Sappada

Sappada
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Sappada (Italien)
Sappada (Italien)
Staat Italien
Region Venetien
Provinz Belluno (BL)
Lokale Bezeichnung Plodn
Koordinaten 46° 34′ N, 12° 41′ OKoordinaten: 46° 34′ 0″ N, 12° 41′ 0″ O
Höhe 1250 m s.l.m.
Fläche 62,73 km²
Fraktionen Cima Sappada, Cretta, Puiche, Ecche, Soravia, Kratten, Fontana, Cottern, Mühlbach, Bach, Pill, Palù, Granvilla, Lerpa
Postleitzahl 32047
Vorwahl 0435
ISTAT-Nummer 025052
Bezeichnung der Bewohner Sappadini/Plodnar
Schutzpatron Santa Margherita
Website Gemeinde Sappada

Sappada (deutsch Bladen oder Pladen,[1] Plodarisch/Sappadino:[2] Plodn) ist eine Gemeinde in Oberitalien, Provinz Belluno, Region Venetien und deutsche Sprachinsel mit Ungültiger Metadaten−Schlüssel 025052 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022).

Gemeinde Sappada in der Provinz Belluno

Geographie

Sappada liegt im Süden der Karnischen Alpen auf 1.200 m Höhe südlich des Monte Peralba (Hochweißstein; plodnerisch: Jochkouvl). Das Gemeindegebiet umfasst 62 km². Sappada ist ein Dorf, das aus einer ca. fünf Kilometer langen Kette von Weilern besteht, die fast alle jeweils ihre eigene Kapelle und ihren Brunnen haben.

Der Name Plodn kann von dem deutschen Namen des Flusses Piave abgeleitet werden, der durch den Ort fließt.

Geschichte

Im Mittelalter gehörte das Gebiet mit der Grafschaft Cadore zum freisingischen Hochstift Innichen (Südtirol). Damals bald nach 1000 n. Chr. wurde die Gegend von Deutschsprachigen aus dem nahen Pustertal, vor allem aus Villgraten, besiedelt. Ende des 11. Jahrhunderts konnte der Patriarch von Aquileja gegenüber dem Hochstift Freising die Landesherrschaft durchsetzen. Bladen wurde um 1269 erstmals urkundlich erwähnt. Ursprünglich als Bergwerkssiedlung (Eisengewinnung am Monte Ferro, Verhüttung im benachbarten Ort Forni Avoltri) gegründet, entwickelte sich Bladen aus den oben erwähnten Einzelweilern zur bäuerlichen Gemeinde. Mit der Eroberung des Patriarchats kam 1420 auch Bladen unter die Herrschaft der Republik Venedig. Mit dem Vertrag von Campo Formio 1786 kam es zu Österreich, wurde 1852 von der Provinz Friaul abgetrennt und der Provinz Belluno eingegliedert. Obwohl Bladen nicht dem Cadore zugerechnet wird, trat es der Magnifica Comunità del Cadore bei und kam 1866 schließlich mit Venetien an Italien. Damals wurde der heute amtliche Ortsname Sappada eingeführt.

Sprache und Brauchtum

Sappada oder Bladen ist eine von mehreren deutschen Sprachinseln in Italien. Die südbairische Mundart wird noch heute vom größten Teil der Einwohner Sappadas als Alltagssprache verwendet und lässt ihre Hochpustertaler Herkunft erkennen, so dass sie sich von den anderen Sprachinseln (siehe unten) deutlich unterscheidet. Seit etwa 20 Jahren gibt es ein eigenes „Plodner Wörterbuch“.

Zur Festigung der besonderen Traditionen unterhält Sappada enge Kontakte zu den anderen deutschen Sprachinseln in den Provinzen Trient (Lusern und Fersental), Verona (Dreizehn Gemeinden), Vicenza (Sieben Gemeinden), Udine (Tischlwang und Zahre) sowie den Walsersiedlungen in den Regionen Aosta und Piemont.

Sappada ist heute ein viel besuchter Fremdenverkehrsort im Sommer und Winter. Das hat zur Zuwanderung italienischer Arbeitskräfte geführt. In der jüngeren Generation war daher das „Plodnerische“ zeitweise im Rückgang begriffen. Neuerdings jedoch wird die Mundart in erster Linie von der Kirche und darüber hinaus von verschiedenen Kulturvereinen besonders gefördert. Auch die Region Venetien und die Provinz Belluno fördern – teilweise mit Unterstützung durch die EU – die alte Tradition, wenn auch nur in geringem Umfang.

Besonders interessant ist die alljährliche traditionelle Fastnacht mit der Zentralfigur „Der rollate Lotter“ (meist kurz als „Rollat“ bezeichnet), den drei Sonntagen (Bettlersonntag, Bauernsonntag und Herrensonntag) und der Volkstanzgruppe „Holzhockar“.[3] Auch die von der Osttiroler Herkunft zeugende Bauweise der Häuser unterscheidet sich signifikant vom italienischen Umland.

Politik

Im März 2008 hielt die Gemeinde ein Referendum ab, ob Bladen der Region Venetien abgetrennt und der Autonomen Region Friaul-Julisch Venetien eingegliedert werden soll, also von der Provinz Belluno zur Provinz Udine kommen soll. Von den knapp 1200 Wahlberechtigten, stimmten 75 % ab, wovon sich wiederum 95 % für den Provinzwechsel aussprachen. Sowohl von Friaul-Julisch-Venetien (2010) als auch von Venetien (2012) gab es grünes Licht für den Wechsel. Seit 2013 liegt ein entsprechender Gesetzenentwurf dem römischen Parlament vor,[4] hängt derzeit aber an der nichtgegebenen Finanzierung.[5]

Literatur

  • Aristide Baragiola: La casa villereccia delle colonie tedesche del gruppo carnico. Sappada, Sauris e Timau con raffronti delle zone contermini italiana et austriaca: Carnia, Cadore, Zoldano, Agordino, Carintia e Tirolo. Peregrinazione folcloriche. Tipografia Tettamanti, Chiasso 1915.
  • Marcella Benedetti-Cristina Kratter: Plodar berterpuich. Associazione Plodar, Comune di Sappada Plodn 2010 (in plodarischer, deutscher und italienischer Sprache).
  • G. Fontana: Addio Vecchia Sappada. Feltre 1966 (in italienischer Sprache).
  • Maria Hornung: Wörterbuch der deutschen Sprachinselmundart von Pladen/Sappada in Karnien (Italien). Vorgelegt in der Sitzung am 5. März 1971. Mit Verwertung der Sammlungen von Pietro Sartor Schlossar und Illustrationen von Franz Kratochwil. Böhlau, Wien 1972.
  • Maria Hornung: Pladner Wörterbuch. Glossario Sappadino. Italienische Bearbeitung von Anna Gasser. Edition Praesens, Wien 1995 (Beiträge zur Sprachinselforschung 12).
  • Ans, kans, hunderttausnt. Berter saint et schtane. Frasario del „sappadino“ von Cristina Kratter und Marcella Benedetti, Pieve di Cadore, Tipografia Tiziano, dicembre 2006, ill (in italienischer und plodarischer Sprache).
  • Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich.
Commons: Sappada – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sprachinselverein:Die Schreibung Bladen ist irrig, sowohl etymologisch als auch der Aussprache nach
  2. Dizionario Sappadino-Italiano
  3. Der Fasching (sappadadolomiti.com)
  4. Governo Italiano: DDL 951
  5. Messaggero Veneto: Sappada in pressing per passare al Fvg