Non-Profit-Organisation

Als Gemeinnützige Gesellschaft (engl. non-profit organisation) bezeichnet man jene produktiven sozialen Systeme mit privater Trägerschaft, welche ergänzend zu Staat und marktgesteuerten erwerbswirtschaftlichen Unternehmungen spezifische Zwecke der Bedarfsdeckung, Förderung und/oder Interessensvertretung/Beeinflussung (Sachzieldominanz) für ihre Mitglieder (Selbsthilfe) oder Dritte wahrnehmen.

Als Vereine, Verbände, Selbstverwaltungskörperschaften, Genossenschaften oder Stiftungen werden sie von gewählten Ehrenamtlichen geleitet und können durch freiwillige Helfer in ihrer Arbeit unterstützt werden.

Sie finanzieren ihre Leistungen (Individualgüter, meritorische Güter oder Kollektivgüter) über Mitgliederbeiträge, Spenden, Zuschüsse und/oder Preise/Gebühren. Allfällig erzielte Überschüsse dürfen nicht als Kapitalrendite direkt an Mitglieder/Träger ausgeschüttet werden. Gewisse Rückvergütungen sind im Verhältnis zur Leistungsbeanspruchung möglich. Übergänge von der Privatautonomie zur Staats- und/oder Marktsteuerung in Teilbereichen sind möglich bzw. häufig. (Quelle: Robert Purtschert, Peter Schwarz, Bernd Helmig, Reinbert Schauer, Andrea Haid Das NPO-Glossar, Bern, Stuttgart und Wien: Paul Haupt Verlag, 2005)

Als Gemeinnützige Gesellschaft bezeichnet man Vereine, Stiftungen oder Verbände, die keine kommerziellen (Rendite-)Interessen verfolgen, sondern gemeinnützigen sozialen, kulturellen oder wissenschaftlichen Zielsetzungen ihrer Mitglieder dienen. Dies ist in einem Statut festgelegt und wird in Deutschland im Rahmen eines staatlichen Anerkennungsverfahrens bei Beantragung von Gemeinnützigkeits-Status auf Plausibilität überprüft.

Weitere synonyme Bezeichnungen:

  • nichtgewinnorientierte(s) Organisation/Unternehmen
  • Organisation ohne Erwerbszweck
  • Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsicht (VoG)
  • „Not-for-Profit Organization“ und „Non-Business Organization“ im angelsächsischen Sprachraum


Sozialer Bereich

Soziale Arbeit, Unterstützung für Benachteiligte, Fürsorge

In diesem Bereich gibt es eine Fülle von Organisationen, die aus verschiedenen Motiven unterschiedliche karitative Zwecke verfolgen: Unterstützung von Armen, Obdachlosen, Familien, Kindern und Jugendlichen, Frauen, Senioren, Süchtigen und Suchtgefährdeten, Gefangenen, Gewaltopfern, Behinderten, Kranken, Menschen aus Randregionen, Homosexuellen, Flüchtlingen und anderen.

Schutz und Rettung

Hilfsorganisationen sind im Katastrophenschutz, Sanitätsdienst und Rettungsdienst tätig und betreiben Erste Hilfe (-Ausbildung) und Kriseninterventionen.

Umwelt-, Natur- und Tierschutz

Umwelt-, Natur- und Tierschutz-Organisationen setzen sich für Artenvielfalt, saubere Luft, Böden und Wasser, nachhaltigen Energiegebrauch, Lärmschutz, Strahlenschutz – kurz: für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt – ein.

Denkmalschutz

Denkmalschutz-Organisationen setzen sich für einen Erhalt der Kultur- und Baudenkmale aus verschiedenen Epochen ein und fördern zeitgemäße, gute Architektur bei Neubauten.

Entwicklungszusammenarbeit

In der Entwicklungszusammenarbeit tätige Organisationen möchten mit Projekten die Lebensumstände der Menschen in Entwicklungsländern verbessern.

Politische NGOs

Politische NGOs befassen sich Themen wie Globalisierung, Welthandel und sozialen Benachteiligungen.

Menschen- und Bürgerrechte

Bürgerrechts- und Menschenrechtsorganisationen setzen sich für die Einhaltung der Menschen- und Bürgerrechte ein und versuchen auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen.

Katastrophenhilfe, Überlebenshilfe, humanitäre Hilfe

In der humanitären Hilfe tätige Organisationen versuchen, Menschen in einer humanitären Notlage (z.B. bei Kriegen und Naturkatastrophen) zu schützen und ihnen zu helfen.

Kultureller Bereich

Künstlerförderung

  • Kulturleben in der Studentenstadt e.V., Studentenstadt Freimann, München, Ausrichtung des studentisch organisierten Festivals StuStaCulum; Förderung von Musikern, Malern, Kabarettisten, Schauspielern usw.

Wissenschaftlicher Bereich

Forschungszentren

  • Verbandsmanagement Institut, Universität Freiburg/CH, Forschung und universitäre Weiterbildung im Bereich Management für Nonprofit-Organisationen seit 1976; Freiburger Management-Modell für Nonprofit-Organisationen.
  • Zentrum für Nonprofit-Management, Münster, Beratung, Forschung und Weiterbildung für Gemeinnützige Gesellschaften

Studiengänge

Bachelor

  • Sozialmanagement, Vollzeitstudiengang an der Fachhochschule im Deutschen Roten Kreuz Göttingen
  • Öffentliches Management, Vollzeitstudiengang an der Fachhochschule Osnabrück
  • Nonprofit-, Sozial- & Gesundheitsmanagement, Fachhochschul-Studiengang am Management Center Innsbruck.
  • Öffentliches Dienstleistungsmanagement / Public Management, Vollzeitstudiengang an den Fachhochschulen für Verwaltung und Rechtspflege sowie Technik und Wirtschaft Berlin

Master

  • Master-Programm Management in Nonprofit-Organisationen, Vollzeitstudiengang an der Fachhochschule Osnabrück
  • Executive MBA in NPO-Management, berufsbegleitender Studiengang am Verbandsmanagement Institut der Universität Freiburg/Schweiz
  • Master of Nonprofit-Management and Governance, berufsbegleitender Weiterbildungsstudiengang an der Westfälischen Wilhelm-Universität Münster

Geschichte Gemeinnütziger Gesellschaften

Es gibt gesellschaftliche Voraussetzungen für das Entstehen von Gemeinnützigen Gesellschaften, die oft stark vereinfacht mit den Schlagworten Kapitalismus und Demokratie umschrieben werden. Tatsächlich sind aber gerade kapitalistische Prinzipien wie Privateigentum oder Selbstbestimmung der Arbeitskraft Voraussetzungen für das Entstehen von Gemeinnützigen Gesellschaften: Eine hypothetische staatliche Organisation, die Staatseigentum einsetzt und dazu die Arbeitskraft der Bürger mehr oder wenig zwangsweise einbezieht, kann selbst bei fehlender Gewinnabsicht nicht als Gemeinnützige Gesellschaft bezeichnet werden. Daher erstaunt es nicht, dass vorwiegend in westlichen Staaten auf eine Geschichte der Gemeinnützigen Gesellschaften zurückgeblickt werden kann.

USA

Die Entstehungsgeschichte der Gemeinnützigen Gesellschaften in den USA ist die Geschichte der Bestrebung, neben politischer auch kulturelle Unabhängigkeit von Europa zu erlangen. Die Ursprünge der Gemeinnützigen Gesellschaften in der USA erwachsen aus der Ablehnung des europäischen Absolutismus im 18. Jahrhunderts. Durch diese Ablehnung der Staatsmacht wird zunehmend nach zivilgesellschaftlichen Konzepten der Selbstverwaltung gesucht. Mit der zunehmenden sozialen Schieflage in Europa zur Zeit der Industrialisierung und den damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen (z.B. Oktoberrevolution, Sozialgesetze) werden in den USA nach Möglichkeiten gesucht, das Ausweiten der staatlichen Einflusssphäre zu verhindern. Besonders Ende des 19. Jahrhunderts wird das Konzept des sog. Wohlfahrtskapitalismus diskutiert, bei dem Arbeitgeber selbständig Sozialleistungen erbringen. Dies geschieht oft über betriebseigene Gemeinnützige Gesellschaften. Noch heute werden in den USA viele Aufgaben, die in Europa klassisch dem staatlichen Sektor zugeschrieben werden (Bildung, Kultur, etc.), von Gemeinnützigeb Gesellschaften erfüllt.

Literatur

  • Peter Schwarz, Robert Purtschert, Charles Giroud, Reinbert Schauer: Das Freiburger Management-Modell für Nonprofit-Organisationen. 5. Auflage. Haupt, Bern; Stuttgart; Wien 2005, ISBN 3-258-06914-X
  • Peter Schwarz: Organisation in Nonprofit-Organisationen. Haupt, Bern; Stuttgart; Wien 2005, ISBN 3-258-06885-2
  • Robert Purtschert: Marketing für Verbände und weitere Nonprofit-Organisationen. 2. Auflage, Haupt, Bern; Stuttgart; Wien 2005, ISBN 3-258-06913-1
  • Reinbert Schauer: Rechnungswesen für Nonprofit-Organisationen. 2. Auflage, Haupt, Bern; Stuttgart; Wien, 2003, ISBN 3-258-06588-8
  • Christoph Badelt: Handbuch der Nonprofit-Organisation: Strukturen und Management. 3., überarb. und erw. Aufl. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2002, 732 S., ISBN 3-7910-1941-4
  • Ekkehart Frieling: Kompetenz- und Organisationsentwicklung in Non-Profit-Organisationen: Gewerkschaften, Bildungsträger und öffentliche Verwaltung im wirtschaftlichen Wandel. Waxmann, Münster u. a. 2002, ISBN 3-8309-1184-X
  • Andreas Georg Scherer (Hrsg.): Balanced Scorecard in Verwaltung und Non-Profit-Organisationen. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2002, ISBN 3-7910-2043-9
  • Michael Urselmann: Fundraising: erfolgreiche Strategien führender Nonprofit-Organisationen. 3. vollst. überarb. und erw. Aufl. Haupt, Bern u. a. 2002, 232 S., ISBN 3-258-06408-3
  • Reinbert Schauer (Hrsg.): Nonprofit-Organisationen und gesellschaftliche Entwicklung: Spannungsfeld zwischen Mission und Ökonomie: 5. Colloquium der NPO-Forscher im deutschsprachigen Raum, Johannes Kepler-Universität Linz, 17.–19. April 2002; eine Dokumentation. Trauner, Linz 2002, 535 S., ISBN 3-85487-435-9
  • Karl-Klaus Pullig: Konfliktberatung in Non-Profit-Organisationen: mit Fallstudien. 2., verb. Aufl. Hampp, München u. a. 2001, 124 S., ISBN 3-87988-536-2
  • Annette Zimmer (Hrsg.): Management in Nonprofit-Organisationen. Eine praxisorientierte Einführung. Leske + Budrich, Opladen o. J., ISBN 3-8100-2295-0
  • Walter Fischer: Sozialmarketing für Non-Profit-Organisationen – Ein Handbuch. Orell füssli Verlag, Zürich 2000, ISBN 3-280-02659-8
  • Dettmann, Joachim; Holewa, Michael: Trendstudie Marketing für Nonprofit-Organisationen. Hrsg.: transfer-project, Berlin, www.efb-consulting.de
  • Bruhn, Manfred (2005): Marketing für Nonprofit-Organisationen. Grundlagen - Konzepte - Instrumente, ISBN 3-17-018281-1

Siehe auch

Gemeinnützigkeitnichtstaatliche OrganisationGenossenschaftswesenZivilgesellschaft - Sozialwirtschaft