„Burkhard Jüttner“ – Versionsunterschied

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'''Burkhard Jüttner''' (* [[1952]] in [[Delmenhorst]]) ist ein deutscher [[Fotograf]] und [[Journalismus|Bildjournalist]]. Er arbeitet als freischaffender Fotograf.
'''Burkhard Jüttner''' (* [[1952]] in [[Delmenhorst]]) ist ein deutscher [[Fotograf]] und [[Journalismus|Bildjournalist]].


Burkhard Jüttner wurde in Fachkreisen als fotografischer Nachfahre von [[August Sander]] bezeichnet, gelangte in Deutschland aber erst Ende der 1970er Jahre zu Bekanntheit, nachdem er bereits Erfolge im Ausland vorweisen konnte.
Burkhard Jüttner wurde in Fachkreisen als fotografischer Nachfahre von [[August Sander]] bezeichnet, gelangte in Deutschland aber erst Ende der 1970er Jahre zu Bekanntheit, nachdem er bereits Erfolge im Ausland vorweisen konnte.


== Biografie ==
== Biografie ==
Jüttner begann 1971 ein Studium der Photographie an den [[Kölner Werkschulen]]. 1974 war er als Assistent von [[Leo Fritz Gruber]] tätig, dem Leiter des kulturellen Teils der [[photokina]]. 1976 absolvierte er das [[Prüfung#Examen|Examen]] bei [[Arno Jansen]]. 1978 wurde er zum Meisterschüler der [[Fachhochschule Köln]], Kunst und Design, ernannt. Noch im gleichen Jahr erhielt er dort einen Lehrauftrag für Photographie, den er bis 1981 innehatte.
Jüttner fotografierte zunächst freiberuflich für die Lokalpresse. 1971 begann er ein Studium der Photographie an den [[Kölner Werkschulen]]. 1974 war er als Assistent von [[Leo Fritz Gruber]] tätig, dem Leiter des kulturellen Teils der [[photokina]]. 1976 absolvierte er das [[Prüfung#Examen|Examen]] bei [[Arno Jansen]]. Bereits seit 1967 beteiligte Jüttner sich erfolgreich an Wettbewerben, unter anderem erhielten 1971, 1972 und 1973 zahlreiche seiner Bilder Auszeichnungen beim [[Deutscher Jugendfotopreis|Deutschen Jugendfotopreis]]. Gleich zu Beginn des Studiums war er mehrfach nach Paris gereist, mit den dort fotografierten „Pariser Skizzen“ konnte er rasch erste Erfolge erzielen. Weitere Studienreisen führten ihn nach Japan, Spanien und Nordamerika. 1975 erhielt er die Einladung, in den [[Goethe-Institut]]en in Tunis, Casablanca und Rabat auszustellen und begleitend Fotografie-Seminare zu leiten. Ab 1976 arbeitete er an seiner vielbeachteten Serie „Circus-Porträts“.


Portfolios von Jüttners Arbeiten erschienen in „Arte Fotografico“ (1974), „foto magazin“ (1975), „noveau photocinéma“ (1976), „[[Zoom – Das Magazin der Filmemacher|ZOOM]]“ (1977, 1978, 1980), in der niederländischen „Foto“ (1978), der „Photo-Revue“ (1978) und in „Leica Fotografie“ (1979). Er erzielte Ausstellungserfolge im In- und Ausland.
1978 wurde Jüttner in die [[Deutsche Gesellschaft für Photographie]] (DGPh) berufen und begann seine Tätigkeit als Bildjournalist. 1981 gehörte er der internationalen Prüfungskommission der Kunstschule [[École Supérieure des Arts Graphiques et d'Architecture Intérieure - Désign|ESAG]] in [[Paris]] an. Er lebte zeitweilig in Bonn, wo er 1983 die Fotoproduktionsfirma Jüttner Photoproduction und 1995 die digitale Bildagentur ''vintage – Bildbank der Autoren'' gründete. 1999 wurde er in den [[Bund Freischaffender Foto-Designer]] (BFF) berufen.

1978 wurde er zum Meisterschüler der [[Fachhochschule Köln]], Kunst und Design, ernannt. Noch im gleichen Jahr erhielt er dort einen Lehrauftrag für Photographie, den er bis 1981 innehatte. 1978 wurde Jüttner in die [[Deutsche Gesellschaft für Photographie]] (DGPh) berufen und begann seine Tätigkeit als Bildjournalist.

1981 gehörte er der internationalen Prüfungskommission der Kunstschule [[École Supérieure des Arts Graphiques et d'Architecture Intérieure - Désign|ESAG]] in [[Paris]] an. Er lebte zeitweilig in Bonn und eröffnete 1980 die Werkstattgalerie für zeitgenössische Photographie in Bad Godesberg, die er bis zur Gründung seiner Firma ''Jüttner Photoproduction'' 1983 betrieb. Ab 1984 wandte sich Jüttner parallel zur gewerblichen Arbeit wieder verstärkt der künstlerischen Fotografie zu, mit den Bildserien „Reisen“ (1984–1986), „Plakate“ (1984–1992), „Küstenlandschaften“ (1987–1989) und „A Sense of Place“ (1989) schuf er seine bedeutendsten Arbeiten.

1995 gründete er die Bildagentur ''vintage – Bildbank der Autoren'' als rein digital vertreibende Bildagentur. Ab Mitte der 2000er Jahre konzentrierte er sich auf die Vermarktung seiner eigenen Reisefotografie, bevor er sich 2006 aus der gewerblichen Tätigkeit zurückzog. Weiterhin erarbeitete er jedoch konzeptionelle Bildserien wie „Assoziationen“ (2001−2008), „Like a Rock“ (2010) oder „Accidentally on Purpose“ (2010−2016), und immer wieder zog es ihn nach Paris, wo die Serien „Verlassene Gräber“ (2009–2012) und „Pariser Skizzen II“ (2014–2015) entstanden.1999 wurde er in den [[Bund Freischaffender Foto-Designer]] (BFF) berufen.


2006 zog sich Jüttner aus dem Berufsleben zurück. Seit 2018 lebt er in der ostfriesischen Gemeinde [[Rhauderfehn]].
2006 zog sich Jüttner aus dem Berufsleben zurück. Seit 2018 lebt er in der ostfriesischen Gemeinde [[Rhauderfehn]].


== Werk ==
== Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen ==
Burkhard Jüttner gehört zu den wichtigen Vertretern der deutschen Autorenfotografie der 1970er und 1980er Jahre. Mit seiner häufig als „Magischer Realismus“ rezipierten Fotografie tritt dem Betrachter eine perfekt gestylte Bildwelt von großer Eleganz und mit oft bizarren Zügen entgegen, doch gefällige Schönheit ist Jüttners Sache nicht. Sein Interesse beschränkt sich nicht auf eine ungewöhnliche Sicht der Dinge, auf den glatten, widerstandslos präsentierten Abglanz der Realität, auf fotografisches Design. Seine formal reduzierten, unterkühlten, geradezu minimalistischen Fotografien dieser Zeit zeigen Situationen, die befremden. Es sind optisch wahre Abbildungen der Wirklichkeit, die gleichzeitig aber durch von unseren Seherwartungen abweichende Bildgefüge irritieren. Den strengen Gesetzen des Dokumentarischen folgen Jüttners Fotografien nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten sind sie vor allem Produkte seiner Vorstellung: Er betrachtet nicht die Wirklichkeit aus subjektiver Sicht, sondern betreibt eine dokumentarische Fotografie seiner subjektiven Visionen. Dabei ist sein Interesse kein sachliches oder objektgebundenes, sondern ein primär ästhetisches und wahrnehmungsbezogenes. Jüttner ist, so Klaus Honnef, ein überaus scharfer Beobachter, der das Beobachten thematisiert, und sich dabei sozusagen selbst beobachtet.
* 1974 „Unterschiede“ Galerie der Deutschen Gesellschaft für Photographie, [[Köln]]
Bereits seit seinen ersten Bildern folgt Burkhard Jüttner der Entwicklungslinie des Visualismus, den er zu einem eigenen konzeptionellen Ansatz weiterentwickelt hat. In seinen Serien seit den 1970er Jahren geht es immer mehr um die Sichtbarmachung der visuellen Welt durch Verletzung oder Verfremdung von Bedeutungsrealität, um immanenten Widerspruch. Jüttners Fotografien zeigen getreue Abbildungen von Tatsachen, deren Bedeutung sie jedoch immer aufs Neue infrage stellen. In vorgefundenen Situationen genau dieses Potential zu erkennen, zu sehen, was diesem Konzept entspricht, einer Situation eine Reaktion folgen zu lassen und geradezu geplante Momente herbeizuführen, das zeichnet Jüttners Fähigkeiten in besonderer Weise aus.
Seine Fotografien, deren visuelle Umsetzung durch sorgfältige Konstruktion des Bildes und präzise Regie begeistert, dürfen gewissermaßen als Portraits von Situationen betrachtet werden, von Situationen mit doppeltem Boden, als Kontravisionen, die Fragen aufwerfen, nicht Antworten geben.

== Heutiger Fotobestand ==
In den 2010er Jahren widmete Jüttner sich vor allem der Aufarbeitung seines Archivs. Der ab 2018 von der [[Deutsche Fotothek|Deutschen Fotothek]] erworbene Bestand gibt sein gesamtes künstlerisches Werk wieder. Neben dem vollständigen Ausstellungswerk 1971−2017, 284 Prints auf [[Hahnemühle]] Fine Art Baryta, umfasst das Jüttner-Archiv unter anderem rund 120 kaschierte Silbergelatine-Abzüge der 1970er Jahre, einen von drei kompletten Sätzen bestehend aus 70 Silbergelatine-Abzügen aus den 1970er und 1980er Jahren sowie alle zugehörigen Negative, außerdem Lebensdokumente, berufliche Korrespondenz, eine Pressedokumentation und alle Publikationen des Fotografen. Darüber hinaus im Vorlass enthalten sind rund 6.000 zwischen 2001 und 2015 digital produzierte gewerbliche Reisefotografien mit Schwerpunkt Frankreich.

== Ausstellungen ==
=== Einzelausstellungen ===
* 1975 Ausstellungen in den [[Goethe-Institut]]en [[Casablanca]], [[Rabat]], [[Tunis]]
* 1975 Ausstellungen in den [[Goethe-Institut]]en [[Casablanca]], [[Rabat]], [[Tunis]]
* 1975 „Photogalerien in Europa“ [[Galerie spectrum]], [[Hannover]]
* 1976 „Stationen“ Galerie der Landeslichtbildstelle [[Hamburg]]
* 1976 „Künstler aus Nordrhein-Westfalen erleben Frankreich“, 2. Preisträger, [[Institut français]], Köln
* 1977 [[Creative Camera Gallery]], [[London]]
* 1977 „Begegnungen“, [[Deutsche Parlamentarische Gesellschaft]], [[Bonn]]
* 1977 „Begegnungen“, [[Deutsche Parlamentarische Gesellschaft]], [[Bonn]]
* 1977 [[Creative Camera Gallery]], [[London]]
* 1977 „Photographies de la Bibliothèque Nationale, Paris“, [[Centre Georges Pompidou]], [[Paris]]
* 1977 „Photographies de la Bibliothèque Nationale, Paris“, [[Centre Georges Pompidou]], [[Paris]]
* 1978 ''Begegnungen'', Städtische Galerie Delmenhorst, Haus Coburg, Januar/Februar 1978
* 1978 „La fete“ [[Rencontres d'Arles|Rencontres internationales de la photographie]], [[Arles]] (offizieller deutscher Beitrag)
* 1978 „La fete“ [[Rencontres d'Arles|Rencontres internationales de la photographie]], [[Arles]] (offizieller deutscher Beitrag)
* 1978 ''Gesichter''. Rathaus Bonn, 1978
* 1979 „Portraits“ Bibliothèque Nationale, Paris
* 1984 ''Gesichter''. Bonner Sommer international − Photographien von Burkhard Jüttner, Altes Rathaus, Bonn, Juni 1984[?]
* 1989 „Standpunkte“, [[Leica Camera|Leica]] Galerie [[Wetzlar]]
* 1989 „Standpunkte“, [[Leica Camera|Leica]] Galerie [[Wetzlar]]
* 1990 ''Standpunkte''. Galerie der Ausbildungsstätte des Auswärtigen Amtes, Bonn, 03. Mai – 07. Juni 1990
* 1990 „Spectacle et Mythes“, Collection Musée Ludwig, Goethe-Institut, Centre Culturel Allemand, Paris
* 1992 „Photographien 1972 – 1992“ Landesvertretung Saarland, Bonn
* 1992 „Photographien 1972 – 1992“ Landesvertretung Saarland, Bonn

=== Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl) ===
* 1974 „Unterschiede“ Galerie der Deutschen Gesellschaft für Photographie, [[Köln]]
* 1975 „Photogalerien in Europa“ [[Galerie spectrum]], [[Hannover]]
* 1976 „Stationen“ Galerie der Landeslichtbildstelle [[Hamburg]]
* 1976 „Künstler aus Nordrhein-Westfalen erleben Frankreich“, 2. Preisträger, [[Institut français]], Köln
* 1979 „Portraits“ Bibliothèque Nationale, Paris
* 1990 „Spectacle et Mythes“, Collection Musée Ludwig, Goethe-Institut, Centre Culturel Allemand, Paris
* 1992 „Deutsche sehen Deutsche“, Historisches Museum, [[Frankfurt am Main]]
* 1992 „Deutsche sehen Deutsche“, Historisches Museum, [[Frankfurt am Main]]
* 1995 „Photographie gegen den Krieg“, Lichtbild – Galerie, [[Worpswede]]
* 1995 „Photographie gegen den Krieg“, Lichtbild – Galerie, [[Worpswede]]
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* „Photographie des 20. Jahrhunderts“, Museum Ludwig, Taschen Verlag (D, GB, F), [[Köln]] 1997
* „Photographie des 20. Jahrhunderts“, Museum Ludwig, Taschen Verlag (D, GB, F), [[Köln]] 1997
* „Signaturen des Sichtbaren. Ein Jahrhundert der Fotografie in Deutschland“, Ausstellungs-Katalog Galerie am Fischmarkt, [[Erfurt]] 1998
* „Signaturen des Sichtbaren. Ein Jahrhundert der Fotografie in Deutschland“, Ausstellungs-Katalog Galerie am Fischmarkt, [[Erfurt]] 1998
* „Von Körpern und anderen Dingen. Deutsche Photographie im 20. Jahrhundert.“ Klaus Honnef und Gabriele Honnef, Harling, Ausstellungskatalog
* „Von Körpern und anderen Dingen. Deutsche Photographie im 20. Jahrhundert.“ Klaus Honnef und Gabriele Honnef, Harling, Ausstellungskatalog 2003
* „Burkhard Jüttner: Situationen. Fotografien 1971 bis 2015“. archiv der fotografen, Band 3, hg. von [[Jens Bove]], Husum 2019


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.deutschefotothek.de/documents/kue/70064071 Biografie Jüttners] auf der Website der Deutschen Fotothek
* [http://www.burkhard-juettner.de/ Das künstlerische Werk von Burkhard Jüttner]
* [https://www.deutschefotothek.de/gallery/encoded/eJzjYBJS4OJIK0rNLEmtKBHicCotys5ILEqRYnb0c1FiLsnJ1mJAVeF1eE9JSV5qEbIKAKaeE9o Über 6100 Fotografien] auf der Website der Deutschen Fotothek
* [http://www.jtimage.de/ Travel Archiv von Burkhard Jüttner]
* [https://fotoklassekoeln.de/namen/burkhard-juettner Burkhard Jüttner] auf FotoKlasseKöln
* [http://www.kuenstlerverzeichnis-bonn.de/index.php?fuseaction=kuenstler.anzeigen&kID=41 Eintrag im Künstlerverzeichnis Bonn]
* {{Webarchiv |url=http://www.burkhard-juettner.de |wayback=20220615000000 |text=Das künstlerische Werk von Burkhard Jüttner}}
* [http://de.photography-now.com/artists/K17504.html Ausstellungsverzeichnis bei photography-now.com]
* {{Webarchiv |url=http://de.photography-now.com/artists/K17504.html |wayback=20081010224231 |text=Ausstellungsverzeichnis bei photography-now.com}}


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Version vom 23. Januar 2023, 18:21 Uhr

Burkhard Jüttner (* 1952 in Delmenhorst) ist ein deutscher Fotograf und Bildjournalist.

Burkhard Jüttner wurde in Fachkreisen als fotografischer Nachfahre von August Sander bezeichnet, gelangte in Deutschland aber erst Ende der 1970er Jahre zu Bekanntheit, nachdem er bereits Erfolge im Ausland vorweisen konnte.

Biografie

Jüttner fotografierte zunächst freiberuflich für die Lokalpresse. 1971 begann er ein Studium der Photographie an den Kölner Werkschulen. 1974 war er als Assistent von Leo Fritz Gruber tätig, dem Leiter des kulturellen Teils der photokina. 1976 absolvierte er das Examen bei Arno Jansen. Bereits seit 1967 beteiligte Jüttner sich erfolgreich an Wettbewerben, unter anderem erhielten 1971, 1972 und 1973 zahlreiche seiner Bilder Auszeichnungen beim Deutschen Jugendfotopreis. Gleich zu Beginn des Studiums war er mehrfach nach Paris gereist, mit den dort fotografierten „Pariser Skizzen“ konnte er rasch erste Erfolge erzielen. Weitere Studienreisen führten ihn nach Japan, Spanien und Nordamerika. 1975 erhielt er die Einladung, in den Goethe-Instituten in Tunis, Casablanca und Rabat auszustellen und begleitend Fotografie-Seminare zu leiten. Ab 1976 arbeitete er an seiner vielbeachteten Serie „Circus-Porträts“.

Portfolios von Jüttners Arbeiten erschienen in „Arte Fotografico“ (1974), „foto magazin“ (1975), „noveau photocinéma“ (1976), „ZOOM“ (1977, 1978, 1980), in der niederländischen „Foto“ (1978), der „Photo-Revue“ (1978) und in „Leica Fotografie“ (1979). Er erzielte Ausstellungserfolge im In- und Ausland.

1978 wurde er zum Meisterschüler der Fachhochschule Köln, Kunst und Design, ernannt. Noch im gleichen Jahr erhielt er dort einen Lehrauftrag für Photographie, den er bis 1981 innehatte. 1978 wurde Jüttner in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen und begann seine Tätigkeit als Bildjournalist.

1981 gehörte er der internationalen Prüfungskommission der Kunstschule ESAG in Paris an. Er lebte zeitweilig in Bonn und eröffnete 1980 die Werkstattgalerie für zeitgenössische Photographie in Bad Godesberg, die er bis zur Gründung seiner Firma Jüttner Photoproduction 1983 betrieb. Ab 1984 wandte sich Jüttner parallel zur gewerblichen Arbeit wieder verstärkt der künstlerischen Fotografie zu, mit den Bildserien „Reisen“ (1984–1986), „Plakate“ (1984–1992), „Küstenlandschaften“ (1987–1989) und „A Sense of Place“ (1989) schuf er seine bedeutendsten Arbeiten.

1995 gründete er die Bildagentur vintage – Bildbank der Autoren als rein digital vertreibende Bildagentur. Ab Mitte der 2000er Jahre konzentrierte er sich auf die Vermarktung seiner eigenen Reisefotografie, bevor er sich 2006 aus der gewerblichen Tätigkeit zurückzog. Weiterhin erarbeitete er jedoch konzeptionelle Bildserien wie „Assoziationen“ (2001−2008), „Like a Rock“ (2010) oder „Accidentally on Purpose“ (2010−2016), und immer wieder zog es ihn nach Paris, wo die Serien „Verlassene Gräber“ (2009–2012) und „Pariser Skizzen II“ (2014–2015) entstanden.1999 wurde er in den Bund Freischaffender Foto-Designer (BFF) berufen.

2006 zog sich Jüttner aus dem Berufsleben zurück. Seit 2018 lebt er in der ostfriesischen Gemeinde Rhauderfehn.

Werk

Burkhard Jüttner gehört zu den wichtigen Vertretern der deutschen Autorenfotografie der 1970er und 1980er Jahre. Mit seiner häufig als „Magischer Realismus“ rezipierten Fotografie tritt dem Betrachter eine perfekt gestylte Bildwelt von großer Eleganz und mit oft bizarren Zügen entgegen, doch gefällige Schönheit ist Jüttners Sache nicht. Sein Interesse beschränkt sich nicht auf eine ungewöhnliche Sicht der Dinge, auf den glatten, widerstandslos präsentierten Abglanz der Realität, auf fotografisches Design. Seine formal reduzierten, unterkühlten, geradezu minimalistischen Fotografien dieser Zeit zeigen Situationen, die befremden. Es sind optisch wahre Abbildungen der Wirklichkeit, die gleichzeitig aber durch von unseren Seherwartungen abweichende Bildgefüge irritieren. Den strengen Gesetzen des Dokumentarischen folgen Jüttners Fotografien nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten sind sie vor allem Produkte seiner Vorstellung: Er betrachtet nicht die Wirklichkeit aus subjektiver Sicht, sondern betreibt eine dokumentarische Fotografie seiner subjektiven Visionen. Dabei ist sein Interesse kein sachliches oder objektgebundenes, sondern ein primär ästhetisches und wahrnehmungsbezogenes. Jüttner ist, so Klaus Honnef, ein überaus scharfer Beobachter, der das Beobachten thematisiert, und sich dabei sozusagen selbst beobachtet. Bereits seit seinen ersten Bildern folgt Burkhard Jüttner der Entwicklungslinie des Visualismus, den er zu einem eigenen konzeptionellen Ansatz weiterentwickelt hat. In seinen Serien seit den 1970er Jahren geht es immer mehr um die Sichtbarmachung der visuellen Welt durch Verletzung oder Verfremdung von Bedeutungsrealität, um immanenten Widerspruch. Jüttners Fotografien zeigen getreue Abbildungen von Tatsachen, deren Bedeutung sie jedoch immer aufs Neue infrage stellen. In vorgefundenen Situationen genau dieses Potential zu erkennen, zu sehen, was diesem Konzept entspricht, einer Situation eine Reaktion folgen zu lassen und geradezu geplante Momente herbeizuführen, das zeichnet Jüttners Fähigkeiten in besonderer Weise aus. Seine Fotografien, deren visuelle Umsetzung durch sorgfältige Konstruktion des Bildes und präzise Regie begeistert, dürfen gewissermaßen als Portraits von Situationen betrachtet werden, von Situationen mit doppeltem Boden, als Kontravisionen, die Fragen aufwerfen, nicht Antworten geben.

Heutiger Fotobestand

In den 2010er Jahren widmete Jüttner sich vor allem der Aufarbeitung seines Archivs. Der ab 2018 von der Deutschen Fotothek erworbene Bestand gibt sein gesamtes künstlerisches Werk wieder. Neben dem vollständigen Ausstellungswerk 1971−2017, 284 Prints auf Hahnemühle Fine Art Baryta, umfasst das Jüttner-Archiv unter anderem rund 120 kaschierte Silbergelatine-Abzüge der 1970er Jahre, einen von drei kompletten Sätzen bestehend aus 70 Silbergelatine-Abzügen aus den 1970er und 1980er Jahren sowie alle zugehörigen Negative, außerdem Lebensdokumente, berufliche Korrespondenz, eine Pressedokumentation und alle Publikationen des Fotografen. Darüber hinaus im Vorlass enthalten sind rund 6.000 zwischen 2001 und 2015 digital produzierte gewerbliche Reisefotografien mit Schwerpunkt Frankreich.

Ausstellungen

Einzelausstellungen

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

  • 1974 „Unterschiede“ Galerie der Deutschen Gesellschaft für Photographie, Köln
  • 1975 „Photogalerien in Europa“ Galerie spectrum, Hannover
  • 1976 „Stationen“ Galerie der Landeslichtbildstelle Hamburg
  • 1976 „Künstler aus Nordrhein-Westfalen erleben Frankreich“, 2. Preisträger, Institut français, Köln
  • 1979 „Portraits“ Bibliothèque Nationale, Paris
  • 1990 „Spectacle et Mythes“, Collection Musée Ludwig, Goethe-Institut, Centre Culturel Allemand, Paris
  • 1992 „Deutsche sehen Deutsche“, Historisches Museum, Frankfurt am Main
  • 1995 „Photographie gegen den Krieg“, Lichtbild – Galerie, Worpswede
  • 1996 „Die verlassenen Schuhe“, Bonn, Rheinisches Landesmuseum
  • 1997 „Der fixierte Blick“, Leverkusen, Bayer AG, Auswahl der Sammlung Rheinisches Landesmuseum, Bonn
  • 1998 „Signaturen des Sichtbaren. Ein Jahrhundert der Photographie in Deutschland.“ Galerie am Fischmarkt, Erfurt
  • 2000 „Zeitgenössische Positionen der Architekturphotographie“. Museum Ludwig, Köln
  • 2001 „Acht Fotografen-innen und ihr Lehrer“ infocus – Galerie am Dom – Burkhard Arnold, Köln
  • 2003–2004 „Von Körpern und anderen Dingen – Deutsche Photographie im 20. Jahrhundert.“ Kuratoren: Klaus Honnef, Gabriele Honnef.

Literatur/Bibliografie

  • „Burkhard Jüttner. Photographien 1972 – 1992“, Landesvertretung Saarland, Bonn 1992.
  • „Deutsche sehen Deutsche“, Historisches Museum, Frankfurt am Main 1992
  • „Die verlassenen Schuhe“, Klaus Honnef, Brigitte Schlüter, Barbara Kückels, Edition Braus.
  • „Der fixierte Blick. Deutschland und das Rheinland im Fokus der Fotografie.“ Auswahlkatalog der Fotografischen Sammlungen im Rheinischen Landesmuseum Bonn und der Sammlung Gesellschaft Photo Archiv, Leverkusen 1997.
  • „Photographie des 20. Jahrhunderts“, Museum Ludwig, Taschen Verlag (D, GB, F), Köln 1997
  • „Signaturen des Sichtbaren. Ein Jahrhundert der Fotografie in Deutschland“, Ausstellungs-Katalog Galerie am Fischmarkt, Erfurt 1998
  • „Von Körpern und anderen Dingen. Deutsche Photographie im 20. Jahrhundert.“ Klaus Honnef und Gabriele Honnef, Harling, Ausstellungskatalog 2003
  • „Burkhard Jüttner: Situationen. Fotografien 1971 bis 2015“. archiv der fotografen, Band 3, hg. von Jens Bove, Husum 2019