„Soziolekt“ – Versionsunterschied

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Einige Gruppensprachen heben sich ''besonders deutlich'' von der Umgangssprache ab. Hier wären unter anderem zu nennen:
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* [[Argot]] (ursprünglich Bettler- und Gaunersprache des mittelalterlichen Frankreich)
* [[Seemannssprache]]
* [[Bergmannssprache]]
* [[Bildungsjargon]]
* [[Computerspieler-Jargon]]
* [[Drogenjargon]]
* [[Druckersprache]] (in Deutschland kaum mehr vorhanden)
* [[Gefängnissprache|Gefängnis-Jargon]]
* [[Gefängnissprache|Gefängnis-Jargon]]
* [[Geheimsprache]]n
* [[Graffiti-Jargon]]
* [[Hip-Hop-Jargon]]
* [[Jägersprache]] (s. a. [[Jägerlatein]])
* [[Jenische Sprache|Jenisch]]
* [[Jenische Sprache|Jenisch]]
* [[Jugendsprache]]
* [[Juristendeutsch]]
* [[Sprache Kanaans]]
* [[Militärischer Befehl|Kommandosprachen]] etwa beim [[Militär]]
* [[Lunfardo]]
* [[Manische Sprache|Manisch]]
* [[Manische Sprache|Manisch]]
* [[Masematte]]
* [[Masematte]]
* [[Mattenenglisch]]
* [[Mattenenglisch]]
* [[Netzjargon]]
* [[Rotwelsch]]
* [[Rotwelsch]]
* [[Ruhrdeutsch]]
* [[Ruhrdeutsch]]
* [[Schülersprache]]

* [[Argot]]
* [[Seemannssprache]]
* [[Lunfardo]]
* [[Graffiti-Jargon]]

* [[Jugendsprache]]
* [[Jägersprache]] (s.a. [[Jägerlatein]])
* [[Studentensprache]] (historisch bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, heute nur noch in Resten für spezielle Begriffe in [[Studentenverbindung]]en gebräuchlich)
* [[Sportjargon]] sowie Gruppensprachen in einzelnen [[Sport]]arten
* [[Militärischer Befehl|Kommandosprachen]] - etwa beim [[Militär]]
* [[Soldatensprache]]
* [[Soldatensprache]]
* [[Sportjargon]] sowie Gruppensprachen in einzelnen [[Sport]]arten
* [[Geheimsprache]]n
* [[Studentensprache]] (historisch bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, heute nur noch in Resten für spezielle Begriffe in [[Studentenverbindung]]en gebräuchlich)
* [[Verwaltungssprache]]
* [[Wissenschaftssprache]]


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 21. Januar 2014, 02:28 Uhr

Als Soziolekt oder Gruppensprache werden in der Soziolinguistik diejenigen Varietäten bezeichnet, die durch eine bestimmte Gruppe (z. B. Altersgruppe) hervorgebracht sind bzw. allgemein auf gesellschaftlichen Faktoren beruhen.[1]

Gruppensprachen unterscheiden sich von der Umgangssprache und der Hochsprache u. a. dadurch, dass ihre Begriffe eindeutig bezeichnet sind, aber in der Regel nur innerhalb der jeweiligen Gruppe verständlich sind oder verwendet werden. In dieser Hinsicht bildet auch jede Fachsprache eine Gruppensprache, nämlich die der Gruppe der jeweiligen Fachleute. Auch Grammatik und Intonation können sich unterscheiden.

Obwohl Soziolekte traditionell als Sonderfall von Dialekten aufgefasst wurden, geht man heute oft auch den umgekehrten Weg und rechnet die Dialekte zu den Soziolekten. Eigentlich aber sind Dialekte alle einer Sprache zugeordneten Varietäten, die man sowohl geographisch (horizontal) als auch nach sozialen Faktoren (vertikal) einordnen kann. Danach wären sowohl die Standardsprache als auch die Umgangssprache in einer bestimmten Ausformung Dialekte (im besonderen Soziolekte).

Gruppenprofile innen und außen

Innerhalb einer Gesamtgesellschaft existieren vielfältige Gruppen mit spezifischen Gruppenzielen, einem entwickelten Normensystem und einem resultierenden „Wir-Gefühl“. Eine Gruppensprache ermöglicht der Gruppe eine gemeinsam erlebte Geschichte unter sich zu teilen und prägt kommunikatives Handeln. Ein kontinuierliches Praktizieren ist Bedingung für eine längere Existenzdauer. Die Gruppenzugehörigkeit drückt sich durch Abzeichen und Signale sowohl nichtsprachlicher (Arbeitskleidung, Tracht, etc.) als auch sprachlicher Art aus. Am wichtigsten sind dabei diejenigen mit der stärksten Differenzierungskraft und dem größten Wiedererkennungswert.

Gruppenvielfalt und metasprachliche Heterogenität

Gruppenprofile sind nur im Kontrast „Wir – die Anderen“ denkbar. Es benötigt ein ganzheitliches Kollektiv: Die Gesamtsprache. „Sprachen in der Sprache“ (Beispiele: Geheimsprachen, Berufssprachen, Jägersprache, etc.)

Eine soziologisch homogene und umfassende Theorie der Gruppen ist nur schwer zu formulieren; sie müsste topographische Aspekte (Lokalgruppen), altersspezifische Aspekte (Jugendgruppen), fachorientierte Gruppen (Expertengruppen) und das gesamtgesellschaftliche Wertesystem (Kontragruppen) umfassen. Dieselben Teilsprachen können unter unterschiedlichen Gruppendeklarationen registriert sein. Es gibt sowohl Kontakt zwischen Gruppen und als auch die aktive Existenz eines Einzelnen in mehreren Gruppen (von Monokultur zu Multikultur). Gruppengrenzen überwindende Vermittlungsarten sind notwendig. Die Sprachkompetenz aller Gesellschaftsmitglieder und aller Gruppen präsentiert sich als Standardsprache. Gegenüber ihr sind alle anderen Teilsprachen konsequenterweise Gruppensprachen.

Gemeinsamkeiten und Besonderheiten

Anhand des Anlasses zur Gruppenbildung lassen sich zwei Prototypen zur Differenzierung schaffen:

  • Fachsprache – Kennzeichen: Kognitive Aspekte, Wissen durch Fachwörter, verschriftlicht.
  • Sondersprache – Kennzeichen: Soziale Aspekte, gemeinschaftsstiftend, beinahe nur mündlich.

Der Vorteil einer Gruppensprache ist es, Nicht-Zugehörige durch Kodierung bewusst auszuschließen. Die Umkodierung von Lexemformen findet durch Neu-Semantisierung von assoziationsreichem Inhalt statt, dies ist ein Charakteristikum der Sprachverformung.

Im Verlauf der Kulturgeschichte entstand oftmals eine Mischsprache aus Fach- und Sondersprache. Ein Beispiel dafür ist die Sprache der Jäger, die fachliche Vertiefung des Wissens (auch für Dritte) und andererseits einen standessprachlichen Anteil der Exklusivität schafft. Eine Fachsprache verneint zwar Merkmale des bewusst isolierenden Sprachgebrauchs, jedoch zeigt das Beispiel der Alchemisten, oder die Art wie in unserer Zeit mit Firmengeheimnissen umgegangen wird, die Wichtigkeit von Fachsprachen als „Jargon“.

Die soziale Einheit der Handelnden. Gruppensprache zwischen Fach- und Berufsgemeinschaft

Der soziale Kontakt zwischen fachlich Handelnden führt zu gemeinschaftsbezogenen Sprachanteilen. So ist beispielsweise die Handwerkssprache zugleich Fachsprache und die Sprache der Gemeinschaft. Es ist unbestritten, dass gemeinsames Fachwissen und Versprachlichung auch gruppenstiftend wirken. Unter dem Begriff der „Berufssprache“ lassen sich dabei Fach- und Sondersprache zusammenfassen.

Der dritte Prototyp

Als dritter Prototyp lassen sich Gruppensprachen von Parteien, Religionsgemeinschaften, politischen Gruppierungen und ähnlichem auffassen. Dabei steht die Gruppenstabilität im Vordergrund, jedoch mit dem Ziel der Vermehrung der Gruppenmitglieder durch Öffentlichkeitsarbeit. Sprache dient hier dem unmittelbaren Kontakt zwischen Gruppenpräsentanten und Interessierten.

Defizithypothese

Wichtige Untersuchungsgebiete der Soziolinguistik sind der spezifische Sprachgebrauch sozialer Schichten und das Auftreten von Sprachbarrieren. In seiner Defizithypothese unterscheidet Basil Bernstein zwischen restringiertem und elaboriertem Sprachcode. Kritik erfuhr Bernsteins Hypothese von Seiten der US-amerikanischen Soziolinguistik der 1970er Jahre, allen voran von William Labov.

Beispiele von Gruppensprachen

Einige Gruppensprachen heben sich besonders deutlich von der Umgangssprache ab. Hier wären unter anderem zu nennen:

Siehe auch

Literatur

  • Michael Hoffmann: Funktionale Varietäten des Deutschen – kurz gefasst. Universitäts-Verlag, Potsdam 2007, ISBN 978-3-939469-74-2 (Volltext).
  • Dieter Möhn: Fachsprachen und Gruppensprachen. = Special languages and group languages. In: Lothar Hoffmann (Hrsg.): Fachsprachen. Ein internationales Handbuch zur Fachsprachenforschung und Terminologiewissenschaft. = Languages for special purposes (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 14, 1). Halbband 1. de Gruyter, Berlin u. a. 1998, ISBN 3-11-011101-2, S. 168–181.
  • Georg Schuppener: Bibliographie zur Sondersprachenforschung (= Sondersprachenforschung 6). Harrassowitz, Wiesbaden 2002, ISBN 3-447-04510-8.

Einzelnachweise

  1. Gerhard Helbig: Deutsch als Fremdsprache: ein internationales Handbuch, Part 1. Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Volume 19, S. 527, De Gruyter, 2001