Bruno Lohse

Bruno Lohse (* 17. September 1911 in Düingdorf (Ortsteil von Bruchmühlen / Melle; † 19. März 2007 in München) war ein deutscher Kunsthändler.

Leben

Lohse studierte Kunstgeschichte und Philosophie in Berlin. Während der Studienzeit war er Sportlehrer bei der SS. s. Haase S. 35ff. 1936 erschien seine Dissertation mit dem Titel „Jakob Philipp Hackert. Leben u. Anfänge seiner Kunst“. Von 1936 bis 1939 arbeitete Lohse als Kunsthändler. Ab 1937 war Lohse NSDAP-Mitglied. 1939 nahm er als Gefreiter einer Kradkompanie am Polenfeldzug teil. 1940 wurde er schwer verwundet.

Nach seiner Genesung als "nicht mehr verwendungsfähig" eingestuft, wurde er im Anfang 1941 als wissenschaftlicher Mitarbeiter zum Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg nach Paris abkommandiert.[1] Hier war er mit anderen Kunsthistorikern an der Inventarisierung von geraubten Kunstwerken geflohener Juden beteiligt. Lohse lehnte die Aufgabe entschieden ab und beantragte mehrmals erfolglos seine Rückversetzung an die Front. Bei einem Besuch in Paris war Hermann Göring auf den begabten Kunsthistoriker aufmerksam geworden und verpflichtete ihn als seinen Sonderbeauftragten.

Lohse achtete sehr genau darauf, für Göring nur legale Ankäufe zu tätigen. Sowohl amerikanische wie französische Nachkriegsuntersuchungen kamen zu dem Schluss, dass Lohse sich während des Krieges weder jemals persönlich bereichert noch aktiv für Göring oder eine andere NS-Größe Kunstraub begangen hatte. Gesichert ist auch, dass Lohse zahlreichen verfolgten Franzosen und Juden während seiner Zeit in Paris geholfen hat.

Nach dem Krieg wurde Lohse von den Amerikanern interniert und als Zeuge bei den Nürnberger Prozessen vernommen. 1948 wurde er nach Frankreich ausgeliefert und dort vor ein Militärgericht gestellt. Das Verfahren endete 1950 mit Freispruch. Danach ließ Lohse sich in München nieder und arbeitete in seinem alten Beruf als Kunsthändler für die New Yorker Galerie Wildenstein.

Der Auftrag durch Göring

"Dr. Bruno Lohse ist von mir beauftragt, in Kunsthandlungen, Privatsammlungen und auf öffentlichen Versteigerungen Kunstgegenstände zu erwerben. Alle Dienststellen des Staates, der Partei und der Wehrmacht sind angewiesen, ihn bei der Durchführung seines Auftrages zu unterstützen."

"Monet, Renoir, Pissarro in Zürcher Banksafe entdeckt"

Die Zürcher Staatsanwaltschaft stellte im März 2007 in einem Safe von Bruno Lohse bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) drei Gemälde der französischen Impressionisten Claude Monet, Auguste Renoir und Camille Pissarro sicher. Das Bild von Pissarro, "Quai Malaquais" stammt aus dem Besitz des Verlegers Gottfried Bermann Fischer und war 1938 in Wien von der Gestapo beschlagnahmt worden. 1940 wurde es im Wiener Auktionshaus Dorotheum versteigert. Danach verliert sich seine Spur, bis es Lohse 1957 in Berlin auf dem freien Kunstmarkt erwirbt. Die Vorbesitzer des Renoir und des Monet sind unbekannt; bislang gibt es keinen Hinweis, dass diese Gemälde auch Raubkunst sind.


Literatur

Eine Debatte ohne Ende? Raubkunst und Restitution im deutschsprachigen Raum, Berlin 2007

Hector Feliciano, Das Verlorene Museum. Vom Kunstraub der Nazis, Berlin 1998

Esther Tisa Francini, Anja Heuss, Georg Kreis, Fluchtgut - Raubgut : der Transfer von Kulturgütern in und über die Schweiz 1933 - 1945 und die Frage der Restitution, Zürich 2001

Günther Haase, Die Kunstsammlung des Reichsmarschalls Hermann Göring : Eine Dokumentation, Berlin 2000

Jacob Kurz, Kunstraub in Europa : 1938 - 1945 , Hamburg, 1989

Lynn H. Nicholas, Der Raub der Europa : Das Schicksal europäischer Kunstwerke im Dritten Reich, München 1995

Jonathan Petropoulos, The Faustian Bargain :The Art World in Germany, London 2000

Jonathan Petropoulos, Kunstraub und Sammelwahn : Kunst und Politik im Dritten Reich, Berlin 1999


Quellenangaben

  1. O.S.S. ALIU Detailed Interrogation Report No. 6, Bruno Lohse, August 1945 und O.S.S. ALIU Consolidated Interrogation Report No. 1, Activity of the Einsatzstab Rosenberg in France, August 1945, Microfilm Publication 1782, National Archives and Records Administration, Washington, D.C., 1999