuys noch weniger als normalwüchsige Meerschweinchen. Auch nach einigen Generationen menschlicher Zuwendung sind die hierzulande verkauften Cuy immer noch überwiegend nicht handzahm und eher zurückhaltend. Es handelt sich also um reine Beobachtungstiere. Cuy haben im Vergleich zu normalgroßen Meerschweinchen naturgemäß einen etwas höheren Platzbedarf und einen wahrnehmbar höheren Futterbedarf. Gerade während den ersten Wochen (Monaten) der Eingewöhnung brauchen sie eine ruhige Umgebung, was die Haltung dieser Tiere als Haustiere für Kinder quasi ausschließt. Auf unerwartete Geräusche oder Bewegungen reagieren die Tiere oft hektisch. Sie können mit normalwüchsigen gleichgeschlechtlichen oder kastrierten Meerschweinchen zusammengehalten werden, wenngleich das Cuy dann oft die Chefrolle für sich einfordert.

In Deutschland werden Cuys hauptsächlich von erwachsenen Liebhabern in größeren Gehegen gehalten und werden primär von einzelnen Züchtern angeboten. In Zoohandlungen sind sie kaum zu erwerben.

In Südamerika gibt es häufig Tiere mit Polydaktylie, also mit zu viel Zehen, da für die Indios solche Tiere als besonders fruchtbar galten. In den großen Zuchtfarmen achtet man auf normalzehige Tiere. In Europa und Nordamerika wird versucht, die als Erbfehler verstandene Polydaktylie herauszuzüchten. Ein Unterschied besteht zu den sogenannten Baumelzehen, die nicht fest mit dem Skelett verbunden sind und einen auch unter normalgroßen Meerschweinchen häufigen, aber harmlosen Atavismus darstellen.[13]

Die Verpaarung von gewöhnlichen Hausmeerschweinchen mit Cuys ist zwar möglich, jedoch gefährlich. Die enorme Größe eines Cuy-Männchens vererbt sich auf die Jungtiere. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen während der Trächtigkeit und der Geburt (Riss der Gebärmutter, Geburtsstockung, Tod) sehr hoch. Die so entstandenen Tiere werden bis inklusive der dritten Folgegeneration (F1, F2, F3) als Hybriden bezeichnet.

Literatur

  • Lilia Chauca de Zaldívar: Producción de cuyes (Cavia porcellus) (= FAO Animal Production and Health Paper. Bd. 138). Organización de las Naciones Unidas para la Agricultura y la Alimentación, Rom 1997, ISBN 92-5-304033-5.
  • Marta Cadena-Arias: Cuys. Riesenmeerschweinchen. Cavia aperea f. porcellus (= NTV-Kleinsäugerbibliothek. Bd. 8). Natur-und-Tier-Verlag, Münster 2008, ISBN 978-3-86659-050-2.
Commons: Cavia porcellus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ein Beitrag auf der Seite eines Futterherstellers zum veränderten Nahrungsbedarf von Cuys im Vergleich zu Criollos. (2022)
  2. Edmundo Morales: The Guinea Pig: Healing, Food, and Ritual in the Andes. University of Arizona Press, 1995, Seite 6. ISBN 978-0-8165-1558-5.
  3. [https://www.youtube.com/watch?v=HOkV70af1yc Video des Instituto National de Innovatión Agraria (inia) zu den vier entwickelten Zuchtlinien (2022).
  4. Text zur Gewichtsentwicklung von jungen Meerschweinchen.
  5. Fundierter Artikel über Meerschweinchen.
  6. [https://www.youtube.com/watch?v=HOkV70af1yc Video des Instituto National de Innovatión Agraria (inia) zu den vier entwickelten Zuchtlinien, Minute 3:36 (2022).
  7. Normas Generales parala crianza de cuyes, Direccion regional de Agricultura Junin, Peru, 2004. [1]
  8. Zeitungsartikel über den Wettbewerb 2012 in Lima.
  9. L. Chauca de Zaldívar, Sistemas de producción familiar, Instituto Nacional de Investigación Agraria y Agroindustrial-Centro Internacional de Investigaciones para el Desarrollo (INIAA-CIID), La Molina, Perú.[2]
  10. [3] Der Gewinner eines Gewichtswettbewerbes in Peru 2021 wog 3050g.]
  11. Lilia Chauca de Zaldívar: Producción de cuyes (Cavia porcellus). 1997, online.
  12. Spiegel-Artikel zur Züchtung von Super-Meerschweinchen (2004).
  13. Unterschied zwischen Baumelzehen und Polydaktilie.