„Staat Palästina“ – Versionsunterschied

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Der '''Staat Palästina''' ({{arS|دولة فلسطين|d=Dawlat Filasṭīn}}) wurde am 15. November 1988 in [[Algier]] von der [[Palästinensische Befreiungsorganisation|Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO)]] als Staat der [[Palästinenser]] ausgerufen. Die Gründer beanspruchten das von [[Israel]] seit 1967 besetzte [[Westjordanland]] und den [[Gazastreifen]] mit [[Ostjerusalem]] als Hauptstadt des Staatsgebiets. Da die Ausrufung zu einem Zeitpunkt erfolgte, als sich die PLO im tunesischen Exil befand und keine Kontrolle über die beanspruchten Gebiete ausübte, kam dem Schritt nur symbolische Bedeutung zu.
Der '''Staat Palästina''' ({{arS|دولة فلسطين|d=Dawlat Filasṭīn}}, englisch ''State of Palestine'') ist seit dem 29.&nbsp;November 2012 ein Staat mit [[Beobachterstatus]] (''‘non member observer state’ status'') bei den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]]. Ob der Staat Palästina jedoch die Kriterien eines [[Staat]]es erfüllt, gilt unter Staatsrechtlern als umstritten.<ref>Raphael Ahren: [http://www.timesofisrael.com/after-upgrading-status-un-officially-switches-from-palestine-to-state-of-palestine/ ''After upgrading status, UN officially switches from ‘Palestine’ to ‘State of Palestine’''], The Times of Israel, 25. Dezember 2012</ref>


Die PLO hatte seit 1974 als völkerrechtlich anerkannte Vertretung des palästinensischen Volkes Beobachterstatus bei den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]], seit 1998 konnte sie an Debatten der [[UNO-Generalversammlung|Generalversammlung]] teilnehmen, wenn auch ohne Stimmrecht. Am 29.&nbsp;November 2012 erhielt die Vertretung der PLO den [[Beobachterstatus]] (''‘non member observer state’ status'') als ''Staat Palästina'' bei den Vereinten Nationen.
Der ''Staat Palästina'' war am 15. November 1988 in [[Algier]] von der [[Palästinensische Befreiungsorganisation|Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO)]] ausgerufen worden. Beansprucht wurde der von Israel besetzte [[Gazastreifen]] und das [[Westjordanland]] mit [[Ostjerusalem]] als Hauptstadt, womit die PLO ihren früheren Anspruch auf ganz ''Palästina'' fallen ließ und den [[Staat Israel]] indirekt anerkannte. Da die Ausrufung zu einem Zeitpunkt erfolgte, als sich die PLO im tunesischen Exil befand und keine Kontrolle über die beanspruchten Gebiete ausübte, kam dem Schritt nur symbolische Bedeutung zu.
Die [[Palästinensische Autonomiebehörde]] strebt unter Führung von [[Mahmud Abbas]] die Anerkennung eines Staates Palästina als Vollmitglied bei den Vereinten Nationen sowie die volle [[Staatliche Unabhängigkeit|Souveränität]] über die beanspruchten Gebiete an.


== Vorgeschichte ==
Die [[Palästinensische Autonomiebehörde]] strebt die [[de jure]] Anerkennung eines Staates Palästina als Vollmitglied bei den Vereinten Nationen sowie die volle [[Staatliche Unabhängigkeit|Souveränität]] über die beanspruchten Gebiete an.
Während des [[Völkerbundsmandat für Palästina|britischen Palästinamandats]] begann zwischen arabischen und jüdischen Nationalbewegungen ein Bürgerkrieg um Land und politischen Einfluss. Der [[UN-Teilungsplan für Palästina|UN-Teilungsplan von 1947]], durch den auf dem Gebiet des [[Palästina (Region)|historischen Palästina]] ein jüdischer und ein arabischer Staat entstehen sollte, scheiterte an der Ablehnung der arabischen Seite. Die darauffolgende [[Israel#Gründung des Staates Israel|Staatsgründung Israels]] führte zum [[Palästinakrieg]], der zur Flucht und Vertreibung arabischer Palästinenser führte, die sich an der Seite einer Militärallianz umliegender arabischer Staaten Israel geschlagen geben mussten. Die PLO wurde 1964 mit dem Ziel gegründet, einen unabhängigen palästinensischen Staat gewaltsam zu erzwingen. Der [[Sechs-Tage-Krieg]] drei Jahre später führte zu einer noch prekäreren Situation der PLO, die in den kommenden Jahrzehnten aus Staaten wie [[Jordanien]] und dem [[Libanon]] heraus operierte, dabei jedoch auch in Konflikte mit oder in den jeweiligen Staaten geriet.


== Erringen teilweiser Autonomie ==
== Geschichte ==
Nach der gescheiterten [[Erste Intifada|Ersten Intifada]] der Palästinenser entwickelte sich der [[Oslo-Friedensprozess]], in dem die PLO Verhandlungen mit [[Israel]] aufnahm, das das angestrebte Staatsgebiet seit dem [[Sechstagekrieg|Sechs-Tage-Krieg]] 1967 besetzt hielt. Durch das [[Gaza-Jericho-Abkommen]] wurden die [[Palästinensische Autonomiegebiete|palästinensischen Autonomiegebiete]] geschaffen, in denen die [[Palästinensische Autonomiebehörde|zuständige Autonomiebehörde]] fortan die Kontrolle über Teile des Westjordanlands sowie des Gazastreifens übernahm. Ziel blieb jedoch die Errichtung und internationale Anerkennung eines unabhängigen Staates. Nach der ebenfalls gescheiterten [[Zweite Intifada|Zweiten Intifada]] und dem Tod der langjährigen Führungs- und Identifikationsfigur [[Jassir Arafat]] begann die PLO, anders als die Hamas, ihre Bemühungen um einen unabhängigen Staat vornehmlich auf diplomatischem Wege voranzutreiben.
Während des [[Völkerbundsmandat für Palästina|britischen Palästinamandats]], das die Schaffung einer jüdischen Heimstätte in Palästina beinhaltete, kam es zu teilweise blutigen Aufständen der arabischen Bevölkerung, deren Nationalbewegung mit der jüdischen um politischen Einfluss kämpfte. Der [[UN-Teilungsplan für Palästina|UN-Teilungsplan von 1947]], durch den auf dem Gebiet des [[Palästina (Region)|historischen Palästina]] ein jüdischer und ein arabischer Staat entstehen sollte, scheiterte an der Ablehnung der arabischen Seite. Die darauffolgende [[Israel#Gründung des Staates Israel|Staatsgründung Israels]] führte zum [[Palästinakrieg]], der zur Flucht und Vertreibung von Tausenden von arabischen Palästinensern führte. Der nicht von Israel eroberte Teil des Gebietes westlich des Jordans, das den arabischen Staat bilden sollte, wurde von [[Transjordanien]] erobert und später annektiert, der Gazastreifen kam unter ägyptische Verwaltung.

1964 wurde die PLO von der [[Arabische Liga|Arabischen Liga]] gegründet. Erklärtes Ziel der [[Pan-Arabismus|pan-arabisch]] ausgerichteten Organisation war es, ''Palästina'' durch bewaffneten Kampf zu befreien.<ref>[http://avalon.law.yale.edu/20th_century/plocov.asp 1964 Palestinian National Covenant] (englisch)</ref> Nachdem Israel im [[Sechs-Tage-Krieg]] drei Jahre später die arabischen Armeen besiegt und auch noch den Rest des ehemaligen Mandatsgebiets Palästina erobert hatte, radikalisierte sich die PLO, deren Vorsitz 1969 [[Jassir Arafat]] übernahm. 1974 wurde die PLO von den arabischen Staaten als einzig legitime Vertreterin des palästinensischen Volkes anerkannt. Während Jahrzehnten operierte sie aus Staaten wie [[Jordanien]] und dem [[Libanon]] heraus und geriet dabei auch in Konflikte mit oder in den jeweiligen Staaten und musste sich 1982 nach Tunis zurückziehen.

=== Ausrufung des Staates Palästina ===
Nachdem die [[Erste Intifada]], der erste Aufstand der Palästinenser Ende 1987 ausgebrochen war, wurde am 15. November 1988 in [[Algier]] von der [[Palästinensische Befreiungsorganisation|Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO)]] der ''Staat Palästina'' als Staat der [[Palästinenser]] ausgerufen. Zuvor hatte der jordanische König jeglichen Anspruch auf das Westjordanland aufgegeben. Als Staatsgebiet beansprucht wurde von der PLO der von Israel besetzte Gazastreifen und das Westjordanland mit [[Ostjerusalem]] als Hauptstadt, womit die PLO ihren früheren Anspruch auf ganz ''Palästina'' fallen ließ und den Staat Israel indirekt anerkannte. Da die Ausrufung zu einem Zeitpunkt erfolgte, als sich die PLO im tunesischen Exil befand und keine Kontrolle über die beanspruchten Gebiete ausübte, kam dem Schritt nur symbolische Bedeutung zu.

=== Erringen teilweiser Autonomie ===
1991 kam es zu den [[Madrider Konferenz|Madrider Gesprächen]] und anschließend zu den geheimen Gesprächen zwischen Israelis und Palästinensern, bei denen Norwegen als Gastgeber fungierte, die zur Unterzeichnung des [[Oslo-Friedensprozess|Osloer Abkommens]] im Jahre 1993 führten.
Mit dem [[Gaza-Jericho-Abkommen]] von 1994 wurden die [[Palästinensische Autonomiegebiete|palästinensischen Autonomiegebiete]] geschaffen, in denen die [[Palästinensische Autonomiebehörde|zuständige Autonomiebehörde]] fortan die Kontrolle über Teile des Westjordanlands sowie des Gazastreifens übernahm. Ziel blieb jedoch die Errichtung und internationale Anerkennung eines unabhängigen Staates. Auch nach der [[Zweite Intifada|Zweiten Intifada]] und dem Tod der langjährigen Führungs- und Identifikationsfigur [[Jassir Arafat]] setzte die Palästinensische Autonomiebehörde unter ihrem Präsidenten [[Mahmud Abbas]], anders als die Hamas, ihre Bemühungen um einen unabhängigen Staat vornehmlich auf diplomatischem Wege fort.


== Vereinte Nationen ==
== Vereinte Nationen ==
Die PLO wurde bereits 1974 von den Vereinten Nationen als Interessenvertretung des palästinensischen Volkes anerkannt und erhielt einen Sonderstatus, der es Vertretern der PLO erlaubte, an UN-Sitzungen teilzunehmen, jedoch vorerst ohne Rederecht. Nach der Ausrufung des Staates Palästina 1988 traten die Vertreter der PLO unter diesem Namen vor den Vereinten Nationen auf, 1998 erhielten sie das erweiterte Recht, an Debatten der Generalversammlung teilzunehmen, wenn auch ohne Stimmrecht.
Die PLO wurde bereits 1974 von den Vereinten Nationen als Interessenvertretung des palästinensischen Volkes anerkannt und erhielt einen Sonderstatus, der es Vertretern der PLO erlaubte, an UN-Sitzungen teilzunehmen, jedoch vorerst ohne Rederecht. Nach der Ausrufung des Staates Palästina 1988 traten die Vertreter der PLO unter diesem Namen vor den Vereinten Nationen auf, 1998 erhielten sie das erweiterte Recht, an Debatten der Generalversammlung teilzunehmen, wenn auch ohne Stimmrecht.


Am 29.&nbsp;November 2012 wurde der Status Palästinas zum [[Beobachterstatus|Beobachterstaat]] (''‘non member observer state’ status'') der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] aufgewertet ([[Resolution 67/19 der UN-Generalversammlung|UN-Resolution 67/19]]).<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/historische-abstimmung-in-new-york-un-werten-palaestinenser-mit-beobachterstatus-auf-1.1537670 UN werten Palästinenser mit Beobachterstatus auf] ''Süddeutsche Zeitung, </ref> Der Antrag des palästinensischen Präsidenten [[Mahmud Abbas]] erhielt in der Abstimmung in der Generalversammlung 138 Ja- und neun Nein-Stimmen bei 41 Enthaltungen und fünf Abwesenheiten.<ref>[http://www.un.org/News/Press/docs//2012/ga11317.doc.htm General Assembly Votes Overwhelmingly to Accord Palestine ‘ Non-Member Observer State’ Status in United Nations]. UN General Assembly, 29. November 2012 (englisch), abgerufen am 1. Dezember 2012</ref> Nach der Abstimmung betonte der UNO Generalsekretär [[Ban Ki-moon]], dass die Statusaufwertung jedoch kein Ersatz für direkte Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien darstellt.<ref>[http://www.un.org/News/Press/docs/2012/sgsm14688.doc.htm ''Noting New Status Accorded to Palestine, Secretary-General Tells General Assembly. ‘No Substitute for Negotiations’ in Efforts towards Peace, Two-State Solution''] Pressemitteilung des UN-Generalsekretariats 29. November 2012 (englisch)</ref> Deutschland enthielt sich der Stimme, während u.a. Österreich, die Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg dafür stimmten.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/uno-vollversammlung-stimmt-fuer-palaestina-aufwertung-a-870036.html ''Uno erkennt Palästina als Staat an''] Spiegel online, 29. November 2012, abgerufen am 30. November 2012</ref>
Am 29.&nbsp;November 2012 wurde der Status der PLO<ref>Den Beobachterstatus hat nach wie vor die PLO, denn die United Nations General Assembly resolution 67/19, Recital 14 besagt: “[…] the designation 'Palestine' should be used in place of the designation 'Palestine Liberation Organization' in the United Nations system […]”. Die in der UN-Vollversammlung zu “Palestine” geänderte Bezeichnung ändert nichts daran, dass die PLO, die Ihren Namen nicht geändert hat, den Status innehält.</ref> zum [[Beobachterstatus|Beobachterstaat]] (''‘non member observer state’ status'') der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] aufgewertet ([[Resolution 67/19 der UN-Generalversammlung|UN-Resolution 67/19]]).<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/historische-abstimmung-in-new-york-un-werten-palaestinenser-mit-beobachterstatus-auf-1.1537670 UN werten Palästinenser mit Beobachterstatus auf] ''Süddeutsche Zeitung, </ref> Der Antrag des palästinensischen Präsidenten [[Mahmud Abbas]] erhielt in der Abstimmung in der Generalversammlung 138 Ja- und neun Nein-Stimmen bei 41 Enthaltungen und fünf Abwesenheiten.<ref>[http://www.un.org/News/Press/docs//2012/ga11317.doc.htm General Assembly Votes Overwhelmingly to Accord Palestine ‘ Non-Member Observer State’ Status in United Nations]. UN General Assembly, 29. November 2012 (englisch), abgerufen am 1. Dezember 2012</ref> Nach der Abstimmung betonte der UNO Generalsekretär [[Ban Ki-moon]], dass die Statusaufwertung jedoch kein Ersatz für direkte Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien darstellt.<ref>[http://www.un.org/News/Press/docs/2012/sgsm14688.doc.htm ''Noting New Status Accorded to Palestine, Secretary-General Tells General Assembly. ‘No Substitute for Negotiations’ in Efforts towards Peace, Two-State Solution''] Pressemitteilung des UN-Generalsekretariats 29. November 2012 (englisch)</ref> Deutschland enthielt sich der Stimme, während u.a. Österreich, die Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg dafür stimmten.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/uno-vollversammlung-stimmt-fuer-palaestina-aufwertung-a-870036.html ''Uno erkennt Palästina als Staat an''] Spiegel online, 29. November 2012, abgerufen am 30. November 2012</ref>

Israel reagierte auf den Beschluss der UNO mit einer Forcierung seiner [[Israelische Siedlung|Siedlungspolitik]].<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/nach-uno-erfolg-palaestinas-israel-genehmigt-neuen-siedlungsbau-a-870280.html ''Israel baut Tausende Wohnungen im Westjordanland''] Spiegel online, 30. November 2012, abgerufen am 3. Dezember 2012</ref>
Israel reagierte auf den Beschluss der UNO mit einer Forcierung seiner [[Israelische Siedlung|Siedlungspolitik]].<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/nach-uno-erfolg-palaestinas-israel-genehmigt-neuen-siedlungsbau-a-870280.html ''Israel baut Tausende Wohnungen im Westjordanland''] Spiegel online, 30. November 2012, abgerufen am 3. Dezember 2012</ref>

Am 17. Dezember 2012 teilte der Protokollchef der UNO der palästinensischen Delegation mit, dass sie nun als ständige Vertreter des Staates Palästina (Permanent Observer of the State of Palestine to the United Nations) bezeichnet werden und die UNO nur noch die Bezeichnung „Staat Palästina“ in ihren offiziellen Dokumenten verwendet.<ref>Ali Gharib: [''U.N. Adds New Name: "State of Palestine"'']
The Daily Beast, 20. Dezember 2012</ref>
Anfang Januar 2013 verfügte Abbas, gemäß der offiziellen palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa, auf allen staatlichen Publikationen, Briefmarken und Dokumenten neu die Bezeichnung ''Staat Palästina'' zu verwenden.<ref>[http://www.haaretz.com/news/middle-east/palestinian-authority-officially-changes-name-to-state-of-palestine.premium-1.492065 Palestinian Authority officially changes name to 'State of Palestine'], ''Haaretz'', 5. Januar 2013 (englisch)</ref>


== Umstrittene Staatlichkeit ==
== Umstrittene Staatlichkeit ==
Der Staat Palästina wird derzeit von 131 der 193 UN-Mitgliedsstaaten anerkannt. Ob der Staat Palästina jedoch die Kriterien eines [[Staat]]es erfüllt, gilt unter Staatsrechtlern als umstritten.<ref>Vgl. Felix Dane und Ilona-Margarita Stettner, [http://www.kas.de/wf/doc/kas_23604-544-1-30.pdf?110811142816 „Ein Staat Palästina in den Vereinten Nationen? Voraussetzungen, Positionen und Erwartungen vor der VN-Generalversammlung“], [http://www.kas.de/auslandsinformationen ''KAS-Auslandsinformationen 08/2011''], Berlin 2011, 53–72, hier: 69f</ref> Gründe dafür sind vor allem die nur eingeschränkte Souveränität über das beanspruchte Staatsgebiet durch eine andauernde Besatzung Israels in Teilen des [[Westjordanland]]s, die Unklarheit bezüglich zukünftiger Grenzen eines Staates Palästina, die wirtschaftliche Abhängigkeit der Autonomiebehörde von internationalen Hilfsgeldern sowie der andauernde [[Fatah-Hamas-Konflikt|palästinensische Bürgerkrieg]], der 2007 zur faktischen Teilung der Autonomiegebiete in die Herrschaftsbereiche der radikal-islamischen [[Hamas]] im Gazastreifen und der von der [[Fatah]] kontrollierten Autonomiegebiete im Westjordanland führte. Die Hamas war und ist, anders als die Fatah, kein Bestandteil der PLO.
Die Staatlichkeit Palästinas wird derzeit von 131 der 193 UN-Mitgliedsstaaten anerkannt. Ob der ''Staat Palästina'' jedoch die Kriterien eines [[Staat]]es erfüllt, gilt unter Staatsrechtlern als umstritten.<ref>Vgl. Felix Dane und Ilona-Margarita Stettner, [http://www.kas.de/wf/doc/kas_23604-544-1-30.pdf?110811142816 „Ein Staat Palästina in den Vereinten Nationen? Voraussetzungen, Positionen und Erwartungen vor der VN-Generalversammlung“], [http://www.kas.de/auslandsinformationen ''KAS-Auslandsinformationen 08/2011''], Berlin 2011, 53–72, hier: 69f</ref> Gründe dafür sind vor allem die nur eingeschränkte Souveränität über das beanspruchte Staatsgebiet durch eine andauernde Besatzung Israels in Teilen des [[Westjordanland]]s, die Unklarheit bezüglich zukünftiger Grenzen eines Staates Palästina, die wirtschaftliche Abhängigkeit der Autonomiebehörde von internationalen Hilfsgeldern sowie der andauernde [[Fatah-Hamas-Konflikt|palästinensische Bürgerkrieg]], der 2007 zur faktischen Teilung der Autonomiegebiete in die Herrschaftsbereiche der radikal-islamischen [[Hamas]] im Gazastreifen und der von der [[Fatah]] kontrollierten Autonomiegebiete im Westjordanland führte. Die Hamas war und ist, anders als die Fatah, kein Bestandteil der PLO.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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* [[Israelisch-Palästinensischer Konflikt]]
* [[Israelisch-Palästinensischer Konflikt]]
* [[Palästinensische Autonomiegebiete]]
* [[Palästinensische Autonomiegebiete]]

== Websites ==
*[http://www.un.int/wcm/content/site/palestine/ Permanent Observer Mission of the State of Palestine to the United Nations]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 15. Februar 2013, 14:08 Uhr

Datei:Palestine COA (alternative).svg
Flagge Wappen
Amtssprache Arabisch
Hauptstadt Gaza und Ramallah (provisorisch, Ostjerusalem wird als Hauptstadt beansprucht)
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef Präsident Mahmud Abbas[1]
Errichtung
Zeitzone UTC+2

Der Staat Palästina (arabisch دولة فلسطين, DMG Dawlat Filasṭīn) wurde am 15. November 1988 in Algier von der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) als Staat der Palästinenser ausgerufen. Die Gründer beanspruchten das von Israel seit 1967 besetzte Westjordanland und den Gazastreifen mit Ostjerusalem als Hauptstadt des Staatsgebiets. Da die Ausrufung zu einem Zeitpunkt erfolgte, als sich die PLO im tunesischen Exil befand und keine Kontrolle über die beanspruchten Gebiete ausübte, kam dem Schritt nur symbolische Bedeutung zu.

Die PLO hatte seit 1974 als völkerrechtlich anerkannte Vertretung des palästinensischen Volkes Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen, seit 1998 konnte sie an Debatten der Generalversammlung teilnehmen, wenn auch ohne Stimmrecht. Am 29. November 2012 erhielt die Vertretung der PLO den Beobachterstatus (‘non member observer state’ status) als Staat Palästina bei den Vereinten Nationen.

Die Palästinensische Autonomiebehörde strebt unter Führung von Mahmud Abbas die Anerkennung eines Staates Palästina als Vollmitglied bei den Vereinten Nationen sowie die volle Souveränität über die beanspruchten Gebiete an.

Vorgeschichte

Während des britischen Palästinamandats begann zwischen arabischen und jüdischen Nationalbewegungen ein Bürgerkrieg um Land und politischen Einfluss. Der UN-Teilungsplan von 1947, durch den auf dem Gebiet des historischen Palästina ein jüdischer und ein arabischer Staat entstehen sollte, scheiterte an der Ablehnung der arabischen Seite. Die darauffolgende Staatsgründung Israels führte zum Palästinakrieg, der zur Flucht und Vertreibung arabischer Palästinenser führte, die sich an der Seite einer Militärallianz umliegender arabischer Staaten Israel geschlagen geben mussten. Die PLO wurde 1964 mit dem Ziel gegründet, einen unabhängigen palästinensischen Staat gewaltsam zu erzwingen. Der Sechs-Tage-Krieg drei Jahre später führte zu einer noch prekäreren Situation der PLO, die in den kommenden Jahrzehnten aus Staaten wie Jordanien und dem Libanon heraus operierte, dabei jedoch auch in Konflikte mit oder in den jeweiligen Staaten geriet.

Erringen teilweiser Autonomie

Nach der gescheiterten Ersten Intifada der Palästinenser entwickelte sich der Oslo-Friedensprozess, in dem die PLO Verhandlungen mit Israel aufnahm, das das angestrebte Staatsgebiet seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzt hielt. Durch das Gaza-Jericho-Abkommen wurden die palästinensischen Autonomiegebiete geschaffen, in denen die zuständige Autonomiebehörde fortan die Kontrolle über Teile des Westjordanlands sowie des Gazastreifens übernahm. Ziel blieb jedoch die Errichtung und internationale Anerkennung eines unabhängigen Staates. Nach der ebenfalls gescheiterten Zweiten Intifada und dem Tod der langjährigen Führungs- und Identifikationsfigur Jassir Arafat begann die PLO, anders als die Hamas, ihre Bemühungen um einen unabhängigen Staat vornehmlich auf diplomatischem Wege voranzutreiben.

Vereinte Nationen

Die PLO wurde bereits 1974 von den Vereinten Nationen als Interessenvertretung des palästinensischen Volkes anerkannt und erhielt einen Sonderstatus, der es Vertretern der PLO erlaubte, an UN-Sitzungen teilzunehmen, jedoch vorerst ohne Rederecht. Nach der Ausrufung des Staates Palästina 1988 traten die Vertreter der PLO unter diesem Namen vor den Vereinten Nationen auf, 1998 erhielten sie das erweiterte Recht, an Debatten der Generalversammlung teilzunehmen, wenn auch ohne Stimmrecht.

Am 29. November 2012 wurde der Status der PLO[2] zum Beobachterstaat (‘non member observer state’ status) der Vereinten Nationen aufgewertet (UN-Resolution 67/19).[3] Der Antrag des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas erhielt in der Abstimmung in der Generalversammlung 138 Ja- und neun Nein-Stimmen bei 41 Enthaltungen und fünf Abwesenheiten.[4] Nach der Abstimmung betonte der UNO Generalsekretär Ban Ki-moon, dass die Statusaufwertung jedoch kein Ersatz für direkte Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien darstellt.[5] Deutschland enthielt sich der Stimme, während u.a. Österreich, die Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg dafür stimmten.[6] Israel reagierte auf den Beschluss der UNO mit einer Forcierung seiner Siedlungspolitik.[7]

Umstrittene Staatlichkeit

Die Staatlichkeit Palästinas wird derzeit von 131 der 193 UN-Mitgliedsstaaten anerkannt. Ob der Staat Palästina jedoch die Kriterien eines Staates erfüllt, gilt unter Staatsrechtlern als umstritten.[8] Gründe dafür sind vor allem die nur eingeschränkte Souveränität über das beanspruchte Staatsgebiet durch eine andauernde Besatzung Israels in Teilen des Westjordanlands, die Unklarheit bezüglich zukünftiger Grenzen eines Staates Palästina, die wirtschaftliche Abhängigkeit der Autonomiebehörde von internationalen Hilfsgeldern sowie der andauernde palästinensische Bürgerkrieg, der 2007 zur faktischen Teilung der Autonomiegebiete in die Herrschaftsbereiche der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen und der von der Fatah kontrollierten Autonomiegebiete im Westjordanland führte. Die Hamas war und ist, anders als die Fatah, kein Bestandteil der PLO.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. PLO asks Mahmud Abbas to be acting president of “state of Palestine”, Al Jazeera vom 8. Mai 2005
  2. Den Beobachterstatus hat nach wie vor die PLO, denn die United Nations General Assembly resolution 67/19, Recital 14 besagt: “[…] the designation 'Palestine' should be used in place of the designation 'Palestine Liberation Organization' in the United Nations system […]”. Die in der UN-Vollversammlung zu “Palestine” geänderte Bezeichnung ändert nichts daran, dass die PLO, die Ihren Namen nicht geändert hat, den Status innehält.
  3. UN werten Palästinenser mit Beobachterstatus auf Süddeutsche Zeitung,
  4. General Assembly Votes Overwhelmingly to Accord Palestine ‘ Non-Member Observer State’ Status in United Nations. UN General Assembly, 29. November 2012 (englisch), abgerufen am 1. Dezember 2012
  5. Noting New Status Accorded to Palestine, Secretary-General Tells General Assembly. ‘No Substitute for Negotiations’ in Efforts towards Peace, Two-State Solution Pressemitteilung des UN-Generalsekretariats 29. November 2012 (englisch)
  6. Uno erkennt Palästina als Staat an Spiegel online, 29. November 2012, abgerufen am 30. November 2012
  7. Israel baut Tausende Wohnungen im Westjordanland Spiegel online, 30. November 2012, abgerufen am 3. Dezember 2012
  8. Vgl. Felix Dane und Ilona-Margarita Stettner, „Ein Staat Palästina in den Vereinten Nationen? Voraussetzungen, Positionen und Erwartungen vor der VN-Generalversammlung“, KAS-Auslandsinformationen 08/2011, Berlin 2011, 53–72, hier: 69f