Nord-Pas-de-Calais

Nord-Pas-de-Calais
Ehemalige französische Region (bis 2015)
Flagge der früheren Region Nord-Pas-de-Calais
Flagge der früheren Region Nord-Pas-de-Calais
Wappen der früheren Region Nord-Pas-de-Calais
Wappen der früheren Region Nord-Pas-de-Calais
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Lage der früheren Region Nord-Pas-de-Calais in Frankreich
Basisdaten
Heute Teil von Hauts-de-France
Verwaltungssitz Lille
Bevölkerung

 – gesamt 1. Januar 2021
 – Dichte

4.072.734 Einwohner
328,1 Einwohner je km²

Fläche

 – gesamt
 – Anteil an Frankreich:

12.414 km²
1,9 %

Départements 2
Arrondissements 13
Kantone 156
Gemeinden 1.545
Früherer ISO 3166-2-Code FR-O

Nord-Pas-de-Calais [nɔʀpɑdkaˈlɛ] war die nördlichste Region Frankreichs. Sie lag an der Grenze zu Belgien und bestand bis Ende 2015 aus den Départements Nord und Pas-de-Calais. Die Region hatte eine Fläche von 12.414 km² und 4.072.734 Einwohner (Stand 1. Januar 2021), ihre Hauptstadt war Lille. Mit Dünkirchen verfügte die Region über den drittgrößten Hafen von Frankreich. Seit 1. Januar 2016 ist die Region Nord-Pas-de-Calais mit der Region Picardie vereinigt. Nach einer Übergangsphase unter dem Namen Nord-Pas-de-Calais-Picardie trägt die neu gebildete Region mit Beschluss vom 28. September 2016 den Namen Hauts-de-France.

Geographie

Weitere wichtige Städte neben Lille waren in der Region Nord-Pas-de-Calais Arras, Calais, Boulogne-sur-Mer, Dünkirchen (Dunkerque), Cambrai, Douai und Valenciennes.

Wappen

Beschreibung: In Gold ein schwarzer, rot gezungter und bewehrter Löwe. Das Wappen der Region Nord-Pas-de-Calais ist nahezu identisch mit dem Emblem der benachbarten Region Flandern in Belgien. Es weist auf den teils flämischen Ursprung der Region Nord-Pas-de-Calais hin.

Geschichte

Nord-Pas-de-Calais entstand 1960 mit der Einrichtung der Regionen in Frankreich. 1972 erhielt die Region den Status eines Établissements public unter Leitung eines Regionalpräfekten. Durch die Dezentralisierungsgesetze von 1982 erhielten die Regionen den Status von Collectivités territoriales (Gebietskörperschaften), wie ihn bis dahin nur die Gemeinden und die Départements besessen hatten. 1986 wurden die Regionalräte erstmals direkt gewählt. Seitdem wurden die Befugnisse der Region gegenüber der Zentralregierung in Paris schrittweise erweitert.

In der Region Nord-Pas-de-Calais lagen die französischen Anteile von Flandern (Französisch-Flandern) und dem Hennegau sowie die Landschaft Artois. Sie gehören alle erst seit 1678 zu Frankreich. Vorher waren sie Teil der burgundischen beziehungsweise spanischen Niederlande. Zu dieser Region gehört außerdem die Landschaft Boulonnais mit den bedeutenden Hafenstädten Boulogne und Calais.

Mit Wirkung zum 1. Januar 2016 fusionierte die Region Picardie mit der Region Nord-Pas-de-Calais zu einer neuen Region namens Hauts-de-France (von Januar bis September 2016 vorläufig Nord-Pas-de-Calais-Picardie[1]).

Bevölkerung

Demographie

Die Region hatte 4 Millionen Einwohner (7 % der Bevölkerung Frankreichs). Die Bevölkerungsdichte von 325 Einwohnern pro km² nahm nach der Île-de-France den zweiten Rang unter Frankreichs Regionen ein. Wegen der hohen Geburtenrate war die Bevölkerung von Nord-Pas-de-Calais die jüngste unter den Regionen in Frankreich: 36,5 % der Einwohner waren weniger als 25 Jahre alt (der Nationaldurchschnitt ist 32,4 %). Trotzdem verringerte sich die Regionalpopulation wegen hoher Abwanderung.

Sprache

In der Region gab es drei Dialekte:

Städte

Die bevölkerungsreichsten Städte der Region Nord-Pas-de-Calais:

Stadt Einwohner (Jahr) Département
Lille 236.710 (2021) Nord
Roubaix 98.892 (2021) Nord
Tourcoing 99.011 (2021) Nord
Dunkerque 86.788 (2021) Nord
Calais 67.380 (2021) Pas-de-Calais
Villeneuve-d’Ascq 62.067 (2021) Nord
Valenciennes 42.991 (2021) Nord
Boulogne-sur-Mer 40.910 (2021) Pas-de-Calais
Douai 39.648 (2021) Nord
Wattrelos 40.836 (2021) Nord
Arras 42.600 (2021) Pas-de-Calais

Politische Gliederung

Die Region Nord-Pas-de-Calais war in zwei Départements untergliedert:

Département Präfektur ISO 3166-2 Arrondissements Kantone Gemeinden Einwohner (Jahr) Fläche
(km²)
Dichte
(Einw./km²)
Nord Lille FR-59 6 79 650
2.611.293 (2021)
5.743 454,7
Pas-de-Calais Arras FR-62 7 77 895
1.461.441 (2021)
6.671 219,1

Wirtschaft

Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Region in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Steinkohlenbergbau, Metallurgie und die Textilindustrie waren seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert neben einer ungemein ertragreichen Landwirtschaft die wichtigsten Wirtschaftszweige. Durch Deindustrialisierung und den Wandel in eine Dienstleistungsgesellschaft stieg der Wettbewerbsdruck und die Marktsättigung weiter, was Abwanderung und Arbeitsplatzverluste zur Folge hatte. Übrig blieben nur einige Textilunternehmen. Obwohl der TGV und der Eurotunnel zu einer neuen Dynamik beigetragen haben, war die Arbeitslosigkeit mit 12,6 % höher als im nationalen Durchschnitt (9,1 %; Januar 2010).[2]

Mehrere französische Unternehmen haben ihren Hauptsitz in der Region darunter:

Verkehr

  • Eurotunnel: Seit 1994 ist die Region über den Eurotunnel mit Großbritannien verbunden.

Kultur

Sehenswürdigkeiten

Seit 2012 gehört das Nordfranzösische Kohlerevier zum UNESCO-Welterbe. Schon seit 1999 hat die UNESCO 17 Belfriede der Region denkmalgeschützt.

Belfried von Armentières

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Bailleul

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Bergues

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Cambrai

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Comines

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Douai

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Dünkirchen (St. Eloi-Kirche)

Denkmalgeschützt seit 1999

Beffroi de l’Hôtel de Ville de Dunkerque (Belfried des Rathauses von Dünkirchen)

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Gravelines

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Lille

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Loos

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Aire-sur-la-Lys

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Arras

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Béthune

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Boulogne-sur-Mer

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Calais

Denkmalgeschützt seit 1999

Belfried von Hesdin

Denkmalgeschützt seit 1999

Zitadelle von Arras

Befestigung von Vauban

Denkmalgeschützt seit 2008

Reuze Papa, Gigant von Cassel

Denkmalgeschützt seit 2005

Gayant et Marie Cagenon, Gigant von Douai

Denkmalgeschützt seit 2005

2012 eröffnete in Lens der Louvre-Lens mit zahlreichen Kunstwerken, die vorher im Pariser Louvre gezeigt worden waren.

Regelmäßige Veranstaltungen

Karneval in Dunkerque
Karneval in Dunkerque
Braderie von Lille

Film

Nord-Pas-de-Calais ist Schauplatz der 2008 erschienenen, sehr erfolgreichen Kinokomödie Willkommen bei den Sch’tis. Für den Postbeamten Philippe Abrams (Kad Merad) bedeutet die Arbeit in Nord-Pas-de-Calais wegen einer Strafversetzung nach Bergues, in dem es ihm aufgrund der für ihn unverständlichen Sprache des französischen Nordens schwerfällt, überhaupt etwas zu verstehen. Dem „Ch’ti“-Dialekt verdankt der Film seinen Namen.

Bildende Kunst

Für die gesamte Region wurde im Hafen von Dünkirchen das FRAC Nord-Pas de Calais eingerichtet, eine große Sammlung zeitgenössischer Kunst. Diesem geht zeitlich vor das in der Nähe zwischen Stadt und Hafen von Dünkirchen gelegene LAAC, das moderne Kunst der Epoche von 1940 bis 1980 zeigt.

Sport

Fußball

Die Region Nord-Pas-de-Calais gehört seit jeher zu den Fußballhochburgen Frankreichs.

Mit dem OSC Lille, dem RC Lens, sowie dem FC Valenciennes spielen derzeit drei Klubs aus Nord-Pas-de-Calais in der Ligue 1, der ersten und höchsten Spielklasse im französischen Profifußball. Der OSC Lille gewann in der Saison 2010/11 die französische Meisterschaft. Ein paar Wochen zuvor konnte auch der französische Pokal gewonnen werden. Der RC Lens wurde 1998 französischer Meister und spielt nach zweimaligem Auf- und Absteigen seit der Saison 2014/2015 wieder in der Ligue 1. Der FC Valenciennes ist seit 2006 Mitglied der Ligue 1. Vorher pendelte der Verein zwischen Ligue 1 und der Ligue 2.

Siehe auch

Wiktionary: Nord-Pas-de-Calais – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. picardie.fr
  2. Insees Arbeitslosenziffer 2010. Insee, abgerufen am 7. Januar 2010 (französisch).

Koordinaten: 50° 21′ N, 2° 53′ O