„Kerstin Kaiser“ – Versionsunterschied

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== Stasi-Mitarbeiterin ==
== Stasi-Mitarbeiterin ==

Während ihres Studiums spionierte sie als [[Inoffizieller Mitarbeiter|inoffizielle Mitarbeiterin]] des [[Ministerium für Staatssicherheit|Ministeriums für Staatssicherheit]] unter dem Decknamen „Kathrin“ ihre Kommilitoninnen aus und denunzierte sie unter anderem wegen des Tragens von „unsauberen Jeans“ oder weil sie Westsender hörten.<ref>Uwe Müller und Grit Hartmann: ''Vorwärts und Vergessen! Kader, Spitzel und Komplizen: Das gefährliche Erbe der SED-Diktatur''. Berlin 2009, S. 159.</ref>
Während ihres Studiums spionierte sie als [[Inoffizieller Mitarbeiter|inoffizielle Mitarbeiterin]] des [[Ministerium für Staatssicherheit|Ministeriums für Staatssicherheit]] unter dem Decknamen „Kathrin“ ihre Kommilitoninnen aus und denunzierte sie unter anderem wegen des Tragens von „unsauberen Jeans“ oder weil sie Westsender hörten.<ref>Uwe Müller und Grit Hartmann: ''Vorwärts und Vergessen! Kader, Spitzel und Komplizen: Das gefährliche Erbe der SED-Diktatur''. Berlin 2009, S. 159.</ref>


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Von 1993 bis 1996 war sie Abgeordnete des [[Kreistag]]es im [[Landkreis Potsdam-Mittelmark]] und seit 1998 dann Mitglied des Kreistages im [[Landkreis Märkisch-Oderland]].
Von 1993 bis 1996 war sie Abgeordnete des [[Kreistag]]es im [[Landkreis Potsdam-Mittelmark]] und seit 1998 dann Mitglied des Kreistages im [[Landkreis Märkisch-Oderland]].


Im Zuge ihrer Kandidatur für die [[Bundestagswahl 1994]] wurde ihre Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit in öffentlichen und parteiinternen Debatten thematisiert, sie versuchte, offen mit dem Thema umzugehen. Nachdem sie 1994 in den [[Deutscher Bundestag#Dreizehnter Bundestag (1994–1998)|Deutschen Bundestag]] gewählt wurde (Landesliste der PDS Brandenburg, Listenplatz 3), forderten einige der eigenen [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]]-Abgeordneten (z.&nbsp;B. [[Stefan Heym]]) in der [[Fraktion (Politik)|Fraktion]], dass sie wegen der Tätigkeit für die Staatssicherheit das Mandat nicht annehmen solle. Sie tat dies schlussendlich.
Im Zuge ihrer Kandidatur für die [[Bundestagswahl 1994]] wurde ihre Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit in öffentlichen und parteiinternen Debatten thematisiert. Sie gab jeweils nur das zu, was ohnehin schon bekannt war. 1994 warf ihr [[Karin Dörre]] vor, „die Partei über das wahre Ausmaß ihrer Stasi-Zuträgerei belogen“ zu haben.<ref>http://www.welt.de/politik/deutschland/article4611336/Stasi-Spitzel-draengen-fuer-Linke-in-die-Parlamente.html1983</ref> Nachdem sie 1994 in den [[Deutscher Bundestag#Dreizehnter Bundestag (1994–1998)|Deutschen Bundestag]] gewählt wurde (Landesliste der PDS Brandenburg, Listenplatz 3), forderten einige der eigenen [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]]-Abgeordneten (z.&nbsp;B. [[Stefan Heym]], der nicht neben ihr Platz nehmen wollte) in der [[Fraktion (Politik)|Fraktion]], dass sie wegen der Tätigkeit für die Staatssicherheit das Mandat nicht annehmen solle. Sie tat dies schlussendlich.<ref>http://www.welt.de/politik/deutschland/article4611336/Stasi-Spitzel-draengen-fuer-Linke-in-die-Parlamente.html1983</ref>


Mitglied des [[Landtag Brandenburg|Brandenburger Landtages]] ist sie seit September 1999. Im Oktober 2004 wurde sie Mitglied des [[Präsidium]]s und zunächst stellvertretende Vorsitzende der Fraktion der PDS, im Oktober 2005 wurde sie [[Fraktionsvorsitzende]] der [[Partei des Demokratischen Sozialismus|Linkspartei]] im Landtag Brandenburgs. Damit wurde sie [[Oppositionsführer]]in gegen die von Ministerpräsident [[Matthias Platzeck|Platzeck]] (SPD) geführte [[Koalition (Politik)|Koalitionsregierung]] von SPD und CDU in Brandenburg. Von Oktober 2004 bis Dezember 2009 war sie Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie im Landtag und Sprecherin der Fraktion für Sozialpolitik, Familie und Gleichstellung.
Mitglied des [[Landtag Brandenburg|Brandenburger Landtages]] ist sie seit September 1999. Im Oktober 2004 wurde sie Mitglied des [[Präsidium]]s und zunächst stellvertretende Vorsitzende der Fraktion der PDS, im Oktober 2005 wurde sie [[Fraktionsvorsitzende]] der [[Partei des Demokratischen Sozialismus|Linkspartei]] im Landtag Brandenburgs. Damit wurde sie [[Oppositionsführer]]in gegen die von Ministerpräsident [[Matthias Platzeck|Platzeck]] (SPD) geführte [[Koalition (Politik)|Koalitionsregierung]] von SPD und CDU in Brandenburg. Von Oktober 2004 bis Dezember 2009 war sie Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie im Landtag und Sprecherin der Fraktion für Sozialpolitik, Familie und Gleichstellung.

Version vom 18. März 2012, 15:18 Uhr

Kerstin Kaiser mit Bodo Ramelow bei einer Wahlveranstaltung in Dresden, 14. August 2009

Kerstin Kaiser (* 16. Juli 1960 in Stralsund, Bezirk Rostock als Kerstin Henschke) ist Diplomslawistin, ehemalige inoffizielle Mitarbeiterin der Stasi und heute Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag Brandenburg. Sie war Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Landtagswahl in Brandenburg 2009.[1]

Leben und Beruf

Kerstin Kaiser wuchs in der Kleinstadt Franzburg (heute: Landkreis Vorpommern-Rügen) auf. Nachdem sie 1979 ihr Abitur erworben hatte, studierte sie bis 1984 russische Sprache und Literatur an der Staatlichen Universität Leningrad.

Von 1984 bis 1989 war sie als Lehrerin in der Sprachintensivausbildung der Parteischule beim ZK der SED „Karl Liebknecht“ in Kleinmachnow beschäftigt. Anschließend arbeitete sie bis 1991 im BIT-Center Kleinmachnow und von 1995 bis 1999 als wissenschaftliche Mitarbeiterin der PDS-Fraktion im Landtag Brandenburg.

Sie hat vier Kinder und ist in dritter Ehe mit Jörg Kokott, Mitbegründer der DDR-Band Wacholder, verheiratet.[2]

Stasi-Mitarbeiterin

Während ihres Studiums spionierte sie als inoffizielle Mitarbeiterin des Ministeriums für Staatssicherheit unter dem Decknamen „Kathrin“ ihre Kommilitoninnen aus und denunzierte sie unter anderem wegen des Tragens von „unsauberen Jeans“ oder weil sie Westsender hörten.[3]

Zudem informierte sie die Staatssicherheit darüber, wer Kontakte zu westlichen Studenten unterhielt und wer „sexuell sehr stark bedürftig“ sei. Es wird beschrieben, dass sie die Spitzelaufträge mit viel Elan ausführte und ihrem Führungsoffizier bei jedem Treffen mehrere Personenbeschreibungen diktierte.[4]

Anfang 1983 verlor die Staatssicherheit das Interesse an Kaiser, doch diese bat „auf Grund ihrer Schwangerschaft nicht auf ein totes Gleis gestellt“[5] zu werden. Nach Kaisers eigenen Angaben endete die Zusammenarbeit mit dem MfS 1984.[6] Das MfS legte ihren Vorgang erst 1988 zu den Akten.

Politik

Kaiser trat 1980 in die SED ein, nach der Umbenennung der Partei war sie von 1990 bis 2007 Mitglied der PDS und seitdem in der Partei „Die Linke“.[7] Von 1991 bis 1995 war sie stellvertretende PDS-Bundesvorsitzende und von 1995 bis 1997 stellvertretende Landesvorsitzende der PDS Brandenburg. Seit 1998 ist sie Kreisvorsitzende der PDS Märkisch-Oderland.

Von 1993 bis 1996 war sie Abgeordnete des Kreistages im Landkreis Potsdam-Mittelmark und seit 1998 dann Mitglied des Kreistages im Landkreis Märkisch-Oderland.

Im Zuge ihrer Kandidatur für die Bundestagswahl 1994 wurde ihre Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit in öffentlichen und parteiinternen Debatten thematisiert. Sie gab jeweils nur das zu, was ohnehin schon bekannt war. 1994 warf ihr Karin Dörre vor, „die Partei über das wahre Ausmaß ihrer Stasi-Zuträgerei belogen“ zu haben.[8] Nachdem sie 1994 in den Deutschen Bundestag gewählt wurde (Landesliste der PDS Brandenburg, Listenplatz 3), forderten einige der eigenen PDS-Abgeordneten (z. B. Stefan Heym, der nicht neben ihr Platz nehmen wollte) in der Fraktion, dass sie wegen der Tätigkeit für die Staatssicherheit das Mandat nicht annehmen solle. Sie tat dies schlussendlich.[9]

Mitglied des Brandenburger Landtages ist sie seit September 1999. Im Oktober 2004 wurde sie Mitglied des Präsidiums und zunächst stellvertretende Vorsitzende der Fraktion der PDS, im Oktober 2005 wurde sie Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Landtag Brandenburgs. Damit wurde sie Oppositionsführerin gegen die von Ministerpräsident Platzeck (SPD) geführte Koalitionsregierung von SPD und CDU in Brandenburg. Von Oktober 2004 bis Dezember 2009 war sie Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie im Landtag und Sprecherin der Fraktion für Sozialpolitik, Familie und Gleichstellung.

Im Landtagswahlkampf 2009 trat sie auch als Sängerin politischer Lieder mit ihrer Band Kerstin Kaiser & Ko. auf.

Am 6. Oktober 2009 wurde Kaiser mit 91,6 % zur Vorsitzenden der Linksfraktion im Brandenburger Landtag wiedergewählt.[10] Wegen ihrer Vorbelastung durch die frühere Stasi-Tätigkeit verzichtete ihre Partei auf die Forderung nach einem Ministeramt für Kaiser.[11] Sie ist Sprecherin der Fraktion für Verfassungsfragen, Bundes- und Länderangelegenheiten und Mitglied im Hauptausschuss des Landtags. Am 2. November 2010 wurde sie mit 69,6 % im Amt der Vorsitzenden der Linksfraktion im Brandenburger Landtag bestätigt.[12]

Commons: Kerstin Kaiser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Märkische Allgemeine: Listenwahl mit Überraschungen. 15. Dezember 2008
  2. Berliner Kurier: Kerstin Kaiser. 9. Januar 2009
  3. Uwe Müller und Grit Hartmann: Vorwärts und Vergessen! Kader, Spitzel und Komplizen: Das gefährliche Erbe der SED-Diktatur. Berlin 2009, S. 159.
  4. Cicero: Spitzelkandidatin IM „Kathrin“. April 2009 (Auszug aus dem Buch Honeckers Erben von Hubertus Knabe)
  5. Treffbericht vom 4. Januar 1983, BStU, ZA, AIM 5220/88, Teil 2, Band 1, Blatt 87.
  6. Website von Kerstin Kaiser: Zu meiner politischen Vergangenheit: Erklärung zur Zusammenarbeit mit dem MfS. (Teil 3)
  7. Kerstin Kaiser auf der Website des Landtages Brandenburg
  8. http://www.welt.de/politik/deutschland/article4611336/Stasi-Spitzel-draengen-fuer-Linke-in-die-Parlamente.html1983
  9. http://www.welt.de/politik/deutschland/article4611336/Stasi-Spitzel-draengen-fuer-Linke-in-die-Parlamente.html1983
  10. http://www.morgenpost.de/brandenburg/article1185506/CDU-verliert-im-Koalitionspoker-die-Nerven.htmlPotsdam: Kaiser Fraktionschefin
  11. http://derstandard.at/fs/1254311149984/Brandenburg-Linkspartei-verzichtet-auf-Ministerposten-fuer-Kaiser
  12. http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/regioline_nt/berlinbrandenburg_nt/article10698078/Linke-und-Gruene-waehlen-Fraktionsvorstaende.html Linke und Grüne wählen Fraktionsvorstände

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