Peitsche

Eine 1,20 m lange Signalpeitsche

Eine Peitsche ist ein Schlaggerät aus einem sehr schmalen Lederriemen oder Strick an einem mehr oder weniger langen Stiel. Den Griff einer Peitsche nennt man Knauf, der Strick oder Riemen wird auch Peitschenschnur genannt. Ein Faden am äußersten Ende der Schnur heißt Schmitze oder Cracker.

Das Ende einer Peitsche kann bei korrektem Schlag auf Überschallgeschwindigkeit beschleunigt werden, was den berühmten "Peitschenknall" hervorruft. Genau genommen, rührt der Knall von der Bildung einer Schlaufe her, die mit steigender Geschwindigkeit aufs Peitschenende zurollt und dabei Schallgeschwindigkeit erreicht. Die Schmitze selbst hat zum Zeitpunkt des Knalls bereits etwa doppelte Schallgeschwindigkeit. Der theroretische Nachweis dieses Phänomens gelang dem deutsch-ungarischem Physiker István Szabó, der in seinen Vorlesungen über die Technische Mechanik zunächst eine solche Peitsche knallen ließ und anschließend zur Erklärung die notwendigen Gleichungen an die Tafel schrieb.

Verschiedene Bauarten dienten lange Zeit als Folter- oder Bestrafungsinstrument (siehe Staupenschlag), daher rührt auch ihre Verwendung im BDSM-Bereich. Häufig dienen Peitschen auch als Dressurhilfen bei Pferden und Zirkustieren. Verschiedentlich wird die Handhabung der Peitsche auch als Sport und Teilbereich der Artistik betrieben.

Etymologie

Die Bezeichnung Peitsche ist kein ursprünglich deutsches Wort. Es ist einer der wenigen Polonismen im Deutschen und geht somit auf das polnische Wort für Peitsche bicz (lies: bitsch) zurück.

Peitschentypen

Neunschwänzige Katze im Foltermuseum in Freiburg im Breisgau.
Moderne Neunschwänzige Katze aus dem Bereich BDSM
  • Als Neunschwänzige Katze bezeichnet man eine Riemenpeitsche mit neun geflochtenen Tauenden. Sie diente früher zum Beispiel zur Züchtigung in der Seefahrt. Heute wird sie auch gern als Symbol und Schlaginstrument im Bereich BDSM verwendet.
  • eine einschwänzige Peitsche (Single Tail) nennt man Bullenpeitsche (Bull- oder Snakewhip), der Unterschied zwischen beiden ist der starre Griff der Bullwhip im Gegensatz zum biegsamen der Snakewhip. Ursprünglich konnten Snakewhips daher einfacher in Satteltaschen verstaut werden.
  • Stockwhip, aus Australien stammende Konstruktion mit starrem Griff.
  • Signalpeitschen wurden ursprünglich für Schlittenhunderennen entwickelt. Sie sind so kurz, dass man mit ihnen zwar knallen, die Hunde aber nicht aus Versehen treffen konnte
  • Fahrpeitsche

Peitschenhilfen im Pferdesport

Im Umgang mit Pferden dient die Peitsche zur Kommunikation mit den Tieren („Reiterhilfen“) im Fahrsport und beim Longieren. Dabei wird die Peitsche nur im Ausnahmefall zur Strafe eingesetzt, da das Pferd sonst Angst vor der Peitsche hätte und nicht mehr angemessen reagieren würde. Ordnungsgemäße Peitschenhilfen beim Fahren können nur dann gegeben werden, wenn die Pferde mit Blendklappen ausgerüstet sind, da das Erheben der Peitsche von ihnen eventuell falsch interpretiert werden könnte. Ein individuelles Ansprechen der Pferde wäre nicht möglich.

Es gibt vier verschiedende Peitschenhilfen:

  1. treibende Hilfe – bei der treibenden Peitschenhilfe legt der Fahrer die Peitschenschnur von außen an das zu treibende Pferd dicht hinter dem Kammdeckel (oder Sellette) an und gibt mit den Fahrleinen nach
  2. versammelnde Hilfe – während der Peitschenhilfe hinter dem Kammdeckel nimmt der Fahrer vermehrte Verbindung zu den Mäulern auf – danach wird die Hand wieder leicht
  3. verwahrende Hilfe – alleinige Peitschenhilfe hinter dem Kammdeckel dient zur Korrektur von Stellung und Biegung des einzelnen Pferdes
  4. strafende Hilfe – wird beim Fahren in der Regel am Bug des Pferdes gegeben, wird im deutschen Fahrsport nicht gelehrt.

Literatur

  • David W. Morgan: Whips and Whipmaking, Cornell Maritime Press, 2004, ISBN 087033557X
  • Ron Edwards: How to Make Whips, Cornell Maritime Press, Cornell Maritime Press, 1999, ISBN 0870335138

Siehe auch