Gustave Téry

Gustave Téry (* 1870 in Lamballe; † 1928 in Paris) war ein französischer Journalist und Dramatiker.

Leben und Wirken

Gustave Téry studierte Philosophie an der École normale supérieure in der Rue d'Ulm. Er arbeitete zunächst sieben Jahre als Lehrer an den Lyzeen von Laval, Roanne und Laon, bevor er sich dem Journalismus zuwandte. In dieser Zeit war er Dreyfusianer, schrieb unter anderem Satiren gegen die katholische Kirche. Anfangs arbeitete er als Journalist für Marguerite Durands feministische Zeitung La Fronde. Eine gerichtliche Auseinandersetzung aufgrund einer Kampange gegen die Zeitung Le Matin führte zu seiner Entlassung von der Universität.[1] Nachdem er als Redakteur für Le Journal und Le Matin sowie L'Action française[2] gearbeitet hatte, gründete er 1904 die Zeitschrift L'Œuvre[3], die ab 1915 täglich erschien[4]. Térys ursprünglich liberale Ansichten wandelten sich und er wurde zu einem Antisemitisten, der vor dem „jüdischen Feind“ warnte.[1]

Außerdem nahm er über seine Zeitschrift im Boulevardstil Anteil am politisch-gesellschaftlichen Leben; in seinen Beiträgen griff Téry beispielsweise Aristide Bruant und Léon Daudet an.

Er beteiligte sich auch an der journalistischen Verarbeitung der Liebesbeziehung zwischen Marie Curie und Paul Langevin. L'Œuvre war die erste Zeitschrift, die am 23. November 1911 Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen Curie und Langevin veröffentlichte, die Langevins Gattin Jeanne den Zeitungen zugespielt hatte. Langevin forderte Gustave Téry zum Duell, was den Skandal noch vergrößerte. Als die Kontrahenten am 16. November 1911 zum Duell antraten, kam es aber zu keinem Schusswechsel, weil Téry nicht auf Langevin anlegte und Langevin nicht auf jemanden schiessen wollte, der ersichtlich keinen Gebrauch von seiner Waffe zu machen beabsichtigte.[5][6] Im Januar 1919 wurde Gustave Téry ein weiteres Mal zum Duell gefordert, diesmal ging es um die Auseinandersetzung mit einem Journalistenkollegen über die Berichterstattung von den Friedensverhandlungen nach dem Ersten Weltkrieg in Paris.[7]

Den Roman Das Feuer von Henri Barbusse[8] veröffentlichte Téry entgegen dem Verbot durch die Zensur. Téry warb auch für die Errichtung des Völkerbundes.

Neben seiner journalistischen Tätigkeit schrieb Téry mehrere Dramen wie Les fruits défendus oder Les bons apôtres, die im Odeon-Theater aufgeführt wurden.

Gustave Téry war mit der Journalistin und Schriftstellerin Andrée Viollis (1870–1950) verheiratet. Die Journalistin und Schriftstellerin Simone Téry (1897–1967) war seine Tochter.[9] In seiner Heimatstadt ist eine Schule nach ihm benannt.

Werke (Auswahl)

  • Les cordicoles. E. Cornély: Paris 1902
  • Polémiques et dossiers. Paris 1902
  • Pour la Pairie.
  • Jean Jaurès. Juven: Paris 1907
  • Les Divorcés Peints par eux-mêmes.
  • Le Bottin de la Diffamation. Paris 1918

Einzelnachweise

  1. a b Susan Quinn: Marie Curie. Eine Biographie. S. 377–378
  2. Interview von Gustave Téry mit Octave Mirbeau in L'Actionvom 20. April 1903 (Faksimile, französisch)
  3. http://www.archivesnationales.culture.gouv.fr/chan/chan/pdf/ARASAQ/3AR.pdf
  4. Two New newspapers in Paris; Gustave Tery Has Daily and Le Canard Enchaine Satirizes Clemenceau Artikel in der New York Times vom 12. September 1915 (englisch)
  5. Marilyn Bailey Ogilvie: Marie Curie. Greenwood Publishing, 2004, S. 95 ISBN 0313325294
  6. Le Duel D'Hier. In: Le Petit Journal. 26. November 1911, S. 2, (abgerufen am 19. Mai 2009)
  7. Peace Conference Duel Threatened; Paris Journalist Challenges a Colleague Over Publicity Dispute Artikel in der New York Times vom 19. Januar 1919
  8. Le Feu publiziert von Gustave Téry in der Zeitung "L'Œuvre" (englisch)
  9. http://www.palgrave-journals.com/fr/journal/v85/n1/full/9400316a.html