„Josef Klička“ – Versionsunterschied

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'''Josef Klička''' (* [[15. November]] [[1855]] in [[Klatovy]]; † [[28. März]] [[1937]] ebenda) war ein tschechischer [[Violinist|Geiger]], [[Organist]], [[Komponist]], [[Dirigent]] und [[Pädagoge]]. Er gilt als Begründer der tschechischen Tradition moderner Orgelimprovisation und -interpretation und als Komponist als der tschechische Orgelsymphoniker in der Ära des tschechischen musikalischen Romantismus.
'''Josef Klička''' (* [[15. Dezember]] [[1855]] in [[Klatovy]]; † [[28. März]] [[1937]] ebenda)<ref name="ÖML">{{Internetquelle |url=http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_K/Klicka_Josef_1855_1937.xml |titel=Klička, Josef (1855-1937), Komponist |werk=Österreichisches Biographisches Lexikon |datum=1965 |abruf=2020-10-16 |abruf-verborgen=1}}</ref> war ein tschechischer [[Organist]], [[Komponist]], [[Dirigent]], [[Geiger (Musiker)|Geiger]] und [[Pädagoge]]. Er war ein ausgezeichneter Orgelvirtuose und gilt als Begründer der tschechischen Tradition moderner [[Orgelimprovisation]] und Orgelinterpretation. Als Komponist wird er als „Orgelsymphoniker“ der Ära des tschechischen [[Musik der Romantik|musikalischen Romantismus]] bezeichnet.


== Leben und Werk ==
== Leben und Werk ==
Josef Klička zeichnete sich bereits in jungen Jahren durch ein bemerkenswertes musikalisches Talent aus. Sein Vater, ''Mansvet Klička'' (1829–1887)<ref>[https://www.wikidata.org/wiki/Q95465070 Mansvet Klička] auf wikidata</ref>, ein begabter Pädagoge und Dirigent, stammte aus einer Musikerfamilie. Mansvet war [[Chorleitung|Chorregent]] und Organist an der Dekanatskirche in Klatovy, unterrichtete Musik und Gesang am Gymnasium und prägte das Musikleben seiner Stadt. Die Mutter von Josef hieß ''Barbora'', geborene Nerodostová. Josef erhielt die erste musikalische Erziehung bei seinem Vater, er lernte Geige, Orgel und Gesang. Dank der Förderung des einflussreichen Komponisten [[Leopold Eugen Měchura|Leopold Měchura]], einem engen Freund der Familie Klička, wurde Josef bereits im Alter von 11 Jahren an das [[Prager Konservatorium|Konservatorium]] nach Prag geschickt. Dort besuchte er drei Jahre lang (1867–1870) die Geigerklasse von [[Anton Bennewitz|Antonín Bennewitz]]. Nach einer zweijährigen Unterbrechung studierte er dann in den Jahren 1872 bis 1874 an der Orgelschule in Prag (er wurde gleich in den zweiten Jahrgang aufgenommen). Bei [[František Zdeněk Skuherský]] lernte er Musiktheorie, bei Otomar Smolík das Orgelspiel und bei Adolf Průcha die Improvisation. Während des Studiums verdiente er sein Lebensunterhalt als Geiger am ''Prager Interimstheater''.<ref name="CHS">{{Internetquelle |autor=Radek Poláček |url=https://www.ceskyhudebnislovnik.cz/slovnik/index.php?option=com_mdictionary&task=record.record_detail&id=6386 |titel=Klička, Josef 1) |werk=Český hudební slovník osob a institucí |datum=2016-02-15 |kommentar=mit ausführlichem Werkverzeichnis |sprache=cs |abruf=2020-10-16 |abruf-verborgen=1}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Barbora Kličková |Titel=Mezi Prahou a Klatovy. Mládí hudebního skladatele Josefa Kličky ve světle korespondence - Between Prague and Klatovy. The Youth of the Composer Josef Klička in the Light of Correspondence. Bakalářská práce, [[Karls-Universität|Univerzita Karlova]], Filozofická fakulta |Seiten=20-22, 26 |Ort=Praha |Datum=2018 |Umfang=257 |Sprache=cs |Online=[https://is.cuni.cz/webapps/zzp/download/130241584/?lang=cs online]}}</ref>

Nach dem Abschluss der Orgelschule arbeitete Josef Klička zunächst als Organist an der ''Kirche der Heiligsten Dreieinigkeit'' und im [[Emmauskloster]] in Prag. In den Jahren 1876 bis 1878 wirkte er als Kapellmeister bei der ''Theaterdirektion von Pavel Švanda'' und 1878 bis 1881 als zweiter Kapellmeister am Prager Interimstheater. Er dirigierte Operetten und Singspiele und komponierte Schauspielmusiken. Ab 1882 unterrichtete Gesang an einem Prager Gymnasium.
Im Jahr 1885 wurde er zum Professor für Kirchenmusik an die ''Prager Orgelschule'' berufen. Hier unterrichtete er konzertantes Orgelspiel, Orchesterinstrumentierung und [[Partiturspiel]]. Nachdem die Orgelschule im Jahr 1890 ans Konservatorium angeschlossen wurde, unterrichtete er weiter am Konservatorium. In den Jahren 1892 bis 1895 vertrat er [[Antonín Dvořák]] während seines Amerika-Aufenthaltes als Direktor des Konservatoriums. Klička hat am Konservatorium eine Reihe bedeutender Musiker ausgebildet, z.&nbsp;B. Bedřich Antonín Wiedermann, [[Karel Hoffmeister]], Adolf Cmíral, [[Karel Douša]], Eduard Tregler, Ondřej Horník und František Michálek.<ref name="CHS" /><ref>{{Internetquelle |url=http://archiv.narodni-divadlo.cz/umelec/2383 |titel=Josef Klička |werk=Online-Archiv des [[Národní divadlo|Nationaltheaters]] |abruf=2020-10-16 |sprache=cs |abruf-verborgen=1}}</ref>

Josef Klička war ein ausgezeichneter Orgelvirtuose und Orgelimprovisator und galt zu seiner Zeit als der führende tschechische Orgelvirtuose.<ref>{{Literatur |Titel=[[Ottův slovník naučný]], Díl 14 |Verlag=J. Otto |Ort=Praha |Datum=1899 |Seiten=375-376 |Sprache=cs |Online=[https://kramerius5.nkp.cz/view/uuid:46bf0a40-e6e2-11e4-9c07-001018b5eb5c?page=uuid:3212f950-05b2-11e5-95ff-5ef3fc9bb22f online]}}</ref> Wichtige Impulse für seine Orgelkompositionen gewann er an der neuen [[Wilhelm Sauer (Orgelbauer)|Sauer]]-Orgel, die 1885 im Prager [[Rudolfinum (Prag)|Rudolfinum]] installiert wurde. Hier hat er 30 Jahre lang Konzerte gegeben und auch komponiert. Dabei nutzte er die Registrierung und die technischen Möglichkeiten der Orgel voll aus. Im Jahr 1890 übernahm er für sieben Jahre von [[Karel Knittl]] die Leitung des seinerzeit berühmtesten tschechischen Chors, des Prager [[Hlahol]]. In dieser Zeit fanden in Prag zwei große internationale Ausstellungen statt: die [[Prager Jubiläumsausstellung 1891|''Prager Jubiläumsausstellung'']] im Jahr 1891 und die T''schechisch-slawische ethnografische Ausstellung (Národopisná výstava českoslovanská)'' im Jahr 1895. Kličkas Chorkonzerte bei diesen Ausstellungen waren ein voller Erfolg und trugen zur großen Popularität des Chors bei. Die Zahl der aktiven Mitglieder stieg unter seiner Leitung auf 197 Sänger und 123 Sängerinnen.<ref name="BK">{{Literatur |Autor=Barbora Kličková |Titel=Mezi Prahou a Klatovy. Mládí hudebního skladatele Josefa Kličky ve světle korespondence - Between Prague and Klatovy. The Youth of the Composer Josef Klička in the Light of Correspondence. Bakalářská práce, [[Karls-Universität|Univerzita Karlova]], Filozofická fakulta |Seiten=58-63 |Ort=Praha |Datum=2018 |Umfang=257 |Sprache=cs |Online=[https://is.cuni.cz/webapps/zzp/download/130241584/?lang=cs online]}}</ref>

Im Jahr 1898 trat Josef Klička die Professur für Musik und Gesang an der ''Straka-Akademie (Strakova akademie)'' an, er unterrichtete dort 10 Jahre lang. Im Jahr 1910 hat ihn das [[k.k. Ministerium für Cultus und Unterricht]] zum Musikinspektor für das [[Königreich Böhmen]] ernannt. In dieser Funktion, die er 10 Jahre lang ausübte, bewährte er sich als ein begabter Organisator des Musikunterrichts und trug zur Erhöhung des Niveaus von Musikschulen mit tschechischer Unterrichtssprache bei. Der Höhepunkt seiner 40 Jahre dauernden musikpädagogischen Karriere war seine Ernennung zum Professor für Orgelmusik an der neu errichteten Meisterschule am Prager Konservatorium im Jahr 1920. Hier blieb er bis zum Jahr 1924, dann wurde der 70-jährige wegen gesundheitlicher Probleme aus dem Unterrichtsdienst entlassen. Er zog sich in seine Geburtsstadt Klatovy zurück, blieb aber dem Konservatorium als Mitglied der Prüfungskommission verbunden und widmete sich weiter dem Komponieren. Noch im Jahr 1932 schrieb er z.&nbsp;B. Musik für das IX.&nbsp;[[Sokol (Turnbewegung)|Sokol]]-Turnfest in Prag.<ref name="BK" />

Josef Klička starb im Alter von 81 Jahren nach einer kurzen Krankheit. Er ist im Familiengrab in Klatovy begraben.<ref name="BK" />

Als Kind lernte er Violine spielen, sein erster Lehrer war sein Vater Mansvet Klička (1829–1887), der als [[Regenschori]] in Klatovy wirkte. Das Violinstudium absolvierte er am [[Prager Konservatorium]] bei A. Bennewitz und bestritt als Violinist im Theaterorchester dabei seinen Lebensunterhalt. Zugleich studierte er Orgel an der Orgelschule in Prag.
Als Kind lernte er Violine spielen, sein erster Lehrer war sein Vater Mansvet Klička (1829–1887), der als [[Regenschori]] in Klatovy wirkte. Das Violinstudium absolvierte er am [[Prager Konservatorium]] bei A. Bennewitz und bestritt als Violinist im Theaterorchester dabei seinen Lebensunterhalt. Zugleich studierte er Orgel an der Orgelschule in Prag.


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Auch wenn er nicht so bekannt ist, war Klička einer der besten böhmischen Musiker seiner Zeit. Die Städte Prag und Klatovy ernannten ihn zu ihrem [[Ehrenbürger]], der Prager ''Hlahol'' und andere musikalische Kooperationen zum Ehrenmitglied.
Auch wenn er nicht so bekannt ist, war Klička einer der besten böhmischen Musiker seiner Zeit. Die Städte Prag und Klatovy ernannten ihn zu ihrem [[Ehrenbürger]], der Prager ''Hlahol'' und andere musikalische Kooperationen zum Ehrenmitglied.

== Ehefrau und Kinder ==
Seine zukünftige Ehefrau ''Matylda'', geb. Pštrossová (1859–1927), lernte Josef Klička am Theater Pavel Švanda kennen. Sie heirateten am 13.&nbsp;Juni 1878. Das Ehepaar hatte fünf Kinder.

Sohn ''Václav Klička'' (*&nbsp;1.&nbsp;August 1882 Praha, †&nbsp;22.&nbsp;Mai 1953 Praha)<ref>[https://www.oxfordmusiconline.com/grovemusic/view/10.1093/gmo/9781561592630.001.0001/omo-9781561592630-e-0000015149 Václav Klička] bei Grove Music Online</ref> und Tochter ''Helena Nebeská'' (*&nbsp;16.&nbsp;Oktober 1878 Praha, †&nbsp;12.&nbsp;April 1951 Praha)<ref>[https://www.wikidata.org/wiki/Q95072648 Helena Nebeská] auf wikidata</ref> wurden beide hervorragende Harfenvirtuosen. Für sie komponierte Josef Klička eine Reihe von Werken, die als Ausgangspunkt des modernen Harfenspiels gelten. Sohn ''Josef Klička'' (*&nbsp;10.&nbsp;November 1889 Praha, †&nbsp;5.&nbsp;September 1978 Klatovy)<ref>[https://www.wikidata.org/wiki/Q15956602 Josef Klička jun.] auf wikidata</ref> wurde Kapellmeister der [[K. u. k. Armee]] in Rumänien.<ref name="BK" />

== Ehrungen ==
Die Städte Prag und Klatovy ernannten Josef Klička noch zu seinen Lebzeiten zu ihrem [[Ehrenbürger]], der Prager Hlahol und einige weiteren Chöre und musikalischen Institutionen zu ihrem Ehrenmitglied.

Zu Ehren des 70-jährigen Klička wurden einige Jubiläumskonzerte veranstaltet, bei denen auch seine Kinder mitwirkten. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete das Konzert am 8.&nbsp;Dezember 1925 im Smetana-Saal des Prager [[Obecní dům|Repräsentationshauses]] (Obecní dům) in Anwesenheit des Präsidenten [[Tomáš Garrigue Masaryk]].

Die [[Tschechische Akademie der Wissenschaften und Künste|Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften und Künste]] ernannte Klička im Jahr 1934 zu ihrem ordentlichen Mitglied.<ref name="BK" />

Die Musikschule in Klatovy änderte zum Kličkas hundertsten Geburtstag im Jahr 1955 ihren Namen in ''Hudební škola Josefa Kličky v Klatovech'' <ref>[http://www.zusklatovy.cz ZUŠ J. Kličky Klatovy]</ref>. Gleichzeitig wurde an seinem Geburtshaus feierlich eine Gedenktafel enthüllt.

Der Orgelvirtuose [[Petr Rajnoha]] (*1974) promovierte im Jahr 2007 an der Musikfakultät der [[Akademie der musischen Künste in Prag]] (HAMU) über Kličkas Orgelwerk. Er gab das komplette, zum Teil bisher unveröffentlichte Orgelwerk heraus<ref>[http://www.amoseditio.cz/cz/authors.htm#klj Orgelwerke von Josef Klička (ed. Petr Rajnoha)] bei AMOS Editio, Praha</ref> und spielte es beim Musikverlag ''ARTA Records'' ein.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.arta.cz/index.php?p=shop_item&id=F10151&site=en |titel=Josef Klička: Legends for Organ |werk=ARTA Music |abruf=2020-10-16 |sprache=en |abruf-verborgen=1 }} Einspielungen von Petr Rajnoha (2007). Mit Lebenslauf von Josef Klička, Beschreibung der Kompositionen und Audio-Beispielen.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.arta.cz/index.php?p=shop_item&id=F10138 |titel=Josef Klička: Five Concert Fantasies |werk=ARTA Music |abruf=2020-10-16 |sprache=en |abruf-verborgen=1 }} Einspielungen von Petr Rajnoha (2006). Mit Lebenslauf von Josef Klička, Beschreibung der Kompositionen und Audio-Beispielen.</ref>


== Werke ==
== Werke ==
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* Fantasie über Smetanas sinfonische Dichtung ''Vyšehrad'' op. 33
* Fantasie über Smetanas sinfonische Dichtung ''Vyšehrad'' op. 33
* Konzertfantasie über den [[St.-Wenzels-Choral]], Prag 1890
* Konzertfantasie über den [[St.-Wenzels-Choral]], Prag 1890

== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 19. Oktober 2020, 21:23 Uhr

Josef Klička (1855–1937)

Josef Klička (* 15. Dezember 1855 in Klatovy; † 28. März 1937 ebenda)[1] war ein tschechischer Organist, Komponist, Dirigent, Geiger und Pädagoge. Er war ein ausgezeichneter Orgelvirtuose und gilt als Begründer der tschechischen Tradition moderner Orgelimprovisation und Orgelinterpretation. Als Komponist wird er als „Orgelsymphoniker“ der Ära des tschechischen musikalischen Romantismus bezeichnet.

Leben und Werk

Josef Klička zeichnete sich bereits in jungen Jahren durch ein bemerkenswertes musikalisches Talent aus. Sein Vater, Mansvet Klička (1829–1887)[2], ein begabter Pädagoge und Dirigent, stammte aus einer Musikerfamilie. Mansvet war Chorregent und Organist an der Dekanatskirche in Klatovy, unterrichtete Musik und Gesang am Gymnasium und prägte das Musikleben seiner Stadt. Die Mutter von Josef hieß Barbora, geborene Nerodostová. Josef erhielt die erste musikalische Erziehung bei seinem Vater, er lernte Geige, Orgel und Gesang. Dank der Förderung des einflussreichen Komponisten Leopold Měchura, einem engen Freund der Familie Klička, wurde Josef bereits im Alter von 11 Jahren an das Konservatorium nach Prag geschickt. Dort besuchte er drei Jahre lang (1867–1870) die Geigerklasse von Antonín Bennewitz. Nach einer zweijährigen Unterbrechung studierte er dann in den Jahren 1872 bis 1874 an der Orgelschule in Prag (er wurde gleich in den zweiten Jahrgang aufgenommen). Bei František Zdeněk Skuherský lernte er Musiktheorie, bei Otomar Smolík das Orgelspiel und bei Adolf Průcha die Improvisation. Während des Studiums verdiente er sein Lebensunterhalt als Geiger am Prager Interimstheater.[3][4]

Nach dem Abschluss der Orgelschule arbeitete Josef Klička zunächst als Organist an der Kirche der Heiligsten Dreieinigkeit und im Emmauskloster in Prag. In den Jahren 1876 bis 1878 wirkte er als Kapellmeister bei der Theaterdirektion von Pavel Švanda und 1878 bis 1881 als zweiter Kapellmeister am Prager Interimstheater. Er dirigierte Operetten und Singspiele und komponierte Schauspielmusiken. Ab 1882 unterrichtete Gesang an einem Prager Gymnasium. Im Jahr 1885 wurde er zum Professor für Kirchenmusik an die Prager Orgelschule berufen. Hier unterrichtete er konzertantes Orgelspiel, Orchesterinstrumentierung und Partiturspiel. Nachdem die Orgelschule im Jahr 1890 ans Konservatorium angeschlossen wurde, unterrichtete er weiter am Konservatorium. In den Jahren 1892 bis 1895 vertrat er Antonín Dvořák während seines Amerika-Aufenthaltes als Direktor des Konservatoriums. Klička hat am Konservatorium eine Reihe bedeutender Musiker ausgebildet, z. B. Bedřich Antonín Wiedermann, Karel Hoffmeister, Adolf Cmíral, Karel Douša, Eduard Tregler, Ondřej Horník und František Michálek.[3][5]

Josef Klička war ein ausgezeichneter Orgelvirtuose und Orgelimprovisator und galt zu seiner Zeit als der führende tschechische Orgelvirtuose.[6] Wichtige Impulse für seine Orgelkompositionen gewann er an der neuen Sauer-Orgel, die 1885 im Prager Rudolfinum installiert wurde. Hier hat er 30 Jahre lang Konzerte gegeben und auch komponiert. Dabei nutzte er die Registrierung und die technischen Möglichkeiten der Orgel voll aus. Im Jahr 1890 übernahm er für sieben Jahre von Karel Knittl die Leitung des seinerzeit berühmtesten tschechischen Chors, des Prager Hlahol. In dieser Zeit fanden in Prag zwei große internationale Ausstellungen statt: die Prager Jubiläumsausstellung im Jahr 1891 und die Tschechisch-slawische ethnografische Ausstellung (Národopisná výstava českoslovanská) im Jahr 1895. Kličkas Chorkonzerte bei diesen Ausstellungen waren ein voller Erfolg und trugen zur großen Popularität des Chors bei. Die Zahl der aktiven Mitglieder stieg unter seiner Leitung auf 197 Sänger und 123 Sängerinnen.[7]

Im Jahr 1898 trat Josef Klička die Professur für Musik und Gesang an der Straka-Akademie (Strakova akademie) an, er unterrichtete dort 10 Jahre lang. Im Jahr 1910 hat ihn das k.k. Ministerium für Cultus und Unterricht zum Musikinspektor für das Königreich Böhmen ernannt. In dieser Funktion, die er 10 Jahre lang ausübte, bewährte er sich als ein begabter Organisator des Musikunterrichts und trug zur Erhöhung des Niveaus von Musikschulen mit tschechischer Unterrichtssprache bei. Der Höhepunkt seiner 40 Jahre dauernden musikpädagogischen Karriere war seine Ernennung zum Professor für Orgelmusik an der neu errichteten Meisterschule am Prager Konservatorium im Jahr 1920. Hier blieb er bis zum Jahr 1924, dann wurde der 70-jährige wegen gesundheitlicher Probleme aus dem Unterrichtsdienst entlassen. Er zog sich in seine Geburtsstadt Klatovy zurück, blieb aber dem Konservatorium als Mitglied der Prüfungskommission verbunden und widmete sich weiter dem Komponieren. Noch im Jahr 1932 schrieb er z. B. Musik für das IX. Sokol-Turnfest in Prag.[7]

Josef Klička starb im Alter von 81 Jahren nach einer kurzen Krankheit. Er ist im Familiengrab in Klatovy begraben.[7]

Als Kind lernte er Violine spielen, sein erster Lehrer war sein Vater Mansvet Klička (1829–1887), der als Regenschori in Klatovy wirkte. Das Violinstudium absolvierte er am Prager Konservatorium bei A. Bennewitz und bestritt als Violinist im Theaterorchester dabei seinen Lebensunterhalt. Zugleich studierte er Orgel an der Orgelschule in Prag.

Er war dann Organist in der Dreifaltigkeitskirche und im Prager Emaus-Kloster. 1876 wurde er Kapellmeister bei der Theaterdirektion P. Švanda und begann auch Gesang zu unterrichten. Von 1878 bis 1881 wirkte er als 2. Kapellmeister am Prager Interimstheater.

Im November 1889 wurde er als Orgellehrer an das Prager Konservatorium berufen. Als Pädagoge vertrat er von 1892 bis 1895 Antonín Dvořák, der sich in dieser Zeit in den Vereinigten Staaten aufhielt. Schüler von Klička war der spätere Wiener Orgelprofessor Hofrat Max Springer. Von 1890 bis 1897 wirkte er auch als Dirigent des Prager Gesangvereins Hlahol. 1920 wurde er Leiter der Meisterklasse für Orgel, dieses Amt hatte er bis zur Versetzung in den Ruhestand 1924 inne.

Noch während seines Studiums war er auch als Komponist tätig, schuf Chorlieder, Kantaten und Orchesterwerke. Er komponierte auch für Harfe, vor allem für seinen Sohn Václav (1882–1953), der unter dem Künstlernamen Klička als Harfenvirtuose international gefeiert wurde, und für seine Tochter Helena Nebeská-Kličková (1878–1951), ebenfalls eine bedeutende Vertreterin ihres Fachs. Den meisten Erfolg hatte er aber als Komponist großer neuromantischer Orgelwerke, die er angeblich aus den Erfahrungen beim Konzertieren auf der gerade vollendeten Sauer-Orgel im Prager Rudolfinum niederschrieb.

Auch wenn er nicht so bekannt ist, war Klička einer der besten böhmischen Musiker seiner Zeit. Die Städte Prag und Klatovy ernannten ihn zu ihrem Ehrenbürger, der Prager Hlahol und andere musikalische Kooperationen zum Ehrenmitglied.

Ehefrau und Kinder

Seine zukünftige Ehefrau Matylda, geb. Pštrossová (1859–1927), lernte Josef Klička am Theater Pavel Švanda kennen. Sie heirateten am 13. Juni 1878. Das Ehepaar hatte fünf Kinder.

Sohn Václav Klička (* 1. August 1882 Praha, † 22. Mai 1953 Praha)[8] und Tochter Helena Nebeská (* 16. Oktober 1878 Praha, † 12. April 1951 Praha)[9] wurden beide hervorragende Harfenvirtuosen. Für sie komponierte Josef Klička eine Reihe von Werken, die als Ausgangspunkt des modernen Harfenspiels gelten. Sohn Josef Klička (* 10. November 1889 Praha, † 5. September 1978 Klatovy)[10] wurde Kapellmeister der K. u. k. Armee in Rumänien.[7]

Ehrungen

Die Städte Prag und Klatovy ernannten Josef Klička noch zu seinen Lebzeiten zu ihrem Ehrenbürger, der Prager Hlahol und einige weiteren Chöre und musikalischen Institutionen zu ihrem Ehrenmitglied.

Zu Ehren des 70-jährigen Klička wurden einige Jubiläumskonzerte veranstaltet, bei denen auch seine Kinder mitwirkten. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete das Konzert am 8. Dezember 1925 im Smetana-Saal des Prager Repräsentationshauses (Obecní dům) in Anwesenheit des Präsidenten Tomáš Garrigue Masaryk.

Die Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften und Künste ernannte Klička im Jahr 1934 zu ihrem ordentlichen Mitglied.[7]

Die Musikschule in Klatovy änderte zum Kličkas hundertsten Geburtstag im Jahr 1955 ihren Namen in Hudební škola Josefa Kličky v Klatovech [11]. Gleichzeitig wurde an seinem Geburtshaus feierlich eine Gedenktafel enthüllt.

Der Orgelvirtuose Petr Rajnoha (*1974) promovierte im Jahr 2007 an der Musikfakultät der Akademie der musischen Künste in Prag (HAMU) über Kličkas Orgelwerk. Er gab das komplette, zum Teil bisher unveröffentlichte Orgelwerk heraus[12] und spielte es beim Musikverlag ARTA Records ein.[13][14]

Werke

  • Oper Spanilá mylnářska (Die schöne Müllerin), Prag 1888
  • Bühnenmusiken
  • Kantaten und Chormusik
  • Lieder
  • Kirchenmusik (u. a. 7 Messen)
  • Orchesterwerke
  • Kammermusik
  • Kompositionen für Harfe (u. a. 2 Fantasien über Nationallieder, Rhapsodie über die tschechische Nationalhymne, Fantasien über serbische Lieder)

Bedeutend wurden seine Werke für Orgel

  • 10 Praeludien und Fugen
  • Fantasie c-moll op. 59
  • Konzert-Fantasie fis-moll op. 36
  • Legenden D-Dur op. 49, d-moll op. 54, h-moll op. 98
  • Fantasie über Smetanas sinfonische Dichtung Vyšehrad op. 33
  • Konzertfantasie über den St.-Wenzels-Choral, Prag 1890

Einzelnachweise

  1. Klička, Josef (1855-1937), Komponist. In: Österreichisches Biographisches Lexikon. 1965;.
  2. Mansvet Klička auf wikidata
  3. a b Radek Poláček: Klička, Josef 1). In: Český hudební slovník osob a institucí. 15. Februar 2016; (tschechisch, mit ausführlichem Werkverzeichnis).
  4. Barbora Kličková: Mezi Prahou a Klatovy. Mládí hudebního skladatele Josefa Kličky ve světle korespondence - Between Prague and Klatovy. The Youth of the Composer Josef Klička in the Light of Correspondence. Bakalářská práce, Univerzita Karlova, Filozofická fakulta. Praha 2018, S. 20–22, 26 (tschechisch, 257 S., online).
  5. Josef Klička. In: Online-Archiv des Nationaltheaters. (tschechisch).
  6. Ottův slovník naučný, Díl 14. J. Otto, Praha 1899, S. 375–376 (tschechisch, online).
  7. a b c d e Barbora Kličková: Mezi Prahou a Klatovy. Mládí hudebního skladatele Josefa Kličky ve světle korespondence - Between Prague and Klatovy. The Youth of the Composer Josef Klička in the Light of Correspondence. Bakalářská práce, Univerzita Karlova, Filozofická fakulta. Praha 2018, S. 58–63 (tschechisch, 257 S., online).
  8. Václav Klička bei Grove Music Online
  9. Helena Nebeská auf wikidata
  10. Josef Klička jun. auf wikidata
  11. ZUŠ J. Kličky Klatovy
  12. Orgelwerke von Josef Klička (ed. Petr Rajnoha) bei AMOS Editio, Praha
  13. Josef Klička: Legends for Organ. In: ARTA Music. (englisch). Einspielungen von Petr Rajnoha (2007). Mit Lebenslauf von Josef Klička, Beschreibung der Kompositionen und Audio-Beispielen.
  14. Josef Klička: Five Concert Fantasies. In: ARTA Music. (englisch). Einspielungen von Petr Rajnoha (2006). Mit Lebenslauf von Josef Klička, Beschreibung der Kompositionen und Audio-Beispielen.