Klaus-Peter Jünemann

Klaus-Peter Jünemann (* 29. September 1956 in Witzenhausen; † 29. August 2023) war ein deutscher Urologe.

Leben

Klaus-Peter Jünemann studierte Humanmedizin in Marburg/Lahn und Kassel. Während seiner Ausbildung zum Facharzt für Urologie absolvierte er mittels zweier Forschungsstipendien Aufenthalte an der University of California, San Francisco bei Professor Emil A. Tanagho.

Jünemann promovierte 1988 an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und habilitierte sich 1991 zum Thema Die kavernöse Insuffizienz als Ursache der erektilen Dysfunktion. Im selben Jahr wurde er zum Oberarzt befördert, ab 1995 war er leitender Oberarzt und ständiger Vertreter des Direktors (Peter Alken).

Seit 2001 war Jünemann Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel und zugleich Professor für Urologie und Kinderurologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, seit 2013 zudem Sprecher des Zentrums für Roboterchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Im Oktober 2022 erfolgte sein Eintritt in den Ruhestand.

Jünemann war Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Fachgesellschaften und Ehrenpräsident der Deutschen Kontinenz-Gesellschaft.[1] Er wurde national und international mit wissenschaftlichen Preisen ausgezeichnet, beispielsweise mit dem Jack Lapides Essay Contest in Urodynamic and Neurourology Research und dem C.-E.-Alken-Preis. Jünemann verfasste mehr als 300 Beiträge in wissenschaftlichen Fachzeitschriften und -büchern.

Er verstarb am 29. August 2023.[2]

Wissenschaftliche Schwerpunkte

Zu den Schwerpunkten in Jünemanns klinischer Tätigkeit gehörten Uro-Onkologische Chirurgie (Prostata-, Blasen-, Nieren-, Peniskarzinom insbesondere bei fortgeschrittenen Tumoren, einschließlich Metastasen), roboterassistierte Chirurgie (da Vinci Si), Inkontinenz bei Mann und Frau, Prolapschirurgie (Kieler Entenschnabel), gutartige Prostatavergrößerung (BPH), Andrologie (z. B. Erektile Dysfunktion, Infertilität) und rekonstruktive Verfahren (Harnröhren-Mundschleimhaut-Ersatz).

Wissenschaftlich arbeitete Jünemann unter anderem an der Therapie der Inkontinenz mittels Neuromodulation, hierzu leitete er ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt mit internationalen Experten (REstoration of Bladder Function by NEuroprosthetiCs, REBEC). Zur Rehabilitation der erektilen Funktion nach Prostatektomie entwickelte Jünemann mit seinem Team das sogenannte „Kieler Konzept“.

Jünemann forschte an der Weiterentwicklung der Robotertechnologie und dem Einsatz neuer Medien im medizinischen Sektor. Dies erfolgte im Rahmen unterschiedlicher EU-geförderter Projekte (u. a. COLLIN – COLLaboration for INnovation und APPlied Health). Er und seine Kollegen überprüften zudem an der Universitätsklinik in Kiel seit 2010 das computergestützte Ultraschallverfahren HistoScanning. Mit diesem neuen Diagnoseverfahren, das bisher nur an wenigen Kliniken in Deutschland verfügbar ist, können Gewebeveränderungen in der Prostata frühzeitig sichtbar gemacht werden.

Schriften (Auswahl)

  • mit M. F. Hamann, C. Hamann, E. Schenk, A. Al-Najar und C. M. Naumann: Computer-aided (HistoScanning) Biopsies Versus Conventional Transrectal Ultrasound-guided Prostate Biopsies: Do Targeted Biopsy Schemes Improve the Cancer Detection Rate? In: Urology, 81(2), 2013, S. 370–375.
  • mit D. K. Osmonov, C. Wang, A. V. Aksenov, C. Hamann und C. M. Naumann: Extended lymphadenectomy “step by step” in patients undergoing radical prostatectomy. In: Urology, 77(4), 2011, S. 969–974.
  • mit E. Hessdorfer, I. Unamba-Oparah, M. Berse, R. Brunjes, H. Madersbacher und T. Gramatte: Propiverine hydrochloride immediate and extended release: comparison of efficacy and tolerability in patients with overactive bladder. In: Urologia Internationalis, 77(4), 2006, S. 334–339.
  • mit A. Bannowsky, H. Schulze, C. van der Horst, S. Hautmann: Recovery of erectile function after nerve-sparing radical prostatectomy: improvement with nightly low-dose sildenafil. In: BJU International, 101, 2008, S. 1279–1283.
  • mit C. M. Naumann, A. Al-Najar, I. Alkatout, A. Hegele, J. B. Korda, C. Bolenz, H. Kalthoff, B. Sipos und C. van der Horst: Lymphatic spread in squamous cell carcinoma of the penis is independent of elevated lymph vessel density. In: BJU International, 103(12), 2009, S. 1655–1659.

Einzelnachweise

  1. Vorstand – Deutsche Kontinenz Gesellschaft. Abgerufen am 3. September 2023.
  2. Traueranzeige in der FAZ vom 2. September 2023, abgerufen am 2. September 2023