Gerda Johanna Werner

Gerda Johanna „Jo“ Werner (* 28. August 1914 in Offenbach am Main als Gerda Heiser; † 14. August 2004 in Oberursel (Taunus)) war eine deutsche Malerin und Kunstlehrerin. Sie wurde bekannt als Modell für die Baumpflanzerin auf der Rückseite der deutschen 50-Pfennig-Münze.

Leben

Werner war die Tochter von Johann Heiser (1886–1927), eines Polizeioffiziers in Darmstadt, und Katharina Elisabeth Ruschitzka (* 1888 in Offenbach).[1] Sie war mit dem Bildhauer Richard Martin Werner verheiratet.[2] Ihre Grabstätte befindet sich auf dem Alten Friedhof in Oberursel.[3] Statt diese 2024 nach der gesetzlichen Ruhefrist von 20 Jahren einzuebnen, erwägt die Stadt Oberursel ein Ehrengrab für sie, zu dem aber die Zustimmung der beiden Töchter des Ehepaares Werner, zu denen es keinen Kontakt gibt, nötig wäre.[4]

Abbildung auf der 50-Pfennig-Münze

Gerda Jo Werner auf der Rückseite der deutschen 50-Pfennig-Münze
Darstellung am „Schlempp-Brünnele“[5] in Tübingen

Geschaffen wurde die bekannte Abbildung der Baumpflanzerin 1949 im Nachgang der Währungsreform 1948 von Gerda Jo Werners Mann für einen Gestaltungswettbewerb, den das damals zuständige Direktorium der Bank deutscher Länder (später: Deutsche Bundesbank) ausgeschrieben hatte. Für die 50-Pfennig-Münzen wurde ein Motiv gesucht, das den Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg verkörpern sollte. Um sich an dieser Ausschreibung beteiligen zu können, nahm Richard M. Werner eine bereits vorhandene Serie von Aktzeichnungen, die er von seiner Frau angefertigt hatte, und ergänzte die Darstellungen kurzerhand mit verhüllenden Tüchern sowie dem Eichensetzling in ihren Händen. Die für die Ursprungsgrafik typischen schattenbildenden Konturen der ursprünglich aufgezeichneten Körperpartien sind auch auf der späteren Münzprägung noch sehr gut erhalten und erwecken damit fast den Eindruck von durchscheinender Bekleidung.

Werners Entwurf der jungen Eichen-Pflanzerin überzeugte auf Anhieb und wurde einstimmig ausgewählt. Nach eigenem Bekunden wollte er damit die unzähligen Trümmerfrauen, aber auch die zahlreichen in der Wiederaufforstung tätigen Baumpflanzerinnen, auch „Kulturfrauen“ genannt, ehren. Durch die Wahl des schlicht gehaltenen Bildes nach dem Modell seiner damals schwangeren Frau wurde all diesen Frauen symbolisch das bis heute, zumindest zahlenmäßig, wohl größte Denkmal gesetzt.[6]

Richard Martin Werner starb, kurz nachdem die ersten Münzen mit dem Abbild seiner Frau geprägt worden waren. Lange Zeit war nicht bekannt, wer „die 50-Pfennig-Frau“ war, sie wurde gemeinhin für eine idealtypische Darstellung gehalten.[7] Ende der 1980er Jahre recherchierte ein Journalist zum Thema. Daraufhin wurde sie 1987 von Frank Elstner in der ZDF-Sendung „Menschen“ interviewt.[8] Erst dadurch wurde der Zusammenhang bundesweit bekannt. Anschließend trat Frau Werner in weiteren Fernsehsendungen auf und wurde insbesondere zur Euro-Einführung bzw. zum „Abschied von der D-Mark“ häufig interviewt. Über ihren späten Bekanntheitsgrad äußerte sie sich dabei bescheiden, erfreut und dankbar.

Vor allem von Hessen gingen ab Ende der 1990er Jahre mehrere, teils lokal, teils entwicklungspolitisch und international angelegte 50-Pfennig-Sammelaktionen aus, die unter Umweltschutz-Gesichtspunkten das Anpflanzen von Bäumen im Gedenken an die Wiederaufbau-Frauen und auch zu Ehren Gerda Jo Werners finanzierten.[9][10]

Von der Erstausgabe am 14. Februar 1949 bis zur Einführung des Euro am 1. Januar 2002 waren die 50-Pfennig-Münzen offizielles Zahlungsmittel in der Bundesrepublik Deutschland. Insgesamt wurden weit über 2 Milliarden Stück geprägt. Das 50-Pfennig-Stück galt als die im Volk optisch beliebteste aller im Umlauf befindlichen DM-Kursmünzen.[11] Es ist gleichfalls auch die einzige der Bundesrepublik, auf der eine Frau abgebildet ist.[12]

Nachwirkung

In leichten Abwandlungen und losgelöst vom Geld hat das populäre Motiv mittlerweile Eingang in viele andere Bereiche gefunden. Insbesondere in der Forstwirtschaft und im Naturschutz wird es häufig verwendet und dient zum Teil sogar als Logo.

In der Tschechoslowakei wurde ein ähnliches Motiv für die 1-Kronen-Münze verwendet, die etwa von 1960 bis 1993 im Umlauf war.

Literatur

  • Frieder Boss: Hessische Persönlichkeiten im Zeitgeschehen: Gerda Jo Werner 85 Jahre – Richard Martin Werner 50. Todestag. in: HFK 24/8 (Staatsarchiv Darmstadt).

Quellen

  1. Hessische Familienkunde. Bd. 24, 1998–1999, S. 585–586, zitiert nach: Werner, Gerda Jo. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Werner, Richard Martin. In: kunst-im-oeffentlichen-raum-frankfurt.de. Abgerufen am 21. Oktober 2015.
  3. Gerda Werner. In: billiongraves.de. Abgerufen am 9. September 2021.
  4. Gonne Garling: Jeder Deutsche kannte sie, jetzt verkümmert ihr Grab. In: bild.de. 18. März 2024, abgerufen am 19. März 2024.
  5. Schlempp-Brünnele auf tuepedia.de, abgerufen am 23. April 2022
  6. Christa Schleich: Die Trümmerfrauen des Waldes (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gertrud-schrenk.de
  7. Die 50 Pfennig Frau. WDR-TV-Sendebeitrag vom 17. September 2001
  8. Die 50-Pfennig-Frau wird beerdigt rp-online.de, 30. August 2004
  9. gertrud-schrenk.de – Blog-Eintrag vom 14. Mai 2002 mit Foto von Gerda Johanna Werner
  10. www.scheune-ev.de – Ein Freiburger Verein, der zu Ehren Frau Werners 50 Pfennige zum Bäumepflanzen sammelte
  11. Münzkultur: Mrs. 50 Pfennig ist tot. Spiegel Online, 28. August 2004, abgerufen am 23. Juni 2017.
  12. Die erste Frau auf einer Münze bei bankenverband.de, abgerufen am 23. April 2022.