„Deutschland (Schiff, 1904)“ – Versionsunterschied

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== Einzelheiten ==
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Das [[Walfangschiff|Walfang-]] und [[Frachtschiff]] ''Bjørn'' („Bär“) wurde im Jahr 1904 bei der E. K. Lindstøl Skibsværft in [[Risør]], [[Norwegen]] für die Reederei A/S Bjørn (Chr. Christensen) in Kamfjord, Sandefjord vom Stapel gelassen. Betrieben wurde das Schiffe vom Sandefjorder Walfang und Schifffahrtsunternehmen Christensen. Die ''Bjørn'' war eine Dreimastbark von 46,7 Meter [[Schiffsmaße#Längenangaben|Länge zwischen den Loten (LPP)]] und 9,1 Meter Breite, vermessen auf 527 [[Schiffsmaße#Raumgehalt, Tonnage|Tonnen]]. Die maximale Geschwindigkeit mit Maschinenkraft wurde mit 8 [[Knoten (Einheit)|Knoten]] beziffert. Der [[Schiffsrumpf]] war verstärkt, um dem Eis standzuhalten, damit es für den Einsatz in polaren Regionen tauglich war. Der Antrieb bestand aus einer Verbunddampfmaschine des Herstellers Porsgrunds Mekaniske Værksted mit einer Leistung von 34 [[Nominal Horse Power|nominalen Pferdestärken]].
Das [[Walfangschiff|Walfang-]] und [[Frachtschiff]] ''Bjørn'' („Bär“) wurde im Jahr 1904 bei der E. K. Lindstøl Skibsværft in [[Risør]], [[Norwegen]] für die Reederei A/S Bjørn (Chr. Christensen) in Kamfjord, Sandefjord vom Stapel gelassen. Betrieben wurde das Schiffe vom Sandefjorder Walfang und Schifffahrtsunternehmen Christensen. Die ''Bjørn'' war eine mit 527 [[Schiffsmaße#Raumgehalt, Tonnage|Bruttoregistertonnen]] vermessene Dreimastbark von 46,7 Meter [[Schiffsmaße#Längenangaben|Länge zwischen den Loten (LPP)]] und 9,1 Meter Breite. Die maximale Geschwindigkeit mit Maschinenkraft wurde mit acht [[Knoten (Einheit)|Knoten]] beziffert. Der [[Schiffsrumpf]] war verstärkt, um dem Eis standzuhalten, damit es für den Einsatz in polaren Regionen tauglich war. Der Antrieb bestand aus einer Verbunddampfmaschine des Herstellers Porsgrunds Mekaniske Værksted mit einer Leistung von 34 [[Nominal Horse Power|nominalen Pferdestärken]].


Nachdem es Filchner mit Hilfe der Polarforscher [[Ernest Henry Shackleton|Shackleton]] (der auch als Berater beim Umbau des Schiffes auftrat), [[Otto Nordenskjöld|Nordenskjöld]] und [[Fridtjof Nansen|Nansen]] 1910 gelungen war, die ''Björn'' für seine geplante Expedition zu erwerben, wurde sie in ''Deutschland'' umbenannt. Bei dem rund zweimonatigen Umbau auf der [[Werft]] [[Blohm und Voss]] in [[Hamburg]] war das Schiff auf den neuesten technischen Stand seiner Zeit gebracht worden. Es hatte eine moderne Generatoranlage erhalten, so dass an Bord nicht nur Glühlampen, sondern auch elektrische Maschinen betrieben werden konnten. Zudem war eine starke [[Telegrafie#Telegrafie per Funk|funkentelegraphische]] Anlage installiert worden. Die Maschinenleistung von 220 KW war für damalige Verhältnisse beachtlich, aber bestenfalls ausreichend, um ein paar Meilen in frischem Pfannkucheneis zurücklegen zu können. Als Eisbrecher war das Schiff allerdings ungeeignet.<ref>Reinhard A. Krause, "[http://epic.awi.de/31408/1/Polarforschung_81-2_103-126.pdf Zum hundertjährigen Jubiläum der Deutschen Antarktischen Expedition unter der Leitung von Wilhelm Filchner, 1911-1912]", in: Polarforschung 81 (2), S. 103–126, 2011 (erschienen 2012 - online als PDF-Datei, 29045,69 KB; abgerufen: 16.07.2013)</ref>
Nachdem es Filchner mit Hilfe der Polarforscher [[Ernest Henry Shackleton|Shackleton]] (der auch als Berater beim Umbau des Schiffes auftrat), [[Otto Nordenskjöld|Nordenskjöld]] und [[Fridtjof Nansen|Nansen]] 1910 gelungen war, die ''Björn'' für seine geplante Expedition zu erwerben, wurde sie in ''Deutschland'' umbenannt. Bei dem rund zweimonatigen Umbau auf der [[Werft]] [[Blohm und Voss]] in [[Hamburg]] war das Schiff auf den neuesten technischen Stand seiner Zeit gebracht worden. Es hatte eine moderne Generatoranlage erhalten, so dass an Bord nicht nur Glühlampen, sondern auch elektrische Maschinen betrieben werden konnten. Zudem war eine starke [[Telegrafie#Telegrafie per Funk|funkentelegraphische]] Anlage installiert worden. Die Maschinenleistung von 220 KW war für damalige Verhältnisse beachtlich, aber bestenfalls ausreichend, um ein paar Meilen in frischem Pfannkucheneis zurücklegen zu können. Als Eisbrecher war das Schiff allerdings ungeeignet.<ref>Reinhard A. Krause, "[http://epic.awi.de/31408/1/Polarforschung_81-2_103-126.pdf Zum hundertjährigen Jubiläum der Deutschen Antarktischen Expedition unter der Leitung von Wilhelm Filchner, 1911-1912]", in: Polarforschung 81 (2), S. 103–126, 2011 (erschienen 2012 - online als PDF-Datei, 29045,69 KB; abgerufen: 16.07.2013)</ref>

Version vom 26. August 2013, 23:34 Uhr

Die Bark Deutschland war das Schiff der Zweiten Deutschen Antarktisexpedition (1911–1912) unter der Leitung des Geophysikers Wilhelm Filchner (1877–1957).

Einzelheiten

Das Walfang- und Frachtschiff Bjørn („Bär“) wurde im Jahr 1904 bei der E. K. Lindstøl Skibsværft in Risør, Norwegen für die Reederei A/S Bjørn (Chr. Christensen) in Kamfjord, Sandefjord vom Stapel gelassen. Betrieben wurde das Schiffe vom Sandefjorder Walfang und Schifffahrtsunternehmen Christensen. Die Bjørn war eine mit 527 Bruttoregistertonnen vermessene Dreimastbark von 46,7 Meter Länge zwischen den Loten (LPP) und 9,1 Meter Breite. Die maximale Geschwindigkeit mit Maschinenkraft wurde mit acht Knoten beziffert. Der Schiffsrumpf war verstärkt, um dem Eis standzuhalten, damit es für den Einsatz in polaren Regionen tauglich war. Der Antrieb bestand aus einer Verbunddampfmaschine des Herstellers Porsgrunds Mekaniske Værksted mit einer Leistung von 34 nominalen Pferdestärken.

Nachdem es Filchner mit Hilfe der Polarforscher Shackleton (der auch als Berater beim Umbau des Schiffes auftrat), Nordenskjöld und Nansen 1910 gelungen war, die Björn für seine geplante Expedition zu erwerben, wurde sie in Deutschland umbenannt. Bei dem rund zweimonatigen Umbau auf der Werft Blohm und Voss in Hamburg war das Schiff auf den neuesten technischen Stand seiner Zeit gebracht worden. Es hatte eine moderne Generatoranlage erhalten, so dass an Bord nicht nur Glühlampen, sondern auch elektrische Maschinen betrieben werden konnten. Zudem war eine starke funkentelegraphische Anlage installiert worden. Die Maschinenleistung von 220 KW war für damalige Verhältnisse beachtlich, aber bestenfalls ausreichend, um ein paar Meilen in frischem Pfannkucheneis zurücklegen zu können. Als Eisbrecher war das Schiff allerdings ungeeignet.[1]

Die Deutschland verfügte über diverse Lenzpumpen sowie über eine Dampffeuerlöschanlage, womit sie sicherheitstechnisch gut ausgerüstet war. Durch einen Hilfskessel konnte die umfangreiche Schiffsbetriebstechnik der Bark, zu der neben den erwähnten Anlagen und diversen Winden auch ein Seewasserverdampfer zur Erzeugung von Trinkwasser gehörte, separat versorgt werden. Auch die segeltechnische Ausrüstung des Schiffes war beachtlich. Unter günstigen Bedingungen erreichte die Deutschland eine Geschwindigkeit von 10 kn/h, wozu auch der Umstand beitrug, dass die Schraube von der Welle getrennt und dann in einem „Brunnen“ untergebracht werden konnte, wodurch sich der Rumpfwiderstand verringerte. Vervollständigt wurde die Ausrüstung durch ein kleines Beiboot mit einem 5-kW-Motor.[2]

Wissenschaftliche Ausrüstung

Die wissenschaftliche Ausrüstung der „Deutschland“ war vielfältig. Neben einer ozeanographischen Winde waren drei Lucas-Lotmaschinen vorhanden, von denen zwei mit einer schnell laufenden Dampfmaschine gekoppelt waren. Zudem gab es an Bord auch eine Drachenwinde sowie eine Winde für Fesselballons samt einer ausreichenden Menge an Wasserstoff in Stahlflaschen. Für Tiefseelotungen standen für die Gewinnung von Bodenproben Lotspindeln und Schlammröhren zur Verfügung, mit welchen Sedimentkerne mit einer Maximallänge von 51 cm gewonnen werden konnten.[3] Auf dem Hauptdeck konnten in einem relativ großen Laborraum ozeanographische, biologische, geologische, chemische und mikroskopische Analysen vorgenommen werden. Neben technischen Einrichtungen zur Planktonforschung[4] stand auch ein ansehnliches Instrumentarium für geomagnetische und meteorologische Untersuchungen zur Verfügung. Neben zahlreichen astronomisch-geodätischen Instrumenten umfasste das wissenschaftliche Equipment der Deutschland auch eine hervorragende fotografische Ausrüstung. Es gab an Bord sogar eine Dunkelkammer.[5]

Die Deutschland während und nach ihrer Antarktisfahrt

Während der Antarktisexpedition fuhr das Schiff, das zunächst von Kapitän Richard Vahsel[6] geführt wurde (der allerdings während der Reise verstarb), unter der deutschen Reichskriegsflagge.[7] Obwohl es etwa neun Monate lang im Weddellmeer vom Packeis eingeschlossen war, überstand es die Forschungsfahrt fast unbeschadet.

Wichtige Offiziere des Schiffes waren:

  • Richard Vahsel (1868–1912). Der Kapitän der „Deutschland“ hatte bereits 1901–1903 auf der ersten deutschen Antarktisexpedition mit der Gauß als 2. Offizier teilgenommen.
  • Wilhelm Lorenzen, der Erste Offizier, übernahm nach Vahsels Tod bis zum Zielhafen Grytviken das Schiffskommando.
  • Conrad Heyneck leitete den Maschinenraum und die schiffstechnischen Anlagen.
  • Wilhelm v. Goeldel (geb. 1881), Wachoffizier; war auch als Schiffs- und Expeditionsarzt tätig.

Nach dem Ende der Expedition wurde die Deutschland zunächst 1914 nach Österreich an den Expeditionsteilnehmer Felix König (1880–1945) veräußert, der das Schiff in Oesterreich umbenannte und eine eigene, österreichische Forschungsreise an den Südpol plante, was am Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 scheiterte.[8] 1920 wurde das Schiff dann an die Reederei Soc. Anononima di Navigazione Nautica in Triest verkauft und in San Rocco umbenannt. Am 22. Januar 1926 ging das Schiff schließlich auf einer Reise von Barletta nach Venedig bei der Insel Pelagosa auf der Position 42° 43′ 0″ N, 16° 20′ 0″ O im Adriatischen Meer verloren.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Reinhard A. Krause, "Zum hundertjährigen Jubiläum der Deutschen Antarktischen Expedition unter der Leitung von Wilhelm Filchner, 1911-1912", in: Polarforschung 81 (2), S. 103–126, 2011 (erschienen 2012 - online als PDF-Datei, 29045,69 KB; abgerufen: 16.07.2013)
  2. Reinhard A. Krause, op. cit.
  3. W. Brennecke, W. (1921): Die ozeanographischen Arbeiten der Deutschen Antarktischen Expedition 1911-1912.- Archiv Deutsche Seewarte 39: 1-216, 1921, S. 13/14 ist ein Verzeichnis der ozeanographischen Ausrüstung der Deutschland zu finden.
  4. Siehe: H. Lohmann, (1912): Untersuchungen über das Pflanzen und Tierleben der Hochsee, zugleich ein Bericht über die biologischen Arbeiten auf der Fahrt der “Deutschland“ von Bremerhaven nach Buenos Aires in der Zeit vom 7. Mai bis 7. September 1911 - Mittler, Berlin, 1-92
  5. Siehe: Wilhelm Filchner, "Zum 6. Erdteil", Berlin (Ullstein), 1922, S. 20
  6. Kaiser Wilhelm II. Land, bei: deutsches-kaiserreich.de; abgerufen: 16.07.2013
  7. Reinhard A. Krause, Op. cit.
  8. Siehe: U. Rack, (2010): Sozialhistorische Studie zur Polarforschung anhand von deutschen und österreichisch-ungarischen Polarexpeditionen zwischen 1868-1939 Berichte zur Polar- und Meeresforschung 618 (2010), S. 1-274; online als PDF-Datei, 29337,08 KB (abgerufen: 17.07.2013)