„C. Bechstein“ – Versionsunterschied

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=== Nach dem Zweiten Weltkrieg ===
=== Nach dem Zweiten Weltkrieg ===


Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma Bechstein von der amerikanischen Administration wegen der engen Kontakte zum Naziregime beschlagnahmt. Helene Bechstein, geb. Capito, Schwiegertochter des Gründers und Mitinhaberin des Unternehmens, war eine Verehrerin Adolf Hitlers. „Ich wollte, er wäre mein Sohn“, wurde sie von dem Hitler-Biografen [[Konrad Heiden]] zitiert. Die Beschlagnahme wurde 1951 von der amerikanischen Treuhändergesellschaft wieder aufgehoben. Die Absatzzahlen blieben in der Zeit zwar bescheiden, gleichwohl konnte das Unternehmen sein 100-jähriges Bestehen im Jahr 1953 glanzvoll begehen. Im Jahre [[1959]] wurde eine weitere Fabrik in [[Karlsruhe]] gegründet, die Zahl der jährlich dort wie in Berlin gebauten Instrumente belief sich in den 1960ern auf 1000 Stück. Ein weiterer Standort wurde in [[Eschelbronn]] etabliert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma Bechstein von der amerikanischen Administration beschlagnahmt, die Produktion der stark zerstörten Firma war eingestellt. In dieser Zeit eroberten amerikanische Produkte Europa - so auch die Konzertsäle. Erst 1951 wurde die Bechstein Produktion wieder aufgenommen. Die Absatzzahlen blieben in der Zeit zwar bescheiden, gleichwohl konnte das Unternehmen sein 100-jähriges Bestehen im Jahr 1953 glanzvoll begehen. Im Jahre 1959 wurde eine weitere Fabrik in Karlsruhe gegründet, die Zahl der jährlich dort wie in Berlin gebauten Instrumente belief sich in den 1960ern auf 1000 Stück. Ein weiterer Standort wurde in Eschelbronn etabliert.


1973 wurde die Firma Bechstein in eine [[Gesellschaft mit beschränkter Haftung]] umgewandelt. Dass ihre Leitung amerikanischen Geschäftsführern unterstand, war zugleich die Chance des Unternehmens, neue Märkte in den [[USA]] zu erschließen.
1973 wurde die Firma Bechstein in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Da ihre Leitung amerikanischen Geschäftsführern unterstand, die das Unternehmen eher verwalteten, denn unternehmerisch führten, litten wertvolle Kontakte zu Künstlern unter dieser Konstellation.


=== In der Gegenwart ===
=== In der Gegenwart ===

Version vom 21. August 2007, 11:37 Uhr

C. Bechstein Pianofortefabrik Aktiengesellschaft

Datei:Bechstein logo.jpg
RechtsformAktiengesellschaft
Gründung1853
SitzDeutschland
LeitungKarl Schulze, Vorstandsvorsitzender
Mitarbeiterzahlüber 280
Websitewww.bechstein.com, www.bechstein-centren.de.de

Die C. Bechstein Pianofortefabrik AG Berlin ist ein deutscher, weltweit tätiger Hersteller und Händler von Klavieren und Flügeln. Die Klavierfabrik wurde von Carl Bechstein im Jahr 1853 in Berlin gegründet. Seit 1992 werden C. Bechstein Instrumente in Seifhennersdorf, Sachsen, produziert. Weitere Marken werden in europäischen Tochterunternehmen sowie durch internationale Kooperationen hergestellt. Die deutsche Aktiengesellschaft veröffentlicht ihre Unternehmenskennzahlen im jährlichen Geschäftsbericht, der für jedermann zugänglich ist.

C.BECHSTEIN Schriftzug

Geschichte

Die Anfänge

Carl Bechstein

Die Pianofortefabrik begann Carl Bechstein als Ein-Mann-Betrieb. Bis zum Jahr 1859 lieferte Bechstein 176 Instrumente aus. Sein erster, für den Pianisten Hans Guido von Bülow 1856 gebauter Konzertflügel trägt zwar die Produktionsnummer 100, diese Nummer kann aber angesichts der Produktionszahlen nicht richtig sein und hatte wohl nur kosmetischen Charakter. Die für die damalige Zeit ungewöhnliche Stabilität der verwendeten Materialien und die hohe Belastbarkeit der Instrumente ließ den Namen Bechstein rasch bekannt werden. Ab 1861 expandierte Bechstein sein Unternehmen. Ende der 1860er Jahre begann er mit dem Export seiner Instrumente u.a. nach England und nach Russland. Ab 1870 betrugen die jährlichen Stückzahlen von Instrumenten 500. 1882 wurde eine zweite Fabrik innerhalb Berlins gegründet, 1885 eine Dependance in London, 1897 schließlich eine dritte Fabrik in Berlin.

In London wurde der Bau eines eigenen Konzertgebäudes, der Bechstein Hall begonnen, der 1901 vollendet wurde. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs und der folgenden Enteignung und Schliessung wurde diese 1917 in Wigmore Hall umbenannt und wieder für den Konzertbetrieb geöffnet.

Weitere Konzertgebäude errichtete Bechstein in Paris und Sankt Petersburg.

Nach dem Tod des Firmengründers

Neo Bechstein Flügel im technischen Museum Wien

Nach dem Tod Carl Bechsteins im Jahr 1900 übernahmen seine Söhne Edwin (* 1859), Carl jun. (* 1860) und Johannes (* 1863) das Unternehmen. Edwin übernahm die Leitung des Instrumentenbaus, Carl die Geschäftsleitung. Johannes starb bereits 1906. Der Betrieb hatte im Jahr 1903 800 Beschäftigte und stellte jährlich 4500 Instrumente her. Im gleichen Jahr wurde eine weitere Niederlassung in Paris gegründet. 1906 wurde das Unternehmen zu einer offenen Handelsgesellschaft.

1916, während des Ersten Weltkriegs, kam das Aus für die Bechsteinschen Auslandsfilialen. Die Englische Regierung hatte die Zwangsliquidation aller deutschen Dependancen angeordnet; auch in Frankreich wurde Bechstein enteignet.

1923 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Diese Gelegenheit nutzten Edwin und seine Frau Helene Bechstein, sich wieder in das Unternehmen einzukaufen (Edwin war 1916 nach einem Streit mit seinem Bruder ausgeschieden und hatte sich auszahlen lassen). Helenes Aktivitäten waren dem Unternehmen indessen nicht zuträglich. Wegen ihrer unverhohlen antisemitischen Einstellung vergrätzte sie einige wichtige Kunden. Sie gehörte dem Kreis an, die den damals nur regional Aufsehen erregenden Adolf Hitler mit Geldmitteln unterstützte. Im Jahr der beginnenden Wirtschaftskrise1929 ging es der Firma Bechstein wie vielen anderen Unternehmen nur leidlich. Immerhin wurde für die Weltausstellung in Barcelona ein vergoldeter Bechstein-Flügel zur Verfügung gestellt. Man konstruierte den ersten elektro-akustischen Flügel (Neo-Bechstein), der die Hausmusik beflügeln sollte. Trotzdem verminderte sich die Produktion von Instrumenten in den Jahren 1935 bis 1940 auf 3.900 Stück pro Jahr. Während des Zweiten Weltkriegs wurde innerhalb des Unternehmens eine Abteilung für Propellerbau eingerichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma Bechstein von der amerikanischen Administration beschlagnahmt, die Produktion der stark zerstörten Firma war eingestellt. In dieser Zeit eroberten amerikanische Produkte Europa - so auch die Konzertsäle. Erst 1951 wurde die Bechstein Produktion wieder aufgenommen. Die Absatzzahlen blieben in der Zeit zwar bescheiden, gleichwohl konnte das Unternehmen sein 100-jähriges Bestehen im Jahr 1953 glanzvoll begehen. Im Jahre 1959 wurde eine weitere Fabrik in Karlsruhe gegründet, die Zahl der jährlich dort wie in Berlin gebauten Instrumente belief sich in den 1960ern auf 1000 Stück. Ein weiterer Standort wurde in Eschelbronn etabliert.

1973 wurde die Firma Bechstein in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Da ihre Leitung amerikanischen Geschäftsführern unterstand, die das Unternehmen eher verwalteten, denn unternehmerisch führten, litten wertvolle Kontakte zu Künstlern unter dieser Konstellation.

In der Gegenwart

1986 kaufte der deutsche Unternehmer und Klavierbaumeister Karl Schulze dem amerikanischen Eigner die Traditionsmarke ab und konzentrierte die Fertigungsstätten in Berlin-Kreuzberg. Die Fertigung in Karlsruhe und Eschelbronn wurde eingestellt. 1990 wurden die Marken Euterpe und W. Hoffmann in die Bechstein-Gruppe integriert, 1992 wurde mit der Übernahme der Sächsischen Pianofortefabrik in Seifhennersdorf in Sachsen die dort bisher produzierte Marke Zimmermann übernommen. Mit einem Investment von über 15 Mio. Euro wird diese Fertigungsstätte zum Hauptproduktionsstandort für C. Bechstein und zu einer der modernsten Flügel- und Klaviermanufakturen weltweit.

1996 wurde das Unternehmen wieder in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und 1997 im Freiverkehr börsennotiert. Die starke internationale Ausrichtung und das Ziel der Erschließung der asiatischen und amerikanischen Märkte führte zur strategischen Partnerschaft mit dem koreanischen Musikinstrumentenhersteller Samick.

Das Unternehmen blickt in einem schrumpfenden Markt gegen den Branchentrend seit Jahren auf ein solides, kontinuierliches Wachstum, in Deutschland bilden acht Bechstein Centren starke Knotenpunkte für Vertrieb und Konzert-Kultur. Im Mai 2007 eröffnete in Kiew wieder das erste Bechstein Center in Osteuropa, in New York geht am 20. September ein eigenes Bechstein Center mit eigenen Marktaktivitäten in den USA und Kanada an den Start.

Produktionsstätten und Marken

In Seifhennersdorf, Deutschland, werden die Marken C. BECHSTEIN, BECHSTEIN ACADEMY und ZIMMERMANN hergestellt.

Seit 2007 verfügt das Unternehmen auch über einen Europäischen Produktionsstandort in Hradec Kralove, Tschechien, für die Marke W. Hoffmann, sowie über eine Beteiligung an einer Produktion in Shanghai, wo preiswerte Instrumente für den chinesischen Markt sowie ein neues Modell der Marke Euterpe hergestellt werden. Die Standardklasse „Euterpe“ wird ansonsten in Indonesien für Bechstein hergestellt. Die Einsteigerklasse „Wilh. Steinmann“, selected by Bechstein, kommt aus chinesischer Produktion.

Sponsoring

Unter der Schirmherrschaft des Pianisten Vladimir Ashkenazy fand im März 2006 der erste „1. Internationale Carl Bechstein Klavierwettbewerb – Ruhr“ an der Folkwang-Hochschule in Essen statt. Die Preisträger erhielten neben Geldpreisen auch Konzertengagements.

Literatur

  • Hagen W. Lippe-Weißenfeld: Das Klavier als Mittel politischer Distinktion im Zusammenhang mit der Entwicklung des Klavierbaus in London und Berlin an den Beispielen Broadwood und Bechstein. Dissertation, FU Berlin 2006 (Volltext)
  • P. Donhauser: Elektrische Klangmaschinen. Die Pionierzeit in Deutschland und Österreich. Böhlau, Wien 2007 (zum „Neo-Bechstein“)