„Erich Müller-Gangloff“ – Versionsunterschied

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'''Erich Müller-Gangloff''', Pseudonym ''Christoph Obermüller'' (* [[12. Februar]] [[1907]] in [[Becherbach (Pfalz)|Roth]], [[Landkreis Kusel]]; † [[23. Februar]] [[1980]] in [[West-Berlin]]) war ein deutscher [[Publizist]], evangelischer [[Akademie]]-Direktor und [[Friedensaktivist]].
'''Erich Müller-Gangloff''', Pseudonym ''Christoph Obermüller'' (* [[12. Februar]] [[1907]] in [[Becherbach (Pfalz)|Roth]], [[Landkreis Kusel]]; † [[23. Februar]] [[1980]] in [[West-Berlin]]) war ein deutscher [[Publizist]] und evangelischer [[Akademie]]-Direktor.


== Leben ==
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{{Zitat|''Die ersten Jahrgänge der Zeitschrift (der evangelischen Akademie: Kommunität) standen, eigentlich ohne Ziel und Absicht, im Zeichen von Aktionen, die beinahe schlagartig aufeinander folgten: 1957 wurde die Aktionsgemeinschaft „Für die Hungernden“ (heute [[Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt]]), 1958 die [[Aktion Sühnezeichen]], 1959 die Arbeitsgemeinschaft [[Weltfriedensdienst]] ins Leben gerufen, die 1960 unter der Kennung „Versöhnungsdienste“ zusammengefasst wurden." Die Arbeit dieser drei Friedensdienste begleitete Erich Müller-Gangloff in den Folgejahren mit zahlreichen Tagungen und Aktionen.}}
{{Zitat|''Die ersten Jahrgänge der Zeitschrift (der evangelischen Akademie: Kommunität) standen, eigentlich ohne Ziel und Absicht, im Zeichen von Aktionen, die beinahe schlagartig aufeinander folgten: 1957 wurde die Aktionsgemeinschaft „Für die Hungernden“ (heute [[Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt]]), 1958 die [[Aktion Sühnezeichen]], 1959 die Arbeitsgemeinschaft [[Weltfriedensdienst]] ins Leben gerufen, die 1960 unter der Kennung „Versöhnungsdienste“ zusammengefasst wurden." Die Arbeit dieser drei Friedensdienste begleitete Erich Müller-Gangloff in den Folgejahren mit zahlreichen Tagungen und Aktionen.}}


Müller-Gangloff engagierte sich ab 1956 gegen die Atombewaffnung der Bundesrepublik und insbesondere nach dem [[Mauerbau#Mauerbau|Bau der Berliner Mauer 1961]] für ein geregeltes Miteinander der beiden deutschen Staaten und West-Berlins sowie für eine Versöhnung mit den Völkern Osteuropas. Er nahm an den ersten Versammlungen der [[Christliche Friedenskonferenz|Christlichen Friedenskonferenz]] 1961 teil und plädierte dafür, dass insbesondere die Kirchen ihre Verantwortung für die Entwicklung einer gerechten und solidarischen Weltordnung wahrnehmen. In zahlreichen Büchern und Zeitschriftenaufsätzen verbreitete er seine Gedanken in der Öffentlichkeit.
Müller-Gangloff engagierte sich ab 1956 gegen die Atombewaffnung der Bundesrepublik und insbesondere nach dem [[Mauerbau#Mauerbau|Bau der Berliner Mauer 1961]] für ein geregeltes Miteinander der beiden deutschen Staaten und West-Berlins sowie für eine Versöhnung mit den Völkern Osteuropas. Er nahm an den ersten Versammlungen der [[Christliche Friedenskonferenz|Christlichen Friedenskonferenz]] 1961 teil und plädierte dafür, dass insbesondere die Kirchen ihre Verantwortung für die Entwicklung einer gerechten und solidarischen Weltordnung wahrnehmen. In zahlreichen Büchern und Zeitschriftenaufsätzen verbreitete er seine Gedanken.


In seinem 1965 veröffentlichten Buch „Mit der Teilung leben. Eine gemeindeutsche Aufgabe“ warb er für die politische und völkerrechtliche Anerkennung der DDR als Voraussetzung für eine langfristige [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] Deutschlands.
In seinem 1965 veröffentlichten Buch „Mit der Teilung leben. Eine gemeindeutsche Aufgabe“ warb er für die politische und völkerrechtliche Anerkennung der DDR als Voraussetzung für eine langfristige [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] Deutschlands.
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|NAME=Müller-Gangloff, Erich
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|ALTERNATIVNAMEN=Müller, Erich; Obermüller, Christoph (Pseudonym)
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Version vom 17. März 2012, 20:02 Uhr

Erich Müller-Gangloff, Pseudonym Christoph Obermüller (* 12. Februar 1907 in Roth, Landkreis Kusel; † 23. Februar 1980 in West-Berlin) war ein deutscher Publizist und evangelischer Akademie-Direktor.

Leben

Müller-Gangloff besuchte die Oberrealschule in Berlin. Anschließend studierte er Germanistik und Geschichte in Berlin, Innsbruck und Marburg, wo er im Fach Germanistik mit einer sprachgeschichtlichen Arbeit zum Dr. phil. promoviert wurde. Seit 1933 trat er als Schriftsteller an die Öffentlichkeit. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zur Wehrmacht eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 fliehen konnte. Im Jahre 1951 gründete er die Evangelische Akademie von Berlin (West), deren Leiter er bis 1970 war. In den von ihr erreichten Kreisen förderte er geschichtsbewusstes Denken und die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Deutschen Reiches, insbesondere der Zeit der Hitlerdiktatur. Im Jahre 1955 prägte er den Begriff der „unbewältigten Vergangenheit“, der seither nicht mehr aus dem Wortschatz der geschichtspolitischen Debatten wegzudenken ist.

Die Zeitschrift der Akademie Kommunität bot u.a. Friedens- und Gerechtigkeitsgruppen ein Forum, deren Gründung Erich Müller-Gangloff und Lothar Kreyssig betrieben hatten:

Die ersten Jahrgänge der Zeitschrift (der evangelischen Akademie: Kommunität) standen, eigentlich ohne Ziel und Absicht, im Zeichen von Aktionen, die beinahe schlagartig aufeinander folgten: 1957 wurde die Aktionsgemeinschaft „Für die Hungernden“ (heute Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt), 1958 die Aktion Sühnezeichen, 1959 die Arbeitsgemeinschaft Weltfriedensdienst ins Leben gerufen, die 1960 unter der Kennung „Versöhnungsdienste“ zusammengefasst wurden." Die Arbeit dieser drei Friedensdienste begleitete Erich Müller-Gangloff in den Folgejahren mit zahlreichen Tagungen und Aktionen.“

Müller-Gangloff engagierte sich ab 1956 gegen die Atombewaffnung der Bundesrepublik und insbesondere nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 für ein geregeltes Miteinander der beiden deutschen Staaten und West-Berlins sowie für eine Versöhnung mit den Völkern Osteuropas. Er nahm an den ersten Versammlungen der Christlichen Friedenskonferenz 1961 teil und plädierte dafür, dass insbesondere die Kirchen ihre Verantwortung für die Entwicklung einer gerechten und solidarischen Weltordnung wahrnehmen. In zahlreichen Büchern und Zeitschriftenaufsätzen verbreitete er seine Gedanken.

In seinem 1965 veröffentlichten Buch „Mit der Teilung leben. Eine gemeindeutsche Aufgabe“ warb er für die politische und völkerrechtliche Anerkennung der DDR als Voraussetzung für eine langfristige Wiedervereinigung Deutschlands.

Mit seinem 1970 erschienenen Buch "Vom gespaltenen zum doppelten Europa" entwickelte er Gedanken zu Überwindung der Spaltung Europas in zwei ideologische und politische-militärische Lager.

Müller-Gangloff war Mitglied der Michaelsbrudersachaft und zeitweilig Schriftleiter ihrer Zeitschrift Quatember, die ihm auch ihren Namen verdankt[1]

Die Frage, wieweit Müller-Gangloff durch das Ministerium für Staatssicherheit und insbesondere dessen Agenten Hans-Joachim Seidowsky beeinflusst und benutzt wurde, wird heute sehr unterschiedlich beantwortet. Hubertus Knabe schließt aus den vorhandenen Akten, dass Müller-Gangloff gezielt benutzt wurde, um die Interessen der SED im innerdeutschen Dialog zu fördern.[2] Dagegen folgert Merrilyn Thomas aus ihrer Untersuchung der Akten, dass Müller-Gangloff im Gegenteil erfolgreich im Sinne und eventuell im Auftrag des Westens agierte, indem es ihm gelang, über die Aktion Sühnezeichen christliche Netzwerke in der DDR, in Polen und der Tschechoslowakei aufzubauen und die Ostpolitik vorzubereiten.[3]

Werke

  • Die deutschen Stämme. Bielefeld und Leipzig: Velhagen & Klasing 1941
  • Vorläufer des Antichrist. Berlin: Wedding-Verlag 1948
  • Christen in Kriegsgefangenschaft, Berlin: Verlag Die Schöpfung 1948
  • Dreifaltigkeit des Bösen? Kassel: Stauda-Verlag 1953
  • Gottes drittes Vok. Revolution aus dem Evangelium. (Calwer Hefte 41) Stuttgart: Calwer Verlag, 1961
  • Horizonte der Nachmoderne. Mächte und Ideen im 20. Jahrhundert. Gelnhausen: Burckhardthaus-Verlag, 1962
  • Mit der Teilung leben. Eine gemeindeutsche Aufgabe. München: List, 1965
  • Vom gespaltenen zum doppelten Europa. Acht Thesen zur deutschen Ostpolitik, zugleich eine Antwort auf die "deutsche" Frage. Stuttgart: Radius 1970
  • (Hrg.) Kommunität. Evangelische Akademie Berlin-Brandenburg

Aufsätze

  • Ostern und die Oikumene in: Quatember 1954
  • Die Freiheit eines Christenmenschen heute, in: Quatember 1955/56
  • Christen sprachen mit Chruschtschow, in Gewerkschaftliche Monatshefte 3/1963, Seite 151 (Digitalisat)

Literatur

Einzelnachweise

  1. .Hans Carl von Haebler: Geschichte der Evangelischen Michaelsbruderschaft von ihren Anfängen bis zum Gesamtkonvent 1967. Hrsg. im Auftrag der Evangelischen Michaelsbruderschaft, Marburg 1975, S. 195 mit Anm. 387
  2. Hubertus Knabe: Die unterwanderte Republik. Stasi im Westen. Berlin: Propyläen 1999 ISBN 3-549-05589-7, S. 295-297.
  3. Merrilyn Thomas: Communing with the enemy: covert operations, Christianity and Cold War politics in Britain and the GDR. Frankfurt etc.: Peter Lang 2005 ISBN 978-3-03910-192-4, S. 63-74