Sophie Sander

Sophie Sander geb. Diederichs (* 26. Oktober 1768 in Pyrmont; † 21. März 1828 in Berlin) war eine Salonière.

Sophie Sander wurde als jüngste Tochter des Hannoverschen Brunnen-Kommissarius Diederichs in Bad-Pyrmont geboren. Sie erhielt eine sorgfältige Erziehung und verlebte ihre Jugend abwechelnd in Bad-Pyrmont und in Hannover. Früh wurden ihre Schönheit, ihr Charme und ihre Fähigkeit zu geistreicher Ironie bemerkt. Nachdem sie lange als alleinstehende Frau gelebt hatte, heiratete sie im Jahre 1795 den Verleger Johann Daniel Sander. Jener war als Sohn eines Magdebruger Handwerksmeisters geboren worden. Nach seinem Theologiestudium in Halle erhielt Sander im Jahre 1780 eine feste Anstellung an der Berliner Realschule für Knaben. Fünf Jahre später 1785 nahm er die Stelle als Chefredakteur der "Berliner Zeitung" an. 1789 wechselte er als Lektor zum Berliner Verlag Buchhdlg. Voß, bis er am 19. Dezember 1798 die Weversche Verlags- und Sortimentbuchandlung kaufte. Sander baute den verrlag systematisch auf, indem er neue, junge Schriftsteller, wie Karl August Böttiger und Lafontaine unter Vertrag nahm.[1].

Sophie Sander gelang es - auf Anregung ihres Mannes - schnell einen eigenen literarischen Salon aufzubauen, der in den Jahren um 1800 primär von Autoren besucht wurde, die bei ihrem Ehemann unter Vertrag standen. Zwar war die Gründung des Salons auf die Initiative Daniel Sanders zurückgegangen, der sein Haus zu einem Treffpunkt für Berliner Gelehrte und Literaten machen wollte, doch schon bald bildete die hübsche, lebhafte und schlagfertige Sophie den Mittelpunkt des Salons.[2].

Zwischen 1800 und 1806, dann erneut um 1810, war der Salon der Sanders in der Breiten Straße Nummer 23von großer Bedeutung für die Berliner Frühromantik. Sophie Sanders Salon war der erste bildungsbürgerliche Salon der von einer Frau unterhalten wurde, die nicht jüdischer Herkunft war. [3]. Sie empfing andere bekannte Salonnièren wie Rahel Levin und die die Dichter des "Nordsternbundes". Zu den Paten ihrer 1801 geborenen Tochter Emilie zählten Goethe, den Sophie Sander in Leipzig kennen gelernt hatte und mit dem sie korrespondierte, und Jean Paul, der bei ihr zu Gast gewesen war und sie sehr schätzte.

Die Blützeit des Salons der Sanders war bereits im Jahre 1805 vorbei. Geschäftliche Probleme des Verlages, die sich mit der Niederlage Preußens im Jahre 1806 noch verschlimmerten, führten zu schweren psychischen Problemen bei Johann Daniel Sander, der im gleichen Jahr erstmalig in eine Irrenanstalt eingewiesen wurde. Um eine weitere Einnahmequelle zu erhalten, eröffnete Sophie Sander im Jahre 1809 ein Mädchenpensionat. Im Jahre 1810 versuchte sie ihren früheren geselligen Salon auferstehen zu lassen, konnte jedoch nicht an ihre alten Erfolge anknüpfen. [4].


Zu den Gästen der Sanders gehörten u. a. die Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt, Heinrich von Kleist, Karl August Böttiger, Friedrich Schlegel, Clemens Brentano, Johannes von Müller, Zöllner, Carl Friedrich Zelter, Adam Heinrich Müller, Johann P. F. Ancillon, Franz Theremin, Adelbert von Chamisso, August Wilhelm Schlegel, Goethe und Jean Paul. Sie war befreundet mit Joachim Heinrich Campe und Johann Wilhelm Ludwig Gleim und stand im Briefwechsel mit Heinrich von Kleist, Adam Heinrich Müller, Zacharias Werner und Johann Gottfried Herder, sowie dessen Ehefrau Maria Karoline Flachsland.

Aufgrund eines unvorteilhaften Berichts von Ludwig Geiger über Sophie Sander steht ihr Salon in der Rezeption hinter den Literarischen Salons von Henriette Herz und Rahel Levin zurück.


Literatur

Gaus, Detlef; Geselligkeit und Gesellige. Bildung, Bürgertum und bildungsbürgerliche Gesellschaft um 1800. Verlag J.B.Metzler, Weimar/Stuttgart 1998.

Wilhelmy-Dollinger, Petra; Die Berliner Salons. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2000.


  1. Gaus, Detlef; Geselligkeit und Gesellige. Bildung, Bürgertum und bildungsbürgerliche Kultur um 1800. Verlag J.B. Metzler, Weimar/Stuttgart 1998, S. 137.
  2. Wilhelmy-Dollinger, Petra; Die Berliner Salons. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2000, S. 82.
  3. Wilhelmy-Dollinger; Petra; Berlin 2000, S. 82.
  4. Gaus, Detlef; Weimar/Stuttgart 1998, S. 138.