„Clan-Kriminalität“ – Versionsunterschied

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Als '''Clan-Kriminalität''' wird eine Form der [[Organisierte Kriminalität|organisierten Kriminalität]] in [[Deutschland]] und [[Schweden]] bezeichnet; als örtliche Schwerpunkte gelten [[Berlin]], [[Bremen]], [[Nordrhein-Westfalen]], [[Niedersachsen]], [[Göteborg]] und Stockholm. In Südschweden gab es gehäuft Schießereien und Explosionen, bei ähnlichen Fällen in Kopenhagen im Jahr 2019 führten Spuren nach Schweden zurück.<ref name="euronews-2019-11-11">{{Internetquelle |url=https://de.euronews.com/2019/11/11/schweden-nationaler-handlungsplan-gegen-das-bandenverbrechen |titel=Schweden: Nationaler Handlungsplan gegen das Verbrechen |werk=de.euronews.com |datum=2019-11-11 |abruf=2020-09-29}}</ref>
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Version vom 12. Oktober 2020, 23:11 Uhr

Als Clan-Kriminalität wird eine Form der organisierten Kriminalität in Deutschland und Schweden bezeichnet; als örtliche Schwerpunkte gelten Berlin, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Göteborg und Stockholm. In Südschweden gab es gehäuft Schießereien und Explosionen, bei ähnlichen Fällen in Kopenhagen im Jahr 2019 führten Spuren nach Schweden zurück.[1]

Kriminelle Clans werden durch das BKA definiert als ethnisch abgeschottete Subkulturen, die in der Regel patriarchalisch-hierarchisch organisiert sind und einer eigenen Werteordnung folgen. Die Täterkreise gehören Großfamilien und Clans an, die zumeist aus dem arabischen Kulturkreis stammen.[2][3][4] In Schweden sind mindestens 40 Clans vorhanden laut Polizeibehörden.[5] Bekanntgeworden sind die Clans Abou-Chaker, Miri, Remmo, Al-Zein und weitere.

Charakteristika

Die Entstehung des Phänomens der Clan-Kriminalität geht bis in die 1980er-Jahre zurück. Infolge des libanesischen Bürgerkriegs emigrierten insbesondere staatenlose arabische und palästinensische Familien nach Deutschland. Da ihnen hier zunächst der Zugang zum Arbeitsmarkt verwehrt blieb und ihre Kinder nicht schulpflichtig waren, förderte dies die Entstehung entsprechender Parallelgesellschaften und deren Delinquenz.[6] Teile der Großfamilien verlagerten sich auf illegale Aktivitäten, um ihren Lebensstandard zu heben. Als Tätigkeitsfeld der Clans gelten insbesondere Drogenhandel, Prostitution, Schutzgelderpressung, Raubüberfälle, Einbrüche und Diebstähle.[7]

Das Bundeskriminalamt (BKA) definiert kriminelle Clans als „ethnisch abgeschottete Subkulturen“, die in der Regel patriarchalisch-hierarchisch organisiert sind und einer „eigenen Werteordnung“ folgen.[8] Laut dem Landeskriminalamt (LKA) Berlin ist der Bereich Clan-Kriminalität „in weiten Teilen von einer arabischstämmigen Community bestehenden Parallelgesellschaft geprägt und geht einher mit einer mangelnden Akzeptanz oder sogar Ablehnung des in Deutschland vorherrschenden Werte- und Normensystems“.[9]

Seit der Flüchtlingskrise in Deutschland 2015/2016 begannen Clans nach Aussage von Sebastian Fiedler, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), auch Flüchtlinge des syrischen Bürgerkriegs und aus dem Irak als „Ameisen“ für den Drogenverkauf an Endkunden anzuwerben. Fiedler äußerte die Besorgnis, dass auch hier kriminelle Gefüge entstehen, die durch die hohe Zahl der Angeworbenen zum Problem werden könnten.[10]

Nach einer Analyse des Polizeipräsidiums Duisburg aus dem Jahr 2015 sind die aktiven Mitglieder der dortigen Clans männlich, jung und in den Jahren zwischen 1990 und 1998 geboren worden. Sie treten demnach häufig in großen Gruppen auf, um Stärke zu demonstrieren – wegen dieses Phänomens ist polizeiintern auch von einer „Street Corner Society“ die Rede. Laut Polizeipräsidium Duisburg treten die Clan-Mitglieder in der Öffentlichkeit je nach der zahlenmäßigen Stärke ihrer Gruppe beziehungsweise der eingesetzten Polizeibeamten unterschiedlich auf. Je größer die eigene Gruppe und je kleiner die Anzahl der Polizeikräfte, desto unangepasster agierten die Clan-Mitglieder.[11]

Laut einem Lagebild des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamts zur organisierten Kriminalität sieht sich die Polizei in Bezug auf die sogenannte Clan-Kriminalität mit kriminellen, ethnisch abgeschotteten Gruppierungen insbesondere im Bereich der Rauschgift-, Gewalt- und der Straßenkriminalität konfrontiert. Sie treffe im Einsatzgeschehen häufig auf Respektlosigkeit und ein erhebliches Aggressionspotenzial, welches in gewalttätige Angriffe auf Polizeibeamte eskalieren kann.[12] Laut dem Landeskriminalamt üben vor allem als Problemstadtteile geltende Viertel mit hoher Arbeitslosigkeit und niedrigen Mieten wie Essen-Altenessen oder in Duisburg-Marxloh eine hohe Anziehungskraft auf Clan-Angehörige aus. Neben illegalen Aktivitäten würden sich die Großfamilien auch durch legale Quellen wie den Verkauf und die Vermietung von Pkw, Schlüsseldienste sowie Sozialleistungen finanzieren.[13] Seit 2018 setzt die Polizei dem „Eroberungsgedanken“ der Clans, der „vor allem durch Gewalt und Grenzüberschreitungen geprägt“ sei, eine Strategie der „1000 Nadelstiche“ entgegen. Dabei würden bei Einsätzen mehr Kräfte geschickt und Kontrollen und Razzien von Hundertschaften durchgeführt.[10] Es wird beobachtet, dass kurdisch-libanesische Clans zunehmend versuchen, Ausländerämter, Zulassungsstellen oder Jobcenter zu unterwandern und durch Schmiergelder Einfluss auf die öffentliche Verwaltung zu nehmen.[14] Es wird daher gefordert, spezielle Strafkammern mit spezialisierten Richtern zu etablieren, die etwa die Familienstrukturen der Clans kennen und das komplizierte Personengeflecht durchblicken, aber auch mit „dem Umstand, dass viele kurdisch-libanesische Sippen Dutzende unterschiedliche Namen“ führen, vertraut sind.[15]

Viele Clan-Mitglieder verfügen nach Polizeiangaben nur über ein geringes Bildungsniveau und besitzen keinen Schulabschluss. Als charakteristisch wird auch ein gewisses Imponiergehabe der Clan-Mitglieder bezeichnet, das ein Beamter des Landeskriminalamt wie folgt beschreibt: „Sie stellen ihre Besitztümer gern öffentlich zur Schau: Man zeigt und ist, was man hat.“[16] Auch Shisha-Bars, die häufig für Geldwäsche und den Verkauf von unversteuertem Tabak genutzt würden, spielen demnach eine Rolle. Der nordrhein-westfälische Innenminister Heribert Reul erklärte, „dass das Umfeld dieser Bars in Nordrhein-Westfalen der Boden für Clan-Kriminalität ist“.[17] Das Bundeskriminalamt schätzt das Personenpotenzial der Clans auf bis zu 200.000 Familienmitglieder, wobei nicht alle davon kriminell sind.[18][19]

Regionale Verbreitung

Als Schwerpunkte der Clan-Kriminalität in Deutschland gelten Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen und die Stadtstaaten Berlin (Clan-Kriminalität in Berlin) und Bremen. Die meisten Täter gehören einem Clan oder großen Familie an, der oder die ursprünglich aus Kleinasien und der arabischen Welt stammen.[20][21][6]

Neben dem Abou-Chaker-Clan, dem Miri-Clan,[22][23] dem Remmo-Clan und der Al-Zein-Großfamilie werden die Familien Ali-Khan,[24] Berjaoui, Chahrour und Kaval sowie weitere dazugezählt.[25]

Kriminelle Großfamilien siedeln sich vor allem in Ballungszentren an. Als besonders betroffen gilt Berlin, wo die Polizei von 15 bis 20 entsprechenden Clan-Gruppierungen ausgeht, wozu auch der bekannte Abou-Chaker-Clan und die Rammo oder Remmo(s) zählen.[26] In der Hauptstadt wird mindestens ein Fünftel der organisierten Kriminalität Clan-Strukturen zugerechnet.[6] Als weitere Schwerpunkte gelten die Bundesländer Bremen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. In NRW ist das Phänomen dabei vor allem im Ruhrgebiet und dort in Städten wie Duisburg, Essen, Dortmund und Gelsenkirchen verbreitet.[13][27] In Niedersachsen sind 13 Städte bekannt, in denen sich Angehörige von Großfamilien niedergelassen haben. In Baden-Württemberg, Sachsen, Hamburg und dem Saarland ist Clan-Kriminalität weniger ausgeprägt, die Protagonisten stammen zudem zumeist nicht aus dem arabischen Bereich, sondern vom Balkan oder aus Osteuropa. Keinerlei Clan-Aktivitäten sind dagegen in Bayern und Schleswig-Holstein sowie den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern bekannt.[26]

In Nordrhein-Westfalen wurden bis Anfang 2019 rund 100 verschiedene kriminelle Clans dokumentiert. Zwischen 2016 und 2018 registrierte die Polizei in NRW mehr als 14.225 Straftaten mit rund 6449 tatverdächtigen Clanmitgliedern. Von den 6400 Tatverdächtigen sind 360 Intensivtäter für ein Drittel aller Straftaten verantwortlich. Jeder fünfte Verdächtige war weiblich. Unter den 14.225 Straftaten waren 26 Tötungsdelikte oder versuchte Tötungsdelikte, 5600 Gewaltdelikte, 2600 Betrugsfälle, 2600 Eigentumsdelikte und 1000 Drogendelikte. Von den tatverdächtigen Clanmitgliedern leben 1227 in Essen, 648 im Kreis Recklinghausen, 570 in Gelsenkirchen, 402 in Duisburg, 399 in Dortmund und 378 in Bochum. Von Sommer 2018 bis Januar 2019 wurden in NRW über 100 Razzien durchgeführt. In dieser Zeit durchsuchte die Polizei mehr als 1000 Gebäude. Es kam zu über 100 Festnahmen und zur Schließung von 60 Shisha-Bars.[28][29]

Im Mai 2019 wurde in NRW das bundesweit erste Lagebild zur Clan-Kriminalität von NRW-Innenminister Herbert Reul vorgestellt. Unter den von 2016 bis 2018 festgestellten rund 14.000 Straftaten mit Clan-Hintergrund waren 26 versuchte und vollstreckte Tötungsdelikte. Rund 30 Prozent der erfassten Straftaten wurden zehn Clans zugeordnet. 36 Prozent der Verdächtigen mit Clan-Hintergrund sind deutsche Staatsbürger, 31 Prozent Libanesen, 15 Prozent Türken und 13 Prozent Syrer.[30]

Aufsehenerregende Straftaten

Spektakuläre kriminelle Aktivitäten durch Clan-Angehörige sind Anlass für überregionale und internationale Berichterstattung. In Berlin sorgten für Aufsehen:

  • 2003 die Erschießung des SEK-Beamten Roland Krüger durch ein Clan-Mitglied. Krüger und sein Team sollten nach einer Messerstecherei in einer Discothek einen Clan-Angehörigen festnehmen, dieser eröffnete jedoch das Feuer und verletzte Krüger tödlich.[31][32]
  • 2010 ein Überfall auf ein Pokerturnier im Hyatt-Hotel.
  • 2014 ein Raubüberfall auf die Schmuckabteilung des Kaufhaus des Westens.
  • 2017 der Diebstahl einer Goldmünze im Wert von rund 3,75 Millionen Euro aus dem Bode-Museum.[7][33]
  • 2018 der Überfall auf einen Geldtransporter in Berlin-Mitte, der mit Clan-Kriminalität in Verbindung gebracht wird. Hierbei nahmen die Täter einen verfolgenden Streifenwagen mit einem automatischen Sturmgewehr vom Typ Kalaschnikow unter Beschuss und zwangen ihn zum Abbrechen der Verfolgung.[34]
  • 2019 der Diebstahl eines Kunstwerks aus Gold aus der Grundschule am Fuchsberg.[35]

Maßnahmen des Staates

Den Kampf gegen kriminelle Familienclans erwähnt das Bundeskriminalamt seit Mai 2019 auch in seinen Bundeslagebildern.[36] Im Rahmen einer Null-Toleranz-Strategie werden auch kleinere Vergehen verfolgt, wobei durch Ermittlungsmaßnahmen sowie Durchsuchungen schwerwiegendere Straftaten aufgedeckt werden sollen. Diskutiert wurde in Berlin auch der Vorschlag, Kinder aus kriminellen Großfamilien zu nehmen und diesen so den Nachwuchs zu entziehen.[37] In Niedersachsen ist seit dem 1. März 2018 eine Landesrahmenkonzeption zur Bekämpfung krimineller Clanstrukturen in Kraft. Zudem existiert seit dem 1. Juli 2017 bundesweit, mit dem Gesetz zur Reform der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung, die Möglichkeit, Vermögen aus Straftaten einzuziehen. Am 20. Juli 2018 beschlagnahmte die Polizei in Berlin aufgrund dieser neuen Gesetzeslage 77 Immobilien im Wert von 10 Millionen Euro, die dem Berliner Remmo-Clan zugerechnet werden.[38]

In Berlin gab es im Jahr 2019 insgesamt 382 Polizeieinsätze gegen Clankriminalität und damit im Durchschnitt täglich etwa einen Einsatz. Insgesamt gingen fast 1000 Strafanzeigen und mehr als 5900 Anzeigen zu Ordnungswidrigkeiten ein. Kontrolliert wurden mehr als 700 Objekte, darunter rund 300 Cafés und Bars, fast 200 Shishabars sowie Wettbüros, Spielstätten, Barbershops und Juweliere. Beschlagnahmt wurden nahezu 35.000 Euro aus Drogengeschäften, etwa 970 Verkaufseinheiten Betäubungsmittel, mehr als 30.000 unversteuerte Zigaretten, rund 550 Kilo unversteuerter Wasserpfeifentabak, 104 Waffen sowie 123 Autos und 2 Motorräder.[39]

Literatur

Dokumentationen

  • Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: Die Macht der Clans. Spiegel TV, Deutschland, 2020.[41]

Filme und Serien

Einzelnachweise

  1. Schweden: Nationaler Handlungsplan gegen das Verbrechen. In: de.euronews.com. 11. November 2019, abgerufen am 29. September 2020.
  2. tagesschau.de: Reportage: Auf den Spuren der Familienclans. Abgerufen am 16. August 2020: „Arabischstämmige Clans beherrschen in einigen deutschen Großstädten Straßenzüge und vor allem das Rotlichtmilieu.“
  3. Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Problem Clan-Kriminalität: Bandenkriege in Schweden eskalieren. Abgerufen am 10. September 2020.
  4. Ingrid Meissl Årebo Stockholm: Kriminelle Banden terrorisieren und kontrollieren Göteborg. Abgerufen am 10. September 2020.
  5. Polischefen: ”40 släktbaserade kriminella nätverk i Sverige”. Abgerufen am 10. September 2020 (schwedisch).
  6. a b c Clans in den Straßen von Berlin. In: Deutschlandfunk. 18. September 2018, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  7. a b Drogen, Prostitution, Schutzgeld - Die Welt der Clans. In: Berliner Morgenpost. 12. November 2017, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  8. Meldung: NRW führt die meisten Clan-Verfahren. In: n-tv.de. 24. September 2019, abgerufen am 25. September 2019.
  9. Katrin Elger, Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: Kriminelle Clans und ihre Frauen: „Eure Tochter gehört uns“. In: Der Spiegel. 1. Oktober 2020, abgerufen am 5. Oktober 2020 (hinter einer Paywall).
  10. a b Neue Zielgruppe: Die Ameisentaktik der Clans bereitet Ermittlern Sorgen, WeltN24, 12. September 2019.
  11. Drei Familienclans kontrollieren Marxloh. In: Rheinische Post. 30. September 2015, abgerufen am 23. Oktober 2018.
  12. Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen: Organisierte Kriminalität: Lagebild NRW 2016 (PDF; 1,03 MB)
  13. a b Polizei beobachtet 50 Clans in NRW. In: Rheinische Post. 15. November 2018, abgerufen am 15. November 2018.
  14. WELT: Deutschland: Clans unterwandern zunehmend Jobcenter und Ämter. 8. Oktober 2019 (welt.de [abgerufen am 18. Oktober 2019]).
  15. FOCUS Online: Experte für Organisierte Kriminalität: Clans und Mafia unterwandern deutsche Behörden. In: focus.de. 8. Oktober 2019, abgerufen am 18. Oktober 2019.
  16. Die Macht der Clans in NRW. In: Rheinische Post. 15. November 2018, abgerufen am 15. November 2018.
  17. Clans funktionieren Shisha-Bars um. In: Westfälische Nachrichten. 15. November 2018, abgerufen am 15. November 2018.
  18. Reuls Kampfansage gegen kriminelle Clans. In: Bild. 15. Januar 2019, abgerufen am 25. Januar 2019.
  19. Nebulöse Bedrohung. In: Die Zeit. 13. August 2018, abgerufen am 25. Januar 2019.
  20. 39 Verfahren gegen türkische und arabische Clans in Deutschland. 5. August 2018, abgerufen am 13. Januar 2019.
  21. Arabische und türkische Clans in Großstädten: „Mein einziges Gesetz sind meine Eltern“. 3. August 2018, abgerufen am 13. Januar 2019.
  22. Großfamilie R. – die Berliner Blutsbande. In: Der Tagesspiegel. 15. August 2018, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  23. Meldung: Wer regiert wo: Die berüchtigtsten Clans in Deutschland. In: Bild.de. 12. September 2018, abgerufen am 28. Juli 2020.
  24. Meldung: Clan ist in NRW berüchtigt – und in Schweden gefürchtet: „Sie sind sehr gewalttätig“.In: DerWesten.de. 26. Mai 2019, abgerufen am 28. Juli 2020.
  25. Jan Oppel: So investieren Familienclans in Bremen ihr Geld. In: Radio Bremen. 2. August 2018, abgerufen am 1. Mai 2020.
  26. a b Das sind die Familienclans, die in Deutschlands Städten herrschen. In: Focus. 16. Dezember 2015, abgerufen am 23. Oktober 2018.
  27. Kriminelle Großfamilien: Wo in Deutschland die Clans das Sagen haben. In: Stern. 11. Juli 2019, abgerufen am 26. Juli 2019.
  28. https://www.wz.de/nrw/clan-kriminalitaet-in-nrw-mehr-als-14000-delikte-in-zwei-jahren_aid-35995895 Viel mehr als gedacht: LKA beobachtet rund 100 Clans in NRW WZ vom 30. Januar 2019, abgerufen am 4. Februar 2019
  29. Malte Arnsperger: Innerhalb von drei Jahren: Kriminelle Clans für mehr als 14.000 Straftaten in NRW verantwortlich. In: Focus. 30. Januar 2019, abgerufen am 28. Juli 2020.
  30. Clan-Kriminalität in NRW: Innenminister Reul präsentiert Lagebild – diese Ruhrgebietsstadt ist Clan-Hochburg derwesten.de vom 15. Mai 2019, abgerufen am 16. Mai 2019
  31. Tod eines SEK-Beamten - Kollegen leiden noch immer. In: Berliner Morgenpost. 20. April 2013, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  32. Polizisten-Mörder kassiert Geld vom Staat. In: Bild. 20. September 2018, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  33. Peinliche Polizei-Panne nach Münz-Coup im Bode-Museum. In: BZ. 14. November 2017, abgerufen am 19. Oktober 2018.
  34. Remmo-Clan verantwortlich für Geldtransporter-Überfall? In: Bild. 29. Januar 2019, abgerufen am 29. Januar 2019.
  35. Das verdächtige Treiben der Berliner Clan-Söhne. In: Der Tagesspiegel. 17. Mai 2019, abgerufen am 18. Mai 2019.
  36. Meldung: Ermittlungen gegen Großfamilien: Kampf gegen kriminelle Clan-Szene. In: tagesschau.de 30. Januar 2019, abgerufen am 25. Mai 2020.
  37. Alexander Fröhlich: Berlins Kampf gegen die organisierte Kriminalität: Kinder aus den Clans in Obhut nehmen. In: Der Tagesspiegel. 17. September 2018, abgerufen am 25. Mai 2020.
  38. Hannes Heine: Großfamilie in Berlin-Neukölln: Ermittler beschlagnahmen 77 Immobilien von arabischem Clan. In: Der Tagesspiegel. 20. Juli 2018, abgerufen am 25. Mai 2020.
  39. Meldung: Jahresbericht: Knapp 400 Polizeieinsätze in Berlin gegen Clankriminalität. In: Der Spiegel: Panorama. 25. Mai 2020, abgerufen am 25. Mai 2020.
  40. Hilka Sinning: Geschlossene Gesellschaft: Thomas Heise und Claas Meyer-Heuer über „Die Macht der Clans“. In: ttt – titel, thesen, temperamente. 27. September 2020, abgerufen am 11. Oktober 2020 (mit Video: 6:08 Minuten; verfügbar bis 27. September 2021).
  41. Video von Thomas Heise, Claas Meyer-Heuer: Die Macht der Clans. In: Spiegel TV. 6. Oktober 2020, abgerufen am 11. Oktober 2020 (44:45 Minuten).
  42. Programmhinweis: Die Macht der Clans: Die Dokumentation zum Spielfilm „Gegen die Angst“. In: ZDF.de. 25. März 2019, abgerufen am 11. Oktober 2020.