Kinder der Erde

Die Kinder der Erde ist ein fünfbändiger, in der Steinzeit spielender Romanzyklus der Autorin Jean M. Auel rund um die Heldin Ayla.

Im Laufe der Würm-Eiszeit werden die in Europa und dem Schwarzmeerraum ansässigen Neandertaler langsam aber sicher von den Cro-Magnon-Menschen verdrängt. In dieser Umgebung trifft Ayla, die als Waise von einem der nur noch vereinzelt auftretenden Clans der Neandertaler aufgezogen und zur Heilerin ausgebildet wurde, auf Jondalar. Sie rettet dem schwer verletzten Jondalar das Leben, und es entspinnt sich eine erotische Liebesgeschichte zwischen den beiden.

Mit dem Erscheinen des zweiten Bandes wurde die Saga zu einem Weltbestseller und machte die Autorin fast über Nacht weltberühmt. Die weltweite Auflage belief sich auf über 25 Millionen Exemplare. Die Ayla-Romane wurden in 22 Sprachen übersetzt.

Kritik

Die Verkaufszahlen und der Erfolg der Erdenkinder-Saga sprechen für die Romanreihe. Ab Ende des zweiten Bandes fängt die Autorin jedoch an, sich zu wiederholen. Die detailgetreue Beschreibung des Liebesspieles zwischen Jondalar und Ayla, die im zweiten Band viele Leserinnen begeistert hat, wird nach der zehnten oder zwanzigsten Wiederholung irgendwann langweilig.

Erstaunlich ist, dass Ayla im Alleingang sämtliche großen Erfindungen der Menschheit zu jener Zeit zu machen scheint: Von Entdeckungen wie das Feuermachen mit Hilfe von Feuerstein und Pyrit über die Zähmung von Wildpferd und Wolf (siehe auch Domestizierung) bis hin zu wichtigen medizinischen Erkenntnissen (wo kommen eigentlich die Babys her?) werden dieser jungen Frau zugeschrieben. Im Verlauf der ersten drei Bände fällt das noch nicht ganz so negativ auf, da der Leser den Entdeckungen nach und nach folgen kann. Insbesondere im fünften Band jedoch steht Ayla mit der Summe ihrer erstaunlichen Fähigkeiten plötzlich als „Über-Figur“ da, deren geballte Fähigkeiten die selbst die als fortgeschritten dargestellten Zelandonii gleich um mehrere Entwicklungsstufen zu überragen scheint.

Die Figur der Ayla wird von der Autorin sehr unkritisch dargestellt. Nach ihrer sehr schweren, tragischen Kindheit macht sie keine menschlichen Fehler mehr, sondern ist so perfekt, dass sie den Lesern und Leserinnen als Vorbild dient und Hoffnung gibt, dass man auch selbst solch ein starker Charakter werden kann. Natürlich sind die Bücher auch lesenswert für alle, die an historischen Romanen interessiert sind.

Zwischen dem dritten und dem vierten Band zeigt sich eine Kluft - während die ersten drei Bände noch die Geschichte und die Charaktere in den Vordergrund stellen und damit eine Art „historischen Fantasy“ ergeben, fallen die Spannungsbögen im vierten und fünften Band ebenfalls schwach aus. Der vierte Band konzentriert sich stark auf die Darstellung der Natur, die Ayla und Jondalar auf ihrem Weg zu Jondalars Volk durchwandern. Actionreich sind nur die Auseinandersetzungen mit einem Amazonenvolk, das die Männer unterdrückt, schließlich aber von Ayla und ihrem Wolf besiegt wird. Der fünfte Band beschäftigt sich vor allem mit der Darstellung der sozialen Verhältnisse, dem Zusammenleben und Riten der Zelandonii.

Bei der Kritik der einzelnen Bände muss man auch die jeweilige Übersetzung beachten. Die deutsche Übersetzung des ersten Bandes ist ungenau und an mehreren Stellen sogar falsch. Wer sich zum ersten Mal mit den „Erdenkindern“ beschäftigt und am Anfang beginnen möchte, dem ist anzuraten, das englische Original zu lesen. Ansonsten besteht die ernsthafte Gefahr, sich von „Ayla und der Clan des Bären“ auf deutsch vergraulen zu lassen.

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