„Pilzanbau“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Collectionofmushrooms.jpg|mini|380px|Verschiedene asiatische Speisepilze, die teilweise auch in Europa angebaut werden. Von links im Uhrzeigersinn: Enoki ([[Samtfußrübling]]), Buna-shimeji ([[Holzraslinge#Arten (Auswahl)|Buchenrasling]]) und Bunapī-shimeji, Eryngi ([[Kräuterseitling]]) und [[Shiitake]] (Pasaniapilz)]]


Der '''Pilzanbau''' ist eine Fachsparte des [[Gartenbau]]s. Sie beschäftigt sich mit der Vermehrung und Kultivierung sowie der Ernte und Vermarktung von bestimmten [[Speisepilz|Speisepilzen]], den sogenannten '''Kulturpilzen'''. Im Vordergrund des europäischen Speisepilzanbaus steht die Kultur des [[Champignon]]s. Pilzanbau wird zuweilen auch nichtkommerziell im Hobbygartenbau betrieben und hier umgangssprachlich '''Pilzzucht''' genannt.
Der '''Pilzanbau''' ist eine Fachsparte des [[Gartenbau]]s. Er beschäftigt sich mit der Kultivierung, Ernte und Vermarktung von bestimmten [[Speisepilz]]en, den sogenannten ''Kulturpilzen''. Im Vordergrund des europäischen Speisepilzanbaus steht die Kultur des [[Zucht-Champignon|Champignons]]. Pilzanbau wird zuweilen auch nichtkommerziell im Hobbygartenbau betrieben und hier umgangssprachlich ''Pilzzucht'' genannt.


== Geschichtlicher Hintergrund ==
== Geschichtlicher Hintergrund ==
[[Datei:Champignons Agaricus.jpg|miniatur|Champignons]]
[[Datei:Champignons Agaricus.jpg|mini|Champignons]]
Der Pilzanbau geht auf den gezielten Anbau von Champignons am Hof [[Ludwig XIV.|Ludwigs des XIV.]] in der Mitte des 17. Jahrhunderts zurück. Man kultivierte Feld- und Wiesenchampignons, die am Hof des Königs unter dem Namen ''Champignon de Paris'' als Delikatesse galten, in dunklen Gewölben und Kellern.
Der Pilzanbau in Europa geht auf den gezielten Anbau von Champignons am Hof [[Ludwig XIV.|Ludwigs XIV.]] seit Mitte des 17. Jahrhunderts zurück. Man kultivierte Feld- und Wiesenchampignons, die am Hof des Königs unter dem Namen ''Champignon de Paris'' als Delikatesse galten, in Gewölben und Kellern.


Anfang des 20. Jahrhunderts begann man, Champignons auf breiter Basis in eigenen Produktionsbetrieben und dort in abgedunkelten und klimatisierten Hallen, später in aufgelassenen Bergwerks- oder [[Luftschutzstollen]] zu kultivieren. Dies führte dazu, dass der Champignon, früher eine seltene Delikatesse, heute in Europa der bedeutendste Speisepilz ist.
Anfang des 20. Jahrhunderts begann man, Champignons auf breiter Basis in eigenen Produktionsbetrieben und dort in abgedunkelten und klimatisierten Hallen, später in aufgelassenen Bergwerks- oder [[Luftschutzstollen]] zu kultivieren. Dies führte dazu, dass der Champignon früher eine seltene Delikatesse heute in Europa der häufigste und preisgünstigste Speisepilz ist, der in jedem Supermarkt in frischer oder konservierter Form angeboten wird.


Im Zuge der Globalisierung des Produktionsgartenbaus kamen zu den Champignonarten und anderen, in Europa heimischen und angebauten Pilzen wie beispielsweise der [[Südlicher Ackerling|Samthaube]], auch asiatische Speisepilze in das Anbausortiment.
Im Zuge der Globalisierung des Produktionsgartenbaus kamen zu den Champignonarten und anderen in Europa heimischen und angebauten Pilzen, beispielsweise der [[Südlicher Ackerling|Samthaube]], auch asiatische Speisepilze in das Anbausortiment.
Bekanntestes Beispiel dafür ist der [[Shiitake]], der in der [[Traditionelle chinesische Medizin|fernöstlichen Volksheilkunde]] bereits eine lange Tradition aufweisen kann.
Bekanntestes Beispiel dafür ist der [[Shiitake]], der in der [[Traditionelle chinesische Medizin|traditionellen chinesischen Medizin]] bereits eine lange Tradition aufweisen kann.


== Pilzanbau als Teil des Erwerbsgartenbaus ==
== Pilzanbau als Teil des Erwerbsgartenbaus ==
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|+ Pilzproduktion in Deutschland 2008<ref>Quelle: Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, BDC</ref>
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Der kommerzielle Anbau von Speisepilzen durch Produktionsbetriebe stellt einen speziellen Teil des Erwerbsgartenbaus dar. Berufsständisch organisiert sind in Deutschland und in der Schweiz zurzeit je 12 größere und kleinere Betriebe. Unter den Pilzanbaubetrieben finden sich auch vermehrt Produktionsbetriebe, die auf biologische Weise arbeiten. Neben einer Vielzahl von speziellen Speisepilzkulturen werden mengenmäßig vor allem Champignons angebaut. An zweiter und dritter Stelle der erzeugten Speisepilzmenge folgen Shiitake und Seitlinge wie Austern- oder Kräuterseitling.
Der kommerzielle Anbau von Speisepilzen durch Produktionsbetriebe stellt einen speziellen Teil des Erwerbsgartenbaus dar. Berufsständisch organisiert sind in Deutschland und in der Schweiz zurzeit je 12 größere und kleinere Betriebe. Unter den Pilzanbaubetrieben finden sich auch vermehrt Produktionsbetriebe, die auf biologische Weise arbeiten. Neben einer Vielzahl von speziellen Speisepilzkulturen werden in großem Stil vor allem Champignons angebaut. An zweiter und dritter Stelle der erzeugten Speisepilzmenge folgen Shiitake und [[Seitling]]e wie Austern- oder Kräuterseitling.


In Deutschland wird der kommerzielle Speisepilzanbau in zwei Bundesländern durch eine Offizialberatung, also eine vom Bundesland finanzierte Beratung, der Gärtner unterstützt. Bundesweit gibt es deshalb dazu zwei Pilzanbauberater. In der Schweiz gibt es seit 2007 in [[Cernier]] ein eigenes Zentrum für Pilzkunde,<ref>[http://www.mycorama.ch Mycorama, Schweiz]</ref> welches verschiedene Aspekte der [[Mykologie]] abdeckt, unter anderem auch den Speisepilzanbau und deren Verarbeitung oder gesundheitliche Wirkung.
In Deutschland wird der kommerzielle Speisepilzanbau in zwei Bundesländern durch eine Offizialberatung, also eine vom Bundesland finanzierte Beratung, der Gärtner unterstützt. Bundesweit gibt es deshalb dazu zwei Pilzanbauberater. In der Schweiz gibt es seit 2007 in [[Cernier|Cernier NE]] ein eigenes Zentrum für Pilzkunde,<ref>{{Internetquelle |url=http://www.mycorama.ch/ |titel=mycorama |abruf=2023-09-20}}</ref> welches verschiedene Aspekte der [[Mykologie]] abdeckt, unter anderem auch Anbau, Verarbeitung und medizinische Wirkung von Speisepilzen.


Laut [[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation|FAO]]-Statistik wurden 2005 weltweit fast 3,2 Millionen Tonnen Speisepilze angebaut.<ref>zitiert nach: Reinhard Lieberei, Christoph Reisdorff: ''Nutzpflanzenkunde.''7. Auflage Stuttgart, 2007.</ref> Weltweit wichtigstes Anbauland war in diesem Zeitraum [[China]] mit 1,41 Millionen Tonnen, gefolgt von den [[Vereinigte Staaten|USA]] 0,38 Millionen Tonnen. Deutschland produzierte im angegeben Jahr nur 65.000 Tonnen Speisepilze und stand auf Platz 11 der Liste der Anbauländer.
Laut [[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation|FAO]]-Statistik wurden 2005 weltweit fast 3,2 Mio. Tonnen Speisepilze angebaut.<ref>zitiert nach: Reinhard Lieberei, Christoph Reisdorff: ''Nutzpflanzenkunde.''7. Auflage Stuttgart, 2007.</ref> Weltweit wichtigstes Anbauland war in diesem Zeitraum [[Volksrepublik China|China]] mit 1,41 Mio. Tonnen, gefolgt von den [[Vereinigte Staaten|USA]] mit 0,38 Mio. Tonnen. Deutschland produzierte im selben Jahr 65.000 Tonnen Speisepilze und stand auf Platz 11 der Liste der Anbauländer.


Zurzeit werden laufend neue Speisepilze in das Anbausortiment aufgenommen oder für die Anbaueignung im mitteleuropäischen Raum getestet. So beispielsweise auch der [[Shimeji]]. Dieser wird in China und [[Japan]] in größeren Mengen angebaut und gilt als der meistgegessene Speisepilz in China.
Zurzeit werden laufend neue Speisepilze in das Anbausortiment aufgenommen oder für die Anbaueignung im mitteleuropäischen Raum getestet, so beispielsweise auch verschiedene Arten der [[Shimeji]]-Pilzgruppe. Dieser Pilz wird in China und [[Japan]] in größeren Mengen angebaut und gilt als meistkonsumierter Speisepilz in China.


== Anbau von Speisepilzen ==
== Anbau von Speisepilzen ==
[[Datei:Fungiculture cameron highlands 2.jpg|miniatur|Pilzzucht in Malaysia]]
[[Datei:Fungiculture cameron highlands 2.jpg|mini|Pilzzucht in Malaysia]]
[[Datei:Portobello.jpg|miniatur|Champignonkultur auf Substrat]]
[[Datei:Portobello.jpg|mini|Champignonkultur auf Substrat]]
[[Datei:Fungiculture cameron highlands 3.jpg|miniatur|Pilzzucht in Malaysia]]
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[[Datei:Fungiculture cameron highlands 4.jpg|mini|Pilzzucht in Malaysia]]


Beim Anbau von Speisepilzen unterscheidet man zwischen der Licht- und Dunkelkultur. Während vor allem asiatische Pilze eher bei mehr oder weniger starkem Licht kultiviert werden, wird der (weiß oder braun gefärbte) Champignon in Dunkelheit kultiviert.
Beim Anbau von Speisepilzen unterscheidet man zwischen Licht- und Dunkelkultur. Während vor allem asiatische Pilze eher bei mehr oder weniger starkem Licht kultiviert werden, wird der (weiß oder braun gefärbte) Champignon in Dunkelheit angebaut.


Als [[Substrat (Boden)|Substrat]] dient ein auf die jeweilige Pilzart abgestimmtes Kultursubstrat. Grundbestandteile können hier beispielsweise [[Stroh]], Sägespäne, [[Hackschnitzel|Holzschnitzel]] oder andere organische Grundbestandteile sein, die unter Umständen auch geschmacksbeeinflussend sind. Durch mehrere Tage andauernde Bewässerung werden primäre Zersetzungsprozesse aktiviert und der mikrobielle Aufschluss des Substrates gefördert. Danach schließt sich ein [[Pasteurisierung|Pasteurisierungsprozess]] an, der das mikrobiologisch aufgeschlossene und homogenisierte Substrat desinfiziert. Somit wird eine Besiedlung des Substrates mit unerwünschten Fremdorganismen vermieden.
Als [[Substrat (Boden)|Substrat]] dient ein auf die jeweilige Pilzart abgestimmtes Kultursubstrat. Grundbestandteile können hier beispielsweise [[Stroh]], Sägespäne, [[Hackschnitzel|Holzschnitzel]] oder andere organische Grundbestandteile sein, die unter Umständen auch geschmacksbeeinflussend sind. Durch mehrere Tage andauernde Bewässerung werden primäre Zersetzungsprozesse aktiviert und der mikrobielle Aufschluss des Substrates gefördert. Danach schließt sich ein [[Pasteurisierung]]sprozess an, der das mikrobiologisch aufgeschlossene und homogenisierte Substrat desinfiziert. So wird eine Besiedlung des Substrates mit unerwünschten Fremdorganismen vermieden.


Das fertige Substrat wird nun unter sterilen Bedingungen mit dem [[Myzel|Pilzmycel]] beimpft. Beim Champignon kultiviert man das Mycel vorab auf Weizenkörner und fügt die vom Mycel durchwachsene Masse als so genannte Champignonbrut hinzu. Während des Mycelwachstums und der Fruchtifizierungsphase müssen spezielle klimatische Bedingungen eingehalten werden. Klimaparameter wie Temperatur, relative Luftfeuchte, CO<sub>2</sub>-Gehalt oder Lichtmenge werden in den Wachstumsräumen mit [[Gewächshauscomputer|Klimacomputer]] genauestens eingehalten und gesteuert. Mit Hilfe der Klimasteuerung kann der Anbauer sicherstellen, dass zu bestimmten Ernteterminen eine gewisse Anzahl von erntbaren Pilzen vorhanden ist.
Das fertige Substrat wird nun unter sterilen Bedingungen mit dem [[Myzel|Pilzmyzel]] beimpft. Beim Champignon kultiviert man das Myzel vorab auf Weizenkörnern und fügt die vom Myzel durchwachsene Masse als sog. Champignonbrut hinzu. Während des Myzelwachstums und der [[Frucht|Fruktifizierungsphase]] müssen spezielle klimatische Bedingungen eingehalten werden. Klimaparameter wie Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit, CO<sub>2</sub>-Gehalt oder Lichtmenge werden in den Wachstumsräumen mit [[Gewächshauscomputer|Klimacomputern]] genauestens eingehalten und gesteuert. Mit Hilfe der Klimasteuerung kann der Anbauer sicherstellen, dass zu bestimmten Ernteterminen eine wirtschaftlich interessante Anzahl von erntefähigen Pilzen vorhanden ist.


Je nach Pilzart dauert das Durchwachsen des Substrates und die anschließende [[Frucht|Fruchtifizierungsphase]] unterschiedlich lange. Champignonmycel durchwächst in circa 15 Tagen das Substrat, nach circa 3 Wochen können die ersten Pilze geerntet werden. Das Mycel des Shiitake braucht dafür 15 bis 20 Wochen und dann nochmal bis zu einer Woche, bis erntefähige Pilze vorhanden sind. Die Pilze werden in der Regel von Hand geerntet. Die Ernte selbst erstreckt sich oft über mehrere, voneinander getrennte Zeiträume.
Je nach Pilzart dauert das Durchwachsen des Substrates und die anschließende Fruktifizierungsphase unterschiedlich lange. Champignonmyzel durchwächst in ca. 15 Tagen das Substrat, nach ca. drei Wochen können die ersten Pilze geerntet werden. Das Myzel des Shiitake braucht dafür 15 bis 20 Wochen, und dann dauert es nochmals bis zu einer Woche, bis erntefähige Pilze erscheinen. Die Pilze werden in der Regel von Hand geerntet, die Ernte erstreckt sich oft über mehrere voneinander getrennte Zeiträume.


== Berufsständische Vertretungen ==
== Berufsständische Vertretungen ==
Den Berufsstand der Speisepilzerzeuger für den Erwerbsanbau vertreten nationale Verbände, die auf europäischer Ebene zusammenarbeiten. In Deutschland ist dies der ''Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer e.V.'' (BDC). Hervorgegangen ist der Berufsverband, der auch Mitglied im Zentralverband Deutscher Gartenbau ist, aus den deutschen Champignonzüchtern, die sich 1948 zu einem eigenen Verband zusammenschlossen. Die Interessen der Schweizer Speisepilzanbauer vertritt der ''Verband Schweizer Pilzproduzenten e.V.'' (VSP), der sich bereits 1938 gründete.
Den Berufsstand der Speisepilzerzeuger für den Erwerbsanbau vertreten nationale Verbände, die auf europäischer Ebene zusammenarbeiten. In Deutschland ist dies der ''Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer e.V.'' (BDC). Hervorgegangen ist der Berufsverband, der auch Mitglied im Zentralverband Deutscher Gartenbau ist, aus den deutschen Champignonzüchtern, die sich 1948 zu einem eigenen Verband zusammenschlossen.<br/>
Die Interessen der Schweizer Speisepilzanbauer vertritt der ''Verband Schweizer Pilzproduzenten e.V.'' (VSP), der sich bereits 1938 gründete.
Auf europäischer Ebene fungiert die ''Groupement Européen des Producteurs de Champignons'' (GEPC) als berufsständische Vertretung. Sie vertritt beispielsweise auch die übergeordneten Belange des BDC.


Auf europäischer Ebene fungiert die Organisation ''Groupement Européen des Producteurs de Champignons'' (GEPC) als berufsständische Vertretung. Sie vertritt beispielsweise auch die übergeordneten Belange des BDC.
== Kultivierung von Pilze als Hobby ==
Der Anbau von Speisepilzen für den privaten Gebrauch kann in zwei unterschiedlichen Stufen betrieben werden. Indem entweder vorgefertigtes Myzel von Fachbetrieben gekauft und Substrat (frische Laubholz-Stammstücke oder Strohballen) beimpft wird, wobei auch schon fertig beimpfte Substratblöcke käuflich zu erwerben sind oder es wird der komplette Zyklus von der Spore bis zum Pilz abgearbeitet. Die letztere Methode ist wesentlich aufwendiger und benötigt zudem ein, wenn auch kleines, Labor bzw. einen eigenen sauber und weitgehend steril gehaltenen Raum. Zum Unterschied von auf Pilzanbau spezialisierten Betrieben werden nicht ganze Strohballen verwendet, sondern nur Teile davon. Wird nämlich ein ganzer Strohballen gewässert oder eingeweicht, so ist er aufgrund des Nassgewichts kaum manuell handhabbar. Die gewässerten Strohballen werden ohne vorherige Pasteurisierung direkt beimpft.


== Kultivierung von Pilzen als Hobby ==
== Sortiment Speisepilze im deutschsprachigen Raum ==
Der Anbau von Speisepilzen für den privaten Gebrauch kann in zwei unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen betrieben werden. Die einfachere Methode besteht darin, vorgefertigtes Myzel von Fachbetrieben zu kaufen und mit Substrat (frische Laubholz-Stammstücke oder Strohballen) zu beimpfen, wobei auch schon fertig beimpfte Substratblöcke erhältlich sind. <br/>
Beim zweiten, wesentlich aufwendigeren Verfahren wird der komplette Zyklus abgearbeitet, also „von der Spore bis zum Pilz“. Dafür wird zudem ein – wenn auch kleines – Labor oder zumindest ein eigener, weitgehend steril gehaltener Raum benötigt. Im Unterschied zu kommerziellen Pilzanbaubetrieben werden aber nicht ganze Strohballen verwendet, sondern nur Teile davon. Wird nämlich ein ganzer Strohballen gewässert, so ist er aufgrund des Nassgewichts kaum noch manuell handhabbar. Die gewässerten Strohballenstücke werden anschließend ohne vorherige Pasteurisierung direkt beimpft.

== Sortiment der Kulturpilze im deutschsprachigen Raum ==
[[Datei:2020-11-18 Pilzzucht in Fatuquero 1.jpg|mini|Pilzzucht in [[Osttimor]]]]
(Sortierreihenfolge: lateinischer Name)
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* [[Anischampignon]] - ''Agaricus arvensis''
* [[Anischampignon]] ''Agaricus arvensis''
* [[Champignons|Champignon]] - ''Agaricus bisporus''
* [[Champignons|Champignon]] ''Agaricus bisporus''
* [[Südlicher Ackerling|Samthaube]] - ''Agrocybe aegerita''
* [[Südlicher Ackerling|Samthaube]] ''Agrocybe aegerita''
* [[Judasohr]], Mu-Err – ''Auricularia auricula–judae''
* [[Judasohr]], Mu-Err – ''Auricularia auricula–judae''
* [[Schopftintling]] - ''Coprinus comatus''
* [[Schopf-Tintling]] ''Coprinus comatus''
* [[Samtfußrübling]] (Enoki) - ''Flammulina velutipes''
* [[Samtfußrübling]] (Enoki) ''Flammulina velutipes''
* [[Klapperschwamm]] (Maitake) - ''Grifola frondosa''
* [[Klapperschwamm]] (Maitake) ''Grifola frondosa''
* [[Igelstachelbart]] - ''Hericium erinaceus''
* [[Igel-Stachelbart]] ''Hericium erinaceus''
* [[Graublättriger Schwefelkopf]] – ''Hypholoma capnoides''
* [[Graublättriger Schwefelkopf]] – ''Hypholoma capnoides''
* [[Holzraslinge]] - ''Hypsizygus tessulatus''
* [[Holzraslinge]] ''Hypsizygus'' (''Shimeji''-Pilze)
* [[Holzraslinge|Buchenpilz]] (Shimeji) - ''Hypsizygus tessellatus''
* [[Holzraslinge#Arten (Auswahl)|Buchenrasling]] bzw. Buchenpilz (''Buna-Shimeji'') ''Hypsizygus tessulatus''
* [[Shiitake]] - ''Lentinula edodes''
* [[Shiitake]] ''Lentinula edodes''
* [[Violetter Rötelritterling]] - ''Lepista nuda''
* [[Violetter Rötelritterling]] ''Lepista nuda''
* [[Gemeiner Riesenschirmling|Parasol]] – ''Macrolepiota procera''
* [[Gemeiner Riesenschirmling|Parasol]] – ''Macrolepiota procera''
* [[Schüpplinge|Goldkäppchen]], auch ''Toskanapilz'' - ''Pholiota nameko''
* [[Japanisches Stockschwämmchen|Goldkäppchen]] (Toskanapilz) ''Pholiota nameko''
* [[Limonenseitling]] - ''Pleurotus citrinopileatus''
* [[Limonenseitling]] ''Pleurotus citrinopileatus''
* Taubenblauer Seitling – ''Pleurotus columbinus''
* Taubenblauer Seitling – ''Pleurotus columbinus''
* [[Kräuterseitling]] - ''Pleurotus eryngii''
* [[Kräuterseitling]] ''Pleurotus eryngii''
* [[Austernseitling]] - ''Pleurotus ostreatus''
* [[Austern-Seitling]] ''Pleurotus ostreatus''
* Sommer-Austernseitling - ''Pleurotus ostreatus fm. florida''
* Sommer-Austernseitling ''Pleurotus ostreatus fm. florida''
* [[Riesenträuschling|Riesen- oder Kulturträuschling, auch Braunkappe]] – ''Stropharia rugosoannulata''
* [[Riesen-Träuschling|Riesen- oder Kulturträuschling]] (Braunkappe) – ''Stropharia rugosoannulata''


Eine Vielzahl weiterer Pilzgattungen und -arten wird derzeit auf ihre Anbaueignung getestet. Bei [[Mykorrhiza]]<nowiki/>pilzen ist eine kommerzielle Züchtung bisher nicht gelungen. Dazu gehören beispielsweise [[Pfifferlinge]], [[Steinpilze]], [[Birkenpilz]]e, [[Rotkappe]]n und [[Morcheln]]; sie sind in Deutschland durch die [[Bundesartenschutzverordnung]] (Anlage 1) besonders geschützt und dürfen nur in geringen Mengen für den [[Selbstversorgung|Eigenbedarf]] gesammelt werden.<ref>[https://www.gesetze-im-internet.de/bartschv_2005/anlage_1.html Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten (Bundesartenschutzverordnung - BArtSchV) Anlage 1 (zu § 1)]</ref>
Eine Vielzahl weiterer Pilzgattungen und -arten wird derzeit auf ihre Anbaueignung getestet.<ref>[http://www.champignonsuisse.ch/index.cfm/fuseaction/show/temp/default/path/1-536-543.htm Speisepilze in der Testphase]</ref>

== Einzelnachweise ==
<references />


== Literatur ==
== Literatur ==
* Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer (BDC) e.V. (Hrsg.): ''Der Champignon. Fachzeitschrift für den Speisepilzanbau.'' Eigenverlag, Bonn 1961–2011, {{ISSN|0009-1308}}.
* Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer (BDC) e.V. (Hrsg.): ''Der Champignon. Fachzeitschrift für den Speisepilzanbau.'' Eigenverlag, Bonn 1961–2011, {{ISSN|0009-1308}}.
* Jolanda Englbrecht: ''Pilzanbau in Haus und Garten'' (= ''Ulmer-Taschenbuch.'' Bd. 29). 4. Auflage. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2004, ISBN 3-8001-4636-3.
* [[Wolfgang Franke (Botaniker)|Wolfgang Franke]]: ''Nutzpflanzenkunde.'' Neu bearbeitete von Reinhard Lieberei und Christoph Reisdorff. 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Thieme, Stuttgart u. a. 2007, ISBN 978-3-13-530-407-6.
* [[Wolfgang Franke (Botaniker)|Wolfgang Franke]]: ''Nutzpflanzenkunde.'' Neu bearbeitete von Reinhard Lieberei und Christoph Reisdorff. 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Thieme, Stuttgart u. a. 2007, ISBN 978-3-13-530-407-6.
* [[Jan Lelley]]: ''Pilzanbau. Biotechnologie der Kulturspeisepilze'' (= ''Handbuch des Erwerbsgärtners.''). 2., völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Ulmer, Stuttgart 1991, ISBN 3-8001-5131-6.
* [[Jan Lelley]]: ''Pilzanbau. Biotechnologie der Kulturspeisepilze'' (= ''Handbuch des Erwerbsgärtners.''). 2., völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Ulmer, Stuttgart 1991, ISBN 3-8001-5131-6.
* Wernhard Einar Schmidt: ''Anbau von Speisepilzen. Kulturverfahren für den Haupt- und Nebenerwerb.'' Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2009, ISBN 978-3-8001-4628-4.
* Wernhard Einar Schmidt: ''Anbau von Speisepilzen. Kulturverfahren für den Haupt- und Nebenerwerb.'' Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2009, ISBN 978-3-8001-4628-4.
* Jolanda Englbrecht: ''Pilzanbau in Haus und Garten'' (= ''Ulmer-Taschenbuch.'' Bd. 29). 4. Auflage. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2004, ISBN 3-8001-4636-3.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Fungiculture|Pilzanbau}}
{{Commons|Fungi}}
{{Wikibooks|Pilzzucht}}
{{Wikibooks|Pilzanbau}}
* [http://www.der-champignon.de/ Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer e.V. (BDC)]
* [http://www.der-champignon.de/ Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer e.V. (BDC)]
* [http://www.champignonsuisse.ch/ Verband Schweizer Pilzproduzenten (VSP)]
* [http://www.champignonsuisse.ch/ Verband Schweizer Pilzproduzenten (VSP)]
* [http://www.llh-hessen.de/pilzanbau Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen] - Pilzanbau
* [http://www.llh-hessen.de/pilzanbau Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen] Pilzanbau
* [http://www.mushroombusiness.com/ mushroombusiness.com] - Internationales Portal für Anbauer
* [http://www.mushroombusiness.com/ mushroombusiness.com] Internationales Portal für Anbauer

== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Speisepilz|Anbau]]
[[Kategorie:Anbau von Pilzen und Trüffeln|Anbau]]
[[Kategorie:Gartenbau]]
[[Kategorie:Gartenbau]]

Aktuelle Version vom 11. Februar 2024, 01:14 Uhr

Verschiedene asiatische Speisepilze, die teilweise auch in Europa angebaut werden. Von links im Uhrzeigersinn: Enoki (Samtfußrübling), Buna-shimeji (Buchenrasling) und Bunapī-shimeji, Eryngi (Kräuterseitling) und Shiitake (Pasaniapilz)

Der Pilzanbau ist eine Fachsparte des Gartenbaus. Er beschäftigt sich mit der Kultivierung, Ernte und Vermarktung von bestimmten Speisepilzen, den sogenannten Kulturpilzen. Im Vordergrund des europäischen Speisepilzanbaus steht die Kultur des Champignons. Pilzanbau wird zuweilen auch nichtkommerziell im Hobbygartenbau betrieben und hier umgangssprachlich Pilzzucht genannt.

Geschichtlicher Hintergrund

Champignons

Der Pilzanbau in Europa geht auf den gezielten Anbau von Champignons am Hof Ludwigs XIV. seit Mitte des 17. Jahrhunderts zurück. Man kultivierte Feld- und Wiesenchampignons, die am Hof des Königs unter dem Namen Champignon de Paris als Delikatesse galten, in Gewölben und Kellern.

Anfang des 20. Jahrhunderts begann man, Champignons auf breiter Basis in eigenen Produktionsbetrieben und dort in abgedunkelten und klimatisierten Hallen, später in aufgelassenen Bergwerks- oder Luftschutzstollen zu kultivieren. Dies führte dazu, dass der Champignon – früher eine seltene Delikatesse – heute in Europa der häufigste und preisgünstigste Speisepilz ist, der in jedem Supermarkt in frischer oder konservierter Form angeboten wird.

Im Zuge der Globalisierung des Produktionsgartenbaus kamen zu den Champignonarten und anderen in Europa heimischen und angebauten Pilzen, beispielsweise der Samthaube, auch asiatische Speisepilze in das Anbausortiment. Bekanntestes Beispiel dafür ist der Shiitake, der in der traditionellen chinesischen Medizin bereits eine lange Tradition aufweisen kann.

Pilzanbau als Teil des Erwerbsgartenbaus

Pilzproduktion in Deutschland 2008[1]
Speisepilz Anbaumenge in t
Champignon 57.000
Austernseitling 500
Shiitake 500
Kräuterseitling 200
Sonstige 50

Der kommerzielle Anbau von Speisepilzen durch Produktionsbetriebe stellt einen speziellen Teil des Erwerbsgartenbaus dar. Berufsständisch organisiert sind in Deutschland und in der Schweiz zurzeit je 12 größere und kleinere Betriebe. Unter den Pilzanbaubetrieben finden sich auch vermehrt Produktionsbetriebe, die auf biologische Weise arbeiten. Neben einer Vielzahl von speziellen Speisepilzkulturen werden in großem Stil vor allem Champignons angebaut. An zweiter und dritter Stelle der erzeugten Speisepilzmenge folgen Shiitake und Seitlinge wie Austern- oder Kräuterseitling.

In Deutschland wird der kommerzielle Speisepilzanbau in zwei Bundesländern durch eine Offizialberatung, also eine vom Bundesland finanzierte Beratung, der Gärtner unterstützt. Bundesweit gibt es deshalb dazu zwei Pilzanbauberater. In der Schweiz gibt es seit 2007 in Cernier NE ein eigenes Zentrum für Pilzkunde,[2] welches verschiedene Aspekte der Mykologie abdeckt, unter anderem auch Anbau, Verarbeitung und medizinische Wirkung von Speisepilzen.

Laut FAO-Statistik wurden 2005 weltweit fast 3,2 Mio. Tonnen Speisepilze angebaut.[3] Weltweit wichtigstes Anbauland war in diesem Zeitraum China mit 1,41 Mio. Tonnen, gefolgt von den USA mit 0,38 Mio. Tonnen. Deutschland produzierte im selben Jahr 65.000 Tonnen Speisepilze und stand auf Platz 11 der Liste der Anbauländer.

Zurzeit werden laufend neue Speisepilze in das Anbausortiment aufgenommen oder für die Anbaueignung im mitteleuropäischen Raum getestet, so beispielsweise auch verschiedene Arten der Shimeji-Pilzgruppe. Dieser Pilz wird in China und Japan in größeren Mengen angebaut und gilt als meistkonsumierter Speisepilz in China.

Anbau von Speisepilzen

Pilzzucht in Malaysia
Champignonkultur auf Substrat
Pilzzucht in Malaysia
Pilzzucht in Malaysia

Beim Anbau von Speisepilzen unterscheidet man zwischen Licht- und Dunkelkultur. Während vor allem asiatische Pilze eher bei mehr oder weniger starkem Licht kultiviert werden, wird der (weiß oder braun gefärbte) Champignon in Dunkelheit angebaut.

Als Substrat dient ein auf die jeweilige Pilzart abgestimmtes Kultursubstrat. Grundbestandteile können hier beispielsweise Stroh, Sägespäne, Holzschnitzel oder andere organische Grundbestandteile sein, die unter Umständen auch geschmacksbeeinflussend sind. Durch mehrere Tage andauernde Bewässerung werden primäre Zersetzungsprozesse aktiviert und der mikrobielle Aufschluss des Substrates gefördert. Danach schließt sich ein Pasteurisierungsprozess an, der das mikrobiologisch aufgeschlossene und homogenisierte Substrat desinfiziert. So wird eine Besiedlung des Substrates mit unerwünschten Fremdorganismen vermieden.

Das fertige Substrat wird nun unter sterilen Bedingungen mit dem Pilzmyzel beimpft. Beim Champignon kultiviert man das Myzel vorab auf Weizenkörnern und fügt die vom Myzel durchwachsene Masse als sog. Champignonbrut hinzu. Während des Myzelwachstums und der Fruktifizierungsphase müssen spezielle klimatische Bedingungen eingehalten werden. Klimaparameter wie Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit, CO2-Gehalt oder Lichtmenge werden in den Wachstumsräumen mit Klimacomputern genauestens eingehalten und gesteuert. Mit Hilfe der Klimasteuerung kann der Anbauer sicherstellen, dass zu bestimmten Ernteterminen eine wirtschaftlich interessante Anzahl von erntefähigen Pilzen vorhanden ist.

Je nach Pilzart dauert das Durchwachsen des Substrates und die anschließende Fruktifizierungsphase unterschiedlich lange. Champignonmyzel durchwächst in ca. 15 Tagen das Substrat, nach ca. drei Wochen können die ersten Pilze geerntet werden. Das Myzel des Shiitake braucht dafür 15 bis 20 Wochen, und dann dauert es nochmals bis zu einer Woche, bis erntefähige Pilze erscheinen. Die Pilze werden in der Regel von Hand geerntet, die Ernte erstreckt sich oft über mehrere voneinander getrennte Zeiträume.

Berufsständische Vertretungen

Den Berufsstand der Speisepilzerzeuger für den Erwerbsanbau vertreten nationale Verbände, die auf europäischer Ebene zusammenarbeiten. In Deutschland ist dies der Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer e.V. (BDC). Hervorgegangen ist der Berufsverband, der auch Mitglied im Zentralverband Deutscher Gartenbau ist, aus den deutschen Champignonzüchtern, die sich 1948 zu einem eigenen Verband zusammenschlossen.
Die Interessen der Schweizer Speisepilzanbauer vertritt der Verband Schweizer Pilzproduzenten e.V. (VSP), der sich bereits 1938 gründete.

Auf europäischer Ebene fungiert die Organisation Groupement Européen des Producteurs de Champignons (GEPC) als berufsständische Vertretung. Sie vertritt beispielsweise auch die übergeordneten Belange des BDC.

Kultivierung von Pilzen als Hobby

Der Anbau von Speisepilzen für den privaten Gebrauch kann in zwei unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen betrieben werden. Die einfachere Methode besteht darin, vorgefertigtes Myzel von Fachbetrieben zu kaufen und mit Substrat (frische Laubholz-Stammstücke oder Strohballen) zu beimpfen, wobei auch schon fertig beimpfte Substratblöcke erhältlich sind.
Beim zweiten, wesentlich aufwendigeren Verfahren wird der komplette Zyklus abgearbeitet, also „von der Spore bis zum Pilz“. Dafür wird zudem ein – wenn auch kleines – Labor oder zumindest ein eigener, weitgehend steril gehaltener Raum benötigt. Im Unterschied zu kommerziellen Pilzanbaubetrieben werden aber nicht ganze Strohballen verwendet, sondern nur Teile davon. Wird nämlich ein ganzer Strohballen gewässert, so ist er aufgrund des Nassgewichts kaum noch manuell handhabbar. Die gewässerten Strohballenstücke werden anschließend ohne vorherige Pasteurisierung direkt beimpft.

Sortiment der Kulturpilze im deutschsprachigen Raum

Pilzzucht in Osttimor

(Sortierreihenfolge: lateinischer Name)

Eine Vielzahl weiterer Pilzgattungen und -arten wird derzeit auf ihre Anbaueignung getestet. Bei Mykorrhizapilzen ist eine kommerzielle Züchtung bisher nicht gelungen. Dazu gehören beispielsweise Pfifferlinge, Steinpilze, Birkenpilze, Rotkappen und Morcheln; sie sind in Deutschland durch die Bundesartenschutzverordnung (Anlage 1) besonders geschützt und dürfen nur in geringen Mengen für den Eigenbedarf gesammelt werden.[4]

Literatur

  • Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer (BDC) e.V. (Hrsg.): Der Champignon. Fachzeitschrift für den Speisepilzanbau. Eigenverlag, Bonn 1961–2011, ISSN 0009-1308.
  • Wolfgang Franke: Nutzpflanzenkunde. Neu bearbeitete von Reinhard Lieberei und Christoph Reisdorff. 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Thieme, Stuttgart u. a. 2007, ISBN 978-3-13-530-407-6.
  • Jan Lelley: Pilzanbau. Biotechnologie der Kulturspeisepilze (= Handbuch des Erwerbsgärtners.). 2., völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Ulmer, Stuttgart 1991, ISBN 3-8001-5131-6.
  • Wernhard Einar Schmidt: Anbau von Speisepilzen. Kulturverfahren für den Haupt- und Nebenerwerb. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2009, ISBN 978-3-8001-4628-4.
  • Jolanda Englbrecht: Pilzanbau in Haus und Garten (= Ulmer-Taschenbuch. Bd. 29). 4. Auflage. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2004, ISBN 3-8001-4636-3.
Commons: Pilzanbau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Pilzanbau – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

  1. Quelle: Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, BDC
  2. mycorama. Abgerufen am 20. September 2023.
  3. zitiert nach: Reinhard Lieberei, Christoph Reisdorff: Nutzpflanzenkunde.7. Auflage Stuttgart, 2007.
  4. Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten (Bundesartenschutzverordnung - BArtSchV) Anlage 1 (zu § 1)