„Licio Gelli“ – Versionsunterschied

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Während des [[Italienischer Faschismus|Faschismus]] meldete sich Licio Gelli als Freiwilliger für die ''[[Schwarzhemden]]'' – eine Miliz, die von [[Benito Mussolini|Mussolini]] nach [[Spanien]] geschickt wurde, um an der Seite [[Francisco Franco|Francos]] im Bürgerkrieg zu kämpfen. Später wurde Gelli Verbindungsoffizier der „Schwarzhemden“-Leitung zu [[Nationalsozialismus|Nazi-Deutschland]] mit Kontakten zu [[Hermann Göring]].
Während des [[Italienischer Faschismus|Faschismus]] meldete sich Licio Gelli als Freiwilliger für die ''[[Schwarzhemden]]'' – eine Miliz, die von [[Benito Mussolini|Mussolini]] nach [[Spanien]] geschickt wurde, um an der Seite [[Francisco Franco|Francos]] im Bürgerkrieg zu kämpfen. Später wurde Gelli Verbindungsoffizier der „Schwarzhemden“-Leitung zu [[Nationalsozialismus|Nazi-Deutschland]] mit Kontakten zu [[Hermann Göring]].


Nach dem Zweiten Weltkrieg war Gelli als Verkäufer für die Matrazenfirma [[Permaflex]] tätig. Später gründete er seine eigene Import-Export.<ref>The Suitcase Scandalo". Newsweek. 1981-06-08.</ref> Es wird vermutet das Gelli nach dem Krieg für den [[CIA]] tätig war. Über viele Jahre war er in [[Argentinien]] tätig, da er eine Verhaftung durch die Italienischen Behörden wegen seiner Aktivitäten während des Faschismus fürchtete. Im selbstgwählten Exil knüpfte er enge Beziehungen zu den Generälen die 1976 eine Militärdiktatur in diesem südamerikanischen Land errichten sollten.<ref>[https://www.spiegel.de/panorama/justiz/licio-gelli-ex-freimaurer-grossmeister-ist-tot-a-1068203.html spiegel.de Faschistischer Geheimbündler Gelli ist tot]</ref> 1970 war er wieder primär in Italien aktiv und übernahm 1971 den Vorsitz der [[Freimaurerei|Freimaurerlodge]] [[Propaganda Due]].
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Gelli als Verkäufer für die Matrazenfirma [[Permaflex]] tätig. Später gründete er seine eigene Import-Export.<ref>The Suitcase Scandalo. Newsweek. 1981-06-08.</ref> Es wird vermutet das Gelli nach dem Krieg für den [[CIA]] tätig war. Über viele Jahre war er in [[Argentinien]] tätig, da er eine Verhaftung durch die Italienischen Behörden wegen seiner Aktivitäten während des Faschismus fürchtete. Im selbstgwählten Exil knüpfte er enge Beziehungen zu den Generälen die 1976 eine Militärdiktatur in diesem südamerikanischen Land errichten sollten.<ref>[https://www.spiegel.de/panorama/justiz/licio-gelli-ex-freimaurer-grossmeister-ist-tot-a-1068203.html spiegel.de Faschistischer Geheimbündler Gelli ist tot]</ref> 1970 war er wieder primär in Italien aktiv und übernahm 1971 den Vorsitz der [[Freimaurerei|Freimaurerlodge]] [[Propaganda Due]].


Im Jahr 1981 entdeckte man bei einer Durchsuchung seiner Villa in Arezzo eine Liste mit den Namen zahlreicher Militäroffiziere, Politiker und Personen des öffentlichen Lebens, darunter namhafte Oberbürgermeister Italiens, die sich in der Geheimloge ''Propaganda Due'' engagierten. Darunter waren die Namen von über 900 Regierungsbeamten, Industriellen (unter anderem der spätere Ministerpräsident [[Silvio Berlusconi]]), Journalisten und führenden Bankiers (wie [[Michele Sindona]] und [[Roberto Calvi]]) sowie das Oberhaupt des ehemaligen Königshauses, [[Viktor Emanuel von Savoyen]]. Die Entdeckung der Liste führte zu einem nationalen Skandal, weil zahlreiche Ämter in der italienischen Republik mit Gefolgsleuten Gellis besetzt waren.
Im Jahr 1981 entdeckte man bei einer Durchsuchung seiner Villa in Arezzo eine Liste mit den Namen zahlreicher Militäroffiziere, Politiker und Personen des öffentlichen Lebens, darunter namhafte Oberbürgermeister Italiens, die sich in der Geheimloge ''Propaganda Due'' engagierten. Darunter waren die Namen von über 900 Regierungsbeamten, Industriellen (unter anderem der spätere Ministerpräsident [[Silvio Berlusconi]]), Journalisten und führenden Bankiers (wie [[Michele Sindona]] und [[Roberto Calvi]]) sowie das Oberhaupt des ehemaligen Königshauses, [[Viktor Emanuel von Savoyen]]. Die Entdeckung der Liste führte zu einem nationalen Skandal, weil zahlreiche Ämter in der italienischen Republik mit Gefolgsleuten Gellis besetzt waren.


1981 wurde seine Freimaurerloge verboten. Gelli flüchtete in die Schweiz. Am 13. September 1982 wurde Gelli in [[Genf]] verhaftet nachdem er versuchte mit einem gefälschten [[Argentinien|Argentinischen]] Pass Geld von einem [[Schweiz]]er Bankkonto abzuheben. Gelli hatte kurz vor dem Zusammenbruch der Bank [[Banco Ambrosiano]] 120 Millionen dieser Bank auf diesem Konto deponiert. Gelli wurde in Haft genommen. 1883 stimmte die Schweiz einer Auslieferung von Gelli an Italien zu. Doch kurz vor der Auslieferung, am 19. August 1983 konnte Gelli aus dem Genfer Gefängnis [[Champ-Dollon]] entkommen.<ref>[https://www.nzz.ch/international/europa/wie-licio-gelli-die-schweiz-narrte-1.18664008 ''Wie Licio Gelli die Schweiz narrte''] NZZ, 16. Dezember 2015 (abgerufen am 28. Mai 2019)</ref> Gelli flüchtete nach [[Südamerika]]. Vier Jahre später stellte sich Gelli den Schweizer Behörden.<ref>[https://www.bote.ch/nachrichten/international/Ex-Freimaurer-Chef-Licio-Gelli-ist-tot;art46446,648517 Bote Ex-Freimaurer-Chef Licio Gelli ist tot]</ref>
1981 wurde seine Freimaurerloge verboten. Gelli flüchtete in die Schweiz. Am 13. September 1982 wurde Gelli in [[Genf]] verhaftet nachdem er versuchte mit einem gefälschten [[Argentinien|Argentinischen]] Pass Geld von einem [[Schweiz]]er Bankkonto abzuheben. Gelli hatte kurz vor dem Zusammenbruch der Bank [[Banco Ambrosiano]] 120 Millionen dieser Bank auf diesem Konto deponiert. Gelli wurde in Haft genommen. 1883 stimmte die Schweiz einer Auslieferung von Gelli an Italien zu. Doch kurz vor der Auslieferung, am 19. August 1983 konnte Gelli aus dem Genfer Gefängnis [[Champ-Dollon]] entkommen.<ref>[https://www.nzz.ch/international/europa/wie-licio-gelli-die-schweiz-narrte-1.18664008 ''Wie Licio Gelli die Schweiz narrte''] NZZ, 16. Dezember 2015 (abgerufen am 28. Mai 2019)</ref> Gelli flüchtete nach [[Südamerika]]. Vier Jahre später stellte sich Gelli den Schweizer Behörden.<ref>[https://www.bote.ch/nachrichten/international/Ex-Freimaurer-Chef-Licio-Gelli-ist-tot;art46446,648517 Bote Ex-Freimaurer-Chef Licio Gelli ist tot]</ref> Er wurde in Haft genommen.


Später wurde Gelli nach Italien ausgeliefert und wegen terroristischer Bombenanschläge vor Gericht gestellt, wurde aber freigesprochen. Einige Jahre nach dem P2-Skandal wurde der Verdacht geäußert, Gelli sei in die Ermordung des Mailänder Bankiers [[Roberto Calvi]] (auch bekannt als „Bankier Gottes“) verwickelt, der wegen des Zusammenbruchs seiner [[Banco Ambrosiano]] in Untersuchungshaft gesessen hatte und später erhängt an der Londoner [[Blackfriars Bridge]] gefunden worden war.
Im September 1887 wurde Gelli von der Schweiz an Italien ausgeliefert<ref>[https://www.letemps.ch/mort-licio-gelli-figure-rayonnante-trouble-dune-certaine-italie letemps.ch Mort de Licio Gelli, figure rayonnante et trouble d’une certaine Italie]</ref> und wegen terroristischer Bombenanschläge vor Gericht gestellt, wurde aber freigesprochen. Einige Jahre nach dem P2-Skandal wurde der Verdacht geäußert, Gelli sei in die Ermordung des Mailänder Bankiers [[Roberto Calvi]] (auch bekannt als „Bankier Gottes“) verwickelt, der wegen des Zusammenbruchs seiner [[Banco Ambrosiano]] in Untersuchungshaft gesessen hatte und später erhängt an der Londoner [[Blackfriars Bridge]] gefunden worden war.


In seinen letzten Jahren widmete sich Gelli, der an einer Herzschwäche litt, vermehrt der Schriftstellerei. Er lebte zuletzt in Arezzo; dort saß er seit 1998 eine in Hausarrest umgewandelte Haftstrafe ab.<ref>{{Internetquelle|hrsg=[[Spiegel Online]]|titel=Licio Gelli: Ex-Freimaurer-Großmeister ist tot|url=http://www.spiegel.de/panorama/justiz/licio-gelli-ex-freimaurer-grossmeister-ist-tot-a-1068203.html|datum=2015-12-16|zugriff=2017-09-21}}</ref> Am 10.&nbsp;Oktober 2013 wurde seine Villa von den Finanzbehörden aufgrund einer [[Steuerdelikt|Steuerstraftat]] beschlagnahmt.
In seinen letzten Jahren widmete sich Gelli, der an einer Herzschwäche litt, vermehrt der Schriftstellerei. Er lebte zuletzt in Arezzo; dort saß er seit 1998 eine in Hausarrest umgewandelte Haftstrafe ab.<ref>{{Internetquelle|hrsg=[[Spiegel Online]]|titel=Licio Gelli: Ex-Freimaurer-Großmeister ist tot|url=http://www.spiegel.de/panorama/justiz/licio-gelli-ex-freimaurer-grossmeister-ist-tot-a-1068203.html|datum=2015-12-16|zugriff=2017-09-21}}</ref> Am 10.&nbsp;Oktober 2013 wurde seine Villa von den Finanzbehörden aufgrund einer [[Steuerdelikt|Steuerstraftat]] beschlagnahmt.

Version vom 2. August 2020, 09:27 Uhr

Licio Gelli (* 21. April 1919 in Pistoia; † 15. Dezember 2015 in Arezzo) war ein italienischer Faschist und Verschwörer. Er war Meister vom Stuhl der 1982 aufgelösten, äußerst einflussreichen italienischen Freimaurerloge Propaganda Due, bis er und die Loge 1976 aus der Freimaurerei ausgeschlossen wurden. Gelli war außerdem Mitglied des Malteserordens und des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Leben

Während des Faschismus meldete sich Licio Gelli als Freiwilliger für die Schwarzhemden – eine Miliz, die von Mussolini nach Spanien geschickt wurde, um an der Seite Francos im Bürgerkrieg zu kämpfen. Später wurde Gelli Verbindungsoffizier der „Schwarzhemden“-Leitung zu Nazi-Deutschland mit Kontakten zu Hermann Göring.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Gelli als Verkäufer für die Matrazenfirma Permaflex tätig. Später gründete er seine eigene Import-Export.[1] Es wird vermutet das Gelli nach dem Krieg für den CIA tätig war. Über viele Jahre war er in Argentinien tätig, da er eine Verhaftung durch die Italienischen Behörden wegen seiner Aktivitäten während des Faschismus fürchtete. Im selbstgwählten Exil knüpfte er enge Beziehungen zu den Generälen die 1976 eine Militärdiktatur in diesem südamerikanischen Land errichten sollten.[2] 1970 war er wieder primär in Italien aktiv und übernahm 1971 den Vorsitz der Freimaurerlodge Propaganda Due.

Im Jahr 1981 entdeckte man bei einer Durchsuchung seiner Villa in Arezzo eine Liste mit den Namen zahlreicher Militäroffiziere, Politiker und Personen des öffentlichen Lebens, darunter namhafte Oberbürgermeister Italiens, die sich in der Geheimloge Propaganda Due engagierten. Darunter waren die Namen von über 900 Regierungsbeamten, Industriellen (unter anderem der spätere Ministerpräsident Silvio Berlusconi), Journalisten und führenden Bankiers (wie Michele Sindona und Roberto Calvi) sowie das Oberhaupt des ehemaligen Königshauses, Viktor Emanuel von Savoyen. Die Entdeckung der Liste führte zu einem nationalen Skandal, weil zahlreiche Ämter in der italienischen Republik mit Gefolgsleuten Gellis besetzt waren.

1981 wurde seine Freimaurerloge verboten. Gelli flüchtete in die Schweiz. Am 13. September 1982 wurde Gelli in Genf verhaftet nachdem er versuchte mit einem gefälschten Argentinischen Pass Geld von einem Schweizer Bankkonto abzuheben. Gelli hatte kurz vor dem Zusammenbruch der Bank Banco Ambrosiano 120 Millionen dieser Bank auf diesem Konto deponiert. Gelli wurde in Haft genommen. 1883 stimmte die Schweiz einer Auslieferung von Gelli an Italien zu. Doch kurz vor der Auslieferung, am 19. August 1983 konnte Gelli aus dem Genfer Gefängnis Champ-Dollon entkommen.[3] Gelli flüchtete nach Südamerika. Vier Jahre später stellte sich Gelli den Schweizer Behörden.[4] Er wurde in Haft genommen.

Im September 1887 wurde Gelli von der Schweiz an Italien ausgeliefert[5] und wegen terroristischer Bombenanschläge vor Gericht gestellt, wurde aber freigesprochen. Einige Jahre nach dem P2-Skandal wurde der Verdacht geäußert, Gelli sei in die Ermordung des Mailänder Bankiers Roberto Calvi (auch bekannt als „Bankier Gottes“) verwickelt, der wegen des Zusammenbruchs seiner Banco Ambrosiano in Untersuchungshaft gesessen hatte und später erhängt an der Londoner Blackfriars Bridge gefunden worden war.

In seinen letzten Jahren widmete sich Gelli, der an einer Herzschwäche litt, vermehrt der Schriftstellerei. Er lebte zuletzt in Arezzo; dort saß er seit 1998 eine in Hausarrest umgewandelte Haftstrafe ab.[6] Am 10. Oktober 2013 wurde seine Villa von den Finanzbehörden aufgrund einer Steuerstraftat beschlagnahmt.

Gelli starb am 15. Dezember 2015 im Alter von 96 Jahren in seinem Haus in Arezzo.[7]

Film

  • Licio Gelli war offensichtlich Vorbild der Figur des Don Licio Lucchesi im Film Der Pate – Teil III von 1990.
  • Im Dezember 2007 unterzeichnete Licio Gelli einen Vertrag über die Rechte an seiner Biographie mit dem New Yorker Produzenten Gabor Harrach. Der Film mit dem Arbeitstitel „Conspirator“ wurde nicht realisiert.

Literatur

  • Heribert Blondiau, Udo Gümpel: Der Vatikan heiligt die Mittel: Mord am Bankier Gottes. Patmos, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-72417-1.
  • Giuseppe D’Alema: Der aufhaltsame Aufstieg der Loge P2. Edition X, Reinheim 1984, ISBN 3-921-77405-5.
  • Allesandro Silj: Verbrechen, Politik, Demokratie in Italien. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-11911-7.
  • Alexander Stille: Die Richter: Der Tod, die Mafia und die italienische Republik. C.H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-42303-5.
Commons: Licio Gelli – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. The Suitcase Scandalo. Newsweek. 1981-06-08.
  2. spiegel.de Faschistischer Geheimbündler Gelli ist tot
  3. Wie Licio Gelli die Schweiz narrte NZZ, 16. Dezember 2015 (abgerufen am 28. Mai 2019)
  4. Bote Ex-Freimaurer-Chef Licio Gelli ist tot
  5. letemps.ch Mort de Licio Gelli, figure rayonnante et trouble d’une certaine Italie
  6. Licio Gelli: Ex-Freimaurer-Großmeister ist tot. Spiegel Online, 16. Dezember 2015, abgerufen am 21. September 2017.
  7. Licio Gelli, al centro di innumerevoli casi giudiziari. In: repubblica.it. La Repubblica, 16. Dezember 2015, abgerufen am 16. Dezember 2015 (italienisch).