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=== Sowjetunion und DDR ===
=== Sowjetunion und DDR ===
Auch die Sowjetunion verschwieg den Harnack-Boysen-Kreis 24 Jahre lang. Erst im Oktober 1969 verlieh die KPdSU seinen hingerichteten Mitgliedern posthum den sowjetischen Kampforden. Zugleich würdigten Artikel in der [[Prawda]] deren Widerstand, deuteten ihn aber nur als Bestätigung für die einigende Kraft der kommunistischen [[Volksfront]]politik unter Vorherrschaft der KPD, die die einzige organisierte antifaschistische Widerstandsgruppe gewesen sei. Dabei wurde nur auf öffentlich zugängliche westliche Quellen verwiesen, die sowjetischen Geheimdienstakten aber bleiben unter Verschluss.
Auch die Sowjetunion verschwieg die „Rote Kapelle“ bis 1969. Erst im Oktober 1969 verlieh die KPdSU seinen hingerichteten Mitgliedern posthum den sowjetischen Kampforden. Zugleich würdigten Artikel in der [[Prawda]] deren Widerstand, deuteten ihn aber nur als Bestätigung für die einigende Kraft der kommunistischen [[Volksfront]]politik unter Vorherrschaft der KPD, die die einzige organisierte antifaschistische Widerstandsgruppe gewesen sei. Dabei wurde nur auf öffentlich zugängliche westliche Quellen verwiesen, die sowjetischen Geheimdienstakten aber bleiben unter Verschluss.


1974 veröffentlichte ''Alexander S. Blank'' die einzige historische Untersuchung in der UdSSR zur Roten Kapelle unter dem Titel ''Im Herzen des Dritten Reiches: Aus der Geschichte der Antifaschistischen Volksfront im Untergrund.'' Dabei betonte er die Vielfalt ihrer Mitglieder aus verschiedenen sozialen Schichten - Arbeiter, Militärs, Bürgerliche -, die sich freiwillig ohne äußeren Zwang zusammengefunden hätten, nur geleitet von ihren humanistischen Idealen und ihrem [[Gewissen]]. Dies widersprach dem bisherigen offiziellen Geschichtsbild.
1974 veröffentlichte ''Alexander S. Blank'' die einzige historische Untersuchung in der UdSSR zur Roten Kapelle unter dem Titel ''Im Herzen des Dritten Reiches: Aus der Geschichte der Antifaschistischen Volksfront im Untergrund.'' Dabei betonte er die Vielfalt ihrer Mitglieder aus verschiedenen sozialen Schichten - Arbeiter, Militärs, Bürgerliche -, die sich freiwillig ohne äußeren Zwang zusammengefunden hätten, nur geleitet von ihren humanistischen Idealen und ihrem [[Gewissen]]. Dies widersprach dem bisherigen offiziellen Geschichtsbild.


In der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] beschrieb die Überlebende Greta Kuckhoff 1948 den Februarprozess gegen Mitglieder der Rote Kapellen in einem langen Artikel für eine Ostberliner Zeitung.<ref>Stefan Roloff: ''Die Rote Kapelle'', a.a.O. S. 251-263</ref> Sonst behandelten die DDR-Geschichtsbücher das Thema kaum; auch hier begann eine öffentliche Würdigung erst 1969. Ein Film der [[DEFA]] von 1970 und offizielle Geschichtsdarstellungen stellten die Rote Kapelle als vom Antifaschismus der KPD abhängige, nur deshalb zu gemeinsamen Aktionen fähige Gruppe dar. Auch hier wurde die nachrichtendienstliche Tätigkeit überbetont, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Wer von den Berliner Widerstandskämpfern überhaupt Kontakte zu sowjetischen Geheimdiensten hatte und worin die Nachrichten bestanden, blieb geheim. So trug das DDR-Geschichtbild seinerseits zur Verfestigung des falschen Bildes von der Roten Kapelle in der Bundesrepublik bei.
In der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] beschrieb die Überlebende Greta Kuckhoff 1948 den Februarprozess gegen Mitglieder der Rote Kapellen in einem Artikel für die [[Ostberlin]]er Zeitung [[Aufbau]].<ref>Greta Kuckhof: Rote Kapelle. in: Aufbau, Berlin 1948, Heft 1, S. 30-37 </ref> Sonst behandelten die DDR-Geschichtsbücher das Thema kaum; auch hier begann eine öffentliche Würdigung erst 1969. Ein Film der [[DEFA]] von 1970 und offizielle Geschichtsdarstellungen stellten die Rote Kapelle als vom Antifaschismus der KPD abhängige, nur deshalb zu gemeinsamen Aktionen fähige Gruppe dar. Auch hier wurde die nachrichtendienstliche Tätigkeit überbetont, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Wer von den Berliner Widerstandskämpfern überhaupt Kontakte zu sowjetischen Geheimdiensten hatte und worin die Nachrichten bestanden, blieb geheim. So trug das DDR-Geschichtbild seinerseits zur Verfestigung des falschen Bildes von der Roten Kapelle in der Bundesrepublik bei.


=== Forschung seit 1983 ===
=== Forschung seit 1983 ===

Version vom 28. Februar 2008, 22:03 Uhr

Als Rote Kapelle bezeichnet man verschiedene Gruppen, die im Zweiten Weltkrieg Widerstand gegen den Nationalsozialismus leisteten:

  • deutsche, vor allem Berliner Freundeskreise, die seit 1933 Hilfs- und Widerstandsaktionen durchführten,
  • von Leopold Trepper seit 1938 in einigen Ländern Westeuropas aufgebaute Widerstands- und Spionagegruppen[1]
  • und weitere, untereinander nicht oder nur lose verbundene Gruppen und Einzelpersonen mit Kontakten zur Sowjetunion.

Begriff

Der Ausdruck Rote Kapelle war ein Fahndungs- und Sammelbegriff der Funkabwehr in der Wehrmacht , den diese seit Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion für alle von ihr angenommenen kommunistischen Agenten und Widerstandszellen mit vermuteten oder tatsächlichen Funkkontakten zur Sowjetunion verwendete.

Erst nachdem diese Behörde im August 1942 Funksprüche von und nach Moskau entschlüsselte, in denen deutsche Namen auftauchten, brachte die Gestapo auch diese Personen, ihre Angehörigen und Freunde damit in Verbindung. Dazu schrieb Stefan Roloff 2002:[2]

Wegen ihres Kontaktes mit den Sowjets wurden die Brüsseler und Berliner Gruppen von der Spionageabwehr und der Gestapo unter dem irreführenden Namen Rote Kapelle zusammengefasst. Ein Funker, der mit seinen Fingern Morsezeichen klopfte, war in der Geheimdienstsprache ein Pianist. Eine Gruppe von „Pianisten“ bildete eine „Kapelle“, und da die Morsezeichen aus Moskau gekommen waren, war die „Kapelle“ kommunistisch und damit rot. Durch dieses Missverständnis wurde die Basis gelegt, auf der die Widerstandsgruppe später als den Sowjets dienende Spionageorganisation in der Geschichtsschreibung behandelt wurde, bis das zu Beginn der 1990er Jahre korrigiert werden konnte. Das von der Gestapo geschaffene Organisationskonstrukt Rote Kapelle hat in dieser Form nie existiert.

Der Schulze-Boysen/Harnack-Kreis

Datei:Harro Schulze-Boysen.jpg
Harro Schulze–Boysen; DDR
Arvid u. Mildred Harnack; DDR, 1964

Heute wird der Name Rote Kapelle in Deutschland vor allem für die Widerstandsgruppen um den Luftwaffenoffizier Harro Schulze-Boysen und den Ökonomen Arvid Harnack verwendet. Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand ordnet diesem Kreis über 100 Personen zu.[3]

Freundeskreise

Datei:Adam Kuckhoff.jpg
Dr. Adam Kuckhoff; DDR

Im Freundes- und Verwandtenkreis der späteren Ehepaare Arvid und Mildred Harnack sowie Harro und Libertas Schulze-Boysen trafen sich schon seit etwa 1928 Künstler und Wissenschaftler, die sich um die Meinungsfreiheit sorgten und wenigstens in Privatgesprächen die offene Auseinandersetzung suchten. Beide Freundeskreise waren ursprünglich getrennt; Kontakte bestanden durch den „Bund der Geistesschaffenden“. Erst um 1940 vereinten sie sich auf Initiative Adam Kuckhoffs.

Datei:Hans und Hilde Coppi.jpg
Hans und Hilde Coppi; DDR, 1961

Besonders Harro Schulze-Boysen gelang es, Freunde in anderen Gesellschaftsgruppen zu finden, darunter ehemalige Schüler der Schule Insel Scharfenberg in Berlin-Tegel, von denen viele aus kommunistisch oder sozialdemokratisch geprägten Arbeiterfamilien stammten, z.B. Hans und Hilde Coppi. Auch im Kreis der Kunststudenten um Kurt und Elisabeth Schumacher begegneten sich Kinder bürgerlicher und proletarischer Familien.

In diesen Gesprächskreisen waren etwa 40 Prozent Frauen vertreten. Zum Kreis der Schüler des Heilschen Abendgymnasiums in Berlin-Schöneberg gehörten Liane Berkowitz, Ursula Goetze, Eva Rittmeister, Maria Terwiel und andere. Zum Kreis von Adam Kuckhoff gehörten seine Frau Greta Kuckhoff, Oda Schottmüller, Erika von Brockdorf.

Harnack und Schulze-Boysen waren in den 1920er Jahren keine Nationalisten. Sie lehnten den Versailler Vertrag ab, standen aber dem Bürgertum, dem sie angehörten, kritisch gegenüber und suchten nach Alternativen zur bestehenden Gesellschaftsordnung, ohne sich an eine politische Partei zu binden. Doch seit der Weltwirtschaftskrise 1929/30 sahen sie die sowjetische Planwirtschaft als positives Gegenmodell zur krisengeschüttelten westlichen freien Marktwirtschaft an, wollten planwirtschaftliche Elemente auf Deutschland übertragen und das Land politisch enger an die Sowjetunion binden, ohne dabei die Brücken nach Westeuropa abzubrechen.

Diese Vorstellungen waren weder deckungsgleich mit denen der KPD noch wurden sie von allen Mitgliedern des Freundeskreises geteilt. Dort waren geistige Toleranz und Offenheit für Menschen anderer Weltanschauungen ausdrücklich erwünscht. Einige wie Maria Terwiel und das Ehepaar Himpel waren Anhänger des Katholizismus. Der Konsens bestand in der Oppositionshaltung zum NS-Regime unter Adolf Hitler, und im Festhalten an humanistischen, demokratischen und sozialistischen Werten.

Widerstandstätigkeit

Die Gruppe übte seit 1933 Widerstand durch:

  • privaten Meinungsaustausch über das NS-Regime,
  • Sammeln und Weitergeben von Berichten über NS-Verbrechen und deutsche Kriegsverbrechen
  • Hilfe für Verfolgte
  • Verbreiten von Flugschriften
  • einer Zettelklebeaktion
  • Kontaktaufnahme zu anderen Oppositionskreisen und ausländischen Zwangsarbeitern
  • Entwürfen für eine mögliche Nachkriegsordnung.
Klebezettel der „Roten Kapelle“

Im April 1933 wurde Schulze-Boysen als Redakteur der parteilosen Oppositionszeitschrift „Gegner“ vorübergehend in ein Konzentrationslager inhaftiert. Dort erlebte er, wie die SA einen Mithäftling totprügelte und wurde dadurch in seiner radikalen Ablehnung des Nationalsozialismus bestärkt. In der Folge versuchte die Gruppe um ihn und seine Frau, Regimegegnern aus SPD, KPD und Gewerkschaften zu Verstecken, Flucht und Ausreise zu verhelfen.

Nach seiner Heirat 1936 und Anstellung im Reichsluftfahrtministerium gewann Schulze-Boysen Kontakt zu Arvid Harnack und dessen Freundeskreis. Beide wuchsen nun zusammen und intensivierten dabei ihre Widerstandsbereitschaft.

Anfang 1938 erschien ein erstes Flugblatt der Gruppe zum Spanischen Bürgerkrieg. Nach dem Münchner Abkommen erklärte ein zweites Flugblatt die Angliederung des Sudetenlandes im Oktober 1938 als weiteren Schritt auf dem Weg zu einem neuen Weltkrieg. Seit den Novemberpogromen 1938 verhalfen Gruppenmitglieder auch Juden zu Verstecken, gefälschten Ausweisen und Flucht.

Den Überfall auf Polen am 1. September 1939 sahen die Freunde als Beginn des befürchteten Weltkriegs, aber auch als Chance zur die Beseitigung der NS-Herrschaft und zu einer gründlichen Umgestaltung der deutschen Gesellschaft. Hitlers Siege in Frankreich und Norwegen 1940 bestärkten sie darin, die Ablösung des NS-Regimes vor allem von der Sowjetunion, nicht vom westlichen Kapitalismus zu erwarten. Sie glaubten, die Sowjets würden Deutschland nach ihrem Sieg als souveränen Großstaat erhalten, und wollten innenpolitisch auf eine entsprechende Opposition ohne Dominanz der KPD hinwirken.

Im Frühjahr 1941 verfasste Harro Schulze-Boysen die Napoleondenkschrift als scheinbar unpolitisches historisches Werk über Napoleon Bonaparte, das auf Hitlers bevorstehenden Russlandkrieg anspielte, indem es an den Untergang der Armee Napoleons in dessen Russlandfeldzug erinnerte. Die Schrift wandte sich nur an einen kleinen Kreis von Kennern. Sie wurde als Diplomarbeit an der auslandswissenschaftlichen Fakultät der Berliner Universität, einer Vorläufereinrichtung des heutigen Otto-Suhr-Instituts, eingereicht. Dort sammelte sich 1939/40 ein reger Kreis widerständiger Dozenten und Studenten. Darunter befanden sich neben Schulze-Boysen und Horst Heilmann auch der Professor Albrecht Haushofer und der Student Rainer Hildebrandt.

Seit dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 hörte Hilde Coppi heimlich Radio Moskau, um Lebenszeichen deutscher Kriegsgefangener zu erfahren und diese über Heinrich Scheel an deren Angehörige weiterzuleiten. Diese Nachrichten widersprachen der NS-Propaganda, dass die Rote Armee alle sich ergebenden deutschen Soldaten ermorde. Im Mai 1942 druckten Gruppenmitglieder einen Zettel gegen eine NS-Propagandaaustellung unter dem Titel „Das Sowjetparadies“, den sie an Berliner Häuserwände klebten.

Datei:Flugblatt 1941 1942.jpg
Agis-Flugblatt

Im Februar 1942 verfasste Schulze-Boysen die Agisflugschrift. Sie trug den Titel „Die Sorge um Deutschlands Zukunft geht durch das Volk …“ und rief alle Deutschen zum Widerstand gegen den Krieg der Nationalsozialisten auf, der die Zukunft Aller nunmehr unübersehbar bedrohe. Der Text analysierte zunächst die aktuelle Lage: Entgegen der NS-Propaganda gingen die Menschenverluste in die Millionen; Inflation, Warenknappheit, Betriebsschließungen, Arbeitshetze und Korruption in Staatsbehörden nähmen ständig zu. Dann ging der Text zu deutschen Kriegsverbrechen über:

Das Gewissen aller wahren Patrioten aber bäumt sich auf gegen die ganze derzeitige Form deutscher Machtausübung in Europa. Alle, die sich den Sinn für echte Werte bewahrten, sehen schaudernd, wie der deutsche Name im Zeichen des Hakenkreuzes immer mehr in Verruf gerät. In allen Ländern werden heute täglich Hunderte, oft Tausende von Menschen standrechtlich und willkürlich erschossen oder gehenkt, Menschen, denen man nichts anderes vorzuwerfen hat, als daß sie ihrem Land die Treue halten... Im Namen des Reiches werden die scheußlichsten Quälereien und Grausamkeiten an Zivilpersonen und Gefangenen begangen. Noch nie in der Geschichte ist ein Mann so gehaßt worden wie Adolf Hitler. Der Haß der gequälten Menschheit belastet das ganze deutsche Volk.

Der Verdacht der Hitlergegner von 1933 habe sich bestätigt, dass „hinter allen völkischen Phrasen der Wille zum imperialistischen Krieg, zu einem neuen Weltkrieg im Interesse einer Clique stünde, die sich die Ausplünderung anderer Völker zur bequemen Richtschnur ihres Handelns machte.“ Dieser Versklavung anderer Völker sei die Entmündigung aller Deutschen vorausgegangen. Unfreiheit sei kein Ideal, für das man freudig im Krieg sein Leben geben könne. Der versprochene „Endsieg“ sei nicht mehr möglich. Jeder Kriegstag werde das Leiden nur noch vergrößern.

Der folgende Teil fragte nach Perspektiven. Nur die Ablösung der NS-Diktatur und der Kräfte, die Hitler an die Macht gebracht hätten, durch eine vom Volk getragene sozialistische Regierung könne Deutschland vor völligem Untergang retten. Dazu müssten Soldaten, Arbeiter und Intelligenz zusammengehen. Zur Selbsterhaltung des Volkes seien Gesetzesbruch und Gehorsamsverweigerung unausweichlich; dies habe Hitler in „Mein Kampf“ selber ausgeführt. Deutschland müsse sich künftig mit allen fortschrittlichen Kräften Europas und der UdSSR verbünden, um zu einer echten Friedensmacht zu werden. Dazu seien der Bruch des Paktes mit Italien, sofortige Räumung aller besetzten Gebiete und Machtübergabe an dortige freie Regierungen notwendig. Nur so könne das Deutsche Reich in den Grenzen von 1939 gewahrt bleiben. Andernfalls werde es zerfallen und ausbluten.

Jeder Einzelne könne sich vom propagierten Angstterror freimachen und dem Staat alltäglich widerstehen:

Wir müssen endlich Schluß machen mit dem alten deutschen Irrglauben, de Staat sei ein höheres Wesen, dem man sich blind anvertrauen dürfe.

Der Staat sei heute ein reines Terrorwerkzeug in der Hand einiger skrupelloser Machtmenschen, die die Welt nach ihren „unreifen und schiefen Vorstellungen“ umzukrempeln versuchten. Um die Lügen des Regimes zu durchschauen, solle jeder alte Führerreden mit heutigen vergleichen, Feldpost weitergeben und den Söhnen an der Front die Heimatsituation beschreiben: Die Wahrheit über die wirkliche Lage muß ins Volk dringen...Wir fordern die Wiederherstellung der Überzeugungsfreiheit. Ein Volksgericht für diejenigen, die uns in den Wahnsinn des Rußlandfeldzuges und damit des Zweifrontenkrieges gehetzt haben...Wendet euch gegen die Fortsetzung eines Krieges, der im besten Falle nicht Deutschland allein, sondern den ganzen Kontinent zum Trümmerfeld macht. Der Text endete mit der Aufforderung, die SS mit Verachtung zu strafen, keine Spenden mehr für das Winterhilfswerk zu geben und diesen Brief so weit wie möglich zu verbreiten: Morgen gehört uns Deutschland! Mit dem altgriechischen Pseudonym „Agis“ unterschrieb Schulze-Boysen den Text. Dieser wurde vervielfältigt und per Post an mehrere Hundert Anschriften in Berlin und Deutschland - überwiegend Akademiker im Bildungsbereich - verschickt.[4]

Funkversuch

Im September 1940 lud Alexander Korotkow, damals Mitarbeiter eines sowjetischen Nachrichtendienstes, Arvid Harnack in die sowjetische Botschaft ein, um ihn als Informanten zu gewinnen. Harnack stimmte nach längerem Zögern zu, ohne der sowjetischen Seite die offene und verzweigte Struktur seines antifaschistischen Freundeskreises mitzuteilen. Ab dem 26. September gab er Kenntnisse über deutsche Kriegsvorbereitungen gegen die Sowjetunion, die Schulze-Boysen als Luftwaffenoffizier zugänglich waren, an Korotkow weiter.

Als der bevorstehende Überfall immer wahrscheinlicher wurde, übergab Korotkow im Mai 1941 ohne genaue Anweisungen zwei Kurzwellensender an Greta Kuckhoff, damit die Gruppe im Kriegsfall nach Schließung der sowjetischen Botschaft den Kontakt zur Sowjetunion aufrecht erhalten könne. Beide Geräte funktionierten jedoch nicht und wurden nach Kriegsbeginn am 22. Juni ausgetauscht. Hans Coppi setzte am 26. Juni 1941 nur einen Probefunkspruch mit nichtssagendem Inhalt („tausend Grüße allen Freunden“) ab; danach wurden die Batterien zu schwach, um Moskau zu erreichen. Den anderen, mit Wechselstrom betriebenen Sender zerstörte Coppi versehentlich durch Anschluss an eine Gleichstromsteckdose.

Die Moskauer Zentrale war besorgt über das Schweigen des Senders und bat per Funk am 26. August 1941 einen Agenten in Belgien, Anatoli Gurewitsch mit dem Decknamen „Kent“ – von seinen belgischen Informanten „Petit Chef“ genannt –, nach Berlin zu reisen und Kuckhoff, Harnack und Schulze-Boysen aufzusuchen. Der Funkspruch war gezeichnet von drei hohen Offizieren der Roten Armee, des Innengeheimdienstes NKWD und des militärischen Nachrichtendienstes. Er enthielt Namen, Adressen und Telefonnummern der Berliner Kontaktpersonen. Gurewitsch sollte den Berliner Informanten direkte Kontakte zu anderen europäischen Informanten in Istanbul und Schweden vorschlagen. Warum die sowjetischen Geheimdienste hier wesentliche Grundregeln der Spionage - keine Klarnamen, keine Adressen, keine direkten Kontakte zwischen verschiedenen Hauptinformanten - missachteten, ist unbekannt.

Von Leopold Trepper aufgebaute Stützpunkte

Der überzeugte jüdische Kommunist Leopold Trepper hatte seit 1930 in Paris Nachrichten aus französischen Rüstungsbetrieben an den NKWD übermittelt. Diese Zusammenarbeit flog 1932 auf, so dass Trepper nach Moskau floh. 1938 rettete er sich vor einer der „Säuberungen“ im sowjetischen NKWD, indem er für den sowjetischen Militärgeheimdienst GRU im Ausland tätig wurde und nach Brüssel zog. 1939 baute er dort und in Paris Kontaktgruppen auf, die neben seinem Geheimdienstauftrag auch verfolgten Juden dienten. Als Geschäftsmann für Regenmäntel und Geschirr getarnt, der auch die Wehrmacht belieferte, informierte er Moskau 1940 mit einem 80-seitigen von Diplomaten überbrachten Bericht über den Blitzkrieg der Deutschen gegen Belgien und Frankreich. Seit Anfang 1941 versuchte er vor allem, sowjetische Behörden über den geplanten Überfall auf die Sowjetunion zu informieren.

Eine eigene Funkverbindung hatte Trepper nicht, sondern nutzte die Gurewitsch unterstehenden Funker in Brüssel für seine Berichte. Im März 1941 übergab er seine Brüsseler Gruppe an Gurewitsch. Nach der Festnahme der Brüsseler Funker versuchte er vergeblich, Gurewitsch zur Flucht an einen vor den Deutschen sicheren Ort zu bewegen. Doch Gurewitsch missachtete seinen Rat und floh nach Marseille, wo er später verhaftet wurde. Daraufhin übergab Trepper den Rest der Gruppe im Januar 1942 an Konstantin Jefremow, einen anderen belgischen Kontaktmann der GRU.

Nachdem Gurewitsch der Gestapo seinen Aufenthaltsort verraten hatte, wurde Trepper im November 1942 verhaftet. Auch er konnte sein Leben nur retten, indem er als Doppelagent für die Deutschen zu arbeiten versprach. Dabei opferte er aus seiner Sicht unwichtige Mitarbeiter in Berlin, um die eigentlichen Führungspersonen zu schützen. Im September 1943 konnte er seinen Bewachern entfliehen und gelangte wieder nach Frankreich, wo er sich den Moskauer Vorgesetzten als Doppelagent anbot. Diese lehnten ab, da sie seine Flucht für unmöglich und ihn nun als von den Nationalsozialisten umgedrehten Agenten ansahen.

Trepper kehrte erst im Januar 1945 nach Moskau zurück, wurde dort sofort verhaftet und für zehn Jahre in die Lubjanka gesteckt.[5] Nach seiner Freilassung schrieb er einen ausführlichen Erfahrungsbericht über seine Tätigkeit während des Krieges. Darin gab er dem sowjetischen Militärgeheimdienst die Schuld an der Ermordung der Berliner Widerständler:[6]

Tatsächlich trägt die Verantwortung für die Liquidierung der Berliner Gruppe die Direktion des militärischen Nachrichtendienstes in Moskau …

Entgegen seiner Darstellung hatte Trepper niemals direkten Kontakt zu Mitgliedern des Boysen-Harnack-Kreises.

Weitere Gruppen und Einzelpersonen

Hans Coppi ordnete der Roten Kapelle 1996 weitere Gruppen und Personen zu, die unabhängig von Trepper und Gurewitsch in Westeuropa für die GRU oder andere sowjetische Dienste tätig waren:

Konstantin Jefremow und sein Funker Johann Wenzel arbeiteten seit 1939 in Brüssel zusammen. Wenzel baute 1938/39 in den Niederlanden eine Gruppe um Anton Winterink als Ersatz und Anlaufpunkt auf.

In Genf bildeten Sandor Rado und Ruth Werner eine eigene Gruppe, deren drei Funkstellen von 1941 bis 1943 über 2000 militärisch wichtige Meldungen - die meisten von deutschen Dienststellen - an die GRU-Zentrale übermittelten. Gurewitsch besuchte Rado im März 1941 in der Schweiz. Dessen Gruppe arbeitete noch bis Ende 1943 weiter, bevor Gestapo und deutsche Abwehr die Schweizer Polizei auf sie aufmerksam machten, so dass einige ihrer Mitglieder verhaftet wurden.

Der deutsche Legationsrat Rudolf von Scheliha arbeitete seit 1935 in der Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes und wurde damals von dem für die GRU tätigen Journalisten Rudolf Herrnstadt angeworben, im bekannt gewordene Interna weiterzugeben. Verbindungsperson war die Journalistin Ilse Stöbe. Scheliha glaubte, seine Informationen würden an den britischen Nachrichtendienst, nicht an sowjetische Geheimdienste übermittelt. Er und Ilse Stöbe gehörten nach Enttarnung der Brüsseler Gruppe zu den ersten Verhafteten in Berlin.[7]

Henry Robinson, ein Funktionär der Komintern, arbeitete seit 1939 für die GRU und informierte sie über Interna aus Frankreichs Regierung und Armee sowie aus der Resistance. Im Frühjahr 1941 erfuhr und meldete er viele Einzelheiten über die deutschen Angriffsvorbereitungen.

Die 1942 in Deutschland abgesetzten Fallschirmspringer Erna Eifler, Wilhelm Fellendorf, Heinrich Koenen für die GRU sowie Robert Barth und Albert Hößler für den Auslandsnachrichtendienst des NKWD sollten Kontakt zu deutschen Informanten aufnehmen, die wenig oder nichts voneinander wussten: zum einen zu Personen im Umfeld des Schulze-Boysen-Kreises wie Ilse Stöbe, Hans Heinrich Kummerow, Harro Schulze-Boysen, Kurt Schulze und Adam Kuckhoff, zum anderen zu KPD- oder GRU-Widerstandszellen, die deren Moskauer Exilführung als vertrauenswürdig galten, darunter Emil Hübner, Max Hübner, Frida, Johannes, Stanislaus, Walter Wesolek, Klara Schabbel und Else Imme.

Hans Coppi resumierte:

Ein von Leopold Trepper geleitetes Netz der „Roten Kapelle" in Westeuropa existierte also nicht. Die verschiedenen Gruppen in Belgien, Holland und Frankreich arbeiteten weitgehend unabhängig voneinander.[8]

Die Zerschlagung

Enttarnung

Die deutsche Abwehr fing den Moskauer Funkspruch an Gurewitsch vom 26. August 1941 auf, konnte ihn aber zunächst nicht entschlüsseln. Am 29. Oktober 1941 suchte Gurewitsch zuerst Kurt Schulze in Berlin auf, der Hans Coppi das Morsen und Funken beigebracht hatte. Schulze versuchte daraufhin anstelle Coppis, den Funkkontakt nach Moskau wiederaufzunehmen, kam aber ebenfalls nicht durch. Am 30. Oktober besuchte Gurewitsch das von der Gestapo observierte Ehepaar Schulze-Boysen in ihrer Wohnung. Sie baten ihn, den Besuch nicht zu wiederholen, um die Gruppe nicht zu gefährden.

Nach seiner Rückkehr nach Brüssel setzte Gurewitsch sieben Funksprüche mit Informationen über die Treibstoffvorräte der Wehrmacht, den vermuteten Standort des Führerhauptquartiers und das Verhältnis von Wehrmacht zur Gestapo nach Moskau ab. Diese wurden ebenfalls von der deutschen Spionageabwehr aufgefangen; mit deren Peilsendern wurde der Standort des Absenders ermittelt. Am 13. Dezember 1941 stürmten 35 Beamte der Abwehr unter Harry Piepe das Haus, von dem die Funksignale ausgegangen waren, und nahmen zwei Frauen und einen Mann fest. Sie fanden ein Funkgerät, Blankoformulare deutscher Behörden und Fotos von „Grand Chef“und „Petit Chef“. Wer Ersterer wirklich war, war auch den belgischen Informanten unbekannt. Durch Verhöre wurde Letzterer als „Kent“ (Gurewitsch) enttarnt, aber seine Kontakte in Berlin nicht.

Gurewitschs Verbindungen zu Harnack und Schulze-Boysen wurden erst durch Verhöre des in Brüssel untergetauchten Exilkommunisten Johann Wenzel aufgedeckt, den man am 30. Juni 1942 als weiteren Funker festgenommen hatte. Wenzel gab unter der Folter schließlich auch den Code zur Entschlüsselung der Moskauer Funksprüche nach Belgien preis. Mit diesem Material wurde Gurewitsch am 12. November in Marseille verhaftet und nach Berlin gebracht. Er ließ sich erpressen, fortan für die deutsche Abwehr zu arbeiten, um dafür am Leben bleiben zu dürfen. Gurewitsch verriet daraufhin einen Großteil seiner Kontaktpersonen. Damit begann die Verhaftungswelle gegen die Berliner Gruppe.[9]

Verhaftungen

Datei:R. Kapelle.jpg
Dr.Arvid Harnack, Harro Schulze-Boysen und John Sieg - Fotos aus der Gestapo-Haft auf einer DDR-Briefmarke

Nach Entschlüsselung des entscheidenden Funkspruchs vom 26. August 1941 richtete die Gestapo eine „Sonderkommission Rote Kapelle“ mit Vertretern der Referate IV A1 „Kommunismus, Marxismus und Nebenorganisationen“ und IV A2 „Sabotageabwehr, Sabotagebekämpfung“ ein. Sie wurde von dem SS-Obertsurmbannführer Friedrich Pantzinger geleitet; die Verhöre, Verhaftungen und Beschattungen wurden von SS-Hauptsturmführer Horst Kopkow koordiniert.

Durch Abhören der Telefonate der Schulze-Boyens und Kuckhoffs erfuhren die Ermittler von dem Exilkommunisten Albert Hößler. Dieser war in Moskau zum Fallschirmspringer ausgebildet worden, gelangte Anfang August 1942 nach Berlin und nahm Kontakt zu Elisabeth Schumacher, Schulze-Boysen und Hans Coppi auf. Sein Funkspruch nach Moskau führte am 31. August zur vorzeitigen Verhaftung Schulze-Boysens und Horst Heilmanns, der in der Dechiffrierabteilung der Funkabwehr arbeitete.

Bis zum 12. September wurden die wichtigsten Freunde der beiden verhaftet; durch deren Verhöre oder Bespitzelung in der Zelle wurden dann in Berlin etwa 200 Personen aus dem weiteren Umfeld des Harnack-Boysen-Kreises verhaftet.

Prozesse

79 der Verhafteten wurden auf Weisung der Reichskanzlei vor dem Reichskriegsgericht, also als Kriegsverbrecher angeklagt. Dessen oberster Gerichtsherr mit weitgehenden Eingriffsrechten war Adolf Hitler, der „beschleunigte und verschärfte Bestrafung“ der Angeklagten forderte und Hermann Göring mit der Oberaufsicht über den als äußerst brisant gewerteten Fall beauftragte.

Erst am 14. Dezember 1942 erfuhren 13 der in Spandau Inhaftierten - darunter John Graudenz, Kurt Schulze, Kurt Schumacher, Horst Heilmann, Erwin Gehrts und Herbert Gollnow - , dass sie am Folgetag vor dem 2. Senat des Reichskriegsgerichts angeklagt würden. Bei den folgenden Teilprozessen unterblieb jede Ankündigung. Der vorsitzende Richter war Senatspräsident Dr. Alexander Kraell. Als Ankläger berief Göring den Obergerichtsrat Manfred Roeder, der wegen seiner scharfen Verhandlungsführung in der NSDAP als „Hitlers Spürhund“ galt, eigens für diesen Prozess an das Gericht.

Alle Verhandlungen erfolgten streng geheim. Den Angeklagten wurden Pflichtverteidiger zugewiesen, die nur kurz vor Prozessbeginn oder gar nicht mit ihnen sprechen durften; während der Verhandlung saßen sie zwölf Meter voneinander entfernt, um jede Kommunikation zu verhindern. Im Zentrum der durch unkontrollierte Gestapoverhöre vorbereiteten „Beweisführung“ stand bei allen Spionage und staatsfeindliche Tätigkeit, die als Hoch- und Landesverrat galt und mit der Todesstrafe zu ahnden war. Roeder nutzte den Prozess nicht nur für die Feststellung der Taten, sondern zur umfassenden Darstellung der privaten Beziehungen der Angeklagten, um sie als durch und durch verdorbene unmoralische Menschen vorzuführen, zu erniedrigen und zu brechen.

Urteile und Hinrichtungen

Am 15. Dezember 1942, dem Eröffnungstag des ersten Prozesses, wurde auf Weisung Hitlers eine Eisenschiene mit Fleischerhaken im Hinrichtungsraum der Haftanstalt Berlin-Plötzensee angebracht. Bis dahin wurden Todesurteile von Militärgerichten durch Erschießung oder Enthauptung mit dem Fallbeil vollstreckt; nun wurde das nichtöffentliche Erhängen als besondere Entehrung eingeführt.

Die ersten elf Todesurteile wegen angeblichen Hoch- und Landesverrats und zwei Strafen wegen passiver Beihilfe zu Hochverrat zu sechs bzw. zehn Jahren Zuchthaus ergingen am 19. Dezember und wurden Hitler am 21. Dezember vorgelegt. Er wies alle Gnadengesuche ab, hob die beiden Zuchthausstrafen auf und verwies diese Fälle an den 3. Senat des RKG zur Wiederaufnahme des Verfahrens. In den elf Todesurteilen wurden Methoden und Zeitplan der Hinrichtungen festgelegt. Am 22. Dezember von 19:00 bis 19:20 wurden im Vierminutentakt erhängt:[10]

  • Rudolf von Scheliha
  • Harro Schulze-Boysen
  • Arvid Harnack
  • Kurt Schumacher
  • John Graudenz.

Von 20:18 bis 20:33 wurden enthauptet:

  • Horst Heilmann
  • Hans Coppi
  • Kurt Schulze
  • Ilse Stöbe
  • Libertas Schulze-Boysen
  • Elisabeth Schumacher.

Bei den Hinrichtungen war Roeder als Oberstaatsanwalt anwesend. Der ständige Gefängnispfarrer Harald Poelchau, der Hinzurichtende sonst immer begleiten durfte, wurde diesmal nicht informiert und erfuhr den Hinrichtungstermin nur zufällig am Nachmittag des 22. Dezember. Er schrieb nach 1945 das Buch Die letzten Stunden über seine Gefangenenbesuche vor der Vollstreckung.

Der 3. Senat verurteilte Mildred Harnack und Erika von Brockdorff am 16. Januar 1943 auf der Basis neuen Belastungsmaterials der Gestapo, das Kenntnis der Frauen von den Funksprüchen behauptete, ebenfalls zum Tod. Vom 14. bis 18. Januar 1943 verhandelte der 2. Senat die Fälle von neun weiteren Angeklagten, die an der Zettelklebeaktion beteiligt gewesen waren. Sie wurden alle wegen „Feindbegünstigung“ und „Kriegsverrat“ zum Tod verurteilt. Vom 1. bis 3. Februar wurde gegen sechs weitere Angeklagte verhandelt: Adam und Greta Kuckhoff, Adolf und Maria Grimme, Wilhelm Guddorf und Eva-Maria Buch. Nur das von Roeder beantragte Todesurteil für Adolf Grimme wurde auf drei Jahre Zuchthaus reduziert: Grimme konnte glaubhaft machen, das Flugblatt Agis nur einmal kurz gesehen zu haben. Seine Frau wurde ohne Auflage freigelassen.

Von den übrigen Inhaftierten wurden 76 zum Tod verurteilt, 13 davon vom Volksgerichtshof; die übrigen 50 zu Zuchthausstrafen. Vier Männer unter den Angeklagten begingen in der Haft Suizid, fünf wurden ohne Verfahren ermordet.[11] Etwa 50 Todesurteile wurden vollstreckt.[12]

Rezeption

US-Behörden

Der US-Geheimdienst CIC - eine Vorläuferorganisation der CIA - legte seit August 1945 geheime Akten über die hingerichteten und überlebenden Mitglieder dieses Kreises an, die auf erhaltenen Gestapo-Akten und Verhören von ehemaligen Gestapo- und NS-Justizbeamten beruhten. Eine Frau namens Hildegard Beetz aus Weimar hatte dem CIC bereits im Juni 1945 mitgeteilt, es habe im sowjetischen Auftrag einen geheimen Spionagering in Berlin gegeben, über dessen Zerschlagung Generalrichter Koepsch - Roeders ehemaliger Vorgesetzter am Reichkriegsgericht - und Roeder Auskunft geben könnten. Diese wurden daraufhin zur Fahndung ausgeschrieben.

Im Oktober 1945 erstellte das CIC einen Bericht, der auf Vernehmungen von Karl Jesko von Puttkamer - der für Informationen zwischen Reichskriegsgericht und Hitler verantwortlich gewesen war - und Alexander Kraell, dem damaligen obersten Richter des 2. Senats, beruhte. Darin wurde die Rote Kapelle als sowjetischer Spionagering dargestellt. Die Gestapoverhörsprotokolle über sie seien bei einem alliierten Luftangriff verbrannt. Schulze-Boysen habe die Geheimorganisation zentral geführt und ihre Aktivitäten mit den Pariser Funkern Leppers koordiniert; Harnack habe an ihn Anweisungen aus Moskau weitergeleitet. Es seien „Salonbolschewisten“ gewesen; Schulze-Boysen habe nach dem Krieg eine politische Karriere in der Sowjetunion angestrebt, Harnack habe den Kapitalismus mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt und den Kommunismus in Deutschland einführen wollen. Sie hätten drei Sender in Berlin besessen und deren Standorte oft gewechselt. Einen vierten Sender habe ein Fallschirmspringer gebracht. Kriegswichtige Informationen seien durch Einladung von NS-Offizieren zu Festen mit Alkohol und Sex erlangt worden. Diese Angaben gingen noch über die Anklagen in den Prozessen von 1942/43 hinaus. Die Flugblattaktion und Rettung von Juden verschwiegen die vernommenen Nationalsozialisten.

Im April 1947 wurde dem CIC bekannt, dass Manfred Roeder sich in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft befand. Ab Oktober 1947 wurden er und Walter Huppenkothen - 1942 Führer der Gestapoabteilung IVa für Spionageabwehr - dem CIC überstellt, ab Dezember 1947 als dessen Informanten geführt. In seinem ersten Bericht sagte Roeder aus, die Rote Kapelle sei weiter aktiv und werde von den Sowjets kontrolliert. Daraufhin erhielt er den Auftrag, eine Liste aller ihm bekannten Angehörigen der Roten Kapelle und deren Funktionen zu erstellen. Im Januar 1948 stellte Roeder seinen 37-seitigen Bericht fertig. Er gab fünf Kurzwellensender, feste Sendezeiten, für die die Sowjets „namhafte Geldbeträge“ bereitgestellt hätten, und „etwa 70 Funksendungen“ an, die Schulze-Boysen in der Haft zugegeben habe. Er habe die Todesurteile nicht abwenden können, da die damalige Rechtslage - Hitlers „Volksschädlingsverordnung“ - ihm keine Wahl gelassen habe. Die „zivile Justiz“ habe die Urteile vollstreckt und dazu einen „Umbau“ der Hinrichtungsstätte vorgenommen. Durch das Erhängen, das er habe beobachten müssen, sei der Tod in allen Fällen sofort eingetreten; demnach sei diese Methode „humaner als das Fallbeil“ gewesen. Hitler allein sei für die Ablehnung der Gnadengesuche verantwortlich gewesen. Er habe eine summarische Verurteilung aller inhaftierten Mitglieder verlangt, gegen die das Reichskriegsgericht erfolgreich auf Einzelfallprüfung bestanden habe. - Huppenkothen ergänzte diese Selbstrechtfertigung mit Hinweisen auf Erfahrungen der Gestapo mit kommunistischer Spionage, ohne die der CIC unweigerlich falschen Informationen über die Rote Kapelle aufsitzen würde. Er fügte eine Liste der Gestapo-„Experten“ auf diesem Gebiet bei. Nachdem der CIC die Festnahme der beiden auf unbestimmte Zeit verlängert hatte, erstellte Roeder am 19. Januar 1948 einen weiteren, nun 90 Seiten starken Bericht mit erkennungsdienstlichen Fotos und Persönlichkeitsprofilen über die Rote Kapelle. Er beschrieb sie als ein über ganz Europa verteiltes Spionagenetz, das die Sowjetunion seit den 1930er Jahren zur Eroberung dieses Kontinents aufgebaut habe.

In einem Begleitbrief zu Roeders Entlassung am 13. Mai 1948 schrieb das Hauptquartier des CIC an die US-Militärverwaltung, man habe nun Beweise dafür, dass überlebende Mitglieder der Roten Kapelle, die man seit Mitte 1947 beobachte, ihre wahren Absichten verbürgen und gegen die Interessen der USA arbeiteten. Fotos und Persönlichkeitsprofile mit falschen Details aus Roeders Berichten und Hinweise zum Aufspüren der Überlebenden waren beigefügt. Von einer Überprüfung dieser Angaben durch US-Besatzungsbehörden ist nichts bekannt. Vielmehr führte ein positiver Artikel der Universität von Wisconsin über Mildred Harnack und Greta Kuckhoff dazu, dass die US-Geheimdienste das FBI aufforderten, diese Universität zu beobachten, da sie von sowjetischen Spionen durchsetzt sein könne. - Diese Schriftstücke und die Vernehmungsakten des CIC wurden erst nach dem Freedom of Information Act veröffentlicht. [13]

Westdeutschland

Unmittelbar nach Kriegsende waren Leistung und ethisches Vorbild des Boysen-Harnack-Kreises anerkannt worden. Ricarda Huch plante eine Biografiensammlung von Widerstandskämpfern, die Günther Weisenborn fortführte und herausgab. Darin wurden die Männer und Frauen der Roten Kapelle an vorderster Stelle genannt.

Am 22. September 1946 fand im Berliner Lustgarten eine Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus mit etwa 10.000 Teilnehmern statt, bei der sieben Widerstandsgruppen, darunter die Schulze-Boysen/Harnack-Gruppe, öffentlich geehrt wurden. Der Observer, die offizielle Zeitung der US-Militärregierung, berichtete anerkennend besonders über Mildred Harnack und ihre Studienzeit in Wisconsin.

Dies änderte der Prozess gegen Manfred Roeder ab 1951. Adolf Grimme, ein überlebender Angehöriger des Schulze-Boysen-Harnackkreises, hatte gegen ihn 1945 Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg verschleppte das Ermittlungsverfahren bis Ende der 1960er Jahre und stellte es dann ein. Anklage wurde nie erhoben. Ein Strafverfahren wegen Strafvereitelung gegen die Staatsanwälte und die Verantwortlichen im niedersächsische Landesjustizministerium wäre heute immer noch möglich.

Roeders Verteidigungsstrategie war, die Spionagetätigkeit der Berliner Gruppe zu betonen und ihren Widerstand zu leugnen; so erschienen seine Todesurteile gegen angebliche Landesverräter als gerechtfertigt. Diese Deutung setzte sich in der restaurativen und antikommunistischen westdeutschen Öffentlichkeit der 1950er Jahre durch und wurde auch von damals führenden Historikern vertreten. So beschrieb Gerhard Ritter den Schulze-Boysen-Harnackkreis 1954 als „seit 1940 organisierte Verschwörung“ und „Spionagebetrieb“. Die „hochgebildeten Akteure“ seien „Edelkommunisten“ gewesen, „die ... der Haß gegen Hitler... in das kommunistische Lager geführt hatte.“ Sie seien „bis in die zentralen Dienststellen des Dritten Reiches“ eingedrungen und hätten „sich bedingungslos dem Landesfeind als höchst gefährliche Werkzeuge zur Verfügung gestellt“:

Die Organisation der ganzen Gruppe reichte bis nach Paris, Belgien und Holland; sie wurde von Moskau aus in verschlüsselten Radiosendungen über Paris und Brüssel gesteuert.

Sie hätten die Rote Armee „laufend“ mit wichtigen militärischen Informationen versorgt: ...nicht nur über den Stand der Rüstungsproduktion, sondern sogar über Angriffspläne und Unternehmungen hinter der feindlichen Front unter hemmungsloser Ausnutzung amtlich erworbener Spezialkenntnisse. Dabei hätten sie mit russischen Agenten, Sendern und Codes gearbeitet. Damit rechtfertigte er ihre Ermordung:[14]

Erst im August 1942 gelang es der Kriminalpolizei, die Hauptanstifter zu fassen und das ganze Komplott aufzudecken. Der Prozeß vor dem Reichskriegsgricht, in einwandfreier Form durchgeführt, konnte nicht anders als mit einer Massenhinrichtung enden.

Seither wurde die Rote Kapelle in der Bundesrepublik weitgehend als reine Geheimdienstorganisation dargestellt und wird auch seit 1990 vielfach nicht als legitimer Teil der Opposition zu Hitler wahrgenommen.[15] Bis heute hat der Deutsche Bundestag die wegen „Kriegsverrat“ Verurteilten nicht rehabilitiert.[16]

Sowjetunion und DDR

Auch die Sowjetunion verschwieg die „Rote Kapelle“ bis 1969. Erst im Oktober 1969 verlieh die KPdSU seinen hingerichteten Mitgliedern posthum den sowjetischen Kampforden. Zugleich würdigten Artikel in der Prawda deren Widerstand, deuteten ihn aber nur als Bestätigung für die einigende Kraft der kommunistischen Volksfrontpolitik unter Vorherrschaft der KPD, die die einzige organisierte antifaschistische Widerstandsgruppe gewesen sei. Dabei wurde nur auf öffentlich zugängliche westliche Quellen verwiesen, die sowjetischen Geheimdienstakten aber bleiben unter Verschluss.

1974 veröffentlichte Alexander S. Blank die einzige historische Untersuchung in der UdSSR zur Roten Kapelle unter dem Titel Im Herzen des Dritten Reiches: Aus der Geschichte der Antifaschistischen Volksfront im Untergrund. Dabei betonte er die Vielfalt ihrer Mitglieder aus verschiedenen sozialen Schichten - Arbeiter, Militärs, Bürgerliche -, die sich freiwillig ohne äußeren Zwang zusammengefunden hätten, nur geleitet von ihren humanistischen Idealen und ihrem Gewissen. Dies widersprach dem bisherigen offiziellen Geschichtsbild.

In der DDR beschrieb die Überlebende Greta Kuckhoff 1948 den Februarprozess gegen Mitglieder der Rote Kapellen in einem Artikel für die Ostberliner Zeitung Aufbau.[17] Sonst behandelten die DDR-Geschichtsbücher das Thema kaum; auch hier begann eine öffentliche Würdigung erst 1969. Ein Film der DEFA von 1970 und offizielle Geschichtsdarstellungen stellten die Rote Kapelle als vom Antifaschismus der KPD abhängige, nur deshalb zu gemeinsamen Aktionen fähige Gruppe dar. Auch hier wurde die nachrichtendienstliche Tätigkeit überbetont, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Wer von den Berliner Widerstandskämpfern überhaupt Kontakte zu sowjetischen Geheimdiensten hatte und worin die Nachrichten bestanden, blieb geheim. So trug das DDR-Geschichtbild seinerseits zur Verfestigung des falschen Bildes von der Roten Kapelle in der Bundesrepublik bei.

Forschung seit 1983

Seit 1983 forscht die Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Auftrag des Bundespräsidenten auch über die Rote Kapelle. Doch erst mit dem Ende des Ostblocks und der Sowjetunion 1990 konnten Dokumente aus sowjetischen Archiven eingesehen und ausgewertet werden, die eine ideologiefreie Betrachtung des Widerstands dieser Kreise ermöglichte.

Hans Coppi, Boris L. Chawkin und Jurij N. Zorja machten 2002 erstmals viele Originaldokumente aus russischen Archiven öffentlich, die die Legende widerlegten, die Harnack/Schulze-Boysen-Gruppe sei eine Spionageorganisation gewesen.[18]

Kunst und Kultur

FAZ-Schlagzeile vom 23. Mai 1951
  • Peter Weiss setzte der Roten Kapelle in seinem Roman Die Ästhetik des Widerstands ein literarisches Denkmal. Für ihn war die Rote Kapelle die Organisation, in der es gelang, die Spaltung der Arbeiterbewegung in Sozialdemokraten und Kommunisten im gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus zu überwinden.
  • Die DEFA verfilmte die Ereignisse im Jahre 1970 in KLK an PTX Die Rote Kapelle mit Horst Drinda und Horst Schulze in Hauptrollen. Drehbuch: Claus Küchenmeister
  • Der evangelische Theologe Karl Barth erklärte die Rote Kapelle wegen ihrer Offenheit für Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten, ihrer Bemühungen zum Schutz von Juden und zur rechtzeitigen Aufklärung über Kriegspläne der Nationalsozialisten zum Vorbild auch des kirchlichen Widerstands.
  • 2003 erschien der Dokumentarfilm Die Rote Kapelle von Stefan Roloff, dem Sohn des überlebenden Mitglieds des Schulze-Boysen/Harnackkreises Helmut Roloff. Für den Film recherchierte er auch in erst kurz zuvor freigegebenen Geheimdienstakten der USA, Großbritanniens und bundesdeutscher Behörden. Die Ergebnisse veröffentlichte er auch in Buchform.
  • Der Hagener Maler Carl Baumann lernte während seines Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Berlin Mitglieder der Widerstandsgruppe kennen. 1941 entstand sein Bild „Rote Kapelle Berlin“ – Tempera auf Nessel auf Holz – 75 cm x 96 cm. Das Gemälde hängt im Westfälischen Landesmuseum in Münster und zeigt Harro Schulze-Boysen, Walter Küchenmeister und Kurt Schumacher. Im Hintergrund, die drei beobachtend, der Maler selbst. Es ist ein „Werk jener neuen Gegenständlichkeit, die in den dreißiger Jahren die ‚Neue Sachlichkeit‘ ablöste und manchmal Züge aufwies, wie sie dem magischen Realismus eigen waren“.[19]

Siehe auch

Einzelbelege

  1. Wolfgang Benz, Walther Pehle (Hrsg.): Lexikon des Deutschen Widerstands, Frankfurt am Main 1999, Artikel Rote Kapelle, S. 281ff
  2. Stefan Roloff: Die Rote Kapelle, Ullstein 2002, S. 146
  3. Die Rote Kapelle in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
  4. Peter Steinbach, Johannes Tuchel (Hrsg.): Widerstand in Deutschland 1933-1945, Becksche Reihe, 3. Auflage 2000, ISBN 3-406-42082-6, S. 283-290
  5. Stefan Roloff: Die Rote Kapelle, a.a.O. S. 141-145
  6. Leopold Trepper: Die Wahrheit, München 1978, S. 149
  7. Ulrich Sahm: Rudolf von Scheliha 1897-1942. Ein deutscher Diplomat gegen Hitler, Verlag C.H. Beck, München 1990
  8. Hans Coppi: Der Trepper-Report vom Juni 1943; in: VfZ 1996/3, S. 431ff
  9. Stefan Roloff: Die Rote Kapelle, Ullstein 2002, S. 129-140
  10. Stefan Roloff: Die Rote Kapelle, a.a.O. S. 8f
  11. Peter Steinbach, Johannes Tuchel (Hrsg.): Lexikon des Widerstands 1933–1945, Beck'sche Reihe, München, 2. Auflage 1998, S. 166
  12. Die Toten der Roten Kapelle
  13. Stefan Roloff: Die Rote Kapelle, a.a.O. S. 293-312
  14. Gerhard Ritter: Carl Friedrich Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. Deutsche Verlagsanstalt, 4. Auflage Stuttgart 1984, ISBN 3-421-06181-5, S. 106f
  15. Hans Mommsen: The German Resistance against Hitler and the Restoration of Politics. In: The Journal of Modern History 64 (Supplement), S. 5113
  16. Johannes Tuchel: Weihnachten müsst Ihr richtig feiern, in: Die Zeit 51/2007 vom 13. Dezember 2007
  17. Greta Kuckhof: Rote Kapelle. in: Aufbau, Berlin 1948, Heft 1, S. 30-37
  18. Alexander Boroznjak: UdSSR und Russland, in: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Der deutsche Widerstand gegen Hitler. Wahrnehmung und Wertung in Europa und den USA. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002, S. 144–146
  19. Siegfried Kessemeier: Kunstwerk des Monats; Juli 1991, Carl Baumann

Literatur

Dokumente und Selbstzeugnisse

  • Carl Baumann: Rote Kapelle Berlin, 1941 Tempera auf Nessel, 79 x 99 cm (Inv.Nr. 1967 LM)
  • Elfriede Paul: Ein Sprechzimmer der Roten Kapelle. Berlin 1981
  • Werner Krauss: Ein Romanist im Widerstand. Briefe an die Familie und andere Dokumente. Hrsg. v. Peter Jehle und Peter-Volker Springborn. Weidler, Berlin 2004
  • Werner Krauss: PLN. Die Passionen der halykonischen Seele. Berlin 1980
  • Gerhard Kegel: In den Stürmen unseres Jahrhunderts. Ein deutscher Kommunist über sein ungewöhnliches Leben. Dietz, Berlin 1984
  • Greta Kuckhoff: Vom Rosenkranz zur Roten Kapelle. Ein Lebensbericht. Verlag neues Leben, Berlin 1976
  • Leopold Trepper: Die Wahrheit. Autobiographie. dtv, München 1978, ISBN 3-423-01387-7
  • Harro Schulze-Boysen: Gegner von heute - Kampfgenossen von morgen. (Erstauflage 1932), Nachwort Karl-Heinz Pröhuber; Fölbach Verlag, Koblenz 1983, ISBN 3-923532-00-8
  • Günther Weisenborn: Der lautlose Aufstand. (auf Basis des von Ricarda Huch zusammengetragenen Materials) 1. Auflage 1953, 2. vervielfältigte und verbreitete Auflage 1954, verschiedene Neuauflagen, französische Fassung: Une Allemagne contre Hitler (2000)
  • R. Griebel, M. Coburger, H. Scheel: Erfasst? Das Gestapo-Album zur Roten Kapelle. Eine Fotodokumentation. Halle 1992, ISBN 3883840440

Biografien

  • Hans Coppi: Harro Schulze-Boysen – Wege in den Widerstand; Koblenz: Fölbach, 1995; ISBN 3-923532-28-8
  • Kurt Schilde (Hrsg.): Eva-Maria Buch und die „Rote Kapelle“; Berlin: Overall, 1993; ISBN 3-925961-09-7
  • Shareen Blair Brysac: Mildred Harnack und die „Rote Kapelle“. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Frau und einer Widerstandsbewegung; Bern: Scherz-Verlag, 2003; ISBN 3-502-18090-3 (Text online)
  • Geertje Andresen: Die Tänzerin, Bildhauerin und Nazigegnerin Oda Schottmüller: 1905–1943; Berlin: Lukas-Verlag, 2005; ISBN 3-936872-58-9
  • Hermann Vinke: Cato Bontjes van Beek. „Ich habe nicht um mein Leben gebettelt“. Ein Porträt. Zürich, Hamburg 2003: Arche. ISBN 3-7160-2313-2
  • Heidelore Kluge: Cato Bontjes van Beek. „Ich will nur eins sein, und das ist ein Mensch.“ Das kurze Leben einer Widerstandskämpferin. 1920–1943. Stuttgart: Urachhaus/Freies Geistesleben, 1994. ISBN 3-8251-7003-9
  • Manfred Flügge: „Meine Sehnsucht ist das Leben.“ Eine Geschichte aus dem deutschen Widerstand. Dokumentarroman, Berlin 1998:Aufbau TB, ISBN 3-7466-1334-5
  • Susanne Römer, Oswald Bindrich: Beppo Römer. Ein Leben zwischen Revolution und Nation; Reihe deutsche Vergangenheit 49: Stätten der Geschichte Berlins; Berlin: Edition Hentrich, 1991; ISBN 3-926175-97-4
  • Stefan Roloff: Die Rote Kapelle. Die Widerstandsgruppe im Dritten Reich und die Geschichte Helmut Roloffs; Berlin: Ullstein, 2004; ISBN 3-548-36669-4
  • Helmut Schmidt (Hrsg.): John Sieg. Einer von Millionen spricht. Dietz Verlag Berlin 1989, . ISBN 3-320-01392-0
  • Christine Fischer-Defoy: Kunst, Macht, Politik. Die Nazifizierung der Kunst- und Musikhochschulen in Berlin. Elefanten Press, Berlin 1988, ISBN 3-88520-271-9 (über Kurt und Elisabeth Schumacher, Carl Baumann u.a.)

Gesamtdarstellungen

  • Hans Coppi, Jürgen Danyel, Johannes Tuchel (Hrsg.): Die Rote Kapelle im Widerstand gegen Hitler; Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand; Berlin: Edition Hentrich, 1992; ISBN 3-89468-110-1
  • Karl Heinz Roth, Angelika Ebbinghaus: Rote Kapellen, Kreisauer Kreise, Schwarze Kapellen; Hamburg: vsa, 2004; ISBN 3-89965-087-5
  • Gilles Perrault: Auf den Spuren der Roten Kapelle; Europaverlag, Wien/München 1994, ISBN 3-203-51232-7
  • Gert Rosiejka: Die Rote Kapelle. „Landesverrat“ als antifaschistischer Widerstand. Ergebnisse-Verlag, Hamburg 1986, ISBN 3-925622-16-0
  • Heinz Höhne, Gilles Perrault: „ptx ruft Moskau“. Die Geschichte der Roten Kapelle. In: Der Spiegel, Nr. 23-30, 1968