Otto Hartmut Fuchs

Otto Hartmut Fuchs (* 4. September 1919 in Schwäbisch Gmünd; † 7. April 1987 in Berlin) war ein deutscher Redakteur, Funktionär der DDR-CDU und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime.

Leben und Wirken

Fuchs stammt aus einer bildungsbürgerlichen katholischen Familie und besuchte das Gymnasium von Schwäbisch Gmünd. In dieser Zeit fand er Anschluss an eine Gruppe der katholischen Jugendbewegung, die im Bund Neudeutschland organisiert war. Als Anführer der Gruppe wurde er von der Gestapo 1937 verhaftet, weil er trotz Verbots die Vereinsarbeit fortsetzte. 1938 begann er ein Studium der Katholischen Theologie in Tübingen, das er in Wien fortsetzte. Zu seinem Studienabschluss gelangte er nicht, weil er 1944 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Nach einer erneuten Verhaftung sollte er wegen seines widerständigen Verhaltens vor Gericht gestellt werden. Erst mit der Befreiung Wiens durch die Truppen der Roten Armee erlangte er seine persönliche Befreiung.

Fuchs ging wieder nach Württemberg zurück und schloss sich dort der gerade gegründeten Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) an. Den in Jugendjahren gefassten Entschluss, Priester zu werden, hatte er fallen gelassen. In Stuttgart gründete er die Jugendzeitschrift „Das junge Wort“, mit der er der katholischen Jugend eine Lebensperspektive auf christlicher Grundlage aufzeigen wollte. Nach einigen Jahren redaktioneller Arbeit und nach internen Auseinandersetzungen über den weiteren Weg der Zeitschrift verließ er die Redaktion und gründete ein neues Blatt mit dem Titel „Der Scheinwerfer“. Das war eine Reaktion auf die inzwischen veränderte politische Situation in Westdeutschland, die durch die Gründung der Bundesrepublik Deutschland, ihre Westeinbindung und die begonnene Wiederbewaffnung gekennzeichnet war. In diese für ihn dunkle Perspektive sollte sein „Scheinwerfer“ Licht bringen. Nachdem dieses Projekt aus finanziellen Gründen – gescheitert war, übersiedelte er in die DDR. Er übernahm aufgrund seiner publizistischen Erfahrung den Pressedienst Union-Pressedienst (upd) seiner Partei, der DDR-CDU, als ihr Chefredakteur. Dabei geriet er auch in kirchenpolitische Kontroversen zwischen dem Führungsanspruch der SED und andersartigen Gesellschaftskonzepten der CDU. Im Zusammenhang mit der „Affäre Dertinger“ wurde auch er kurzzeitig verhaftet.[1]

Er folgte einem Angebot der Nationalen Front der DDR, eine Zeitschrift für - im Gegensatz zur katholischen Kirche - systemkonforme Katholiken zu entwickeln. Von 1969 bis 1977 war er deren Chefredakteur und seit 1977 ihr Herausgeber.

1964 gehörte er zu den Mitbegründern der Berliner Konferenz katholischer Persönlichkeiten aus europäischen Staaten, die über die Nationale Front finanziert und in enger Absprache mit der SED organisiert wurde. Diese Vereinigung wurde einige Jahre später umbenannt in Berliner Konferenz Europäischer Katholiken. Fuchs war seit 1970 bis zu seinem Tode ihr Präsident.

Er war Mitglied in der Christlichen Friedenskonferenz (CFK) und beteiligte sich an der von ihr veranstalteten II. Allchristlichen Friedensversammlung 1964 in Prag. Seit 1972 war er Mitglied des CDU-Hauptvorstands und bestimmte damit die Politik seiner Partei mit. Außerdem nahm er eine Tätigkeit beim Weltfriedensrat wahr, in dessen Präsidium er gewählt wurde.

Fuchs war Inoffizieller Mitarbeiter (IM) vom MfS der DDR unter dem Decknamen „Hartmut“.

Grabstein für Otto Hartmut Fuchs

Veröffentlichungen

  • Eröffnungsansprache. Fuchs, Otto Hartmut, Berlin : Berliner Konferenz, 1970
  • Otto Hartmut Fuchs, Dtld. mit gefesselten Händen gesegnet. Zum 55. Geb.tag des antifaschist. Blutzeugen Alfred Delp, in: Begegnung. Mschr. dt. Katholiken 2, 1962, H. 9, 5. 12 ff.
  • Nikolaj Rostworowski: Znak solidarnosei, dt. Bearbeitung und Übersetzung von Ernst Coltzsch. Im Aufbruch des Konzils. Betrachtungen zum 2. Vatikanum. Bearbeitet und mit einem Nachwort versehen von Otto Hartmut Fuchs, Berlin: Union-Verlag 1969
  • Über den Fortschritt der Völker : Papst Pauls VI. Enzyklika "Populorum progressio"; mit einem Vorwort von Otto Hartmut Fuchs / hrsg. vom Sekretariat des Hauptvorstandes der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, = Hefte aus Burgscheidungen Nr. 160, Berlin 1967
  • German Guzman: Camilo Torres. Persönlichkeit und Entscheidung, Ü: Ilse Pérez u. Harald Hildebrand, Nachwort: Otto Hartmut Fuchs, Union-Verlag, Berlin/DDR 1972, 377 S., Abb.
  • Illustrierte zum 9. Parteitag der Christlich-Demokratischen Union 1958 [in] Dresden, Berlin W 8 : Christlich-Demokratische Union Deutschlands, 1958 *Unvergeßliche Tage. Dresden : Union-Verl., 1957

Einzelnachweise

  1. Siegfried Prokop: Der Kessel begann zu singen. der Freitag, 30. Mai 2003, abgerufen am 26. Dezember 2010.

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