Ibn Schihāb az-Zuhrī

Abū Bakr Muḥammad ibn Muslim b. ʿUbaydillāh b. ʿAbdillāh b. Šihāb b. ʿAbdillāh b. al-Ḥāriṯ b. Zuhra b. Kilāb b. Murra al-Qurašī az-Zuhrī, oder Ibn Schihāb az-Zuhrī (51-124 H./ 671-742 n.C.) war ein Qādī, Pionier der klassischen Hadithwissenschaft und ein Fiqhgelehrter des Ḥiǧāz-Gebiets.

Leben

Zuhri war von den Banū Zuhra, weswegen er seinen Beinamen erhielt. Sein Urgroßvater ʿAbdullāh b. Šihāb hat teilgenommen an der Schlacht von Badr und der Schlacht von Uhud auf der Seite der Polytheisten. Sein Vater Muslim b. ʿUbaydillāh war ein vertrauenswürdiger Überlieferer von Abu Huraira, und er unterstütze Ibn az-Zubair während dem Bürgerkrieg.[1] Zuhri wuchs auf in einer armen Familie welche er auch selbst versorgen musste. Nachdem er den Koran als Kind in weniger als drei Monaten erlernte, verbrachte er seine Zeit damit Genealogien und Poesie zu erlernen. Erst als er sein zwangsistes Lebensjahr erreichte wendete er sich an die Hadithwissenschaft.[2] Er besaß eine so umfassende Bibliothek, dass seine Frau sagte die Bücher seien schwerer auszuhalten als wenn er drei weitere Ehefrauen hätte.[3] Während der Herrschaft des Kalifen ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz bat er Zuhri und andere Gelehrte darum die Sunan zu sammeln, so wurden sie niedergeschrieben und innerhalb der islamischen Provinzen verteilt. Von Abd al-Malik b. Marwan bis zu Hischām ibn ʿAbd al-Malik, Zuhris Beziehung zu den Umayyaden verblieb eine gute, sodass das die Umayyaden seine islamwissenschaftliche Sitzungen und Vorlesungen unterstützten und dokumentierten mit Hilfe von Shuʿayb b. Dinar.[4] Obwohl Zuhri sehr wählerisch mit seinen Lehrern war, war er doch fair und willkommend zu allen Schülern, so diskriminierte er niemanden anhand seines Status oder Herkunft. Zuhri hat es nicht gemocht, dass man religiöse Schriften publiziere, da er wie viele der Auffassung war, dass man die Wissenschaft durch Streben mit Lehrern erlernen müsse, bis ihn Hischām ibn ʿUrwa ibn az-Zubair überzeugte, dass es darin keinen Widerspruch gibt. Danach erlaubte er Schülern seine Kopien zu überliefern.[5]

Werke

  • Al-Maghāzī (Die Feldzüge) war ein umfassendes Werk bestehend aus Hadithen die sich auf die Schlachten und Feldzüge des Propheten Muhammad beziehen. Es ist nicht mehr im Original vorzufinden. Wahrscheinlich basiert es auf das gleichnamige Werk des ʿUrwa ibn az-Zubair. Der Inhalt und Kapitelnamen sind vielfach zitiert von Abū l-Qāsim at-Tabarānī in seinem al-Muʿǧam al-kabīr (Das Große Lexikon), at-Tabarī in seinem Taʾrīḫ ar-Rusūl wa-l-Mulūk (Historie der Gesandten und Könige, al-Balādhurī in seinem Kitāb al-Futūḥ (Buch der Eroberungen) und Ansāb al-ašrāf (Abstammungsverhältnisse der Adligen). Mūsā b. ‘Uqba hat beinahe das gesamte Werk in seinem eigenem gleichnamigen Werk aufbewahrt, sodass Yahyā ibn Ma'īn es das Buch Musas von Zuhri nannte.[6][7]
  • An-Nāsich wa al-Mansūch (Das Abrogierende und das Abrogierte) Al-Hāzimī erwähnte das Buch in al-I'tibār.[8]
  • Memoranda ist ein Werk worin die Umayyadischen Kalifen chronologisch gelistet wurden, ihre Geburts- und Sterbedaten zusammen mit ihren eroberten Provinzen sind darin angegeben. Es wurde zweimal von at-Tabarī in seiner Historie zitiert.[9][10]
  • As-Sīra (Die Biographie) ist ein verschollenes Werk welches auf Anfrage von Chālid al-Qasrī geschrieben wurde.[11][12]
  • und andere verschollene Werke

Studium

Er reiste 45 Jahre lang hin und her zwischen der Levante und dem Hedschas für sein Studium. Zu seinen Lehrern von den Prophetengefährten gehörten ʿAbdullāh b. ʿUmar b. al-Ḫaṭṭāb, von welchem er nur zwei Hadithe direkt tradiert, Anas b. Mālik und Ǧābir b. ʿAbdillāh. Zu seinen Lehrern gehörten die Fuqahāʾu as-Sabʿa, die sieben medinensischen Fiqh-Gelehrten, diese waren Abū Salama b. ʿAbdirraḥmān b. ʿAwf, ʿUbaydullāh b. ʿAbdillāh b. ʿUtba, welchem er so weit begleitete und diente, dass man annahm er sei sein Sklave, Abū Bakr b. ʿAbdirraḥmān, Saʿīd b. Musayyab für zehn Jahre, Sulaymān b. Yasār, ʿUrwa ibn az-Zubair, welchen er für einen unfassbaren Meer hielt, und Ḫāriǧa b. Zaid b. Thābit. Zu seinen Lehrern gehörten auch Ḥasan b. Muḥammad b. Ḥanafiyya, Abu aṭ-Ṭufayl, ʿAṭāʾ b. Abī Rabāḥ und Sālih b. Kaysān al-Madanī, sein Gefährte und erster Lehrer. Jedoch überlieferte er nicht nur von seinen Lehrern während seinen Forschungen, sondern alle mögliche Personen die er annerkannte.[13] Zu seinen Schülern gehörten ʿUmar b. ʿAbdilʿazīz, ʿAmr b. Dīnār, Sāliḥ b. Kaysān, Yaḥyā b. Saʿīd al-Anṣārī, Ayyūb as-Saḫtiyānī, ʿAbdullāh b. Muslim az-Zuhrī, al-Awzāʿī, Ibn Ǧurayǧ, Muḥammad b. al-Munkadir, Manṣūr b. al-Muʿtamir, Hišām b. ʿUrwa b. az-Zubair, Mālik ibn Anas, Maʿmar ibn Rāschid und Ibn Abī Ḏiʾb. Er beherrschte über 2000 Hadithe, und nach eigenen Aussagen soll er keinen Hadith vergessen [14] haben nachdem er es einmal erlernte.[15] Während seinem Studium pflegte er alles aufzuschreiben was er hörte, sogar auf seine Schuhsolen wenn es sein musste.[16][17] Der ägyptische Gelehrte Al-Laith ibn Sa'd, welchen asch-Schāfi'ī wissender nannte als Mālik ibn Anas, sagte er habe nie einen großzügigeren Mann als Zuhri gesehen, er pflegte es auch jeden zu helfen der zu ihm kam.[18][19]

Rezeption

Über seine Zuverlässigkeit gab es bei den Traditionaren keine Meinungsverschiedenheiten. Ibn Saʿd und al-ʿIǧlī nennen ihn ṯiqa, zuverlässig. Ibn Ḥibbān in seinem aṯ-Ṯiqāt nennt ihn den besten Ḥāfiz seiner Zeit, als den besten im Bereich der Darlegung der überlieferten Schriften und als einen Fiqhgelehrten und tugendhaften Menschen. Mālik ibn Anas sah ihn als den ersten der die Wissenschaft als solche in Schrift sammelte.[20] Sufyān ibn ʿUyayna nannte ihn den Größten Gelehrten Medinas seiner Zeit. Makhūl ibn Abī Muslim sagte über ihn, es gäbe nun niemanden auf der Erde der die Sunna so gut kenne wie er. ʿAlī b. al-Madīnī und Ahmad ibn Hanbal hielten ihn auch für den besten Menschen in der Hadithwissenschaft. Seine Hadithe wurden in den Kutub-us-Sitta aufgenommen.[21] Er pflegte es Überlieferungen über die Prophetengefährten niederzuschreiben, wie alles andere was er hörte, da es seiner Meinung nach auch als Sunna gilt, jedoch irritierte das seine Kollegen bis sie es später im Leben doch bedauerten nicht dasselbe getan zu haben.[22]

Einzelnachweise

  1. Muhammad Mustafa Azami: Studies in Early Hadith Literatur (Studien in früher Literatur des Hadith). American Trust Publications, 2001, S. 278–279.
  2. Muhammad Mustafa Azami: Studies in Early Hadith Literatur (Studien in früher Literatur des Hadith). American Trust Publications, 2001, S. 279.
  3. Muhammad Mustafa Azami: Studies in Early Hadith Literatur (Studien in früher Literatur des Hadith). American Trust Publications, 2001, S. 280.
  4. S.565 The Encyclopaedia of Islam: New Edition, Band IX. C. E. Bosworth, E. Van Donzel, W. P. Heinrichs. Leiden, Brill. 1997.
  5. Muhammad Mustafa Azami: Studies in Early Hadith Literatur (Studien in früher Literatur des Hadith). American Trust Publications, 2001, S. 284.
  6. Muhammad Mustafa Azami: Studies in Early Hadith Literatur (Studien in früher Literatur des Hadith). American Trust Publications, 2001, S. 280–281.
  7. Al-Zuhrī: A Study on the Beginnings of History Writing in Islam (Az-Zuhri: Eine Studie in den Anfängen der historischen Schriften im Islam), A. A. Duri, Bulletin of the School of Oriental and African Studies, University of London, B. 19, No. 1, S. 3, Cambridge University Press on behalf of School of Oriental and African Studies, 1957.
  8. Muhammad Mustafa Azami: Studies in Early Hadith Literatur (Studien in früher Literatur des Hadith). American Trust Publications, 2001, S. 280–281.
  9. Muhammad Mustafa Azami: Studies in Early Hadith Literatur (Studien in früher Literatur des Hadith). American Trust Publications, 2001, S. 280–281.
  10. at-Tabarī, Historie der Gesandten und Könige, B. 2, Nr. 428, 1269.
  11. Abū al-Faradsch al-Asfahānī, Kitāb al-Aghānī, B. 19, S.59, Būlāq Edition.
  12. Muhammad Mustafa Azami: Studies in Early Hadith Literatur (Studien in früher Literatur des Hadith). American Trust Publications, 2001, S. 281–282.
  13. Al-Zuhrī: A Study on the Beginnings of History Writing in Islam (Az-Zuhri: Eine Studie in den Anfängen der historischen Schriften im Islam), A. A. Duri, Bulletin of the School of Oriental and African Studies, University of London, B. 19, No. 1, S. 1-2, Cambridge University Press on behalf of School of Oriental and African Studies, 1957.
  14. S.565 The Encyclopaedia of Islam: New Edition, Band IX. C. E. Bosworth, E. Van Donzel, W. P. Heinrichs. Leiden, Brill. 1997.
  15. Hüseyin Uçan: Reihe für Osnabrücker Islamstudien: Die Bildung von religiöser Autorität in der Frühzeit des Islam am Beispiel von Sufyān at-Thawrī und Sufyān bin ʿUyayna: Kriterien der Autoritätswerdung. Peter Lang GmbH Internationale Verlag der Wissenschaften, Berlin 2018, S. 254–257.
  16. Al-Zuhrī: A Study on the Beginnings of History Writing in Islam (Az-Zuhri: Eine Studie in den Anfängen der historischen Schriften im Islam), A. A. Duri, Bulletin of the School of Oriental and African Studies, University of London, B. 19, No. 1, S. 1-2, Cambridge University Press on behalf of School of Oriental and African Studies, 1957.
  17. Muhammad Mustafa Azami: Studies in Early Hadith Literatur (Studien in früher Literatur des Hadith). American Trust Publications, 2001, S. 280.
  18. Muhammad Mustafa Azami: Studies in Early Hadith Literatur (Studien in früher Literatur des Hadith). 2001, S. 280.
  19. ‬ Adh-Dhahabi, Taʾrīḫ al-islām wa-wafayāt al-mašāhīr wa-l-aʿlām (Geschichte des Islam und das Ableben der Berühmten und Gelehrtengrößen), B. 5, S.138; 141, 150.
  20. S.565 The Encyclopaedia of Islam: New Edition, Band IX. C. E. Bosworth, E. Van Donzel, W. P. Heinrichs. Leiden, Brill. 1997.
  21. Hüseyin Uçan: Reihe für Osnabrücker Islamstudien: Die Bildung von religiöser Autorität in der Frühzeit des Islam am Beispiel von Sufyān at-Thawrī und Sufyān bin ʿUyayna: Kriterien der Autoritätswerdung. Peter Lang GmbH Internationale Verlag der Wissenschaften, Berlin 2018, S. 254–257.
  22. S.565 The Encyclopaedia of Islam: New Edition, Band IX. C. E. Bosworth, E. Van Donzel, W. P. Heinrichs. Leiden, Brill. 1997.