Klaus-Peter Jünemann

Klaus-Peter Jünemann (* 29. September 1956 in Witzenhausen) ist ein deutscher Arzt und Urologe.

Leben

Klaus-Peter Jünemann studierte Humanmedizin in Marburg/Lahn und Kassel. Während seiner Ausbildung zum Facharzt für Urologie absolvierte er mittels zweier Forschungsstipendien Aufenthalte an der University of California, San Francisco bei Professor E. A. Tanagho.

Jünemann promovierte 1988 an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und habilitierte 1991 zum Thema Die kavernöse Insuffizienz als Ursache der erektilen Dysfunktion. Im selben Jahr wurde er zum Oberarzt befördert, ab 1995 war er leitender Oberarzt und ständiger Vertreter des Direktors (Peter Alken).

Seit 2001 war Jünemann Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, und seit 2013 Sprecher des Zentrums für Roboterchirurgie am UKSH, Campus Kiel. Mit Erreichen der Altersgrenze endete seine medizinische Tätigkeit, er befindet sich seit Oktober 2022 im Ruhestand. Seine Nachfolge wird aktuell kommissarisch durch Herrn Prof. Osmonov übernommen.

Leistungen

Zu den Schwerpunkten in Jünemanns klinischer Tätigkeit gehörten Uro-Onkologische Chirurgie (Prostata-, Blasen-, Nieren-, Peniskarzinom insbesondere bei fortgeschrittenen Tumoren, einschließlich Metastasen), roboterassistierte Chirurgie (da Vinci Si), Inkontinenz bei Mann und Frau, Prolapschirurgie (Kieler Entenschnabel), gutartige Prostatavergrößerung (BPH), Andrologie (z. B. Erektile Dysfunktion, Infertilität) und rekonstruktive Verfahren (Harnröhren-Mundschleimhaut-Ersatz).

Wissenschaftlich arbeitete Jünemann unter anderem an der Therapie der Inkontinenz mittels Neuromodulation, hierzu leitete er ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt mit internationalen Experten (REstoration of Bladder Function by NEuroprosthetiCs, REBEC). Zur Rehabilitation der erektilen Funktion nach Prostatektomie entwickelte Jünemann mit seinem Team das sogenannte „Kieler Konzept“.

Jünemann forschte an der Weiterentwicklung der Robotertechnologie und dem Einsatz neuer Medien im medizinischen Sektor. Dies erfolgte im Rahmen unterschiedlicher EU-geförderter Projekte (u. a. COLLIN – COLLaboration for INnovation und APPlied Health). Er und seine Kollegen überprüften zudem an der Universitätsklinik in Kiel seit 2010 das computergestützte Ultraschallverfahren HistoScanning. Mit diesem neuen Diagnoseverfahren, das bisher nur an wenigen Kliniken in Deutschland verfügbar ist, können Gewebeveränderungen in der Prostata frühzeitig sichtbar gemacht werden.

Klaus-Peter Jünemann ist Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Fachgesellschaften und Ehrenpräsident der Deutschen Kontinenz-Gesellschaft. Er wurde national und international mit wissenschaftlichen Preisen ausgezeichnet, beispielsweise mit dem Jack Lapides Essay Contest in Urodynamic and Neurourology Research und dem C.-E. Alken-Preis. Jünemann verfasste bislang mehr als 300 Beiträge in wissenschaftlichen Fachzeitschriften und -büchern.

Schriften

  • mit M. F. Hamann, C. Hamann, E. Schenk, A. Al-Najar und C. M. Naumann: Computer-aided (HistoScanning) Biopsies Versus Conventional Transrectal Ultrasound-guided Prostate Biopsies: Do Targeted Biopsy Schemes Improve the Cancer Detection Rate? In: Urology. 81(2), 2013 Feb, S. 370–375.
  • mit D. K. Osmonov, C. Wang, A. V. Aksenov, C. Hamann und C. M. Naumann: Extended lymphadenectomy “step by step” in patients undergoing radical prostatectomy. In: Urology. 77(4), 2011 Apr, S. 969–974.
  • mit E. Hessdorfer, I. Unamba-Oparah, M. Berse, R. Brunjes, H. Madersbacher und T. Gramatte: Propiverine hydrochloride immediate and extended release: comparison of efficacy and tolerability in patients with overactive bladder. In: Urol Int. 77(4), 2006, S. 334–339.
  • mit A. Bannowsky, H. Schulze, C. van der Horst, S. Hautmann: Recovery of erectile function after nerve-sparing radical prostatectomy: improvement with nightly low-dose sildenafil. In: BJU Int. 101, 2008, S. 1279–1283.
  • mit C. M. Naumann, A. Al-Najar, I. Alkatout, A. Hegele, J. B. Korda, C. Bolenz, H. Kalthoff, B. Sipos und C. van der Horst: Lymphatic spread in squamous cell carcinoma of the penis is independent of elevated lymph vessel density. In: BJU Int. 103(12), 2009, S. 1655–1659.