„Frank Kuschel“ – Versionsunterschied

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2009 kandidierte Kuschel erneut für ein [[Direktmandat]] in [[Bad Salzungen]] ([[Wahlkreis Wartburgkreis I]]), errang mit 23,9 Prozent der Stimmen aber nur den zweiten Platz hinter [[Manfred Grob]] ([[CDU]]).<ref>Vgl. Landeswahlleiter Thüringen: [http://www.wahlen.thueringen.de/datenbank/wahl1/wahl.asp?wahlart=LW&wJahr=2009&zeigeErg=WK&wknr=005 Wahlergebnisse im Wahlkreis Wartburgkreis I].</ref> Über die Landesliste der Linken zog Kuschel dennoch erneut in den Landtag ein.
2009 kandidierte Kuschel erneut für ein [[Direktmandat]] in [[Bad Salzungen]] ([[Wahlkreis Wartburgkreis I]]), errang mit 23,9 Prozent der Stimmen aber nur den zweiten Platz hinter [[Manfred Grob]] ([[CDU]]).<ref>Vgl. Landeswahlleiter Thüringen: [http://www.wahlen.thueringen.de/datenbank/wahl1/wahl.asp?wahlart=LW&wJahr=2009&zeigeErg=WK&wknr=005 Wahlergebnisse im Wahlkreis Wartburgkreis I].</ref> Über die Landesliste der Linken zog Kuschel dennoch erneut in den Landtag ein.


== Inoffizielle Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit ==
== Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit ==
Seit 1987 arbeitete Kuschel mit dem [[Ministerium für Staatssicherheit]] (MfS) zusammen. Schon vor seiner Anwerbung vermerkte das MfS, dass Kuschel bereit sei „Personen vorbehaltlos zu belasten“. 1988 unterzeichnete Kuschel eine handschriftliche Erklärung und wählte den Decknamen „Fritz Kaiser“. Fortan war er vor allem für die Bekämpfung [[Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR|ausreisewilliger]] Familien zuständig, über die er Informationen an das MfS weitergab. Für seine Tätigkeit erhielt er im Januar 1989 eine Prämie. Im Oktober 1989 verriet er mehrere Personen, die mit dem [[Neues Forum|Neuen Forum]] sympathisierten, an die Stasi. Kuschels Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit dauerte bis zur Auflösung des MfS.<ref>Vgl. [[Hubertus Knabe|Knabe, Hubertus]]: ''Honeckers Erben - Die Wahrheit über DIE LINKE'', Berlin 2009, S. 319f.</ref> Kuschel selbst hat seine Akte bei der Landtagsfraktion der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und bestreitet diese Angaben. <!--Er prüft gerichtliche Schritte gegen den Buchautor, weil dieser sich auf politische Bewertungen eines Gremiums des Thüringer Landtages beziehe und diese Bewertung nicht durch die Aktenlage begründet sei, [[Hubertus Knabe|Knabe]] aber diese Bewertung als Tatsache in seinem Buch darstelle. -->
Seit 1987 arbeitete Kuschel mit dem [[Ministerium für Staatssicherheit]] (MfS) zusammen. Schon vor seiner Anwerbung vermerkte das MfS, dass Kuschel bereit sei „Personen vorbehaltlos zu belasten“. 1988 unterzeichnete Kuschel eine handschriftliche Erklärung und wählte den Decknamen „Fritz Kaiser“. Fortan war er vor allem für die Bekämpfung [[Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR|ausreisewilliger]] Familien zuständig, über die er Informationen an das MfS weitergab. Für seine Tätigkeit erhielt er im Januar 1989 eine Prämie. Im Oktober 1989 verriet er mehrere Personen, die mit dem [[Neues Forum|Neuen Forum]] sympathisierten, an die Stasi. Kuschels Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit dauerte bis zur Auflösung des MfS.<ref>Vgl. [[Hubertus Knabe|Knabe, Hubertus]]: ''Honeckers Erben - Die Wahrheit über DIE LINKE'', Berlin 2009, S. 319f.</ref> Kuschel selbst hat seine Akte bei der Landtagsfraktion der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und bestreitet diese Angaben. <!--Er prüft gerichtliche Schritte gegen den Buchautor, weil dieser sich auf politische Bewertungen eines Gremiums des Thüringer Landtages beziehe und diese Bewertung nicht durch die Aktenlage begründet sei, [[Hubertus Knabe|Knabe]] aber diese Bewertung als Tatsache in seinem Buch darstelle. -->


2006 erklärte die Stasi-Kommission des Thüringer Landtages Kuschel für „unwürdig, dem Parlament anzugehören“. Obwohl dieses Urteil an keine Sanktionen gebunden ist, kündigte Kuschel an, eine Klage beim Verfassungsgericht einzureichen, da seine [[Inoffizieller Mitarbeiter|IM]]-Tätigkeit bereits vor der [[Liste der Mitglieder des Thüringer Landtags (4. Wahlperiode)|Landtagswahl 2004]] bekannt gewesen sei. Beistand erhielt Kuschel vom PDS-Landesvorsitzenden [[Knut Korschewsky]], der erklärte, dass der Landtag „erneut alten Denkstrukturen gefolgt“ sei und so „keinen wirklichen Beitrag zur Aufarbeitung der [[DDR]]-Vergangenheit geleistet“ habe.<ref>Vgl. Spiegel Online vom 13. Juli 2006: [http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,426611,00.html PDS-Landtagsabgeordneter für "parlamentsunwürdig" erklärt].</ref>
2006 erklärte die Stasi-Kommission des Thüringer Landtages Kuschel für „unwürdig, dem Parlament anzugehören“. Obwohl dieses Urteil an keine Sanktionen gebunden ist, kündigte Kuschel an, eine Klage beim Verfassungsgericht einzureichen, da seine [[Inoffizieller Mitarbeiter|IM]]-Tätigkeit bereits vor der [[Liste der Mitglieder des Thüringer Landtags (4. Wahlperiode)|Landtagswahl 2004]] bekannt gewesen sei.<ref>Vgl. Spiegel Online vom 13. Juli 2006: [http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,426611,00.html PDS-Landtagsabgeordneter für "parlamentsunwürdig" erklärt].</ref> Das Thüringer Verfassungsgericht wies die Klage ab.<ref>http://www.stasiopfer-selbsthilfe.de/pages/posts/thueringer-gesetz-zur-stasi-ueberpruefung-ist-verfassungsgemaess675.php</re>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 3. Juli 2010, 17:39 Uhr

Frank Kuschel (* 9. September 1961 in Ilmenau), ist ein deutscher Politiker und kommunalpolitischer Sprecher der Partei Die Linke im Thüringer Landtag.

Leben

Der 1961 in Ilmenau geborene Kuschel besuchte von 1968 bis 1976 die POS Langewiesen. Anschließend wechselte er zur EOS Ilmenau, wo er 1980 sein Abitur ablegte. Danach schlug er die Offizierslaufbahn ein und studierte hierfür bis 1983 an der Offiziershochschule der Landstreitkräfte der NVA in Zittau, Fachrichtung Raketentruppen/Artillerie. Danach diente er zwei Jahre als Offizier in Mühlhausen, ehe er aus gesundheitlichen Gründen entlassen wurde. Ab 1985 absolvierte er ein Fernstudium an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Potsdam. Sein Abschluss als Diplomverwaltungsjurist wurde ihm jedoch nicht anerkannt, auf Beschluss des Senats der Hochschule wurde sein Studium im September 1990 abgebrochen. Nach der Wiedervereinigung war Kuschel zunächst arbeitslos, ehe er 1991 eine Anstellung bei der Zeitungsgruppe Thüringen fand. Ab 1992 leitete er zunächst ein Fuhrunternehmen, ehe er 1995 hauptamtlicher Geschäftsführer des Kommunalpolitischen Forums Thüringen wurde. Von 1994 bis 2004 war er als selbstständiger Fuhrunternehmer tätig. Zwischen 1999 und 2002 studierte er erneut an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Erfurt und erlangte das Diplom als Verwaltungsbetriebswirt. Kuschel ist geschieden und hat drei Söhne.

Politische Laufbahn

1983 trat Kuschel der SED bei. Ab 1985 arbeitete er beim Rat des Kreises Ilmenau in der Abteilung Innere Angelegenheiten. Von 1987 bis 1989 war er Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Ilmenau, und anschließend bis 1990 Bürgermeister von Großbreitenbach. Im November 1989 wurde er Mitglied des Sekretariats der SED-Kreisleitung Ilmenau. Nach der Wiedervereinigung war Kuschel Stellvertretender Kreisvorsitzender der PDS und Mitglied des PDS-Kreisvorstandes Ilmenau. Zudem war er ab 1990 Mitglied des Stadtrats Großbreitenbach, ehe er 1994 Mitglied des Kreistages des Ilm-Kreises wurde. 2002 wechselte er in den PDS-Landesvorstand Thüringen. Seit dem 28. Juni 2004 ist Kuschel Mitglied des Thüringer Landtages und wirkt dort im Innen-, Haushalts- und Finanzausschuss mit. Zudem ist Kuschel Mitglied des Stadtrats von Arnstadt sowie Kreisvorstandes der Linken im Wartburgkreis/Eisenach. 2007 kam Kuschel in die Schlagzeilen, weil es der NPD zweimal gelungen war, eigene Funktionäre in seinem politischen Umfeld zu platzieren.[1] 2009 kandidierte Kuschel erneut für ein Direktmandat in Bad Salzungen (Wahlkreis Wartburgkreis I), errang mit 23,9 Prozent der Stimmen aber nur den zweiten Platz hinter Manfred Grob (CDU).[2] Über die Landesliste der Linken zog Kuschel dennoch erneut in den Landtag ein.

Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit

Seit 1987 arbeitete Kuschel mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) zusammen. Schon vor seiner Anwerbung vermerkte das MfS, dass Kuschel bereit sei „Personen vorbehaltlos zu belasten“. 1988 unterzeichnete Kuschel eine handschriftliche Erklärung und wählte den Decknamen „Fritz Kaiser“. Fortan war er vor allem für die Bekämpfung ausreisewilliger Familien zuständig, über die er Informationen an das MfS weitergab. Für seine Tätigkeit erhielt er im Januar 1989 eine Prämie. Im Oktober 1989 verriet er mehrere Personen, die mit dem Neuen Forum sympathisierten, an die Stasi. Kuschels Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit dauerte bis zur Auflösung des MfS.[3] Kuschel selbst hat seine Akte bei der Landtagsfraktion der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und bestreitet diese Angaben.

2006 erklärte die Stasi-Kommission des Thüringer Landtages Kuschel für „unwürdig, dem Parlament anzugehören“. Obwohl dieses Urteil an keine Sanktionen gebunden ist, kündigte Kuschel an, eine Klage beim Verfassungsgericht einzureichen, da seine IM-Tätigkeit bereits vor der Landtagswahl 2004 bekannt gewesen sei.[4] Das Thüringer Verfassungsgericht wies die Klage ab.<ref>http://www.stasiopfer-selbsthilfe.de/pages/posts/thueringer-gesetz-zur-stasi-ueberpruefung-ist-verfassungsgemaess675.php</re>

Einzelnachweise

  1. Vgl. Südthüringer Zeitung vom 29. August 2007: Frank Kuschel nur dritte Wahl.
  2. Vgl. Landeswahlleiter Thüringen: Wahlergebnisse im Wahlkreis Wartburgkreis I.
  3. Vgl. Knabe, Hubertus: Honeckers Erben - Die Wahrheit über DIE LINKE, Berlin 2009, S. 319f.
  4. Vgl. Spiegel Online vom 13. Juli 2006: PDS-Landtagsabgeordneter für "parlamentsunwürdig" erklärt.