Breitenbach (Schlüchtern)

Breitenbach
Wappen von Breitenbach
Koordinaten:50° 22′ N, 9° 29′ OKoordinaten: 50° 22′ 9″ N, 9° 29′ 15″ O
Höhe: 335 (312–360) m ü. NHN
Fläche:6,27 km²[1]
Einwohner:582 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte:93 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Dezember 1969
Postleitzahl:36381
Vorwahl:06661

Breitenbach ist ein Stadtteil von Schlüchtern im osthessischen Main-Kinzig-Kreis.

Geografische Lage

Breitenbach liegt im Nordosten des Main-Kinzig-Kreises auf einer Höhe von 342 m über NN, etwa 4 km nordwestlich der Innenstadt von Schlüchtern, auf den Ausläufern des Vogelsberges. Östlich verläuft die Bundesautobahn A66.

Breitenbach grenzt im Norden an den Ort Wallroth, im Westen an den Hauptort Schlüchtern, im Südosten an den Ort Niederzell, im Südwesten an Steinau und den Ort Uerzell und im Nordwesten an den Ort Kressenbach.

Geschichte

Mittelalter

Die älteste erhaltene Erwähnung von Breitenbach stammt von 1167. Das Dorf gehörte zum Amt Schlüchtern, einem Lehen des Bischofs von Würzburg. Zunächst im Besitz derer von Grumbach erbten das Dorf 1243 die Herren von Trimberg. 1377 erhielten es die Herren von Hanau (ab 1429: Grafschaft Hanau) im Tausch gegen die Burg Bütthard.[3] Bei der Hanauer Landesteilung von 1456 kam Breitenbach zur Grafschaft Hanau-Münzenberg.

Frühe Neuzeit

Die Eigenschaft als Würzburger Lehen führte nach der Reformation zu Spannungen zwischen der nun zunächst lutherischen, ab 1597 reformierten Grafschaft Hanau-Münzenberg und dem weiter römisch-katholischen Bistum Würzburg. Ein langjähriger Prozess vor dem Reichskammergericht dauerte von 1571 bis 1624 und endete mit einem Restitutionsmandat über das Amt Schlüchtern zugunsten Würzburgs. Von 1628 bis 1631 war es deshalb von Würzburg besetzt, im Zuge des Dreißigjährigen Krieges 1631 bis 1637 wieder von Hanau und ab 1637 erneut von Würzburg. 1656 kam es zu einem Vergleich zwischen Hanau und Würzburg, wobei Hanau das Amt Schlüchtern – und damit auch Breitenbach – erhielt und dem Bistum dafür Orb überließ.[4]

Mit dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel Breitenbach 1736 mit der ganzen Grafschaft Hanau-Münzenberg an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, aus der 1803 das Kurfürstentum Hessen wurde.

Ursprünglich war Breitenbach nach Kressenbach eingepfarrt, seit 1788 gehörte es zur Kirchengemeinde Wallroth.

Neuzeit

Während der napoleonischen Zeit stand Breitenbach ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, gehörte Breitenbach zum Landkreis Schlüchtern. 1866 wurde das Kurfürstentum nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert und ist nach dem Zweiten Weltkrieg Bestandteil des Bundeslandes Hessen geworden.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Vorfeld der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Breitenbach zum 1. Dezember 1969 auf freiwilliger Basis in die Stadt Schlüchtern eingemeindet.[1] Für Breitenbach wurde, wie für die anderen eingemeindeten, ehemals eigenständigen Gemeinden von Schlüchter, ein Ortsbezirk eingerichtet.[5] Mit der Hessischen Gebietsreform wurde der Landkreis Schlüchtern 1974 aufgelöst und Breitenbach liegt seit dem im Main-Kinzig-Kreis.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Breitenbach angehört(e):[1][6]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Breitenbach 585 Einwohner. Darunter waren 15 (2,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 108 Einwohner unter 18 Jahren, 225 zwischen 18 und 49, 126 zwischen 50 und 64 und 123 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 234 Haushalten. Davon waren 54 Singlehaushalte, 66 Paare ohne Kinder und 84 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 42 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 144 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1538:14 Steuernde
• 1587:16 Schützen und 13 Spießer
• 1632:31 Haushaltungen
• 1753:47 Haushaltungen mit 243 Personen
• 1812:60 Feuerstellen, 445 Einwohner
Breitenbach: Einwohnerzahlen von 1753 bis 2020
Jahr  Einwohner
1753
  
243
1834
  
573
1840
  
590
1846
  
545
1852
  
590
1858
  
576
1864
  
607
1871
  
573
1875
  
535
1885
  
519
1895
  
529
1905
  
562
1910
  
669
1925
  
595
1939
  
619
1946
  
825
1950
  
763
1956
  
619
1961
  
595
1967
  
566
1970
  
548
2005
  
599
2011
  
585
2015
  
575
2020
  
570
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; 2005[10]; 2010[11]; 2015[12]; 2020[13]; Zensus 2011[9]

Einwohnerentwicklung von 2005 bis 2020 Gesamtbevölkerung – Hauptwohnsitze – Nebenwohnsitze

Historische Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1885:518 evangelische (= 99,81 %), ein katholischer (= 0,19 %) Einwohner
• 1961:553 evangelische (= 92,94 %), 41 katholische (= 6,89 %) Einwohner

Wappen

Am 3. Mai 1967 wurde der Gemeinde Breitenbach im damaligen Landkreis Schlüchtern, Regierungsbezirk Wiesbaden, ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In Blau ein silberner, schräglinks gerichteter Wellenbalken, oben in goldenem Schild drei rote Sparren.[14]

Politik

Für Breitenbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Breitenbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[5] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 60,64 %. Alle Kandidaten gehören der „Freien Liste Breitenbach“ an.[15] Der Ortsbeirat wählte Thomas Epperlein zum Ortsvorsteher.[16]

Infrastruktur

Literatur

  • Matthias Nistahl: Studien zur Geschichte des Klosters Schlüchtern im Mittelalter (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bd. 65). Hessische Historische Kommission u. a., Darmstadt u. a. 1986, ISBN 3-88443-154-4, S. 158, 166, 176, (Zugleich: Marburg, Universität, Dissertation, 1984).
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck. Bd. 14, ISSN 0342-2291). Elwert, Marburg 1926, S. 64.
  • Literatur über Breitenbach nach Register In: Hessische Bibliographie
Commons: Breitenbach – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte löste sich das Heilige Römische Reich auf.
  3. Infolge der Napoleonischen Kriege.
  4. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  5. Trennung von Justiz Justizamt Steinau und Verwaltung.
  6. Infolge des Deutschen Krieges.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Breitenbach, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 25. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Statistische Daten. In: Webauftritt. Stadt Schlüchtern, abgerufen im Juli 2024.
  3. Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900–1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 196–230 (208).
  4. Dersch Wilhelm: Hessisches Klosterbuch. Quellenkunde zur Geschichte der im Regierungsbezirk Cassel, der Provinz Oberhessen und dem Fürstentum Waldeck gegründeten Stifter, Klöster und Niederlassungen von geistlichen Genossenschaften. Marburg 1915. S. 108f.
  5. a b Hauptsatzung. (PDF; 49 kB) § 6. In: Webauftritt. stadt Schlüchtern, abgerufen im Juni 2024.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 208 f. (online bei Google Books).
  8. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 84, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Oktober 2020;.
  10. Einwohnerzahlen 2005 in den Ortsteilen. (PDF; 83 kB) In: Webauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im Mai 2018.
  11. Einwohnerzahlen 2010 in den Ortsteilen. (PDF; 83 kB) In: Webauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im Mai 2018.
  12. Einwohnerzahlen 2015 in den Ortsteilen. (PDF; 83 kB) In: Webauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im Mai 2018.
  13. Einwohnerzahl 2020 Ortsteilen. (PDF; 83 kB) In: Webauftritt. Stadt Schlüchtern, abgerufen im Juli 2024.
  14. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Breitenbach, Landkreis Schlüchtern vom 3. Mai 1967. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1967 Nr. 21, S. 602, Punkt 492 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  15. Ortsbeiratswahl Breitenbach. In: Votemanager. Stadt Schlüchtern, abgerufen im Juni 2024.
  16. Ortsbeirat Breitenbach. In: Webauftritt. Stadt Schlüchtern, abgerufen im Juli 2024.