Siouxsie and the Banshees

Siouxsie and the Banshees
Allgemeine Informationen
Genre(s)anfangs Punk,
später Gothic, New Wave
Gründung1976
Auflösung1995
2002 nach einmaligem Comeback
Websitehttp://www.siouxsieandthebanshees.co.uk/
Gründungsmitglieder
Siouxsie Sioux
Steve Severin
Marco Pirroni
Sid Vicious
Letzte Besetzung
Gesang
Siouxsie Sioux
Bass
Steve Severin
Gitarre
Knox Chandler (1995, 2002)
Schlagzeug
Budgie (seit 1979)
Ehemalige Mitglieder
Gitarre
John McKay (1977-1979)
Gitarre
Robert Smith (1979-1980, 1982-1984)
Gitarre
John McGeoch (1980-1982)
Gitarre
John Valentine Carruthers (1984-1987)
Gitarre
Jon Klein (1987-1995)
Schlagzeug
Kenny Morris (1977-1979)
Martin McCarrick (1987-1995)

Die Band Siouxsie & the Banshees entstammt der Pionierphase des britischen Punk. Während der Zeit der New-Wave-Bewegung wandelte die Gruppe ihren Stil in Richtung Gothic.

Bandgeschichte

Vorgeschichte

Die Sängerin Siouxsie Sioux (eigentlicher Name Susan Janet Ballion, * 27. Mai 1957) und ihr langjähriger Freund und Mitmusiker Steve Severin - eigentl. Steve Bailey, den Künstlernamen Severin entnahm er Leopold von Sacher-Masochs Roman Venus im Pelz - gehörten ab 1975/76 zum sogenannten „Bromley Contingent“, einer Gruppe modebewusster, treuer Fans der Sex Pistols aus dem Süden Londons. Billy Idol zählte ebenfalls zu dieser einflussreichen Artschool-Fanfraktion, die zur Geschichte der Pistols gehört wie Malcolm McLaren oder Vivienne Westwood. Sie folgten den Pistols bis nach Frankreich.

Im Dezember 1976, lange vor Abschluss ihres ersten Plattenvertrages, erlangte Siouxsie einige Berühmtheit, als sie während eines Sex Pistols-TV-Interviews den Moderator Bill Grundy zu einer schlüpfrigen Bemerkung inspirierte, welche die Pistols mit wüsten Beschimpfungen beantworteten. Die Pistols wurden daraufhin von ihrer Plattenfirma gefeuert, Grundy verlor seine Show.

Punk Avantgarde

Die Banshees hatten ihren ersten Auftritt am 20. September 1976 im Londoner 100 Club; die Show dauerte 20 Minuten und wurde gefolgt von einem Gig der Punkband The Clash. Glaubt man den Überlieferungen, war es wohl eher nichts für musikalisch empfindsame Ohren; Siouxsie & the Banshees taten sich zunächst stärker durch optische als durch akustische Prägnanz hervor. Vor allem Frontfrau Siouxsie Sioux fiel durch ihre Kleidung auf. Sie trug damals einen an S/M- und Fetisch-Mode erinnernden Stil; Fischnetz-Strümpfe, hochhackige Stilettos, durchsichtige Plastikblusen u.Ä. Siouxsie war die wandelnde Mode-Avantgarde-Ikone des Punk; schließlich hatte sie bereits 1975 blau gefärbte Haare getragen. Zu ihren prägenden musikalischen Einflüssen zählten damals z.B. Nico und Patti Smith.

Kontroversen löste Siouxsie aus, als man sie Hakenkreuz-Symbole wie Modeschmuck tragen sah. Zweifellos eine Punk-Provokation, zogen solche Signale auch die falschen Leute, wie z.B. Mitglieder der neofaschistischen British National Front an. Später stellte Siouxsie klar: „Die Nazis waren nicht nur antisemitisch - sie waren gegen alle, die anders waren. Gegen mich wären sie auch gewesen.“

In der Urformation der Banshees spielte Simon Ritchie die Drums, der unter dem Namen Sid Vicious bei den Sex Pistols später den Bass bediente und nach seinem Drogentod 1979 zur Legende wurde. Die Gitarre spielte damals Marco Pirroni, der später mit Adam and the Ants berühmt wurde. Bevor Kenny Morris und John McKay zur Band stießen, testete man einen Drummer namens Dixon, der jedoch nicht über das nötige Können verfügte. Außerdem spielte Pete Fenton (auch bekannt als PT Fenton), der während eines Auftritts auf der Bühne gefeuert wurde, kurzzeitig Gitarre.

Die Banshees mussten lange auf einen Plattenvertrag warten; ähnlich den Slits, der anderen Punkband mit weiblichen Leadern. Immerhin gab ihnen der bekannte Radio-DJ John Peel eine Chance. Dann endlich, nach einigen Absagen, machte Polydor im Juni 1978 den Weg für die Band frei. Mit der Single »Hong Kong Garden« stürmten die Banshees bereits im August auf Platz 3 der britischen Charts. Wenig später wurde die dazugehörige LP „The Scream“ nachgereicht.

Gothic & Wave

Um 1981 änderten die Banshees langsam ihren Stil, aus dem knalligen Punk Siouxsie Sioux war die eher dunkel gewandete „Goth Goddess“ Sioux geworden. Siouxsie & the Banshees gingen mit der Zeit und überlebten so das große Sterben namenloser Punkbands in diesen Jahren. Auch hatte der Begriff „Punk“ nun definitiv die Mainstream-Medien erreicht und war zum Etikett verkommen. Nicht zuletzt deshalb ging Siouxsie neue Wege. Die frühen Alben der Banshees nennt die Kritik „eerie, echoey, urban and accessible“. Aus diesen Jahren stammen auch Banshees-Klassiker wie „Monitor“ oder „Spellbound“.

Umbesetzungen hat es in der Gruppe immer wieder gegeben, vor allem die Position des Gitarristen wurde häufig neu besetzt. Als 1979 der Drummer Kenny Morris und der Gitarrist John McKay die Band nach einem Streit während einer Autogrammstunde im schottischen Edinburgh verließen, wurde Robert Smith ersatzweise neuer Gitarrist, der damals mit seiner Band The Cure im Vorprogramm spielte. Neuer Mann an den Drums wurde Budgie, der bis zur Auflösung zum Stamm der Band gehörte. Ein Jahr später wurde Smith schließlich durch einen neuen, fest zur Band gehörenden Gitarristen ersetzt: John McGeoch, der zuvor bei Magazine spielte. Mit McGeoch an der Gitarre spielte die Band drei der besten Alben ein und galt als eine der besten Livebands dieser Zeit. 1982 spielte McGeoch nach ernsten Alkoholproblemen und der Kombination mit Valium während eines Konzerts in Spanien die falsche Melodie und wurde erneut durch Robert Smith ersetzt. Smith blieb bis 1984 bei den Banshees, jedoch stimmte die Chemie zwischen ihm und Siouxsie nicht, da Robert Smith Siouxie's Look imitierte und er ihrer Meinung nach musikalisch nicht viel beisteuerte, sondern während der Aufnahmen zu „Hyaena“ nur kichernd und murmelnd durch das Studio schlich. Smith stieg 1984 wieder aus, brachte vorher aber noch gemeinsam mit Bassist Severin als „The Glove“ ein beachtenswertes Album heraus, und wurde nach Empfehlung der Plattenfirma durch John Valentine Carruthers ersetzt. Carruthers fügte sich jedoch nie richtig in die Band ein, zudem mangelte es ihm an der gewünschten Kreativität. 1987 trennte man sich vor der anstehenden Tournee von Carruthers und ersetzte ihn durch Jon Klein (ehemals bei The Europeans, Specimen). Zudem erweiterte man die Band um ein weiteres Mitglied, da man mittlerweile einen Keyboarder brauchte. Die Wahl fiel auf das instrumentale Multitalent Martin McCarrick (Keyboards, Cello, Akkordeon), der bereits zuvor mit der Band gearbeitet hatte. Das erste Album der nun fünfköpfigen Band wurde 1988 „Peepshow“. Das Album - von der Band selbst als deren Meisterstück bezeichnet - läutete eine neue musikalische Richtung ein, ohne jedoch die Wurzeln zu verleugnen. Die erste Single „Peek-A-Boo“ erreichte Platz 1 der Modern Rock Tracks Charts des Billboard Magazine, der dazugehörige Videoclip erhielt mehrere Auszeichnungen und Nominierungen. Ähnlich populär und ästhetisch wurden auch die Videoclips der beiden folgenden Singles „The Killing Jar“ und „The Last Beat of my Heart“, wobei letzteres ohne sichtbares Schnitt auskommt.

Wichtig in Siouxsies Leben ist auch der Mitmusiker Budgie (eigentlich Peter Clark) geworden, ein ehemaliger Kunststudent, welcher von den schon erwähnten Slits kam, Siouxsies Drummer und Partner wurde und sie schließlich 1991 heiratete.

Ausflug in die Popmusik & das Ende der Band

Siouxsie & the Banshees steuerten mit den Jahren einen zunehmend poppigeren Stil an und wurden auch in den Charts erfolgreicher. Man huldigte zwar noch den alten Vorbildern, etwa Iggy Pop mit einer Version seines Passenger, dennoch stellte sich nach und nach eine gewisse Abmilderung des einst rebellischen Charakters der Banshees ein. Immerhin: Ihre Coverversion des Beatles-Songs „Dear Prudence“ erreichte im Herbst 1983 Platz 3 der britischen Charts. Ferner waren Siouxsie & the Banshees mit einen Song auf dem Soundtrack zum Film „Batman Returns“ vertreten und mit dem von Stephen Hague produzierten Album Superstition waren sie 1991, ohne sich zu verleugnen, vollends im Mainstream angelangt. Es war eine melancholische und dennoch leichte Pop-Platte, die aber nicht alle Bandmitglieder zufriedenstellen konnte. Steven Severin mochte Superstition, während Martin McCarrick die unspontane und technische Arbeitsweise von Stephen Hague beklagte. Jon Klein litt unter der Haltung Hagues, der sich damals in einer Anti-Gitarren-Phase befand und - wie auch bei seiner Arbeit für die Pet Shop Boys, New Order und Erasure - auf Keyboards setzte. Siouxsie selbst hasste die Aufnahmen zu Superstition und ihre von Hague viel zu hoch abgemischte Stimme. Allerdings wurde Superstition in einigen Ländern äußerst erfolgreich, die erste Single „Kiss them for me“ erreichte in den USA sogar die Top10. Während dieser Zeit tourten Siouxsie and the Banshees auch als Headliner des ersten Lollapalooza Festivals durch die USA.

1995 lösten sich die Siouxsie & the Banshees nach einem letzten Album und der dazugehörigen Tournee schließlich auf, da die Chemie innerhalb der Band nicht mehr stimmte. Siouxsie und Severin waren immer öfter geteilter Meinung, Budgie beklagte die mangelnde Akzeptanz seiner Ideen seitens Severin. Zudem wurde die angestammte Plattenfirma von einem multinationalen Konzern aufgekauft und Siouxsie hatte mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Das damalige Studioalbum „The Rapture“ produzierte John Cale, ehemals Musikerkollege von Nico, Mitglied von The Velvet Underground und Produzent von Patti Smith. „The Rapture“ wurde wieder gitarrenlastiger und dunkler als der Vorgänger, jedoch zeigte sich die Band von der Zusammenarbeit mit John Cale sehr enttäuscht, der auch die schlechtesten Songs des Albums produzierte. Nach Veröffentlichung des Albums und noch vor der Tournee kam es zum Bruch mit Jon Klein, der als am längsten in der Band verbliebene Gitarrist in die Bandgeschichte einging. Nachfolger wurde Knox Chandler (Ex-Psychedelic Furs), der erste Amerikaner in der Band, der auch bis heute immer wieder mit Siouxsie und Budgie zusammenarbeitet. Nach einer längeren Pause folgte die Wiederbelebung von Siouxsies und Budgies Nebenprojekt The Creatures, zudem wurde der Plattenlabel „Sioux Records“ gegründet. Im Jahr 2002 unterbreitete man der Band das Angebot, beim Coachella Music&Arts Festival aufzutreten. Nach kurzer Überlegung taten sich die Banshees noch einmal zusammen und tourten durch die USA und gaben einige Konzerte in England und Japan. „Wir können in den USA immer noch Hallen mit 15.000 Zuschauern füllen“ meinte Siouxsie. Die Band löste sich danach aber wieder und diesmal auch endgültig auf, da das Verhältnis zwischen Siouxsie und Severin mittlerweile zu zerrüttet war. Im selben Jahr erschien eine autorisierte Biographie der Banshees.

Budgie und Siouxsie privatisieren heute in Frankreich, irgendwo zwischen Toulouse und Bordeaux. Auch The Creatures wurden aufgelöst und so widmet sich Siouxsie nun offiziell ihrer Solokarriere, die mit der „An Evening with.... Siouxsie“ Tour im Jahr 2004 begann. Im Sommer 2006 unterzeichnete sie einen Vertrag mit dem Label „W14“ (Teil von Universal Records), der von John Williams geleitet wird, mit dem Siouxsie bereits Ende der 80er bei Polydor zusammenarbeitete. Das erste Soloalbum wird laut der Information auf der offiziellen Homepage (www.siouxsie.com)im September 2007 erwartet.Vorab soll ebenfalls eine Single mit dem Titel "Into a Swan" im Juli/August 2007 erscheinen. Steve Severin komponiert und produziert u.a. Filmmusik, arbeitet als Journalist und gründete mit seiner Ehefrau Arban die Band „Darling Hate“.

Trivia

Der Name der Sängerin und auch der Band wird selbst in Fankreisen meist falsch, nämlich buchstabengetreu ausgesprochen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um ein Wortspiel mit dem Namen des Indianerstamms der Sioux, der "Su" oder "Zu" ([suː]) ausgesprochen wird. Die korrekte Aussprache von Siouxsie ist also in etwa "Susi", mithin die Verniedlichungsform (Diminutiv) von Siouxsies bürgerlichem Vornamen Susan.

Diskografie

Singles

  • 1978 · Hong Kong Garden
  • 1979 · The Staircase (Mystery)
  • 1979 · Playground Twist
  • 1979 · Mittageisen
  • 1980 · Happy House
  • 1980 · Christine
  • 1980 · Israel
  • 1981 · Spellbound
  • 1981 · Arabian Knights
  • 1982 · Fireworks
  • 1982 · Slowdive
  • 1982 · Melt!
  • 1983 · Dear Prudence
  • 1983 · Head Cut (fan club only)
  • 1984 · Swimming Horses
  • 1984 · Dazzle
  • 1985 · Cities in Dust
  • 1986 · Candyman
  • 1987 · This Wheel's on Fire
  • 1987 · The Passenger
  • 1987 · Song from the Edge of the World
  • 1988 · Peek-A-Boo
  • 1988 · The Killing Jar
  • 1988 · The Last Beat of my Heart
  • 1991 · Kiss them for me
  • 1991 · Shadowtime
  • 1990 · Fear (of the Unknown) (USA only)
  • 1992 · Face to Face
  • 1994 · O Baby
  • 1995 · Stargazer

Alben

  • 1978 · The Scream
  • 1979 · Join Hands
  • 1980 · Kaleidoscope
  • 1981 · JuJu
  • 1981 · Once Upon a Time / The Singles
  • 1982 · A Kiss in the Dreamhouse
  • 1983 · Nocturne [live]
  • 1984 · Hyaena
  • 1985 · The Thorn EP
  • 1985 · Tinderbox
  • 1987 · Through The Looking Glass
  • 1988 · Peepshow
  • 1991 · THE PEEL SESSIONS 1977-78
  • 1991 · Superstition
  • 1992 · Twice Upon a Time - The Singles
  • 1995 · The Rapture
  • 2002 · The Seven Year Itch [live]
  • 2003 · The Best of Siouxsie and the Banshees
  • 2004 · Downside Up
  • 2006 · Voices on the Air: The Peel Sessions 1977-79, 1981 & 86

Video / DVD

  • 1981 · Once upon a Time (VHS)
  • 1983 · Nocturne [Live] (VHS/als DVD 2006)
  • 1992 · Twice upon a Time (VHS)
  • 2002 · The Seven Year Itch [Live] (VHS/DVD)

Literatur

  • Mike West: „Siouxsie And The Banshees“ (Babylon Books, 1982)
  • Ray Stevenson: „Siouxsie And The Banshees Photo Book“ (Symbiosis, 1986)
  • Brian Jones: „Entranced: The Siouxsie And The Banshees Story“ (Omnibus Press, 1989)
  • Vanni Neri: „Siouxsie And The Banshees - The Strawberry Girl“ (Stampa Alternativa, 2002)
  • Mark Paytress: „Siouxsie And The Banshees: The Authorised Biography“ (Sanctuary, 2003)