Detlef Hammer

Detlev Hammer (* 1950 in Gersdorf, Erzgebirge; † 3. April 1991 in Magdeburg) war Jurist am Evangelischen Konsistorium in Magdeburg und Konsistorialpräsident. Gleichzeitig war er Offizier im besonderen Einsatz der Staatssicherheit der DDR.

Als Sohn eines Betriebsleiters aufgewachsen begann Hammer im Jahr 1968 in Halle das Jurastudium, wo er auch zum Dr. jur. promovierte. Während des Studiums verpflichtete er sich als Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit „IM Detlef“ wurde Informant im Bereich der Evangelischen Studentengemeinde. Erst dort ließ er sich konfirmieren, erwarb sich das Vertrauen im engsten Mitarbeiterkreis und wurde Delegierter der Synode der Kirchenprovinz, wo man ihm den Eintritt in den kirchlichen Dienst anbot. Nach Zusage eines Gehaltszuschusses durch das MfS nahm er 1974 (als „OibE Günther“) den Dienst im Konsistorium der Kirchenprovinz Sachsen als juristischer Konsistorialrat auf, später wurde er Oberkonsistorialrat und Dezernent für die Pfarrerausbildung sowie Diakonie und Ökumene.

Hammer wirkte erfolgreich bei der juristischen Begleitung diakonischer und anderer kirchlicher Einrichtungen und Gemeinden, auch beim Ausbau ökumenischer Beziehungen ins westliche Ausland, wovon er dem MfS regelmäßig Mitteilung machte. Zugleich nahm er personalpolitisch in der Landeskirche im Sinne des MfS Einfluss, wie es sich etwa bei der Maßnahme gegen den Halle-Neustädter Jugenddiakon Lothar Rochau zeigte, der isoliert und verhaftet wurde. Hammer setzte sich beim MfS für Menschen ein, die wegen Republikflucht inhaftiert waren, andererseits für Menschen, die einen Ausreiseantrag aus der DDR gestellt hatten.

Am 1. Mai 1990 wurde Hammer zum Konsistorialpräsidenten berufen. Seinem Entlassungsantrag aus dem kirchlichen Dienst im Februar 1991 wurde nicht entsprochen.

Die Todesumstände und die genaue Todesursache sind bis heute umstritten.

Im August 1991 machten Medienveröffentlichungen Hammers Tätigkeit für das MfS bekannt. Bei den heute erhaltenen Stasi-Akten fehlen seine Unterlagen für den Zeitraum von 1978 bis 1989.

Detlef Hammers Fall wird nach Alexander Schalck-Golodkowski zu den dramatischsten MfS-Spionagefällen innerhalb der DDR gezählt.[1] Seine Berufung zum Kirchenbeamten wurde post mortem widerrufen.

Hammer war verheiratet und hatte zwei Kinder.

Einzelnachweise

  1. Helmut Müller-Enbergs (Hg.): Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit: Teil 2, Berlin 1998, S. 90

Literatur

  • Harald Schultze, Waltraut Zachhuber, Spionage gegen eine Kirchenleitung: Detlef Hammer - Stasi-Offizier im Konsistorium Magdeburg: Gespräche, Dokumente, Recherchen, Kommentare; H. Schultze, 1994