Wangerooge

Wappen Deutschlandkarte

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Basisdaten
p1
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Friesland
Höhe: 1 – 17 m ü. NHN
Fläche: 4,97 km2
Einwohner: 985 (31. Dez. 2006)Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 198 Einwohner je km2
Postleitzahl: 26486
Vorwahl: 04469
Gemeindeschlüssel: 03 4 55 021Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Peterstraße 6
26486 Wangerooge
Website: www.wangerooge.de
Bürgermeister: Holger Kohls (parteilos)
Satellitenbild, wie die übrigen Ostfriesischen Inseln große Sandanlagerungsflächen im Insel-Osten

Wangerooge (früher: Wangeroog) ist eine Insel im Niedersächsischen Wattenmeer innerhalb des gleichnamigen Nationalparks. Sie ist die östlichste der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln und mit 4,97 km² Fläche das kleinste bewohnte Eiland dieser Gruppe. Wangerooge ist die einzige der bewohnten ostfriesischen Inseln, die nicht zum politischen Ostfriesland gehört. Historisch ist sie Teil des friesischen Jeverlandes, das nach wechselnden Herrschaftsverhältnissen zuletzt von 1818 bis 1946 zu Oldenburg gehörte und daher auch heute noch zum Oldenburger Land gerechnet wird. Zentraler Wirtschaftsfaktor der autofreien Insel ist heute der Fremdenverkehr, außerdem ist sie Nordseeheilbad. Die Insel Wangerooge ist eine Einheitsgemeinde im Landkreis Friesland in Niedersachsen und hat 985 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2006).

Geografie

Lage an der friesischen Küste
Skizze von Wangerooge, Dünenbereiche sind gelb

Lage und Klima

Wangerooge ist eine deutsche Insel in der Nordsee. Sie ist die östlichste der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln. Die Insel erstreckt sich in Ost-West-Richtung über 8,5 km Länge. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt maximal 2,2 km im Westteil, auf Höhe des Ortes 1,2 km. Die Entfernung zum Festland beträgt 7 km. Westlich von Wangerooge, getrennt durch das Seegatt der Harle, liegt 2 km entfernt das Ostende von Spiekeroog. 2 km südöstlich, getrennt durch das Seegatt der Blauen Balje, beginnt die Insel Minsener Oog. An der Nordseite erstreckt sich ein etwa 100 m breiter und 3 km langer Sandstrand. Im Osten geht er in ein 500 m breites und 3 km langes Feld mit Sandablagerungen über. Im Westen der Insel bestehen zwei weitere Strände von 0,5 und 1 km Länge. Im Süden der Insel liegt das Wattenmeer, das zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gehört und bei Niedrigwasser weitgehend trocken fällt. Unter der Insel findet sich in etwa 15 m Tiefe ein Geestkern.

Wangerooge liegt im Bereich eines gemäßigten, sommerkühlen und vom Golfstrom beeinflussten Seeklimas. Bei geringen Temperaturschwankungen herrscht hohe Luftfeuchtigkeit.

Fläche

Mit einer Fläche von 4,97 km² ist die Insel das kleinste Eiland der Gruppe der bewohnten Inseln. Seine Fläche wird mit 4,97 km² beziffert, kann bedingt durch die Gezeiten aber nur genähert angegeben werden. Gelegentlich werden höhere Werte wie 8,4 km² als Inselfläche angegeben. Dies ist jedoch inkorrekt, denn darin sind Strandgebiete unterhalb der mittleren Tidehochwasserlinie enthalten, die nicht als Landgebiete gelten. Das Niedersächsische Landesamt für Statistik nutzt als Grundlage die so genannte mittlere Tidehochwasserlinie (MTHW), um nur diejenigen Flächen einzubeziehen, die nicht regelmäßig vom Meerwasser der Nordsee überspült werden und damit nicht nutzbar sind. Zur Veranschaulichung: Bei Hochwasser führt beispielsweise die Strecke der Wangerooger Inselbahn durch Wasser.

Landschaftsarten

Bombentrichter in den Wiesen, dahinter Dünen

Wangerooge besteht aus den Landschaftsarten:

  • Strand (2,5 km²)
  • Dünen (1,7 km²)
  • Außengroden als Salzwiesen (ca. 2,1 km²)
  • Innengroden als Marsch (ca. 2,1 km²) mit:
    • Westgroden mit Weide (47 ha)
    • Dorfgroden mit dem Inseldorf (20 ha)
    • Ostgroden mit Weide und Flugplatz (100 ha)

Im Bereich des Dorfgrodendeiches kann der Deich über den Georgspad durch die Salzwiesen in Richtung Wattenmeer verlassen werden. Dies ist ein Treffpunkt für geführte Wattwanderungen.

In früheren Jahrhunderten scheint das Watt zwischen Insel und Festland flacher gewesen zu sein. Schon aus dem 15. Jahrhundert wird berichtet, dass der Herr von Jever Tanno Düren mit Pferd und Wagen auf die Insel gefahren sei. Im 18. Jahrhundert bestand ein Weg zwischen Minsen und Wangerooge, „Strick-Pad“ genannt (= zum Teil mit Wasser bestrichener Pfad), der als Fußweg benutzt wurde; auch Vieh wurde hier hinüber getrieben.

Süd- und Ostdrift

Wie auch die übrigen Insel der ostfriesischen Inselkette verlagerte sich Wangerooge im Laufe der Jahrhunderte stetig durch den Einfluss von Wind- und Meeresströmungen. Wangerooge hat dabei die größten Form- und Lageveränderungen erlebt und gilt als die labilste der ostfriesischen Inseln. Diese Entwicklung ist anhand von historischen Karten nachvollziehbar, die seit etwa 1650 existieren. Es kam einerseits zu einer Südwanderung, die mit dem Einbruch der Harlebucht im 14. Jahrhundert im Zusammenhang stand. Weit massiver war die West-Ost Drift, die aus dem nach Osten gerichteten Gezeitenstrom und der nagenden Tätigkeit des Seegatts der Harle resultiert. Dadurch verlor die Insel zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert im Westen etwa 2 km Land und nahm im Osten etwa 4 km an Länge zu.

Infolge der Verlagerung mussten im Laufe der Inselgeschichte Siedlungen immer wieder aufgegeben und nach Osten verlegt werden. 1586 zerstörten die Meeresfluten im Westen den „alten Westturm“ der St.-Nicolai-Kirche, dessen Spuren noch 1821 bei Ebbe zu sehen waren. Danach entstand 1602 ein Turm, der damals noch im Osten der Insel stand; er wurde im Laufe der Zeit wieder zum "West"-Turm.

Nationalpark

Da die Insel Teil des Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ist, wurde sie in drei Zonen eingestuft, auch um brütende oder auf dem Weg in den Süden befindliche Zugvögel nicht zu stören.

  • Zone 1 darf nur in Ausnahmefällen oder auf markierten Wegen betreten werden. Dazu gehören der Westaußengroden (mit der Westlagune), Teile des Westinnengrodens und der Mittelaußengroden, sowie ein Teil des durch den „Neudeich“ eingegrenzten Ostinnengrodens und der Ostaußengroden, der sich beginnend vom „Neudeich“ auf der Wattseite bis über die Ostspitze der Insel hinaus erstreckt. Durch die beiden Deiche (Westdeich und Neudeich) hat der Besucher jedoch eine einmalige Möglichkeit, sich auch ohne Genehmigung durch diese besonders geschützte Zone zu bewegen. Hierdurch werden Tier- und Naturbeobachtungen auch ohne professionelles Equipment möglich, da man sich inmitten der Ruhezonen befindet und leicht viele interessante Beobachtungen machen kann.
  • Zone 2 des Nationalparks setzt sich auf der Insel aus dem anderen Teil des Westinnengrodens, den Dünenabschnitten zwischen Westdorf und Hauptort, den Bereich um den Flugplatz im Ostinnengroden sowie der Dünenkette zwischen Hauptort und Ostspitze zusammen.
  • Zone 3 mit den restlichen Abschnitten der Insel, wie Hauptstrand im Bereich des Ortes und Strand um die Westspitze sowie der Ortskern, der keiner Zone zugeordnet ist.

Nationalpark-Stützpunkte

Als Informations- und Bildungseinrichtung des Nationalparks wurde im "Rosenhaus" am Kurpark das Nationalpark-Haus Wangerooge [1] eingerichtet. Es informiert in seinen Ausstellungsräume über den Nationalpark, die Insel, Naturschutz sowie die Lebensräume Watt, Salzwiesen und Dünen. Die Einrichtung führt eine Vielzahl themenbezogener Veranstaltungen durch und hat jährlich etwa 40.000 Besucher.

Zwei weitere Stützpunkte [2] des Nationalparks befinden sich im Osten und im Westen der Insel. Es handelt sich um Holzhäuser, die von der ehrenamtlichen Naturschutzorganisation Mellumrat betreut werden.

Flora und Fauna

Die Flora der Insel ist geprägt von der ursprünglichen Kargheit des Landes. Erst durch gezielte Aufforstungen entstanden kleinere Wald- und Buschgebiete. Dies sind im Osten der Insel das "Jade-Wäldchen" angrenzend an den Bereich des Wasserwerkes und nördlich des Flugplatzes ein etwa 7 ha großes Waldgebiet. Die genügsame Buschrose fand auf der Insel ideale Lebensbedingungen und verbreitete sich rasch in den Dünen.

Die Insel verfügt über eine artenreiche Fauna. Zu den Vogelzugzeiten rasten große Vorkommen an Zugvögeln auf der Insel. Das Watt dient den riesigen Schwärmen als reichhaltige Nahrungsquelle mit Muscheln, Würmern und anderen Kleinlebewesen. Die Salzwiesen werden von Enten und Gänsen als Weidegründe genutzt. Jährlich sind etwa 200 Gastvogelarten zu beobachten, die häufigsten sind Alpenstrandläufer, Brachvogel, Knutt, Kiebitze und Brandgänse. Weitere vorkommenden Vogelarten sind Tauchenten, Rotschenkel, Eiderente, Trauerente, Austernfischer, Brandseeschwalbe, Goldregenpfeifer, Hochseevögel, Lachmöwe, Silbermöwe. Über den Dünen jagen Turmfalken, auch Eulen und Kornweihen lassen sich beobachten. In den Dünen leben Feldhasen und Fasane. Auf der Insel brüten rund 80 Vogelarten, darunter etwa 45 Singvogelarten.

Name

Der Name Wangerooge setzt sich zusammen aus dem altgermanischen Wort „Wanga“ für Wiese und dem friesischen Wort „Oog“ für Insel, also in direkter Übersetzung in etwa „Wieseninsel“. Benannt ist die Insel allerdings nach dem Wangerland („Wiesenland“), dem die Insel vorgelagert ist. Der Name Wangerooge bedeutet letztendlich die „zum Wangerland gehörende Insel“. Das Wangerland hat wiederum seinen Namen nach dem alten friesischen Gau „Wanga“, der bereits zu Zeiten Karls des Großen erwähnt wurde. Siedlungsfunde in diesem Bereich gibt es schon aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Seit dem Mittelalter wurde das Gebiet nördlich von Jever, ungefähr in dem Dreieck der Orte Harlesiel, Schillig und Hooksiel einschließlich der Insel Wangerooge als Wangerland bezeichnet. Heute trägt auf dem Festland die Großgemeinde Wangerland diesen Namen. Ihr gehört die Insel heute nicht mehr an, sondern ist Einheitsgemeinde im Landkreis Friesland.

Von -oog zu -ooge

Erst seit 1885 heißt die Insel Wangerooge, zuvor lautete der Name Wangeroog (wie Langeoog oder Spiekeroog). Durch Erlass des Großherzogtums Oldenburg wurde das "e" angefügt. Bis dahin hieß das Eiland unter anderem 1327 Wangeroch (in den Aufzeichnungen des dort ansässigen Schiffskapitäns Thethardus urkundlich erwähnt), 1532 Wangeroich, 1597 Wangero, 1613 Wangeröhe, danach Wangeroog.

Geschichte

Karte von Wanger Oge durch Karl Ludwig von Le Coq 1805: Hauptinsel mit Inseldorf und drei Teilinseln

Sprache

Hauptartikel Wangerooger Friesisch

Bis etwa 1930 wurde auf der Insel das Wangerooger Friesisch, ein Dialekt der Ostfriesischen Sprache, gesprochen. Es war neben dem heute noch lebendigen Saterfriesischen die letzte ostfriesische Mundart. Nicht nur sprichwörtlicher Untergang für das Wangeroogische war die Sturmflutkatastrophe des Winters 1854/55, bei dem die Bevölkerung nach Varel umgesiedelt wurde. Durch das Auseinanderreißen der Sprachgemeinschaft war die Sprache langfristig nicht mehr überlebensfähig und starb aus.

Mittelalter und Neuzeit

Erstmals urkundlich erwähnt wird eine Siedlung auf Wangerooge 1306 in einem Vertrag zum Strandrecht zwischen Bremen und dem Gau Östringen. Eine weitere Erwähnung erfolgt 1327 in niederländischen Urkunden, in denen ein Schiffskapitän aus Wangerooge verzeichnet ist, der mit seinem Schiff sturmbedingt einen Hafen in Flandern aufsuchen muss. Während der Häuptlingszeit 1350 bis 1464 gehörten die ostfriesischen Inseln zum Herrschaftsgebiet der Familie tom Brok. Wangerooge wird dabei 1398 in einer Urkunde erwähnt, als Widzel tom Brok Wangeroch Herzog Albrecht von Bayern zum Lehen gab.

Im 14. Jahrhundert erscheint Wangerooge auch erstmals auf Landkarten. Seit dem 15. Jahrhundert gehörte es zur Herrschaft Jever und kam nach dem Tod von Maria von Jever zur Grafschaft Oldenburg, 1677 zu Anhalt-Zerbst und 1793 zu Russland. Ab 1807 war Wangerooge mit Jever unter napoleonische Herrschaft, 1810 wurde die Insel von französischen Truppen besetzt. 1813 trat wieder Russland in seine Rechte, gab aber die Herrschaft Jever 1818 an das Großherzogtum Oldenburg. 1946 wurde Oldenburg Verwaltungsbezirk des neu gegründeten Landes Niedersachsen.

Sturmfluten und Schutzwerke

Bis zu Allerheiligenflut 1570 bestand das Inseldorf rund um die St. Nicolai-Kirche aus etwa 50 Häusern. Um 1650 gab es 360 Bewohner in 60 Häusern auf der Insel. Durch die Weihnachtsflut 1717 mit ihren Zerstörungen ging die Bevölkerungszahl zurück, für 1775 sind nur noch 150 Personen in 28 Häusern überliefert. Um 1804 setzte der Tourismus ein, als die Insel zum Seebad wurde.

Im Winter 1854/55 riss eine schwere Sturmflut die Insel in drei Teile und richtete im alten Inseldorf um den alten Westturm im Westen starke Zerstörungen an. Die Bewohner verließen die Insel. Einige zogen nach Hooksiel auf das Festland. Zunächst hatte die Oldenburger Regierung die Absicht, die Insel ganz aufzugeben. Sie siedelte viele Einwohner auf dem Festland in der Nähe vom Vareler Hafen an. Diese Siedlung trägt heute den Namen „Neu-Wangerooge“, wo noch bis 1914 das Wangerooger Inselfriesisch gesprochen wurde. Auf Wangerooge hielt sich der Dialekt bis ca. 1930. 82 Wangerooger aber wollten 1855 die Insel nicht verlassen und gründeten 1865 ein neues Inseldorf im damaligen Osten der Insel, der heutigen Inselmitte. Das damals südlichste Gebäude auf der Insel war der heutige „Alte Leuchtturm“ von 1879, die neu errichteten Häuser kann man heute noch in der Robbenstraße sehen. Vom alten Inseldorf blieb am Strand der vom Meer umspülte, 1597 bis 1602 errichtete Westturm stehen, der heute nicht mehr existiert (Näheres siehe unten: (Leucht-)Türme).

Da die Insel das Festland immer vor den Wellenkräften des Meeres schützte,

Ab 1850 bekam Wangerooge für Preußen eine größere Bedeutung. Zu dieser Zeit gab es bereits Planungen für den größten Kriegshafen der Preußischen Marine an der Nordsee in Wilhelmshaven. Beim Bau des Hafens wurde 1874 auf Wangerooge mit dem Bau von Dämmen, Deichen und [Buhne]]n begonnen, um sie zu sichern und die Abdrift ihrer Sandmassen nach Osten in das Jadefahrwasser zu verhindern. Dem gleichen Zweck diente die östlich anschließenden Buhnenbauwerke der Minsener Oog Die auf Wangerooge erstellten Deiche fügten auch die 1854 geteilte Insel wieder zusammen. Auch kam es an der gefährdeten Abbruchkante im Nordwesten zum Bau von mehreren Buhnen und Deckwerken.

Die letzte schwere Sturmflut, die Schäden im Inseldorf verursachte, war die Sturmflut vom Februar 1962. Dabei drang das Wasser (von Süden) bis fast zur Insel-Apotheke vor. Der heute mit Wohnhäusern bebaute Dorfgroden stand komplett unter Wasser. Zur Erinnerung wurde auf dem Deich südlich des Neubaugebietes Dorfgroden eine Gedenkstelle mit „altem Deichscharttor“ errichtet. Die Flut traf die Schutzwerke an der Nordwestseite schwer, die danach bis 1964 mit Deckwerken aus Steinsatz und Asphaltbeton verstärkt wurden.

Heute ist die Insel zur Seeseite durch Dünen geschützt, die mit 4,3 km langen Schutzwerken aus Deckwerken und Buhnen ausgerüstet sind. Zum Schutz nach Süden entstand zu Anfang des 20. Jahrhunderts ein 6 km langer Hauptdeich. Wegen der Meereseinwirkung wird jährlich Sand vom Ostende herangefahren, um den Strand in Höhe des Inseldorfes zu erhöhen.

Ortsentwicklung im 19. Jahrhundert

Das erste Bauwerk des heutigen Inseldorfes war der 1856 fertiggestellte Leuchtturm. Um ihn und einen Dorfplatz herum entstanden im Laufe der Zeit Wohnhäuser im Stil von einfachen Fischerhäusern, die zunächst noch auf Warften standen. Von diesem Zentrum um den Leuchtturm hat sich die Bebauung in verschiedenen Richtungen weiter ausgedehnt. Die neu entstandene Hauptstraße wurde nach dem oldenburgischen Amtshauptmann Zedelius benannt, der Wangerooges Entwicklung um 1900 gefördert hatte. Im Laufe der Zeit entstanden vom Tourismus beflügelt im Inseldorf markante Bauwerke, darunter Gründerzeit-Hotelbauten an der Zedeliusstraße und der Strandpromenade.

Militärische Vergangenheit

Geschützbatterien und -stellungen auf der Insel im Zweiten Weltkrieg

Hauptartikel: Militärische Geschichte Wangerooges

Während des Zweiten Weltkriegs und auch schon im Ersten Weltkrieg war Wangerooge militärisch die wichtigste der ostfriesischen Inseln, da an ihrer Ostseite die Schifffahrtsrinne zum Reichskriegshafen Wilhelmshaven lag. Während des Zweiten Weltkriegs hatte die Insel zeitweise eine militärische Besatzung von mehreren tausend Mann der Marine und der Luftwaffe. Auf ihr entstanden zahlreiche Befestigungsanlagen mit Geschützbatterien. Das waren großkalibrige Artilleriekanonen gegen feindliche Seeziele sowie Flak-Stellungen gegen Luftziele. Zum Schutz der Stellungen und ihrer Mannschaften wurden auf der Insel ca. 100 Bunker errichtet. Wangerooge war Vorposten der Luftverteidigung gegen die auf Deutschland (und den 30 km südlich liegenden Kriegshafen Wilhelmshaven) anfliegenden alliierten Bomberverbände.

Schwerer Luftangriff 1945

1945 gesprengte Bunker in den Dünen

Hauptartikel: Luftangriff auf Wangerooge

Beim Heranrücken alliierter Truppen auf dem Festland wurde die Insel in den letzten Kriegstagen im April 1945 noch zur Festung erklärt. Am 25. April 1945 kam es zum Luftangriff auf Wangerooge durch 480 britische, kanadische und französische Bomber, deren Ziel die großkalibrigen Seezielkanonen waren. In nur etwa fünfzehn Minuten fielen in drei Angriffswellen über 6000 Sprengbomben, die eine Kraterlandschaft hinterließen und etwa 300 Menschenleben forderten. Über die Hälfte der Wohnhäuser des Inseldorfs wurden zerstört. Bis in die 1970er Jahre waren in den Dünen noch zahlreiche Bunkerreste und Bombentrichter sichtbar. Seither war man aus Fremdenverkehrsgründen bestrebt, diese Kriegsreste zu beseitigen. Heute sind kaum noch Reste der militärischen Vergangenheit auffindbar, da sie mit Sand überschüttet oder von Pflanzen überwuchert sind. In einigen der Bombentrichter haben sich im Lauf der Jahrzehnte ökologisch wertvolle Kleinbiotope entwickelt.

Politik

Gemeinderat

Sitzverteilung 2006
Sitzverteilung 2001

Bei den letzten Wahlen zum Gemeinderat kam es zu folgenden Ergebnissen:

Partei 10. Sept. 2006 9. Sept. 2001
CDU 27,4 % 696 3 Sitze 32,1 % 3 Sitze
SPD 26,5 % 674 3 Sitze 51,6 % 6 Sitze
Grüne 13,3 % 337 1 Sitz
BfW 32,8 % 833 3 Sitze 16,4 % 1 Sitz
Wahlbeteiligung
75,0 % 69,9 %

Wappen

Das Wangerooger Wappen entstand 1969. Es bildet den 1597 erbauten und 1914 gesprengten Westturm der Insel ab, der als Hoogen Toorn (Hoher Turm) eine bedeutende Rolle für die Insulaner gespielt hat. Der mehrstöckige Steinbau war Seezeichen, Kirche und auch oft der letzte Zufluchtsort bei Sturmfluten und Unwettern. Am Turm befindet sich ein Schild mit einem goldenen Löwen, der die Zugehörigkeit der Insel zum Jeverland und zum Landkreis Friesland symbolisiert. Der Turm erhebt sich auf einem goldenen Schildfuß, der den Sandstrand versinnbildlicht. Die hinter dem Turm verlaufenen blausilbernen Wellen stellen das Meer dar, das lange Zeit die Erwerbsquelle der Insulaner durch Fischfang und Schifffahrt war und dies heute durch den Tourismus ist. Bei der Farbenwahl ist die typischen Oldenburger Farbgebung (rot, gelb und blau) zugrunde gelegt worden. [3]

Bildung

Inselschule, früher Jade-Kaserne

Wangerooge verfügt über eine Inselschule für die Klassenstufen 5–10 mit der Sekundarstufe I im Gymnasialbereich, einen Haupt- und einen Realschulbereich sowie eine Förderklasse mit dem Schwerpunkt für geistige Behinderung. Die Schülerzahl liegt bei etwa 80, die Zahl der Lehrkräfte bei etwa 15. [4]

Schüler der Insel, die das Abitur machen möchten, besuchen nach der zehnten Klasse das Niedersächsische Internatsgymnasium in Esens. Die Schüler des Internats kommen zu über 90 % von den Ostfriesischen Inseln. Das Gebäude der Inselschule wurde bis zum Zweiten Weltkrieg als Kaserne mit dem Namen Jade-Kaserne genutzt.

Wirtschaft

Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts lebten die Wangerooger vom Fischfang, dann dehnten die Blankeneser und Altonaer Fischer ihr Fanggebiet aus und „nahmen den Insulanern die Nahrung fort“. Weitere Lebensgrundlagen waren die Landwirtschaft, die Viehzucht und das Bergen von Strandgut. Durch den Bau des neues Westturms um 1600 konnte Zoll erhoben werden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam noch ein letzter Aufschwung mit der Frachtschifffahrt nach England, Belgien, Hamburg, Norwegen und zu den Handelsplätzen der Ostsee, aber schon 1861 (nach der Sturmflut 1854) war dort nur noch ein Seeschiff beheimatet. Anfang des 19. Jahrhunderts während der Kontinentalsperre gegen England betätigten sich die Bewohner als Schmuggler und unterliefen die Sperre. Auch der Walfang, die Seefahrt und die Gewinnung von Muscheln für das Kalkbrennen sowie der Strandraub dienten dem Überleben. Nachdem die Insel ab 1804 Seebad wurde, setzte der lohnende Bädertourismus auf, von dem die Inselgemeinde noch heute lebt. Seit 1886 ist Wangerooge eine selbständige Gemeinde.

Tourismus

Blick vom „Cafe Pudding“ auf den Strand
Ende der Fußgängerzone am „Cafe Pudding“

Offizielles Seebad wurde Wangerooge 1804, als die Landesherrin Friederike Auguste Sophie zu Anhalt-Zerbst symbolisch einen Badekarren stiftete. Zu dieser Zeit gehört die Insel zur Herrschaft Jever und war dadurch Teil des russischen Zarenreichs. 1854 zählte man schon über 820 Erholungssuchende auf der Insel als eine verheerende Sturmflut den Badebetrieb vorläufig beendete. Erst 1879 mit der Errichtung des Leuchtturms in den Ostdünen, heute mitten im Inseldorf, siedelten sich wieder Bewohner an. In der Zeit des Nationalsozialismus machte sich der Bäder-Antisemitismus verstärkt auf Wangerooge breit. Bereits 1920 gab es Berichte, dass gehäuft Zettel mit antisemitischen Parolen hingen und am Strand Hakenkreuz-Fahnen gehisst würden. Im Jahr 2004 feierte die Insel Wangerooge ihr 200-jähriges Bestehen als Nordseeheilbad. Die Gemeindeverwaltung erhebt seit 1892 Kurtaxe. Im Sommer steigt die Zahl der Feriengäste auf ein Mehrfaches der Einwohnerzahl an. So halten sich auf der Insel zu Spitzenzeiten bis zu 10.000 Übernachtungsgäste sowie weitere 2.000 Tagesausflügler auf. Im Jahr sind es rund 500.000 Übernachtungen.

Verkehr

Autofreier Verkehr

Fußgängerzone
Westanleger für Schiffe
Flughafengebäude

Obwohl es im Ort Straßen gibt und eine Straße zum Westende führt, ist die Insel weitgehend autofrei. Ausnahmen sind einige Feuerwehrwagen und Rettungswagen sowie Baumaschinen. Zusätzlich gibt es Elektrokarren, gewerbliche Transportfahrzeuge mit Elektromotor, die leise und langsam fahren, und zwei Elektro-Inseltaxis. Die etwa bis zum Jahre 2000 betriebenen Pferdekutschen für den gewerblichen Lastentransport sind von Elektrofahrzeugen komplett abgelöst worden. Mittlerweile gibt es aber wieder gewerbliche Kutschfahrten für die Gäste; diese werden gern für Hochzeiten genutzt. Das Wege- und Radwegenetz ist, bis auf den östlichsten Zipfel, gut ausgebaut.

Schiff

Der Fährverkehr wird über den Hafen im Südwesten der Insel abgewickelt, dem ein Yachthafen angegliedert ist. Früher hatte Wangerooge auch einen Schiffsanleger an der Ostspitze, der aber versandete und von dem heute nur noch hölzerne Überreste vorhanden sind. Darüber hinaus gab es einen Ende der 1990er Jahre geschlossenen, stark tideabhängigen Yachthafen in der Inselmitte, südlich der „Saline“. Festlandshafen, über den der größte Teil des Personen- und Güterverkehrs zur Insel abgewickelt wird, ist das Carolinensiel vorgelagerte Harlesiel. Täglich verkehren mehrere Fähren. Der Fahrplan ist tideabhängig, richtet sich also nach Ebbe und Flut.

Der Hafen hat bei Einfahrt steuerbordseitig eine bei Hochwasser nicht sichtbare gefährliche Untiefe. Sie ist zwar gekennzeichnet, doch nur mit schwarzen, leicht übersehbaren Gefahr-Markierungen.

Luft

Hauptartikel: Flugplatz Wangerooge

Die Insel ist für Besucher über einen östlich vom Inseldorf, am Ende der Charlottenstraße liegenden Kleinflugplatz Flugplatz Wangerooge erreichbar. Betreiber ist die Wangerooger Flughafen GmbH, die 1929 gegründet wurde. Die offizielle Flughafenbezeichnung lautet Verkehrslandeplatz Wangerooge, ICAO Kennung: EDWG; IATA Kennung: AGE. Der Flugplatz besitzt zwei Start- und Landepisten. Die längere der beiden Pisten hat einen Asphaltbelag und ist 850 m lang (Ausrichtung 100°/280°), die Graspiste ist 500 m lang (Ausrichtung 020°/200°). Die Asphaltpiste 10/28 ist zugelassen für sämtliche Flugzeuge mit einem maximalen Abfluggewicht von 5.700 kg, die Graspiste 02/20 für Flugzeuge bis maximal 2.000 kg inkl. der Luftfahrzeuge Britten-Norman BN-2 Islander sowie Cessna 208. Im Stundentakt wird der Flugplatz von Flugzeugen der „LFH“ vom nur fünf Flugminuten entfernten Flugplatz Harle angeflogen. Der Hubschrauber-Landeplatz ist zugelassen für sämtliche Hubschrauber bis zu einem maximalen Abfluggewicht von 6.000 kg. Zur Mittagspause ist der Flugplatz geschlossen. Außerhalb der Öffnungszeiten des Flugplatzes (auch Nachts) dürfen ausschließlich Luftfahrzeuge im Rettungseinsatz dort landen, zum Beispiel der ADAC-Rettungshubschrauber Christoph 26, der am Krankenhaus „Sanderbusch“ in Sande stationiert ist.

Inselbahn

Hauptartikel: Wangerooger Inselbahn

Die Eisenbahn ist praktisch das einzige von Verbrennungsmotoren angetriebene Verkehrsmittel zu Lande. Die etwa 3 km lange Strecke vom Hafen (Westanleger) zum zentral gelegenen „Dorfbahnhof“ wird von einer Schmalspurbahn befahren, der Wangerooger Inselbahn. Die Spurweite beträgt 1.000 mm. Eine Zweigstrecke zum Bahnhof Westen wird bei Bedarf bedient. Zwischen 1905 und 1958 führte die Strecke über den Dorfbahnhof hinaus zur tideunabhängigen Schiffsanlegestelle Ostanleger, der im selben Jahr aufgegeben wurde. Betreiber der Schmalspurbahn ist die DB Autozug GmbH, eine Tochter der Deutschen Bahn AG. Damit ist die Wangerooger Inselbahn die einzige von der DB betriebene Schmalspurbahn. Der Verkehr erfolgt mit Diesellokomotiven der Baureihe 399.

Versorgung

Elektrizität

fehlt noch

Trinkwasser

Die Insel wird seit 1963 durch Rohrleitungen vom Festland aus mit Trinkwasser versorgt. Zur Notversorgung gibt es auf der Insel ein Wasserwerk mit drei Brunnen.[5] Die 1951 in Betrieb genommene Anlage arbeitet auch als Speicherpumpwerk mit einem Speichervolumen von 2000 m³. Die Wasserförderung ist möglich, da sich unter Wangerooge eine uhrglasartig aufgewölbte Süßwasserlinse bis zu 50 m Tiefe befindet. [6] Das Reservoir hat sich durch die Versickerung von Regenwasser gebildet. Solche Süßwasserlinsen finden sich auch auf den übrigen ostfriesischen Inseln. Bei fünf von ihnen kann im größeren Stil Trinkwasser zur Eigenversorgung gefördert werden.

Abwasserbehandlung

Wangerooge verfügt zur Abwasserbehandlung seit Mitte 2005 über eine Klärschlammvererdungsanlage. In einem mit Schilf bepflanzten Becken werden die Schwebstoffe des Inselabwassers aufgefangen. In einigen Jahren, wenn das Becken voll ist, wird es ausgebaggert, der Humusboden wird genutzt und das Becken wird erneut mit Schilf bepflanzt. Das geklärte Wasser wird ins Watt gepumpt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirchen

Wangerooge besitzt zwei Kirchenbauten: die evangelische Pfarrkirche St. Nikolai und die katholische Pfarrkirche St. Willehad. Letztere ist besonders beliebt bei den zahlreichen Touristen während der Ostertage und der Sommerferien. Ihr Pfarrer, Kurt Weigel, bietet zusammen mit seinem Urlauberseelsorgeteam ein breit gefächertes Programm für Touristen und Einheimische.

  • St. Nikolai: Das evangelische Kirchengebäude steht seit 1910 direkt neben dem alten Leuchtturm. Vor dem Umbau stand an diesem Ort eine 1866 erbaute Kapelle. Die Kirche des 1586 zerstörten Westdorfes der Insel trug auch die Bezeichnung St.-Nicolai. Der Name der Kirche beruht auf dem heiligen Nikolaus, der der Schutzpatron der Seefahrer und Kaufleute. Während des Mittelalters wurde er besonders im norddeutschen Küstengebiet verehrt und viele Kirchen tragen seinen Namen. Die Bedeutung des Schutzheiligen lässt sich daran ablesen, das vor 1800 auf Wangerooge der Nikolaustag ein wichtigerer Feiertag als Weihnachten war.[7]
  • St. Willehad: Das seit 1963 bestehende neue katholische Kirchengebäude der Insel ist nach dem Missionsbischof der Friesen Willehad benannt. Die vorherige, 1901 an der Schulstraße erbaute Kirche, wurde am 25. April 1945, zusammen mit dem benachbarten Willehad-Stift, beim alliierten Luftangriff auf Wangerooge zerstört. Die katholische Gemeinde von Wangerooge wird kirchlich vom Bistum Münster verwaltet.

Museum

Wangerooge besitzt ein Inselmuseum, das seit 1980 seinen Sitz im Alten Leuchtturm im Ortszentrum hat. Der 39 m hohe Turm wurde zum Aussichtsturm als er außer Dienst gestellt wurde und der Neue Leuchtturm im Westen seine Funktion übernahm. Das Museum zeigt Ausstellungsstücke zur Inselgeschichte, zur Entstehung des Bädertourismus sowie eine Bernsteinsammlung. Vor dem Turm ist eine 1929 gebaute Schmalspur-Tenderlokomotive der Wangerooger Inselbahn ausgestellt.

(Leucht-)Türme

Alter Leuchtturm mit Inselmuseum im Dorfzentrum
Neuer Leuchtturm, im Westen der Insel
Heutiger, neuer Westturm mit Jugendherberge

Wangerooge verfügt über ein aktives Seefeuer (Neuer Leuchtturm Wangerooge) und zwei historische Seezeichen, den Alten Leuchtturm im Ort sowie den Westturm. Von der Insel aus bietet sich eine einmalige Sicht auf zahlreiche andere Leuchttürme und Seezeichen, die den Seeschiffen bei Ein- und Ausfahrten in die Flüsse Jade, Weser und Elbe als Leitsystem dienen (Radarkette Weser). Zu den Seezeichen, die in ihrer Gesamtheit nur von Wangerooge mit bloßem Auge zu sehen sind, gehören der bekannte Leuchtturm Roter Sand und sein Nachfolger Alte Weser sowie die Leuchtfeuer Helgoland, Minsener Oog und Mellumplate.

Alter Leuchtturm

Der Alte Leuchtturm im Ortszentrum von Wangerooge ist das letzte Bauwerk einer ganzen Reihe von Steintürmen auf der Insel. Er wurde 1856 fertiggestellt und befand sich zu dieser Zeit am Ostende der Insel. Anfangs mit einem Petroleum-Feuer betrieben, wurde er gegen Ende des Jahrhunderts elektrisch betrieben und 1927 auf 39 m aufgestockt. Nachdem der Leuchtturm 1969 vom Neuen Leuchtturm abgelöst wurde, dient er als Aussichtpunkt. Seit 1980 ist in ihm das Inselmuseum eingerichtet. Im Turm befindet sich eines der außergewöhnlichsten Standesämter Deutschlands, das seit dem 15. März 1996 besteht. Er war der erste Leuchtturm in Deutschland, auf dem man sich trauen lassen konnte. Seither haben sich bis heute (2006) fast 3.500 Paare im Trauzimmer auf dem Leuchtturm das „Ja-Wort“ gegeben.

Neuer Leuchtturm

Mit dem Ausbau des Jadefahrwassers und der damit einhergehenden Zunahme des Schiffsverkehrs (vor allem auch Großschiffe), wurde es notwendig, einen neueren Leuchtturm zu bauen, der für mehr Sicherheit in diesem viel befahrenen Bereich der Deutschen Bucht sorgen sollte. Der Alte Leuchtturm konnte sie durch die Höhe und den ungünstigen Standort im Inseldorf nicht mehr liefern. Seit 1969 zeigt der neue Turm, der in den Dünen im Westen der Insel errichtet wurde, den vorbeifahrenden Schiffen den richtigen Weg (Kennung des Seefeuers: 0,1 Sekunden Blitz (rot), 4,9 Sekunden Pause). Das Seefeuer in 64 Metern Höhe ist eines der höchsten an Deutschlands Küsten und hat eine Reichweite von 56 km.

Westturm

Im Laufe der Inselgeschichte kam es zum Bau von insgesamt drei (West-)Türmen, von denen heute nur noch der letzte Turm von 1932 besteht.

Der erste Turm entstand im 15. oder 16. Jahrhundert etwa 5 km westlich vom heutigen Westrand der Insel. Er gehörte zur Kirche des Inseldorfes, die dem Heiligen Nikolaus als Schutzpatron der Seefahrer gewidmet war. Um den Kirchturm herum stand das Inseldorf. Als infolge der Ostverlagerung das Meer näher rückte, mussten Dorf und Kirche aufgegeben werden. 1586 stürzte der Nikolaiturm infolge der Meereseinwirkung ein. Seine 15 m hohe Ruine diente noch Jahre lang als Seezeichen.

Der zweite Westturm entstand nach fünfjähriger Bauzeit und wurde 1602 eingeweiht. Dieser Alte Westturm auf der Westseite der Insel besteht heute ebenfalls nicht mehr. Er diente auf fünf Stockwerken sowohl als Kirchturm, Lagerraum für Strandgut als auch als Schifffahrtszeichen. Im Stockwerk über dem Erdgeschoss befand sich der Kirchenraum. Als sich bei einer Sturmflut 1860 Risse in der Mauer zeigten, wurde die gesamte Einrichtung mit Altar, Kanzel und Orgel in die alte Vogtei gebracht und aufgestellt. Dort ging alles zwei Jahre später bei einer weiteren Sturmflut verloren. Der Alte Westturm wurde Ende 1914 aus „militärischen“ Gründen gesprengt um im Falle englischer Seeangriffe kein markantes Seezeichen zu bieten. Nach einer inoffiziellen Version war es für die Marine eine willkommene Gelegenheit zur Beseitigung des Bauwerks, für dessen kostspieliger Erhaltung sie zuvor zuständig war. Das Fundament wurde später in ein Buhneenbauwerk aufgenommen. Es ist noch heute bei Niedrigwasser in der Nähe des neuen Leuchtturmes im Westen der Insel zu erkennen und zu begehen.

Wenige Jahre nach der Sprengung des Turms 1914 entstand die Idee, einen Turm für die Jugend zu errichten. So entschloss man sich 1932, den Neuen Westturm an einer anderer Stelle (ca. 900 m südlicher) nach dem Vorbild des alten Turmes wieder aufzubauen. Er entstand bei einem freiwilligen Arbeitseinsatz der Deutschen Turnerjugend. Der Ziegelsteinbau mit einem quadratischem Grundriss von 12 × 12 m ist 56 m hoch und hat acht Stockwerke. Mit dem stabilen Geestuntergrund der Insel verbindet ihn ein 15 m tiefes Fundament. Bei der Fertigstellung Pfingsten 1933 übernahmen sogleich die neuen Machthaber den Turm und nutzen ihn als Herberge für die Hitler-Jugend. Nach 1945 wurde der Turm dann seinem eigentlichen Zweck zugeführt und dient bis heute als Jugendherberge des DJH, wobei 2005 neben dem Turm ein Neubau entstand.

Westturm als trigonometrischer Punkt

10-DM-Schein mit dem Bildnis von Gauß, auf der Rückseite Nennung von Wangeroog

Der markante und hohe Turm leistete im 18. sowie im 19. Jahrhundert wertvolle Dienste bei der Landesvermessung. Am Turm war ein trigonometrischer Punkt angebracht. In Verbindung mit zwei anderen Punkten, wie auf Neuwerk und Jever, konnte mittels Triangulation eine Vermessung durchgeführt werden. Dieses Verfahren wurde erstmals bei der Oldenburgischen Landvermessung um 1780 angewendet. Bei der Vermessung des Königreichs Hannover 1825 hielt sich der Geodät Carl Friedrich Gauß zu Messungen auf Wangerooge auf. Für eine weitere Vermessung diente der schon beschädigte Turm 1882 bei der Königlich Preußischen Landesaufnahme.

In Erinnerung an seine Vermessungsarbeiten wurde Gauß auf dem 10-DM-Schein abgebildet. Auf der Rückseite wird der Vermessungspunkt Wangeroog dargestellt. Die Darstellung erschien zwischen 1989 bis 2001 auf etwa 300 Millionen Geldscheinen.

Marine-Signalstation

Am westlichen Ende der Strandpromenade steht der 35 m hohe Turm der früheren Marine-Signalstation, die lange zur Nachrichtenübermittlung an vorbeifahrende Schiffe diente. 1876 als Küsten-Beobachtungshäuschen entstanden wurde der Turm mehrfach um- und ausgebaut. Bereits 1968 als Signalstation der Bundesmarine außer Dienst gestellt, diente der Turm bis in die 1990er Jahre als Richtfunk-Station der Marine. Die lange Nutzung unterstreicht die strategische Bedeutung, die die Insel aufgrund ihrer Lage in der Nordsee für das Militär inne hatte.

Regelmäßige Veranstaltungen

fehlt noch

Personen und Persönlichkeiten

auf Wangerooge geboren

mit Wangerooge verbunden

  • Heinrich Heine flüchtete 1827 von Norderney nach Wangerooge und hielt sich hier wenige Tage auf
  • Hans Severus Ziegler (1893–1978), Publizist, längere Zeit Lehrer auf dem Inselgymnasium
  • Kurt Weigel (* 1950), Priester, Urlauberseelsorger und Buchautor; lebt auf Wangerooge
  • Gisela Karschuck (* ?), Fotomodell, Miss Germany 1962, lebt auf Wangerooge

Wangerooge in der Literatur

  • Gertrud Zelinsky: Pfirsichhaut und Herbstzeitlose. Roman einer späten Liebe. 2007. 244 Seiten. (spielt auf Wangerooge)
  • Karl Alfred Wolken: Die Schnapsinsel. 1961.
  • John Pearson: In dem die Filme ergänzenden Buch James Bond. The Authorised Biography, befand sich die Romanfigur James Bond zu Beginn des Zweiten Weltkriegs als Angehöriger der Royal Navy auf Wangerooge. Von einem U-Boot abgesetzt und im Sand eingegraben, sollte er einen U-Boot-Bunker beobachten, den es aber in der Realität auf Wangerooge nie gegeben hat.


Literatur

  • Georg Sello: Östringen und Rüstringen. Ad. Littmann, Oldenburg 1928
  • B. E. Siebs: Die Wangerooger, Littmann, Oldenburg 1928, unveränderter Nachdruck Verlag Schuster, Leer 1974, ISBN 3-7963-0038-3
  • Hartung, Wolfgang (Hrsg.): Wangerooge wie es wurde, war und ist. Neue Bearbeitung 1951, Diekmann, Oldenburg
  • Friedrich-Wilhelm Jürgens: Geschichte des Nordseeheilbades Wangerooge 1804 - 1954. C.L.Mettcker & Söhne, Jever 1954
  • Hans Jürgen Jürgens: Zeugnisse aus unheilvoller Zeit. Ein Kriegstagebuch über die Ereignisse 1939-1945 im Bereich Wangerooge-Spiekeroog-Langeoog sowie die Lage im Reich und an den Fronten, C.L.Mettcker & Söhne, Jever 1989, 6. Auflage 2003, ISBN 3-87542-008-X
  • Ed. Temmen: Wangerooge - Illustriertes Reisehandbuch, ISBN 3-86108-422-8
  • Albrecht Eckhardt, Heinrich Schmidt (Hrsg.): Geschichte des Landes Oldenburg. 3. Aufl. Holzberg, Oldenburg 1998, ISBN 3-87358-285-6
  • Hans Patze, Ernst Schubert (Hrsg.): Geschichte Niedersachsens. 3 Bände, Lax, Hildesheim, (letzter Band 3, Teil 1: 1998, ISBN 3-7752-5901-5)
  • Dr. Isolde Wrazidlo: Unterwegs auf Wangerooge, Naturkundlicher Inselführer, Satzwerk Verlag Göttingen 1997, ISBN 3-930333-19-8
  • Malte Werning: Die Inselbahn und ihre Geschichte, Lokrundschau Verlag, Gülzow 1999, ISBN 3-931647-09-9
  • Egbert Nolte: Die Wangerooger Inselbahn, Verlag Kenning, Nordhorn 1999, ISBN 3-933613-07-8
  • E. Oldewurtel: Grüße aus Wangerooge, Frisia Verlag, Staufenberg 1981, ISBN 3-88111-048-8
  • Wangerooge (Kurzführer, Übersichtskarte), KOMPASS Wanderkarte-733, ISBN 3-85491-151-3

Einzelnachweise

  1. Nationalparkhaus Wangerooge
  2. Infostationen des Nationalparks
  3. Wangerooger Inselbote Nr. 7/1973
  4. Schulinspektionsbericht zur Inselschule 2006 pdf
  5. Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband
  6. Grundwasserentnahme im Nationalpark
  7. Wangerooger Inselbote Nr. 11/1994


Wiktionary: Wangerooge – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Wangerooge – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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