„Kindervorsorgeuntersuchung (Deutschland)“ – Versionsunterschied

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'''Kindervorsorgeuntersuchungen''' sollen sicherstellen, dass Defekte und Erkrankungen von [[Neugeborenes|Neugeborenen]], [[Kleinkind]]ern und [[Kind]]ern, insbesondere solche, die eine normale körperliche und geistige Entwicklung des Kindes in besonderem Maße gefährden, möglichst schnell durch einen [[Kinder- und Jugendarzt]] oder [[Hausarzt]] erkannt werden, um früh eine entsprechende Therapie einleiten zu können. Zugleich sollen die Untersuchungen dazu dienen, Fälle von [[Vernachlässigung]], [[Verwahrlosung]], [[Kindesmisshandlung]] oder [[Sexueller Missbrauch|sexuellem Missbrauch]] zu erkennen und einem entsprechenden Fehlverhalten der Erziehungsberechtigten vorzubeugen. In einigen deutschen Ländern ist deshalb ein verbindliches Einlade- und Meldewesen zur Vorstellung zu den Untersuchungen beschlossen worden.
'''Kindervorsorgeuntersuchungen''' sollen sicherstellen, dass Defekte und Erkrankungen von [[Neugeborenes|Neugeborenen]], [[Kleinkind]]ern und [[Kind]]ern, insbesondere solche, die eine normale körperliche und geistige Entwicklung des Kindes in besonderem Maße gefährden, möglichst schnell durch einen [[Kinder- und Jugendarzt]] oder [[Hausarzt]] erkannt werden, um früh eine Therapie einleiten zu können. Zugleich sollen die Untersuchungen dazu beitragen, Fälle von [[Vernachlässigung]], [[Verwahrlosung]], [[Kindesmisshandlung]] oder [[Sexueller Missbrauch|sexuellem Missbrauch]] zu erkennen und einem entsprechenden Fehlverhalten der Erziehungsberechtigten vorzubeugen. In einigen deutschen Ländern ist deshalb ein verbindliches Einlade- und Meldewesen zur Vorstellung zu den Untersuchungen beschlossen worden.


== Deutschland ==
== Hintergrund ==
Der [[Gemeinsamer Bundesausschuss|Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen]] hat in den "Kinder-Richtlinien"<ref> [https://www.g-ba.de/downloads/62-492-1537/RL_Kinder_2017-10-19_iK-2018-03-16.pdf Kinder-Richtlinie, Fassung vom 18. Juni 2015 (PDF)], in Kraft getreten am 16. März 2018. [https://www.g-ba.de/beschluesse/3669/ Kinder-Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses].</ref> die ärztlichen Maßnahmen zur Früherkennung von Krankheiten bei Kindern bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres festgelegt. Die Kindervorsorgeuntersuchungen U1 bis U9 werden im gelben ''Kinder-Untersuchungsheft'' „Gelbes Heft“ des Gemeinsamen Bundesausschusses vom Kinder- und Jugendarzt oder Hausarzt dokumentiert. Rechtsgrundlage der Kindervorsorgeuntersuchungen ist {{§|26|sgb_5|juris}} [[SGB V]].
Der [[Gemeinsamer Bundesausschuss|Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen]] hat in den „[[Kinder-Richtlinie]]n“<ref>[https://www.g-ba.de/downloads/62-492-1537/RL_Kinder_2017-10-19_iK-2018-03-16.pdf Kinder-Richtlinie, Fassung vom 18. Juni 2015] (PDF; 1,3&nbsp;MB) in Kraft getreten am 16. März 2018. [https://www.g-ba.de/beschluesse/3669/ Kinder-Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses].</ref> die ärztlichen Maßnahmen zur Früherkennung von Krankheiten bei Kindern bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres festgelegt. Die Kindervorsorgeuntersuchungen U1 bis U9 werden im gelben ''Kinder-Untersuchungsheft'' „Gelbes Heft“ des Gemeinsamen Bundesausschusses vom Kinder- und Jugendarzt oder Hausarzt dokumentiert. Rechtsgrundlage der Kindervorsorgeuntersuchungen ist {{§|26|sgb_5|juris}} [[Fünftes Buch Sozialgesetzbuch|SGB V]].


Kindervorsorgeuntersuchungen wurden in Deutschland erstmals 1971 als verbindliche Maßnahme zur Früherkennung von Krankheiten bei Kindern eingeführt. Seit dem 1. Juli 1971 zählen 7 Vorsorgeuntersuchungen für Kinder bis zum vollendeten 4. Lebensjahr als Früherkennungsmaßnahmen für Säuglinge und Kleinkinder zu den Pflichtleistungen der [[Krankenkasse]]n.<ref>H. Schuster: ''[https://web.archive.org/web/20180609063507/https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-95872-4_1 Vorsorgeuntersuchungen bei Säuglingen und Kleinkindern.]'' Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1975, ISBN 978-3-540-79792-0, S. 7–8, DOI <nowiki>https://doi.org/10.1007/978-3-642-95872-4_1</nowiki>.</ref> Seit Mai 2006 können Eltern für ihre Kinder und Jugendlichen ein zusätzliches Vorsorgeheft mit vier neuen Vorsorgen (U7a, U10, U11, J2) erhalten, welche Lücken zwischen den bisherigen Terminen schließen, um eine bessere Prävention in den verschiedenen, für die Entwicklung des Kindes entscheidenden Altersstufen zu ermöglichen. Zwei Jahre nach Einführung wurde die U7a (mit reduziertem Leistungsumfang) in das Pflichtangebot aller gesetzlichen Krankenversicherungen aufgenommen. Aber auch die Kosten für die restlichen neuen Vorsorgen (in der Tabelle kursiv markiert) werden von vielen gesetzlichen Krankenkassen übernommen<ref>BVKJ: [http://www.kinderaerzte-im-netz.de/bvkj/kinpopup/show.php3?id=2&nodeid=1 Übersicht Kostenübernahme U10, U11, J2]</ref>.
Kindervorsorgeuntersuchungen wurden in Deutschland erstmals 1971 als verbindliche Maßnahme zur Früherkennung von Krankheiten bei Kindern eingeführt. Seit dem 1. Juli 1971 zählen 7 Vorsorgeuntersuchungen für Kinder bis zum vollendeten 4. Lebensjahr als Früherkennungsmaßnahmen für Säuglinge und Kleinkinder zu den Pflichtleistungen der [[Krankenkasse]]n.<ref name=":0">H. Schuster: [https://web.archive.org/web/20180609063507/https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-95872-4_1 ''Vorsorgeuntersuchungen bei Säuglingen und Kleinkindern''.] Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1975, ISBN 978-3-540-79792-0, S.&nbsp;7–8, [[doi:10.1007/978-3-642-95872-4_1]]</ref> Seit Mai 2006 können Eltern für ihre Kinder und Jugendlichen ein zusätzliches Vorsorgeheft mit vier neuen Vorsorgen (U7a, U10, U11, J2) erhalten, welche Lücken zwischen den bisherigen Terminen schließen, um eine bessere Prävention in den verschiedenen, für die Entwicklung des Kindes entscheidenden Altersstufen zu ermöglichen. Zwei Jahre nach Einführung wurde die U7a (mit reduziertem Leistungsumfang) in das Pflichtangebot aller gesetzlichen Krankenversicherungen aufgenommen. Aber auch die Kosten für die anderen drei neuen Vorsorgen (in der Tabelle ''kursiv'' markiert) werden von vielen gesetzlichen Krankenkassen übernommen.<ref>[http://www.kinderaerzte-im-netz.de/bvkj/kinpopup/show.php3?id=2&nodeid=1 Übersicht Kostenübernahme U10, U11, J2.] BVKJ.</ref>


Das ab dem 1. September 2016 neu überarbeitete „Gelbe Heft“ informiert Eltern genauer über den Inhalt der einzelnen Untersuchungen und enthält eine herausnehmbare Teilnahmekarte, mit der Erziehungsberechtigte die Teilnahme gegenüber Kindergärten usw. dokumentieren können, ohne Detailinformationen herauszugeben. Ab dem 1. September 2016 rückt zudem die [[Eltern-Kind-Beziehung]] stärker in den Fokus der Vorsorgeuntersuchungen. Zugleich werden eine Beratung zum Impfschutz als verbindlicher Bestandteil der U-Untersuchungen, ein [[Mukoviszidose]]-Screening für Neugeborene sowie festgelegte Standards für U1 bis U9 eingeführt. Letztere betreffen vor allem Hör- und Sehtests.<ref name="haz-2016">{{Internetquelle |autor=Britta Pedersen/dpa |url=http://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/Das-aendert-sich-zum-1.-September-beim-Kinderarzt |titel=Früherkennungsuntersuchungen: Das ändert sich zum 1. September beim Kinderarzt |hrsg=Hannoversche Allgemeine Zeitung |datum=2016-08-30 |zugriff=2016-08-31}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.g-ba.de/downloads/34-215-580/16-2015-06-18_Ki-RL_Neustrukturierung.pdf |titel=Früherkennungsuntersuchungen für Kinder: Neustrukturierung der Richtlinie beschlossen |werk=Pressemitteilung Nr. 16/2015 |hrsg=Gemeinsamer Bundesausschuss |datum=2015-06-18 |zugriff=2016-08-31 |format=PDF}}</ref>
Das ab dem 1. September 2016 neu überarbeitete „Gelbe Heft“ informiert Eltern genauer über den Inhalt der einzelnen Untersuchungen und enthält eine herausnehmbare Teilnahmekarte, mit der Erziehungsberechtigte die Teilnahme gegenüber Kindergärten usw. dokumentieren können, ohne Detailinformationen herauszugeben. Ab dem 1. September 2016 rückt zudem die [[Eltern-Kind-Beziehung]] stärker in den Fokus der Vorsorgeuntersuchungen. Zugleich werden eine Beratung zum Impfschutz als verbindlicher Bestandteil der U-Untersuchungen, ein [[Mukoviszidose]]-Screening für Neugeborene sowie festgelegte Standards für U1 bis U9 eingeführt. Letztere betreffen vor allem Hör- und Sehtests.<ref name="haz-2016">{{Internetquelle |autor=Britta Pedersen/dpa |url=http://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/Das-aendert-sich-zum-1.-September-beim-Kinderarzt |titel=Früherkennungsuntersuchungen: Das ändert sich zum 1. September beim Kinderarzt |hrsg=Hannoversche Allgemeine Zeitung |datum=2016-08-30 |abruf=2016-08-31}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.g-ba.de/downloads/34-215-580/16-2015-06-18_Ki-RL_Neustrukturierung.pdf |titel=Früherkennungsuntersuchungen für Kinder: Neustrukturierung der Richtlinie beschlossen |werk=Pressemitteilung Nr. 16/2015 |hrsg=Gemeinsamer Bundesausschuss |datum=2015-06-18 |format=PDF |abruf=2016-08-31}}</ref>


Vorsorgeuntersuchungen sind ein wesentlicher Bestandteil der [[Pädiatrie]] und der Betreuung beim Familienarzt / Hausarzt. Einen Schwerpunkt der [[Weiterbildung]] bildet seit einiger Zeit die sichere [[Diagnostik]] von Kindesmisshandlungen und sexuellem Missbrauch von Kindern.
Vorsorgeuntersuchungen sind ein wesentlicher Bestandteil der [[Pädiatrie]] und der Betreuung beim Familienarzt/Hausarzt. Einen Schwerpunkt der [[Weiterbildung]] bildet seit einiger Zeit die sichere [[Diagnostik]] von Kindesmisshandlungen und sexuellem Missbrauch von Kindern.


Unabhängig hiervon bestehen in Deutschland verpflichtende [[Schuleingangsuntersuchung]]en.
Unabhängig hiervon bestehen in Deutschland verpflichtende [[Schuleingangsuntersuchung]]en.


=== Die einzelnen Untersuchungen ===
== Die einzelnen Untersuchungen ==
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! Name
{| class="wikitable"
! Name || Alter|| Untersuchung
! Alter
! Untersuchung


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| 1.+ 5. + 10. Lebensminute
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|Es erfolgt eine Bewertung nach dem [[Apgar-Score]].
|Es erfolgt eine Bewertung nach dem [[Apgar-Score]].
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! U1
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|Die U1 dient dazu, Defekte vitaler Funktionen aufzudecken, die sofortiges Handeln erfordern, während die U2 eine ausführliche Untersuchung des Kindes ist, bei der auch ganz besonders [[Körperhaltung]], [[Motorik]] und Muskelgrundspannung ([[Tonus]]) untersucht werden.
|Die U1 dient dazu, Defekte vitaler Funktionen aufzudecken, die sofortiges Handeln erfordern, während die U2 eine ausführliche Untersuchung des Kindes ist, bei der auch ganz besonders [[Körperhaltung]], [[Motorik]] und Muskelgrundspannung ([[Tonus]]) untersucht werden.
Ziel ist die Beurteilung des kindlichen Gesundheitszustandes mit allen Sinnen, die sich aus folgenden Komponenten zusammensetzt:
Ziel ist die Beurteilung des kindlichen Gesundheitszustandes mit allen Sinnen, die sich aus folgenden Komponenten zusammensetzt:
*''1. [[Inspektion (Medizin)|Inspektion]] (Betrachtung):'' Hautfarbe, [[Ödem]]e, Blutungen, [[Geburtsverletzung]]en, [[Angiom]]e, Symmetrie und Beschaffenheit der [[Fontanelle]]n, Augen, Ohren und des Mundes sowie der [[Extremität]]en (Fußstellung, Faltenasymmetrien), Gelenke, Wirbelsäule.
* ''1. [[Inspektion (Medizin)|Inspektion]] (Betrachtung):'' Hautfarbe, [[Ödem]]e, Blutungen, [[Geburtsverletzung]]en, [[Angiom]]e, Symmetrie und Beschaffenheit der [[Fontanelle]]n, Augen, Ohren und des Mundes sowie der [[Extremität]]en (Fußstellung, Faltenasymmetrien), Gelenke, Wirbelsäule.
*''2. [[Auskultation]] (Abhören):'' [[Herz]] und [[Lunge]] (Fragestellung: [[Herzfehler]], Atmungsanomalien)
* ''2. [[Auskultation]] (Abhören):'' [[Herz]] und [[Lunge]] (Fragestellung: [[Herzfehler]], Atmungsanomalien).
*''3. [[Palpation]] (Abtasten):'' Abtasten des [[Abdomen|Bauches]] (Tumorsuche), [[Genitalien]] ([[Descensus testis|Descensus des Hodens]]), Leistenpulse, [[Anus|Analregion]]
* ''3. [[Palpation]] (Abtasten):'' Abtasten des [[Abdomen|Bauches]] (Tumorsuche), [[Genitalien]] ([[Descensus testis|Descensus des Hodens]]), Leistenpulse, [[Anus|Analregion]].
Zur Untersuchung gehört das Messen (Körperlänge und Kopfumfang) und Wiegen des Babys
Zur Untersuchung gehört das Messen (Körperlänge und Kopfumfang) und Wiegen des Babys.
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! U2
! U2
| 3.–10. Lebenstag
| 3.–10. Lebenstag
| Zumeist wird die U2 noch in der Klinik durchgeführt und enthält die Beurteilung von Haut, Organen, Geschlechtsteilen sowie eine Blutentnahme zum [[Neugeborenenscreening|Screening]] auf verschiedene angeborene behandelbare Stoffwechselkrankheiten und Hormonstörungen. In den letzten Jahren hat auch ein Hörtest Eingang in das Untersuchungskonzept gefunden, da ein frühes Erkennen einer Hörstörung die Möglichkeit bietet, das betroffene Kind in seiner sozialen und emotionalen Entwicklung nachhaltig zu fördern und Sprachentwicklungsstörungen zu vermeiden. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat im Juni 2008 beschlossen, dieses [[Neugeborenenhörscreening]] von 2009 an als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung einzuführen<ref>{{Webarchiv|url=http://www.g-ba.de/informationen/aktuell/pressemitteilungen/244/ |wayback=20090318171754 |text=Pressemitteilung zum Beschluss |archiv-bot=2019-04-23 02:14:55 InternetArchiveBot }}</ref>.
| Zumeist wird die U2 noch in der Klinik durchgeführt und enthält die Beurteilung von Haut, Organen, Geschlechtsteilen sowie eine Blutentnahme zum [[Neugeborenenscreening|Screening]] auf verschiedene angeborene behandelbare Stoffwechselkrankheiten und Hormonstörungen. In den letzten Jahren hat auch ein Hörtest Eingang in das Untersuchungskonzept gefunden, da ein frühes Erkennen einer Hörstörung die Möglichkeit bietet, das betroffene Kind in seiner sozialen und emotionalen Entwicklung nachhaltig zu fördern und Sprachentwicklungsstörungen zu vermeiden. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat im Juni 2008 beschlossen, dieses [[Neugeborenenhörscreening]] von 2009 an als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung einzuführen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.g-ba.de/informationen/aktuell/pressemitteilungen/244/ |text=Pressemitteilung zum Beschluss |wayback=20090318171754 |archiv-bot=2019-04-23 02:14:55 InternetArchiveBot}}</ref>


Üblicherweise informiert der Arzt im Rahmen dieser Untersuchung auch über [[Rachitis]]<nowiki />prophylaxe mit [[Vitamin D|Vitamin-D]]-Präparaten und eine optimale Schlafumgebung zur Vorbeugung gegen [[Plötzlicher Kindstod|plötzlichen Kindstod]].
Üblicherweise informiert der Arzt im Rahmen dieser Untersuchung auch über [[Rachitis]]<nowiki />prophylaxe mit [[Vitamin D|Vitamin-D]]-Präparaten und eine optimale Schlafumgebung zur Vorbeugung gegen [[Plötzlicher Kindstod|plötzlichen Kindstod]].
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! U3
! U3
| 4.–5. Lebenswoche
| 4.–5. Lebenswoche
| U3 ist meist die erste beim eigenen Kinder- und Jugendarzt oder Hausarzt stattfindende Untersuchung. Überprüfung von verschiedenen Körperfunktionen. Das [[Auditive Wahrnehmung|Hörvermögen]] wird mittels sogenanntem Rasseltest getestet. Mit einer Rassel (oder anderen Geräuschquelle) wird festgestellt, ob das Kind Reaktionen wie "Kopf drehen" zeigt, oder die Augen zur Geräuschquelle bewegt.<ref>{{Internetquelle |autor=BabySOS |url=https://www.baby-sos.de/entwicklung-deines-babys/u3-untersuchung/ |titel=U3 Untersuchung |werk=BabySOS |hrsg=BabySOS |datum=2018-08-11 |zugriff=2018-11-11 |sprache=de}}</ref> Zusätzlich wird das sogenannte [[Neugeborenen-Hüftscreening]] durchgeführt. Dazu erfolgt eine [[Sonografie]] beider Hüften (Hüftultraschall), um eine [[Hüftdysplasie]] zu diagnostizieren (bei 1–3 % aller Neugeborenen). Eine erste Beratung zu Impfungen findet statt.
| U3 ist meist die erste beim eigenen Kinder- und Jugendarzt oder Hausarzt stattfindende Untersuchung. Überprüfung von verschiedenen Körperfunktionen. Das [[Auditive Wahrnehmung|Hörvermögen]] wird mittels sogenanntem Rasseltest getestet. Mit einer Rassel (oder anderen Geräuschquelle) wird festgestellt, ob das Kind Reaktionen wie „Kopf drehen“ zeigt, oder die Augen zur Geräuschquelle bewegt.<ref>{{Internetquelle |autor=BabySOS |url=https://www.baby-sos.de/entwicklung-deines-babys/u3-untersuchung/ |titel=U3 Untersuchung |werk=BabySOS |hrsg=BabySOS |datum=2018-08-11 |abruf=2018-11-11}}</ref> Zusätzlich wird das sogenannte [[Neugeborenen-Hüftscreening]] durchgeführt. Dazu erfolgt eine [[Sonografie]] beider Hüften (Hüftultraschall), um eine [[Hüftdysplasie]] zu diagnostizieren (bei 1–3 % aller Neugeborenen). Eine erste Beratung zu Impfungen findet statt.
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! U4
! U4
| 3.–4. Lebensmonat
| 3.–4. Lebensmonat
| rowspan="4" |In den folgenden Untersuchungen (bis U7) wird das Hauptaugenmerk auf die zeitgerechte körperliche Entwicklung des Kindes gelegt, um beispielsweise zerebrale [[Bewegungsstörung]]en aufzudecken. Hierbei sollte in der Unterhaltung mit dem Arzt unbedingt über [[Impfkalender|zeitgerechte Impfungen]] gesprochen werden.
|rowspan="4" |In den folgenden Untersuchungen (bis U7) wird das Hauptaugenmerk auf die zeitgerechte körperliche Entwicklung des Kindes gelegt, um beispielsweise zerebrale [[Bewegungsstörung]]en aufzudecken. Hierbei sollte in der Unterhaltung mit dem Arzt unbedingt über [[Impfkalender|zeitgerechte Impfungen]] gesprochen werden.
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! U5
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| 8.–9. Lebensjahr
| 8.–9. Lebensjahr
(Alter des Kindes 7–8 Jahre)
(Alter des Kindes 7–8 Jahre)
| Die U10 soll mit der U11 die Lücke zwischen U9 (mit etwa fünf Jahren) und J1 (mit etwa 12 bis 14 Jahren) schließen. Schwerpunkte: Erkennen und Behandlungseinleitung von umschriebenen [[Liste der psychischen und Verhaltensstörungen nach ICD-10#F80–F89 Entwicklungsstörungen|Entwicklungsstörungen]] (z.&nbsp;B. Lese-Rechtschreib-Rechenstörungen), Störungen der motorischen Entwicklung und Verhaltensstörungen (z.&nbsp;B. [[ADHS]]) freiwillige Teilnahme.
| Die U10 soll mit der U11 die Lücke zwischen U9 (mit etwa fünf Jahren) und J1 (mit etwa 12 bis 14 Jahren) schließen. Schwerpunkte: Erkennen und Behandlungseinleitung von umschriebenen [[Liste der psychischen und Verhaltensstörungen nach ICD-10#F80–F89 Entwicklungsstörungen|Entwicklungsstörungen]] (z.&nbsp;B. Lese-Rechtschreib-Rechenstörungen), Störungen der motorischen Entwicklung und Verhaltensstörungen (z.&nbsp;B. [[ADHS]]). Freiwillige Teilnahme.
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! ''U11''
! ''U11''
| 10.–11. Lebensjahr
| 10.–11. Lebensjahr
(Alter des Kindes 9–10 Jahre)
(Alter des Kindes 9–10 Jahre)
| Schwerpunkte der U11 sind: Erkennen und Behandlungseinleitung von [[Schulleistungsstörungen]], Sozialisations- und Verhaltensstörungen, Zahn-, Mund- und Kieferanomalien, gesundheitsschädigendem Medienverhalten. Diese Untersuchung soll unter anderem der Bewegungs- und Sportförderung dienen, den problematischen Umgang mit Suchtmitteln erkennen und verhindern helfen, aber auch gesundheitsbewusstes Verhalten unterstützen (u.&nbsp;a. Ernährungs-, Bewegungs-, Stress-, Sucht- und Medienberatung) freiwillige Teilnahme.
| Schwerpunkte der U11 sind: Erkennen und Behandlungseinleitung von [[Leistung (Schule)|Schulleistungsstörungen]], Sozialisations- und Verhaltensstörungen, Zahn-, Mund- und Kieferanomalien, gesundheitsschädigendem Medienverhalten. Diese Untersuchung soll unter anderem der Bewegungs- und Sportförderung dienen, den problematischen Umgang mit Suchtmitteln erkennen und verhindern helfen, aber auch gesundheitsbewusstes Verhalten unterstützen (u.&nbsp;a. Ernährungs-, Bewegungs-, Stress-, Sucht- und Medienberatung). Freiwillige Teilnahme.
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! J1<ref>[http://www.g-ba.de/downloads/62-492-281/RL_Jugend_2008-06-19.pdf Richtlinien zur Jugendgesundheitsuntersuchung des Gemeinsamen Bundesausschuss] (PDF; 22&nbsp;kB)</ref><ref>{{IDW-online|ID=661026 |Titel=Versorgungsatlas: Check-up fürJugendliche – persönliche Ansprache wichtig |Autor= Barbara Ritzert |Institution=[[Versorgungsforschung|Versorgungsatlas]] |Datum=17. Oktober 2016 |Zugriff=18. Oktober 2016}}</ref>
! J1<ref>[http://www.g-ba.de/downloads/62-492-281/RL_Jugend_2008-06-19.pdf Richtlinien zur Jugendgesundheitsuntersuchung des Gemeinsamen Bundesausschuss] (PDF; 22&nbsp;kB).</ref><ref>{{IDW-online |ID=661026 |Titel=Versorgungsatlas: Check-up für Jugendliche – persönliche Ansprache wichtig |Autor= Barbara Ritzert |Institution=[[Versorgungsforschung|Versorgungsatlas]] |Datum=17. Oktober 2016 |Abruf=2016-10-18}}</ref>
| 13.–15. Lebensjahr (Alter des Kindes 12–14 Jahre)
| 13.–15. Lebensjahr (Alter des Kindes 12–14 Jahre)
| Die vorletzte Untersuchung der „U-Reihe“ ist die J1 (Jugendgesundheitsuntersuchung), bei der noch einmal auf [[Haltungsanomalie]]n untersucht wird. Des Weiteren werden der [[Impfung|Impfstatus]], [[Struma]]prophylaxe, [[Blutdruck]], besondere familiäre Situationen, schulische Entwicklung, das [[Gesundheitsverhalten]] und die [[Motorik]] erfasst. [[Pubertät]]sentwicklung und [[Sexualverhalten]] werden besprochen.
| Die vorletzte Untersuchung der „U-Reihe“ ist die J1 (Jugendgesundheitsuntersuchung), bei der noch einmal auf [[Haltungsanomalie]]n untersucht wird. Des Weiteren werden der [[Impfung|Impfstatus]], [[Struma]]prophylaxe, [[Blutdruck]], besondere familiäre Situationen, schulische Entwicklung, das [[Gesundheitsverhalten]] und die [[Motorik]] erfasst. [[Pubertät]]sentwicklung und [[Sexualverhalten]] werden besprochen.
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! ''J2''
! ''J2''<ref name=":0" />
| 17.–18. Lebensjahr (Alter des Kindes 16–17 Jahre)
| 17.–18. Lebensjahr (Alter des Kindes 16–17 Jahre)
| Schwerpunkte der letzten Vorsorgeuntersuchung im Jugendalter J2 sind: Erkennen und Behandlungseinleitung von Pubertäts- und Sexualitätsstörungen, Haltungsstörungen, Kropfbildung, [[Diabetes mellitus|Diabetes]]-Vorsorge, Sozialisations- und Verhaltensstörungen. Begleitende Beratung bei der Berufswahl.
| Schwerpunkte der letzten Vorsorgeuntersuchung im Jugendalter J2 sind: Erkennen und Behandlungseinleitung von Pubertäts- und Sexualitätsstörungen, Haltungsstörungen, Kropfbildung, [[Diabetes mellitus|Diabetes]]-Vorsorge, Sozialisations- und Verhaltensstörungen. Begleitende Beratung bei der Berufswahl. Freiwillige Teilnahme.
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Ärzteverbände raten, die Untersuchungszeiträume im Interesse des Kindes einzuhalten. Durch die verbesserte Kinderschutzgesetzgebung 2012 wurden weitere Instrumente eingeführt, so das [[Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz]] über das KSchG. Die Kinderärzte haben gem. [[SGB VIII]] § 8b nun einen Rechtsanspruch auf Beratung.
Ärzteverbände raten, die Untersuchungszeiträume im Interesse des Kindes einzuhalten. Durch die verbesserte Kinderschutzgesetzgebung 2012 wurden weitere Instrumente eingeführt, so das [[Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz]] über das [[Bundeskinderschutzgesetz|BKiSchG]]. Die Kinderärzte haben gem. [[Achtes Buch Sozialgesetzbuch|SGB VIII]] § 8b nun einen Rechtsanspruch auf Beratung.


Um Eltern bei der Einhaltung der Impf- und Vorsorgetermine ihrer Kinder zu unterstützen, bietet der [[Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte]] e.&nbsp;V. (BVKJ) einen kostenlosen Impf- und Vorsorge-Erinnerungs-Service an, der Eltern rechtzeitig per [[E-Mail]] über anstehende Impf- und Vorsorgetermine informiert.<ref>[http://www.kinderaerzte-im-netz.de/bvkj/show.php3?id=149&nodeid= Online-Erinnerung an alle Impf- und Vorsorge-Termine Ihres Kindes]</ref>
Um Eltern bei der Einhaltung der Impf- und Vorsorgetermine ihrer Kinder zu unterstützen, bietet der [[Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte]] e.&nbsp;V. (BVKJ) einen kostenlosen Impf- und Vorsorge-Erinnerungs-Service an, der Eltern rechtzeitig per [[E-Mail]] über anstehende Impf- und Vorsorgetermine informiert.<ref>[http://www.kinderaerzte-im-netz.de/bvkj/show.php3?id=149&nodeid= Online-Erinnerung an alle Impf- und Vorsorge-Termine Ihres Kindes].</ref>


=== Verbindliches Einlade- und Meldewesen ===
== Verbindliches Einlade- und Meldewesen ==
In einigen Bundesländern, darunter Berlin, Bremen, Hessen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Sachsen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen<ref>''Verordnung zur Datenmeldung der Teilnahme an Kinderfrüherkennungsuntersuchungen – UTeilnahmeDatVO'' (GV. NRW. S. 609, 624) ([http://www.aekno.de/downloads/aekno/UTeilnahmeDatVO-2008.pdf PDF])</ref>, sind Gesetze in Kraft getreten, die durch Datenübermittlungen der Meldebehörden und der Kinder- und Jugendärzte die Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen sicherstellen sollen. Die Gesetzesinitiative geht auf einen Beschluss der Jugendministerkonferenz „Kinder und Gesundheit“<ref>{{Webarchiv|url=http://www.vivafamilia.de/fileadmin/downloads/JMK-Beschluss2005.pdf |wayback=20130512160201 |text=Beschlüsse der Jugendministerkonferenz Mai 2005 |archiv-bot=2019-04-23 02:14:55 InternetArchiveBot }} (PDF; 439&nbsp;kB)</ref> vom Mai 2005 zurück. Diesem Beschluss hat sich die 79. [[Gesundheitsministerkonferenz]] der Länder 2006 angeschlossen.
In einigen Bundesländern, darunter Berlin, Bremen, Hessen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Sachsen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen,<ref>''Verordnung zur Datenmeldung der Teilnahme an Kinderfrüherkennungsuntersuchungen – UTeilnahmeDatVO'' (GV. NRW. S.&nbsp;609, 624); [http://www.aekno.de/downloads/aekno/UTeilnahmeDatVO-2008.pdf aekno.de] (PDF)</ref> sind Gesetze in Kraft getreten, die durch Datenübermittlungen der Meldebehörden und der Kinder- und Jugendärzte die Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen sicherstellen sollen. Die Gesetzesinitiative geht auf einen Beschluss der Jugendministerkonferenz „Kinder und Gesundheit“<ref>{{Webarchiv |url=http://www.vivafamilia.de/fileadmin/downloads/JMK-Beschluss2005.pdf |text=Beschlüsse der Jugendministerkonferenz Mai 2005 |format=PDF; 439&nbsp;kB |wayback=20130512160201 |archiv-bot=2019-04-23 02:14:55 InternetArchiveBot}}</ref> vom Mai 2005 zurück. Diesem Beschluss hat sich die 79.&nbsp;[[Gesundheitsministerkonferenz]] der Länder 2006 angeschlossen.


In [[Nordrhein-Westfalen]] ist die [[Verordnung zur Datenmeldung der Teilnahme an Kinderfrüherkennungsuntersuchungen / U-Untersuchungen]] (TeilnahmeDatVO)<ref>[https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_text_anzeigen?v_id=10000000000000000719#det332610 Verordnung zur Datenmeldung der Teilnahme an Kinderfrüherkennungsuntersuchungen / U-Untersuchungen NRW]</ref> vom 10. September 2008 maßgeblich. Die Aufgaben der Zentralen Stelle nimmt das [[Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit]] wahr. § 3 bestimmt:
In [[Nordrhein-Westfalen]] ist die [[Verordnung zur Datenmeldung der Teilnahme an Kinderfrüherkennungsuntersuchungen / U-Untersuchungen]] (UTeilnahmeDatVO)<ref>[https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_text_anzeigen?v_id=10000000000000000719#det332610 Verordnung zur Datenmeldung der Teilnahme an Kinderfrüherkennungsuntersuchungen / U-Untersuchungen NRW].</ref> vom 10. September 2008 maßgeblich. Die Aufgaben der Zentralen Stelle nimmt das [[Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit]] wahr. § 3 bestimmt:

:{{"|Liegt auch drei Wochen nach Erinnerung für die jeweilige Früherkennungsuntersuchung – bei der U 5 sechs Wochen nach Erinnerung - keine Teilnahmemeldung vor, informiert die Zentrale Stelle den für den Wohnsitz des Kindes zuständigen Träger der öffentlichen Jugendhilfe. (...) Der örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe entscheidet in eigener Zuständigkeit, ob gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des Wohls eines Kindes vorliegen und welche Maßnahmen gegebenenfalls geeignet und notwendig sind. Hierbei können die übermittelten Daten als weiterer Indikator herangezogen werden. Dabei empfiehlt sich die Zusammenarbeit insbesondere mit den Trägern des öffentlichen Gesundheitsdienstes und anderen Behörden, Trägern, Einrichtungen und Personen, die Verantwortung für das Kindeswohl tragen.}}
:{{"|Liegt auch drei Wochen nach Erinnerung für die jeweilige Früherkennungsuntersuchung – bei der U 5 sechs Wochen nach Erinnerung - keine Teilnahmemeldung vor, informiert die Zentrale Stelle den für den Wohnsitz des Kindes zuständigen Träger der öffentlichen Jugendhilfe. () Der örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe entscheidet in eigener Zuständigkeit, ob gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des Wohls eines Kindes vorliegen und welche Maßnahmen gegebenenfalls geeignet und notwendig sind. Hierbei können die übermittelten Daten als weiterer Indikator herangezogen werden. Dabei empfiehlt sich die Zusammenarbeit insbesondere mit den Trägern des öffentlichen Gesundheitsdienstes und anderen Behörden, Trägern, Einrichtungen und Personen, die Verantwortung für das Kindeswohl tragen.}}


Der [[Unabhängiges Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein|Landesbeauftragte für Datenschutz in Schleswig-Holstein]] äußert sich in seinem 31. Tätigkeitsbericht vom 31. März 2009 zum kontrollierenden Einladewesen:
Der [[Unabhängiges Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein|Landesbeauftragte für Datenschutz in Schleswig-Holstein]] äußert sich in seinem 31. Tätigkeitsbericht vom 31. März 2009 zum kontrollierenden Einladewesen:

:"Allerdings besteht keine Pflicht für die Eltern, dem Jugendamt die Teilnahme an der Untersuchung, z. B. durch Vorlage des gelben Heftes, nachzuweisen. Schließlich gibt es nach wie vor überhaupt keine Pflicht zur Teilnahme an den Untersuchungen. Das Jugendamt ist gesetzlich zum Tätigwerden verpflichtet, muss sich aber darauf beschränken, durch eine Bestandsaufnahme festzustellen, ob Anzeichen für eine Kindeswohlgefährdung vorliegen. Ist dies nicht der Fall, so kann es keine weiteren Schritte unternehmen, um doch an die Information zu gelangen, ob die Untersuchungen wahrgenommen wurden oder nicht."<ref>{{Webarchiv|url=http://www.datenschutzzentrum.de/material/tb/tb31/kap04_5.htm#458 |wayback=20110916153752 |text=31. Tätigkeitsbericht des Landesbeauftragten für Datenschutz Schleswig-Holstein |archiv-bot=2019-04-23 02:14:55 InternetArchiveBot }}</ref>
: „Allerdings besteht keine Pflicht für die Eltern, dem Jugendamt die Teilnahme an der Untersuchung, z.&nbsp;B. durch Vorlage des gelben Heftes, nachzuweisen. Schließlich gibt es nach wie vor überhaupt keine Pflicht zur Teilnahme an den Untersuchungen. Das Jugendamt ist gesetzlich zum Tätigwerden verpflichtet, muss sich aber darauf beschränken, durch eine Bestandsaufnahme festzustellen, ob Anzeichen für eine Kindeswohlgefährdung vorliegen. Ist dies nicht der Fall, so kann es keine weiteren Schritte unternehmen, um doch an die Information zu gelangen, ob die Untersuchungen wahrgenommen wurden oder nicht.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.datenschutzzentrum.de/material/tb/tb31/kap04_5.htm#458 |text=31. Tätigkeitsbericht des Landesbeauftragten für Datenschutz Schleswig-Holstein |wayback=20110916153752 |archiv-bot=2019-04-23 02:14:55 InternetArchiveBot}}</ref>


Der sächsische Landes-Datenschutzbeauftragte schreibt in seinem 14. Tätigkeitsbericht vom 31. März 2009:
Der sächsische Landes-Datenschutzbeauftragte schreibt in seinem 14. Tätigkeitsbericht vom 31. März 2009:
:"Angesichts dessen sehe ich keine für eine verfassungsrechtliche Beurteilung erkennbare Rechtfertigung der geplanten Erfassungs- und Überwachungsmaßnahmen, so dass die vom Gesetz angeordnete Fahndung nach den 4 % Anteilen von Nichtteilnehmern nach den Maßstäben des Bundesverfassungsgerichts als eine Ermittlung ins Blaue hinein im Sinne der Rasterfahndungsentscheidung (E 115, 360 f.) bzw. der Entscheidung zum automatisierten Abgleich von Autokennzeichen (NJW 2008, 1515 rSp.) anzusehen und somit zumindest unverhältnismäßig im engeren Sinne (unangemessen) und daher verfassungswidrig ist.<ref>[http://www.saechsdsb.de/images/stories/sdb_inhalt/oeb/taetigkeitsberichte/14_TB.pdf 14. Tätigkeitsbericht, 4.4.6] (PDF; 901&nbsp;kB)</ref>


: „Angesichts dessen sehe ich keine für eine verfassungsrechtliche Beurteilung erkennbare Rechtfertigung der geplanten Erfassungs- und Überwachungsmaßnahmen, so dass die vom Gesetz angeordnete Fahndung nach den 4 % Anteilen von Nichtteilnehmern nach den Maßstäben des Bundesverfassungsgerichts als eine Ermittlung ins Blaue hinein im Sinne der Rasterfahndungsentscheidung (E 115, 360 f.) bzw. der Entscheidung zum automatisierten Abgleich von Autokennzeichen (NJW 2008, 1515 rSp.) anzusehen und somit zumindest unverhältnismäßig im engeren Sinne (unangemessen) und daher verfassungswidrig ist.<ref>[http://www.saechsdsb.de/images/stories/sdb_inhalt/oeb/taetigkeitsberichte/14_TB.pdf 14. Tätigkeitsbericht, 4.4.6] (PDF; 901&nbsp;kB).</ref>
=== Zahnärztliche Früherkennungsuntersuchung ===

== Zahnärztliche Früherkennungsuntersuchung ==
Die Individualprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen wird durch den Gesetzgeber besonders gefördert und wurde durch den {{§|22|sgb_v|dejure}} SGB V als Kassenleistung verankert.
Die Individualprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen wird durch den Gesetzgeber besonders gefördert und wurde durch den {{§|22|sgb_v|dejure}} SGB V als Kassenleistung verankert.
{{Hauptartikel|Individualprophylaxe#Kinder und Jugendliche|titel1=„Kinder und Jugendliche“ im Artikel Individualprophylaxe}}
{{Hauptartikel|Individualprophylaxe#Kinder und Jugendliche|titel1=„Kinder und Jugendliche“ im Artikel Individualprophylaxe}}


=== Erfassung in Gesundheitsportalen ===
== Erfassung in Gesundheitsportalen ==
Die Daten können neben dem gelben U-Heft in Gesundheitsportalen erfasst werden. Die Datensicherheit in Internetportalen wird kritisch gesehen.


Die Daten können neben dem gelben U-Heft in Gesundheitsportalen erfasst werden.
== Niederlande ==
In den [[Niederlande]]n finden die medizinische Basisversorgung für Kinder bis zum vierten Lebensjahr einschließlich der Kindervorsorgeuntersuchungen und der Impfungen nicht in Praxen einzelner Kinder- und Jugendärzte statt, sondern zentral in Institutionen der Jugendgesundheitsbehörde, den ''consultatiebureaus''.<ref>Irina Zuboff: ''Leben und Arbeiten in den Niederlanden.'' 2008, [http://books.google.com/books?id=k_pXtJ87Z_wC&pg=PA35&lpg=PA35&dq=consultatiebureau&source=bl&ots=TD0-EcMs00&sig=zvJxJBgeAc2hGgH2lOd__tB3sD0&hl=de&ei=YSuSSs7OJabumgPooPWmAQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=9#v=onepage&q=consultatiebureau&f=false S. 35.]</ref> Die Eltern erhalten eine Einladung zur Teilnahme von der Gemeinde, und die medizinischen Informationen werden ähnlich wie in Deutschland in ein Buch eingetragen.


== Österreich ==
== Siehe auch ==
* [[Kindergartenuntersuchung]]
Als [[Mutter-Kind-Pass]] bezeichnet man in [[Österreich]] eine Gesundheitsvorsorge, die eine werdende Mutter ab der Feststellung einer Schwangerschaft vom zuständigen Frauenarzt, vom Hausarzt oder von Schwangerenberatungsstellen bekommt. In diesem Heftchen werden die Ergebnisse von Vorsorgeuntersuchungen sowohl während der Schwangerschaft als auch in den ersten Lebensjahren des Kindes dokumentiert. Die im Mutter-Kind-Pass-Programm vorgesehenen Untersuchungen dienen zur Früherkennung und rechtzeitigen Behandlung von Schwangerschaftskomplikationen sowie zur Kontrolle des Entwicklungsstandes des Kindes. Der Mutter-Kind-Pass bzw. die darin vorgesehenen Untersuchungen sind gesetzlich nicht vorgeschrieben, der lückenlose Nachweis aller Untersuchungen ist aber Voraussetzung für die Gewährung des vollen [[Kinderbetreuungsgeld]]es ab dem 21. Lebensmonat.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.help.gv.at/Content.Node/8/Seite.082200.html |wayback=20090413130701 |text=HELP.gv.at |archiv-bot=2019-04-23 02:14:55 InternetArchiveBot }} Informationen zum Mutter-Kind-Pass in Österreich</ref>


== Schweden ==
== Literatur ==
* Peter Allhof: ''Krankheitsfrüherkennungsprogramm für Kinder – Aufbereitung und Interpretation der Untersuchungsergebnisse aus den gesetzlichen Früherkennungsmaßnahmen 1978–1985.'' Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 1988, ISBN 3-7691-8033-X.
In Schweden haben Eltern bei Arztbesuchen, ebenso wie bei Krankheit eines Kindes, Einschulungen oder ähnlichen Situationen einen Anspruch auf Arbeitsfreistellung und eine damit einhergehende Gewährung eines [[Kinderkrankengeld#Situation in anderen Staaten|zeitweiligen Elternschaftsgeldes]] (''tillfällig föräldrapenning'') in Höhe von 80 % des Einkommens.<ref>{{Internetquelle |url=http://ec.europa.eu/employment_social/missoc/2002/sweden_de.pdf |titel=Schweden |hrsg=ec.europa.eu |datum=2002 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20090205195224/http://ec.europa.eu/employment_social/missoc/2002/sweden_de.pdf |archiv-datum=2009-02-05 |zugriff=2009-08-24 |format=PDF}} oder [http://ec.europa.eu/employment_social/empl_portal/SSRinEU/Your%20social%20security%20rights%20in%20Sweden_de.pdf (PDF, S. 14, Abschnitt ''Elternschaftsgeld.'')] In: ''Ihre Rechte der sozialen Sicherheit in Schweden.'' auf ec.europa.eu, abgerufen am 8. Dezember 2014.</ref>


== Schweiz ==
== Weblinks ==
Nach den ersten Untersuchungen gemäss ''Apgar-Test'' nach 1, 5 und 10 Minuten wird innerhalb von Stunden die erste ausführliche Untersuchung vorgenommen, die sogenannte ''Erstuntersuchung'', die durch eine Hebamme oder einen Arzt durchgeführt wird.


* [http://www.neoscreening.de/DGNS/frame_Website.htm Gesellschaft für Neugeborenenscreening]
Die erste ''Kontrolluntersuchung'' findet meist zwischen dem 3. und 7. Lebenstag statt. Diese und weitere werden gemäss Checkliste der [[Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie|Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie]] durchgeführt (Stand 2011):<ref>http://www.swiss-paediatrics.org/sites/default/files/mitglieder/checklisten/pdf/checklisten_201204_d_office.pdf</ref>
* [http://www.kindergesundheit-info.de/index.php?id=8057 Früherkennung und Vorsorge] – kindergesundheit-info.de: unabhängiges Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

* [http://www.kindergesundheit-info.de/index.php?id=8064 U1 bis U9 – zehn Chancen für Ihr Kind] – kindergesundheit-info.de: unabhängiges Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Alle Eckdaten werden dabei in das ''Gesundheitsheft'' dokumentiert, das Eltern griffbereit haben sollen.
* [http://www.g-ba.de/institution/themenschwerpunkte/frueherkennung/kinder/ Gemeinsamer Bundesausschuss]: Früherkennung von Krankheiten bei Kindern

{| class="wikitable"
|-
! Kindesalter !! Inhalt (Beispiele, Schwerpunkte)
|-
| 1 Woche || [[Anamnese]] ([[Wochenbett]]), Entwicklung (Motorik, Blick, lässt sich trosten), Sonographie der Hüftgelenke, Stoffwechselscreening, POx, Vitamin K, Vitamin-D-Prophylaxe
|-
| 1 Monat || Anamnese, Entwicklung (Reaktion auf Ansprechen)
|-
| 2 Monate || Anamnese (Ernährung, Schlafen, Risikofaktoren Misshandlung usw.), Entwicklung (Motorik, Lächeln, Geräusche), Untersuchung, 1. Impfungen
|-
| 4 Monate || Anamnese (Befindlichkeiten, Ernährung usw.), Entwicklung (Motorik, Greifen, orale Erkundigung etc.), Untersuchung, 2. Impfungen
|-
| 6 Monate || Anamnese, Entwicklung (Motorik, Kommunikation), Untersuchung, 3. Impfungen
|-
| 9 Monate || Anamnese (Ernährung, Fremdeln), Entwicklung (Sitzen, Erkunden der Umwelt), Untersuchung
|-
| 12 Monate || Anamnese, Entwicklung (Bewegung, Spiel, Reaktion auf Sprache), Untersuchung (insbes. Augen, Ohren)
|-
| 18 Monate || Anamnese, Entwicklung (Motorik, Spiel, Sprache, emotionale Fähigkeiten), Untersuchung (insbes. Augen, Ohren)
|-
| 24 Monate || Anamnese (Sauberkeit), Entwicklung (hüpfen, Essen, Eltern nachmachen, drückt sich in Sprache aus, Eifersucht usw.), Untersuchung
|-
| 3 Jahre || Anamnese (Ernährung), Entwicklung (Dreiradfahren, Zeichnen, emotionale Fähigkeiten), Untersuchung
|-
| 4 Jahre || Anamnese (Spielgruppe/Kinderkontakte), Entwicklung (Einbeinstand, Spielregeln befolgen, Geschichten erzählen, «trocken»), Untersuchung (Flüstersprache, Sprachaudiometrie)
|-
| 6 Jahre || Anamnese, Entwicklung ([[Velofahren]], Sprache, Lesen), Familie (soziales Situation und Verhalten), Untersuchung (Beinlänge, Skoliose etc.)
|-
| 10 Jahre || Anamnese, Körperbild & Sexualität (Aufklärung, Vorbereitung Pubertät), Schule, Soziales, Autonomie, Familie, Freizeit, Freunde (Integration, Isolation, Beziehungen), Untersuchung
|-
| 12 Jahre || Anamnese, Körperbild & Sexualität (subjektives Über-/Untergewicht), Schule, Soziales, Autonomie, Familie, Freizeit, Freunde (Integration, Isolation, Beziehungen), Untersuchung
|-
| 14 Jahre || Anamnese, Körperbild & Sexualität (Sexualentwicklung, Menstruation, Drogenkonsum, Bulimie), Schule, Soziales, Autonomie, Familie, Freizeit, Freunde (Berufspläne, Integration, Isolation, Beziehungen), Untersuchung, Abschied
|}

== Literatur ==
* Peter Allhof: ''Krankheitsfrüherkennungsprogramm für Kinder – Aufbereitung und Interpretation der Untersuchungsergebnisse aus den gesetzlichen Früherkennungsmaßnahmen 1978–1985.'' Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 1988, ISBN 3-7691-8033-X.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />

== Weblinks ==
=== Deutschland ===
*[http://www.neoscreening.de/DGNS/frame_Website.htm Gesellschaft für Neugeborenenscreening]
*[http://www.kindergesundheit-info.de/index.php?id=8057 Früherkennung und Vorsorge] – kindergesundheit-info.de: unabhängiges Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
*[http://www.kindergesundheit-info.de/index.php?id=8064 U1 bis U9 – zehn Chancen für Ihr Kind] – kindergesundheit-info.de: unabhängiges Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
*[http://www.g-ba.de/institution/themenschwerpunkte/frueherkennung/kinder/ Gemeinsamer Bundesausschuss]: Früherkennung von Krankheiten bei Kindern

=== Schweiz ===
*swissmom.ch: [http://www.swissmom.ch/baby/medizinisches/das-neugeborene/untersuchungen-des-neugeborenen/erstuntersuchung-1/ Erstuntersuchung]; Vorsorgeuntersuchungen [http://www.swissmom.ch/baby/medizinisches/beim-kinderarzt/die-vorsorgeuntersuchungen/ im 1. Lebensjahr], [http://www.swissmom.ch/kind/medizinisches/alles-in-ordnung/die-vorsorgeuntersuchungen/ ab dem 1. Lebensjahr]


{{Gesundheitshinweis}}
{{Gesundheitshinweis}}

Aktuelle Version vom 18. August 2023, 16:24 Uhr

Kindervorsorgeuntersuchungen sollen sicherstellen, dass Defekte und Erkrankungen von Neugeborenen, Kleinkindern und Kindern, insbesondere solche, die eine normale körperliche und geistige Entwicklung des Kindes in besonderem Maße gefährden, möglichst schnell durch einen Kinder- und Jugendarzt oder Hausarzt erkannt werden, um früh eine Therapie einleiten zu können. Zugleich sollen die Untersuchungen dazu beitragen, Fälle von Vernachlässigung, Verwahrlosung, Kindesmisshandlung oder sexuellem Missbrauch zu erkennen und einem entsprechenden Fehlverhalten der Erziehungsberechtigten vorzubeugen. In einigen deutschen Ländern ist deshalb ein verbindliches Einlade- und Meldewesen zur Vorstellung zu den Untersuchungen beschlossen worden.

Hintergrund

Der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen hat in den „Kinder-Richtlinien[1] die ärztlichen Maßnahmen zur Früherkennung von Krankheiten bei Kindern bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres festgelegt. Die Kindervorsorgeuntersuchungen U1 bis U9 werden im gelben Kinder-Untersuchungsheft „Gelbes Heft“ des Gemeinsamen Bundesausschusses vom Kinder- und Jugendarzt oder Hausarzt dokumentiert. Rechtsgrundlage der Kindervorsorgeuntersuchungen ist § 26 SGB V.

Kindervorsorgeuntersuchungen wurden in Deutschland erstmals 1971 als verbindliche Maßnahme zur Früherkennung von Krankheiten bei Kindern eingeführt. Seit dem 1. Juli 1971 zählen 7 Vorsorgeuntersuchungen für Kinder bis zum vollendeten 4. Lebensjahr als Früherkennungsmaßnahmen für Säuglinge und Kleinkinder zu den Pflichtleistungen der Krankenkassen.[2] Seit Mai 2006 können Eltern für ihre Kinder und Jugendlichen ein zusätzliches Vorsorgeheft mit vier neuen Vorsorgen (U7a, U10, U11, J2) erhalten, welche Lücken zwischen den bisherigen Terminen schließen, um eine bessere Prävention in den verschiedenen, für die Entwicklung des Kindes entscheidenden Altersstufen zu ermöglichen. Zwei Jahre nach Einführung wurde die U7a (mit reduziertem Leistungsumfang) in das Pflichtangebot aller gesetzlichen Krankenversicherungen aufgenommen. Aber auch die Kosten für die anderen drei neuen Vorsorgen (in der Tabelle kursiv markiert) werden von vielen gesetzlichen Krankenkassen übernommen.[3]

Das ab dem 1. September 2016 neu überarbeitete „Gelbe Heft“ informiert Eltern genauer über den Inhalt der einzelnen Untersuchungen und enthält eine herausnehmbare Teilnahmekarte, mit der Erziehungsberechtigte die Teilnahme gegenüber Kindergärten usw. dokumentieren können, ohne Detailinformationen herauszugeben. Ab dem 1. September 2016 rückt zudem die Eltern-Kind-Beziehung stärker in den Fokus der Vorsorgeuntersuchungen. Zugleich werden eine Beratung zum Impfschutz als verbindlicher Bestandteil der U-Untersuchungen, ein Mukoviszidose-Screening für Neugeborene sowie festgelegte Standards für U1 bis U9 eingeführt. Letztere betreffen vor allem Hör- und Sehtests.[4][5]

Vorsorgeuntersuchungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Pädiatrie und der Betreuung beim Familienarzt/Hausarzt. Einen Schwerpunkt der Weiterbildung bildet seit einiger Zeit die sichere Diagnostik von Kindesmisshandlungen und sexuellem Missbrauch von Kindern.

Unabhängig hiervon bestehen in Deutschland verpflichtende Schuleingangsuntersuchungen.

Die einzelnen Untersuchungen

Name Alter Untersuchung
APGAR 1.+ 5. + 10. Lebensminute Es erfolgt eine Bewertung nach dem Apgar-Score.
U1 2.–4. Lebensstunde Die U1 dient dazu, Defekte vitaler Funktionen aufzudecken, die sofortiges Handeln erfordern, während die U2 eine ausführliche Untersuchung des Kindes ist, bei der auch ganz besonders Körperhaltung, Motorik und Muskelgrundspannung (Tonus) untersucht werden.

Ziel ist die Beurteilung des kindlichen Gesundheitszustandes mit allen Sinnen, die sich aus folgenden Komponenten zusammensetzt:

Zur Untersuchung gehört das Messen (Körperlänge und Kopfumfang) und Wiegen des Babys.

U2 3.–10. Lebenstag Zumeist wird die U2 noch in der Klinik durchgeführt und enthält die Beurteilung von Haut, Organen, Geschlechtsteilen sowie eine Blutentnahme zum Screening auf verschiedene angeborene behandelbare Stoffwechselkrankheiten und Hormonstörungen. In den letzten Jahren hat auch ein Hörtest Eingang in das Untersuchungskonzept gefunden, da ein frühes Erkennen einer Hörstörung die Möglichkeit bietet, das betroffene Kind in seiner sozialen und emotionalen Entwicklung nachhaltig zu fördern und Sprachentwicklungsstörungen zu vermeiden. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat im Juni 2008 beschlossen, dieses Neugeborenenhörscreening von 2009 an als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung einzuführen.[6]

Üblicherweise informiert der Arzt im Rahmen dieser Untersuchung auch über Rachitisprophylaxe mit Vitamin-D-Präparaten und eine optimale Schlafumgebung zur Vorbeugung gegen plötzlichen Kindstod.

U3 4.–5. Lebenswoche U3 ist meist die erste beim eigenen Kinder- und Jugendarzt oder Hausarzt stattfindende Untersuchung. Überprüfung von verschiedenen Körperfunktionen. Das Hörvermögen wird mittels sogenanntem Rasseltest getestet. Mit einer Rassel (oder anderen Geräuschquelle) wird festgestellt, ob das Kind Reaktionen wie „Kopf drehen“ zeigt, oder die Augen zur Geräuschquelle bewegt.[7] Zusätzlich wird das sogenannte Neugeborenen-Hüftscreening durchgeführt. Dazu erfolgt eine Sonografie beider Hüften (Hüftultraschall), um eine Hüftdysplasie zu diagnostizieren (bei 1–3 % aller Neugeborenen). Eine erste Beratung zu Impfungen findet statt.
U4 3.–4. Lebensmonat In den folgenden Untersuchungen (bis U7) wird das Hauptaugenmerk auf die zeitgerechte körperliche Entwicklung des Kindes gelegt, um beispielsweise zerebrale Bewegungsstörungen aufzudecken. Hierbei sollte in der Unterhaltung mit dem Arzt unbedingt über zeitgerechte Impfungen gesprochen werden.
U5 6.–7. Lebensmonat
U6 10.–12. Lebensmonat
U7 21.–24. Lebensmonat
U7a 34.–36. Lebensmonat Bei der U7a geht es im Wesentlichen um Erkennen von allergischen Erkrankungen, Sozialisations- und Verhaltensstörungen, Übergewicht, Sprachentwicklungsstörungen, Zahn-, Mund- und Kieferanomalien. Die U7a ist zum 1. Juli 2008 als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) eingeführt worden.
U8 46.–48. Lebensmonat Bei der U8 werden unter anderem die Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit des Kindes sowie Reflexe, Muskelkraft, Aussprache und der Zahnstatus untersucht.
U9 60.–64. Lebensmonat Die U9 findet im Jahr vor der Einschulung statt. Sie enthält wiederum Tests auf Koordinationsfähigkeit (Grob- und Feinmotorik), das Sprachverständnis sowie das Hör- und Sehvermögen.
U10 8.–9. Lebensjahr

(Alter des Kindes 7–8 Jahre)

Die U10 soll mit der U11 die Lücke zwischen U9 (mit etwa fünf Jahren) und J1 (mit etwa 12 bis 14 Jahren) schließen. Schwerpunkte: Erkennen und Behandlungseinleitung von umschriebenen Entwicklungsstörungen (z. B. Lese-Rechtschreib-Rechenstörungen), Störungen der motorischen Entwicklung und Verhaltensstörungen (z. B. ADHS). Freiwillige Teilnahme.
U11 10.–11. Lebensjahr

(Alter des Kindes 9–10 Jahre)

Schwerpunkte der U11 sind: Erkennen und Behandlungseinleitung von Schulleistungsstörungen, Sozialisations- und Verhaltensstörungen, Zahn-, Mund- und Kieferanomalien, gesundheitsschädigendem Medienverhalten. Diese Untersuchung soll unter anderem der Bewegungs- und Sportförderung dienen, den problematischen Umgang mit Suchtmitteln erkennen und verhindern helfen, aber auch gesundheitsbewusstes Verhalten unterstützen (u. a. Ernährungs-, Bewegungs-, Stress-, Sucht- und Medienberatung). Freiwillige Teilnahme.
J1[8][9] 13.–15. Lebensjahr (Alter des Kindes 12–14 Jahre) Die vorletzte Untersuchung der „U-Reihe“ ist die J1 (Jugendgesundheitsuntersuchung), bei der noch einmal auf Haltungsanomalien untersucht wird. Des Weiteren werden der Impfstatus, Strumaprophylaxe, Blutdruck, besondere familiäre Situationen, schulische Entwicklung, das Gesundheitsverhalten und die Motorik erfasst. Pubertätsentwicklung und Sexualverhalten werden besprochen.
J2[2] 17.–18. Lebensjahr (Alter des Kindes 16–17 Jahre) Schwerpunkte der letzten Vorsorgeuntersuchung im Jugendalter J2 sind: Erkennen und Behandlungseinleitung von Pubertäts- und Sexualitätsstörungen, Haltungsstörungen, Kropfbildung, Diabetes-Vorsorge, Sozialisations- und Verhaltensstörungen. Begleitende Beratung bei der Berufswahl. Freiwillige Teilnahme.

Ärzteverbände raten, die Untersuchungszeiträume im Interesse des Kindes einzuhalten. Durch die verbesserte Kinderschutzgesetzgebung 2012 wurden weitere Instrumente eingeführt, so das Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz über das BKiSchG. Die Kinderärzte haben gem. SGB VIII § 8b nun einen Rechtsanspruch auf Beratung.

Um Eltern bei der Einhaltung der Impf- und Vorsorgetermine ihrer Kinder zu unterstützen, bietet der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ) einen kostenlosen Impf- und Vorsorge-Erinnerungs-Service an, der Eltern rechtzeitig per E-Mail über anstehende Impf- und Vorsorgetermine informiert.[10]

Verbindliches Einlade- und Meldewesen

In einigen Bundesländern, darunter Berlin, Bremen, Hessen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Sachsen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Thüringen,[11] sind Gesetze in Kraft getreten, die durch Datenübermittlungen der Meldebehörden und der Kinder- und Jugendärzte die Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen sicherstellen sollen. Die Gesetzesinitiative geht auf einen Beschluss der Jugendministerkonferenz „Kinder und Gesundheit“[12] vom Mai 2005 zurück. Diesem Beschluss hat sich die 79. Gesundheitsministerkonferenz der Länder 2006 angeschlossen.

In Nordrhein-Westfalen ist die Verordnung zur Datenmeldung der Teilnahme an Kinderfrüherkennungsuntersuchungen / U-Untersuchungen (UTeilnahmeDatVO)[13] vom 10. September 2008 maßgeblich. Die Aufgaben der Zentralen Stelle nimmt das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit wahr. § 3 bestimmt:

„Liegt auch drei Wochen nach Erinnerung für die jeweilige Früherkennungsuntersuchung – bei der U 5 sechs Wochen nach Erinnerung - keine Teilnahmemeldung vor, informiert die Zentrale Stelle den für den Wohnsitz des Kindes zuständigen Träger der öffentlichen Jugendhilfe. (…) Der örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe entscheidet in eigener Zuständigkeit, ob gewichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des Wohls eines Kindes vorliegen und welche Maßnahmen gegebenenfalls geeignet und notwendig sind. Hierbei können die übermittelten Daten als weiterer Indikator herangezogen werden. Dabei empfiehlt sich die Zusammenarbeit insbesondere mit den Trägern des öffentlichen Gesundheitsdienstes und anderen Behörden, Trägern, Einrichtungen und Personen, die Verantwortung für das Kindeswohl tragen.“

Der Landesbeauftragte für Datenschutz in Schleswig-Holstein äußert sich in seinem 31. Tätigkeitsbericht vom 31. März 2009 zum kontrollierenden Einladewesen:

„Allerdings besteht keine Pflicht für die Eltern, dem Jugendamt die Teilnahme an der Untersuchung, z. B. durch Vorlage des gelben Heftes, nachzuweisen. Schließlich gibt es nach wie vor überhaupt keine Pflicht zur Teilnahme an den Untersuchungen. Das Jugendamt ist gesetzlich zum Tätigwerden verpflichtet, muss sich aber darauf beschränken, durch eine Bestandsaufnahme festzustellen, ob Anzeichen für eine Kindeswohlgefährdung vorliegen. Ist dies nicht der Fall, so kann es keine weiteren Schritte unternehmen, um doch an die Information zu gelangen, ob die Untersuchungen wahrgenommen wurden oder nicht.“[14]

Der sächsische Landes-Datenschutzbeauftragte schreibt in seinem 14. Tätigkeitsbericht vom 31. März 2009:

„Angesichts dessen sehe ich keine für eine verfassungsrechtliche Beurteilung erkennbare Rechtfertigung der geplanten Erfassungs- und Überwachungsmaßnahmen, so dass die vom Gesetz angeordnete Fahndung nach den 4 % Anteilen von Nichtteilnehmern nach den Maßstäben des Bundesverfassungsgerichts als eine Ermittlung ins Blaue hinein im Sinne der Rasterfahndungsentscheidung (E 115, 360 f.) bzw. der Entscheidung zum automatisierten Abgleich von Autokennzeichen (NJW 2008, 1515 rSp.) anzusehen und somit zumindest unverhältnismäßig im engeren Sinne (unangemessen) und daher verfassungswidrig ist.“[15]

Zahnärztliche Früherkennungsuntersuchung

Die Individualprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen wird durch den Gesetzgeber besonders gefördert und wurde durch den § 22 SGB V als Kassenleistung verankert.

Erfassung in Gesundheitsportalen

Die Daten können neben dem gelben U-Heft in Gesundheitsportalen erfasst werden.

Siehe auch

Literatur

  • Peter Allhof: Krankheitsfrüherkennungsprogramm für Kinder – Aufbereitung und Interpretation der Untersuchungsergebnisse aus den gesetzlichen Früherkennungsmaßnahmen 1978–1985. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 1988, ISBN 3-7691-8033-X.

Einzelnachweise

  1. Kinder-Richtlinie, Fassung vom 18. Juni 2015 (PDF; 1,3 MB) in Kraft getreten am 16. März 2018. Kinder-Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses.
  2. a b H. Schuster: Vorsorgeuntersuchungen bei Säuglingen und Kleinkindern. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1975, ISBN 978-3-540-79792-0, S. 7–8, doi:10.1007/978-3-642-95872-4_1
  3. Übersicht Kostenübernahme U10, U11, J2. BVKJ.
  4. Britta Pedersen/dpa: Früherkennungsuntersuchungen: Das ändert sich zum 1. September beim Kinderarzt. Hannoversche Allgemeine Zeitung, 30. August 2016, abgerufen am 31. August 2016.
  5. Früherkennungsuntersuchungen für Kinder: Neustrukturierung der Richtlinie beschlossen. (PDF) In: Pressemitteilung Nr. 16/2015. Gemeinsamer Bundesausschuss, 18. Juni 2015, abgerufen am 31. August 2016.
  6. Pressemitteilung zum Beschluss (Memento des Originals vom 18. März 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.g-ba.de
  7. BabySOS: U3 Untersuchung. In: BabySOS. BabySOS, 11. August 2018, abgerufen am 11. November 2018.
  8. Richtlinien zur Jugendgesundheitsuntersuchung des Gemeinsamen Bundesausschuss (PDF; 22 kB).
  9. Barbara Ritzert: Versorgungsatlas: Check-up für Jugendliche – persönliche Ansprache wichtig. Versorgungsatlas, Pressemitteilung vom 17. Oktober 2016 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de), abgerufen am 18. Oktober 2016.
  10. Online-Erinnerung an alle Impf- und Vorsorge-Termine Ihres Kindes.
  11. Verordnung zur Datenmeldung der Teilnahme an Kinderfrüherkennungsuntersuchungen – UTeilnahmeDatVO (GV. NRW. S. 609, 624); aekno.de (PDF)
  12. Beschlüsse der Jugendministerkonferenz Mai 2005 (Memento des Originals vom 12. Mai 2013 im Internet Archive; PDF; 439 kB)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vivafamilia.de
  13. Verordnung zur Datenmeldung der Teilnahme an Kinderfrüherkennungsuntersuchungen / U-Untersuchungen NRW.
  14. 31. Tätigkeitsbericht des Landesbeauftragten für Datenschutz Schleswig-Holstein (Memento des Originals vom 16. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.datenschutzzentrum.de
  15. 14. Tätigkeitsbericht, 4.4.6 (PDF; 901 kB).