Tintenflagge

Hissen der Flagge

Die Tintenflagge war eine improvisierte Flagge Israels, die im Palästinakrieg 1949 bei der Eroberung Eilats gehisst wurde. Im Erinnerungsdiskurs bezieht sich der Name meist auf die davon entstandene Fotografie. Neben der Aufnahme von Theodor Herzl in Basel und den Bildern des Fotografen David Rubinger[1] in Jerusalem 1967, zählt das Bild zu den prägendsten Medienikonen des Zionismus. Am 19. Januar 1994 wurde die Gedenkstätte zu einer „National Heritage Site“ Israels erklärt.

Entstehung

Am 5. März 1949 zogen im Rahmen der Operation Uvda die Soldaten der Negev-Brigade über das Negev-Hochland und der Golani-Brigade über die Arava-Senke in Richtung des Roten Meeres. Am 10. März wurde Eilat zuerst von den Soldaten der Negev-Brigade kampflos erreicht. Da sie keine israelische Flagge zur Verfügung hatten, schufen sie aus einem weißen Tuch, das mit Tinte bemalt wurde, eine improvisierte Flagge.[2] Der Davidstern stammte von einem Erste-Hilfe-Kit.[3] Die Flagge wurde dann vor Ort durch den Kompaniechef Avraham Adan gehisst.[4] Der Soldat Micha Perry fertigte das Foto des Vorgangs an.
Später wurde es mit dem ikonischen amerikanischen Foto Raising the Flag on Iwo Jima verglichen.

Noch am selben Tag trafen auch die Soldaten der Golani-Brigade ein. Diese führten eine authentische Flagge mit sich, die dann anstelle der Tintenflagge gehisst wurde. Die Tintenflagge ist heute im City Museum Eilat ausgestellt.

Rezeption in der Kunst

In Eilat erinnert eine 1996 angefertigte Bronzeskulptur des Künstlers Bernhard Reder an das Ereignis.[2] Sie wurde am 28. Februar 1996 am Originalort am Meer neben einem historischen Gebäude mit einem Festakt enthüllt.

Adi Nes, ohne Titel, 1998

Im Kontext der Abwendung von Teilen der säkularen jüdischen Gesellschaftsgruppe von der zionistischen Ideologie hat der israelische Künstler Adi Nes die Szene 1998 nachgestellt und fotografisch festgehalten. Der Judaist Noam Zadoff beschreibt das absurde Bild, in dem ein Soldat mit Hilfe von fünf Männern zu seinen Füßen in betont homoerotischer Emphase einen leeren Mast – ein Phallussymbol[5] – ersteigt, als Infragestellung des „zionistischen Siegernarrativs“,[5] die die „heroische Männlichkeit der Armee“[5] in Frage stelle. Die Arbeit kann als Satire auf Militarismus in der israelischen Gesellschaft verstanden werden.

Weblinks

Commons: Tintenflagge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eva Clifford, et al., préface de Dimitri Beck: 1001 photographies qu'il faut avoir vues dans la vie. Hrsg.: Paul Lowe. Éditions Flammarion, Paris 2018, ISBN 978-2-08-142221-6, S. 501.
  2. a b Aviva Bar-Am: Tel Aviv - Beyond Bauhaus. The Jerusalem Post, archiviert vom Original am 24. Februar 2012;.
  3. The Eilat Ink Flag. Regierung Israels, archiviert vom Original am 16. Februar 2012;.
  4. Phil Davison: General Avraham Adan: Soldier who raised the 'Ink Flag' that signalled the birth of Israel. The Independent, 5. Oktober 2012, abgerufen am 22. Juli 2018.
  5. a b c Noam Zadoff: Geschichte Israels – Von der Staatsgründung bis zur Gegenwart. In: C. H. Beck Wissen. C. H. Beck Verlag, München 2020, ISBN 978-3-406-75755-6, S. 116 f.