„Jan Vogeler“ – Versionsunterschied

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Jan Vogeler war der Sohn des Malers [[Heinrich Vogeler]] (1872–1942) und von [[Zofia Marchlewska|Zofia (Sonja) Marchlewska]] (1898–1983), der Tochter des polnischen Kommunisten [[Julian Balthasar Marchlewski|Julian Marchlewski]]. Seine Eltern zogen mit ihm 1924 von seinem Geburtsort Moskau nach [[Berlin]], wo die Familie zunächst in [[Berlin-Neukölln]] wohnte. Seine Eltern heirateten 1926, nachdem die erste, 1901 geschlossene Ehe seines Vaters mit [[Martha Vogeler]], der drei Töchter entstammen, geschieden worden war. 1927 bezog die Familie Vogeler eine Wohnung in der von [[Bruno Taut]] erbauten [[Hufeisensiedlung]] in [[Berlin-Britz]]. 1931/32 emigrierten die Eltern zusammen mit dem damals etwa 8-Jährigen und kehrten nach Moskau zurück. Die Ehe der Eltern wurde 1941 geschieden.
Jan Vogeler war der Sohn des Malers [[Heinrich Vogeler]] (1872–1942) und von [[Zofia Marchlewska|Zofia (Sonja) Marchlewska]] (1898–1983), der Tochter des polnischen Kommunisten [[Julian Balthasar Marchlewski|Julian Marchlewski]]. Seine Eltern zogen mit ihm 1924 von seinem Geburtsort Moskau nach [[Berlin]], wo die Familie zunächst in [[Berlin-Neukölln]] wohnte. Seine Eltern heirateten 1926, nachdem die erste, 1901 geschlossene Ehe seines Vaters mit [[Martha Vogeler]], der drei Töchter entstammen, geschieden worden war. 1927 bezog die Familie Vogeler eine Wohnung in der von [[Bruno Taut]] erbauten [[Hufeisensiedlung]] in [[Berlin-Britz]]. 1931/32 emigrierten die Eltern zusammen mit dem damals etwa 8-Jährigen und kehrten nach Moskau zurück. Die Ehe der Eltern wurde 1941 geschieden.


In Moskau besuchte Jan Vogeler von 1933 bis 1937 die [[Karl-Liebknecht-Schule (Moskau)|Karl-Liebknecht-Schule]] in Moskau, danach ging er bis 1941 auf eine russischsprachige Oberschule. 1937 nahm er die [[Sowjetunion|sowjetische]] Staatsbürgerschaft an und war bis 1990 Mitglied der [[KPdSU]]. Seit 1941 diente er als Dolmetscher in der [[Rote Armee|Roten Armee]]. Von 1942 bis 1943 besuchte er eine Schule der [[Komintern]]. 1943 war er Mitbegründer des [[Nationalkomitee Freies Deutschland|Nationalkomitees Freies Deutschland]] (NKFD). Als Offizier der Roten Armee war er Betreuer von Frontbevollmächtigten des NKFD. Am Kriegsende diente er im Stab der [[Zentralfront|1. Weißrussischen Front]].
In Moskau besuchte Jan Vogeler von 1933 bis 1937 die [[Karl-Liebknecht-Schule (Moskau)|Karl-Liebknecht-Schule]], danach ging er bis 1941 auf eine russischsprachige Oberschule. 1937 nahm er die [[Sowjetunion|sowjetische]] Staatsbürgerschaft an und war bis 1990 Mitglied der [[KPdSU]]. Seit 1941 diente er als Dolmetscher in der [[Rote Armee|Roten Armee]]. Von 1942 bis 1943 besuchte er eine Schule der [[Komintern]]. 1943 war er Mitbegründer des [[Nationalkomitee Freies Deutschland|Nationalkomitees Freies Deutschland]] (NKFD). Als Offizier der Roten Armee war er Betreuer von Frontbevollmächtigten des NKFD. Am Kriegsende diente er im Stab der [[Zentralfront|1. Weißrussischen Front]].


1947 holte Vogeler sein Abitur nach und studierte anschließend [[Philosophie]] und [[Geschichte der Philosophie]] an der Moskauer [[Lomonossow-Universität]]. 1952 [[Promotion (Doktor)|promovierte]] er in Philosophiegeschichte mit einer Arbeit über [[Martin Heidegger]]s ''[[Sein und Zeit]]''. Später [[Habilitation|habilitierte]] er sich mit einer Arbeit über [[Herbert Marcuse]] und die [[Frankfurter Schule]]. Er wurde Dozent und 1962 Professor für marxistische und deutsche Philosophie an der [[Lomonossow-Universität]] in Moskau sowie Gastdozent an der dortigen [[Internationale Lenin-Schule|Lenin-Schule]], wo er unter den westdeutschen Studenten ein beliebter Dozent war. 1990 wurde Vogeler [[Emeritierung|emeritiert]]. Von 1957 bis 1960 war er Gastprofessor an der [[Universität Leipzig]]. Vor und während der [[Wende (DDR)|Wende]]zeit hielt er zahlreiche Vorträge in der Sowjetunion, Deutschland und anderen Ländern. 1998 erwarb er wieder die deutsche Staatsbürgerschaft. Für kürzere Zeit wohnte er am [[Starnberger See]]. Ab 2001 lebte er in [[Worpswede]] und arbeitete im [[Haus im Schluh]] in der ''Heinrich Vogeler-Stiftung'' mit.
1947 holte Vogeler sein Abitur nach und studierte anschließend [[Philosophie]] und [[Geschichte der Philosophie]] an der Moskauer [[Lomonossow-Universität]]. 1952 [[Promotion (Doktor)|promovierte]] er in Philosophiegeschichte mit einer Arbeit über [[Martin Heidegger]]s ''[[Sein und Zeit]]''. Später [[Habilitation|habilitierte]] er sich mit einer Arbeit über [[Herbert Marcuse]] und die [[Frankfurter Schule]]. Er wurde Dozent und 1962 Professor für marxistische und deutsche Philosophie an der [[Lomonossow-Universität]] in Moskau sowie Gastdozent an der dortigen [[Internationale Lenin-Schule|Lenin-Schule]], wo er unter den westdeutschen Studenten ein beliebter Dozent war. 1990 wurde Vogeler [[Emeritierung|emeritiert]]. Von 1957 bis 1960 war er Gastprofessor an der [[Universität Leipzig]]. Vor und während der [[Wende (DDR)|Wende]]zeit hielt er zahlreiche Vorträge in der Sowjetunion, Deutschland und anderen Ländern. 1998 erwarb er wieder die deutsche Staatsbürgerschaft. Für kürzere Zeit wohnte er am [[Starnberger See]]. Ab 2001 lebte er in [[Worpswede]] und arbeitete im [[Haus im Schluh]] in der ''Heinrich Vogeler-Stiftung'' mit.

Version vom 18. April 2014, 22:33 Uhr

Jan Jürgen Vogeler (* 9. Oktober 1923 in Moskau; † 23. Januar 2005 in Worpswede) war ein deutsch-sowjetischer Philosoph und Hochschullehrer.

Leben

Jan Vogeler war der Sohn des Malers Heinrich Vogeler (1872–1942) und von Zofia (Sonja) Marchlewska (1898–1983), der Tochter des polnischen Kommunisten Julian Marchlewski. Seine Eltern zogen mit ihm 1924 von seinem Geburtsort Moskau nach Berlin, wo die Familie zunächst in Berlin-Neukölln wohnte. Seine Eltern heirateten 1926, nachdem die erste, 1901 geschlossene Ehe seines Vaters mit Martha Vogeler, der drei Töchter entstammen, geschieden worden war. 1927 bezog die Familie Vogeler eine Wohnung in der von Bruno Taut erbauten Hufeisensiedlung in Berlin-Britz. 1931/32 emigrierten die Eltern zusammen mit dem damals etwa 8-Jährigen und kehrten nach Moskau zurück. Die Ehe der Eltern wurde 1941 geschieden.

In Moskau besuchte Jan Vogeler von 1933 bis 1937 die Karl-Liebknecht-Schule, danach ging er bis 1941 auf eine russischsprachige Oberschule. 1937 nahm er die sowjetische Staatsbürgerschaft an und war bis 1990 Mitglied der KPdSU. Seit 1941 diente er als Dolmetscher in der Roten Armee. Von 1942 bis 1943 besuchte er eine Schule der Komintern. 1943 war er Mitbegründer des Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD). Als Offizier der Roten Armee war er Betreuer von Frontbevollmächtigten des NKFD. Am Kriegsende diente er im Stab der 1. Weißrussischen Front.

1947 holte Vogeler sein Abitur nach und studierte anschließend Philosophie und Geschichte der Philosophie an der Moskauer Lomonossow-Universität. 1952 promovierte er in Philosophiegeschichte mit einer Arbeit über Martin Heideggers Sein und Zeit. Später habilitierte er sich mit einer Arbeit über Herbert Marcuse und die Frankfurter Schule. Er wurde Dozent und 1962 Professor für marxistische und deutsche Philosophie an der Lomonossow-Universität in Moskau sowie Gastdozent an der dortigen Lenin-Schule, wo er unter den westdeutschen Studenten ein beliebter Dozent war. 1990 wurde Vogeler emeritiert. Von 1957 bis 1960 war er Gastprofessor an der Universität Leipzig. Vor und während der Wendezeit hielt er zahlreiche Vorträge in der Sowjetunion, Deutschland und anderen Ländern. 1998 erwarb er wieder die deutsche Staatsbürgerschaft. Für kürzere Zeit wohnte er am Starnberger See. Ab 2001 lebte er in Worpswede und arbeitete im Haus im Schluh in der Heinrich Vogeler-Stiftung mit.

Jan Vogeler war verheiratet und hatte eine Tochter, Natascha. Seine Frau Sonja und die Tochter wohnen weiterhin in Moskau.

Schriften

  • Übersetzung der Kritik Chruschtschows an Stalin auf dem XX. Parteitag, Moskau 1956

Literatur