„Die Tat (Monatszeitschrift)“ – Versionsunterschied

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Im September 1929 übernahm [[Hans Zehrer]] die Leitung des Blattes und machte es zusammen mit [[Ernst Wilhelm Eschmann]], [[Ferdiand Fried]], [[Giselher Wirsing]] zum einflußreichen Organ des [[jungkonservativ]]en [[Tat-Kreis|Tat-Kreises]]. Mit einer Auflage von knapp 30.000 Exemplaren erreichte es in dieser Zeit etwa doppelt soviele Leser wie die radikaldemokratische Wochenzeitschrift ''[[Die Weltbühne]]''.
Im September 1929 übernahm [[Hans Zehrer]] die Leitung des Blattes und machte es zusammen mit [[Ernst Wilhelm Eschmann]], [[Ferdiand Fried]], [[Giselher Wirsing]] zum einflußreichen Organ des [[jungkonservativ]]en [[Tat-Kreis|Tat-Kreises]]. Mit einer Auflage von knapp 30.000 Exemplaren erreichte es in dieser Zeit etwa doppelt soviele Leser wie die radikaldemokratische Wochenzeitschrift ''[[Die Weltbühne]]''.
"Die Zeitschrift 'Die Tat'", urteilte [[Siegfried Kracauer]] 1931, hat heute gerade unter den Intellektuellen der Mittelschichten einen starken Anhang. Er erklärt sich nicht nur daraus, daß der Tat-Kreis bewußt für die praktischen und ideologischen Interessen dieser Schichten eintritt, sondern auch aus seiner Kampfweise selber. Sie ist von einem Format, dessen die deutsche Intelligenz entwöhnt war." Die Ziele des Tat-Kreises sind in dieser Zeit ein eigentümliches Konglomerat aus "linken" und "rechten" Positionen: Kapitalismuskritik verbindet sich mit dem Ruf nach nationaler Autarkie und der Forderung nach einer neuen Elite. Der große Zuspruch, den diese Zeitschrift erfuhr, veranlaßte den Verleger [[Gottfried Bermann Fischer]] als Gegenmaßnahme, in seinem Verlag [[Peter Suhrkamp]] einzustellen. Der sollte die im S. Fischer Verlag erscheinende Zeitschrift ''[[Neue Rundschau]]'' auf einen stärker weltanschaulich gerichteten Kurs bringen und so der ''Tat'' Paroli bieten (siehe dazu Peter de Mendelssohn, S. Fischer und sein Verlag, FFM 1986, S. 1246 f.).
"Die Zeitschrift 'Die Tat'", urteilte [[Siegfried Kracauer]] 1931, hat heute gerade unter den Intellektuellen der Mittelschichten einen starken Anhang. Er erklärt sich nicht nur daraus, daß der Tat-Kreis bewusst für die praktischen und ideologischen Interessen dieser Schichten eintritt, sondern auch aus seiner Kampfweise selber. Sie ist von einem Format, dessen die deutsche Intelligenz entwöhnt war." Die Ziele des Tat-Kreises sind in dieser Zeit ein eigentümliches Konglomerat aus "linken" und "rechten" Positionen: Kapitalismuskritik verbindet sich mit dem Ruf nach nationaler Autarkie und der Forderung nach einer neuen Elite. Der große Zuspruch, den diese Zeitschrift erfuhr, veranlaßte den Verleger [[Gottfried Bermann Fischer]] als Gegenmaßnahme, in seinem Verlag [[Peter Suhrkamp]] einzustellen. Der sollte die im S. Fischer Verlag erscheinende Zeitschrift ''[[Neue Rundschau]]'' auf einen stärker weltanschaulich gerichteten Kurs bringen und so der ''Tat'' Paroli bieten (siehe dazu Peter de Mendelssohn, S. Fischer und sein Verlag, FFM 1986, S. 1246 f.).


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 9. Februar 2006, 09:15 Uhr

Die Tat war eine Monatszeitschrift für Politik und Kultur.

Sie wurde im April 1909 gegründet und erschien bis 1938 im Verlag von Eugen Diederichs in Jena. 1939 bis 1944 wurde sie unter dem Titel Das XX. Jahrhundert fortgesetzt.

1909-1912

Die Zeitschrift wurde im April 1909 von dem freireligiösen Prediger Ernst Horneffer gegründet und erschien zunächst mit dem Untertitel Wege zu freiem Menschentum.

1912-1918

Im Oktober 1912 übernahm Eugen Diederichs das Blatt, dessen Auflage zu dieser Zeit lediglich verlustbringende 1000 Exemplar betrug. Es wurde inhaltlich neu ausgerichtet, was im neuen Untertitel Eine sozial-religiöse Monatsschrift zum Ausdruck kam. Wenig später wurde dieser Untertitel erweitert und lautete Sozial-religiöse Monatsschrift für deutsche Kultur. Im April 1916 nahm Diederichs eine neue Änderung vor. Die Zeitschrift hieß nun bis auf weiteres Die Tat. Monatsschrift für die Zukunft deutscher Kultur.

1918-1929

Nach dem Ersten Weltkrieg kennzeichnet eine "zum Programm erhobene Programmlosigkeit" (Hanke/Hübinger) das Blatt, es setzte aber doch besondere Akzente bei den Themen "Bildung", "Religion" und "Volk". 1928 übergab Diederichs die Schriftleitung an den Germanisten Adam Kuckhoff, der jedoch einen Kurs "gegen den Romantizismus" ansteuerte, der Diederichs Vorstellungen nicht entsprach. Die Zusammenarbeit dauerte daher nicht lange. Allerdings wurde zu ihrem Beginn die äußere Gestaltung in neusachlichem Stil modernisiert, und auch der Untertitel wechselte erneut, diesmal in Monatsschrift zur Gestaltung neuer Wirklichkeit.

1929-1933

Im September 1929 übernahm Hans Zehrer die Leitung des Blattes und machte es zusammen mit Ernst Wilhelm Eschmann, Ferdiand Fried, Giselher Wirsing zum einflußreichen Organ des jungkonservativen Tat-Kreises. Mit einer Auflage von knapp 30.000 Exemplaren erreichte es in dieser Zeit etwa doppelt soviele Leser wie die radikaldemokratische Wochenzeitschrift Die Weltbühne. "Die Zeitschrift 'Die Tat'", urteilte Siegfried Kracauer 1931, hat heute gerade unter den Intellektuellen der Mittelschichten einen starken Anhang. Er erklärt sich nicht nur daraus, daß der Tat-Kreis bewusst für die praktischen und ideologischen Interessen dieser Schichten eintritt, sondern auch aus seiner Kampfweise selber. Sie ist von einem Format, dessen die deutsche Intelligenz entwöhnt war." Die Ziele des Tat-Kreises sind in dieser Zeit ein eigentümliches Konglomerat aus "linken" und "rechten" Positionen: Kapitalismuskritik verbindet sich mit dem Ruf nach nationaler Autarkie und der Forderung nach einer neuen Elite. Der große Zuspruch, den diese Zeitschrift erfuhr, veranlaßte den Verleger Gottfried Bermann Fischer als Gegenmaßnahme, in seinem Verlag Peter Suhrkamp einzustellen. Der sollte die im S. Fischer Verlag erscheinende Zeitschrift Neue Rundschau auf einen stärker weltanschaulich gerichteten Kurs bringen und so der Tat Paroli bieten (siehe dazu Peter de Mendelssohn, S. Fischer und sein Verlag, FFM 1986, S. 1246 f.).

Literatur

  • Siegfried Kracauer: Aufruhr der Mittelschichten. Eine Auseinandersetzung mit dem "Tat"-Kreis (1931), in: Ders.: Schriften, Bd. 5.2, Frankfurt/M. 1990, S. 405-424
  • Stefan Breuer: Anatomie der konservativen Revolution, Darmstadt 1993
  • Edith Hanke / Gangolf Hübinger: Von der "Tat"-Gemeinde zum "Tat"-Kreis. Die Entwicklung einer Kulturzeitschrift, in: Gangolf Hübinger (Hrsg.): Versammlungsort moderner Geister. Der Eugen Diederichs Verlag - Aufbruch ins Jahrhundert der Extreme, München 1996, S. 299-334