„Reise Lenins im plombierten Wagen“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K +QS Geschichte
K LA+
(102 dazwischenliegende Versionen von 24 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1:Zeile 1:
<noinclude>
{{Löschantragstext|tag=15|monat=April|jahr=2016|titel=Reise Lenins im plombierten Wagen|text=''Qualitätssicherung hat grandios versagt. So ist das ein unbrauchbarer Artikel. Die Fahrt kann im Hauptartikel bleiben.'' [[Benutzer:R-B-S|R-B-S]] ([[Benutzer Diskussion:R-B-S|Diskussion]]) 11:11, 15. Apr. 2016 (CEST)}}
----</noinclude>
{{QS-Geschichte}}
{{QS-Geschichte}}
[[Datei:Reise Lenins durch Deutschland (Platten).JPG|miniatur|hochkant|Buch des mitreisenden Schweizer Kommunisten Fritz Platten]]
[[Datei:Reise Lenins durch Deutschland (Platten).JPG|miniatur|hochkant|Buch des mitreisenden Schweizer Kommunisten Fritz Platten]]
[[Datei:Guilbeaux155 pdf.jpg|miniatur|''Abreise morgen''<br />Lenin („oulianoff“) aus Bern an [[Henri Guilbeaux]] am 6. April 1917<ref>Text des Telegramms: ''partons demain midi allemagne [[Fritz Platten|platten]] accompagne train priere venir immediatement frais couvrirons amenez [[Romain Rolland|romain rolland]] s'il est d'accord en principe. faites possible pour amener [[Charles Naine|naine]] ou [[Ernest-Paul Graber|graber]]. telegraphiez [[Volkshaus (Zürich)|volkshaus]] oulianoff''</ref>]]
[[Datei:Locomotive 293.jpg|miniatur|hochkant|Lokomotive des letzten Teils der Reise]]
[[Datei:Locomotive 293.jpg|miniatur|hochkant|Lokomotive des letzten Teils der Reise]]
Die '''Reise Lenins im plombierten Wagen''' fand während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] im April 1917 statt. Sie führte [[Wladimir Iljitsch Lenin]], zusammen mit weiteren [[Emigrant]]en, von seinem [[Schweiz]]er [[Exil]] durch das [[Deutsches Kaiserreich|Deutsche Reich]] über [[Skandinavien]] nach Petrograd, dem heutigen [[Sankt Petersburg]].
[[Datei:Finlyandskiy Railway Station 2 - rechts.JPG|miniatur|hochkant|Lenin-Statue vor dem Finnländischen Bahnhof in Sankt Petersburg in Erinnerung an seine Ankunft]]

Die '''Reise Lenins im plombierten Zug''' fand im Jahr 1917 statt. Sie führte [[Wladimir Iljitsch Lenin|Wladimir Lenin]], zusammen mit weiteren [[Emigrant]]en, von seinem [[Schweiz]]er [[Exil]] durch das [[Deutsches Reich|Deutsche Reich]] über [[Skandinavien]] nach Petrograd, dem heutigen [[Sankt Petersburg]].


== Hintergrund ==
== Hintergrund ==
Im [[Russisches Kaiserreich|Russischen Kaiserreich]] wurden politische Aktivisten, die sich für eine revolutionäre Änderung der Gesellschaftsordnung einsetzten, unterdrückt. Sie mussten mit Gefängnis oder Verbannung rechnen. Lenin und viele andere russische Sozialisten waren deshalb nach der gescheiterten [[Russische Revolution 1905|Revolution von 1905]] gezwungen, Russland zu verlassen und ins Exil zu gehen. Erst nach dem Sturz des Zaren [[Nikolaus II. (Russland)|Nikolaus II.]] in der [[Februarrevolution 1917]] bestand volle Betätigungsfreiheit für alle sozialistischen Richtungen. Lenin, der sich seit 1914 in der neutralen Schweiz aufhielt, versuchte nach der Revolution verzweifelt, nach Russland zurückzukehren. Wegen des Krieges war der direkte Weg über Deutschland versperrt. Die offiziell mit Russland verbündeten Länder der [[Triple Entente|Entente]] weigerten sich strikt, Lenin durchzulassen.
Der Zweck der Reise war, dass Lenin nach dem Sturz des [[Nikolaus II. (Russland)|Zaren Nikolai II.]] in der [[Februarrevolution 1917]] nach Russland gelangen konnte, um dort seine politische Tätigkeit fortzuführen. Kurz nach seiner Ankunft publizierte er die [[Aprilthesen]], wonach die [[Bolschewiki]] die als [[Kapitalismus|kapitalistisch]] denunzierte [[Provisorische Regierung (Russland)|provisorische Regierung Kerenski]] scharf bekämpfen müssten, um möglichst bald den Übergang zu einer [[Räterepublik]] zu erzwingen.<ref>Manfred Hildermeier: ''Die Sowjetunion 1917–1991.'' Oldenbourg, München 2007, Seite 14.</ref>


Informelle Kontakte zwischen dem deutschen [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] und den in mehrere rivalisierende Gruppen gespaltenen russischen Exilanten in der Schweiz hatten bereits seit September 1914 bestanden, als der deutsche Gesandte in Bern, [[Gisbert von Romberg (Diplomat)|Gisbert von Romberg]], über den estnischen Revolutionär [[Aleksander Kesküla]] die Einstellung der russischen Revolutionäre zur Rolle Deutschlands bei einer Revolutionierung Russlands sondierte. Weitere Kontakte bestanden über die Gesandten in den neutralen Staaten Dänemark ([[Ulrich von Brockdorff-Rantzau]]) und Schweden ([[Hellmuth Lucius von Stoedten]]). Allerdings sollte hierdurch bestenfalls eine Drohkulisse gegenüber Russland aufgebaut werden, konkrete Schritte wurden von deutscher Seite bis März 1917 nicht unternommen.<ref>Hahlweg: [http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1957_4.pdf ''Lenins Reise durch Deutschland im April 1917''], S. 308–312.</ref> Anfang April 1917 entwickelte Brockdorff-Rantzau in einer geheimen Denkschrift das Programm, im revolutionären Russland durch die Anschürung von Konflikten zwischen den politischen Lagern ein „größtmögliches Chaos zu schaffen“, wobei die radikalen Elemente durchaus bevorzugt zu unterstützen seien, um im Osten baldmöglichst zu einem Separatfrieden zu kommen.<ref>Hahlweg: ''Lenins Reise durch Deutschland im April 1917'', S. 312 f.</ref> Auf diese Linie schwenkte schließlich auch der Reichskanzler [[Theobald von Bethmann Hollweg]] ein, der Romberg anwies, den Revolutionären in der Schweiz die Rückreise über Deutschland anzubieten.
[[Winston Churchill]] urteilte später, die deutsche Führung habe mit der Erteilung des [[Freies Geleit|freien Geleits]] für den [[Transitverkehr|Transit]] im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] den russischen Feind mit der grausamsten aller Waffen bekämpft, indem man Lenin wie einen [[Yersinia pestis|Pestbazillus]] von der Schweiz nach Russland transportiert habe.<ref>Winston Churchill: ''The Aftermath.'' Scribner, New York 1929, Seite 63.</ref><ref>Michael Pearson: ''Der plombierte Waggon. Lenins Weg aus dem Exil zur Macht.'' Universitas, Berlin 1977, Seite 5.</ref><ref>Hahlweg, 1957, Seite 4.</ref><ref>Donald Graeme Boadle: ''Winston Churchill and the German Question in British Foreign Policy 1918–1922.'' Springer, New York 2012, Seite 23.</ref> Die deutsche Seite war entschlossen, Lenin nötigenfalls an der gemeinsamen Grenze nach Russland zu bringen, sollte das neutrale [[Schweden]] die Durchreise verweigern.


== Verhandlungen ==
In der Folge gab es weitere Transporte von russischen Emigranten auf dieser Strecke.
Bereits unmittelbar nach Bekanntwerden des Sturzes des Zaren hatten diese ein „Zentralkomitee zur Rückkehr der in der Schweiz weilenden russischen Emigranten“ gegründet, das über 500 Exilanten vertrat. Dieses hatte unabhängig von deutschen Angeboten am 19. März entschieden, von den Deutschen eine Durchreiseerlaubnis im Austausch gegen deutsche und österreich-ungarische Kriegsgefangene in Russland zu beantragen. Die politischen Verhandlungen wurden von dem Komitee dem Schweizer Sozialdemokraten [[Robert Grimm]] übertragen. Das Ersuchen wurde am 23. März vom Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, [[Arthur Zimmermann]], der in [[Bad Kreuznach]] weilenden [[Oberste Heeresleitung|Obersten Heeresleitung]] bekanntgemacht, die keine Einwände erhob.<ref>Hahlweg: ''Lenins Reise durch Deutschland im April 1917'', S. 315 f.</ref> Die einzigen Bedingungen waren, dass die Modalitäten der Reise gemeinsam vom Auswärtigen Amt und der [[Abteilung III b]] des Stellvertretenden Generalstabs geregelt werden sollte. Zudem bestanden Bedenken über die Haltung der anderen geplanten Durchreisestaaten. Die deutsche Seite war entschlossen, Lenin nötigenfalls an die gemeinsame Grenze nach Russland zu bringen, sollte das neutrale [[Schweden]] die Durchreise verweigern.

Unabhängig vom Emigrantenkomitee nahm Lenin, der den Deutschen von [[Alexander Parvus]] als besonders geeignet zur Destabilisierung Russlands empfohlen wurde, Ende März Kontakt mit der deutschen Gesandtschaft in Bern auf. Zu seinem Mittelsmann bestimmte er den Schweizer Sozialisten [[Fritz Platten]]. Er stellte eine Liste von Bedingungen auf, die er am 4. April durch Platten übermitteln ließ und die drei Tage später von der deutschen Seite bestätigt wurden. Platten fungierte später bei der Fahrt durch das Deutsche Reich als Transportführer. Als Begleiter des Transports wurden von deutscher Seite der deutsch-schwedische Gewerkschafter [[Wilhelm Jansson]] und Rittmeister der Reserve Arwed von der Planitz bestimmt. Die Presse sollte über das Ereignis nicht berichten.<ref>Es erschien lediglich eine kurze Notiz in der Züricher Morgenzeitung, die im deutschen Sinne davon berichtete, vgl. Hahlweg: ''Lenins Reise durch Deutschland im April 1917'', S. 323.</ref> Über die deutsche Gesandtschaft in Stockholm erwirkte man außerdem die Durchreiseerlaubnis durch Schweden.


== Modalitäten der Reise ==
== Modalitäten der Reise ==
Nach der Abreise am [[Ostermontag]], dem 9. April, führte die Strecke von [[Zürich]] aus durch Deutschland mit Zwischenhalt in [[Berlin]] nach [[Sassnitz|Saßnitz]], von dort aus mit der [[Drottning Victoria]] nach [[Trelleborg]] in Schweden, dann über [[Stockholm]] nach [[Tornio]] in Norden [[Finnland]]s, das damals zum [[Russisches Kaiserreich|Russischen Kaiserreich]] gehörte, und weiter nach Petrograd, dem späteren Leningrad, wo der Zug am {{JULGREGDATUM|16|4|1917|FormatJUL=j.}} am [[Finnischer Bahnhof|Finnländischen Bahnhof]] ankam.
Nach der Abreise am [[Ostermontag]], dem 9. April, führte die Strecke von [[Zürich]] aus durch Deutschland mit Zwischenhalt in [[Berlin]] nach [[Sassnitz]], von dort aus mit der ''[[Drottning Victoria]]'' nach [[Trelleborg]] in Schweden, dann über [[Stockholm]] nach [[Tornio]] im Norden [[Finnland]]s, das damals zu Russland gehörte, und weiter nach Petrograd, dem späteren Leningrad, wo die Gruppe am {{JULGREGDATUM|16|4|1917|FormatJUL=j.}} im [[Finnischer Bahnhof|Finnländischen Bahnhof]] ankam, während Platten an der schwedisch-russischen Grenze von der republikanischen Regierung aufgehalten wurde und deshalb zunächst in die Schweiz zurückreiste.<ref>Hahlweg: ''Lenins Rückkehr nach Russland 1917: Die deutschen Akten'', S. 24, S. 103, S. 115.</ref>


Der Eisenbahnwagen, in dem Lenin und die anderen Emigranten reisten, war auch in Deutschland nicht plombiert. Lenin hatte sich vielmehr in den Kontakten zwischen Platten und dem deutschen Gesandten [[Gisbert von Romberg (Diplomat)|Gisbert von Romberg]] in Bern [[Exterritorialität|Extraterritorialität]] ausbedungen: Keine Kontrolle der Durchreisenden, ihrer Pässe und ihres Gepäcks, kein Mensch durfte unterwegs den Wagen betreten oder verlassen. Die Grenze zwischen dem extraterritorialen Wagenteil und dem deutschen wurde mit [[Tafelkreide]] markiert.<ref>[[Leo Trotzki]]: ''Geschichte der Russischen Revolution, Band 1: Februarrevolution'', Seite 251, Fischer, Frankfurt am Main 1982.</ref>
Der [[Eisenbahnwagen]], in dem Lenin und die anderen Emigranten als [[Passagier]]e reisten, war auch in Deutschland nicht plombiert.<ref>„Verständnisvoller Offizier geleitet Transport von Gottmadingen bis Saßnitz... Bei Grenzüberschreitung keinerlei Paßformalitäten. Gepäck wird plombiert... zwei D-Wagen zweiter Klasse.“ [[Wilhelm von Stumm]] an Romberg, 5. April 1917, in: Hahlweg: ''Lenins Rückkehr nach Russland 1917: Die deutschen Akten'', S. 81.</ref> Lenin hatte sich vielmehr in den Kontakten zwischen Platten und von Romberg [[Exterritorialität]] ausbedungen: Keine Kontrolle der Durchreisenden, ihrer Pässe und ihres Gepäcks, kein Mensch durfte unterwegs den [[Personenwagen]] betreten oder verlassen. Die Grenze zwischen dem extraterritorialen Wagenteil und dem deutschen wurde mit [[Tafelkreide]] markiert.


Zu den Mitreisenden gehörten seine Ehefrau [[Nadeschda Konstantinowna Krupskaja|Nadja Krupskaja]] sowie [[Inessa Armand]], [[Mieczysław Broński]] (mit Tochter [[Wanda Brońska-Pampuch|Wanda Brońska]]), [[Moissei Markowitsch Charitonow|Moissei Charitonow]], [[Fritz Platten]], [[Karl Radek]], [[Sarra Naumowna Rawitsch|Sarra Rawitsch]], [[Georgi Iwanowitsch Safarow|Georgi Safarow]] und [[Grigori Jakowlewitsch Sokolnikow|Grigori Sokolnikow]].
Zu den Mitreisenden gehörten Lenins Ehefrau [[Nadeschda Konstantinowna Krupskaja|Nadja Krupskaja]] sowie seine Geliebte [[Inessa Armand]], [[Mieczysław Broński]] (mit Tochter [[Wanda Brońska-Pampuch|Wanda Brońska]]), [[Moissei Markowitsch Charitonow|Moissei Charitonow]], [[Karl Radek]], [[Sarra Naumowna Rawitsch|Sarra Rawitsch]], [[Georgi Iwanowitsch Safarow|Georgi Safarow]], [[Grigori Jewsejewitsch Sinowjew|Grigori Sinowjew]] und [[Grigori Jakowlewitsch Sokolnikow|Grigori Sokolnikow]].

In der Folge gab es weitere Transporte von russischen Emigranten auf dieser Strecke. Im Mai und Juni 1917 waren es zwei Transporte mit 400 Personen unterschiedlicher politischer Richtungen, auch Familien mit Kleinkindern, auch Emigranten, die aus Belgien dazustießen.<ref>Hahlweg: ''Lenins Rückkehr nach Russland 1917: Die deutschen Akten'', S. 115–136.</ref>

== Ankunft und Aprilthesen ==
[[Datei:Mathilde Kschessinskaya Mansion.jpg|miniatur|Palais Kschessinskaja (2013)]]

Auf dem Bahnhof fand ein offizieller Empfang für Lenin statt. Es waren mehrere tausend Arbeiter und Soldaten anwesend. Die georgischen [[Menschewiki]] [[Nikolos Tschcheidse]] und [[Irakli Zereteli]], damals Mitglieder des Zentral-Exekutivkomitees der [[Sowjet]]s, hielten Reden.

Aber auch Lenin entwickelte in einer Ansprache in skizzenhafter Form zum ersten Mal die Ideen, die später als [[Aprilthesen]] bekannt wurden. Noch am Tag seiner Ankunft hielt er im Palais [[Matilda Felixowna Kschessinskaja|Kschessinskaja]], dem damaligen Hauptquartier der [[Bolschewiki]], eine programmatische Rede, und am folgenden Tag legte er seine Thesen auf einer Versammlung des Petrograder Sowjets dar. Dabei ging sein Programm weit über das hinaus, was die Bolschewiki bis dahin in Betracht gezogen hatten, und wurde von vielen Zuhörern als unrealistisch angesehen.<ref>[[Orlando Figes]]: ''A people's tragedy. A history of the Russian Revolution, 1891-1924.'' Penguin, N.Y. 1997, S.&nbsp;387&nbsp;f.. ISBN 071267327X</ref> Lenin brach mit der Theorie von der „bürgerlichen Revolution“, die eine Unterstützung der „kapitalistischen“ [[Provisorische Regierung (Russland)|provisorischen Regierung]] erlaubte. Er forderte die rücksichtslose Bekämpfung der Regierung, um mit ihrem Sturz möglichst bald den Übergang zu einer „[[Sozialismus|sozialistischen]] Revolution“ einzuleiten.<ref>[[Manfred Hildermeier]]: ''Die Sowjetunion 1917–1991.'' Oldenbourg, München 2007, S. 14. ISBN 3486561790</ref> Hinter der Auslegung seiner Aprilthesen, alle Macht gebühre den Räten, stand bereits der Anspruch der bolschewistischen Partei, auch als Minderheit zu herrschen.<ref>Manfred Hildermeier: ''Die Russische Revolution 1905-1921.'' Suhrkamp, Frankfurt/M. 1989, S. 175. ISBN 3518115340</ref> Die Konzeption eines „revolutionären Verteidigungskriegs“ denunzierte die leninistische Propaganda, die im Sommer 1917 mit erheblichen deutschen Mitteln finanziert wurde, als fortgesetzten Eroberungskrieg im Solde des Entente-Kapitals.<ref>[[Gerd Koenen]]: ''Der Russland-Komplex. Die Deutschen und der Osten, 1900-1945''. C. H. Beck, München 2005, S. 118&nbsp;f.. ISBN 3406535127</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Der Zug (1988)]] (Verfilmung)
* [[Der Zug (1988)|Der Zug]] (Verfilmung von 1988)


== Literatur ==
== Literatur ==
* Werner Hahlweg: ''Lenins Reise durch Deutschland im April 1917.'' In: ''Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte'', 1957, Seiten 307–333.
* [[Werner Hahlweg]]: ''Lenins Reise durch Deutschland im April 1917.'' In: ''Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte'', 1957, S. 307–333 ([http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1957_4_1_hahlweg.pdf PDF; 1,3 MB]).
* Werner Hahlweg (Hrsg.): ''Lenins Rückkehr nach Russland 1917: Die deutschen Akten.'' Brill, Leiden 1957.
* Werner Hahlweg (Hrsg.): ''Lenins Rückkehr nach Russland 1917: Die deutschen Akten.'' Brill, Leiden 1957.
* Fritz Platten: ''Die Reise Lenins durch Deutschland im plombierten Wagen.'' Neuer Deutscher Verlag, Berlin 1924.
* [[Fritz Platten]]: ''Die Reise Lenins durch Deutschland im plombierten Wagen.'' Neuer Deutscher Verlag, Berlin 1924, Neuauflage bei ISP, Frankfurt am Main 1985.
* Karl Radek: ''Lenin’s „sealed train“.'' In: ''New York Times'', 19. Februar 1922.
* [[Karl Radek]]: ''Lenin’s „sealed train“.'' In: ''New York Times'', 19. Februar 1922.

== Weblinks ==
* [[Gerd Koenen]]: ''[http://www.bpb.de/apuz/30146/der-deutsch-russische-nexus?p=all Der deutsch-russische Nexus]'', in: [[Aus Politik und Zeitgeschichte]] 44–45/2007, auf den Seiten der [[Bundeszentrale für politische Bildung]].
* {{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/einestages/akten-die-geschichte-machten-a-950177.html |titel=Dokumente der Intrige |autor=Hans Michael Kloth |hrsg=[[Spiegel Online]] |werk=Akten, die Geschichte machten |datum=2007 |zugriff=2015-07-11 |kommentar= }}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
Zeile 33:Zeile 51:


[[Kategorie:Lenin]]
[[Kategorie:Lenin]]
[[Kategorie:Zug (Eisenbahn)]]
[[Kategorie:Schienenverkehrsgeschichte]]
[[Kategorie:Bolschewiki]]
[[Kategorie:Bolschewiki]]
[[Kategorie:Russische Revolution 1917]]
[[Kategorie:Russische Revolution 1917]]

Version vom 15. April 2016, 11:11 Uhr

Dieser Artikel wurde zur Löschung vorgeschlagen.

Falls du Autor des Artikels bist, lies dir bitte durch, was ein Löschantrag bedeutet, und entferne diesen Hinweis nicht.
Zur Löschdiskussion

Begründung: Qualitätssicherung hat grandios versagt. So ist das ein unbrauchbarer Artikel. Die Fahrt kann im Hauptartikel bleiben. R-B-S (Diskussion) 11:11, 15. Apr. 2016 (CEST)

Dieser Artikel oder Abschnitt wurde wegen inhaltlicher Mängel auf der Qualitätssicherungsseite der Redaktion Geschichte eingetragen (dort auch Hinweise zur Abarbeitung dieses Wartungsbausteins). Dies geschieht, um die Qualität der Artikel im Themengebiet Geschichte auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Dabei werden Artikel gelöscht, die nicht signifikant verbessert werden können. Bitte hilf mit, die Mängel dieses Artikels zu beseitigen, und beteilige dich bitte an der Diskussion!
Buch des mitreisenden Schweizer Kommunisten Fritz Platten
Abreise morgen
Lenin („oulianoff“) aus Bern an Henri Guilbeaux am 6. April 1917[1]
Lokomotive des letzten Teils der Reise

Die Reise Lenins im plombierten Wagen fand während des Ersten Weltkriegs im April 1917 statt. Sie führte Wladimir Iljitsch Lenin, zusammen mit weiteren Emigranten, von seinem Schweizer Exil durch das Deutsche Reich über Skandinavien nach Petrograd, dem heutigen Sankt Petersburg.

Hintergrund

Im Russischen Kaiserreich wurden politische Aktivisten, die sich für eine revolutionäre Änderung der Gesellschaftsordnung einsetzten, unterdrückt. Sie mussten mit Gefängnis oder Verbannung rechnen. Lenin und viele andere russische Sozialisten waren deshalb nach der gescheiterten Revolution von 1905 gezwungen, Russland zu verlassen und ins Exil zu gehen. Erst nach dem Sturz des Zaren Nikolaus II. in der Februarrevolution 1917 bestand volle Betätigungsfreiheit für alle sozialistischen Richtungen. Lenin, der sich seit 1914 in der neutralen Schweiz aufhielt, versuchte nach der Revolution verzweifelt, nach Russland zurückzukehren. Wegen des Krieges war der direkte Weg über Deutschland versperrt. Die offiziell mit Russland verbündeten Länder der Entente weigerten sich strikt, Lenin durchzulassen.

Informelle Kontakte zwischen dem deutschen Auswärtigen Amt und den in mehrere rivalisierende Gruppen gespaltenen russischen Exilanten in der Schweiz hatten bereits seit September 1914 bestanden, als der deutsche Gesandte in Bern, Gisbert von Romberg, über den estnischen Revolutionär Aleksander Kesküla die Einstellung der russischen Revolutionäre zur Rolle Deutschlands bei einer Revolutionierung Russlands sondierte. Weitere Kontakte bestanden über die Gesandten in den neutralen Staaten Dänemark (Ulrich von Brockdorff-Rantzau) und Schweden (Hellmuth Lucius von Stoedten). Allerdings sollte hierdurch bestenfalls eine Drohkulisse gegenüber Russland aufgebaut werden, konkrete Schritte wurden von deutscher Seite bis März 1917 nicht unternommen.[2] Anfang April 1917 entwickelte Brockdorff-Rantzau in einer geheimen Denkschrift das Programm, im revolutionären Russland durch die Anschürung von Konflikten zwischen den politischen Lagern ein „größtmögliches Chaos zu schaffen“, wobei die radikalen Elemente durchaus bevorzugt zu unterstützen seien, um im Osten baldmöglichst zu einem Separatfrieden zu kommen.[3] Auf diese Linie schwenkte schließlich auch der Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg ein, der Romberg anwies, den Revolutionären in der Schweiz die Rückreise über Deutschland anzubieten.

Verhandlungen

Bereits unmittelbar nach Bekanntwerden des Sturzes des Zaren hatten diese ein „Zentralkomitee zur Rückkehr der in der Schweiz weilenden russischen Emigranten“ gegründet, das über 500 Exilanten vertrat. Dieses hatte unabhängig von deutschen Angeboten am 19. März entschieden, von den Deutschen eine Durchreiseerlaubnis im Austausch gegen deutsche und österreich-ungarische Kriegsgefangene in Russland zu beantragen. Die politischen Verhandlungen wurden von dem Komitee dem Schweizer Sozialdemokraten Robert Grimm übertragen. Das Ersuchen wurde am 23. März vom Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Arthur Zimmermann, der in Bad Kreuznach weilenden Obersten Heeresleitung bekanntgemacht, die keine Einwände erhob.[4] Die einzigen Bedingungen waren, dass die Modalitäten der Reise gemeinsam vom Auswärtigen Amt und der Abteilung III b des Stellvertretenden Generalstabs geregelt werden sollte. Zudem bestanden Bedenken über die Haltung der anderen geplanten Durchreisestaaten. Die deutsche Seite war entschlossen, Lenin nötigenfalls an die gemeinsame Grenze nach Russland zu bringen, sollte das neutrale Schweden die Durchreise verweigern.

Unabhängig vom Emigrantenkomitee nahm Lenin, der den Deutschen von Alexander Parvus als besonders geeignet zur Destabilisierung Russlands empfohlen wurde, Ende März Kontakt mit der deutschen Gesandtschaft in Bern auf. Zu seinem Mittelsmann bestimmte er den Schweizer Sozialisten Fritz Platten. Er stellte eine Liste von Bedingungen auf, die er am 4. April durch Platten übermitteln ließ und die drei Tage später von der deutschen Seite bestätigt wurden. Platten fungierte später bei der Fahrt durch das Deutsche Reich als Transportführer. Als Begleiter des Transports wurden von deutscher Seite der deutsch-schwedische Gewerkschafter Wilhelm Jansson und Rittmeister der Reserve Arwed von der Planitz bestimmt. Die Presse sollte über das Ereignis nicht berichten.[5] Über die deutsche Gesandtschaft in Stockholm erwirkte man außerdem die Durchreiseerlaubnis durch Schweden.

Modalitäten der Reise

Nach der Abreise am Ostermontag, dem 9. April, führte die Strecke von Zürich aus durch Deutschland mit Zwischenhalt in Berlin nach Sassnitz, von dort aus mit der Drottning Victoria nach Trelleborg in Schweden, dann über Stockholm nach Tornio im Norden Finnlands, das damals zu Russland gehörte, und weiter nach Petrograd, dem späteren Leningrad, wo die Gruppe am 3.jul. / 16. April 1917greg. im Finnländischen Bahnhof ankam, während Platten an der schwedisch-russischen Grenze von der republikanischen Regierung aufgehalten wurde und deshalb zunächst in die Schweiz zurückreiste.[6]

Der Eisenbahnwagen, in dem Lenin und die anderen Emigranten als Passagiere reisten, war auch in Deutschland nicht plombiert.[7] Lenin hatte sich vielmehr in den Kontakten zwischen Platten und von Romberg Exterritorialität ausbedungen: Keine Kontrolle der Durchreisenden, ihrer Pässe und ihres Gepäcks, kein Mensch durfte unterwegs den Personenwagen betreten oder verlassen. Die Grenze zwischen dem extraterritorialen Wagenteil und dem deutschen wurde mit Tafelkreide markiert.

Zu den Mitreisenden gehörten Lenins Ehefrau Nadja Krupskaja sowie seine Geliebte Inessa Armand, Mieczysław Broński (mit Tochter Wanda Brońska), Moissei Charitonow, Karl Radek, Sarra Rawitsch, Georgi Safarow, Grigori Sinowjew und Grigori Sokolnikow.

In der Folge gab es weitere Transporte von russischen Emigranten auf dieser Strecke. Im Mai und Juni 1917 waren es zwei Transporte mit 400 Personen unterschiedlicher politischer Richtungen, auch Familien mit Kleinkindern, auch Emigranten, die aus Belgien dazustießen.[8]

Ankunft und Aprilthesen

Palais Kschessinskaja (2013)

Auf dem Bahnhof fand ein offizieller Empfang für Lenin statt. Es waren mehrere tausend Arbeiter und Soldaten anwesend. Die georgischen Menschewiki Nikolos Tschcheidse und Irakli Zereteli, damals Mitglieder des Zentral-Exekutivkomitees der Sowjets, hielten Reden.

Aber auch Lenin entwickelte in einer Ansprache in skizzenhafter Form zum ersten Mal die Ideen, die später als Aprilthesen bekannt wurden. Noch am Tag seiner Ankunft hielt er im Palais Kschessinskaja, dem damaligen Hauptquartier der Bolschewiki, eine programmatische Rede, und am folgenden Tag legte er seine Thesen auf einer Versammlung des Petrograder Sowjets dar. Dabei ging sein Programm weit über das hinaus, was die Bolschewiki bis dahin in Betracht gezogen hatten, und wurde von vielen Zuhörern als unrealistisch angesehen.[9] Lenin brach mit der Theorie von der „bürgerlichen Revolution“, die eine Unterstützung der „kapitalistischen“ provisorischen Regierung erlaubte. Er forderte die rücksichtslose Bekämpfung der Regierung, um mit ihrem Sturz möglichst bald den Übergang zu einer „sozialistischen Revolution“ einzuleiten.[10] Hinter der Auslegung seiner Aprilthesen, alle Macht gebühre den Räten, stand bereits der Anspruch der bolschewistischen Partei, auch als Minderheit zu herrschen.[11] Die Konzeption eines „revolutionären Verteidigungskriegs“ denunzierte die leninistische Propaganda, die im Sommer 1917 mit erheblichen deutschen Mitteln finanziert wurde, als fortgesetzten Eroberungskrieg im Solde des Entente-Kapitals.[12]

Siehe auch

Literatur

  • Werner Hahlweg: Lenins Reise durch Deutschland im April 1917. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 1957, S. 307–333 (PDF; 1,3 MB).
  • Werner Hahlweg (Hrsg.): Lenins Rückkehr nach Russland 1917: Die deutschen Akten. Brill, Leiden 1957.
  • Fritz Platten: Die Reise Lenins durch Deutschland im plombierten Wagen. Neuer Deutscher Verlag, Berlin 1924, Neuauflage bei ISP, Frankfurt am Main 1985.
  • Karl Radek: Lenin’s „sealed train“. In: New York Times, 19. Februar 1922.

Einzelnachweise

  1. Text des Telegramms: partons demain midi allemagne platten accompagne train priere venir immediatement frais couvrirons amenez romain rolland s'il est d'accord en principe. faites possible pour amener naine ou graber. telegraphiez volkshaus oulianoff
  2. Hahlweg: Lenins Reise durch Deutschland im April 1917, S. 308–312.
  3. Hahlweg: Lenins Reise durch Deutschland im April 1917, S. 312 f.
  4. Hahlweg: Lenins Reise durch Deutschland im April 1917, S. 315 f.
  5. Es erschien lediglich eine kurze Notiz in der Züricher Morgenzeitung, die im deutschen Sinne davon berichtete, vgl. Hahlweg: Lenins Reise durch Deutschland im April 1917, S. 323.
  6. Hahlweg: Lenins Rückkehr nach Russland 1917: Die deutschen Akten, S. 24, S. 103, S. 115.
  7. „Verständnisvoller Offizier geleitet Transport von Gottmadingen bis Saßnitz... Bei Grenzüberschreitung keinerlei Paßformalitäten. Gepäck wird plombiert... zwei D-Wagen zweiter Klasse.“ Wilhelm von Stumm an Romberg, 5. April 1917, in: Hahlweg: Lenins Rückkehr nach Russland 1917: Die deutschen Akten, S. 81.
  8. Hahlweg: Lenins Rückkehr nach Russland 1917: Die deutschen Akten, S. 115–136.
  9. Orlando Figes: A people's tragedy. A history of the Russian Revolution, 1891-1924. Penguin, N.Y. 1997, S. 387 f.. ISBN 071267327X
  10. Manfred Hildermeier: Die Sowjetunion 1917–1991. Oldenbourg, München 2007, S. 14. ISBN 3486561790
  11. Manfred Hildermeier: Die Russische Revolution 1905-1921. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1989, S. 175. ISBN 3518115340
  12. Gerd Koenen: Der Russland-Komplex. Die Deutschen und der Osten, 1900-1945. C. H. Beck, München 2005, S. 118 f.. ISBN 3406535127