„Geheimes Markusevangelium“ – Versionsunterschied

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Das '''Geheime Markusevangelium''' (übersetzt nach dem Titel der Erstpublikation, ''A Secret Gospel of Mark'') ist die Bezeichnung für ein vermutetes, nicht-kanonisches [[Markusevangelium]]. Die Vermutung beruht auf zwei [[Fragment (Literatur)#Fragmentarische Überlieferung|Fragmenten]] eines Evangelientextes, die in einem Brief des [[Clemens von Alexandria]] (um 150–215) überliefert sein sollen, von dem lediglich Fotografien einer Handschrift erhalten sind.


Der Text wäre – sollte er echt sein – Teil eines Briefes des Clemens an einen nicht näher bekannten Theodorus, den Clemens vor dieser Fassung des Markusevangeliums warnt. Denn durch die Bearbeitung des Textes durch [[Karpokrates von Alexandria]] sei es verfälscht worden und enthalte Irrlehren. Zitiert werden zwei Passagen, die zwischen {{B|Mk|10|34}} und {{BB|Mk|10|35}} sowie nach 10,46a {{Bpur|Mk|10|46}} einzuordnen wären. Von diesem Text wurde auf eine erweiterte bzw. modifizierte Fassung des Markusevangeliums geschlossen.
Das '''Geheime Markusevangelium''' ist ein angebliches Fragment des [[Evangelium nach Markus|Markusevangeliums]], zitiert in einem [[Clemens von Alexandria]] zugeschriebenen Brief, das [[Morton Smith]] im Kloster von [[Mar Saba]] 1958 entdeckt, und 1973 erstmals ediert.<ref>Das Judas-Evangelium: S.14 Hans-Peter Oswald - 2009 "Das Fragment wurde 1958 von Professor Morton Smith im Kloster von Mar Saba entdeckt und 1973 erstmals ediert."</ref> Dieser Text war nur in einer Handschrift aus dem 18. Jahrhundert erhalten, und ist heute verschollen.<ref>''The Blackwell Companion to Jesus'' Delbert Burkett - 2011 - Kapitel 28 'Modern Mystifications of Jesus' von Per Beskow "Within Christian circles, there has always been literature that attempts to ... I once wrote a book about these modern alternative gospels, ''Strange Tales about Jesus'' (Beskow 1985), ...Professor Smith got upset about what I had written, threatening to sue for one million dollars in damages if the ... but in the new version I emphasized that I did not accuse Morton Smith of having forged the manuscript (1985, 104)."</ref> Heute sind einige Gelehrte der Meinung, dass das Dokument eine Fälschung von Smith ist, nach der Handlung eines kanadischen Roman<ref>Klauck S.89 "In diesem Kloster spielt auch der zeitweilig sehr populäre evangelikale Reißer von JH Hunter, The Mystery of Mar Saba,"</ref> von [[James Hogg Hunter]], ''Das Geheimnis von Mar Saba'' 1940.<ref>Exploring the origins of the Bible Craig A. Evans, Emanuel Tov - 2008 "(6) The entire story—finding a long-lost document in the Mar Saba Monastery that is potentially embarrassing to Christianity— is adumbrated by James Hunter's The Mystery of Mar Saba.35 Indeed, one of the heroes of the story, who helps to unmask the perpetrators and expose the fraud, is Scotland Yard Inspector Lord Moreton..."</ref><ref>Stephen C. Carlson ''The Gospel hoax: Morton Smith's invention of Secret Mark'' - 2005 111 "27 Hunter, Mystery of Mar Saba, 280–83. This was suspicious to Price, “Second Thoughts about the Secret Gospel,” "</ref><ref>Scott Gregory Brown ''Mark's other gospel: rethinking Morton Smith's controversial discovery'' Canadian Corporation for Studies in Religion - 2005 "Hunter named his tale The Mystery of Alar Saba. In Hunter's story, degenerate monks at Mar Saba conspire with an evil German "Higher Critic and archaeologist" (11), who coerced a hapless Greek scholar into forging the manuscript. "</ref><ref>Latter-day Scripture Robert M Price - 2011 "My eye fell upon the title of one worn-looking volume, The Mystery of Mar Saba. Thinking instantly of Morton Smith's fateful visit there, I picked up the book with mild curiosity, thinking, "What if it turns out to be one of those 'lost Gospel' novels? Son of a gun it did!"</ref> Der Morton-Schüler [[Jacob Neusner]] beschriebt das 'Geheime Markusevangelium' als "Fälschung des Jahrhunderts" (1993).<ref>Studying the historical Jesus p526 Bruce Chilton, Craig A. Evans - 1998 "Consequently, some scholars doubt the authenticity of the discovery.120 Jacob Neusner, who knew the late Professor Smith as well as anyone, has recently described this writing as "the forgery of the century."121 "</ref>


== Entdeckung, Publikation, Rezeption ==
==Entdeckung 1958, und Veröffentlichung 1973==
Das Fragment wurde von [[Morton Smith]] (1915–1991) im Sommer 1958 im Kloster von [[Mar Saba]] gefunden,<ref>Klaus Berger, Christiane Nord: ''Das Neue Testament und frühchristliche Schriften.'' Frankfurt 2005, S.&nbsp;926.</ref> als handschriftliche Aufzeichnung am Werkende einer gedruckten Ausgabe der Werke von [[Ignatius von Antiochien]].<ref>Werkausgabe, hrsg. von Isaac Voss unter dem Titel: ''Epistolae Genuinae S. Ignatii Martyris quae nunc primum lucem vident ex bibliotheca Florentina.'' Amsterdam 1646 ({{Google Buch |BuchID=w1shnzaZcAEC}}).</ref> Smith publizierte den Text anhand von Schwarz-Weiß-Fotografien 1973.<ref>Morton Smith: ''Clement of Alexandria and a Secret Gospel of Mark.'' Harvard University Press, Cambridge MA 1973, ISBN 0-674-13490-7; sowie in: ''The Secret Gospel.'' Harper and Row, New York 1973, dt. Übers. ''Auf der Suche nach dem historischen Jesus. Entdeckung und Deutung des Geheimen Evangeliums im Wüstenkloster Mar Saba.'' Ullstein, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-550-07467-0.</ref>
Morton Smith war 1958 damit beschäftigt war in Wüstenkloster Mar Saba Bücher und Handschriften zu katalogisieren. Auf den freien letzten Blättern einer 1646 in Amsterdam erschienen Edition der Briefe des [[Ignatius von Antiochien]] entdeckt Smith eine bisher unbekannte Brief des Clemens von Alexandrien.<ref>Hans-Josef Klauck ''Die apokryphe Bibel: ein anderer Zugang zum frühen Christentum'' S.88 2008 "1958 war Morton Smith damit beschäftigt, in Mar Saba Bücher und Handschriften zu katalogisieren. Ihm fiel eine gedruckte Ausgabe der Briefe des Ignatius von Antiochien in die Hand, die 1646 in Amsterdam erschienen war. Auf den freien letzten Blättern dieses Bandes entdeckte er einen handgeschriebenen griechischen Text, der sich bei näherem Hinsehen als der bisher unbekannte Brief des Clemens von Alexandrien mit den Zitaten aus dem Geheimen Markusevangelium erwies."</ref> In der Briefe gibt es zwei Perikopen aus einem "Markusevanglium."<ref>Hans-Heinrich Schade ''Jesus von Nazareth: was die Quellen wirklich sagen'' 2010 "1973 veröffentlichte der umstrittene Forscher Morton Smith das geheime Markusevangelium, dass er 1958 in Mar Saba, einem Wüstenkloster in der Nähe Jerusalems gefunden haben will. Es sind zwei Perikopen, die in einem Briefauszug von Clemens von Alexandrien behandelt werden, ."</ref> Smith veröffentlicht seines Fundes erst 1973; ''Clement of Alexandria and a Secret Gospel of Mark'' (Harvard University Press).<ref>Annales Matti Myllykoski, Suomalainen Tiedeakatemia - 1992 "geheimen Markusevangelium" zu tun haben könnte, scheint unwahrscheinlich. Die Kenntnis von diesem Evangelium geht auf einen Brief des Klemens von Alexandrien zurück, den Morton Smith im Jahre 1958 gefunden und erst im Jahre 1973 veröffentlicht hat. Smith selbst glaubte durch dieses / S.144"</ref> Smith benutzte dafür Fotografien, die er 1958 angefertigt hatte.<ref>Klauck S.89 "Zu einer Veröffentlichung des Fundes durch den Entdecker kam es erst 1973. Smith benutzte dafür Fotografien, die er seinerzeit (1958) angefertigt hatte. Auf ihrer Grundlage hatten zwischenzeitlich einige Experten bestätigt, dass der Text wohl auf Clemens zurückgehe, auch wenn seine handschriftliche Fixierung erst aus der Neuzeit stamme. In eine Neuauflage der Werke des Clemens ist der Text aufgenommen worden, aber mit dem ausdrücklichen Vermerk, dass dies nur provisorisch geschehe.</ref> In eine Neuauflage der [[Otto Stählin]]schen Werke des Clemens (Berlin, Akademie Verlag, 1980) ist der Text auch aufgenommen worden, aber nur mit dem ausdrücklichen Vermerk von der Herausgeberin, Ursula Treu, dass dies nur provisorisch geschehe.<ref>Otto Stählin, Ursula Treu, Die griechischen christlichen Schriftsteller - Clemens Alexandrinus 3, Berlin: Akademie Verlag, 1980</ref><ref>Klauck S.89 "Für eine solche Fälschung käme der ganze Zeitraum von der Spätantike bis zum 20. Jahrhundert in Frage, einschließlich des 18. Jahrhunderts, wo ein Mönch sich den Spaß erlaubt haben könnte, Clemens zu imitieren, aber auch einschließlich der Person von Morton Smith, des Entdeckers, selbst. Ein Urteil darüber wird durch die Tatsache erschwert, dass kaum ein Wissenschaftler nach Smith das Original je zu Gesicht bekommen hat. Es gibt drei oder vier Personen, die bezeugen, diese drei Seiten selbst noch gesehen zu haben, "</ref>
Obwohl die Echtheit des Textes umstritten ist, wurde der „Theodorus-Brief“ in die neueren Werkausgaben des Clemens von Alexandria aufgenommen.<ref>Edition auch in der durch [[Otto Stählin]] besorgten Werkausgabe von Clemens Alexandrinus: Ursula Treu (Hrsg.): ''[[Die Griechischen Christlichen Schriftsteller]].'' Clemens Alexandrinus 3, Akademie Verlag, Berlin 1980, mit Vermerk der Vorläufigkeit.</ref> Morton Smiths ''The Secret Gospel'' wurde 1982 neu herausgegeben.<ref>Morton Smith: ''The Secret Gospel. The Discovery And Interpretation of the Secret Gospel According to Mark.'' Middletown (Kalifornien) 1982 ({{Google Buch |BuchID=SroSAQAAIAAJ}}).</ref>


Smith knüpfte an den Text weitreichende Spekulationen bezüglich des [[Historischer Jesus|historischen Jesus]] und frühchristlicher Moralvorstellungen. Diese Folgerungen werden von nahezu allen Bibelwissenschaftlern als unhaltbar abgelehnt. Auch die Authentizität des Textes wird von vielen als sehr fraglich erachtet oder komplett bestritten. Viele Forscher hielten den Text rundweg für eine Fälschung von Smith. Dafür sprechen Übereinstimmungen mit der Handlung eines 1940 erschienenen kanadischen Romans von [[James Hogg Hunter]]: ''The mystery of Mar Saba''.<ref>Vgl. [[Hans-Josef Klauck]]: ''Die apokryphe Bibel: ein anderer Zugang zum frühen Christentum.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2008, S.&nbsp;87–93, hier S.&nbsp;89.<br />Craig A. Evans: ''The Apocryphal Jesus. Assessing the Possibilities and Problems.'' In: Craig A. Evans, Emanuel Tov (Hrsg.): ''Exploring the origins of the Bible.'' Baker, Grand Rapids 2008, S.&nbsp;147–172.<br />Stephen C. Carlson: ''The Gospel hoax: Morton Smith's invention of Secret Mark.'' Baylor University Press, Texas 2005, S.&nbsp;111.<br />Robert M. Price: ''Second Thoughts on the Secret Gospel.'' In: ''Bulletin for Biblical Research.'' 14/1 (2004), {{ISSN|1065-223X}}, S.&nbsp;127–132, hier S.&nbsp;131&nbsp;f. ({{Webarchiv |url=http://www.ibr-bbr.org/files/bbr/BBR_2004a_06_Price_SecretGospel.pdf |text=ibr-bbr.org |wayback=20170914035204 |format=PDF; 101&nbsp;kB}}).<br />Scott Gregory Brown: ''Mark's other gospel. Rethinking Morton Smith's controversial discovery.'' Studies in Christianity and Judaism 15, Canadian Corporation for Studies in Religion, Wilfrid Laurier University Press, Waterloo, Ontario 2005, S.&nbsp;57&nbsp;ff.<br />[[Jacob Neusner]]: ''Who Needs “The Historical Jesus”? An Essay-Review.'' In: ''Bulletin for Biblical Research.'' Band 4 (1994), S.&nbsp;113–126, hier S.&nbsp;115&nbsp;f. ({{Webarchiv |url=http://www.ibr-bbr.org/files/bbr/BBR_1994_08_Neusner-HistoricalJesus.pdf |text=ibr-bbr.org |wayback=20200715093448 |format= PDF; 149&nbsp;kB}}).</ref>
== Inhalt des Briefs ==
Aus dem Brief geht hervor, dass Theodorus Clemens wegen einiger angeblicher Markus-Zitate, die die [[Karpokratianer]] verbreiteten, befragt hat.

Clemens schreibt, Markus habe in Alexandria ein erweitertes Evangelium verfasst, das in der [[Bibliothek von Alexandria]] aufbewahrt werde:
:''[Solchermaßen] verfaßte [Markus] ein geistigeres Evangelium zum Gebrauch für jene, die eben vervollkommnet wurden. Desungeachtet enthüllte er nicht die nicht zu verbreitenden Dinge, noch schrieb er die hierophantische Lehre des Herrn nieder, sondern fügte den schon geschriebenen Geschichten noch andere hinzu und brachte überdies gewisse Aussprüche hinein, von denen er wußte, daß<!--sic!--> ihre Interpretation als ein Mystagogon die Hörer in das innerste Heiligtum jener Wahrheit führen würde, die von sieben [Schleiern] verhüllt ist. So bestimmte er insgesamt, meiner Meinung nach, weder ungern noch unvorsichtig, die Dinge vorher und hinterließ sterbend sein Werk der Kirche in Alexandria, wo es noch heute aufs sorgfältigste behütet und nur denen vorgelesen wird, die in die großen Geheimnisse eingeweiht werden.''


== Inhalt ==
Der Empfänger, Theodorus, soll wegen einiger angeblicher Markus-Zitate, die die [[Karpokrates|Karpokratianer]] verbreiteten, Clemens befragt haben. Clemens berichtet nun, Markus habe in Alexandria ein erweitertes Evangelium verfasst, das dort in der [[Bibliothek von Alexandria|Bibliothek]] aufbewahrt werde:
{{Zitat
|Text=[Solchermaßen] verfaßte [Markus] ein geistigeres Evangelium zum Gebrauch für jene, die eben vervollkommnet wurden. Desungeachtet enthüllte er nicht die nicht zu verbreitenden Dinge, noch schrieb er die hierophantische Lehre des Herrn nieder, sondern fügte den schon geschriebenen Geschichten noch andere hinzu und brachte überdies gewisse Aussprüche hinein, von denen er wußte, daß<!--sic!--> ihre Interpretation als ein Mystagogon die Hörer in das innerste Heiligtum jener Wahrheit führen würde, die von sieben [Schleiern] verhüllt ist. So bestimmte er insgesamt, meiner Meinung nach, weder ungern noch unvorsichtig, die Dinge vorher und hinterließ sterbend sein Werk der Kirche in Alexandria, wo es noch heute aufs sorgfältigste behütet und nur denen vorgelesen wird, die in die großen Geheimnisse eingeweiht werden.}}
Gleichwohl sei [[Karpokrates]], der Anführer einer [[Gnostizismus|gnostisch]]-christlichen Sekte, unter Anwendung hinterlistiger [[Magie|magischer]] Künste in den Besitz einer Kopie gelangt und beschmutze nun die „makellosen und heiligen Worte“, indem er ihnen „äußerst schamlose Lügen“ beimenge. Und wenn nun die Karpokratianer ihr verfälschtes Werk zeigten, solle man unter Eid verneinen, dass es das Geheime Evangelium des Markus sei – auch wenn es Teile dieses Evangeliums enthalte.
Gleichwohl sei [[Karpokrates]], der Anführer einer [[Gnostizismus|gnostisch]]-christlichen Sekte, unter Anwendung hinterlistiger [[Magie|magischer]] Künste in den Besitz einer Kopie gelangt und beschmutze nun die „makellosen und heiligen Worte“, indem er ihnen „äußerst schamlose Lügen“ beimenge. Und wenn nun die Karpokratianer ihr verfälschtes Werk zeigten, solle man unter Eid verneinen, dass es das Geheime Evangelium des Markus sei – auch wenn es Teile dieses Evangeliums enthalte.
:''Da aber die unreinen Geister immer auf die Zerstörung der Rasse der Menschen sinnen, machte sich Karpokrates, von ihnen unterrichtet und hinterlistige magische Künste gebrauchend, einen gewissen Presbyter der Kirche in Alexandria so gefügig, daß<!--sic!--> er von ihm eine Abschrift des Geheimen Evangeliums bekam, das er seiner blasphemischen und fleischlichen Doktrin entsprechend auslegte und es darüber hinaus beschmutzte, indem er den makellosen und heiligen Worten äußerst schamlose Lügen beimengte. Aus dieser Mischung sind die Lehren der Karpokratianer abgezogen. Ihnen darf man daher, wie ich oben sagte, nie nachgeben, noch auch sollte man, wenn sie ihre Fälschungen herausstellen, ihnen zugeben, daß<!--sic!--> das Geheime Evangelium von Markus ist, sondern sollte es sogar unter Eid verneinen. „Nicht alles Wahre muß allen Menschen gesagt werden.“''

Nun zitiert Clemens eine Passage des geheimen Evangeliums Wort für Wort im Originaltext und gibt auch den genauen Ort an (zwischen Mk 10,34 und 35):

:„Und sie kamen nach Bethanien, und eine gewisse Frau, deren Bruder gestorben war, war dort. Und herzu kommend, warf sie sich vor Jesus nieder und sagte zu ihm: 'Sohn Davids, habe Erbarmen mit mir.' Aber die Jünger wiesen sie zurück. Und Jesus, der in Wut geriet, ging mit ihr in den Garten, wo das Grab war, und sogleich wurde ein lauter Schrei aus dem Grab gehört. Und näher tretend, rollte Jesus den Stein vom Eingang des Grabes weg. Und sogleich ging er hinein, wo der Jüngling war, streckte seine Hand aus und zog ihn hoch, indem er dessen Hand ergriff. Aber der Jüngling, als er ihn ansah, liebte ihn und fing an, ihn anzuflehen, daß<!--sic!--> er bei ihm sein möge. Und sie gingen aus dem Grab heraus und kamen in das Haus des Jünglings, denn er war reich. Und nach sechs Tagen sagte ihm Jesus, was er tun solle, und am Abend kommt der Jüngling zu ihm, ein leinenes Tuch über [seinem] nackten [Körper] tragend. Und er blieb diese Nacht bei ihm, denn Jesus lehrte ihn das Geheimnis des Reiches Gottes. Und von da erhob er sich und ging auf die andere Seite des Jordans zurück.“

Anschließend weist er darauf hin, dass die Worte „nackter Mann mit nacktem Mann“ und die anderen Dinge, von denen Theodorus schrieb, da nicht vorhanden seien.

Außerdem füge das geheime Evangelium den Worten „Und er kommt nach Jericho“ [in Mk 10,46] noch Folgendes hinzu:


{{Zitat
:„Und die Schwester des Jünglings, den Jesus liebte, und seine Mutter und Salome waren dort, und Jesus empfing sie nicht“.
|Text=Da aber die unreinen Geister immer auf die Zerstörung der Rasse der Menschen sinnen, machte sich Karpokrates, von ihnen unterrichtet und hinterlistige magische Künste gebrauchend, einen gewissen Presbyter der Kirche in Alexandria so gefügig, daß<!--sic!--> er von ihm eine Abschrift des Geheimen Evangeliums bekam, das er seiner blasphemischen und fleischlichen Doktrin entsprechend auslegte und es darüber hinaus beschmutzte, indem er den makellosen und heiligen Worten äußerst schamlose Lügen beimengte. Aus dieser Mischung sind die Lehren der Karpokratianer abgezogen. Ihnen darf man daher, wie ich oben sagte, nie nachgeben, noch auch sollte man, wenn sie ihre Fälschungen herausstellen, ihnen zugeben, daß<!--sic!--> das Geheime Evangelium von Markus ist, sondern sollte es sogar unter Eid verneinen. Nicht alles Wahre muß allen Menschen gesagt werden.}}
:''Aber die vielen anderen [Dinge, über] die du schriebst, scheinen falsch zu sein und sind Fälschungen.''
Es folgt eine Passage des „Geheimen Evangeliums“ im Originaltext unter Angabe der genauen Textstelle (zwischen Mk 10,34 und 35):
:''Nun, die wahre Erklärung und das, was mit der wahren Weisheit übereinstimmt...''
{{Zitat
|Text=Und sie kamen nach Bethanien, und eine gewisse Frau, deren Bruder gestorben war, war dort. Und herzu kommend, warf sie sich vor Jesus nieder und sagte zu ihm: ‚Sohn Davids, habe Erbarmen mit mir.‘ Aber die Jünger wiesen sie zurück. Und Jesus, der in Wut geriet, ging mit ihr in den Garten, wo das Grab war, und sogleich wurde ein lauter Schrei aus dem Grab gehört. Und näher tretend, rollte Jesus den Stein vom Eingang des Grabes weg. Und sogleich ging er hinein, wo der Jüngling war, streckte seine Hand aus und zog ihn hoch, indem er dessen Hand ergriff. Aber der Jüngling, als er ihn ansah, liebte ihn und fing an, ihn anzuflehen, daß<!--sic!--> er bei ihm sein möge. Und sie gingen aus dem Grab heraus und kamen in das Haus des Jünglings, denn er war reich. Und nach sechs Tagen sagte ihm Jesus, was er tun solle, und am Abend kommt der Jüngling zu ihm, ein leinenes Tuch über [seinem] nackten [Körper] tragend. Und er blieb diese Nacht bei ihm, denn Jesus lehrte ihn das Geheimnis des Reiches Gottes. Und von da erhob er sich und ging auf die andere Seite des Jordans zurück.}}
Anschließend weist der Verfasser darauf hin, dass die Worte „nackter Mann mit nacktem Mann“ und die anderen Dinge, von denen Theodorus geschrieben habe, dort nicht vorhanden seien.


Außerdem füge das Geheime Markusevangelium den Worten „Und er kommt nach Jericho“ (in {{B|Mk|10|46}}) noch Folgendes hinzu:
Hier bricht der Bericht mitten auf der Seite ab.
{{Zitat
|Text=Und die Schwester des Jünglings, den Jesus liebte, und seine Mutter und Salome waren dort, und Jesus empfing sie nicht. Aber die vielen anderen [Dinge, über] die du schriebst, scheinen falsch zu sein und sind Fälschungen. Nun, die wahre Erklärung und das, was mit der wahren Weisheit übereinstimmt…}}
Hier bricht der Brief mitten auf der Seite ab.


== Forschungsdiskussion ==
== Forschungsdiskussion ==
Der Bericht über den neu gefundenen Clemens-Brief und die von Morton Smith daraus gezogenen provokativen Folgerungen wurden von der etablierten Forschung mit äußerster Skepsis aufgenommen. Heute haben sich die Emotionen ziemlich gelegt, die Meinungen gehen jedoch immer noch weit auseinander.
Der Forschungsbericht von Morton Smith und seine daraus gezogenen Folgerungen wurden in der bibelwissenschaftlichen Forschung zum größten Teil mit Skepsis aufgenommen.


=== Echtheit des Manuskripts ===
=== Diskussion zur Echtheit der Abschrift ===
Die von Smith beschriebenen Dokumente sollen nach dem Transfer vom Kloster [[Mar Saba]] bei [[Jerusalem]] in die Bibliothek des [[Patriarchat (Kirche)|Orthodoxen Patriarchates]] in Jerusalem nicht mehr aufzufinden sein. Es sind die von Smith 1973 publizierten photographischen Reproduktionen bekannt. Seit dem Jahr 2000 liegen auch später angefertigte Farbfotografien vor, die Handschrift selbst gilt als verschollen.<ref>Markschies, S. 391.</ref> Das methodologische Prinzip wurde verletzt: „The authenticity of a text can only be stablished by the consensus of experts who have studied the original document under scientifically appropriate circumstances.“<ref>J. D. Crossan: ''Four Other Gospels.'' Minneapolis 1985, S. 100, zitiert nach Markschies 391&nbsp;f. Deutsch: „Die Echtheit eines Text kann nur bestätigt werden durch ein übereinstimmendes Urteil von Experten, die das Originaldokument unter wissenschaftlich angemessenen Umständen untersuchen konnten.“</ref> Somit bringen die Farbfotografien keinen neuen Beweis für die Echtheit.<ref>Bart D. Ehrman: ''Response.'' S. 155–163, nach Markschies, S. 392, Anm. 5.</ref> Smith selber hat sich niemals bemüht, das Original vorzulegen.<ref>Markschies, S. 391.</ref> Eine Bestätigung der Echtheit der Abschrift und ihre zeitliche Einordnung ist somit methodisch unmöglich, solange das Original nicht vorliegt. Da es keine Originale mehr gibt, sondern nur die 1973 publizierten Fotos aus dem Jahr 1958, kann das Alter des Manuskripts nicht durch chemische Analyse festgestellt werden.<ref>Siehe [[Bernd Kollmann (Theologe)|Bernd Kollmann]]: ''Die Jesus-Mythen. Sensationen und Legenden.'' 2. Auflage. Herder, Freiburg 2009, ISBN 978-3-451-32198-6, S.&nbsp;55.</ref>
Das Manuskript fand sich als handschriftlicher Zusatz vermutlich aus dem 18. Jahrhundert (Handschriftenanalyse) auf den leeren Seiten einer gedruckten Ausgabe der Briefe des [[Ignatius von Antiochien]] von 1646. Der Eintrag wurde Ende der 50er Jahre von dem US-amerikanischen Gelehrten Morton Smith (1915-1991) entdeckt und 1973 veröffentlicht. Behauptungen, es handle sich um eine Fälschung Smiths, werden bis heute vertreten und dadurch genährt, dass das Original nach dem Transfer vom Kloster [[Mar Saba]] bei [[Jerusalem]] in die Bibliothek des [[Patriarchat (Kirche)|Orthodoxen Patriarchates]] in Jerusalem nicht mehr gefunden wird. Philologische Analysen lassen es allerdings durchaus möglich erscheinen, dass der Text in der Tat von [[Clemens von Alexandrien]] stammt.


=== Diskussion zum Inhalt der Schrift ===
Frühe [[Sprachwissenschaft|linguistische]] Analysen hielten eine Verfasserschaft durch [[Clemens von Alexandria]] für möglich. Allerdings wurden inhaltliche Diskrepanzen zum sonstigen Werk des Clemens festgestellt.


Der Text kommt verschiedentlich dem [[Johannesevangelium]] und anderen Evangelien nahe.<ref>Vgl. [[F. F. Bruce]]: {{Webarchiv |url=http://www.biblicalstudies.org.uk/pdf/mark_bruce.pdf |text=''The 'Secret' Gospel of Mark.'' |wayback=20181120092622}} (PDF; 172&nbsp;kB) Ethel M. Wood Lecture delivered before the University of London on 11 Feb. 1974. The Athlone Press, London 1974.</ref>
=== Autorschaft von Clemens von Alexandria ===
Die meisten Autoren nehmen aufgrund der [[Sprachwissenschaft|linguistischen]] Analyse an, dass es sich um einen echten Brief des Clemens von Alexandria handelt. Andererseits haben verschiedene Autoren inhaltliche Diskrepanzen zum sonstigen Werk des Clemens festgestellt. <ref>[http://www.biblicalstudies.org.uk/pdf/mark_bruce.pdf F. F. Bruce: ''The 'Secret' Gospel of Mark'' Ethel M. Wood Lecture delivered before the University of London on 11 February 1974]</ref>


==== Hypothese einer gnostischen Texterweiterung des kanonischen Markusevangeliums ====
=== Hypothesen ===
Mehrere Neutestamentler sehen im von Smith publizierten Text eine gnostische Überarbeitung des Markus-Evangeliums aus dem 2. Jh.<ref>Siehe etwa Gerd Theissen, Annette Merz: ''Der historische Jesus.'' 2001, S. 130: „Die Mehrheit der Ausleger sieht das geheime Evangelium als eine gnostische Revision des kanonischen Markus, die im zweiten Jahrhundert verfasst wurde. Dies wird unterstützt durch die Betonung ihres ‚geheimen‘ Charakters und seinen Gebrauch in karpokratischen Kreisen, die es offensichtlich verwendeten, um bestimmte liturgische Gebräuche zu legitimieren.“ Ähnlich äußerten sich [[Robert H. Gundry]] 1993, [[N.T. Wright]] 1996 und [[Wilhelm Schneemelcher]] in: ''Neutestamentliche Apokryphen.'' 5. Auflage. Band 1, S. 92.</ref> [[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]] datiert den Text auf etwa 130.<ref name="berger">Klaus Berger, Christiane Nord: ''Das Neue Testament und frühchristliche Schriften.'' Frankfurt 2005, S.&nbsp;926.</ref>
==== Eine gnostische Erweiterung des kanonischen Evangeliums ====
Die Mehrheit der Neutestamentler geht davon aus, dass es sich bei dem geheimen Evangelium um eine spätere Version des kanonischen Evangeliums handelt, das bereits in gnostischer Richtung erweitert wurde (Robert H. Gundry, 1993, N.T. Wright, 1996). Gerd Theissen schreibt in „Der historische Jesus“ (2001): „''Die Mehrheit der Ausleger sieht das geheime Evangelium als eine gnostische Revision des kanonischen Markus, die im zweiten Jahrhundert verfasst wurde. Dies wird unterstützt durch die Betonung ihres 'geheimen' Charakters und seinen Gebrauch in karpokratischen Kreisen, die es offensichtlich verwendeten, um bestimmte liturgische Gebräuche zu legitimieren.''“ Klaus Berger in „Das Neue Testament und die frühchristlichen Schriften“ datiert das geheime Evangelium auf etwa 130.


Auch unter der Annahme einer Verfasserschaft des Clemens ist die Authentizität seines Berichts fraglich. Denn kein anderer Autor bezeugt diese Textfassung des Markusevangeliums, und Clemens gilt nicht als durchgehend verlässliche Quelle bei der Zuschreibung und Anerkennung außerkanonischer und apokrypher Texte.
Begründet wird das durch die Bezeugung des Texts einzig in diesem einen Brief (auch beispielsweise nicht vom Clemens-Schüler Origenes, von dessen Schriften sehr viele erhalten sind) von einem Autor, dessen historische Genauigkeit bezüglich frühchristlicher Texte nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Auch wenn es glaubhaft ist, dass Clemens ein entschiedener Gegner der Gnostiker und selbst von der Echtheit dieses geheimen Markus-Evangeliums überzeugt war, stellt sich die Frage, wie weit man sich da auf sein Urteil verlassen kann. Bei anderen Texten hat sich Clemens nach heutigem Wissen sehr getäuscht, beispielsweise sagt er, die apokryphen „Predigten von Petrus“ und die „Apokalypse des Petrus“ seien von Petrus selbst geschrieben und erklärt auch andere apokryphe Texte für authentisch, die zeitgenössische Theologen als nicht-kanonisch ablehnen. Seine übrigen Schriften zeigen auch, dass er sehr viel für Geheimnisse, esoterische Lehren und mystische Erfahrungen übrig hatte.


'''Kritik:''' Die These von der nachträglichen Expansion verzichtet auf eine mögliche Erklärung für den jungen Mann in Mk 14,50-52. Sie liefert auch keine Erklärung für die Lücke in Mk 10,46, die bereits vor der Entdeckung des geheimen Evangeliums bekannt war. Auch wenn es in der theologischen Literatur alternative Erklärungen für diese beiden Punkte gibt, müsste den Autoren der gnostischen Erweiterung unterstellt werden, die sprachlichen Inkonsistenzen im Markus-Evangelium ebenfalls wahrgenommen und auf hochkomplexe Weise gelöst zu haben.
Erklärungsbedürftig ist unter der Annahme einer gnostischen Texterweiterung die Erzählung vom „jungen Mann“ in Mk 14,50–52 und die Lücke in Mk 10,46, die bereits vor der Entdeckung des „Geheimen Markusevangeliums“ bekannt war. Man müsste den Autoren der gnostischen Erweiterung unterstellen, die sprachlichen Inkonsistenzen im Markusevangelium ebenfalls wahrgenommen und auf hochkomplexe Weise gelöst zu haben.


==== Hypothese eines zeitlichen Vorrangs des „Geheimen Markusevangeliums“ ====
==== Eine Urform des Evangeliums ====
Nur sehr wenige Forscher nehmen an, dass das Geheime Markusevangelium älter ist als das kanonische Markusevangelium. [[Helmut Koester]] beispielsweise argumentiert für folgende Textentwicklung: Anfangs stand die Ur-Fassung, die Matthäus und Lukas verwendet hätten. Danach sei jener Markus-Text publiziert worden, welchen die alexandrinische Kirche besessen habe. Daraus sei dann die gnostifizierte Version von Karpokrates hervorgegangen. Bald darauf oder gleichzeitig sei eine gekürzte Version von Markus weithin publiziert und zum kanonischen Markusevangelium geworden. Der Ur-Markus sei, ebenso wie die [[Logienquelle Q]], nicht erhalten geblieben. Koester vermutet auch noch weitere Reflexe des „Geheimen Markusevangeliums“ im kanonischen Markustext.<ref>Vgl. H. Koester: ''From Jesus to the Gospels. Interpreting the New Testament in its context.'' Fortress, Minneapolis 2007, S.&nbsp;52.</ref>
Eine kleine Gruppe geht davon aus, dass das geheime Markus-Evangelium älter ist als das kanonische Evangelium, welches eine gekürzte Form des geheimen Evangeliums darstelle:
Helmut Koester beispielsweise hat zwei Studien publiziert, die argumentieren, dass sich Markus nach und nach entwickelt habe. Zuerst der Ur-Markus, den Matthäus und Lukas verwendet hätten. Danach sei der Original-Markus publiziert worden, die Version, die die alexandrinische Kirche besessen habe (und aus dieser dann die gnostifizierte Version von Karpokrates). Bald darauf oder gleichzeitig sei eine gekürzte Version von Markus weithin publiziert und zum kanonischen Markus-Evangelium geworden. Der Ur-Markus sei, ebenso wie die [[Logienquelle]] Q, nicht erhalten geblieben. [[Dominic Crossan]] in ''The Historical Jesus'': „Die zweite Version von Markus strich diese Stellen, ließ aber ihre textlichen Überreste, die im Text verstreut waren, bestehen. Das dürfte etwa am Ende der 70er geschehen sein.“


Diese These beruft sich auf zwei Stellen im kanonischen Markus-Evangelium. So heißt es dort anlässlich der Festnahme von Jesus Christus durch die Hohepriester:
Diese Hypothese beruft sich auf zwei Stellen im kanonischen Markus-Evangelium. So heißt es dort anlässlich der Festnahme Jesu durch die Hohepriester:
{{Zitat
|Text=Ein junger Mann aber, der nur mit einem leinenen Tuch bekleidet war, wollte Jesus nachgehen. Da packten sie ihn; er aber ließ das Tuch fallen und lief nackt davon.
|Quelle={{B|Mk|14|50–52}}}}
Dass der junge Mann, der Jesus zu folgen versuchte, nur mit einem Leinentuch bekleidet war, ist unter der Annahme der Vorgängerschaft des „Geheimen Markus-Evangeliums“ erklärbar: Es handelt sich dann um den Jüngling, den Jesus zuvor in [[Betanien]] von den Toten auferweckt hatte (nach {{B|Joh|12|1}} also um [[Lazarus]]). Ein solcher Bezug auf Lazarus wird auch von Autoren vermutet, die sich nicht auf das Geheime Markusevangelium beziehen. Die allgemeine kirchliche Tradition geht allerdings davon aus, der Jüngling sei Markus selbst gewesen.


Auch kann der abrupte Übergang in {{B|Mk|10|46}} (im ersten Satz kommen die Jünger nach Jericho, im zweiten Satz verlassen sie es bereits wieder) bei Zugrundelegung des „Geheimen Markus-Evangeliums“ als Folge einer Kürzung erklärt werden.
:„Ein junger Mann aber, der nur mit einem leinenen Tuch bekleidet war, wollte [[Jesus von Nazaret|Jesus]] nachgehen. Da packten sie ihn; er aber ließ das Tuch fallen und lief nackt davon.“ (Mk 14,50-52)


Die ungewöhnliche Schrumpfung des Markus-Evangeliums kann dann erklärt werden als Zensur von Stellen, die nicht mit der späteren kirchlichen Lehre übereinstimmten. So verurteilt etwa [[Apostel Paulus|Paulus]] an verschiedenen Stellen die gleichgeschlechtliche Begierde zwischen Männern {{Bibel|Röm|1|27}}. Dies könnte ein Grund sein, warum das längere der beiden oben zitierten Fragmente gestrichen wurde. Die Streichung des kürzeren Fragments dürfte sich dagegen der Erwähnung [[Salome (Jüngerin)|Salomes]] verdanken. In gnostischen Schriften werden Salome und [[Maria Magdalena]] zu den Jüngern gerechnet.
Die an sich unverständliche Schilderung der Tatsache, dass der junge Mann, der Jesus zu folgen versuchte, nur mit einem Leinentuch bekleidet war, ergibt, wenn man die sehr ähnliche Passage aus dem geheimen Evangelium hinzunimmt, auf einmal einen [[Intertextualität|intertextuellen]] Sinn. Es handelt sich demnach um den Jüngling, den Jesus zuvor in [[Betanien]] von den Toten auferweckt hatte (nach Joh 12,1 also um [[Lazarus]]). Die These, dass dieser Jüngling Lazarus war, wird auch von Autoren vertreten, die sich nicht auf das geheime Markus-Evangelium beziehen. Die allgemeine kirchliche Tradition geht allerdings davon aus, der Jüngling sei Markus selbst gewesen.


Gegen die Annahme, dass das Geheime Markusevangelium dem kanonischen Markustext vorausliegt, wird u.&nbsp;a. das textkritische Prinzip ins Feld geführt, dass die kürzere von zwei Textvarianten meistens auch die ältere ist. Auch gibt es für die Annahme einer „Zensur“ keinerlei unabhängige Belege oder nachweisliche Parallelen.
Ebenso kann der abrupte Übergang in Mk 10,46 (im ersten Satz kommen die Jünger nach Jericho, im zweiten Satz verlassen sie es bereits wieder) mit Hilfe des geheimen Evangeliums als Folge einer Kürzung erklärt werden.

Die ungewöhnliche Schrumpfung des Markus-Evangeliums wird von den Befürwortern der These mit der Zensur von Stellen erklärt, die nicht mit der späteren kirchlichen Lehre übereinstimmten. So verurteilt etwa [[Apostel Paulus|Paulus]] an verschiedenen Stellen die gleichgeschlechtliche Begierde zwischen Männern (Röm 1,27). Dies könnte ein Grund sein, warum das längere der beiden oben zitierten Fragmente gestrichen wurde. Die Streichung des kürzeren Fragments dürfte sich dagegen der Erwähnung [[Salome (Jüngerin)|Salomes]] verdanken. In gnostischen Schriften wird Salome, ebenso wie [[Maria Magdalena]], zu den Jüngern gerechnet. Einige Autoren gehen davon aus, dass in den kanonischen Evangelien Texte gestrichen wurden, um ihre Bedeutung nachträglich zu schmälern.

'''Kritik:''' Gegen diese These wird ins Feld geführt, dass die kürzere von zwei Textvarianten meistens auch die ältere ist. Ebenso gibt es keine wissenschaftlichen Belege für eine Zensur der Evangelien, die nur von Zeit zu Zeit als Hypothese auftaucht, mit der eine theologische Richtung das Neue Testament ihrer Sichtweise anpassen will.


==== Pastiche ====
Eine weitere Hypothese ist auch, dass es sich um eine so genannte [[Pastiche]] handle, also eine Zusammenstellung von Texten aus verschiedenen Evangelien unter möglicher Verwendung von älterem Material. Solche Pastichen sind aus etwas späterer Zeit vielfach überliefert.

Diese These wird vom Bibelwissenschaftler F. F. Bruce vertreten, der in seinem Londoner Vortrag jedes der einzelnen Textstücke identifiziert und dazu die Quelle angibt.

'''Kritik:''' Auch hier bleiben die Inkonsistenzen im kanonischen Markus-Evangelium und die Frage, warum sie im geheimen Evangelium aufgelöst sind, ein offenes Problem.


==== Kompilation ====
Eine weitere Hypothese ist auch, dass es sich um eine [[Kompilation (Literatur)|Kompilation]] handelt, also eine Zusammenstellung von Texten aus verschiedenen Evangelien, eventuell unter Verwendung von älterem Material. Solche Kompilationen sind aus etwas späterer Zeit vielfach überliefert. Diese These wird vom Bibelwissenschaftler [[F. F. Bruce]] vertreten, der in seinem Londoner Vortrag jedes der einzelnen Textstücke identifiziert und dazu die Quelle angibt. Auch hier bleiben die Inkonsistenzen im kanonischen Markusevangelium und die Frage, warum sie im Geheimen Evangelium aufgelöst sind, ein offenes Problem.


==== Moderne Fälschung ====
==== Moderne Fälschung ====
Einige Autoren vertreten die Hypothese, dass das geheime Markus-Evangelium eine moderne Fälschung oder ein Hoax von Morton Smith selbst ist. Stephen C. Carlsson untersuchte das Manuskript mit Handschriftvergleichen, Stil- und Vokabularanalysen und fand inhaltliche Hinweise auf eine Entstehung im 20. Jahrhundert.<ref>Stephen C. Carlson, The Gospel Hoax: Morton Smith's Invention of Secret Mark, 2006</ref> Francis Watson führt aus, dass interne Anomalien gegen eine Autorschaft von Clemens sprechen, und dass die Interessen und Themen darin bereits vor der Entdeckung bei Smith zu finden sind.<ref>[http://jts.oxfordjournals.org/content/61/1/128.abstract Francis B. Watson: ''Beyond Suspicion: on the Authorship of the Mar Saba Letter and the Secret Gospel of Mark", Theol Studies (2010) 61 (1): 128-170.] </ref>
Einige Autoren vertreten die Hypothese, dass das Geheime Markusevangelium eine moderne Fälschung oder ein „[[Hoax]]“ von [[Morton Smith]] selbst ist. Stephen C. Carlson unternahm Handschriftvergleiche, Stil- und Vokabularanalysen und fand inhaltliche Hinweise auf eine Entstehung im 20. Jahrhundert.<ref>Stephen C. Carlson: ''The Gospel Hoax. Morton Smith's Invention of Secret Mark.'' Baylor University Press, Waco TX 2005, ISBN 1-932792-48-1.</ref> Francis Watson beobachtet textinterne Anomalien, die gegen eine Autorschaft von Clemens sprechen. Smith habe zudem schon vor 1958/1960 ähnliche Interessen und Themen verfolgt.<ref>Francis B. Watson: ''Beyond Suspicion: on the Authorship of the Mar Saba Letter and the Secret Gospel of Mark.'' In: ''Journal of Theological Studies.'' 61/1 (2010), S. 128–170, [[doi:10.1093/jts/flq008]].</ref> Der Paläograph Agamemnon Tselikas beurteilt den Brief als Fälschung. Er stellt fest, dass die Handschrift keine Ähnlichkeit mit den Handschriften der Mönche hat. Das Buch war nach den präzisen Aufzeichnungen des Klosters nicht vor 1923 im Besitz und nach 1923 kann niemand den Brief hineingeschrieben haben, da die Bibliothek streng überwacht wird. Er kommt zu dem Schluss, dass die Eintragung anderswo erfolgte und das Buch nachträglich nach Mar Saba gebracht wurde. Daraus schließt er, dass Gelegenheit und Motiv Smith zum Verdächtigen machen und dass Smith die Fälschung vorgenommen hat, oder sie von jemand hat anfertigen lassen.<ref>Biblical Archaeology Society Staff: [https://www.biblicalarchaeology.org/daily/biblical-topics/bible-interpretation/agamemnon-tselikas-handwriting-analysis-report/ ''Agamemnon Tselikas’ Handwriting Analysis Report''], beauftragt durch die britische Zeitschrift ''Biblical Archaeology Review,'' 2010.</ref>


[[Peter Jeffery]] stellte wegen der unterschiedlichen Interpretationen einen Klärungsbedarf fest und beauftragte die Athener [[Schriftvergleichung|Schriftsachverständige]] Venetia Anastasopoulou, die Handschrift Smiths mit der Ignatiusausgabe zu vergleichen. Nach dem Gutachten von Venetia Anastasopoulou ist die Schrift in einer spontanen Art selbstsicher und ruhig geschrieben und weicht signifikant von der griechischen Handschrift Smiths ab. Es handele sich daher um keine Fälschung von Smith selbst. Auch betrachtet sie das Werk insgesamt als keine Fälschung, sie schließt aus, dass die Fälscher im Umfeld von Smith zu finden seien, da der Text keine Ähnlichkeit mit einer modernen Schreibweise aufweise.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.bib-arch.org/press-secret-mark-b.asp |text=''=Ms. Anastasopoulou’ Handwriting Analysis Report.'' |wayback=20131227053757}} In: ''bib-arch.org''.</ref><ref>[https://www.biblicalarchaeology.org/scholars-study/did-morton-smith-forge-secret-mark/ ''Did Morton Smith Forge “Secret Mark”?''] In: ''biblicalarchaeology.org,'' 14. Oktober 2009, abgerufen am 8. März 2024 (Links zu den einzelnen Beiträgen der Wissenschaftler).</ref>
=== Interpretation und Wertung ===
==== Morton Smith ====
Die von Smith publizierten Schlussfolgerungen in seinen Büchern „The secret Gospel: The discovery and interpretation of the secret Gospel according to Mark“ (1974) und „Jesus the Magician“ (1981) werden von der großen Mehrheit der Forscher abgelehnt.


== Interpretation und Wertung ==
:''Von den verstreuten Andeutungen in den kanonischen Evangelien und dem geheimen Markus-Evangelium können wir uns ein Bild machen von der Taufe von Jesus, dem „Geheimnis des Reiches Gottes“. Es war eine Wassertaufe, die Jesus bei ausgewählten Jüngern vollzog, einzeln und des Nachts. Der Jünger trug dabei ein leinenes Tuch über dem nackten Körper. Dieses Tuch wurde wahrscheinlich für die eigentliche Taufe, das Eintauchen ins Wasser, entfernt. Dieses Eintauchen war eine vorbereitende Reinigung. Danach wurde der Jünger durch unbekannte Zeremonien mit dem Geist von Jesus vereinigt. Eins mit Jesus, nahm er so durch Halluzination an dessen Aufstieg in den Himmel teil, er trat ins Reich Gottes ein und wurde dadurch von den Gesetzen der niedrigeren Welt befreit. Freiheit vom Gesetz könnte die Vollendung der geistigen Vereinigung durch eine körperliche Vereinigung gewesen sein. Das geschah sicher in vielen Formen des gnostischen Christentums. Wie früh es begann, lässt sich nicht sagen.'' Morton Smith, The Secret Gospel (1974)
=== Morton Smith ===
Die von Smith publizierten Schlussfolgerungen in seinen Büchern ''The secret Gospel: The discovery and interpretation of the secret Gospel according to Mark'' (1974) und ''Jesus the Magician'' (1981) werden von der großen Mehrheit der Forscher abgelehnt.


{{Zitat
====Homosexuelle Handlung oder Initiation?====
|Text=Von den verstreuten Andeutungen in den kanonischen Evangelien und dem geheimen Markus-Evangelium können wir uns ein Bild machen von der Taufe von Jesus, dem ‚Geheimnis des Reiches Gottes‘. Es war eine Wassertaufe, die Jesus bei ausgewählten Jüngern vollzog, einzeln und des Nachts. Der Jünger trug dabei ein leinenes Tuch über dem nackten Körper. Dieses Tuch wurde wahrscheinlich für die eigentliche Taufe, das Eintauchen ins Wasser, entfernt. Dieses Eintauchen war eine vorbereitende Reinigung. Danach wurde der Jünger durch unbekannte Zeremonien mit dem Geist von Jesus vereinigt. Eins mit Jesus, nahm er so durch Halluzination an dessen Aufstieg in den Himmel teil, er trat ins Reich Gottes ein und wurde dadurch von den Gesetzen der niedrigeren Welt befreit. Freiheit vom Gesetz könnte die Vollendung der geistigen Vereinigung durch eine körperliche Vereinigung gewesen sein. Das geschah sicher in vielen Formen des gnostischen Christentums. Wie früh es begann, lässt sich nicht sagen.
In verschiedenen Medien der Schwulenbewegung wurde die von Morton Smith eher angedeutete Möglichkeit, dass Jesus und der unbekannte junge Mann in der Nacht eine sexuelle Beziehung eingegangen seien, zu einer durch das Geheime Markusevangelium belegten Tatsache uminterpretiert. Weiter wurde daraus geschlossen, dass Jesus entweder homosexuell oder bisexuell orientiert gewesen sei.
|Autor=Morton Smith
|Quelle=''The Secret Gospel.'' 1974}}


=== Homosexuelle Handlung oder Initiation? ===
Allerdings ist diese Interpretation als [[Anachronismus|anachronistisch]] zu bezeichnen, da die Formulierungen („... am Abend kommt der Jüngling zu ihm, ein leinenes Tuch über [seinem] nackten [Körper] tragend. Und er blieb diese Nacht bei ihm, denn Jesus lehrte ihn das Geheimnis des Reiches Gottes.“) für einen Leser in der Antike vermutlich keine homosexuelle Handlung implizierten. Die nächtliche Belehrung entspricht eher einem jüdischen Topos, wie er im [[Jubiläenbuch]] erhalten ist.
In verschiedenen Medien der Schwulenbewegung wurde die von Morton Smith eher angedeutete Möglichkeit, dass Jesus und der unbekannte junge Mann in der Nacht eine sexuelle Beziehung eingegangen seien, zu einer durch das ''Geheime Markusevangelium'' belegten Tatsache uminterpretiert. Weiter wurde daraus geschlossen, dass Jesus entweder homosexuell oder bisexuell orientiert gewesen sei.


Allerdings ist diese Interpretation als [[Anachronismus|anachronistisch]] zu bezeichnen, da die Formulierungen („… am Abend kommt der Jüngling zu ihm, ein leinenes Tuch über [seinem] nackten [Körper] tragend. Und er blieb diese Nacht bei ihm, denn Jesus lehrte ihn das Geheimnis des Reiches Gottes.“) für einen Leser in der Antike vermutlich keine homosexuelle Handlung implizierten. „Die nächtliche Belehrung entspricht einem jüdischen [[Topos (Geisteswissenschaft)|Topos]], wie er im [[Jubiläenbuch]] erhalten ist“<ref>Klaus Berger, Christiane Nord: ''Das Neue Testament und frühchristliche Schriften.'' Frankfurt 2005, S.&nbsp;926.</ref> oder in [[Evangelium nach Johannes|Johannes]] {{BB|Joh|3|1–2}}, wo [[Nikodemus]] des Nachts das Gespräch mit Jesus sucht.
==== Identität des Jünglings ====
Obwohl die Parallelen zwischen dem im Clemens-Brief zitierten Bericht von der Erweckung des Jünglings und der Perikope von der Erweckung des Lazarus im Johannes-Evangelium natürlich sehr auffällig sind, kann nicht sicher geschlossen werden, dass der Jüngling des Clemens-Briefs mit dem Lazarus aus Joh 11 identisch ist (Das Neue Testament und Frühchristliche Schriften; Klaus Berger und Christiane Nord; Frankfurt 1999, S.924).


=== Identität des Jünglings ===
Insgesamt kann man sagen, dass die Frage nach der Identität des Jünglings kein neues Feld eröffnet, sondern ein bestehendes Feld erweitert. Zur wechselseitigen Identifizierung stehen die folgenden Gestalten des NT an:
Obwohl die Parallelen zwischen dem im Clemens-Brief zitierten Bericht von der Erweckung des Jünglings und der Perikope von der Erweckung des Lazarus im Johannesevangelium sehr auffällig sind, kann nicht sicher geschlossen werden, dass der Jüngling des Clemensbriefes mit dem Lazarus aus Johannes 11 identisch ist.<ref>Klaus Berger, Christiane Nord: ''Das Neue Testament und frühchristliche Schriften.'' Frankfurt 1999, S.&nbsp;924.<!--Diese Aussage ist in der Textausgabe von 2005 von Berger/Nord nicht mehr zu finden! --></ref>
* der reiche Jüngling (Mk 10,17-22)
* der Jüngling am Grab (Mk 16,5-7) (trägt ein langes, weißes Gewand)
* der Jüngling im Garten [[Gethsemane]] (Mk 14,51,52) (trägt Leinengewand auf bloßer Haut, flieht unter Zurücklassung desselbigen)
* Lazarus, Bruder von Maria und Martha (Joh 11,1-46; 12,1-2,9-11,17-19) (trägt bei der Auferstehung von den Toten Grabbinden und Schweißtuch)
* der Jünger, den Jesus liebte (Joh 13,23-26; 19,26-27; 20,2-10; 21,20-24)


Insgesamt kann man sagen, dass die Frage nach der Identität des Jünglings kein neues Feld eröffnet, sondern ein bestehendes erweitert. Zur wechselseitigen Identifizierung stehen die folgenden Gestalten des NT an:
Insbesondere die rätselhafte Gestalt des Jünglings am Grab und die beiläufige Erwähnung des Jünglings im Garten Gethsemane beim sonst für seine lakonische Kürze bekannten Markus haben schon Generationen von NT-Exegeten vor bislang nicht gelöste Probleme gestellt.
* der reiche Jüngling {{Bibel|Mk|10|17–22}}
* der Jüngling am Grab {{Bibel|Mk|16,5–7}} (trägt ein langes, weißes Gewand)
* der Jüngling im Garten [[Gethsemane]] {{Bibel|Mk|14|51–52}} (trägt Leinengewand auf bloßer Haut, flieht unter Zurücklassung desselbigen)
* Lazarus, Bruder von Maria und Martha ({{B|Joh|11|1–46}}; {{BB|Joh|12|1–2}}, {{BB|Joh|12|9–11}}, {{BB|Joh|12|17–19}}) (trägt bei der Auferstehung von den Toten Grabbinden und Schweißtuch)
* der [[Lieblingsjünger|Jünger, den Jesus liebte]] ({{B|Joh|13|23–26}}; {{BB|Joh|19,26–27}}; {{BB|Joh|20,2–10}}; {{BB|Joh|21,20–24}})


Insbesondere die rätselhafte Gestalt des Jünglings am Grab und die beiläufige Erwähnung des Jünglings im Garten Gethsemane beim sonst für seine Kürze bekannten Markus haben schon Generationen von Exegeten vor unlösbare Probleme gestellt.
==== Das geheime Evangelium der Adidam ====
In den 1980er Jahren wurde das apokryphe Markus-Evangelium von der [[Adi Da|Adidam]], einer für viele sexuelle Varianten offenen kalifornischen religiösen Gruppe in Hindu-Tradition, vereinnahmt und publiziert. Der Guru der Bewegung meinte, Smith habe in diesem Brief das Herz-Meister-Da entdeckt, eine alte Bestätigung, dass auch Jesus ein Geisttäufer gewesen sei, der Jünger in den echten spirituellen Yoga-Vorgang eingeweiht habe.

Morton Smiths ''The Secret Gospel'' wurde im Verlag der Gruppe (''Dawn Horse Press'') mit einem entsprechenden Vorwort von [[Elaine Pagels]] neu herausgegeben.


==== Edwin Yamauchi ====
==== Edwin Yamauchi ====
Ein prominenter Kritiker von Smiths Interpretation war der Historiker [[Edwin M. Yamauchi]]. In seinem 1986 erschienenen Essay über Magie und Wunder wies er auf einige schwache Punkte von Smiths Arbeit hin, insbesondere bezüglich seiner Reinterpretation von Jesus als Magus-Zauberer. Yamauchi argumentierte, dass die Neigung von Smith zum Finden von ''Parallelen zwischen Jesus und dem Leben des [[Pythagoräer]]s [[Apollonius von Tyana|Apollonius von Philostratus]]'' historisch anachronistisch sei. Er argumentierte auch, dass Smith Abschnitte von griechischen magischen Papyri außerhalb ihres Kontextes zitierte, um sein Argument zu unterstützen, dass Jesus und die frühen Christen Magie praktiziert hätten.

Ein prominenter Kritiker von Smiths Interpretation war der Historiker [[Edwin Yamauchi]]. In seinem 1986 erschienenen Essay über Magie und Wunder wies er auf einige schwache Punkte von Smiths Arbeit hin, insbesondere bezüglich seiner Reinterpretation von Jesus als Magus-Zauberer. Yamauchi argumentierte, dass die Neigung von Smith zum Finden von ''Parallelen zwischen Jesus und dem Leben des [[Pythagoräer]]s [[Apollonius von Tyana|Apollonius von Philostratus]]'' historisch anachronistisch sei. Er argumentierte auch, dass Smith Abschnitte von griechischen magischen Papyri außerhalb ihres Kontext zitierte, um sein Argument zu unterstützen, dass Jesus und die frühen Christen Magie praktiziert hätten.


==== F. F. Bruce ====
==== F. F. Bruce ====
Der Bibelwissenschaftler [[F. F. Bruce]] sah 1974 in dem Text eine gnostische Apokryphe, die deutlich jünger ist als die kanonischen Schriften, und hält es für gut möglich, dass sie innerhalb der Karpokraten oder einer ähnlichen Gruppe entstanden ist. Dass Clemens sie für echt hielt, sieht er als irrelevant an angesichts von Clemens' sehr unkritischer Akzeptanz anderer Apokryphen. Für ihn ist die Geschichte sehr offensichtlich eine eher unbeholfene Nachahmung der Auferweckung des Lazarus bei Johannes und keine unabhängige Markus-Parallele dazu, ganz zu schweigen davon, dass es sich um die Quelle des Johannesberichts handeln könnte.
Der Bibelwissenschaftler [[Frederick Fyvie Bruce]] sah 1974 in dem Text eine gnostische [[Apokryphen|Apokryphe]], die deutlich jünger ist als die kanonischen Schriften, und hält es für gut möglich, dass sie innerhalb der Karpokraten oder einer ähnlichen Gruppe entstanden ist. Dass Clemens sie für echt hielt, sieht er als irrelevant an angesichts von Clemens’ sehr unkritischer Akzeptanz anderer Apokryphen. Für ihn ist die Geschichte sehr offensichtlich eine eher unbeholfene Nachahmung der Auferweckung des Lazarus bei Johannes und keine unabhängige Markusparallele dazu, ganz zu schweigen davon, dass es sich um die Quelle des Johannesberichts handeln könnte.


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]], [[Christiane Nord]]: ''Das Neue Testament und frühchristliche Schriften.'' Insel-Verlag, Frankfurt (Erstausgabe 1999) 2005, ISBN 3-458-17249-1, S. 926&nbsp;f. (Übersetzung und Erläuterung).
* Morton Smith: ''Clement of Alexandria and a Secret Gospel of Mark.'' Harvard University Press, Cambridge MA 1973, ISBN 0-674-13490-7, (wissenschaftlich).
* Scott G. Brown: ''Mark's Other Gospel: Rethinking Morton Smith's Controversial Discovery.'' Wilfrid Laurier University Press, Waterloo, Ont. 2005, ISBN 0-88920-461-6 (Monographie mit griechischem Text und Übersetzung der fraglichen Schriften, für deren Echtheit Brown plädiert).
* Morton Smith: ''Auf der Suche nach dem historischen Jesus. Entdeckung und Deutung des geheimen Evangeliums im Wüstenkloster Mar Saba''. Ullstein, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-550-07467-0, (populär).
* [[Frederick Fyvie Bruce|F. F. Bruce]]: ''Außerbiblische Zeugnisse über Jesus und das frühe Christentum''. Herausgegeben von Eberhard Güting. Brunnen-Verlag, Gießen 1991, ISBN 3-7655-9366-4, (''Monographien und Studienbücher'').
* [[Frederick Fyvie Bruce|F. F. Bruce]]: ''Außerbiblische Zeugnisse über Jesus und das frühe Christentum.'' Hrsg. von Eberhard Güting. Brunnen-Verlag, Gießen 1991, ISBN 3-7655-9366-4.
* Stephen C. Carlson: ''The Gospel Hoax. Morton Smith's Invention of Secret Mark''. Baylor University Press, Waco TX 2005, ISBN 1-932792-48-1.
* Stephen C. Carlson: ''The Gospel Hoax. Morton Smith's Invention of Secret Mark.'' Baylor University Press, Waco TX 2005, ISBN 1-932792-48-1.
* [[Morton Smith]]: ''Clement of Alexandria and a Secret Gospel of Mark.'' Harvard University Press, Cambridge (MA) 1973, ISBN 0-674-13490-7 (wissenschaftlich).
* [[Edwin M. Yamauchi]]: ''A Secret Gospel of Jesus as 'Magus'? A Review of the Recent Works of Morton Smith''. In: ''Christian Scholar's Review'' 4, 1975, 3, {{ISSN|0017-2251}}, S. 238–251.
* Morton Smith: ''Auf der Suche nach dem historischen Jesus. Entdeckung und Deutung des geheimen Evangeliums im Wüstenkloster Mar Saba.'' Ullstein, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-550-07467-0 (populär).
* [[Edwin M. Yamauchi]]: ''A Secret Gospel of Jesus as ‚Magus‘? A Review of the Recent Works of Morton Smith.'' In: ''Christian Scholar's Review.'' Band 4, 1975, Nr. 3, {{ISSN|0017-2251}}, S. 238–251.
* [[Helmut Merkel (Theologe)|Helmut Merkel]]: ''Das geheime Markusevangelium.'' In: [[Christoph Markschies]], [[Jens Schröter (Theologe)|Jens Schröter]]: ''Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung.'' I. Band: ''Evangelien und Verwandtes.'' Mohr Siebeck, Tübingen 2012, S. 390–399.


== Siehe auch ==
== Weblinks ==
* {{WiBiLex|Autor=Eckhard Rau|Referenz=47927|Titel=Geheimes Markusevangelium|Datum=2010-06}}
* [[Apokryphen]]
* Ben C. Smith: {{Webarchiv |url=http://www.textexcavation.com/secretmark.html |text=''The Secret Gospel of Mark. A Literary Forgery.'' |wayback=20221202140616}} In: ''textexcavation.com'' (Kurzer Bericht über Sachverhalt und Bewertung durch Carlson)
* [[Lazarus]], [[Salome (Jüngerin)]]
* Wieland Willker: {{Webarchiv |url=http://www-user.uni-bremen.de/~wie/Secret/secmark_home.html |text=''The Secret Gospel of Mark'' |wayback=20131023075619}}, vielfältige Materialien (u.&nbsp;a. detaillierte Beschreibung, griechischer, deutscher und englischer Text, Abbildungen des Manuskripts, jüngere Entwicklungen).
* [[Homosexualität im Neuen Testament]]


== Einzelnachweis ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />


{{Normdaten|TYP=w|GND=4404630-3|LCCN=n2003093217|VIAF=178360331}}
== Weblinks ==
* [http://www.bibelwissenschaft.de/nc/wibilex/das-bibellexikon/details/quelle/WIBI/referenz/47927/cache/d11cc2267c4ccd22aaa4ab829baf40da Bibilex: Geheimes Markusevangelium]
* [http://www-user.uni-bremen.de/~wie/Secret/secmark_home.html The Secret Gospel of Mark Homepage] Detaillierte Beschreibung, griechischer, deutscher und englischer Text, Abbildungen des Manuskripts, Diskussion, sowie aktuelle Entwicklungen. Englisch.
* [http://www.textexcavation.com/secretmark.html The Secret Gospel of Mark. A Literary Forgery] Ausführliche Rezension von Carlson, ''Gospel Hoax''. Englisch.
* [http://www.biblicalstudies.org.uk/pdf/mark_bruce.pdf F. F. Bruce: ''The ‘Secret’ Gospel of Mark'' The Ethel M. Wood Lecture delivered before the University of London on 11 February 1974. London: The Athlone Press, 1974. Pbk.pp.20.] Beurteilung durch den führenden britischen Bibelwissenschaftler [[Frederick Fyvie Bruce]] (PDF-Datei; 172 kB)


[[Kategorie:Apokryphe Schrift des Neuen Testaments]]
[[Kategorie:Apokryphe Schrift des Neuen Testaments]]
[[Kategorie:Evangelium]]
[[Kategorie:Evangelium]]
[[Kategorie:Markus (Evangelist)]]

[[cs:Tajné Markovo evangelium]]
[[en:Secret Gospel of Mark]]
[[es:Evangelio secreto de Marcos]]
[[fi:Markuksen salainen evankeliumi]]
[[it:Vangelo segreto di Marco]]
[[nl:Geheime Marcusevangelie]]
[[no:Det hemmelige Markusevangeliet]]
[[pl:Tajemna Ewangelia Marka]]
[[ro:Evanghelia secretă după Marcu]]
[[sh:Tajno Evanđelje po Marku]]
[[sv:Hemliga Markusevangeliet]]

Aktuelle Version vom 10. März 2024, 15:30 Uhr

Kloster von Mar Saba bei Betlehem

Das Geheime Markusevangelium (übersetzt nach dem Titel der Erstpublikation, A Secret Gospel of Mark) ist die Bezeichnung für ein vermutetes, nicht-kanonisches Markusevangelium. Die Vermutung beruht auf zwei Fragmenten eines Evangelientextes, die in einem Brief des Clemens von Alexandria (um 150–215) überliefert sein sollen, von dem lediglich Fotografien einer Handschrift erhalten sind.

Der Text wäre – sollte er echt sein – Teil eines Briefes des Clemens an einen nicht näher bekannten Theodorus, den Clemens vor dieser Fassung des Markusevangeliums warnt. Denn durch die Bearbeitung des Textes durch Karpokrates von Alexandria sei es verfälscht worden und enthalte Irrlehren. Zitiert werden zwei Passagen, die zwischen Mk 10,34 EU und 10,35 EU sowie nach 10,46a EU einzuordnen wären. Von diesem Text wurde auf eine erweiterte bzw. modifizierte Fassung des Markusevangeliums geschlossen.

Entdeckung, Publikation, Rezeption

Das Fragment wurde von Morton Smith (1915–1991) im Sommer 1958 im Kloster von Mar Saba gefunden,[1] als handschriftliche Aufzeichnung am Werkende einer gedruckten Ausgabe der Werke von Ignatius von Antiochien.[2] Smith publizierte den Text anhand von Schwarz-Weiß-Fotografien 1973.[3] Obwohl die Echtheit des Textes umstritten ist, wurde der „Theodorus-Brief“ in die neueren Werkausgaben des Clemens von Alexandria aufgenommen.[4] Morton Smiths The Secret Gospel wurde 1982 neu herausgegeben.[5]

Smith knüpfte an den Text weitreichende Spekulationen bezüglich des historischen Jesus und frühchristlicher Moralvorstellungen. Diese Folgerungen werden von nahezu allen Bibelwissenschaftlern als unhaltbar abgelehnt. Auch die Authentizität des Textes wird von vielen als sehr fraglich erachtet oder komplett bestritten. Viele Forscher hielten den Text rundweg für eine Fälschung von Smith. Dafür sprechen Übereinstimmungen mit der Handlung eines 1940 erschienenen kanadischen Romans von James Hogg Hunter: The mystery of Mar Saba.[6]

Inhalt

Der Empfänger, Theodorus, soll wegen einiger angeblicher Markus-Zitate, die die Karpokratianer verbreiteten, Clemens befragt haben. Clemens berichtet nun, Markus habe in Alexandria ein erweitertes Evangelium verfasst, das dort in der Bibliothek aufbewahrt werde:

„[Solchermaßen] verfaßte [Markus] ein geistigeres Evangelium zum Gebrauch für jene, die eben vervollkommnet wurden. Desungeachtet enthüllte er nicht die nicht zu verbreitenden Dinge, noch schrieb er die hierophantische Lehre des Herrn nieder, sondern fügte den schon geschriebenen Geschichten noch andere hinzu und brachte überdies gewisse Aussprüche hinein, von denen er wußte, daß ihre Interpretation als ein Mystagogon die Hörer in das innerste Heiligtum jener Wahrheit führen würde, die von sieben [Schleiern] verhüllt ist. So bestimmte er insgesamt, meiner Meinung nach, weder ungern noch unvorsichtig, die Dinge vorher und hinterließ sterbend sein Werk der Kirche in Alexandria, wo es noch heute aufs sorgfältigste behütet und nur denen vorgelesen wird, die in die großen Geheimnisse eingeweiht werden.“

Gleichwohl sei Karpokrates, der Anführer einer gnostisch-christlichen Sekte, unter Anwendung hinterlistiger magischer Künste in den Besitz einer Kopie gelangt und beschmutze nun die „makellosen und heiligen Worte“, indem er ihnen „äußerst schamlose Lügen“ beimenge. Und wenn nun die Karpokratianer ihr verfälschtes Werk zeigten, solle man unter Eid verneinen, dass es das Geheime Evangelium des Markus sei – auch wenn es Teile dieses Evangeliums enthalte.

„Da aber die unreinen Geister immer auf die Zerstörung der Rasse der Menschen sinnen, machte sich Karpokrates, von ihnen unterrichtet und hinterlistige magische Künste gebrauchend, einen gewissen Presbyter der Kirche in Alexandria so gefügig, daß er von ihm eine Abschrift des Geheimen Evangeliums bekam, das er seiner blasphemischen und fleischlichen Doktrin entsprechend auslegte und es darüber hinaus beschmutzte, indem er den makellosen und heiligen Worten äußerst schamlose Lügen beimengte. Aus dieser Mischung sind die Lehren der Karpokratianer abgezogen. Ihnen darf man daher, wie ich oben sagte, nie nachgeben, noch auch sollte man, wenn sie ihre Fälschungen herausstellen, ihnen zugeben, daß das Geheime Evangelium von Markus ist, sondern sollte es sogar unter Eid verneinen. Nicht alles Wahre muß allen Menschen gesagt werden.“

Es folgt eine Passage des „Geheimen Evangeliums“ im Originaltext unter Angabe der genauen Textstelle (zwischen Mk 10,34 und 35):

„Und sie kamen nach Bethanien, und eine gewisse Frau, deren Bruder gestorben war, war dort. Und herzu kommend, warf sie sich vor Jesus nieder und sagte zu ihm: ‚Sohn Davids, habe Erbarmen mit mir.‘ Aber die Jünger wiesen sie zurück. Und Jesus, der in Wut geriet, ging mit ihr in den Garten, wo das Grab war, und sogleich wurde ein lauter Schrei aus dem Grab gehört. Und näher tretend, rollte Jesus den Stein vom Eingang des Grabes weg. Und sogleich ging er hinein, wo der Jüngling war, streckte seine Hand aus und zog ihn hoch, indem er dessen Hand ergriff. Aber der Jüngling, als er ihn ansah, liebte ihn und fing an, ihn anzuflehen, daß er bei ihm sein möge. Und sie gingen aus dem Grab heraus und kamen in das Haus des Jünglings, denn er war reich. Und nach sechs Tagen sagte ihm Jesus, was er tun solle, und am Abend kommt der Jüngling zu ihm, ein leinenes Tuch über [seinem] nackten [Körper] tragend. Und er blieb diese Nacht bei ihm, denn Jesus lehrte ihn das Geheimnis des Reiches Gottes. Und von da erhob er sich und ging auf die andere Seite des Jordans zurück.“

Anschließend weist der Verfasser darauf hin, dass die Worte „nackter Mann mit nacktem Mann“ und die anderen Dinge, von denen Theodorus geschrieben habe, dort nicht vorhanden seien.

Außerdem füge das Geheime Markusevangelium den Worten „Und er kommt nach Jericho“ (in Mk 10,46 EU) noch Folgendes hinzu:

„Und die Schwester des Jünglings, den Jesus liebte, und seine Mutter und Salome waren dort, und Jesus empfing sie nicht. Aber die vielen anderen [Dinge, über] die du schriebst, scheinen falsch zu sein und sind Fälschungen. Nun, die wahre Erklärung und das, was mit der wahren Weisheit übereinstimmt…“

Hier bricht der Brief mitten auf der Seite ab.

Forschungsdiskussion

Der Forschungsbericht von Morton Smith und seine daraus gezogenen Folgerungen wurden in der bibelwissenschaftlichen Forschung zum größten Teil mit Skepsis aufgenommen.

Diskussion zur Echtheit der Abschrift

Die von Smith beschriebenen Dokumente sollen nach dem Transfer vom Kloster Mar Saba bei Jerusalem in die Bibliothek des Orthodoxen Patriarchates in Jerusalem nicht mehr aufzufinden sein. Es sind die von Smith 1973 publizierten photographischen Reproduktionen bekannt. Seit dem Jahr 2000 liegen auch später angefertigte Farbfotografien vor, die Handschrift selbst gilt als verschollen.[7] Das methodologische Prinzip wurde verletzt: „The authenticity of a text can only be stablished by the consensus of experts who have studied the original document under scientifically appropriate circumstances.“[8] Somit bringen die Farbfotografien keinen neuen Beweis für die Echtheit.[9] Smith selber hat sich niemals bemüht, das Original vorzulegen.[10] Eine Bestätigung der Echtheit der Abschrift und ihre zeitliche Einordnung ist somit methodisch unmöglich, solange das Original nicht vorliegt. Da es keine Originale mehr gibt, sondern nur die 1973 publizierten Fotos aus dem Jahr 1958, kann das Alter des Manuskripts nicht durch chemische Analyse festgestellt werden.[11]

Diskussion zum Inhalt der Schrift

Frühe linguistische Analysen hielten eine Verfasserschaft durch Clemens von Alexandria für möglich. Allerdings wurden inhaltliche Diskrepanzen zum sonstigen Werk des Clemens festgestellt.

Der Text kommt verschiedentlich dem Johannesevangelium und anderen Evangelien nahe.[12]

Hypothese einer gnostischen Texterweiterung des kanonischen Markusevangeliums

Mehrere Neutestamentler sehen im von Smith publizierten Text eine gnostische Überarbeitung des Markus-Evangeliums aus dem 2. Jh.[13] Klaus Berger datiert den Text auf etwa 130.[14]

Auch unter der Annahme einer Verfasserschaft des Clemens ist die Authentizität seines Berichts fraglich. Denn kein anderer Autor bezeugt diese Textfassung des Markusevangeliums, und Clemens gilt nicht als durchgehend verlässliche Quelle bei der Zuschreibung und Anerkennung außerkanonischer und apokrypher Texte.

Erklärungsbedürftig ist unter der Annahme einer gnostischen Texterweiterung die Erzählung vom „jungen Mann“ in Mk 14,50–52 und die Lücke in Mk 10,46, die bereits vor der Entdeckung des „Geheimen Markusevangeliums“ bekannt war. Man müsste den Autoren der gnostischen Erweiterung unterstellen, die sprachlichen Inkonsistenzen im Markusevangelium ebenfalls wahrgenommen und auf hochkomplexe Weise gelöst zu haben.

Hypothese eines zeitlichen Vorrangs des „Geheimen Markusevangeliums“

Nur sehr wenige Forscher nehmen an, dass das Geheime Markusevangelium älter ist als das kanonische Markusevangelium. Helmut Koester beispielsweise argumentiert für folgende Textentwicklung: Anfangs stand die Ur-Fassung, die Matthäus und Lukas verwendet hätten. Danach sei jener Markus-Text publiziert worden, welchen die alexandrinische Kirche besessen habe. Daraus sei dann die gnostifizierte Version von Karpokrates hervorgegangen. Bald darauf oder gleichzeitig sei eine gekürzte Version von Markus weithin publiziert und zum kanonischen Markusevangelium geworden. Der Ur-Markus sei, ebenso wie die Logienquelle Q, nicht erhalten geblieben. Koester vermutet auch noch weitere Reflexe des „Geheimen Markusevangeliums“ im kanonischen Markustext.[15]

Diese Hypothese beruft sich auf zwei Stellen im kanonischen Markus-Evangelium. So heißt es dort anlässlich der Festnahme Jesu durch die Hohepriester:

„Ein junger Mann aber, der nur mit einem leinenen Tuch bekleidet war, wollte Jesus nachgehen. Da packten sie ihn; er aber ließ das Tuch fallen und lief nackt davon.“

Mk 14,50–52 EU

Dass der junge Mann, der Jesus zu folgen versuchte, nur mit einem Leinentuch bekleidet war, ist unter der Annahme der Vorgängerschaft des „Geheimen Markus-Evangeliums“ erklärbar: Es handelt sich dann um den Jüngling, den Jesus zuvor in Betanien von den Toten auferweckt hatte (nach Joh 12,1 EU also um Lazarus). Ein solcher Bezug auf Lazarus wird auch von Autoren vermutet, die sich nicht auf das Geheime Markusevangelium beziehen. Die allgemeine kirchliche Tradition geht allerdings davon aus, der Jüngling sei Markus selbst gewesen.

Auch kann der abrupte Übergang in Mk 10,46 EU (im ersten Satz kommen die Jünger nach Jericho, im zweiten Satz verlassen sie es bereits wieder) bei Zugrundelegung des „Geheimen Markus-Evangeliums“ als Folge einer Kürzung erklärt werden.

Die ungewöhnliche Schrumpfung des Markus-Evangeliums kann dann erklärt werden als Zensur von Stellen, die nicht mit der späteren kirchlichen Lehre übereinstimmten. So verurteilt etwa Paulus an verschiedenen Stellen die gleichgeschlechtliche Begierde zwischen Männern (Röm 1,27 EU). Dies könnte ein Grund sein, warum das längere der beiden oben zitierten Fragmente gestrichen wurde. Die Streichung des kürzeren Fragments dürfte sich dagegen der Erwähnung Salomes verdanken. In gnostischen Schriften werden Salome und Maria Magdalena zu den Jüngern gerechnet.

Gegen die Annahme, dass das Geheime Markusevangelium dem kanonischen Markustext vorausliegt, wird u. a. das textkritische Prinzip ins Feld geführt, dass die kürzere von zwei Textvarianten meistens auch die ältere ist. Auch gibt es für die Annahme einer „Zensur“ keinerlei unabhängige Belege oder nachweisliche Parallelen.

Kompilation

Eine weitere Hypothese ist auch, dass es sich um eine Kompilation handelt, also eine Zusammenstellung von Texten aus verschiedenen Evangelien, eventuell unter Verwendung von älterem Material. Solche Kompilationen sind aus etwas späterer Zeit vielfach überliefert. Diese These wird vom Bibelwissenschaftler F. F. Bruce vertreten, der in seinem Londoner Vortrag jedes der einzelnen Textstücke identifiziert und dazu die Quelle angibt. Auch hier bleiben die Inkonsistenzen im kanonischen Markusevangelium und die Frage, warum sie im Geheimen Evangelium aufgelöst sind, ein offenes Problem.

Moderne Fälschung

Einige Autoren vertreten die Hypothese, dass das Geheime Markusevangelium eine moderne Fälschung oder ein „Hoax“ von Morton Smith selbst ist. Stephen C. Carlson unternahm Handschriftvergleiche, Stil- und Vokabularanalysen und fand inhaltliche Hinweise auf eine Entstehung im 20. Jahrhundert.[16] Francis Watson beobachtet textinterne Anomalien, die gegen eine Autorschaft von Clemens sprechen. Smith habe zudem schon vor 1958/1960 ähnliche Interessen und Themen verfolgt.[17] Der Paläograph Agamemnon Tselikas beurteilt den Brief als Fälschung. Er stellt fest, dass die Handschrift keine Ähnlichkeit mit den Handschriften der Mönche hat. Das Buch war nach den präzisen Aufzeichnungen des Klosters nicht vor 1923 im Besitz und nach 1923 kann niemand den Brief hineingeschrieben haben, da die Bibliothek streng überwacht wird. Er kommt zu dem Schluss, dass die Eintragung anderswo erfolgte und das Buch nachträglich nach Mar Saba gebracht wurde. Daraus schließt er, dass Gelegenheit und Motiv Smith zum Verdächtigen machen und dass Smith die Fälschung vorgenommen hat, oder sie von jemand hat anfertigen lassen.[18]

Peter Jeffery stellte wegen der unterschiedlichen Interpretationen einen Klärungsbedarf fest und beauftragte die Athener Schriftsachverständige Venetia Anastasopoulou, die Handschrift Smiths mit der Ignatiusausgabe zu vergleichen. Nach dem Gutachten von Venetia Anastasopoulou ist die Schrift in einer spontanen Art selbstsicher und ruhig geschrieben und weicht signifikant von der griechischen Handschrift Smiths ab. Es handele sich daher um keine Fälschung von Smith selbst. Auch betrachtet sie das Werk insgesamt als keine Fälschung, sie schließt aus, dass die Fälscher im Umfeld von Smith zu finden seien, da der Text keine Ähnlichkeit mit einer modernen Schreibweise aufweise.[19][20]

Interpretation und Wertung

Morton Smith

Die von Smith publizierten Schlussfolgerungen in seinen Büchern The secret Gospel: The discovery and interpretation of the secret Gospel according to Mark (1974) und Jesus the Magician (1981) werden von der großen Mehrheit der Forscher abgelehnt.

„Von den verstreuten Andeutungen in den kanonischen Evangelien und dem geheimen Markus-Evangelium können wir uns ein Bild machen von der Taufe von Jesus, dem ‚Geheimnis des Reiches Gottes‘. Es war eine Wassertaufe, die Jesus bei ausgewählten Jüngern vollzog, einzeln und des Nachts. Der Jünger trug dabei ein leinenes Tuch über dem nackten Körper. Dieses Tuch wurde wahrscheinlich für die eigentliche Taufe, das Eintauchen ins Wasser, entfernt. Dieses Eintauchen war eine vorbereitende Reinigung. Danach wurde der Jünger durch unbekannte Zeremonien mit dem Geist von Jesus vereinigt. Eins mit Jesus, nahm er so durch Halluzination an dessen Aufstieg in den Himmel teil, er trat ins Reich Gottes ein und wurde dadurch von den Gesetzen der niedrigeren Welt befreit. Freiheit vom Gesetz könnte die Vollendung der geistigen Vereinigung durch eine körperliche Vereinigung gewesen sein. Das geschah sicher in vielen Formen des gnostischen Christentums. Wie früh es begann, lässt sich nicht sagen.“

Morton Smith: The Secret Gospel. 1974

Homosexuelle Handlung oder Initiation?

In verschiedenen Medien der Schwulenbewegung wurde die von Morton Smith eher angedeutete Möglichkeit, dass Jesus und der unbekannte junge Mann in der Nacht eine sexuelle Beziehung eingegangen seien, zu einer durch das Geheime Markusevangelium belegten Tatsache uminterpretiert. Weiter wurde daraus geschlossen, dass Jesus entweder homosexuell oder bisexuell orientiert gewesen sei.

Allerdings ist diese Interpretation als anachronistisch zu bezeichnen, da die Formulierungen („… am Abend kommt der Jüngling zu ihm, ein leinenes Tuch über [seinem] nackten [Körper] tragend. Und er blieb diese Nacht bei ihm, denn Jesus lehrte ihn das Geheimnis des Reiches Gottes.“) für einen Leser in der Antike vermutlich keine homosexuelle Handlung implizierten. „Die nächtliche Belehrung entspricht einem jüdischen Topos, wie er im Jubiläenbuch erhalten ist“[21] oder in Johannes 3,1–2 EU, wo Nikodemus des Nachts das Gespräch mit Jesus sucht.

Identität des Jünglings

Obwohl die Parallelen zwischen dem im Clemens-Brief zitierten Bericht von der Erweckung des Jünglings und der Perikope von der Erweckung des Lazarus im Johannesevangelium sehr auffällig sind, kann nicht sicher geschlossen werden, dass der Jüngling des Clemensbriefes mit dem Lazarus aus Johannes 11 identisch ist.[22]

Insgesamt kann man sagen, dass die Frage nach der Identität des Jünglings kein neues Feld eröffnet, sondern ein bestehendes erweitert. Zur wechselseitigen Identifizierung stehen die folgenden Gestalten des NT an:

  • der reiche Jüngling (Mk 10,17–22 EU)
  • der Jüngling am Grab (Mk 16,5–7 EU) (trägt ein langes, weißes Gewand)
  • der Jüngling im Garten Gethsemane (Mk 14,51–52 EU) (trägt Leinengewand auf bloßer Haut, flieht unter Zurücklassung desselbigen)
  • Lazarus, Bruder von Maria und Martha (Joh 11,1–46 EU; 12,1–2 EU, 12,9–11 EU, 12,17–19 EU) (trägt bei der Auferstehung von den Toten Grabbinden und Schweißtuch)
  • der Jünger, den Jesus liebte (Joh 13,23–26 EU; 19,26–27 EU; 20,2–10 EU; 21,20–24 EU)

Insbesondere die rätselhafte Gestalt des Jünglings am Grab und die beiläufige Erwähnung des Jünglings im Garten Gethsemane beim sonst für seine Kürze bekannten Markus haben schon Generationen von Exegeten vor unlösbare Probleme gestellt.

Edwin Yamauchi

Ein prominenter Kritiker von Smiths Interpretation war der Historiker Edwin M. Yamauchi. In seinem 1986 erschienenen Essay über Magie und Wunder wies er auf einige schwache Punkte von Smiths Arbeit hin, insbesondere bezüglich seiner Reinterpretation von Jesus als Magus-Zauberer. Yamauchi argumentierte, dass die Neigung von Smith zum Finden von Parallelen zwischen Jesus und dem Leben des Pythagoräers Apollonius von Philostratus historisch anachronistisch sei. Er argumentierte auch, dass Smith Abschnitte von griechischen magischen Papyri außerhalb ihres Kontextes zitierte, um sein Argument zu unterstützen, dass Jesus und die frühen Christen Magie praktiziert hätten.

F. F. Bruce

Der Bibelwissenschaftler Frederick Fyvie Bruce sah 1974 in dem Text eine gnostische Apokryphe, die deutlich jünger ist als die kanonischen Schriften, und hält es für gut möglich, dass sie innerhalb der Karpokraten oder einer ähnlichen Gruppe entstanden ist. Dass Clemens sie für echt hielt, sieht er als irrelevant an angesichts von Clemens’ sehr unkritischer Akzeptanz anderer Apokryphen. Für ihn ist die Geschichte sehr offensichtlich eine eher unbeholfene Nachahmung der Auferweckung des Lazarus bei Johannes und keine unabhängige Markusparallele dazu, ganz zu schweigen davon, dass es sich um die Quelle des Johannesberichts handeln könnte.

Literatur

  • Klaus Berger, Christiane Nord: Das Neue Testament und frühchristliche Schriften. Insel-Verlag, Frankfurt (Erstausgabe 1999) 2005, ISBN 3-458-17249-1, S. 926 f. (Übersetzung und Erläuterung).
  • Scott G. Brown: Mark's Other Gospel: Rethinking Morton Smith's Controversial Discovery. Wilfrid Laurier University Press, Waterloo, Ont. 2005, ISBN 0-88920-461-6 (Monographie mit griechischem Text und Übersetzung der fraglichen Schriften, für deren Echtheit Brown plädiert).
  • F. F. Bruce: Außerbiblische Zeugnisse über Jesus und das frühe Christentum. Hrsg. von Eberhard Güting. Brunnen-Verlag, Gießen 1991, ISBN 3-7655-9366-4.
  • Stephen C. Carlson: The Gospel Hoax. Morton Smith's Invention of Secret Mark. Baylor University Press, Waco TX 2005, ISBN 1-932792-48-1.
  • Morton Smith: Clement of Alexandria and a Secret Gospel of Mark. Harvard University Press, Cambridge (MA) 1973, ISBN 0-674-13490-7 (wissenschaftlich).
  • Morton Smith: Auf der Suche nach dem historischen Jesus. Entdeckung und Deutung des geheimen Evangeliums im Wüstenkloster Mar Saba. Ullstein, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-550-07467-0 (populär).
  • Edwin M. Yamauchi: A Secret Gospel of Jesus as ‚Magus‘? A Review of the Recent Works of Morton Smith. In: Christian Scholar's Review. Band 4, 1975, Nr. 3, ISSN 0017-2251, S. 238–251.
  • Helmut Merkel: Das geheime Markusevangelium. In: Christoph Markschies, Jens Schröter: Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. I. Band: Evangelien und Verwandtes. Mohr Siebeck, Tübingen 2012, S. 390–399.

Einzelnachweise

  1. Klaus Berger, Christiane Nord: Das Neue Testament und frühchristliche Schriften. Frankfurt 2005, S. 926.
  2. Werkausgabe, hrsg. von Isaac Voss unter dem Titel: Epistolae Genuinae S. Ignatii Martyris quae nunc primum lucem vident ex bibliotheca Florentina. Amsterdam 1646 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Morton Smith: Clement of Alexandria and a Secret Gospel of Mark. Harvard University Press, Cambridge MA 1973, ISBN 0-674-13490-7; sowie in: The Secret Gospel. Harper and Row, New York 1973, dt. Übers. Auf der Suche nach dem historischen Jesus. Entdeckung und Deutung des Geheimen Evangeliums im Wüstenkloster Mar Saba. Ullstein, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-550-07467-0.
  4. Edition auch in der durch Otto Stählin besorgten Werkausgabe von Clemens Alexandrinus: Ursula Treu (Hrsg.): Die Griechischen Christlichen Schriftsteller. Clemens Alexandrinus 3, Akademie Verlag, Berlin 1980, mit Vermerk der Vorläufigkeit.
  5. Morton Smith: The Secret Gospel. The Discovery And Interpretation of the Secret Gospel According to Mark. Middletown (Kalifornien) 1982 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Vgl. Hans-Josef Klauck: Die apokryphe Bibel: ein anderer Zugang zum frühen Christentum. Mohr Siebeck, Tübingen 2008, S. 87–93, hier S. 89.
    Craig A. Evans: The Apocryphal Jesus. Assessing the Possibilities and Problems. In: Craig A. Evans, Emanuel Tov (Hrsg.): Exploring the origins of the Bible. Baker, Grand Rapids 2008, S. 147–172.
    Stephen C. Carlson: The Gospel hoax: Morton Smith's invention of Secret Mark. Baylor University Press, Texas 2005, S. 111.
    Robert M. Price: Second Thoughts on the Secret Gospel. In: Bulletin for Biblical Research. 14/1 (2004), ISSN 1065-223X, S. 127–132, hier S. 131 f. (ibr-bbr.org (Memento vom 14. September 2017 im Internet Archive; PDF; 101 kB)).
    Scott Gregory Brown: Mark's other gospel. Rethinking Morton Smith's controversial discovery. Studies in Christianity and Judaism 15, Canadian Corporation for Studies in Religion, Wilfrid Laurier University Press, Waterloo, Ontario 2005, S. 57 ff.
    Jacob Neusner: Who Needs “The Historical Jesus”? An Essay-Review. In: Bulletin for Biblical Research. Band 4 (1994), S. 113–126, hier S. 115 f. (ibr-bbr.org (Memento vom 15. Juli 2020 im Internet Archive; PDF; 149 kB)).
  7. Markschies, S. 391.
  8. J. D. Crossan: Four Other Gospels. Minneapolis 1985, S. 100, zitiert nach Markschies 391 f. Deutsch: „Die Echtheit eines Text kann nur bestätigt werden durch ein übereinstimmendes Urteil von Experten, die das Originaldokument unter wissenschaftlich angemessenen Umständen untersuchen konnten.“
  9. Bart D. Ehrman: Response. S. 155–163, nach Markschies, S. 392, Anm. 5.
  10. Markschies, S. 391.
  11. Siehe Bernd Kollmann: Die Jesus-Mythen. Sensationen und Legenden. 2. Auflage. Herder, Freiburg 2009, ISBN 978-3-451-32198-6, S. 55.
  12. Vgl. F. F. Bruce: The 'Secret' Gospel of Mark. (Memento vom 20. November 2018 im Internet Archive) (PDF; 172 kB) Ethel M. Wood Lecture delivered before the University of London on 11 Feb. 1974. The Athlone Press, London 1974.
  13. Siehe etwa Gerd Theissen, Annette Merz: Der historische Jesus. 2001, S. 130: „Die Mehrheit der Ausleger sieht das geheime Evangelium als eine gnostische Revision des kanonischen Markus, die im zweiten Jahrhundert verfasst wurde. Dies wird unterstützt durch die Betonung ihres ‚geheimen‘ Charakters und seinen Gebrauch in karpokratischen Kreisen, die es offensichtlich verwendeten, um bestimmte liturgische Gebräuche zu legitimieren.“ Ähnlich äußerten sich Robert H. Gundry 1993, N.T. Wright 1996 und Wilhelm Schneemelcher in: Neutestamentliche Apokryphen. 5. Auflage. Band 1, S. 92.
  14. Klaus Berger, Christiane Nord: Das Neue Testament und frühchristliche Schriften. Frankfurt 2005, S. 926.
  15. Vgl. H. Koester: From Jesus to the Gospels. Interpreting the New Testament in its context. Fortress, Minneapolis 2007, S. 52.
  16. Stephen C. Carlson: The Gospel Hoax. Morton Smith's Invention of Secret Mark. Baylor University Press, Waco TX 2005, ISBN 1-932792-48-1.
  17. Francis B. Watson: Beyond Suspicion: on the Authorship of the Mar Saba Letter and the Secret Gospel of Mark. In: Journal of Theological Studies. 61/1 (2010), S. 128–170, doi:10.1093/jts/flq008.
  18. Biblical Archaeology Society Staff: Agamemnon Tselikas’ Handwriting Analysis Report, beauftragt durch die britische Zeitschrift Biblical Archaeology Review, 2010.
  19. =Ms. Anastasopoulou’ Handwriting Analysis Report. (Memento vom 27. Dezember 2013 im Internet Archive) In: bib-arch.org.
  20. Did Morton Smith Forge “Secret Mark”? In: biblicalarchaeology.org, 14. Oktober 2009, abgerufen am 8. März 2024 (Links zu den einzelnen Beiträgen der Wissenschaftler).
  21. Klaus Berger, Christiane Nord: Das Neue Testament und frühchristliche Schriften. Frankfurt 2005, S. 926.
  22. Klaus Berger, Christiane Nord: Das Neue Testament und frühchristliche Schriften. Frankfurt 1999, S. 924.